23.12.2004, 19:21
So, nach meiner ersten FF hab ich so viele Ideen ghabt, dass ich eine neue gschrieben hab.... Hoffentlich ist sie ok! Viel SpaÃ:
Lorelai, die Zweite
Langsam geht sie durch ihr Zimmer. Ihr Blick streift die Wände. Pokale von sämtlichen Reitturnieren die sie mit ihrer Stute âMommyâ gewonnen hat. Alle haben ihr damals zugejubelt, sie und ihr Pferd angefeuert. Sie hat sie alle nicht beachtet, nur diese zwei stolzen Gesichter, inmitten der Menge, die hat sie sich eingeprägt. Auf einer anderen Stelle hängt ein Bild von ihr, und daneben steht eine Trophäe. Diese hat sie bei einem Buchstabierwettbewerb in der 4.Klasse bekommen. Auch bei diesem Erfolg hat der Saal getobt. Eine 10 jährige die mit den 16 jährigen um die wette buchstabiert und dabei noch gewinnt ist schlieÃlich etwas Besonderes. Und wieder sie nur diese beiden Gesichter wahrgenommen. Stolz wirkten sie, wahnsinnig stolz und zugleich so traurig, verletzt.
Sie geht weiter. Ihre Schuluniform liegt ordentlich zusammen gefaltet auf ihrem Bett. Wie gern würde sie sich jetzt in ihr kuscheliges Kingsize Bett werfen. Aber nein, das Hausmädchen hat sicher Stunden an der Uniform gebügelt, das kann sie doch nicht einfach so zerstören. Darum setzt sie sich an ihren Schreibtisch. Auch hier ist alles ordentlich, aber diese Ordnung hält sie selbst.
âOrdnung zu halten ist wichtig!â, sagen sie immer. Sie glaubt es ihnen, schlieÃlich sind sie sehr erfolgreich. So hält also auch sie ihren Arbeitsplatz in Ordnung. Die Bücher stehen kerzengerade nebeneinander, die teuren Stifte liegen brav in ihrer Federschachtel.
Nur eine Box liegt offen auf ihrem Schreibtisch. Diese Box darf unordentlich sein. Das sagen sogar sie. Mit dieser Box darf sie machen was sie will, niemand kümmert sich darum ob sie nun ordentlich zusammengeräumt im Schrank steht, oder ob ihr Inhalt über das ganze Zimmer verstreut ist. Der Inhalt. Die Box liegt zwar offen vor ihr, dennoch traut sie sich nicht hineinzusehen, geschweige denn etwas herauszunehmen. Nur einmal im Jahr kann sie sich dazu überwinden. Einmal, nicht öfter, nicht seltener. Sie legt ihren Kopf auf die Tischplatte. Bilder sausen an ihren Augen vorbei. Es sind dieselben Bilder, die sie jedes Jahr zur selben Zeit sieht. Immer wenn sie diese Box vor sich hat. Sie kann diese Bilder nicht einordnen, doch sie weià genau woher sie kommen. Und sie weiÃt auch warum sie immer wieder kommen. Sie war noch so klein und doch sind diese furchtbaren Bilder fest in ihrem Gehirn verankert. Womit hat sie das verdient? Und das jedes Jahr. Jedes Jahr dasselbe. Sie ist es leid. Fürchtet sich das ganze Jahr vor diesem einen Tag, fürchtet sich, verkriecht sich in ihre Bücher. Kaum ist der Tag vorüber hat sie wieder Angst vor dem Nächsten. Es ist eine endlose Schleife. Nie wird sie aus dieser Schleife heraus kommen. Es ist unmöglich. Was einmal geschehen ist, lässt sich nie wieder rück gängig machen. Nie wieder.
Sie hebt ihren Kopf wieder an. Die Stelle an der er gerade noch gelegen hat ist nun nass und eine kleine Lacke hat sich gebildet. Innerlich flucht sie. Warum? Warum nur? Jedes Jahr dasselbe Debakel! Es ist doch schon so lange her. Wie lange eigentlich genau? Sie beginnt zu rechnen. Nein, sie will es nicht wissen. Will sich nicht ausrechnen wie lange es her ist, dassâ¦
âStoppâ sagt sie sich selbst.
