From New York to Los Angeles, or how 2700 miles can change your whole life
#1

Titel:
From New York to Los Angeles, or how 2700 miles can change your whole life

Autor: Ich / Halie
Genre: Drama
Pairing: /
Raiting: R-13, bzw. teilweise wohl R-16
Disclaimer: Alles gehört ASP, mir gehören eventuell einige Charaktere die noch auftauchen werden. Ich ziehe keine finanziellen Nutzen aus der Sache.

Bemerkung:

Diese FF besteht aus 4 Teilen, original verfasst in English, beim Übersetzen ins Deutsche hat mein toller Laptop irgendwann die Englishe Version gelöscht, so dass ich den letzten Teil nochmal auf Deutsch neu schreiben musste.

OT: Geschrieben habe ich das ganze wirklich im Flugzeug während meines letzten Heimatbesuchs.
Genug Blabla´s .. log gehts ..


From New York to Los Angeles, or how 2700 miles can change your whole life

16:30 – 17:00

Sie war in Eile, obwohl der heutige Tag seit Monaten in ihrem Terminplaner mit einem symbolischen roten „X“ gebrandmarkt war, hatte sie alles bis zur letzten Sekunde verdrängt.

Aber auf einmal war er heute Morgen dagewesen, der prestigeträchtige 18. Februar, ohne Vorwarnung wie sie behauptete, als unmissverständliche Erinnerung daran, dass es für sie Zeit war zu gehen.

Mittlerweile ging sie nicht mehr, sie rannte – als Folge ihrer eigenen Verzögerungstaktik, die sie genervt als „fehlgeschlagen“ abstempeln musste.

„Passagierin Lorelai Gilmore gebucht auf den United Airlines Flug 789, nach Los Angeles, bitte kommen Sie unverzüglich zum Flugtseig 24A, das ist Ihr letzter Aufruf“

Erschrocken zuckte sie zusammen, nicht nur weil sie drauf und dran war ihren Flug zu verpassen, viel eher war es ihr unangenehm ihren Namen aus den Lautsprechern zu hören. Seit sie denken konnte, war sie eine Pünktlichkeitsfanatikerin gewesen, jemand der immer alles richtig machte, wie sich Zeiten und Menschen doch ändern konnten.

12A, 13A, 14A, noch ein letztes Mal beschleunigte sie ihr Tempo, den schwarzen Reisepass samt Boardkarte in die Luft gestreckt, um die Mitarbeiter ihres Abfluggates schon von weitem auf sie aufmerksam zu machen, kämpfte sie sich durch die Menschenmassen.

Wie heuchlerisch sie sich doch selbst vorkam, sie wollte nicht in dieses Flugzeug steigen, eigentlich wollte sie nur nach Hause, zu ihrer Mutter, was für lächerliche Wünsche sie doch mit 27 Jahren hatte.

„Lorelai Gilmore“ keuchte sie atemlos im Laufschritt, und schleuderte der blonden Frau mit der dunklen Stewardessen Uniform, die vor dem bereits menschenleeren Abfluggate stand, ihre Boardkarte entgegen.
„Wir sind vollzählig, Bobby“ zischte die kühle Blonde in ihr Funkgerät, und winkte sie ohne weitere Kontrolle durch, mit einem entschuldigenden Blick verschwand sie in den langen Gang der sie zu ihrem Flugzeug brachte.

Beim betreten der Maschine bedachten sie einige Mitpassagiere mit strafenden Gesichtern, mit gesenkten Kopf ließ sie sich auf ihren Fensterplatz fallen, wenigstens schien der Sitz neben ihr freizubleiben.

Durch die ganze Aufregung hatte sie fast schon vergessen, wie nervös sie Flugzeuge machten, doch das war nicht der wahre Grund warum sie sich so unwohl fühlte, so einsam und verloren auf dieser Welt. Frustriert blickte sie aus dem Fenster, das New Yorker Wetter zeigte sich mal wieder von seiner besten Seite, der Himmel dunkelgrau verfärbt, noch dazu peitschte der Wind Regentropfen gegen das kleine rechteckige Flugzeug Fenster. Angestrengt versuchte sie sich daran zu erinnern, wann sie das letzte Mal in dieser Stadt glücklich gewesen war, ihr kam kein Ereignis in den Sinn, frustriert gab sie den Versuch nach wenigen Sekunden auf, es war einfach zu lange her.

