I´m with you- Das Buch aus der Fanfiction
#1

okay, alle die Different pregnancy different man" gelesen haben, wissen, dass darin am Anfang viel von einem Buch die Rede ist. Ich wurde oft gefragt wo man das Buch bekommen kann und musste jedesmal sagen "gar nicht", denn das Buch gibt es nicht.
Es ist eine lange Story an der eine Freundin und ich schon laaaaange arbeiten und so kam die story in die Fanfiction. Da hier immer mehr non-fanfiction gepostet werden, dachten wir uns wir könnten jetzt mal das erste Kapitel veröffentlichen und mal abwarten wie es ankommt.

[Bild: withyoubn.jpg]
Prolog:


Sie saßen zu viert auf dem Fensterbrett und starrten auf die Einfahrt vor dem Haus. „Wo geht sie hin?“ flüsterte Rana. „Shsh!“ ermahnte Cilly ihre dreijährige Schwester. Dabei war sie doch selbst erst zehn. Sie sahen wie die große, schöne Frau ihre Koffer und Taschen in den Kofferraum ihres Wagens lud. Sie schaute sich ängstlich um. Tränen liefen ihr übers Gesicht und sie drehte nervös eine Strähne ihrer langen roten Haare zwischen den Fingern. Als die Kinder vom zweiten Stock aus die tränen sahen, griff Sahra nach Ranas Hand. Cilly riss schockiert die Augen auf. Lailas waren ausdruckslos. „Was macht sie da, verdammt?!“ fragte Cilly und ihre Stimme war schrill und laut. „Sie verlässt uns!“ flüsterte Laila. „Nein!“ schrie Cilly „so was würde sie nie machen!“Die Frau stieg ins Auto, startete den Motor und fuhr langsam davon. „Mum!“ schrie Laila, „Mummy!“. Sie schlug dabei mit den Fäusten gegen das Fenster. Rana lies Sahras hand los und griff langsam nach Lailas und hielt sie fest. „Hör auf. Du tust dir noch weh!“. „Das ist jetzt auch egal“ sagte Cilly und sprang vom Fensterbrett. Sie schlug die Tür zu als sie den Raum verließ. Sahra und Rana schauten sich kurz an. „Komm Laila. Lass uns ins Bett gehen. Es ist schon so spät und du hast morgen Schule“ sagte Sahra während Rana Laila and den Händen in Richtung des riesigen Bettes zog, das in der Mitte des Raums stand. Laila legte sich hin, Tränen liefen ihr immer noch übers Gesicht. Sahra schaute sie kurz an, setze sich dann in den Sessel der neben dem Bett stand und setzte sich Rana auf den Schoß. „Wir bleiben heute Nacht hier. Schlaf jetzt!“ sagte sie zu ihr. Tatsächlich schlief Laila sofort ein. Für einen Moment sahen die beiden ihre schlafende große Schwester an. „Jetzt haben die auch keine Mummy mehr, genau wie wir“ flüsterte Rana. „Ja, genau wie wir“ bestätigte Sahra und umarmte ihre kleine Schwester fest. Rana legte ihren Kopf gegen Sahras Schulter und in dieser Position schliefen sie ein.

Mallorca, Mai 2001 HOLA!