âHör auf ständig daran zu denkenâ¦â
Sie steht auf und geht in ihr Badezimmer. Sie versucht ihr Spiegelbild anzulächeln. Doch es geht nicht. Das Mädchen im Spiegel hat rot geränderte Augen und ihre Miene wirkt verbittert. Sie starrt dieses Mädchen an. Es ist ihr so fremd, und doch kommt es ihr so bekannt vor. Genau, jedes Jahr am selben Tag, zur selben Zeit blickt sie in dieses Gesicht. Es wirkt fahl, ausgelaugt. Dunkle Ringe haben sich unter ihren Augen gebildet. Als ob sie wieder einmal Nächte hindurch gelernt oder gelesen hätte. Oh wie sehr sie sich doch wünscht, dass ihre Augenringe vom Lernen kommen. In Wirklichkeit hat sie seit Anfang dieses Monats keine Nacht durchgeschlafen. Warum quält sie sich so sehr. Es kann doch nicht sein, dass sie jedes Mal wenn dieser Tag näher und näher rückt vollkommen durchdreht. Sie muss es endlich in den Griff bekommen. Entschlossen sieht sie in den Spiegel während sie ihre Haare frisiert. Sie sind braun und glatt. So glatt als ob sie sie gebügelt hätte. Nicht so wie ihreâ¦
âIhre Haare waren dunkel und wild gelockt...â, denkt sie. Sie dreht sich weg, kann nicht in ihre eigenen Augen sehen. Sie erinnern sie zu sehr an ihre Augen.
Sie geht zurück in ihr Zimmer. Ihr Blick fällt auf ein Foto auf ihrem Fensterbrett. Unscheinbar, als hätte es jemand versteckt lugt es hinter einem Familienfoto hervor. Sie selbst hat es vor Jahren dort hinten versteckt. Sie zögert kurz, dann geht sie auf das Bild zu, nimmt es hervor, schlieÃt kurz die Augen und sieht es dann an. Sie sieht eine junge Frau, fast noch ein Kind. Sie hat wilde schwarze Locken und azurblaue Augen. Unbeschwert lächelt sie und in ihrem Arm liegt ein Baby â ihr Baby. Genauso wie das junge Mädchen hat auch das Baby azurblaue Augen. Die Fotographie ist alt, unreal, sie existiert nicht in der kleinen Welt die sie sich aufgebaut hat. Nie hat es so einen Moment gegeben, so ein Bild kann sie in ihrer Erinnerung nicht finden. Verzweifelt drückt sie das Bild an sich. Krallt sich an es, will es nie mehr loslassen. Stumme Tränen laufen ihre Wangen hinunter. Tränen, die sie gerade noch kunstvoll entfernt und überschminkt hat. Es ist ihr egal, sie lässt den Tränen freien Lauf, wieder ein Jahr lang hat sie die Tränen unterdrückt, sich âzusammengerissenâ, keine Gefühle gezeigt, sie ist abgestumpft. Unfähig über das Vergangene zu sprechen. Sie mag es nicht, immer wenn jemand davon anfängt, steigen ihr die Tränen in die Augen. Tränen zeigen Schwäche, Schwäche die sie nicht zeigen will. Es ist lange vorbei, sinnlos dem noch nachzutrauern. Durch ihren Tränenschleier starrt sie auf das lächelnde Gesicht des Mädchens. Ist es wirklich schon 15 Jahre her, dass jemand zuletzt dieses Lächeln gesehen hat? 15 Jahre, sie war damals gerade mal 2 Jahre alt Heute ist sie ist 17, doch seit 15 Jahren ist es nicht mehr möglich das Lächeln dieses Mädchens zu sehen geschweige denn in ihren Armen zu liegen. Sanft streicht sie über das Bild. Wieder machen sich Tränen auf ihren Weg.
Es klopft an der Tür.
âLorelai, kommst du?â
Schweigend stellt sie das Bild zurück an seinen Platz und geht zu ihrem Schreibtisch. Einmal noch atmet sie tief durch. Dann nimmt sie den Deckel von der Box, greift hinein und nimmt ein Armband heraus. Das Silber glitzert in der Nachmittagssonne. Lorelai steht in geschwungenen Lettern darauf geschrieben. Sie legt sich das Armband um, es passt wie angegossen.
âAlles in Ordnung, Schätzchen?â
Sie hebt den Kopf, wischt sich die Tränen aus dem Gesicht und nickt.