Sie verfolgte die Demonstration der Sicherheitshinweise auf den kleinen Monitor, der auf dem Vordersitz eingelassen war, nur halbherzig, stattdessen fischte sie aus ihrer braunen Umhängetasche, die sie auf dem freien Nebensitz abgestellt hatte, ein Buch hervor. Selbst ihre größte Leidenschaft hatte sie in den vergangen Monaten vernachlässigt, eigentlich unvorstellbar, sie war nur mehr ein Schatten ihrer selbst. Seufzend schlug sie die erste Seite von Jack Kerouacs „On the road“ auf, unsicher ob es selbst Dean Moriaty und Sal Paradise schaffen würden, sie ihr schreckliches Leben für einige Stunden vergessen zu lassen.

„Miss?“ versuchte es der dunkelhaarige Mann Ende Zwanzig höflich, er war soeben von der Toilette zurückgekehrt, und fand nun seinen Sitzplatz blockiert vor.

Die junge Frau bewegte sich keinen Millimeter, ihre Augen huschten weiterhin über die Zeilen ihres Buches, als wäre sie in eine andere Welt abgetaucht.

„Entschuldigen Sie bitte, Miss“ versuchte er es erneut, und berührte sie dabei leicht mit dem Zeigefinger an der Schulter.

Wie von der Tarantel gestochen sprang die Frau in die Höhe, so schnell dass das Buch in ihrer Hand zwei Reihen weiter vorne gegen den Kopf einer Passagierin knallte, auch er wich überrascht und erschrocken einen Schritt zurück.

Der leere Ausdruck in den blauen Augen der braunhaarigen Frau die ihm verwirrt anstarrten, ließen ihn für den Bruchteil einer Sekunde innehalten, so etwas hatte er in seinen beinahe 29 Lebensjahren noch nicht gesehen.

Diese Augen. Er war sich sicher, dass sie einst wunderschön gewesen waren, gefüllt mit Freude und Trauer, geweint und gelacht hatten, umso mehr schockierte ihn nun dieser Anblick. Ihre Augen wirkten tot, es gab keinen anderen Ausdruck oder Umschreibung dafür.

Was konnte einen einzelnen Menschen nur so grausames widerfahren sein, dass das Leben aus seinem Gesicht verschwand?

Wie sie da so stand und ihn verstört anstarrte, wirkte sie beinahe zerbrechlich, als wäre sie nur mehr eine Hülle ohne Inhalt.

„Es tut mir leid, es war nicht meine Absicht Sie zu erschrecken“ räusperte er sich, behutsam bewegte er sich auf sie zu.

Das Herz schlug ihr bis zum Hals, ihre Hände waren feucht, und sie war den Tränen nahe. Beschämt registrierte sie den Blick einiger Passagiere die verständnislos den Kopf schüttelten, und dann den Mann, dessen Berührung in ihrem Kopf furchtbare Erinnerungen ausgelöst hatten.

„32B, das ist mein Sitzplatz“ versuchte er es erneut mit ruhiger Stimme, dieser Flug würde wohl nicht so entspannt verlaufen wie er gehofft hatte, unsicher fuhr er sich durch das dichte dunkelbraune Haar.

Erst jetzt verstand sie, peinlich berührt nahm sie ihre Umhängetasche von dem Nebensitz und verstaute sie in einem der oberen Ablagefächer. Danach ließ sie sich zurück auf ihren Sitz fallen, schnallte sich an und zog den roten Gurt fest. Ihr Sitznachbar für die nächsten sechseinhalb Stunden tat es ihr gleich.

Draußen donnerte es, und gleißende Blitze erhellten den dunklen New Yorker Himmel, während die Boeing 777-222 der United Airlines nach Los Angeles auf die Startbahn rollte.