Als Encarna morgens um sieben Uhr im Hotel eintraf, war es noch sehr ruhig, da die meisten Touristen noch schliefen. Sie genoss diese Ruhe und war froh noch ein paar Minuten für sich zu haben. Sie lief durch die mit Marmor ausgekleidete Empfangshalle hinter die Rezeption. Auch hier saß im Moment noch niemand und sie kam um das „Guten Morgen“ herum. Ihr war nicht danach zu reden und so ging sie schnell in ihr Büro, das sich verborgen hinter der Rezeption befand.
Auch hier war der Boden aus Marmor, die Wände weiß gestrichen. Rechts und links der Tür standen hohe silberne Regale voller Aktenordner. Der Tür direkt gegenüber stand ein großer, dunkler Schreibtisch auf dem neben dem PC und dem Telefon noch eine Schreibunterlage und Stifte standen.
Hinter dem Schreibtisch stand ein lederner Schreibtischstuhl, hinter ihm wiederum weitere Regale. Links an der Wand war ein großes Fenster, an dem aber Rollos runtergelassen waren, an der rechten Wand hingen verschiedene Auszeichnungen und Urkunden die Encarna in all ihren Berufsjahren bekommen hatte, daneben ein Garderobenschrank.
Sie hängte ihren dunkelblauen Blazer in den Schrank, legte ihre Tasche hinzu und setzte sich dann in den Schreibtischstuhl. Sie wusste, dass bis Mittags die Menuvorschläge für den nächsten Tag fertig sein mussten und die Kalkulationen mussten auch dringend fertig gestellt werden. Bevor sie anfing überprüfte sie jedoch ob sie neue Emails bekommen hatte und ob Nachrichten auf dem Anrufbeantworter waren.
Kurz nach acht war sie bereits fertig und beschloss im Speisesaal nach dem Rechten zu sehen.
Sie verließ ihr Büro, ging an der Rezeption vorbei und links durch einen großen Durchgang, der mit Holzschnitzereien verziert war, und stand im Speisesaal. Der Raum war riesig und nie ganz zu überblicken. Insgesamt waren drei Buffets aufgebaut, alle in Hufeisenform angeordnet. Sie lief zum ersten Buffet und grüßte auf ihrem Weg Gäste die rechts und links an den Tischen saßen. Um diese Zeit waren meist nur ältere Gäste im Speisesaal und es war relativ ruhig.
Nachdem sie die Buffets auf ihre Vollständigkeit hin überprüft hatte, gab sie den Kellnern noch einige Anweisungen die das Aussehen der Tische betrafen. Sie legte großen Wert darauf dass alle Tische perfekt eingedeckt waren.
Zu guter letzt verschwand sie durch die großen, weißen Schwingtüren im hinteren Teil des Raumes in der Küche. Dort gab es einiges zu tun: Von der Begutachtung der Fischlieferung zusammen mit dem Küchenchef bis hin zu einer neuen Küchenhilfe die nicht wusste wie man die Gurken genau schnitt.
So wurde es halb zehn bis sie ihren morgendlichen Kontrollgang beendet hatte. Von der Küche aus ging sie zur Kasse, die vor dem Ausgang zum Pool an der rechten Seite des Raums stand, und suchte in dem Schrank darunter nach der Abrechnung von gestern Abend. Sie hatte gestern erst gegen halb zwei Uhr früh das Hotel verlassen und war nicht mehr dazu gekommen diese zu überprüfen.
Sie hatte sie gerade gefunden als sie ein „Hola!“ hinter ihr fast zu Tode erschreckte. Langsam stand sie auf und sah, dass sie von zwei jungen Frauen gegrüßt worden war die soeben den Raum betreten hatten. Etwas perplex schaute Encarna den beiden hinterher, wie sie ans Buffet gingen und sich dann einen Tisch in der Mitte des Raums suchten. Die ganze Zeit über während sie die beiden Neuankömmlinge beobachtete lachten und scherzten die beiden.
Encarna verstand nicht wie man so früh am Morgen schon so gute Laune haben konnte, musste dann aber doch lächeln. Ihr fiel auf dass sich die beiden sehr ähnlich sahen und schloss daraus, dass es Schwestern sein mussten. Sie waren beide schlank, etwa 1.70m groß und hatten dunkle Haare. Doch während die ältere der beiden, die so etwa 25 sein musste, glatte lange Haare und dunkle Augen hatte, hatte die jüngere, die sie auf etwa 20 schätzte, blaue Augen und schwarze Locken , die ihr auf die Schultern fielen.
Als die ältere der beiden gerade Kaffee getrunken hatte, sagte die Jüngere etwas und schnitt eine Grimasse um jemanden nach zu äffen. Encarna erkannte dass es sich um den Herrn handelte der hinter der Älteren am Tisch saß. Auch ihr war schon aufgefallen dass dieser Herr nicht in der Lage war anständig zu Essen. Er hatte keinerlei Tischmanieren und darüber machten sich die beiden offenbar lustig. Wieder konnte sie sich ein Lächeln nicht verkneifen als sie sah wie die jüngere ihn nun imitierte.
Auch ihre Schwester fand das zum Lachen und zwar so sehr dass sie ihren gesamten Kaffee ausprustete und ihr die Tasse aus der Hand fiel, direkt auf das weiße Tischtuch.
Bevor noch einer der Kellner reagieren konnte hatte sich Encarna schon einen Lappen und Servietten genommen und beseitigte den auslaufenden Kaffee, gab der jungen Frau etwas um sich abzutrocknen und wechselte mit ein paar geschickten Handgriffen das Tischtuch. In weniger als einer Minute sah es an dem Tisch aus, als wäre nie etwas passiert.
Muchas gracias“ sagte die Jüngere der beiden und schaute beeindruckt wie schnell das alles gegangen war. „De nada“ antwortete Encarna und wollte gerade gehen als die Ältere sich nun ihrerseits bedankte und entschuldigte. Während sie sprach fiel Encarna auf dass sie perfektes Spanisch sprach, wenn auch mit einem leichten Akzent, den sie nicht zuordnen konnte.
Schon in Ordnung, das macht doch nichts“ antwortete sie ebenfalls auf Spanisch. „ Das ist übrigens meine Schwester Sahra und ich bin Athina“, erklärte die Jüngere der beiden im nächsten Satz. „Mein Name ist Encarna Diaz, ich bin hier für Service und Gastronomie zuständig. Falls sie also irgendwann einmal irgendwelche Wünsche haben sollten wenden sie sich doch bitte an mich!“. Bevor sie weiter fortfahren konnte trat Kellnerin Ana hinter sie „Encarna, Telefon!“.
Mit einem „Entschuldigen sie mich bitte“ verließ sie den Tisch der beiden Schwestern und lief zum Telefon das auf dem Schränkchen neben der Kasse stand.
Am anderen Ende der Leitung war Rezeptionistin Isabella die ihr mitteilte, dass sie sich sofort beim Chef in seinem Büro melden sollte.