âJa Grandmaâ, sagt sie und macht sich gemeinsam mit ihren GroÃeltern auf den Weg zum Friedhof. Sie gehen zu FuÃ, wie jedes Jahr. Autofahren wäre unangebracht, immerhin hat dieses sie umgebrachtâ¦
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Also FB wäre ganz nett, dann mach ich weiter, falls sich wer jetzt noch nicht auskennen sollte, die Erklärung würde sich mit den nächsten Teilen von selbst ergeben... Wie ihr wollt! ~Marie~ :hi:
Lorelai, die Zweite
Langsam geht sie durch ihr Zimmer. Ihr Blick streift die Wände. Pokale von sämtlichen Reitturnieren die sie mit ihrer Stute âMommyâ gewonnen hat. Alle haben ihr damals zugejubelt, sie und ihr Pferd angefeuert. Sie hat sie alle nicht beachtet, nur diese zwei stolzen Gesichter, inmitten der Menge, die hat sie sich eingeprägt. Auf einer anderen Stelle hängt ein Bild von ihr, und daneben steht eine Trophäe. Diese hat sie bei einem Buchstabierwettbewerb in der 4.Klasse bekommen. Auch bei diesem Erfolg hat der Saal getobt. Eine 10 jährige die mit den 16 jährigen um die wette buchstabiert und dabei noch gewinnt ist schlieÃlich etwas Besonderes. Und wieder sie nur diese beiden Gesichter wahrgenommen. Stolz wirkten sie, wahnsinnig stolz und zugleich so traurig, verletzt.
Sie geht weiter. Ihre Schuluniform liegt ordentlich zusammen gefaltet auf ihrem Bett. Wie gern würde sie sich jetzt in ihr kuscheliges Kingsize Bett werfen. Aber nein, das Hausmädchen hat sicher Stunden an der Uniform gebügelt, das kann sie doch nicht einfach so zerstören. Darum setzt sie sich an ihren Schreibtisch. Auch hier ist alles ordentlich, aber diese Ordnung hält sie selbst.
âOrdnung zu halten ist wichtig!â, sagen sie immer. Sie glaubt es ihnen, schlieÃlich sind sie sehr erfolgreich. So hält also auch sie ihren Arbeitsplatz in Ordnung. Die Bücher stehen kerzengerade nebeneinander, die teuren Stifte liegen brav in ihrer Federschachtel.
Nur eine Box liegt offen auf ihrem Schreibtisch. Diese Box darf unordentlich sein. Das sagen sogar sie. Mit dieser Box darf sie machen was sie will, niemand kümmert sich darum ob sie nun ordentlich zusammengeräumt im Schrank steht, oder ob ihr Inhalt über das ganze Zimmer verstreut ist. Der Inhalt. Die Box liegt zwar offen vor ihr, dennoch traut sie sich nicht hineinzusehen, geschweige denn etwas herauszunehmen. Nur einmal im Jahr kann sie sich dazu überwinden. Einmal, nicht öfter, nicht seltener. Sie legt ihren Kopf auf die Tischplatte. Bilder sausen an ihren Augen vorbei. Es sind dieselben Bilder, die sie jedes Jahr zur selben Zeit sieht. Immer wenn sie diese Box vor sich hat. Sie kann diese Bilder nicht einordnen, doch sie weià genau woher sie kommen. Und sie weiÃt auch warum sie immer wieder kommen. Sie war noch so klein und doch sind diese furchtbaren Bilder fest in ihrem Gehirn verankert. Womit hat sie das verdient? Und das jedes Jahr. Jedes Jahr dasselbe. Sie ist es leid. Fürchtet sich das ganze Jahr vor diesem einen Tag, fürchtet sich, verkriecht sich in ihre Bücher. Kaum ist der Tag vorüber hat sie wieder Angst vor dem Nächsten. Es ist eine endlose Schleife. Nie wird sie aus dieser Schleife heraus kommen. Es ist unmöglich. Was einmal geschehen ist, lässt sich nie wieder rück gängig machen. Nie wieder.
Sie hebt ihren Kopf wieder an. Die Stelle an der er gerade noch gelegen hat ist nun nass und eine kleine Lacke hat sich gebildet. Innerlich flucht sie. Warum? Warum nur? Jedes Jahr dasselbe Debakel! Es ist doch schon so lange her. Wie lange eigentlich genau? Sie beginnt zu rechnen. Nein, sie will es nicht wissen. Will sich nicht ausrechnen wie lange es her ist, dassâ¦
âStoppâ sagt sie sich selbst.