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only god can judge me
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#2

Finds bis jetzt ganz spannend, vorallem weil der braunhaarige Mann anscheinend ein neuer ist und keiner von Rorys verflossenen. Bin auch sehr gespannt, was Rory alles erlebt hat in der Vergangenheit!

Freu mich auf mehr


_____What if sex was holy and war was obscene_____
-Alicia Keys
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#3

Gefällt mir sehr gut. Es ist mal was anderes, denn Rory kennt man so nicht.

Bin gespannt was passiert ist ?
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#4

Mir gefällt die Story auch sehr gut und ich bin schon seh gespannt, was Rory zugestoßen ist / noch zustoßen wird!

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In der Mitte der Schwierigkeiten liegen die Möglichkeiten
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#5

Es tut mir leid, dass ich so ewig lange (huch, mehr als 1 Monat! :S) gebraucht habe, um den zweiten Teil zu posten.
Beim nächsten wird es schneller gehen - versprochen!

Vielen lieben dank, für euer Feedback, hat mich sehr gefreut!

Lange rede, kurzer Sinn, los - ahh weiter gehts (-:


Part II / From New York to Los Angeles, or how 2700 miles can change your whole life
17:00-19:00 Uhr

Der Pilot startete die Triebwerke, ein lautes Dröhnen machte sich im Inneren des Flugzeuges breit, Rory verkrampfte sich erneut und schloss die Augen.

Der riesige Vogel begann sich in Bewegung zu setzen, erhöhte konstant seine Geschwindigkeit und hob am Ende der Startbahn ab, in die pechschwarze Nacht. Der Steigflug verlief unruhig, immer wieder erfassten Windböen die elastischen Flügel der Maschine, so dass die Passagiere ordentlich durchgeschüttelt wurden.

Es war ihr alles gleichgültig, der Wind, die Turbulenzen, ihr Leben. Was würde es schon für einen Unterschied machen, wenn sie heute, hier und jetzt, sterben würde? Wenn sie nie in Los Angeles ankäme? Gar keinen. In diesem Moment wünschte sie sich nichts sehnlicher, als dass ihr erbärmliches Leben endlich ein Ende nahm. Sie war davon überzeugt, diesen Schmerz keine Sekunde länger ertragen zu können.

Hilflos wanderten seine Augen durch die Sitzreihen, doch niemand außer ihm, schien die zitternde braunhaarige Frau am Nebensitz zu registrieren. Er wusste nicht, was man in einer Situation wie dieser sagte oder tat, es überforderte ihn gnadenlos, der Drang einfach aufzustehen und wegzulaufen wurde immer größer. Nicht nur, dass es ihn verunsicherte, wenn Menschen ihre Gefühle offenbarten, vielmehr machte es ihm eine scheißangst, weil er seine eigenen, so tief in seinem Inneren vergraben hatte.

„Hier, bitte“ wandte er sich mit leiser aber fester Stimme an die junge Frau und streckte ihr eine Packung Taschentücher entgegen.

Wie in Zeitlupe drehte sie ihren Kopf in seine Richtung, streckte ihre dünnen Finger, die wie leicht zerbrechliche Streichhölzer wirkten, nach den Tempos aus, und nickte ihn als Zeichen der Dankbarkeit zu.

Ein erneutes rumpeln ließ das Flugzeug leicht schwanken, als er den panischen Blick der verstörten Frau erkannte, versuchte er es erneut:“ On the road ist ein wirklich gutes Buch, mit Jack Kerouac konnte ich mich schon immer irgendwie identifizieren“.

Ja, es hatte Zeiten gegeben, in denen er sich eins zu eins mit dem viel zu früh verstorbenen Schriftsteller identifizieren hatte können, vor allem was die negativen Aspekte dessen Leben anbelangte.

Rory registriert zwar, dass der Mann rechts von ihr auf sie einredete, verstand aber kein einziges Wort. Ein paar Reihen weiter vorne brüllte ein Baby, und Erinnerungen jagten wie verzerrte Schatten durch ihren Kopf.