Etwas verwundert und beunruhig ging sie also wieder durch den verzierten Türbogen, lief dann aber nicht zur Rezeption, sondern zu den Treppen auf der rechten Seite der Tür und ging in den ersten Stock. Sie stand nun auf einer Art Empore von der aus man auf den Empfangsraum schauen konnte. Immer wenn sie hier oben stand kam ihr unweigerlich der Gedanke dass es hier aussah wie in einem orientalischen Palast: Der Marmorboden und die Marmor verkleideten Wände. Dazu die meterhohen Säulen die rings um den Springbrunnen angeordnet waren, der in der Mitte des Raums stand. Sie war froh und stolz in diesem Hotel arbeiten zu dürfen, denn schließlich war es das erste Haus auf der gesamten Insel.
Sie riss sich von dem Anblick los und lief fast einmal um die gesamte Empore, bis sie zu einem langen Gang kam. Es hatte sie schon immer interessiert was sich am Ende dieses Gangs befand, aber es war jedem verboten die Tür zu öffnen die den Gang teilte. Die Räume dahinter waren ausschließlich dem Besitzer des Hotels vorbehalten, der sich aber noch nie hatte hier sehen lassen. Auch dieses Mal war sie wieder versucht einfach zur Tür zu laufen und sie auf zu machen damit sie sehen konnte was dahinter lag. Doch wieder einmal traute sie sich nicht und klopfte stattdessen an der ersten Tür auf der linken Seite des Gangs.
Von drinnen hörte sie wie ihr Chef tönte „Herein“ und sie betrat das Zimmer. Wie jedes Mal wenn sie hier war tat ihr der scheußliche rote Teppich in den Augen weh,den ihr Chef in seinem Büro hatte auslegen lassen. Er war ein totaler Stilbruch gegenüber den sonst so stilvoll eingerichteten Räumen des Hotels. Zu den weißen Wänden und den schweren mahagonifarbenen Möbeln sah er einfach scheußlich aus.
Im hinteren Teil des Zimmers befand sich eine mit schwarzem Leder überzogene Sitzgruppe auf der bereits ihr Chef und Hoteldirektor Felipe Sanchez, der Chefbuchhalter Enrique Nunez und die Personalchefin Agnes Garcia Platz genommen hatten.
Sie setzte sich in den letzten freien Sessel und wartete gespannt, was es denn so dringendes gab, obwohl sie insgeheim dachte dass sie es nicht wissen wolle, da sie am Gesicht ihres Chefs abgelesen hatte dass es Probleme gab. Und anscheinend waren dies große Probleme.
Felipe begann und die anderen hörten ihm gespannt zu und für einen kurzen Moment hielt Encarna die Luft an.
Also, erst einmal danke, dass ihr so schnell gekommen seid.“ Sagte er und schaute bedeutend von einem zum anderen. Für eine Sekunde war es totenstill und jeder wartete dass er die Katze aus dem Sack ließ. „ Weshalb ich euch hier zusammen gerufen habe wird euch sicherlich interessieren. Man könnte sagen, dass es sich hierbei um eine Krisensitzung handelt. Ich erhielt gerade eben einen Anruf, der mich äußerst beunruhig hat. Wir bekommen nämlich Besuch und zwar ganz speziellen Besuch. Der Besitzer des Hotel, oder besser der Hotelkette, Said bin Wassim hat seinen Besuch für heute in zwei Wochen angekündigt. Er möchte das Hotel inspizieren und eventuell einige, wie hat er sich doch gleich ausgedrückt? Ach ja, personelle Umstrukturierungen in der Führungsetage vornehmen. Was im Klartext nichts anderes bedeutet als dass einige von uns, wie wir jetzt hier sitzen, gehen werden müssen.“
In dem Moment als Felipe dies aussprach kam es Encarna vor als würde man ihr den Boden unter den Füßen wegziehen. Was sollte sie denn nur tun wenn sie ihren Job hier verlieren würde? Sie liebte ihren Job und außer ihn hatte sie doch nichts. Sie war so schockiert, dass sie nicht einmal antworten konnte. Auch die Fragen der anderen hörte sie nicht mehr. Vor ihrem inneren Auge sah sie sich schon ihren Schreibtisch räumen und unter den Augen eines hämisch grinsenden Arabers im weißen Kaftan das Hotel verlassen.
Je länger diese Vision dauerte umso schlechter wurde ihr und sie wurde sich bewusst, dass sie sich jeden Moment übergeben musste. Also stand sie auf, presste ein „Entschuldigt mich bitte“ hervor und verließ fluchtartig das Zimmer. Sie rannte die Empore entlang und die Treppen hinunter, hinter die Rezeption und dort auf die Toilette neben ihrem Büro. Doch sobald sie dort angekommen war, war die Übelkeit verflogen und sie fühlte eine große Traurigkeit in sich aufsteigen. Sie kam sich blöd vor, weil sie aus diesem Büro gestürzt war, aber sie hätte keine Sekunde länger bleiben können. Sie verließ das Bad wieder und ging in ihr Büro.
Sie hatte sich gerade in ihren Stuhl fallen lassen als es etwas zaghaft an der Tür klopfte.
Sie erschrak und noch bevor sie etwas sagen konnte ging die Tür einen Spalt weit auf und das jüngere der beiden Mädchen vom Frühstück, Athina, schaute um die Ecke.
Entschuldigen sie bitte!“ begann sie während sie langsam den Raum betrat, „ aber sie sind eben an mir vorbei gerannt und sie sahen so blass aus, da hab ich mir gedacht dass ich vielleicht mal nach ihnen schauen sollte“. Die großen blauen Augen der jungen Frau blickten sie fragen an und Encarna beschloss, dass sie sich zusammen reißen müsse. „Nein, nein. Alles in Ordnung. Mir war nur etwas übel, wissen sie. Geht schon wieder. Aber trotzdem vielen Dank“ antwortete sie sehr gefasst und mit ihrem freundlichsten Lächeln auf dem Gesicht.
Doch Athina blieb stehen und schaute sie forschend an. Sie schloss die Tür und ging langsam auf den Schreibtisch zu. „Ist wirklich alles in Ordnung mit ihnen? Wenn ich ehrlich sein darf sehen sie furchtbar mitgenommen aus“ sagte sie mit einem kleinen entschuldigenden Lächeln. Encarna versuchte das Lächeln zu erwidern, aber es gelang ihr nicht. Ihre Mundwinkel begannen zu zucken und sie spürte wie Tränen in ihr aufstiegen. „Ich bin wirklich okay“ antwortete sie, doch ihre Stimme war mittlerweile so zittrig, dass ihr das nun niemand mehr geglaubt hätte, auch Athina nicht.
Die junge Frau gab nicht auf während Encarna mit aller Kraft versuchte ihre Tränen zurück zu halten. „Was ist denn passiert? Ich weiß dass es ihnen vielleicht unangenehm ist mit einem Gast darüber zu reden, ich weiß, dass man das normalerweise nicht tut, aber wenn sie möchten kann ich auch jemanden holen.“ Athina hustete kurz dann fuhr sie fort „ Wenn sie mir sagen wen ich holen soll mache ich das, das ist kein Problem, wirklich nicht. Aber ich kann sie doch nicht so hier sitzen lassen!“ Die Freundlichkeit Athinas und die Besorgnis in ihren Augen rührte Encarna zutiefst und nun begann sie endgültig zu weinen. Zuerst zögerte Athina einen Moment, doch dann stand sie auf ging um den Schreibtisch und nahm die ihr eigentlich völlig fremde, weinende Servicechefin in den Arm. Sie blieb jedoch nicht lange so stehen, sondern ließ Encarna los und kramte aus ihrer Tasche die sie umhängen hatte ein Taschentuch. Lächeln hielt sie es Encarna unter die Nase. „Geht’s wieder?“
