05.07.2004, 00:38
okay, auf ein neues! Und wie immer bin ich ganz heià auf Kommentare
Sie öffnete die Augen. Das Licht blendete sie jedoch so stark, dass sie die Augen schnell wieder schloss. Langsam versuchte sie ihre Augen an das Licht zu gewöhnen und sie wieder zu öffnen. Wo war sie? Alles um sie herum war weiÃ. Und alles tat ihr weh. Vorsichtig sah sie sich um, aber die Bewegung des Kopfes löste einen höllischen Schmerz aus, der sie leise aufstöhnen lieÃ. Sie schloà die Augen erneut. Gut, tot war sie nicht, dafür tat es zu weh. AuÃerdem hatte sie sich den Himmel anders vorgestellt. Knallbunt, nicht weiÃ-gekachelt! Langsam öffnete sie ihre Augen ein drittes Mal. In diesem Augenblick kam der Albtraum einer Oberschwester herein.
"Guten Morgen!" dröhnte sie mit der Stimme eines Feldwebels. "N´Morgen!" stöhne sie leise. "Na wunderbar, wir sind aufgewacht. Noch mehr Schönheitsschlaf hätte Ihnen auch gar nicht gut getan. Die Pfleger sind schon kurz davor gewesen sich zu prügeln, wer Ihr Bett neu beziehen darf. Wie geht´s uns denn heute?" sagte die nüchterne Feldwebelstimme. "Wie es Ihnen geht, weià ich nicht, aber mir brummt der Schädel, als ob ich eine Woche durchgesoffen hätte! Wo bin ich hier?" "Sie sind im New York Hospital. Sie haben eine Gehirnerschütterung und ein paar Prellungen. Nichts weltbewegendes, tut nur ein wenig weh. Allerdings haben wir Sie eine geschlagene Woche nicht wachbekommen. Sie haben geschlafen wie Dornröschen!" "Ein wenig?" dachte sie, während sie sich fragte, wo man diese Trompetenstimme leiser stellen konnte. "Sie wollen sicher duschen und sich ein paar frische Sachen anziehen. Allerdings würde ich Ihnen davon noch abraten. Mit der Gehirnerschütterung sollten sie noch ca. 1 Woche liegen bleiben und Ruhe haben." "Ruhe klingt toll." dachte sie und wollte das schon laut aussprechen, als Oberfeldwebel Krankenschwester weitersprach: "Wenn Sie uns Ihren Namen und Ihre Adresse nennen, dann könnten wir unsere Unterlagen vervollständigen. Und wenn Sie uns sagen wen wir benachrichtigen sollen, dann haben Sie, bis Sie aufstehen dürfen, auch sicher Ihre eigenen Sachen hier." "Mein Name ist... mein Name... ich... weià es nicht!" Panik befiel sie. Warum fiel ihr ihr verdammter Name nicht ein? Wer war sie? Sie versuchte sich an irgendetwas zu erinnern. Nichts. Alles war wie ein groÃer grauer Nebel. Wie wenn man in einer Klassenarbeit sitz und genau weiÃ, auf welcher Seite des Buches die Lösung steht und welches Bild in der Nähe abgebildet ist und das Buch nur 10 cm vor einem auf dem Pult des Lehrers liegt, aber die Antwort fällt einem trotzdem nicht ein. Die Angst die sie bei dieser Erkenntnis überfiel lieà sie die Augen weit aufreissen. Ohne das sie es bemerkte füllten sich ihre Augen vor lauter Panik mit Tränen. Sie fühlte sich auf einmal total verloren. Der Feldwebel hatte sie beobachtet. Jetzt sagte sie ungewohnt sanft: "Das kommt von der Gehirnerschütterung. Wenn sie abgeklungen ist, werden sie sich schon wieder erinnern! Bleiben sie nur noch ein paar Tage ruhig liegen." Dann ging die Schwester hinaus und lieà sie mit ihren Gedanken allein.