Flashback, 23. Oktober 2008, 4 Uhr Morgens

Verzweifelt schaukelte sie das rosa Bündel in ihren Armen, zog erneut an der Schnur des großen, weißen Teddybärs, woraufhin dieser begann eine Melodie von sich zu geben. Es nützte nichts, das Baby schrie erneut so laut auf, dass der Gesang des Bärs darin unterging.

„Schhh! Schätzchen, bitte lass Mummy nur ein paar Stunden schlafen, sonst wird sie verrückt. Noch verrückter als sie es jetzt, nach 13 Tassen Kaffee schon ist“ flehte sie inständig, als Antwort landete etwas Babykotze auf ihrem blauen Pullover, wohl das Highlight ihres Tages.

Während sie die Kommode nach frischen Windeln durchsuchte, blieben ihre Augen am kleinen, ovalen Spiegel hängen, der darüber angebracht war. Das erste Mal seit Tagen betrachtete sie ihr Spiegelbild: Ihre dunkelbraunen Haare hatten sich fast vollkommen aus dem cremefarbenen Haarband gelöst, einzelne, lose Strähnen lugten überall hervor, und fielen ihr immer wieder ins Gesicht. Ihr Pullover war nicht nur mit Erbrochenen versehen, sondern auch mit klebrigen Babybrei und eingetrockneter Spucke. Das markanteste waren jedoch ihre Augen, die von tiefen, schwarzen Schatten umrandet waren, und ihr mit glasigem Blick entgegen starrten. Überforderung und Frustration kam in ihr hoch, das Baby windete sich in ihren Armen, und stieß einen spitzen Schrei aus.

Sie hörte wie im unteren Stockwerk die Eingangstür ins Schloss fiel, das Geräusch einer Aktentasche die abgestellt wurde, und wenige Sekunden später Schritte die sich die Treppe hochbewegten.

Es war 4 Uhr morgens, an einem Samstag, eine ungewöhnliche Zeit nach der Arbeit nach Hause zu kommen, aber sie hatte längst aufgehört Fragen zu stellen.

Flashback, Ende.

„Hier, trinken Sie das“ drang eine fremde Stimme in ihr Ohr, langsam öffnete sie die Augen, es dauerte ein wenig, bis ihr bewusst wurde, wo sie sich befand. Ihr Herz raste wie wild, die Erinnerung war so lebendig gewesen, dass sie glaubte noch den weichen Stoff der rosa Babydecke zwischen ihren Fingern zu spüren. Tränen liefen über ihre Wange, ein ohnmächtiger Schmerz hatte sich in ihrer Brust breitgemacht, mit letzter Kraft verdrängte sie dieses Kapitel in ihrem Leben.

Nachdem sie ihre Fassung einigermaßen wieder gefunden hatte, drehte sie ihren Kopf nach rechts, zu dem braunhaarigen Mann am Nebensitz, der ihr noch immer auffordernd einen Flasche Wasser entgegenstreckte.

„Danke“ brachte sie mühsam hervor, es war nicht mehr als ein schwaches flüstern.

„Schon okay, kann ich irgendetwas für Sie tun?“ hakte er nach, Sorge und Verunsicherung standen ihm ins Gesicht geschrieben.

Kopfschüttelnd lehnte sie sein Angebot ab, mittlerweile war es beinahe vollständig dunkel im Flugzeug, die Beleuchtung war abgedreht worden, nur ein dünner Streifen am Boden, der zu den Notausgängen führte, spendete etwas Licht, sowie die Leselampen vereinzelter Passagiere. Auch ihr Sitznachbar hatte das kleine Licht über seinen Sitz eingeschalten.

„Oh, Sie lesen auch gerade On the road?“ fragte Rory verwundert, als sie das aufgeschlagene Buch auf dem ausklappbaren Tischchen des Mannes bemerkte.

„Nein, das ist Ihres, ich hoffe das ist in Ordnung, es ist schon Jahre her, dass ich es zum letzten Mal in der Hand hatte“ entgegnete er, mit einem leicht wehmütigen Unterton in seiner Stimme.