Jaja, alles in Ordnung, ich weiß auch nicht was heute los ist. Sie brauchen sich wirklich keine Gedanken um mich zu machen“ versuchte sie nun Athina endlich los zu werden, denn ihr waren ihre Tränen mittlerweile sehr peinlich. Die junge Frau schaute sie kurz an und wandte sich dann zu gehen. Kurz vor der Tür blieb sie aber stehen. „Wissen sie, sie sagen ich soll mir keine Gedanken machen, aber ich bin mir sicher, dass ich das tun werde solange ich nicht weiß was mit ihnen los ist. Wahrscheinlich werde ich mir die ganze nächste Zeit Sorgen machen.“ Und dann begann sie zu Lächeln „ Was halten sie also davon wenn sie mit Sahra und mir heute Abend weggehen damit ich mich davon überzeugen kann, dass es ihnen gut geht. Und ganz nebenbei können sie uns noch die besten Diskos zeigen. In Ordnung?!“ Mittlerweile lachte sie über das ganze Gesicht. Auch Encarna konnte sich ein Lächeln jetzt nicht verkneifen während sie sagte „ Ich fürchte, dass ich von Diskos keine Ahnung habe. Dazu arbeite ich zu viel. Tut mir Leid“. „Na umso besser“ gab Athina immer noch grinsend zurück, „ dann wird ihnen das heute Abend mal gut tun! Also abgemacht. Sagen wir um 23Uhr hier an der Rezeption?! Bis dann!“
Bevor Encarna noch widersprechen konnte war Athina gegangen.
Etwas perplex ließ sie Encarna zurück. So was war ihr während all ihrer Zeit hier im Hotel noch nicht passiert. Sie wunderte sich was diese junge Frau wohl wollte. Gleichzeitig war sie perplex über solch ein Feingefühl, dass Athina überhaupt bemerkt hatte das etwas mit ihr nicht stimmte, sie kannten sich doch nicht. Selbst ihre beiden Kolleginnen an der Rezeption hatten nichts bemerkt. Oder es hatte sie nicht interessiert, sie wusste es nicht. Aber komisch fand sie das alles schon, aber nicht nur diesen Vorfall, sondern den ganzen Tag. Eigentlich sollte sie früh ins Bett gehen und hoffen, dass er schnell vorbei wäre.
Trotzdem stand sie punkt elf Uhr ausgeh fertig an der Rezeption. Es dauerte auch nicht lange und dann kamen Athina und Sahra. Während Athina eine schwarze Hose und ein hellblaues Oberteil trug, war Sahra, wie auch schon heute morgen, sehr bunt gekleidet. Sie trug eine blaue Hose die mir Comics verziert war und dazu eine weiß- blau gestreifte Bluse.
Beide hatten die Haare hochgesteckt und lachten sich schon wieder über irgendetwas schief.
Automatisch musste Encarna mitlachen auch wenn sie nicht wusste um was es geht.
Hallo! Da sind sie ja! Ich hätte nicht gedacht, dass sie kommen nachdem Tina sie so überfahren hat!“ begrüßte Sahra Encarna als erste. „Na ja, was blieb mir denn anderes, es war mir ja kaum möglich abzusagen nachdem ihre Schwester so schnell verschwunden war.“
Tut mir leid“ lachte Athina, „ aber bitte duzen sie uns doch, sonst komme ich mir so alt vor!“
In Ordnung! Aber wo soll es denn jetzt eigentlich hingehen?“ antwortete Encarana.
Na, wir dachten erstmal was essen und dann vielleicht noch in irgendeine Cocktailbar. Ist das okay?“ beantwortete Sahra ihre Frage.
Natürlich war es okay und so gingen die drei Frauen vom Hotel aus direkt runter zu Yachthafen, wo sie sich in einem Fischlokal hinsetzten.
Während sie aßen unterhielten sie sich die ganze Zeit, aber mehr über allgemeine Dinge. Encarna gab nicht gerne etwas von sich preis und sie hatte den Eindruck, dass es sich mit den Schwester, trotz ihrer anscheinenden Offenheit, ähnlich verhielt.
Encarna erfuhr dass Athina noch zur Schule ging und Sahra ausgebildete Kostüm- und Maskenbildnerin war. Beide gaben an ihr perfektes Spanisch in der Schule gelernt zu haben und eigentlich aus Frankreich zu kommen. Als die beiden das erzählten wunderte sich Encarna etwas, denn die Ältere sprach Französisch mit einem so starken Akzent, dass es selbst ihr auffiel.
Gegen halb zwei wollten sich die drei aufmachen um eine Cocktailbar zu finden die ihnen zusagte. Auf dem Weg dorthin kamen sie an etlichen Diskotheken vorbei und Athina schlug vor doch in die Disko zu gehen. Doch noch bevor Encarna etwas darauf antworten konnte, gab Sahra Antwort. Sie sprach sehr schnell und sehr scharf zu ihrer jüngeren Schwester, die Anfangs noch dagegen zu halten schien. Encarna verstand nur teilweise was sie sagten, denn sie sprachen weder Spanisch noch Französisch, sondern Deutsch. Und das in einem Tempo bei dem Encarna wirklich nicht mehr mitkam. Sie verstand nur soviel, dass Sahra sich weigerte in die Disko zu gehen weil es dort zu verraucht sei und dass Athina wohl bei allzu viel Rauch Probleme mit der Gesundheit bekam. Die Diskussion dauerte nicht lange, denn schließlich gab Athina nach, aber Encarna war doch etwas irritiert. Denn trotz allem was sie nicht verstanden hatte, war ihr doch aufgefallen dass Sahras Deutsch sehr viel besser war als ihr Französisch.
Der Abend wurde dann noch sehr lustig und dauerte bis morgens um fünf. Dann wurde er jäh unterbrochen. Denn während sie noch auf den nächsten Cocktail warteten begann Athina plötzlich zu husten. Sie hatte den ganzen Abend immer wieder gehustet und Encarna hatte angenommen, dass sie erkältet sei, doch jetzt hörte sie nicht wieder auf. Sie hustete und hustete, bekam dabei offenbar kaum noch Luft. Die Leute in der Bar drehten sich nach Athina um, die mittlerweile nicht mehr fähig war alleine zu laufen. Encarna bekam es mit der Angst zu tun, denn so was hatte sie noch nie gesehen. Sie glaubte jeden Moment würde Athina ersticken. Sahra schien das nicht wirklich zu beunruhigen, denn sie kramte mit einer erstaunlichen Ruhe in Athinas Tasche. Sie zog ein Spray hervor und verabreichte Athina ein Mittel indem sie es ihr vor den Mund hielt. Es dauerte nicht lange und Athina entkrampfte sich und konnte wieder halbwegs normal atmen. Sie war jedoch jetzt kreidebleich und sehr erschöpft. Encarna half Sahra sie zum Hotel zurück zu bringen, was nur mit kleinen Pausen möglich war, da Athina nicht mehr in der Lage war mehr als ein paar Meter zu gehen. Immer wieder wurde sie von heftigen Hustenattacken geschüttelt.
Am Hotel angekommen wollte Encarna Sahra noch helfen und sie dann fragen was denn mit Athina los sein, doch Sahra bedankte sich und führte ihre Schwester zum Aufzug. Der Abend war beendet und Encarna blieb etwas ratlos in der Tür des Hotels stehen bevor sie sich auf den Weg nachhause machte um wenigstens noch etwas zu schlafen.
#2

[Bild: withyoubn.jpg]
Die folgende Woche verging wie im Flug und Encarna verbrachte sie damit über ihren Job zu grübeln, mit Sahra und Athina aus zu gehen oder zu arbeiten.
Athinas Anfall wiederholte sich aber Encarna traute sich nicht zu fragen, da die beiden jungen Frauen dieses Thema sorgsam umgingen.
Der angekündigte Besuch rückte immer näher und so schaffte es Encarna zum Ende der Woche nicht mit den beiden weiterhin weg zu gehen. Sie war ohnehin völlig übermüdet und hatte starke Kopfschmerzen. Irgendwie wurde ihr das alles zu viel. Und wenn sie daran dachte was dieser Besuch für Konsequenzen haben konnte, wurde ihr erneut übel.
Als sie wieder einmal mitten in der Nacht in ihrem Büro saß, stand sie auf und ging zu dem Spiegel der in einer Ecke ihres Büros hing.
Als sie hinein sah erschrak sie vor sich selbst. Sie hatte riesige Augenringe, ihre blonden Haare fielen in einzelnen Strähnen aus der Haarspange und ihre blauen Augen waren glanzlos und müde.
Auch um ihre Kleider war es nicht zum Besten bestellt. Ihre blau-weiß gestreifte Bluse war zerknittert, genau wie ihre dunkelblaue Hose.
Aber als sie auf die Uhr sah wunderte sie nichts mehr, es war halb drei Uhr morgens. Seit gestern früh um fünf saß sie jetzt also hier und erstellte Bilanzen, machte Menüvorschläge und bearbeitete liegen gebliebene Akten, nur unterbrochen durch die kurzen Kontrollgänge zu den Essenszeiten.
Sie beschloss nachhause zu fahren und sich umzuziehen, denn so konnte sie morgens niemanden unter die Augen treten.
Als sie im Auto saß kam ihr der Gedanke was wohl Athinas Kommentar zu ihrem Aufzug gewesen wäre wenn sie sie so gesehen hätte, und dabei musste sie unwillkürlich schmunzeln. Dieser Gedanke ließ sie den ganzen Weg nachhause nicht mehr los und so schloss sie mit einem Lächeln auf den Lippen ihre Wohnungstür auf.
Sie schaltete das Licht an, ging den Gang durch bis zu ihrem Schlafzimmer und ließ sich im Dunkeln aufs Bett fallen.
Sie begann mit offenen Augen zu Träumen, doch es dauerte nicht lange und sie war eingeschlafen. Immer noch mit Athinas frechen Kommentaren im Ohr und einem Lächeln auf dem Gesicht.