"Okay, keine Panik. In ein paar Tagen weiÃt du wieder, wer du bist. Keine Panik." versuchte sie sich selbst zu beruhigen. "KEINE PANIK?? Was denke ich denn da? :heul: :ohmy: Ich weià nicht mehr, wer ich bin! Wenn ich jetzt nicht in Panik ausbrechen darf, wann denn dann?!?!" In diesem Augenblick klopfte es leise an der Tür. Ein blonder Haarschopf schob sich durch die Tür. Dem Haarschopf folgte ein etwa 35-jähriger, gut gebauter Mann, der verlegen grinste. In der Hand hielt er einen Strauà mit leuchtenden Frühlingsblumen. "Hi! Na, wieder aufgewacht?" "Wer sind Sie?" "Oh, Entschuldigung. Mein Name ist Jeremya King. Ich hab sie aus dem Wasser gefischt!" "Wasser?" Sie sah ihn verwirrt an. "Ãhm... danke! Und falls Sie nochmal an dem Wasser vorbei gehen. Springen Sie doch noch mal rein und holen Sie mein Gedächnis raus!" Schwach lächelte sie ihn an. Er sah sie bestürzt an. "Sie können sich nicht erinnern? An nichts?" "Naja, so würde ich es nicht ausdrücken. Ich kann mich erinnern, dass ich mir den Himmel nicht weiÃ, sondern knallbunt vorgestellt habe. Also bin ich vermutlich nicht im Himmel. Aber ansonsten: nein, an nichts!" "Oh, das tut mir leid! Kann ich etwas für Sie tun?" "Nunja, Sie haben mir das Leben gerettet, so wie es sich anhört. Ich denke, dass reicht für den Anfang. Und sobald ich wieder mehr bewegen kann als meine Augen ohne vor Schmerzen zu schreien, würde ich mich sehr gerne bei Ihnen bedanken. Falls ich mich wieder erinnere wo ich wohne, würde ich sie dann gern zum Essen einladen, oder so." "Das war doch selbstverständlich! Und ich kann wirklich nichts für Sie tun?" "Nein, danke! Oder, warten Sie mal! Könnten sie mir einen Spiegel geben?" "Einen Spiegel?" "Ja. Ich erinnere mich an nichts. Nicht mal an mein Gesicht!" Er nickte und blickte sich um. In der Ecke des Raumes war ein Waschbecken, über dem ein Spiegel angebracht war. Er füllte einen der gläsernen Zahnputzbecher mit Wasser, stellte die Blumen auf ihrem Nachtschrank ab und hob den Spiegel kurzerhand von der Wand um ihn ihr vor´s Gesicht zu halten.
Aus dem Spiegel sahen sie blaue Augen in einem leicht gebräunten Gesicht entgegen, das von dunkelbraunen, leicht gewellten Haaren umrahmt war. Das fremdes Gesicht. Genauso fremd, wie alles andere auch in diesem Zimmer. Fremd. Genau das, war das Schlüsselwort hier: fremd! "Danke!" sagte sie leise und sah ihm hinterher, wie er in die andere Ecke des Raumes ging und den Spiegel wieder an die Wand hing. Dann sah sie aus dem Fenster. New York. Wolkenkratzer. Sie wuÃte, wo New York war. Aber sie wuÃte nicht, wo sie war. Genauer gesagt: WER sie war. Ein paar Minuten schaute sie verloren aus dem Fenstern. Dann wurde sie sich wieder bewuÃt, dass Jeremya immer noch da stand und sie ansah. "Ich will Sie nicht stören." Sie lächelte. "Sie stören nicht! Und da ich nicht weiÃ, wer ich bin und somit keiner weiÃ, dass ich hier bin, erwarte ich auch keine anderen Besucher." Er lächelte zurück. "Erzählen Sie mir, wo sie mich aus dem Wasser gefischt haben." "Am Hafen. Ich bin dort spazieren gegangen. Das tue ich oft Samstags morgens um mir den Sonnenaufgang anzusehen. Ein bisschen Natur im GroÃstadt-Lärm. Und da sah ich Sie im Wasser treiben. Erst dachte ich, sie wären schon tot, aber sie waren nur bewuÃtlos." "Welchen Tag haben wir heute?" "Wieder Samstag." "Wow, da hab ich ja lange geschlafen. Hatte ich gar nichts bei mir? Kein Protemonaie? Keine Handtasche? Einen Ausweis irgendwo?" "Nein, wenn Sie eine Handtasche hatten, dann liegt sie jetzt auf dem Grund des Meeres... oder hat sich dank der Stömung auf eine lange Reise Richtung China gemacht." Sie unterhielten sich noch ein Weilchen, Jeremya erzählte von seiner Arbeit, seiner Familie und seinen Hobbys. Dann musste er gehen, versprach jedoch am nächsten Samstag wieder vorbei zu kommen. Sie hob zum Abschied vorsichtig eine Hand und sagte: "Laut der Schwester müsste ich bis dahin wieder wissen, wer ich bin. Dann erzähle ich von mir!" Als er weg war, hatte sie wieder Zeit ihren Gedanken nachzuhängen. Sie starrte auf das Fleckchen Himmel, dass sie aus ihrem Krankenhausfenster sehen konnte. Der erste Anflug von Panik war verschwunden. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als zu warten, bis ihr Gedächnis wieder kam.