Verstohlen wischte sie sich mit dem Ärmel ihres schwarzen Pullovers, die letzten Tränen von der Wange, sie schämte sich in Grund und Boden für ihren vorhergegangenen Gefühlsausbrauch, wenigstens schien außer dem Mann am Nebensitz niemand davon Notiz genommen zu haben.

„So lange Sie mir das Buch nachher wieder geben, ist es okay“ antwortete sie misstrauisch, und trank einen Schluck Wasser, sie musste sich beruhigen.

„Keine Sorge, Sie können es auch gleich wiederhaben, ich habe noch ein paar andere Bücher dabei“ erwiderte er mit dem Anflug eines Lächelns, erhob sich, und fischte aus seiner Tasche, die er im oberen Gepäcks Ablagefach verstaut hatte, einen Stapel Bücher hervor. Danach ließ er sich zurück auf seinen Sitz fallen.

„Wow, lesen Sie viel?“ platzte es aus ihr heraus, während sie die gut zehn Bücher betrachtete, von denen einige nur ein weißes Cover hatten.

„Nicht wirklich“ entgegnete er, mit zusammengekniffenen Augen begann er die Bücher nach einem System zu ordnen, dass nur ihm alleine bekannt war.

Aus den Augenwinkeln beobachtete er seine Sitznachbarin, die ihn nachdenklich anstarrte, seine Taktik schien aufzugehen. Irgendetwas in seinem tiefsten Inneren hatte ihm instinktiv gesagt, dass man diese so verloren wirkende, junge Frau, mit Büchern auf andere Gedanken bringen konnte.

„Sie haben gesagt, Sie lesen nicht viel!?“ kam es nach wenigen Minuten entrüstet vom Nebensitzt.

Er las noch den soeben angefangenen Absatz zu Ende, und wandte sich dann seiner Sitznachbarin zu, die ihm mit verwundertem Blick „On the road“ entgegenhielt.

„Wah, was ist schon viel?“ erwiderte er schulterzuckend, der Anflug eines Grinsens umspielte seine Lippen.

„Aber, das hier“ fuhr sie verwirrt fort, während sie mit dem aufgeschlagenen Buch vor seiner Nase herum wedelte „Müssen Sie schon öfters gelesen haben, denn niemand ist fähig solche Randnotizen zu verfassen, ohne das Buch in und auswendig zu kennen“.

„An die 40 Mal“ seufzte er leise.

Sie wollte etwas erwidern, biss sich dann aber auf die Zunge, und überflog nochmals Bruchstücke seiner Bemerkungen, konnte dieser Mann so schnell schreiben, oder war ihr Blackout länger gewesen als angenommen? Ihre Hände begannen zu schwitzen, aber dieses Mal ließ sie nicht zu, dass ihre Gefühle hochkamen, sie legte das Buch zur Seite und starrte aus dem kleinen Flugzeugfenster. Der Himmel war pechschwarz, er wirkte auf Rory beängstigend, fast so, als würde er das Flugzeug jeden Augenblick verschlucken. Am Boden glitzerten ein paar verstreute Lichter, die von oben wie blinkende Stecknadelköpfe wirkten, diese waren, abgesehen vom roten Signallicht am Ende des Flugzeugflügels, die einzigen Lichtquellen. Laut der interaktiven Karte, die der kleine Monitor der am Vordersitz eingelassen war anzeigte, befanden sie sich gerade über den großen Seen bei Michigan.

„Was sind das für komische Bücher, die nur einen weißen Einband haben?“ wollte sie nach Minuten des Schweigens wissen, und zeigte auf einige der farblosen Bücher, die vor ihrem Sitznachbar ausgebreitet lagen.

„Entwürfe“ antwortete er knapp, klappte das Buch, dass er in der Hand hatte zu, und widmete seine Aufmerksamkeit der braunhaarigen Frau.

„Wofür?“ fragte sie erneut nach, und war von sich selbst überrascht, dass sie die Antwort wirklich interessierte. Es war Monate her, dass sie ein normales Gespräch geführt hatte.