Obwohl es so spät geworden war kam sie sehr pünktlich im Büro an, dafür hatte sie ja einen Telefonweckdienst.
Im Hotel angekommen wollte sie sich eigentlich gleich in ihr Büro zurückziehen, als ihr zwei junge Frauen auffielen die auf ihren Koffern saßen: Sahra und Athina.
Sofort ging sie zu den beiden, denn eigentlich sollten sie doch erst in einer Woche abreisen.
Was habt ihr denn vor?“ fragte sie die beiden deshalb lächelnd, vielleicht würden sie ja nur einen Ausflug machen.
Wir…wir reisen ab“ gestand Athina etwas zögerlich und schaute dabei auf den Boden.
Aber ihr wolltet doch erst nächste Woche abfahren!“ bemerkte Encarna und ihre Stimme zitterte dabei leicht.
Ja, eigentlich schon. Aber uns ist etwas Wichtiges dazwischen gekommen, deshalb können wir nicht bleiben.“ Antwortete nun Sahra und sah ihr dabei direkt in die Augen, mit einem seltsam warnenden Blick, von dem Encarna nicht wusste was sie davon halten sollte.
Na ja, dann gute Reise. Vielleicht besucht ihr uns mal wieder“ erwiderte sie und fügte noch ein „irgendwann“ hinzu.
Jetzt blickte Athina auf. Sie sah erst zu ihrer Schwester und dann zu Encarna bevor sie antwortete: „Wir werden uns bald wieder sehen, bestimmt!“ und lächelte dabei zaghaft.
Einen kurzen Moment blieb Encarna noch bei den beiden stehen, dann drehte sie sich um und ging in ihr Büro. Im Hintergrund hörte sie wie Athina erneut zu husten begann. Sie überlegte für einen Moment umzudrehen und Athina einen Arztbesuch nahe zu legen, doch dann entschied sie, dass es sie eigentlich nichts anging.
Dort ließ sie sich, wie so oft in der letzten Woche, seufzend in ihren Sessel fallen. Sie schlug den ersten Ordner auf, hielt dann aber inne. Sie hatte nie darüber nachgedacht, dass die beiden wieder abreisen würden. Es war klar gewesen, irgendwie, aber nicht wirklich greifbar. Und jetzt waren sie weg, so plötzlich, dass sie es kaum glauben konnte. Sie fragte sich was die seltsamen wissenden Blicke der beiden Schwestern zu bedeuten hatten und fand keine Antwort. Athina war sich sicher gewesen dass sie wiederkommen würden, vielleicht würden sie ja gleich buchen wenn sie zuhause wären. Sie wusste es nicht, aber als sie zum tausendsten Mal zu dieser Erkenntnis kam, stellte sie fest, dass sie eine gute Stunde in ihre Gedanken versunken verbracht hatte.
Nun hatte sie keine Zeit mehr für die Ordner die sich immer noch auf ihrem Tisch stapelten, sondern musste runter in den Speisesaal. Als sie dieses Mal an der Rezeption vorbei kam waren die beiden nicht mehr da. Es war seltsam, dass die beiden nicht mehr da saßen und es störte Encarna.
Unten herrschte das Chaos, nichts war an diesem Morgen so wie es gehörte, die Kellner schlampten und die Gäste waren unfreundlich. Ihr fehlte das morgendliche Gelächter der beiden Schwestern und ihr fiel ein, dass die beiden ohne Frühstück abgereist waren.
Auch in der Küche sah es nicht besser aus, Chaos wohin sie blickte.
Sie war froh als sie wieder in ihrem Büro war und schloss aufatmend die Tür hinter sich. Fast zwei Stunden hatte sie heute für den Frühstücksrundgang benötigt. Das war fast neuer Rekord.
Schon zum zweiten Mal an diesem Morgen lies sie sich jetzt also in ihren Sessel fallen. Dann stütze sie sich auf dem Schreibtisch auf und fuhr sich mit beiden Händen in die Haare. In ihrem Büro war es still und sie wünschte sich, dass die Tür aufgehen würde und Athina in ihren Badesachen erschien um sie mal wieder zu fragen ob sie mit schwimmen gehen würde. Sie würde ihr wie immer absagen, aber sich über die Geste freuen, der Morgen wäre gerettet. Doch es tat sich nichts und plötzlich schossen ihr die Tränen in die Augen. Sie kam sich so einsam vor, ein Gefühl, das sie so nicht kannte.
Mit dem Handrücken wischte sie sich die erste Träne weg, als sich plötzlich jemand räusperte.
#3

Hey
ich finde es toll.
Du (oder ihr) habt das Buch alleine Ggeschrieben?
Ich hab auch schon im Internet geschaut wo man das Buch herbekommen könnte.
Doch jetzt ich mir natürlich alles klar.
Ich werde auf jeden Fall weiter lesen.
Denn ich finde die Geschichte faszienernd und spanned zu gleich.
Toll
weiter schnell

Gruß Loorie

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Sig von Falling
Mitglied im Rory und Logan Club
#4

Naja, die Idee ist meine, ich htte dann aber keine Lust mehr weiterzuschreiben, also hat ne Freundin die Teile nochmal überarbeitet und ein Stück weitergeschrieben. Allerdings kam sie dann nicht mehr weiter, weil ihr für gewisse Sachen das Hintergrundwissen fehlt (wirst später sehen was ich meine) und jetzt bin ich eigentlich wieder dran. Der Schluss ist schon fertig, aber dazwischen fehlt noch einiges.... muss ich unbedingt mal weitermachen. Aber bis ihr da hinkommt, bin ich soweit, das Ding ist nämlich ewig lang.
Aber ich will erstmal schauen ob das wer liest, bevor ich weitermache.
#5

ich lese und ich finde es toll. super geschrieben, die idee gefällt mir, ich würde sehr gerne weiter lesen

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#6

Na, dann bin ich mal gespannt ob sich außer euch beiden noch mehr Leser finden, auch wenn es nix mit GG zu tun hat.
#7

Yaaay, ich find die Story total toll.
Ich hab zwar dpdm nur angefangen zu lesen (*mich selbst darüber ärger*) aber immerhin hab ich's soweit geschaff, dass ich das mit dem Buch mitgekriegt hab.
Ich find die Geschichte umwerfend und ich weiß nicht aber
Show Content

Na ja egal, jedenfalls werd ich die Story ganz bestimmt weiterverfolgen. :biggrin:

Wenn mich jeder mögen würde, dann wäre ich Käsekuchen!
#8

Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich bei der Übersetzung von dpdm die Auszüge aus dem Buch einfach weggelassen habe, weil ich die da noch nicht übersetzt hatte und die lang waren und ich zu faul. Im Original sind ganze Auszüge drin.

