07.05.2006, 15:51
Ich hab mich da mal an was nicht fanfic-mäÃigem versucht.
Die Story
Unruhig trat Alex von einem Fuà auf den anderen. Das war bestimmt die längste Liftfahrt, die sie je erlebt hatte. Und die schlimmste. Heute war der erste Tag ihres Praktikums bei der âNew York Timesâ und sie war schrecklich nervös. Und der Kerl, der sie schon die ganze Zeit über so durchdringend ansah, trug auch nicht gerade dazu bei, dass sie sich wohler fühlte.
âZum ersten Mal hier?â
Alex schrak auf. âMeinen Sie, meinen Sie mich?â
âSiehst du sonst noch jemanden hier?â
Sie sah sich um? In ihrer Aufregung hatte sie überhaupt nicht bemerkt, dass sie die einzigen Personen waren, die sich im Aufzug befanden. âOhâ, war alles, was sie sagen konnte.
Er zog amüsiert die Brauen hoch. âAlso?â
âWie bitte?â Alex kam sich gerade vor wie eine Idiotin.
âIch hab dich gefragt, ob das heute dein erster Tag hier ist?â, wiederholte er seine zuvor gestellte Frage.
âMerkt man das denn?â
Er antwortete nicht, sondern bedachte sie nur mit einem unergründlichen Grinsen. Alex schauderte. Dieser Kerl verunsicherte sie immer mehr.
Endlich. Mit einem PLING sprang die Leuchtanzeige des Fahrstuhls auf die 9. In diesem Stockwerk befand sich die Redaktion der âTimesâ. Alex beeilte sich, den Aufzug zu verlassen und musste zu ihrem Leidwesen feststellen, dass der unheimliche Kerl ihr folgte. War ja klar. Alex tröstete sich mit dem Gedanken, dass die Redaktion schlieÃlich groà war und sie zumindest nicht zwangsläufig mit ihm zusammentreffen musste. Blamiert hatte sie sich ja schon vor ihm.
Am Telefon hatte man ihr gesagt, sie solle sich zuerst am Empfang melden, also steuerte sie zunächst einmal auf den Tresen rechts des Fahrstuhls zu. Eine streng wirkende Mitt-DreiÃigerin mit Hochsteckfrisur und dunklem Kostüm sah sie höflich fragend an, als sie näher trat. âKann ich Ihnen helfen?â
âJa, äh, ich bin die neue Praktikantin, Man hat mir gesagt, ich solle mich hier melden. Alexandra Rushmore.â, stellte Alex sich vor.
Die Empfangsdame blätterte kurz in ihren Unterlagen, bis sie die gewünschte Information gefunden hatte. âAh, da steht es ja. Miss Rushmore, ich bringe sie gleich zu Mr. Teague.â
Sie stellte ein Schild mit der Aufschrift âBin gleich zurückâ auf den Tresen, dann wandte sie sich wieder an Alex: âBitte folgen Sie mir.â
Alex hatte Mühe, mit der Frau Schritt zu halten, als diese an unzähligen Schreibtischen und kleinen Büros vorbeihastete, bis sie schlieÃlich vor einer Tür mit der Aufschrift âVincen Teague â Chefredakteurâ zum Stehen kam. Dort klopfte sie an. âMr. Teague, die neue Praktikantin ist da.â
âDanke, Marcy. Schicken Sie sie bitte rein.â, ertönte eine gedämpfte Stimme von der anderen Seite der Tür.
Die Empfangsdame machte eine auffordernde Handbewegung in Richtung des Büros. âBitte.â Dann rauschte sie auch schon wieder von dannen.
Alex atmete noch einmal tief durch, dann streckte sie eine zitternde Hand nach der Türklinke aus. Vorsichtig trat sie ein.
âGuten Tag, Mr. Teague. Ich bin Alex Rushmore, die neue Praktikantin.â
âAh, Miss Rushmore. Sehr erfreut. Kommen Sie, setzen Sie sich.â Teague machte eine einladende Handbewegung zu einem Stuhl ihm gegenüber.
âDanke.â Alex schloss die Tür hinter sich und nahm Platz.
âSie studieren also in Yale?â
âJa, Sir.â
âDas ist ne ziemlich gute Uni. Ich nehme an, Sie studieren gern dort?â
âOh, natürlich, Mr. Teague. Es ist einfach fantastisch!â Man merkte Alex ihre ehrliche Begeisterung sofort an. Sie hatte schon immer gern gelernt und das Studium war genau die Herausforderung, die sie brauchte.
âSchätzchen, bitte nennen Sie mich doch nicht immer Mr. Teague, da komme ich mir immer so alt vor. Ich bin Vince.â Er zwinkerte ihr zu. Vince Teague war ein fülliger Mann, Mitte 50, mit einer kleinen Nickelbrille auf der Nase und schütterem Haar. Mit seinem weiÃen Hemd und den Hosenträgern wirkte er wie der typische Zeitungsredakteur aus alten Filmen.
Er streckte ihr seine Hand entgegen, die das Mädchen ergriff und schüttelte. âAlex.â
Vince lächelte wohlwollend. âNun, Alex, da wir das nun geklärt haben: Welche haben Sie denn belegt? Doch bestimmt Publizistik?â
Alex war froh über den ungezwungenen Tonfall, in dem der Redakteur mit ihr sprach und wurde zusehends lockerer. âPublizistik ist mein Hauptfach und dann besuche ich noch Kurse in Literatur, Philosophie und Geschichte.â
âLiteratur war auch mein Nebenfach an der Columbia. Wer ist denn Ihr Lieblingsautor?â
Das war genau ihr Thema. Ãber Literatur konnte Alex stundenlang diskutieren. âSo einen richtigen Lieblingsautor habe ich eigentlich gar nicht. Ich lese sehr gern die Klassiker â Dickens, Tolstoi, Jane Austen, aber auch moderne Literatur von Paul Auster oder Kerouac.â
âEin weit gefächerter Geschmack. Sehr gut.â Vince mochte diese Mädchen. Sie erinnerte ihn an sich selbst, als er noch Student war. Engagiert, ambitioniert â vielleicht ein bisschen zu sehr â las vermutlich alles, was ihr in die Finger kam und war fest entschlossen, sich zu beweisen. âDann sollten wir jetzt mal zu dem kommen, weshalb Sie hier sind...â
Alex nickte. âGut.â
âSie werden Ihr Praktikum bei einem unserer besten Autoren absolvieren.â
Er drückte auf den Knopf an der Gegensprechanlage: âMarcy, schicken Sie bitte Jim Moriarty in mein Büro.â
Vince sah zurück zu Alex, die jetzt wieder ein wenig nervös wurde. âKeine Sorge, Sie könnten keinen besseren Lehrer finden.â
Allerdings war die gröÃte Sorge des Mädchens, ob sie auch den Ansprüchen ihres Lehrers genügen würde...
Fortsetzung folgt
Und, wie?
Die Story
Unruhig trat Alex von einem Fuà auf den anderen. Das war bestimmt die längste Liftfahrt, die sie je erlebt hatte. Und die schlimmste. Heute war der erste Tag ihres Praktikums bei der âNew York Timesâ und sie war schrecklich nervös. Und der Kerl, der sie schon die ganze Zeit über so durchdringend ansah, trug auch nicht gerade dazu bei, dass sie sich wohler fühlte.
âZum ersten Mal hier?â
Alex schrak auf. âMeinen Sie, meinen Sie mich?â
âSiehst du sonst noch jemanden hier?â
Sie sah sich um? In ihrer Aufregung hatte sie überhaupt nicht bemerkt, dass sie die einzigen Personen waren, die sich im Aufzug befanden. âOhâ, war alles, was sie sagen konnte.
Er zog amüsiert die Brauen hoch. âAlso?â
âWie bitte?â Alex kam sich gerade vor wie eine Idiotin.
âIch hab dich gefragt, ob das heute dein erster Tag hier ist?â, wiederholte er seine zuvor gestellte Frage.
âMerkt man das denn?â
Er antwortete nicht, sondern bedachte sie nur mit einem unergründlichen Grinsen. Alex schauderte. Dieser Kerl verunsicherte sie immer mehr.
Endlich. Mit einem PLING sprang die Leuchtanzeige des Fahrstuhls auf die 9. In diesem Stockwerk befand sich die Redaktion der âTimesâ. Alex beeilte sich, den Aufzug zu verlassen und musste zu ihrem Leidwesen feststellen, dass der unheimliche Kerl ihr folgte. War ja klar. Alex tröstete sich mit dem Gedanken, dass die Redaktion schlieÃlich groà war und sie zumindest nicht zwangsläufig mit ihm zusammentreffen musste. Blamiert hatte sie sich ja schon vor ihm.
Am Telefon hatte man ihr gesagt, sie solle sich zuerst am Empfang melden, also steuerte sie zunächst einmal auf den Tresen rechts des Fahrstuhls zu. Eine streng wirkende Mitt-DreiÃigerin mit Hochsteckfrisur und dunklem Kostüm sah sie höflich fragend an, als sie näher trat. âKann ich Ihnen helfen?â
âJa, äh, ich bin die neue Praktikantin, Man hat mir gesagt, ich solle mich hier melden. Alexandra Rushmore.â, stellte Alex sich vor.
Die Empfangsdame blätterte kurz in ihren Unterlagen, bis sie die gewünschte Information gefunden hatte. âAh, da steht es ja. Miss Rushmore, ich bringe sie gleich zu Mr. Teague.â
Sie stellte ein Schild mit der Aufschrift âBin gleich zurückâ auf den Tresen, dann wandte sie sich wieder an Alex: âBitte folgen Sie mir.â
Alex hatte Mühe, mit der Frau Schritt zu halten, als diese an unzähligen Schreibtischen und kleinen Büros vorbeihastete, bis sie schlieÃlich vor einer Tür mit der Aufschrift âVincen Teague â Chefredakteurâ zum Stehen kam. Dort klopfte sie an. âMr. Teague, die neue Praktikantin ist da.â
âDanke, Marcy. Schicken Sie sie bitte rein.â, ertönte eine gedämpfte Stimme von der anderen Seite der Tür.
Die Empfangsdame machte eine auffordernde Handbewegung in Richtung des Büros. âBitte.â Dann rauschte sie auch schon wieder von dannen.
Alex atmete noch einmal tief durch, dann streckte sie eine zitternde Hand nach der Türklinke aus. Vorsichtig trat sie ein.
âGuten Tag, Mr. Teague. Ich bin Alex Rushmore, die neue Praktikantin.â
âAh, Miss Rushmore. Sehr erfreut. Kommen Sie, setzen Sie sich.â Teague machte eine einladende Handbewegung zu einem Stuhl ihm gegenüber.
âDanke.â Alex schloss die Tür hinter sich und nahm Platz.
âSie studieren also in Yale?â
âJa, Sir.â
âDas ist ne ziemlich gute Uni. Ich nehme an, Sie studieren gern dort?â
âOh, natürlich, Mr. Teague. Es ist einfach fantastisch!â Man merkte Alex ihre ehrliche Begeisterung sofort an. Sie hatte schon immer gern gelernt und das Studium war genau die Herausforderung, die sie brauchte.
âSchätzchen, bitte nennen Sie mich doch nicht immer Mr. Teague, da komme ich mir immer so alt vor. Ich bin Vince.â Er zwinkerte ihr zu. Vince Teague war ein fülliger Mann, Mitte 50, mit einer kleinen Nickelbrille auf der Nase und schütterem Haar. Mit seinem weiÃen Hemd und den Hosenträgern wirkte er wie der typische Zeitungsredakteur aus alten Filmen.
Er streckte ihr seine Hand entgegen, die das Mädchen ergriff und schüttelte. âAlex.â
Vince lächelte wohlwollend. âNun, Alex, da wir das nun geklärt haben: Welche haben Sie denn belegt? Doch bestimmt Publizistik?â
Alex war froh über den ungezwungenen Tonfall, in dem der Redakteur mit ihr sprach und wurde zusehends lockerer. âPublizistik ist mein Hauptfach und dann besuche ich noch Kurse in Literatur, Philosophie und Geschichte.â
âLiteratur war auch mein Nebenfach an der Columbia. Wer ist denn Ihr Lieblingsautor?â
Das war genau ihr Thema. Ãber Literatur konnte Alex stundenlang diskutieren. âSo einen richtigen Lieblingsautor habe ich eigentlich gar nicht. Ich lese sehr gern die Klassiker â Dickens, Tolstoi, Jane Austen, aber auch moderne Literatur von Paul Auster oder Kerouac.â
âEin weit gefächerter Geschmack. Sehr gut.â Vince mochte diese Mädchen. Sie erinnerte ihn an sich selbst, als er noch Student war. Engagiert, ambitioniert â vielleicht ein bisschen zu sehr â las vermutlich alles, was ihr in die Finger kam und war fest entschlossen, sich zu beweisen. âDann sollten wir jetzt mal zu dem kommen, weshalb Sie hier sind...â
Alex nickte. âGut.â
âSie werden Ihr Praktikum bei einem unserer besten Autoren absolvieren.â
Er drückte auf den Knopf an der Gegensprechanlage: âMarcy, schicken Sie bitte Jim Moriarty in mein Büro.â
Vince sah zurück zu Alex, die jetzt wieder ein wenig nervös wurde. âKeine Sorge, Sie könnten keinen besseren Lehrer finden.â
Allerdings war die gröÃte Sorge des Mädchens, ob sie auch den Ansprüchen ihres Lehrers genügen würde...
Fortsetzung folgt
Und, wie?
Manchmal ist es leicht, die Antwort zu finden. Manchmal nicht. Manchmal fällt es uns sogar schwer, die richtige Frage zu stellen.
(Terry Pratchett - Hohle Köpfe)