Aber es kam nicht. Nicht in der nächsten Woche und auch nicht in der Woche danach. Dann wurde sie aus dem Krankenhaus entlassen und wurde in ein Reha-Zentrum für Amnesie überwiesen. Auch hier, umgeben von lauter fremden Gesichtern, inclusive des fremden Gesichtes im Spiegel, kam ihr Gedächnis nicht wieder. Nicht in der ersten Wochen, nicht in der zweiten Woche und auch nicht in der dritten Woche. Inzwischen nannten sie alle Jane Doe, ein üblicher Name für Leute, die nicht wissen, wer sie waren. Aber für sie fühlte er sich so fremd an, wie ein Kochtopf als Hut. Am Ende der dritten Woche kam Jeremya sie wie jeden Samstag besuchen. "Und, wie geht´s dir heute, Jane?" "Nenn mich bitte nicht so, ich hasse diesen Namen!" "Okay, entschuldige, hab ich vergessen. Was sagen die Ãrzte?" "Herzlichen Glückwunsch, Sie sind kerngesund. Ach ja, bis auf die unbedeutende Tatsache, dass Sie sich an nichts erinnern können." "Das ist nicht gut. Ich hab mal irgendwo gelesen, dass Amnesie-Patienten sich wieder erinnern konnten, als sie etwas Vertrautes sahen." "Okay, tolle Idee! Sobald ich mich erinnere wer ich bin oder wo ich wohne, fahren wir hin, damit ich was Vertrautes sehe und mich erinnern kann!" grummelte sie sarkastisch vor sich hin. "Haha! Ich meine: HIER findest du sicher nichts Vertrautes. Und New York hast du in den letzten Wochen auch schon durchstreift, wenn da etwas Bekanntes gewesen wäre, auf dass du hättest reagieren können, dann hättest du das getan. Ich bin mit dem Auto hier. Ich dachte wir fahren mal durch die umliegenden Orte!" Sie zuckte mit den Schultern. "Warum nicht. Es kann ja nicht schaden." Er grinste sie an und sie fuhren zusammen los. Sie durchstreiften mehrere Vororte und kleine Städte in der Nähe, aber nichts kam ihr bekannt vor. Als er sie Abends zurückbrachte, sah er sie aufmunternd an. "Man kann ja nicht beim ersten Mal Erfolg haben. Wir können es doch nächsten Samstag noch mal probieren." Entmutigt zuckte sie die Schultern. "Meinetwegen." So fuhren sie auch nächsten und übernächsten Samstag durch die Gegend und fanden nichts.
Auch die Woche danach machten sie sich gerade auf den Rückweg und sie starrte traurig aus dem Seitenfenster des Autos, als sie etwas sah. Es war keine Erinnerung. Mehr als ob der Nebel sich kurz lichtete und sie ganz verschwommen etwas erkennen konnte. Wie eine Erinnerung an einen weit entfernten und sehr undeutlichen Traum. Ganz aufgeregt legte sie eine Hand auf seinen Arm und rief: "Da! Fahr da lang!" Er sah sie an, sagte aber nichts und gehorchte. "Und jetzt da!" Langsam aber sicher, erinnerte sie sich an irgendetwas, aber sie hätte nicht sagen können an was. Am Ende kamen sie in einem kleinen Kaff an. "Stars Hollow. Noch nie gehört." sagte sie enttäuscht. "Und trotzdem wolltest du unbedingt hier her? Hörzu, es ist spät und..." "Nein, warte, nur noch ein wenig weiter. Bitte! Oder noch besser: halt mal an. Könntest du hier auf mich warten? Ich möchte hier allein lang gehen." "Meinetwegen." sagte er und fuhr hinter dem Ortsschild an den Rand. Er langte auf den Rücksitz und holte eine Zeitung hervor. "Ich warte hier auf dich." "Danke!"