Was deine Vermutung angeht, ich sag zu sowas nie was, die beiden sind aber noch richtig wichtig.
#9

So, ich weiß, Doppelpost, aber hier ist der erste Teil des 2. Kapitels:

[Bild: withyoubn.jpg]
Erstens kommt es anders… und zweitens als man denkt..


Encarna fuhr herum und starrte in zwei große braune Augen, einige Zentimeter über ihr.
Ähm… entschuldigen Sie bitte… ich wollte wirklich nicht…äh stören, aber hier war, ich meine Sie waren nicht da und…“ stammelte, verlegen grinsend ,der Fremde in ihrem Büro.
Encarna war so perplex, dass sie nicht reagieren konnte. Sie saß da und starrte ihn einfach nur an. Eigentlich hätte sie ihn wütend rauswerfen müssen, vor allem weil er auch noch in ihren Akten las, aber sie konnte es nicht.
Vor ihr stand ein Mann mit kurzen, dunklen, lockigen Haaren, etwa 1.90 groß und grinste verlegen, wobei seine dunklen braunen Augen die ganze Zeit über funkelten.
Sie setzte sich auf und wusste immer noch nicht wie sie reagieren sollte.
Äh, achso und ich bin Said bin Wassim. Hallo!“ grinste er.
In dem Moment als er seinen Namen sagte klappte ihr der Unterkiefer nach unten. Said bin Wassim. Das war doch jener Furcht einflössende Araber der sie entlassen würde, weil ihm das Hotel gehörte und er die Macht dazu hatte.
Vor ihrem inneren Auge tauchte wieder das Bild auf, dass sie sich von ihm gemacht hatte und sie verglich es mit dem Mann der vor ihr stand. Statt des weißen Kaftans trug er einen schwarzen Anzug und ein hellblaues Hemd ohne Krawatte, bestimmt Maßanfertigung. Einen Turban trug er ebenfalls nicht, dafür hatte er eine modische Kurzhaarfrisur die ihm sehr gut stand. Spitzbart, oder sonstigen Bart hatte er auch nicht und der harte, kalte und Furcht einflößende Gesichtsausdruck war nicht einmal in Ansätzen erkennbar. Stattdessen wirkte er wie ein Lausbub, dem gerade sein Streich missglückt war und der sich nun rechtfertigen musste.
Erst als sie merkte, dass er begann sie zu fixieren war sie wieder fähig zu reagieren und hörte auf ihn anzustarren.
Achso, ich bin Encarna Diaz“ sagte sie schnell, stand hastig auf und streckte ihm die Hand entgegen. Doch anstatt ihr die Hand zu schütteln gab er ihr einen formvollendeten Handkuss, was sie erneut für einen Moment aus der Fassung brachte. Dieser Morgen war eindeutig zu viel für sie.
Gerade als sie das dachte fiel ihr wieder ein, dass Athina und Sahra abgereist waren, was an diesem Morgen genügte um ihr erneut die Tränen in die Augen schießen zu lassen. Sie ärgerte sich gleichzeitig über sich selbst, dass sie heute Morgen so nah am Wasser gebaut hatte und das auch noch vor ihm.
Ach du meine Güte, sehe ich denn so furchtbar aus, dass Sie gleich anfangen zu weinen?!“ fragte er mit einem Lächeln. „Nein, nein, natürlich nicht. Es ist nur…Ach, ich weiß es eigentlich selbst nicht. Entschuldigen Sie bitte, normalerweise passiert mir so etwas nicht“.
Er schaute sie immer noch sehr skeptisch an, weshalb sie sich nun um ein möglichst unbefangenes Lächeln bemühte, was ihr auch fast gelang.
So stand sie jetzt in ihrem Büro, lächelte den Mann an, der sie demnächst entlassen würde, während er sie mit einem durchdringenden, schwer einzuordnenden Blick von oben bis unten begutachtete. Als er fertig war schaute er ihr direkt in die Augen.
Encarna drehte sich schnell weg, griff zu den Akten die auf ihrem Tisch lagen und blätterte kurz darin. Dann nahm sie ihm den Ordner aus der Hand, den er immer noch in seiner Linken hielt, sammelte sich kurz und schaute ihn dann herausfordernd an.
Was haben Sie eigentlich gesucht?“ Gerade als sie die Worte ausgesprochen hatte, fragte sie sich auch schon ob sie nicht etwas zu unfreundlich gewesen war. Doch dann dachte sie daran, dass es doch ohnehin keine Rolle mehr spielte und wartete auf seine Antwort.
Doch anstatt, dass ihm nun sein Grinsen verging und er ihr sagte was er wollte, grinste er nur noch breiter und sagte nichts. Wieder schaute er ihr direkt in die Augen.
Sie spürte wie sie allmählich ärgerlich wurde, weil sie sich ausgeliefert und hilflos vorkam. Was bildete der sich eigentlich ein? Gut, er war der Besitzer, aber das gab ihm noch lange nicht das Recht in ihr Büro zu schneien, in ihren Akten zu wühlen und sich jetzt auch noch über sie lustig zu machen. Ihre Augen begannen bedrohlich zu funkeln. Er hörte auf zu grinsen, wurde ernst und fragte
Wollen Sie mir nicht erstmal das Hotel zeigen?“
Ich dachte eigentlich das wäre die Aufgabe meines Chefs und außerdem ist es ihr Hotel. Sie sollten sich hier auskennen.“ Nun begann er schon wieder zu grinsen.Vor lauter Wut knallte sie die Akten auf den Schreibtisch, die sie eben noch in den Händen gehalten hatte. „Wissen Sie, dieses hier ist nicht mein einziges Hotel. Es ist eines einer Hotelkette. Und davon besitze ich auch nicht nur eine, sondern fünf. Ich glaube nicht, dass man von mir erwarten kann, dass ich jedes Hotel persönlich kenne. Denn bis auf meinen privaten Bereich, der in jedem Hotel gleich gestaltet ist, wobei ich hier nicht einmal weiß wo er sich befindet, sind alle meiner Häuser grundverschieden. Im Übrigen würde ich mich sehr freuen, wenn Sie mir anstelle ihres Chefs das Haus zeigen könnten, mich nervt nämlich, dass er redet ohne Luft zu holen und das auch noch über Themen, die nun wirklich niemanden interessieren. Das durfte ich bei meiner Ankunft schon ausreichend genießen und darauf habe ich keine Lust mehr. Sind ihre Fragen jetzt beantwortet, können wir gehen?“ Er hatte ihr komplett den Wind aus den Segeln genommen und dass er sich Felipes Geschwätz nicht weiter antun wollte, konnte sie ihm nicht einmal verdenken. Ihre Wut auf ihn war verflogen. Also lächelte sie freundlich zurück, antworte mit einem „Ja, natürlich“ und lief zur Tür. Doch bevor sie sie öffnen konnte, war er vor ihr und hielt ihr die Tür auf. Wenigstens hatte er Manieren.
Sie führte ihn durch das komplette Hotel, zeigte ihm vom Keller bis in den obersten Stock alles. Er legte Wert darauf, dass sie ihm jeden Mitarbeiter vorstellte der ihnen über den Weg lief, inklusive ihrer persönlichen Beurteilung, die natürlich immer sehr positiv ausfiel, worüber er immer wieder lachen musste.
Als sie auf der Empore vor Felipes Büro standen drehte er sich um und schaute über die Brüstung nach unten. Sein Lächeln verschwand und er schaute abwesend auf den Springbrunnen in der Mitte der Rezeptionshalle.
Schön hier, nicht? Die Rezeptionshalle habe ich in allen meinen Hotels gleich gestallten lassen, genau wie die Privaträume. Natürlich nur soweit das möglich war.“
Ja, wenn man mal ein Design hat ist es mühsam sich noch tausend andere auszudenken, was?“ antwortete sie spitz. Sie wollte nach Hause in ihr Bett. Doch er schien es nicht bemerkt zu haben, denn er drehte sich um und lächelte sie an. Doch nicht mehr herausfordernd oder spitzbübisch, sondern fast verträumt. „Nein, das hat damit nichts zu tun. Die Hotels machen soviel Arbeit, da wäre es darauf auch nicht mehr angekommen. Nein, die Rezeptionshalle und die Privaträume sind einem Hotel in Tunesien nachempfunden. Dort ist mein Hauptwohnsitz. Ich habe alles danach ausrichten lassen, weil ich immer viel reise und ich wollte, dass meine Kinder sich nicht fremd fühlen, auch wenn wir wo ganz anders waren. Sie hatten es auch so schon nicht leicht, dann sollten sie sich wenigstens auch im Ausland zuhause fühlen.“ Während er den letzten Satz gesprochen hatte war das Lächeln verschwunden und für einen kurzen Moment hatte sie den Eindruck, dass sie ihn eben zum ersten Mal, seit sie ihn hier herum führte, so gesehen hatte wie er war. Sein Dauerlächeln war zwar perfekt, aber nicht echt.
Sollen wir weiter gehen?“ fragte sie jetzt ruhig.
Nein, ich habe keine Lust mehr. Ich denke, das Wichtigste habe ich gesehen. Wie wäre es wenn wir runter in den Speisesaal gehen. Es müsste doch gerade Mittagessen geben?! Ich habe Hunger.“ Zuerst wollte sie mit „Ja, natürlich“ antworten, doch dann fiel ihr wieder ein wer er war und was er vorhatte, also versuchte sie sich mit der Arbeit die in ihrem Büro auf sie wartete raus zu reden. Doch er lies keinen Widerspruch zu und erklärte ihr die Arbeit würde auch später noch warten. Und dann tauchte sein Lächeln wieder auf, als er ihr erklärte, dass er ihr dann auch dabei helfen würde. „Na super“ dachte sie und ging hinter ihm die Treppen hinunter zum Speisesaal.
Als sie sich an einem Tisch an der Glaswand zum Pool hin niedergelassen hatten schaute sich Said anerkennend um. Encarna bemerkte es mit Genugtuung.
Sie haben hier ja alles fest im Griff. Die Gäste werden blitzschnell bedient, alles ist sauber, das Buffet sieht spitze aus und die Tische sind mehr als perfekt eingedeckt.“ Sie war überrascht, dass ihm so etwas wie das Gedeck der Tische überhaupt auffiel, wollte ihm das aber keinesfalls zeigen. Schließlich war er ein Widerling und was er hier tat war eigentlich gemein, schließlich würden ihre Fähigkeiten bald nicht mehr gebraucht werden.
Freut mich, dass es Ihnen gefällt“, sagte sie deshalb, während sie aufstand und zum Buffet lief. Widerwillig nahm sie sich dort etwas Salat und setzte sich dann zurück an den Tisch. Er war noch nicht aufgestanden, hatte keinen Teller vor sich.
Möchten Sie nichts?“
Doch, aber erst wenn Sie mir verraten was ich Ihnen eigentlich getan habe!“ Bei diesem Satz fiel Encarna vor lauter Schreck die Gabel aus der Hand.

TBC?
#10

Zitat:TBC?
Das hoff ich doch!
Ich bin total in deiner Story verschwunden ^^
Unglaublich gut geschrieben.
Ich bin mal gespannt was Encarna da antwortet und ob wir die beiden Mädels hoffentlich schon bald wiedersehen. :biggrin:
Egal, ich hoff einfach mal du postest bald dn 2. Teil von dem Kapitel.

LG, Paige

Wenn mich jeder mögen würde, dann wäre ich Käsekuchen!


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