[marry-b]

habt doch den logan lieb!

Teil 37

Colin ließ sich von der Schwester einen dieser grünen Mantel geben, zog ihn ungedulig über, und ging dann in Stephs Zimmer. Schlicht gesagt, sie sah schrecklich aus. Blass, das weiße Pflaster, dass eine ihrer Platzwunden bedeckte, ging auch seitlich auf die Stirn. Sie hatte einen dieser Stehkragen, dieser Stützen an. Und trotzdem fand Colin, dass sie aussah wie ein Engel. Und das, obwohl man erkannte, dass an beiden Stellen, wo die Wunden waren, ihre langen Locken abgeschnitten worden waren. "Oh oh, das wird dir gar nicht gefallen.", flüsterte er. Das musste er eigentlich nicht, die Narkose hielt noch an, und trotzdem wollte er sie auf keinen Fall stören. Er zog einen Stuhl ans Bett heran, setzte sich, und nahm vorsichtig eine ihrer Hände in seine. Sanft strich er darüber. "Du hast mir- uns... einen ganz schönen Schrecken eingejagt. Ich dachte, ich sterbe, als ich den Wagen von der Straße abkommen sah. Freudlos lachte er auf. "Siehst du, hättest du doch lieber mich mit Finn fahren lassen. Dann wäre das alles nicht passiert.", murmelte er dann traurig, ließ ihre Hand wieder los und sah sie an. "Dass auch immer erst so etwas passieren muss, bis man merkt...", meinte er nachdenklich und sah die Bettdecke an. "Bhis... man wa- hs m....erkt?", ließ ihn die brüchige, schwache Stimme Stephanies aufschrecken, und er sah, wie sie ganz langsam die Augen etwas öffnete. Schnell sprang er auf und sah sie mit großen Augen an. "Ich muss gehen.", meinte er dann schnell und flüchtete geradezu aus dem Zimmer. Wäre Stephanie gerade nicht, nachdem sie einen Autounfall gehabt hatte und operiert wurde, aufgewacht, hätte sie sich sehr über sein Verhalten gewundert. Aber jetzt, wo die Türe schon wieder einige Sekunden zu war, wusste sie schon nicht mehr, ob es nicht ein Traum gewesen war und schloss erschöpft wieder ihre Augen.

Seit 10 Minuten etwa saß er auf dieser Bank, mitten in der Nacht, alleine. Und die ganze Zeit schwirrten Gedanken in seinem Kopf herum, so schnell, dass er ihm schon weh tat. Rorys starrer Blick, abgewechselt mit der Vorstellung, wie Steph und Finn gerade aussahen. Er schluckte hart und blinzelte, um die wässrige Schicht auf seinen Augen daran zu hindern, aus seinen Augenwinkeln zu entwischen. So vertieft war er in seine trüben Gedanken, dass er nicht bemerkte, wie sich jemand neben ihn stellte.

Als Rory bemerkt hatte, dass der Gang auch zu einem Aufzug führte, war sie runtergefahren und aus dem Gebäude getreten. Suchend schaute sie sich um und bemerkte eine gebeugte Gestalt auf einer Bank sitzen. Ein trauriges Lächeln erschien auf ihrem Gesicht, als sie auf ihn zuging. Als sie aber wieder an das von ihm gesagte dachte, verschwand es wieder. Neben ihm blieb sie stehen.

Als er neben ihm ein Geräusch hörte, sah er auf und sah Rory auf das scheinbar sehr interessante Gebüsch starren. Langsam und wortlos rutschte er zur Seite, um ihr Platz zu machen, und hoffte, dass sie sich hinsitzen würde. Er atmete leise erleichtert auf, als sie es tat. Er hatte ein schrecklich schlechtes Gewissen, und das sollte er auch haben, das war ihm klar. Aber in diesem Moment vorhin... er hatte nicht anders können. Die Vorstellung, was mit seinen Freunden war...
"Es tut mir leid. Ich hätte nicht so ausrasten sollen.", meinte er leise. Rory sagte nichts. Logan massierte seine Stirn. Langsam fing er dann wieder an zu reden. "Ich... wenn was schlimmes ist... ich kenn sie schon so lange, seit 16 Jahren, wir haben uns gegenseitig aufgebaut, wenn in unseren Familien mal wieder was beschissen lief... was nicht gerade selten war.", meinte er und lachte freudlos auf. "Wenn sie... oder so... ich glaube nicht dass-" Rory musste jetzt sofort was sagen, ihn von seiner Sorge befreien. Sie hatte ihn schon in dem Moment relativ gut verstanden, das änderte zwar nichts daran, dass es weh tat, aber Logan in diesen Gedanken zu lassen, war nicht die verdiente Rache. Wenn überhaupt von Rache die Rede sein sollte... "Es geht ihnen gut. Ein paar gebrochene Rippen, Beine und Schlüsselbeine, ein paar Prellungen und Kopfverletzungen. Nichts lebensgefährliches.", meinte sie leise. Sie hörte fast den Felsen, der Logan vom Herzen fiel. Erleichtert atmete er. "Gott sei dank.", meinte er ganz leise und strich sich über die Augen. "Jepp", meinte Rory und schaute nach oben zu den paar Sternen, die zu sehen waren. Logan sah sie unbehaglich an. "Rory...", fing er langsam an, und Rory schaute ihn kurz an, um sich dann wieder den Sternen zuzuwenden. "Ich... es..." "Schon gut.", meinte sie schnell und stand auf. Logan glaubte ihr nicht, dass alles gut war. Wenn sie ihm die Chance gegeben hätte, ihn in ihre Augen blicken zu lassen, er war sich sicher, dass er Verletztheit gefunden hätte. Und es tat ihm doch wirklich leid! Deswegen wollte erneut etwas sagen, aber Rory würgte ihn gleich ab. "Du kannst sie besuchen,wenn du willst, Finn zum Beispiel, sie schlafen zwar beide noch... Colin ist gerade bei Steph.", meinte sie und ging auf den Eingang zu, sie machte sich nicht die Mühe, nach hinten zu schauen, weil sie sich sicher war, dass Logan kommen würde, sobald das Gesagte zu ihm durchgedrungen war. Seufzend tat er es auch, und ging hinter ihr her zurück nach oben. Ein trauriges Lächeln erschien auf seinem Gesicht, als er sie anschaute. Es kam ihm wie vor Jahren vor, als die beiden essen waren, in Wirklichkeit war es erst 5, 6 Stunden her. Er schaute an sich herunter, seine Jeans, sein schwarzes Jackett. So lange schien es ihm her, als er das aus dem Schrank geholt hatte. Und so viel war seit dem passiert. Vor 6 Stunden waren sie noch lachend und essend in einem Restaurant, diskutierend, man konnte den Funken beim fliegen zusehen. Und jetzt? Jetzt stand Rory mit dem Rücken zu ihm im Aufzug, es herrschte Stille. Nicht diese berühmte, behagliche Stille.

Uuuuuuuuuuuuuund?