Sie schlenderte die HauptstraÃe entlang, bis sie bald ins Innere des kleinen Städtchens kam. Vertraut kam ihr hier nichts vor, geschweige denn, dass sie sich wie in einem Geistesblitz an alles erinnerte. Langsam ging sie alle StraÃen ab, bis sie auf einmal stutze. Da kam ihr doch etwas bekannt vor? Kaffedurft drank aus einem Diner mit einem Schild davor, auf dem "Luke´s Diner" stand. "Kaffee, das wäre jetzt genau das Richtige!" dachte sie und betrat den Laden. Ein ca 1,90 m groÃer Mann mit dunklen Haare, Flanellhemd und Basecap stand hinter dem Tresen. Noch ein fremdes Gesicht, genau wie ihr eigenes. Oder? Irgendein Gefühl sagte ihr, dass es da ein "oder" gab. "Wir haben schon zu!" sagte er ohne aufzusehen. "Entschuldigen Sie, ich wollte nur schnell einen Kaffee. Bitte!" Der Mann sah hoch und sah sie an, als wäre sie verrückt geworden. Er kam hinter dem Tresen hervor. "Lorelei? Wo warst du so lange? Du wolltest doch nur für ein paar Tage weg! Rory war ganz krank vor Sorge! Und warum zum Teufel siezt du mich?!" Verwirrt sah sie ihn an. Er stand ihr jetzt gegenüber. "Sie kennen mich?" In diesem Augenblick kam ein Junge die Treppe im hinteren Teil des Ladens runter. Er hatte den letzten Satz gehört. Er grinste. "Hey Lorelei! Lange nicht gesehen." Er blickte von Luke zu Lorelei, während er seine Jeansjacke zuknöpfte. "Klar kennt er dich! Er ist dein Mann!" "JESS!" rief der Mann entsetzt und wurde rot. "Ich geh zu Rory. Soll ich sagen, dass du wieder da bist, oder bevorzugst du es, wieder zu verschwinden?" fragte er grinsend, erwartete aber wohl keine Antwort, denn er verschwnd schnell aus dem Laden, als befürchtete er, dass der Mann ihm etwas hinterherwarf. Sie selbst war auch rot geworden. "Stimmt das? Sind Sie..." sie ging einen Schritt auf ihn zu und roch einen Geruch, der ihr vertraut war: eine Mischung aus Aftershave und den Gerüchen eines Diners, "... bist du mein Mann?" "Nein, Jess redet Blödsinn. Lorelei, was ist denn los?" "Ich... bin wohl in New York ins Wasser gefallen und habe mein Gedächnis verloren." Er ging einen Schritt auf sie zu. Jetzt standen sie nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt. Umso näher er kam, umso deutlicher wurden einzelne Erinnerungen, die dieser ihm eigene Geruch in ihr auslösten. Er, wie er ihre Veranda reparierte. Sie beide, wie sie tanzten. Er, wie er hinter der Theke stand und ihr Kaffee eingoÃ. Sie sahen sich tief in die Augen. Er legte vorsicher, als ob er unsicher wäre die Arme um sie. In seinen Augen sah sie, dass er mit sich rang. Als ob er dachte, jetzt oder nie. Und dann küssten sie sich.
Erschrocken trat sie einen Schritt zurück und sah ihn an. "Luke..." In diesem Augenblick ging die Tür auf und Jeremya trat ein. "Alles okay?" "Ja." sagte sie, ohne den Blick von Lukes Augen abzuwenden. "Ich habe gerade mein Gedächnis wiedergefunden." Lächelnd drehte Lorelei sich um und sah Rory mit wehenden Haaren die StraÃe hinauf rennen.
Sie öffnete die Augen. Das Licht blendete sie jedoch so stark, dass sie die Augen schnell wieder schloss. Langsam versuchte sie ihre Augen an das Licht zu gewöhnen und sie wieder zu öffnen. Wo war sie? Alles um sie herum war weiÃ. Und alles tat ihr weh. Vorsichtig sah sie sich um, aber die Bewegung des Kopfes löste einen höllischen Schmerz aus, der sie leise aufstöhnen lieÃ. Sie schloà die Augen erneut. Gut, tot war sie nicht, dafür tat es zu weh. AuÃerdem hatte sie sich den Himmel anders vorgestellt. Knallbunt, nicht weiÃ-gekachelt! Langsam öffnete sie ihre Augen ein drittes Mal. In diesem Augenblick kam der Albtraum einer Oberschwester herein.
"Guten Morgen!" dröhnte sie mit der Stimme eines Feldwebels. "N´Morgen!" stöhne sie leise. "Na wunderbar, wir sind aufgewacht. Noch mehr Schönheitsschlaf hätte Ihnen auch gar nicht gut getan. Die Pfleger sind schon kurz davor gewesen sich zu prügeln, wer Ihr Bett neu beziehen darf. Wie geht´s uns denn heute?" sagte die nüchterne Feldwebelstimme. "Wie es Ihnen geht, weià ich nicht, aber mir brummt der Schädel, als ob ich eine Woche durchgesoffen hätte! Wo bin ich hier?" "Sie sind im New York Hospital. Sie haben eine Gehirnerschütterung und ein paar Prellungen. Nichts weltbewegendes, tut nur ein wenig weh. Allerdings haben wir Sie eine geschlagene Woche nicht wachbekommen. Sie haben geschlafen wie Dornröschen!" "Ein wenig?" dachte sie, während sie sich fragte, wo man diese Trompetenstimme leiser stellen konnte. "Sie wollen sicher duschen und sich ein paar frische Sachen anziehen. Allerdings würde ich Ihnen davon noch abraten. Mit der Gehirnerschütterung sollten sie noch ca. 1 Woche liegen bleiben und Ruhe haben." "Ruhe klingt toll." dachte sie und wollte das schon laut aussprechen, als Oberfeldwebel Krankenschwester weitersprach: "Wenn Sie uns Ihren Namen und Ihre Adresse nennen, dann könnten wir unsere Unterlagen vervollständigen. Und wenn Sie uns sagen wen wir benachrichtigen sollen, dann haben Sie, bis Sie aufstehen dürfen, auch sicher Ihre eigenen Sachen hier." "Mein Name ist... mein Name... ich... weià es nicht!" Panik befiel sie. Warum fiel ihr ihr verdammter Name nicht ein? Wer war sie? Sie versuchte sich an irgendetwas zu erinnern. Nichts. Alles war wie ein groÃer grauer Nebel. Wie wenn man in einer Klassenarbeit sitz und genau weiÃ, auf welcher Seite des Buches die Lösung steht und welches Bild in der Nähe abgebildet ist und das Buch nur 10 cm vor einem auf dem Pult des Lehrers liegt, aber die Antwort fällt einem trotzdem nicht ein. Die Angst die sie bei dieser Erkenntnis überfiel lieà sie die Augen weit aufreissen. Ohne das sie es bemerkte füllten sich ihre Augen vor lauter Panik mit Tränen. Sie fühlte sich auf einmal total verloren. Der Feldwebel hatte sie beobachtet. Jetzt sagte sie ungewohnt sanft: "Das kommt von der Gehirnerschütterung. Wenn sie abgeklungen ist, werden sie sich schon wieder erinnern! Bleiben sie nur noch ein paar Tage ruhig liegen." Dann ging die Schwester hinaus und lieà sie mit ihren Gedanken allein.
"Okay, keine Panik. In ein paar Tagen weiÃt du wieder, wer du bist. Keine Panik." versuchte sie sich selbst zu beruhigen. "KEINE PANIK?? Was denke ich denn da? :heul: :ohmy: Ich weià nicht mehr, wer ich bin! Wenn ich jetzt nicht in Panik ausbrechen darf, wann denn dann?!?!" In diesem Augenblick klopfte es leise an der Tür. Ein blonder Haarschopf schob sich durch die Tür. Dem Haarschopf folgte ein etwa 35-jähriger, gut gebauter Mann, der verlegen grinste. In der Hand hielt er einen Strauà mit leuchtenden Frühlingsblumen. "Hi! Na, wieder aufgewacht?" "Wer sind Sie?" "Oh, Entschuldigung. Mein Name ist Jeremya King. Ich hab sie aus dem Wasser gefischt!" "Wasser?" Sie sah ihn verwirrt an. "Ãhm... danke! Und falls Sie nochmal an dem Wasser vorbei gehen. Springen Sie doch noch mal rein und holen Sie mein Gedächnis raus!" Schwach lächelte sie ihn an. Er sah sie bestürzt an. "Sie können sich nicht erinnern? An nichts?" "Naja, so würde ich es nicht ausdrücken. Ich kann mich erinnern, dass ich mir den Himmel nicht weiÃ, sondern knallbunt vorgestellt habe. Also bin ich vermutlich nicht im Himmel. Aber ansonsten: nein, an nichts!" "Oh, das tut mir leid! Kann ich etwas für Sie tun?" "Nunja, Sie haben mir das Leben gerettet, so wie es sich anhört. Ich denke, dass reicht für den Anfang. Und sobald ich wieder mehr bewegen kann als meine Augen ohne vor Schmerzen zu schreien, würde ich mich sehr gerne bei Ihnen bedanken. Falls ich mich wieder erinnere wo ich wohne, würde ich sie dann gern zum Essen einladen, oder so." "Das war doch selbstverständlich! Und ich kann wirklich nichts für Sie tun?" "Nein, danke! Oder, warten Sie mal! Könnten sie mir einen Spiegel geben?" "Einen Spiegel?" "Ja. Ich erinnere mich an nichts. Nicht mal an mein Gesicht!" Er nickte und blickte sich um. In der Ecke des Raumes war ein Waschbecken, über dem ein Spiegel angebracht war. Er füllte einen der gläsernen Zahnputzbecher mit Wasser, stellte die Blumen auf ihrem Nachtschrank ab und hob den Spiegel kurzerhand von der Wand um ihn ihr vor´s Gesicht zu halten.
Aus dem Spiegel sahen sie blaue Augen in einem leicht gebräunten Gesicht entgegen, das von dunkelbraunen, leicht gewellten Haaren umrahmt war. Das fremdes Gesicht. Genauso fremd, wie alles andere auch in diesem Zimmer. Fremd. Genau das, war das Schlüsselwort hier: fremd! "Danke!" sagte sie leise und sah ihm hinterher, wie er in die andere Ecke des Raumes ging und den Spiegel wieder an die Wand hing. Dann sah sie aus dem Fenster. New York. Wolkenkratzer. Sie wuÃte, wo New York war. Aber sie wuÃte nicht, wo sie war. Genauer gesagt: WER sie war. Ein paar Minuten schaute sie verloren aus dem Fenstern. Dann wurde sie sich wieder bewuÃt, dass Jeremya immer noch da stand und sie ansah. "Ich will Sie nicht stören." Sie lächelte. "Sie stören nicht! Und da ich nicht weiÃ, wer ich bin und somit keiner weiÃ, dass ich hier bin, erwarte ich auch keine anderen Besucher." Er lächelte zurück. "Erzählen Sie mir, wo sie mich aus dem Wasser gefischt haben." "Am Hafen. Ich bin dort spazieren gegangen. Das tue ich oft Samstags morgens um mir den Sonnenaufgang anzusehen. Ein bisschen Natur im GroÃstadt-Lärm. Und da sah ich Sie im Wasser treiben. Erst dachte ich, sie wären schon tot, aber sie waren nur bewuÃtlos." "Welchen Tag haben wir heute?" "Wieder Samstag." "Wow, da hab ich ja lange geschlafen. Hatte ich gar nichts bei mir? Kein Protemonaie? Keine Handtasche? Einen Ausweis irgendwo?" "Nein, wenn Sie eine Handtasche hatten, dann liegt sie jetzt auf dem Grund des Meeres... oder hat sich dank der Stömung auf eine lange Reise Richtung China gemacht." Sie unterhielten sich noch ein Weilchen, Jeremya erzählte von seiner Arbeit, seiner Familie und seinen Hobbys. Dann musste er gehen, versprach jedoch am nächsten Samstag wieder vorbei zu kommen. Sie hob zum Abschied vorsichtig eine Hand und sagte: "Laut der Schwester müsste ich bis dahin wieder wissen, wer ich bin. Dann erzähle ich von mir!" Als er weg war, hatte sie wieder Zeit ihren Gedanken nachzuhängen. Sie starrte auf das Fleckchen Himmel, dass sie aus ihrem Krankenhausfenster sehen konnte. Der erste Anflug von Panik war verschwunden. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als zu warten, bis ihr Gedächnis wieder kam.
Aber es kam nicht. Nicht in der nächsten Woche und auch nicht in der Woche danach. Dann wurde sie aus dem Krankenhaus entlassen und wurde in ein Reha-Zentrum für Amnesie überwiesen. Auch hier, umgeben von lauter fremden Gesichtern, inclusive des fremden Gesichtes im Spiegel, kam ihr Gedächnis nicht wieder. Nicht in der ersten Wochen, nicht in der zweiten Woche und auch nicht in der dritten Woche. Inzwischen nannten sie alle Jane Doe, ein üblicher Name für Leute, die nicht wissen, wer sie waren. Aber für sie fühlte er sich so fremd an, wie ein Kochtopf als Hut. Am Ende der dritten Woche kam Jeremya sie wie jeden Samstag besuchen. "Und, wie geht´s dir heute, Jane?" "Nenn mich bitte nicht so, ich hasse diesen Namen!" "Okay, entschuldige, hab ich vergessen. Was sagen die Ãrzte?" "Herzlichen Glückwunsch, Sie sind kerngesund. Ach ja, bis auf die unbedeutende Tatsache, dass Sie sich an nichts erinnern können." "Das ist nicht gut. Ich hab mal irgendwo gelesen, dass Amnesie-Patienten sich wieder erinnern konnten, als sie etwas Vertrautes sahen." "Okay, tolle Idee! Sobald ich mich erinnere wer ich bin oder wo ich wohne, fahren wir hin, damit ich was Vertrautes sehe und mich erinnern kann!" grummelte sie sarkastisch vor sich hin. "Haha! Ich meine: HIER findest du sicher nichts Vertrautes. Und New York hast du in den letzten Wochen auch schon durchstreift, wenn da etwas Bekanntes gewesen wäre, auf dass du hättest reagieren können, dann hättest du das getan. Ich bin mit dem Auto hier. Ich dachte wir fahren mal durch die umliegenden Orte!" Sie zuckte mit den Schultern. "Warum nicht. Es kann ja nicht schaden." Er grinste sie an und sie fuhren zusammen los. Sie durchstreiften mehrere Vororte und kleine Städte in der Nähe, aber nichts kam ihr bekannt vor. Als er sie Abends zurückbrachte, sah er sie aufmunternd an. "Man kann ja nicht beim ersten Mal Erfolg haben. Wir können es doch nächsten Samstag noch mal probieren." Entmutigt zuckte sie die Schultern. "Meinetwegen." So fuhren sie auch nächsten und übernächsten Samstag durch die Gegend und fanden nichts.
Auch die Woche danach machten sie sich gerade auf den Rückweg und sie starrte traurig aus dem Seitenfenster des Autos, als sie etwas sah. Es war keine Erinnerung. Mehr als ob der Nebel sich kurz lichtete und sie ganz verschwommen etwas erkennen konnte. Wie eine Erinnerung an einen weit entfernten und sehr undeutlichen Traum. Ganz aufgeregt legte sie eine Hand auf seinen Arm und rief: "Da! Fahr da lang!" Er sah sie an, sagte aber nichts und gehorchte. "Und jetzt da!" Langsam aber sicher, erinnerte sie sich an irgendetwas, aber sie hätte nicht sagen können an was. Am Ende kamen sie in einem kleinen Kaff an. "Stars Hollow. Noch nie gehört." sagte sie enttäuscht. "Und trotzdem wolltest du unbedingt hier her? Hörzu, es ist spät und..." "Nein, warte, nur noch ein wenig weiter. Bitte! Oder noch besser: halt mal an. Könntest du hier auf mich warten? Ich möchte hier allein lang gehen." "Meinetwegen." sagte er und fuhr hinter dem Ortsschild an den Rand. Er langte auf den Rücksitz und holte eine Zeitung hervor. "Ich warte hier auf dich." "Danke!"
Sie schlenderte die HauptstraÃe entlang, bis sie bald ins Innere des kleinen Städtchens kam. Vertraut kam ihr hier nichts vor, geschweige denn, dass sie sich wie in einem Geistesblitz an alles erinnerte. Langsam ging sie alle StraÃen ab, bis sie auf einmal stutze. Da kam ihr doch etwas bekannt vor? Kaffedurft drank aus einem Diner mit einem Schild davor, auf dem "Luke´s Diner" stand. "Kaffee, das wäre jetzt genau das Richtige!" dachte sie und betrat den Laden. Ein ca 1,90 m groÃer Mann mit dunklen Haare, Flanellhemd und Basecap stand hinter dem Tresen. Noch ein fremdes Gesicht, genau wie ihr eigenes. Oder? Irgendein Gefühl sagte ihr, dass es da ein "oder" gab. "Wir haben schon zu!" sagte er ohne aufzusehen. "Entschuldigen Sie, ich wollte nur schnell einen Kaffee. Bitte!" Der Mann sah hoch und sah sie an, als wäre sie verrückt geworden. Er kam hinter dem Tresen hervor. "Lorelei? Wo warst du so lange? Du wolltest doch nur für ein paar Tage weg! Rory war ganz krank vor Sorge! Und warum zum Teufel siezt du mich?!" Verwirrt sah sie ihn an. Er stand ihr jetzt gegenüber. "Sie kennen mich?" In diesem Augenblick kam ein Junge die Treppe im hinteren Teil des Ladens runter. Er hatte den letzten Satz gehört. Er grinste. "Hey Lorelei! Lange nicht gesehen." Er blickte von Luke zu Lorelei, während er seine Jeansjacke zuknöpfte. "Klar kennt er dich! Er ist dein Mann!" "JESS!" rief der Mann entsetzt und wurde rot. "Ich geh zu Rory. Soll ich sagen, dass du wieder da bist, oder bevorzugst du es, wieder zu verschwinden?" fragte er grinsend, erwartete aber wohl keine Antwort, denn er verschwnd schnell aus dem Laden, als befürchtete er, dass der Mann ihm etwas hinterherwarf. Sie selbst war auch rot geworden. "Stimmt das? Sind Sie..." sie ging einen Schritt auf ihn zu und roch einen Geruch, der ihr vertraut war: eine Mischung aus Aftershave und den Gerüchen eines Diners, "... bist du mein Mann?" "Nein, Jess redet Blödsinn. Lorelei, was ist denn los?" "Ich... bin wohl in New York ins Wasser gefallen und habe mein Gedächnis verloren." Er ging einen Schritt auf sie zu. Jetzt standen sie nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt. Umso näher er kam, umso deutlicher wurden einzelne Erinnerungen, die dieser ihm eigene Geruch in ihr auslösten. Er, wie er ihre Veranda reparierte. Sie beide, wie sie tanzten. Er, wie er hinter der Theke stand und ihr Kaffee eingoÃ. Sie sahen sich tief in die Augen. Er legte vorsicher, als ob er unsicher wäre die Arme um sie. In seinen Augen sah sie, dass er mit sich rang. Als ob er dachte, jetzt oder nie. Und dann küssten sie sich.
Erschrocken trat sie einen Schritt zurück und sah ihn an. "Luke..." In diesem Augenblick ging die Tür auf und Jeremya trat ein. "Alles okay?" "Ja." sagte sie, ohne den Blick von Lukes Augen abzuwenden. "Ich habe gerade mein Gedächnis wiedergefunden." Lächelnd drehte Lorelei sich um und sah Rory mit wehenden Haaren die StraÃe hinauf rennen.
"Habe Mut dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!" (Kant)
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