„Huh, für Bücher!?“ kam es fragend zurück.

„Aber was haben Sie damit zu tun?“ warf sie verdutzt ein, der Groschen wollte und wollte einfach nicht fallen.

„Eins und Eins zusammenzuzählen, ist wohl nicht einer ihrer Stärken?“ konterte er, und ein schiefes Lächeln machte sich in seinem Gesicht breit.

„Sie sind Verleger!“ platzte es aus ihr triumphierend heraus.

„Bingo!“

„Aber sollten Verleger nicht genug Geld haben, um in der ersten Klasse zu fliegen?“ hakte Rory misstrauisch nach, sie konnte nicht anders, als jede Aussage zu hinterfragen, sie hatte ihre Gutgläubigkeit längst verloren. Die offene, positive, naive, junge Frau von früher gab es nicht mehr.

„Nicht, wenn man gerade dabei ist, seinen eigenen Verlag am anderen Ende des Landes neu aufzuziehen, und jeden Cent brauchen kann“ seufzte er, wenn er an seinen Kontostand dachte, wurde ihm tatsächlich anders.

„Sie haben einen eigenen Verlag, wie großartig! Dann bekommen Sie auch noch massenweise Bücher zugeschickt, und können diese umsonst und vor allen anderen lesen!“ entfuhr es ihr euphorisch, es fühlte sich beinahe so an, als würden letzte Reste ihres „Alten-Ichs“ zu Tage kommen.

„Huh, da haben Sie vielleicht Vorstellungen, was einige „Wannabe-Autoren“ heutzutage zusammenschreiben, Hemingway würde sich im Grab umdrehen! Und wenn ich noch ein einziges Manuskript über kleine blaue Männchen, die unter uns auf der Erde Leben, und die Weltherrschaft an sich reißen wollen, lesen muss, gebe ich meinen Job auf!“ raunte er mit hochgezogenen Augenbrauen.

Für einen kurzen Moment betrachtete sie ihn von der Seite, als er den Kopf leicht schräg legte, blickten sie ihm zum ersten Mal direkt in die Augen. Sie hatten eindeutig das schönste braun, dass sie je gesehen hatte.

Er bemerkte ihren starren Blick, wich ihm jedoch nicht aus, er wagte es nicht, auch nur irgendetwas zu tun, dass sie verunsichern oder aufregen könnte.

„Trotzdem, finde ich Ihren Job beneidenswert“ antwortete sie leise, nachdem sie ihre Augen von seinen hatte lösen können.

„Ich bin Jess, - Jess Mariano“ stellte er sich vor, und streckte der jungen Frau vorsichtig seine rechte Hand entgegen, unsicher ob sie diese auch ergreifen würde.

Mit Argwohn betrachtete sie die ausgestreckte Hand ihres Sitznachbarn, seit Monaten hatte sie mit niemanden mehr gesprochen, und jetzt ausgerechnet mit einem Fremden, in einen Flugzeug?

Sie atmete einmal tief durch, und griff dann nach seiner Hand, sein Händedruck war angenehm und warm, oder waren es nur ihre Finger, die eiskalt waren?

„Rory Gilmore“ tat sie es ihm gleich.

„Nett, Sie kennen zu lernen, Rory“ lächelte Jess Mariano.


Feedback freut mich wie immer !

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#6

Wieder sehr shcön. Dacht ich mir doch, das es jess ist.
Und wer der Vater des Babys war/ist ?!

Du machst es wirklich spannend!!Wink

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In der Mitte der Schwierigkeiten liegen die Möglichkeiten
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#7

Super beschriebenes Kapitel.
Ich hatte auch gleich die Vermutung das es Jess ist und super das er sie aufmundert.
Was ist mit ihrem Baby und wer ist der Vater ?

Mach schnell weiter Smile
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#8

Ui, ich freu mich. War mir nämlich ab der Hälfte schon ziemlich sicher, dass der Mann Jess sein muss <3 Du hast einen sehr spannungsaufbauenden, abwechslungsreichen Schreibstil. Freu mich auf mehr Smile

Life is to express, not to impress.
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