âHör auf ständig daran zu denkenâ¦â
Sie steht auf und geht in ihr Badezimmer. Sie versucht ihr Spiegelbild anzulächeln. Doch es geht nicht. Das Mädchen im Spiegel hat rot geränderte Augen und ihre Miene wirkt verbittert. Sie starrt dieses Mädchen an. Es ist ihr so fremd, und doch kommt es ihr so bekannt vor. Genau, jedes Jahr am selben Tag, zur selben Zeit blickt sie in dieses Gesicht. Es wirkt fahl, ausgelaugt. Dunkle Ringe haben sich unter ihren Augen gebildet. Als ob sie wieder einmal Nächte hindurch gelernt oder gelesen hätte. Oh wie sehr sie sich doch wünscht, dass ihre Augenringe vom Lernen kommen. In Wirklichkeit hat sie seit Anfang dieses Monats keine Nacht durchgeschlafen. Warum quält sie sich so sehr. Es kann doch nicht sein, dass sie jedes Mal wenn dieser Tag näher und näher rückt vollkommen durchdreht. Sie muss es endlich in den Griff bekommen. Entschlossen sieht sie in den Spiegel während sie ihre Haare frisiert. Sie sind braun und glatt. So glatt als ob sie sie gebügelt hätte. Nicht so wie ihreâ¦
âIhre Haare waren dunkel und wild gelockt...â, denkt sie. Sie dreht sich weg, kann nicht in ihre eigenen Augen sehen. Sie erinnern sie zu sehr an ihre Augen.
Sie geht zurück in ihr Zimmer. Ihr Blick fällt auf ein Foto auf ihrem Fensterbrett. Unscheinbar, als hätte es jemand versteckt lugt es hinter einem Familienfoto hervor. Sie selbst hat es vor Jahren dort hinten versteckt. Sie zögert kurz, dann geht sie auf das Bild zu, nimmt es hervor, schlieÃt kurz die Augen und sieht es dann an. Sie sieht eine junge Frau, fast noch ein Kind. Sie hat wilde schwarze Locken und azurblaue Augen. Unbeschwert lächelt sie und in ihrem Arm liegt ein Baby â ihr Baby. Genauso wie das junge Mädchen hat auch das Baby azurblaue Augen. Die Fotographie ist alt, unreal, sie existiert nicht in der kleinen Welt die sie sich aufgebaut hat. Nie hat es so einen Moment gegeben, so ein Bild kann sie in ihrer Erinnerung nicht finden. Verzweifelt drückt sie das Bild an sich. Krallt sich an es, will es nie mehr loslassen. Stumme Tränen laufen ihre Wangen hinunter. Tränen, die sie gerade noch kunstvoll entfernt und überschminkt hat. Es ist ihr egal, sie lässt den Tränen freien Lauf, wieder ein Jahr lang hat sie die Tränen unterdrückt, sich âzusammengerissenâ, keine Gefühle gezeigt, sie ist abgestumpft. Unfähig über das Vergangene zu sprechen. Sie mag es nicht, immer wenn jemand davon anfängt, steigen ihr die Tränen in die Augen. Tränen zeigen Schwäche, Schwäche die sie nicht zeigen will. Es ist lange vorbei, sinnlos dem noch nachzutrauern. Durch ihren Tränenschleier starrt sie auf das lächelnde Gesicht des Mädchens. Ist es wirklich schon 15 Jahre her, dass jemand zuletzt dieses Lächeln gesehen hat? 15 Jahre, sie war damals gerade mal 2 Jahre alt Heute ist sie ist 17, doch seit 15 Jahren ist es nicht mehr möglich das Lächeln dieses Mädchens zu sehen geschweige denn in ihren Armen zu liegen. Sanft streicht sie über das Bild. Wieder machen sich Tränen auf ihren Weg.
Es klopft an der Tür.
âLorelai, kommst du?â
Schweigend stellt sie das Bild zurück an seinen Platz und geht zu ihrem Schreibtisch. Einmal noch atmet sie tief durch. Dann nimmt sie den Deckel von der Box, greift hinein und nimmt ein Armband heraus. Das Silber glitzert in der Nachmittagssonne. Lorelai steht in geschwungenen Lettern darauf geschrieben. Sie legt sich das Armband um, es passt wie angegossen.
âAlles in Ordnung, Schätzchen?â
Sie hebt den Kopf, wischt sich die Tränen aus dem Gesicht und nickt.
âJa Grandmaâ, sagt sie und macht sich gemeinsam mit ihren GroÃeltern auf den Weg zum Friedhof. Sie gehen zu FuÃ, wie jedes Jahr. Autofahren wäre unangebracht, immerhin hat dieses sie umgebrachtâ¦
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Also FB wäre ganz nett, dann mach ich weiter, falls sich wer jetzt noch nicht auskennen sollte, die Erklärung würde sich mit den nächsten Teilen von selbst ergeben... Wie ihr wollt! ~Marie~ :hi: