Lorelais Tränen - alle Teile
#1

Hallo.
Da mein anderer Thread inzwischen 70 Seiten hat und dies leider viele Leser abschreckt werde ich hier noch einmal die ganze Ff ohne "störendes" Fb und so weiter posten.... <---Klingt seltsam und undankbar, aber ich kann Leser verstehen, die keine 70 Seiten durchforsten möchten und bevor ich jedem einzel per Email schick, hier einfach die story. Wink


[Bild: Ltcover.jpg]
Autor: Sandra M.
Genre: Dark JavaJunkie
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Just implementation and idea belongs Sandra M.


Kapitel 1
"Luke?", Lorelai stupste Luke sanft mit dem Ellenbogen an. Sie saßen auf den Stufen vorm Diner und Luke versuchte seid einiger Zeit Lorelai etwas zu fragen. Ungeduldig wie Gilmoregirls nun einmal sind, konnte diese es natürlich nicht mehr abwarten, zu hören, was Luke sie so scheinbar wichtiges fragen wollte. „Lorelai?“ Sie schaute ihn, mit ihren klaren blauen Augen, direkt an. Er schluckte ein letztes Mal und flüsterte fast; „Lorelai, würdest du vielleicht mal mit mir essen gehen?“ Mit dieser Frage hatte sie überhaupt nicht gerechnet. Ihr war zweifellos bewusst, dass Luke sie mehr mochte, als alle anderen Frauen, denen er in seinem Diner Kaffee ausschank, aber über die Möglichkeit, mit Luke auszugehen, hatte sie noch nie nachgedacht. Der Wunsch, nach Hause zu Rory zu gehen und mit einer Pro und Contraliste zu überlegen, ob sie es tun sollte, machte sich in ihr breit. Kurz dachte sie an Christopher und an Sherrys Baby. „Lorelai?“ Luke stand Höllenqualen aus, da Lorelai keine Anstallten machte zu antworten. „Ja Luke. Ich würde gerne mal mit dir essen gehen. Und dann trägst du aber mal keine Schürzte. So und jetzt muss ich gehen. Rufst du mich an? Ach so, ja wir sehen uns ja eh morgen zum Frühstück. Lass uns da einen Termin ausmachen. Ich bin hundemüde, ich muss heim." Hatte sie gerade wirklich Termin gesagt? Sie sprang auf und eilte davon. Ohne sich einmal umzudrehen lies sie einen fassungslosen Luke zurück. War das ein Ja? Wollte sie sich mit ihm verabreden? Oder hatte sie ihn vertröstet und hoffte das er nie wieder fragen würde? Kopfschüttelnd stieg er die Stufen zu seinem kleinem Apartment über dem Diner hoch. Diese Nacht würde er nicht viel Schlaf abbekommen – das stand fest.

Doch auch Lorelai ging es nicht besser. Wie verwirrt sie wirklich war, merkte man daran, dass sie nach Hause lief, obwohl der Jeep vorm Diner parkte. Schweigend lief sie durch Stars Hollow und eine einzelne Träne lief ihr über die Wange. Die Träne galt nicht Luke und auch nicht der Überraschung, die Luke ihr mit dem Datevorschlag bescherte. Die Träne lief ihr über die Wange wegen Christopher. Einige Momente dachte sie sehnsüchtig an Sookies Hochzeit, die bereits zwei Monate zurücklag und ihr Herz - vielleicht für immer? – gebrochen hatte. Dann atmete sie tief ein und wischte eine zweite Träne, die es der ersten gleichtun wollte, energisch weg. Soweit kommt es noch, das ich wegen Christopher anfange zu heulen, redete sie sich selbst ein. Doch eine dritte und vierte Träne lassen sich durch gutes zureden nicht aufhalten. Erst als sie an der Veranda ankam und Rory beim Lernen überraschte, konnte sie sich mit etwas anderem beschäftigen und vergaß sogar einige Minuten was ihr so Schmerzen bereite. Aber morgen war Schule und so ging Rory bereits um halb elf schlafen. Lorelai saß im leeren Wohnzimmer. Nein – sie wollte nicht mehr all diese quälenden Gedanken haben. Mehr schleppend als zügig ging sie die Treppe hinauf in ihr Schlafzimmer. Erst als sie in ihrem pinken Pyjama im Bett lag, viel ihr Lukes Bitte um ein Date wieder ein. Bevor sie einschlief musste sie noch über ihren Terminvorschlag lachen. Dreimal wachte sie noch an ihrem eigenen Weinen auf. Tagsüber kann sie sich ablenken aber im Schlaf holt der Schmerz sie ein.
Viel zu früh – bereits um halb 6 stand sie auf weil sie es nicht mehr aushalten konnte. Sie legte sich zu ihrer Tochter ins Bett und versuchte vergeblich diese zum aufstehen zum bringen. Aber durch Vererbung der eigenen Gene war dies Zwecklos. Erst „Luke hat mich um ein Abendessen gebeten“ brachte Rory dazu, die Augen zuöffnen, ohne sie wieder zu schließen. „Wie? Erzähl? Ein echtes Date? Du und Luke? Ist das dein Ernst?“ Breitwillig erzählte sie ihrer Tochter, wie sie ahnungslos auf der Treppe saß und Luke all seinen Mut zusammen genommen hatte. Die Tränen auf dem Heimweg lies sie aus, ebenso wie ihre komische nichtssagende Antwort.
Einige Minuten früher als sonst – nicht zuletzt dank Rorys Neugier auf die neue Situation – standen die Gilmoregirls im Diner. Lorelai blickte sich suchend um. Da war Cesar und da war Jess. Aber wo war Luke? „Ich bin gleich wieder da“, sagte sie zu ihrer Tochter, die schon – überflüssiger Weise – die Speisekarte studierte. „Einen wunderschönen Guten Morgen, mein freundlicher Anhänger des Haar-Geel-Clans.“ „Was willst du Lorelai?“ Sie stütze sich am Tresen ab und angelte sich einen Donat. „WO ist Luke?“ „Der liegt im Bett. Ist krank.“ Ungläubig runzelte Lorelai die Stirn. Luke und krank? Luke war nie krank das konnte gar nicht sein. Hatte das etwa was mit ihr zutun? „Luke und krank? Das will ich sehen, ich schau mal nach ihm.“ „Tu dir keinen Zwang an.“ Jess steckte seinen Kopf bereits in ein Buch und ignorierte den schwitzenden Cesar der vergeblich mit der Klingel hantierte. Ein kurzes Daumenhoch-Zeichen von Rory und einem vielsagendem Lächeln von ihrer einzigsten Tochter später stand Lorelai vor der Tür zu Lukes Wohnung.


Luke lag seid mehr als 16 Stunden in seinem Bett. Aber aufstehen war ihm einfach unmöglich. Zu groß war die Angst vor Lorelai. Hatte er wirklich Angst vor der Frau die er liebte? Er zog die karierte Decke noch etwas enger um seinen Hals. In den letzten Stunden hatte er viele Phasen durchgemacht: Vom ignorieren und so tun als wenn nie etwas passiert wäre, über einfach nur traurig sein und die wenigen Tränen, die er weinen konnte, ertragen. Das leichte Brennen unter den Spuren der salzigen Tränen machte er zu dem Gedanken der seinen Kopf bestimmte und keine Ablenkung zulies. Später – aus Angst das Jess ihn hören könnte- fing er an es sich schön zu träumen und begann in Lorelais Worten zu lesen. Wieder und wieder lies er es geschehen. Und je öfter er sich die Szene auf der Treppe vorstellte um so mutiger wurde er. Im Morgengrauen war er so verwirrt das er nicht einmal mehr wusste was nun wirklich geschehen war und was er sich ausdachte. Als sein Wecker klingelte lag er immer noch wach und dachte nach. Wie sollte er Lorelai jetzt begegnen? Was sollte er sagen? Was würde sie sagen? Würde überhaupt über seine Einladung reden oder würde – wie in seinen schlimmsten Alpträumen – sie es nie wieder erwähnen und hoffen das er es dabei belies? Nein so ein Mensch war Lorelai nicht. Sie war ehrlich, wenn sie nicht mehr als Freundschaft mit ihm wollen würde, dann würde sie ihm das sagen. Da war er sich ganz sicher.
Es war bereits acht Uhr, so spät lag er lange schon nicht mehr im Bett. Noch bevor er sich aufraffen konnte und sich um seinen Laden zu kümmern klopfte es an der Tür. Sein Herz begann zu rasen. Lorelai? Konnte sie das sein? Aber was sollte sie hier oben. Dann war es eben Jess. Aber seid wann klopfte Jess an? – Nein es konnte nur Lorelai sein. Es musste Laurelai sein, denn das hoffte er mit all seiner Liebe für sie und fürchtete er mit seinem verletzbaren Herz und Verstand. Was jetzt? So tun als wäre er krank? Er hatte keine Ahnung wie so etwas ging. Den er war wirklich selten krank. „Luke? Bist du wach?“ Er versuchte einen Huster. „Komm rein.“ Das klang ja grässlich. Überhaupt nicht echt. Was bin ich für ein Idiot. Und dann kam sie. Ihre dunklen Haaren glänzten mit ihren Augen um die Wette und brachten Lukes Puls zum Rasen. „Hey. Alles okay bei dir?“ Er wollte schreien. Sagen wie weh sie im tat und was er für Ängste hatte. Wie sehr er sie liebte und seid Monaten von nichts anderem träumte endlich ihre Lippen zu küssen. Sie schnappen und zu sich aufs Bett werfen und ihr immer und immer wieder erklären wie sehr er sie begehrte. „Ja ist schon okay. Ich fühl mich nur nicht so gut. Jess kann ruhig mal alleine arbeiten.“ Lorelai zog die Stirn in kleine Falten. „Luke. Hat das etwas damit zutun wie blöd ich mich gestern verhalten hab?“ Seine steinharte Maske fing an zu bröckeln. „Es tut mir so leid Luke. Das hast du nicht verdient. Ich weiß auch nicht warum ich das gesagt hab. Wahrscheinlich war ich verwirrt weil du keine blaue Mütze getragen hast.“ Mist, es war dunkel gestern. Was rede ich für ein Schwachsinn! Lorelai war kurz davor auf der Stelle kehrt zu machen und sich bei Rory zu verstecken. Aber Luke fing an, sie an zu lächeln. Ja, er lächelte richtig. Seid wann lachte Luke? Das schaffte sie sonst selten und diesmal hatte sie doch nichts komisches gesagt. Luke ignorierte seinen Puls der auf die 180 zuging. „Hast du dir denn nun schon einen Termin ausgesucht für uns beide?“ Gezielt benutze Lorelai den Ausdruck Termin. Doch gerade als Luke antworten wollte, klopfte es wieder zaghaft an die Tür. Wer war das? Und warum ausgerechnet jetzt? Es gab verdammt noch mal keinen schlechteren Zeitpunkt als jetzt. Wenn das Jess ist bringe ich ihn um, dachte Luke während Lorelai nicht weniger verwundert ein „Hereinspaziert!“ in Richtung Tür erschallen lies. Noch lächelte sie. Aber als sie Rory in der Tür stehen sah – mit diesem gewissen Ausdruck in den Augen verging ihr ihr Lächeln. Rory klammerte sich verzweifelt an den Türgriff. „Mom es tut mir schrecklich leid. Bitte verzeih mir das ich dich, äh euch, Hallo Luke, ausgerechnet jetzt störe. Aber es ähm es ist dringend.“ Rorys Falten auf ihrer sonst so glatten Stirn liesen nicht nur Lorelai aufschrecken. Auch Luke setze sich nun kerzengerade hin um aufzustehen. „Schätzchen was ist den los? So schlimm wird es ja wohl nicht sein oder?“ Rory rührte sich nicht vom Fleck. „Hallo Rory. Was ist den los?“ Luke bemerkte ihre zittrigen Finger die vor lauter an der Tür festklammern langsam weiß wurden. „Rory. Nun sag schon, was gibt es denn so wichtiges das nicht warten kann bis Luke und ich unseren Termin ausgemacht haben?“ Sie zwinkerte Luke zu.

„Mum. Es ist wegen Christopher.“ Lorelais letzter Rest Lächeln erstarb.

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And I start to feel for him again. Stupid me.
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#2

Kapitel 2

Mit klopfendem Herzen standen die beiden Lorelais im Krankenhaus in Hartford. Lore war keinesfalls weniger aufgeregt und nervös als Rory – aber als Mutter musste sie ihrer Tochter der leise Tränen über die Wangen liefen beruhigen. „Schätzchen, jetzt reg dich nicht auf. Es wird schon alles gut gehen.“ Lorelai klammerte sich an ihre Worte. Sie erinnerte sich, wie sie eines Nachts daran dachte, wie es wäre wenn Christopher tot wäre – bei Gott wie konnte sie so was nur jemals denken? Wenn Christopher nun wirklich tot war, das würde sie nicht ertragen! Wäre es dann ihre Schuld? Ach Blödsinn, so hör doch auf damit! Christopher ist nicht tot und er wird auch nicht sterben. Christopher wollte Hundert Jahre alt werden – ein Jugendtraum von ihm. „Chris ist zäh. Und Unkraut vergeht nicht wie du weißt, mein Schatz.“ Lorelai umklammerte Rorys Hand noch mehr als ihre Tochter. Sie mochte Krankenhäuser nicht. Die Tatsache das hinter jeder Tür Menschen liegen denen es schlecht geht – Nein das war nichts für Lorelai. Das letzte Mal war sie hier in der Notaufnahme als ihr Vater einen Herzanfall hatte. Die ganze Nacht sass sie mit Luke vor dem Zimmer ihres Vaters und traute sich nicht zu ihm hinein. Sie schüttelte den Kopf um ihre Gedanken, die immer weiter abschweiften, wieder zu der allgegenwärtigen Situation zurück zu bekommen.
„Rory Gott sei Dank bist du da. Meine Güte Kind! Hach bin ich froh das du da bist!“ Eine unfrisiert und ungeschminkte hochschwangere Sherry rannte den Gilmoredamen –insofern es mit dem großen Bauch ging – entgegen. Rory war völlig überfordert mit der Situation und lies sich von Sherry umarmen. „Hallo Sherry.“ Lorelai fühlte sich etwas ignoriert. “Was willst du hier? Geh wieder. Ich hab nur Rory angerufen. Dich will ich hier als allerletztes sehen! Du bist doch an allem Schuld!“ Sie fing beinahe an zuweinen. Die sonst so perfekte Sherry war in einem Zustand den sie nicht kontrollieren konnte. Keiner von Christophers Frauen hatte das je zu Gesicht bekommen. Lorelai verstand allerdings gar nichts. Sie an allem Schuld? Was meinte sie damit? Sie konnte doch nicht ahnen dass sie sich in einer schmerzhaften Nacht –und auch wirklich nur für Sekunden und aus lauter Verzweiflung – Christophers Tod vorgestellt hatte. „Sherry , beruhig dich doch. Du bist verwirrt, das verstehe ich. Wo ist Chris?“ Lorelai versuchte ihren Arm um Sherry zu legen und Rory von der schweren Last, die auf ihrem schmalen Körper hing und sie fast zum schwanken brachte, zu befreien. Aber Sherry dachte gar nicht daran. Sie fing an zu kreischen: „Nimm deine Hände weg. Wage es nicht mich an zufassen! Wie kannst du es wagen! Nimm deine Finger weg du Schlampe.“ Lorelai war so schockiert das sie Sherry nicht mal den Ausdruck Schlampe übel nahm. Wovon redete sie? Sie und Schlampe? Sherry musste wirklich total unter Schock stehen. Hilflos schaute sie Rory an. Es hatte keinen Zweck weiter auf Sherry einzureden. Sherry war nicht zu beruhigen und hatte dies wohl auch nicht vor. Sie schluchzte an Rorys Schulter. Lorelai hielt es nicht mehr aus. Sie wollte und konnte nicht tatenlos rumstehen und sich beschimpfen lassen ohne zu wissen warum und noch viel wichtiger: wie es Chris ging. Dann kam ihr endlich die rettende Idee. „Rory, bring Sherry in irgendein Wartezimmer. Ich besorge uns erst einmal Kaffee.“ Dankbar lächelte Rory sie an. „Das ist wenigstens etwas was Schlampen wie ich können.“ Sagte sie mehr zu sich selbst. Spontan lief sie nach rechts los und rannte direkt in einen Arzt hinein. „Oh entschuldigen Sie bitte.“ Obwohl der Arzt offensichtlich gestresst war , blieb er einige Sekunden lang stehen und schaute in Lorelais traumhafte Augen. Aber Lorelai hatte keinen Zeit für einen Flirt. Chris, Chris, Chris schrie es in ihrem Kopf. „Entschuldigen Sie.“ Sie lächelte ihr verführerischtees Lächeln das sie in diesem Zustand zustande brachte. Immer noch auf ihre Augen fixiert sagte der Arzt: „ja bitte? Ihnen entschuldige ich doch alles.“ Dankbar klimperte sie mit den Wimpern und säuselte: „Ich bin auf der Suche nach Christopher Hayden. Können Sie mir vielleicht sagen wo er sich befindet?“ Der Arzt erwachte in der Realität. „Sind sie seine Frau?“ „Nein. Ja. Nein oder ach ich weiß nicht. Jedenfalls hab ich ein Kind von ihm. Und sie“, sie zeigte auf die immer noch wimmernde Sherry, „ist seine Frau. Wollen sie lieber mit mir reden?“ Der Arzt war leicht zu überzeugen. „Gut. Das geht wohl in Ordnung. Also kommen sie mit. Herr Hayden befindet sich auf der Intensivstation.“ Mit zittrigen Knien ging Lorelai dem Arzt hinterher. Intensivstation....Intensivstation. In ihrem Kopf hämmerte und pochte es. Ihre Gedanken drehten sich nur noch um Chris. Aller Trennungsschmerz und Hass und aufgestaute Wut waren vergessen. Jetzt wurde es ernst, das spürte Lorelai genau, als der Arzt eine Tür mit der Aufschrift „Unbefugten ist der Zutritt verboten“ öffnete. „Nein! Nein! Nein! Du gehst da nicht rein. Noch bin ich seine Frau und nicht du.“ Sherry schrie von hinten so laut sie konnte. Lorelai drehte sich um. Sherry schaute sie bitterböse an und beeilte sich bei dem jungen Arzt anzukommen. Kaum da fing sie an los zu keifen. „Dieses Weibstück kommt nicht in die Nähe meines Verlobten. Geh weg!“ Der Arzt fing an sich am Kopf zu kratzen. Schwierige Situation für ihn, aber das war Lorelai im Moment herzlich egal. Warum ritt Sherry dauernd darauf rum das sie nicht zu Chris gehen sollte? Warum denn nur? Was wollte sie denn noch? Sie hatte doch alles was lorelai wollte: Sie war schwanger von Chris, wurde bald seine Frau und Chris hatte sie sogar für Sherry verlassen. WAS wollte sie den bloß noch mehr?
„Ich gehe mit. Ich bin seine einzigste Tochter.“ Lorelai wunderte sich das Rory noch so reden konnte. Man hörte ihrer Stimme kaum an welche Ängste sie ausstand. „Gut dann folgen sie mir. Wir betreten jetzt die Intensivstation. Meine Damen bitte warten sie im Wartezimmer.“ Dann ging die Tür zu und Lorelai stand allein Mit Sherry in dem alltäglichen Chaos des Krankenhaus.
Sherry würde sich nicht von Lorelai helfen lassen, da war Lorelai sich sicher. Aber was sollte sie schon machen? Sich noch weiter von Sherry anschreien lassen wäre sinnlos. So lies sie Sherry allein und suchte einen Kaffeeautomaten. So viele Gedanken waren in ihrem Kopf. Sherry musste einen triftigen Grund haben das sie so sauer auf sie war. Aber was? Nicht zum ersten Mal fühlte sich Lorelai ungerecht behandelt. Sie hasste das Gefühl für etwas wo sie nichts für konnte gehasst zu werden. Zu oft schon war sie –in Emilys Augen – und auch von Christophers Eltern für alles schlechte was Chris wiederfahren war, verantwortlich gemacht. Zu oft hatte sie gehört sie hätte nicht nur ihr sondern auch Chris leben mit ihrer Schwangerschaft zerstört hatte. Obwohl Rory ganz sicher nicht von allein entstanden war, galt Chris als unschuldig. Damit hatte sie sich schon vor langer Zeit abgefunden, aber das sie daran Schuld haben sollte, dass Chris hier war, das sah sie nicht ein.
Sie lies zwei Becher heißen Kaffee aus dem Automaten. Als literweise Kaffeetrinkerin war ihr klar das er zu heiß zum trinken war. Auf dem Weg zurück ins Wartezimmer viel ihr ein, das Sherry ja schwanger war und kein Kaffee trinken durfte. Sie balancierte zurück und überlegte wie sie mit zwei Bechern heißen Kaffees und einem Tee zurück kommen sollte. „Entschuldigen Sie. Hätten sie kurz Zeit für mich?“ Sie drückte einem jungen Mann im Anzug den Tee und einen Kaffee in die Hand. „Würden Sie mich kurz dahin begleiten? Ich kann das nicht alleine tragen.“ Mit Kaffee in der Hand wies sie in Richtung Wartezimmer. Da er den Kaffee bereits in der Hand hatte lief er hinter Lorelai her und stellte den Kaffee auf den, mit Magazinen übersäten, Tisch. Sherry saß in einem weichen Polsterstuhl und trank ein Glas Wasser, das ihr die Schwester hinhielt. Wie immer große Aufregung um die kleine Blonde Frau. Lorelai war es gewöhnt. „Ich danke Ihnen vielmals. Sie sind mein Lebensretter, ohne Sie hätte ich den Weiten weg nicht..“ Der Mann winkte ab und drehte sich um. „...geschafft.“ Na ja auch egal. Sherry lies sie nicht aus den Augen. „Tina geben Sie mir dass.“ Sie nahm der Schwester das Glas ab und wollte das mit Sherry ein für allemal klären. „Schwester! Lassen Sie mich nicht mit ihr allein! Sonst nimmt sie mir auch noch mein Baby weg.“ Sherry war doch total durchgeknallt. Ihr Baby wegnehmen? Wie sollte das den gehen? „Danke Sherry ich habe schon das perfekteste Kind der Welt. Ich will dein Baby nicht, aber danke für das Angebot.“ Die Schwester verkniff sich ein Lächeln und zwinkerte Lorelai aufmunternd zu. „Ich muss leider weiter.“ Und weg war sie. Lorelai und Sherry waren wieder allein. Gut. Dann los. Sie überlegte. Wie sollte sie anfangen? Was sagen, was fragen? Aber Sherry nahm ihr das ab. „So. Bist du jetzt glücklich? Jetzt hast du ihn ja endlich.“ Lorelai verstand nur Bahnhof. „Sherry. Ich weiß nicht wovon du redest. Was meinst du damit?“ Sherrys Augen funkelten. „Was ich meine? Du fragst was ich meine?“ Sie fing an in ihrer Handtasche zu kramen. Nach wenigen Sekunden wurde es ihr zu bunt und sie schmiss die ganze Tasche auf den Boden. Dann viel ihr wohl wieder ein, dass sie ja etwas aus ihr brauchte. Lorelai bückte sich und gab sie ihr, bevor Sherry sich überhaupt regen konnte. Als sie die Tasche in der Hand hatte wollte sie selbst rausholen, was Sherry suchte. „So geht es schneller. Bist ja kein D-Zug, was?“ Sherry streckte ihre blasse Hand aus. Bevor sie wieder anfangen würde zu schreien gab ihr Lorelai lieber das gewünschte. Sie lehnte sich zurück und stellte sich auf noch mehr Vorwürfe ein. Sherrys Hand zitterte, als sie weiter in der grünen Tasche kramte. „Verdammt wo sind diese scheiß Teile.“ Sherry hatte gerade wirklich Scheiß gesagt? Wow. Ich wusste nicht, das Sherry einen so unfeinen Wortschatz besaß. Fast grinste Lorelai schon wieder. Aber dann hatte Sherry endlich etwas gefunden. „Hier!“, Rief Sherry. „Hier hast du den Beweis! Wegen dir stirbt Chris noch! Und mein Kind muss ohne Vater aufwachsen.“ Lorelai verstand immer noch nicht was Sherry von ihr wollte. Briefe – schön und gut, was sollte sie jetzt damit? Sie schrieb keine Briefe an Chris. Wenn dann Emails, aber selbst dass schon lange nicht mehr, denn zu tief saß der Schmerz den Chris ihr zugefügt hatte. „Ich habe nie Briefe an Chris geschrieben. Was soll das Sherry. Ich habe nie etwas an Christopher geschrieben.“ Wieder und wiederholte sie „Ich habe nie etwas an Chris geschrieben.“ Aber Sherry schien ihr nicht zu glauben. „Wer sagt das du geschrieben hast? Nein, du hast nur mit ihm geschlafen!“ Lorelais Mundwinkel kippten nach unten. Was sollte das? Woher wusste Sherry? Was meinte sie damit? Und vor allem, was ging es sie an? „Sherry... ich.... also“ Sherry umklammerte die Briefe das ihre aus ihren Fingern alle Farbe wich. „Sei still. Hör auf zu leugnen. Ich weiß es. Ich weiß es von Christopher. Und willst du mir immer noch erzählen dass du nicht wusstest das er zu dir zurück wollte? Und nur aus mitleid bei mir fetten Kuh blieb?“ Lorelai war sprachlos. Sie konnte sich nicht erinnern wann sie das letzte Mal sprachlos war. In ihrem Kopf fing es an zu rotieren. Ihre Gedanken drehten sich. „Sherry...was.. meinst du? Ich verstehe nicht, dich verlassen? Was soll das?“ Sherry wollte gerade zu einer Antwort ansetzen als sie verstummte. Rory kam kreidebleich aus der Tür. Ihr ohnehin nicht gerade dunkler Teint war nur noch zu erahnen. Tränen rannen von ihren Wangen und sie wurde von einer Schwester gestützt. Lorelai sprang auf und schloss ihre Tochter in die Arme. „Schätzchen? Was ist den passiert?“ Rory schluchzte an ihre Schulter. Unfähig etwas zu sagen, drückte Rory ihre Mutter an sich. Sherry hievte sich hoch: „Was ist mit Chris? Was ist mit meinem Mann? Verdammt noch mal wenn ihr mir nicht sofort sagt was mit ihm ist dann drehe ich durch!“


Niemand konnte Rory abnehmen was sie in den letzten Stunden erleben musste. Es war so in etwa das schlimmste was einer Tochter passieren konnte und nicht einmal ihre Mutter die alles für sie tun würde konnte ihr dieses Erlebnis abnehmen und es sie vergessen lassen. Die Bilder waren für immer in ihrem Gehirn eingebrannt und würden sie womöglich ein Leben lang verfolgen. Lorelai konnte nur erahnen wie schrecklich es hinter der Tür zur Intensivstation vor wenigen Minuten zuging. Aber es half alles nichts. Rory war und blieb unfähig auch nur einen Ton zu sagen. Sie wimmerte nur immer wieder „Dad“ und trank ihren Kaffee. Dem Nervenzusammenbruch nahe war Lorelai dankbar als endlich ein Arzt zu ihnen kam. Sherry war am Ende ihrer Kräfte sie sank in den Kissen zusammen. Der Arzt blickte zuerst Rory dann Lorelai an. Dann sagte er zu Sherry: „ Es tut mir schrecklich Leid, Miss. Aber ich habe eine schlechte Nachricht für Sie.“ Lorelai viel das Herz in die Hose. Jeder noch so leichte Farbton wich aus ihrem wie aus Sherrys Gesicht. „Hören sie zu Doc. Wir sind hier nicht bei Emergency Room. Bitte sagen Sie uns endlich warum meine Tochter am Boden zerstört ist.“ Lorelai musste stark sein. Es war egal ob sie es konnte oder wollte. Ihre Tochter brauchte sie und für Rory würde sie alles tun. „Ich sagte ja schon, es tut mir Leid aber Christopher Hayden ist vor wenigen Minuten nach mehrmaligen erfolglosen Wiederbelebungsversuchen seinen schweren inneren Verletzungen erlegen.“ Ein Schlag ins Gesicht. Ohne Fahrradhelm gegen eine Betonwand. Von einer dreißig Meter hohen Brücke ohne Seil springen. – Nichts konnte den Adrenalinstoß den Lorelai genauso wie Sherry gerade erlebten beschreiben. Stumm und starr vor entsetzten saß Sherry da, sie hielt sich ihren Bauch. „Verletzungen erlegen? Was meinen Sie damit? Was soll dass heißen?“ Lorelai hatte Mühe nicht zu stottern. „Sagen Sie uns gerade, dass Chris bei Ihnen im Krankenhaus gestorben ist? Wollen Sie das sagen? Wann?“ Lorelai war außer sich. „Wann? Ich fragte wann. Wann ist er gestorben? Rory, warst du etwa dabei?“ Rory hatte sich keinen Millimeter bewegt. Ihre Augen starrten ins leere. Sie nickte. Erst langsam und dann energischer. Schließlich sprang sie auf und fing an zu schreien: „Ja Mom. Ja ich war dabei! Ich kam um meinem Vater im Koma beistand zu leisten. Und was passiert? Ich betrete dass Zimmer und er stirbt! Es ist meine Schuld, wäre ich nur nie reingegangen!“ Sie klappte zusammen. Lag einfach flach auf dem Boden. Lorelai schaltete ihre Gefühle aus. An Christopher konnte sie später noch denken. Jetzt ging es um Rory. Um ihre Tochter die flach auf dem Boden lag und aus Angst und Schmerz schrie als würde man ihr die Finger brechen. Sherry gab kein Geräusch von sich. Sie saß einfach nur da, als würde sie nicht dazu gehören. Als ginge sie alles nichts an. Vielleicht realisierte sie es nicht. Oder sie wollte es nicht. Sie sah weder zu Rory noch zu dem Arzt der etwas hilflos in der Gegend herum stand. „Doc. Könnte sich vielleicht eine Schwester um meine Tochter kümmern? Ein Beruhigungsmittel wäre gut.“ Die Schwester kam auch ohne das der Arzt sie rief, immerhin schrie Rory fast das halbe Krankenhaus zusammen. Aber Lorelai lies sie schreien. Besser sie drückte ihre Gefühle aus und lies den Schmerz zu , als dass sie ihre Gefühle ignorierte und sich ordentlich benahm. Mit einer Schwester zusammen trugen und schoben sie Rory auf eine flache Liege. In einem Behandlungszimmer bekam Rory ein Medikament dass sie innerhalb von zehn Minuten beruhigen sollte. Lorelai wollte aufstehen, doch ihre Tochter hielt sie fest. „ich bleib bei dir Schätzchen, keine Angst. Lass nur meinen Handknöchel etwas lockerer, es könnte sein das ich ihn irgendwann noch einmal brauche.“ Rorys weitaufgerissene Augen machten ihr Angst. So hatte sie Rory noch nie gesehen. „Ach Schätzchen, drück weiter zu, ich hab ja noch ein Handgelenk.“ Die Trauer ihrer Tochter beschäftigte sie sosehr das sie gar nicht dazu kam ihr blutendes Herz zu spüren dass wie verrückt klopfte. Chris war tot – das konnte sie im Moment nicht ändern und wenn sie nicht aufpasste würde Rory ihm noch Gesellschaft leisten. Endlose elf Minuten umklammerte Rory ihre Hand bis sie endlich Tränen überströmt einschlief. Lorelais Handgelenk schmerzte und war rot angelaufen. Sie rieb sich ihre kalten Finger und verlies die kleine Kammer in der Rory lag. Hier war sie fürs erste aufgehoben. Jetzt musste sie laufen. Sie hielt es nicht mehr aus. Irgendetwas musste sie tun, denn sonst würde sie auf der Stelle explodieren. Da ihr nichts besseres einfallen wollte, machte sie sich auf die Suche nach Sherry. Kurz vor dem Wartezimmer traf sie wieder den Arzt. Den Schreckensarzt. Der Mann der ihr Leben für immer verändert hatte. Ihr etwas genommen hat, was ihr nicht mehr gehörte. Jemand der nun zwei Kinder zurück lies, von dem eins nicht einmal mehr seinen Vater kennen lernen würde. Sie hatte einen unglaublichen Hass auf den Mann, dass sie ihn am Liebsten verprügeln würde. Aber es würde nichts an den Tatsachen ändern. Und womöglich würde sie nur eingesperrt werden und da hätte Rory nichts von. „Oh. Da sind Sie ja. Ich muss sie etwas fragen. Sie sind doch eine Exfrau von Herr Hayden? Wir brauchen jemanden der uns bescheinigt dass der Verstorbene wirklich Christopher Hayden war. Sie wissen schon, wegen der Versicherung und so.“ Nein, Lorelai wusste nicht. Wie konnte man so was von ihr erwarten? Sie sollte Chris – ihren Chris den sie seid ihrer Kindheit liebte – des Todes beglaubigen? „Kann das nicht Sherry machen?“ „Die Gnädige Frau hat eine Schlaftablette genommen und ist damit beeinflussbar. Sie sind leider die einzigste, die in Frage kommt. Oder wollen Sie dass ihrer kleinen Tochter zumuten?“ Rory sollte zu Chris? Nein das konnte sie nicht machen. „Schon gut. Ich machs. Aber vorher brauch ich Kaffee. Und zwar Jede Menge. Sonst kipp ich da drin um.“ Lorelai hatte niemals zu vor einen Toten gesehen. Und schon gar nicht jemanden den sie liebte.
So langsam wie möglich schlürfte Lorelai ihren Kaffee. Doch es half nichts, irgendwann war selbst die langsamste Schlürftaktik wirkungslos – der blaue Becher wiederlichen Krankenhauskaffees war leer. Der Arzt hatte wenigstens soviel Anstand ihr Zeit zu lassen. Chris lag noch immer auf der Intensivstation in seinem Krankenhausbett. Lorelai stand vor der Beobachtungsscheibe und konnte seinen toten Körper sehen. „Gut. Ich weiß dass dies nicht einfach für Sie sein wird. Aber es genügt leider nicht hier zu stehen. Sie müssen mit reinkommen. Da drin werde ich Sie kurz fragen, ob sie mir bestätigen können, dass der Tote Christopher Hayden war und dann werde ich sie mit ihrem Exmann alleine lassen, so dass Sie sich in Ruhe von ihm verabschieden können.“ Wenn er dass sagte, hörte sich alles so einfach an. In Ruhe verabschieden. Wovon redete der Mann? Sie sollte sich von Chris verabschieden. Sollte sie hin gehen und sagen, Chris altes Haus. Adios Amigo, wir sehen uns in einem anderen Leben? Wie stellte der gute Mann sich dass vor? Man kann sich nicht einfach von dem Vater seiner Tochter verabschieden. Lorelai war so wütend auf Chris, dass er ihre Tochter zur Halbwaise machte, dass ihr schlecht wurde. Chris würde nie wieder spontan in Stars Hollow auftauchen, auf der Couch schlafen und über die schlechte Dusche nörgeln. Niemand würde ihr Leben in Zukunft gehörig durcheinander bringen und über ihre speziellen Witze lachen, die nicht einmal mehr Rory verstand. Eine einzelne Träne bildete sich in ihrem linken Auge. Lorelai war eine starke Frau. Sie weinte nicht schnell und schon gar nicht vor anderen Leuten. Energisch wischte sie die Träne weg. Sie konnte die Träne nicht in ihrem Gesicht ertragen. Das salz auf ihrer Wange bedeutete puren Schmerz für sie. Es war als würde die Träne in ihr Gesicht einbrennen und die Wunde nie heilen lassen. Sie immer wieder erinnern. Ihre Mutter sagte ihr immer: „Tränen sind ein Zeichen von Schwäche. Zeig niemals jemand wie schwach du bist.“ Das war natürlich völliger Blödsinn, Lorelai war für das Weinen, speziell bei Problemen mit Jungs, aber in diesem Fall war es anders. Es war zu endgültig. Es war keine Beziehungspause, keine Trennung auf Zeit. Es war schlimmer: Sie würde Chris das letzte mal sehen, bevor sein Körper mit einem Sargdeckel verschlossen würde. Die Vorstellung das der tote Körper der hinter der Scheibe lag bald unter der Erde verschwinden würde, machte Lorelai wahnsinnig. Weder wollte noch konnte sie den Anblick länger ertragen. Als sie sich um die eigene Achse drehen wollte und raus gehen, hielt Dr. Gahyl sie an der Schulter fest. „Glauben Sie mir. Wer einmal hier drin war kommt nie wieder zurück. Bitte bringen wir es hinter uns.“ Langsam aber bestimmt schob er Lorelai in Richtung Schiebetür. Als er die Tür geräuschlos geöffnet hatte erstarrte Lorelai zu Stein. Unfähig sich zu bewegen starrte Lorelai auf Chris Gesicht. Seine Augen waren geschlossen, sein ganzes Gesicht entspannt. Er sah aus als ob er schlief. Die Farbe in seinem Gesicht war wie eh und je, etwas rot um die Wangenknochen. Seine langen Wimpern lagen entspannt auf den unteren Wimpern. Sein Mund war leicht geöffnet und seine weißen Vorderzähne glänzten in dem fahlen Licht der Lampe die über Chris Bett hing. Lorelai klammerte ihre Finger um ihre Ellenbogen. Ihr Unterarm zitterte und die Knie wurden ihr weich. Doktor Gahyl räusperte sich: „Miss Gilmore. Sind sie im Vollbesitz ihrer geistigen Fähigkeiten? Hat sie niemand zu dieser Aussage angestiftet oder sogar dafür bezahlt?“ Lorelai nickte nur schwach mit dem Kopf. In ihrem Gehirn entstand ein Schwindelgefühl das sie kaum mehr wusste wo oben und unten war. „Da sie eine Familienangehörige von Christopher Hayden frage ich Sie: Ist dieser tote Mann, 1.88 Meter groß, dunkel braune Haare, weiß und gestorben am 23. September um 10 Uhr 30 Ortszeit, der Vater ihres Kindes?“ Lorelai brauchte lange bis sie ein „Ja.“ stammeln konnte. Danach zog sich Doktor Gahyl endlich zurück und lies Lorelai alleine mit ihrem Highschool Freund. Wie in Trance bewegte sie sich langsam auf ihn zu. Es kam ihr vor als vergingen Stunden bevor sie anfing mit ihrer zittrigen Hand Chris Wange zu streicheln. Sie fuhr mit dem Daumen über Christophers weichen Mund- der Sie nie wieder küssen wurde. Sie streichelte über seine Augen – die sie nie wieder frech anlachen würden. Sie berührte seine Stirn mit den wenigen Sorgenfalten und tippte an seine Wangenknochen. Sie war kurz davor los zu brüllen um ihn auf zu wecken. Sie konnte sich einfach nicht vorstellen, dass er wirklich tot war. Er sah so lebendig aus. Er sah aus wie immer, wenn sie neben ihm aufwachte und er noch schlief. Nichts hatte sich verändert , gar nichts. Aber dann fing sie an seinen muskulösen Brustkorb zu berühren. – Etwas hatte sich verändert: Der Brustkorb hob und senkte sich nicht mehr und ein Herz schlug nicht – weder für Sherry noch für sie, Lorelai.

Tränen versperrten ihr die Sicht. Lorelai konnte anfangs jede einzelne Träne spüren die ihre heißen Wangen hinab strömten. Doch bald weinte sie aus tiefster Seele, sodass sie wie durch einen Schleier sah. Sie sank in die Knie vor Chris Bett und brach förmlich zusammen. Ihre Beine gaben nach, alles in ihr gab nach. Ihr ganzer Körper weinte und zitterte – aber nichts tat so weh wie ihre Seele die schrie wie verrückt.





Lorelai hatte dass Gefühl, dass es nie aufhören würde. Die Tränen würden ewig über ihre Wangen hinab laufen und sie am Boden halten. Lorelai konnte nicht aufrecht stehen, sich nicht rühren. Ihr Kopf lehnte an dem kalten Gestell des Bettes und die Tränen tropften auf den Boden. Nach einer Ewigkeit von einer halben Stunde kam Lorelai sich lächerlich vor. Die Tränen versiegten und zurück blieben nur die Spuren ihres Make-ups. Innerhalb von Sekunden änderte sich Lorelais Gemüt. Sie war nicht mehr traurig. Sie weinte nicht mehr um ihre verlorene Liebe, denn sie erinnerte sich dass sie diese Liebe schon vor seinem Tod nicht mehr hatte. Vor zwei Monaten hatte er sich für Sherry entschieden und sie verlassen. Was bildete sich Chris ein? Dass sie hier an seinem Totenbett saß und um ihn trauerte? Nein, dass tat sie nicht. Die Kraft in ihren Beinen und Händen kam zurück. Sie stand auf und schnaufte wütend. Nein, nicht mit ihr. Sie trauerte nicht um einen Mann der eine so tolle Frau wie sie nicht wollte. Sie machte auf ihrem Absatz kehrt und wollte den Raum verlassen. Ihre neugewonnene Energie hielt bis zur Schiebetür. Sie benutze all ihre Wut und Erinnerung an die Schmerzen, die Chris ihr zugefügt hatte um die Tür zu öffnen. Sie drückte so stark sie konnte gegen die Schiebetür. Dann spürte sie die alten Tränen auf ihrer Haut. Sie drehte sich um und rannte zu ihm zurück. Auf Chris Brust sank sie nieder und begann still zu wimmern. Lorelai kam sich vor wie in einem Kinofilm, denn sie sah vor ihrem inneren Auge immer mehr Bilder von sich und Chris. Von Rory und Chris... sie erinnerte sich an ihr erstes Mal auf dem Balkon und an Christophers Rückkehr. Sie sah sich Hand in Hand die Treppe des Inns hinauf gehen und konnte fast die Wärme seiner Lippen auf ihrem ganzen Körper spüren. Sie sah sich vor Sookies Haus am Abend der Hochzeit. Alles war so schön gewesen... so perfekt....zu perfekt? Vielleicht hatte sie es nicht verdient. Oder hatte Christopher sie nicht verdient? Die Erinnerung an Sherrys Anruf und Christophers gestammelte Entschuldigung kamen hoch. Lorelai fing an den Kopf zu schütteln. Sie glaubte, zu spüren wie all ihre Schmerzen in ihrem Kopf hin und her flogen. So konnte sie den Schmerz umgehen. Wie bessenen schüttelte sie ihren Kopf. Ihre langen Locken flogen hin und her, doch Lorelai hörte nicht auf. Sie konnte nicht aufhören denn sonst würde all der Schmerz zurück kommen.

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And I start to feel for him again. Stupid me.
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#3

Kapitel 3

Luke saß immer noch in seinem Apartment. Er wartete darauf, dass sein Herzrassen endlich aufhörte. Er fühlte sich wie auf einer emotionalen Achterbahnfahrt. Luke wusste dass Lorelai und Chris an Sookies Hochzeit wieder zusammen waren und er sie kurz darauf wegen Sherry Baby verlies. Es war ihm auch nicht entgangen wie Lorelais Gesicht sich veränderte als Rory sagte, es sei etwas wegen Christopher. Lorelai hatte diesen komischen Ausdruck in den Augen. Er glaubte diesen zuletzt gesehen zu haben als Chris ihr vor einigen Jahren einen zweiten Heiratsantrag gemacht hatte. Würde Lorelai jemals über Chris hinweg kommen? Luke fühlte sich gegen seinen Willen wie ein billiger Ersatz für Christopher, der niemals so gut sein würde wie dass Original. Warum kann ich Lorelai nicht einfach vergessen? Ich war verheiratet. Lorelai war eine Freundin – nicht mehr. Er erinnerte sich daran wie Rachel ihn damals verlassen hatte, weil sie wusste dass er nur Lorelai liebte. Nur Lieben konnte. Wenn er ehrlich mit sich selbst war, wusste er, dass er Nicole nur geheiratete hatte, weil Lorelai wieder mit Chris zusammen war. Woher sollte er – einige tausend Kilometer entfernt auf dem Meer – wissen, dass Chris bereits weg war?
Luke musste sich überlegen was er tun wollte. Er liebte Lorelai schon so lange, unbewusst wohl seid er sie das erste Mal gesehen hatte und bewusst wohl in dem Moment als sie mit Chris im Arm zur Tür reinkam. Er liebte es den heiß geliebten Kaffee aus zu schenken und sie mit seinen Kommentaren zur Weißglut zu bringen. Er freute sich jeden Morgen erneut darauf, dass die Türglocke klingelte und er sagen konnte: „Wo ihr wollt.“ Er wünschte sich dass Lorelai hier wäre und ihren Standart Witz machte und zu einem besetzten Tisch ging: „Würden Sie bitte aufstehen.“ Um nichts in der Welt wollte er sie verlieren. Aber hatte er wirklich die Kraft, Lorelai zu ertragen wenn sie um Chris trauerte? Ihr Date hatte Lorelai sicherlich vergessen. Oh je! Das Date, sie hatten ja noch nicht einmal einen Treffpunkt noch die Uhrzeit, geschweige denn den Tag ausgemacht. Luke überlegte noch ob er deswegen gekränkt sein sollte, als es wieder an der Tür klopfte. Heute hat man verdammt noch mal keine Ruhe, dachte er. Die Tatsache, dass er immer noch einen blau und grün karierten Pyjama trug, ignorierend ging er in Richtung Tür. Wer ist das? Fragte er sich, bevor er die Tür aufriss.

Vor ihm stand Lorelais Mutter Emily.



Luke war für einen Moment etwas ratlos. Emily? Was tat Lores Mutter hier? Was wollte sie ausgerechnet von ihm? Lorelai wird doch nichts...er wollte den Gedanken gar nicht zu ende führen. „Guten Morgen Mr Lucas.“ Sie nannte ihn Lucas, niemand tat das! „Mein Name ist Luke. Wollen Sie reinkommen?“ Luke sagte das nur aus Höflichkeit, er war nicht sonderlich scharf darauf mit Emily zu sprechen. Er schob ihr einen Stuhl hin und lehnte sich gegen die Spüle. Emily kramte in ihrer Handtasche ein Taschentuch hervor und wischte kurz den Stuhl ab, bevor sie sich setzte. „Ihnen ist schon bewusst dass Sie ein – was ist das? Pyjama tragen?“ Emily musterte ihn von oben bis unten. Luke war weder rasiert noch hatte er sich die Haare gewaschen. „Was führt Sie zu mir Emily?“ Luke wollte sie am schnellsten loswerden, also scherte er sich nicht um höfliche Konversation. „Sie sind doch so was wie ein Freund für Lorelai?“ Warum fragte Emily dass? Was ging sie das an, hatte sie etwa etwas dagegen dass er und Lorelai vielleicht mal mehr als Freunde werden könnten? „Um genau zu sein, wohl ihr bester.“ Emily schien nicht viel von Freundschaften zwischen Männern und Frauen zuhalten, den sie schaute leicht irritiert. „Jedenfalls hat Lorelai wohl mit Ihnen gesprochen? Mir ist zu Ohren gekommen, das Rorys Vater Christopher in der Stadt ist.“ Daher wehte also der Wind, Emily hoffte wohl immer noch auf eine Familien Zusammenführung. Luke war aber keineswegs bereit für Emily den Spitzel zu spielen. „Warum fragen Sie das Lorelai nicht einfach selbst?“ Emily schien überrascht. Mit einer Abfuhr hatte sie wohl nicht gerechnet. Sie setzte ein affektiertes Lächeln auf und säuselte: „Wissen Sie, Lorelai hält nicht viel davon mit ihrer Mutter zu plaudern und ihr alles zu erzählen.“ Luke wurde ungeduldig, er hatte keine Lust und keine Zeit für dieses Gespräch. „Dann tun Sie eben den ersten Schritt und rufen Lore an. Sie hat übrigens auch ein Handy.“ „Ich weiß dass sie ein Handy hat, aber sie nimmt nicht ab. Zuhause geht immer nur dieser komische Anrufbeantworter hin und ich spreche nicht auf Anrufbeantworter.“ Luke wollte sie gerade weiter reizen und Warum? Fragen, aber sie kam ihm zuvor: „Ich spreche nicht mit Maschinen. Und sie sagen mir jetzt bitte was Sie wissen. Ich mache mir langsam Sorgen um Rory. Vielleicht ist ihr etwas zugestoßen?“ Sorgen um Rory? Eben ging es noch um Lorelai. Luke wusste das er Emily nicht los werden würde ohne ihr zu helfen. Also murmelte er: „Lorelai und Rory sind im Krankenhaus.“ Emily riss die Augen auf. „Aber keine Sorge, mit Rory ist alles in Ordnung. Und Lorelai fehlt auch nichts.“ „Was tun sie dann bitte im Krankenhaus? Den neusten Kaffee probieren oder was?“ Luke wusste woher Lorelai ihren bissigen Sarkasmus hatte. „Nein. Christophers Frau hat heute morgen bei Rory angerufen. Christopher hat scheinbar einen Unfall gehabt. Lorelai und Rory sind sofort hin.“ Emily stand bereits als Luke noch hinzufügte. „Sie sind im Hartford Krankenhaus. Emily schaute auf die Uhr. „Ich gebe Ihnen fünf Minuten. Dann sind sie angezogen und rasiert unten vor diesem Diner.“ Dann rauschte sie die Treppe hinab und lies die Tür offen stehen. Luke fügte sich und zog sich an, wehren hatte wohl eh keinen Zweck. Außerdem war er ganz froh endlich etwas tun zu können. Keine fünf Minuten später rettete er Jess vor Emilys Vorträge über die Vorteile eines Kurzhaarschnitts. Rasiert hatte er sich nicht und seine Haare versteckten sich unter seiner blauen Kappe die er von Lorelai geschenkt bekommen hatte. Während er Jess dazu verdonnerte eine Extraschicht zu schieben ging Emily zur Tür hinaus. „Lucas würden Sie bitte endlich kommen? Mein Schwiegersohn ist im Krankenhaus.“ Luke glaubte sich verhört zu haben. Wunschdenken? Fantasie? Gnadenlose Verrücktheit? „Viel Spaß Onkel Lucas.“ Jess grinste und Luke stieg mürrisch die Stufen seines Diners hinab. Er blickte auf den schwarzen Mercedes von Emily und sah den Chauffeur in seinem niedlichen Anzug und ging kurz entschlossen zu seinem Track. Emily wollte protestieren aber Luke fuhr einfach los. Sie gab sich geschlagen und dachte, noch während sie die Tür ihres schicken Wagens schloss, ich weiß schon warum Lorelai diesen Mann so gerne hat, er ist mindestens so stur wie sie. Auf dem Weg ins Krankenhaus begann Luke zu überlegen warum genau er mitging? Wegen Emily? Oder Lorelai und Rory? Er wusste es nicht genau, aber er hatte irgendwie das Gefühl dass die Gilmoregirls ihn brauchen würden. Vielleicht ging es Chris nicht besonders, oder er lag sogar im Koma. Rory war sicher ziemlich verwirrt. Denn auch wenn ihr Vater selten für sie da war, liebte sie ihren Dad.

Auf die Idee dass Lorelai dem Zusammenbruch nahe vor dem toten Christopher kniete und Rory mit Hilfe von Medikamenten beruhigt werden musste, kamen weder Luke noch Emily. Emily machte sich allgemein keine großen Sorgen. Wenn wirklich etwas mit Chris passiert wäre, hätte Lorelai sie sicher angerufen. Dass war nicht zuviel verlangt, dass konnte man erwarten.

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And I start to feel for him again. Stupid me.
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#4

Kapitel 4

Lorelai kniete immer noch schweigend neben Christopher. Die Tränen waren versiegt. Es kamen einfach keine mehr. Vielleicht hatte sie auch keine mehr, sie wusste es nicht genau. Irgendwann muss jeder Schmerz einmal aufhören aber Lorelais Herz raste immer noch. Sie fragte sich wie lange sie hier wohl noch bleiben würde. Sie wollte nicht alleine mit einem toten Mann sein, es machte ihr Angst. Aber es war Christopher, ihr Chris der ihr so vertraut war und den sie wohl schon ihr ganzes Leben geliebt hatte und wohl auch nie aufhören würde ihn zu lieben. Sie wollte nicht dass es so endete. Als er sie verlies gab es immer noch eine Chance für die beiden, aber diese war jetzt vertan. Chris war tot und würde nie wieder zu ihr zurück kommen.
Lorelai dachte an ihre Tochter. Sie hatte Rory noch nie so gesehen. Nicht mal als damals Dean mit ihr Schluss machte, sah man so viel Schmerz in ihren Augen. Lore sah ihre Tochter vor sich, wie ein gebrochener Mensch stand sie mit hängenden Schultern da. Lorelai stand auf, sie hatte den dringenden Wunsch Rory in die Arme zu nehmen. Sie hatte genug Zeit bei Chris Totenbett verbracht, sie konnte nichts mehr für Chris tun. Es war zu spät. Sie kam zu spät. Sie erinnerte sich wie Rory sagte „Es ist meine Schuld.“ Sie streichelte Chris ein letztes Mal über die Stirn. „Nein Chris, es war nicht Rorys Schuld. Niemand hat Schuld.“ Sie küsste ihn auf die Stirn. „Good bye Chris. Wir werden deiner kleinen Tochter Georgia von dir erzählen.“ Dann stand sie erneut vor der Schiebetür. Diesmal konnte sie sie aufdrücken. Sie blickte sich noch einmal um. Chris sah aus immer noch aus als ob er schliefe. Sie winkte ihm zu und schloss die Tür.

„Lorelai! Lorelai Victoria Gilmore!“ Lorelai zuckte zusammen. Träumte sie? Ein Alptraum? Sie hörte die Stimme ihrer Mutter. Ob sie einfach umdrehen sollte und zu Chris zurück gehen? Wie hatte der Arzt gesagt? Wer einmal drin war geht nie wieder zurück. Er hatte Recht, Lorelai würde den Anblick nicht ertragen. Aber um sich um zu drehen und einfach davon zu gehen war es zu spät. Sie drehte sich langsam nach links. Ihre Mutter eilte mit schnellen Schritten auf sie zu. Aber hinter ihr, hinter ihr war noch jemand? Lorelai konnte eine blaue Mütze erkennen. Luke? War das Luke? War er tatsächlich gekommen? Der Stich in ihrem Herzen lies ein ganz kleines bisschen nach als sie Luke sah.
„Mum? Was machst du denn hier?“ Lorelai hatte Mühe richtig zu sprechen. Die Tränen saßen locker und der Kloß in ihrem Hals tief. „Lucas hat mir freundlicher weise berichtet das Christopher einen Unfall hatte. Du scheinst dass wohl nicht für nötig zu halten.“ Lucas? Wen meinte sie? Lorelai schaute so ungläubig dass Luke fast schon schmunzeln wollte. Er hasste Krankenhäuser und wenn er sah wie Lorelai gerade aussah wusste er auch wieder warum. Allein schon von dem Geruch wurde es ihm übel. „Lorelai, sie meint mich.“ Es war wirklich Luke! Lorelai sah zwar die Kappe und das wohl vertraute karierte Flanellhemd, aber sie glaubte es erst, als er mit seiner dunkeln tiefen Stimme zu ihr sprach. Sie hatte den Wunsch sich ihm in die Arme zu schmeißen und sich von ihm trösten zu lassen, aber da war ja noch ihre Mutter.
„Was ist mit Christopher? Und wo ist überhaupt Rory?“ Lorelai hatte wenig Lust dazu ihrer Mutter erklären zu müssen das Chris tot war. Sie wollte es nicht aussprechen. Sie konnte es auch nicht. Aber sie kannte ihre Mutter, wenn sie es ihr nicht sagte würde Emily das ganze Krankenhaus zusammen schreien, bis ein Arzt sich um sie kümmerte. „Lorelai, ich hoffe übrigens für dich dass du mich noch zur Hochzeit eingeladen hättest.“ Jetzt platze es aus Emily heraus. Sie konnte es nicht länger für sich behalten. „Es ist wieder so typisch Lorelai, dass du deiner eigenen Mutter nicht erzählst, dass du heiraten wirst. Und dabei weißt du doch dass ich mir seid über 16 Jahren nichts anderes gewünscht hatte.“ Heiraten? War Emily völlig durchgeknallt? Wovon redete sie da? Sie und heiraten? Wen denn? Aber Emily war noch nicht fertig. „Christopher hätte ruhig mal vorher mich oder deinen Vater um Erlaubnis fragen können. Soviel Anstand hätte ich ihm zugetraut.“ Lorelai flippte aus. Was redete ihre Mutter da für einen Schwachsinn, welchen Liebesfilm hatte sie gesehen? Jedenfalls nicht die Lovestory von Lorelai, denn bei ihr und Chris gab es kein Happy end. Er hatte sie verlassen für Sherry und seine ungeborene Tochter.

„Mum. Christopher ist tot.“ Emilys Gesicht erstarrte. Luke hob den Kopf. Niemand sagte etwas. Lorelai war überrascht wie ruhig und sachlich sie das eben gesagt hatte. Es ging ihr ganz leicht über die Lippen, als redete sie von irgendwem, aber nicht von ihrem Chris. Emily war sprachlos. All ihre Hoffnungen und Wünsche schienen zu zerplatzen. „Tot?“ Emilys Stimme zitterte. „Tot? Wie konnte dass passieren? Was hast du getan? Hast du ihn davon gejagt oder was?“ Lorelai glaubte sich verhört zu haben. Was sie getan hatte? Gar nichts. Außer ihr schien hier wohl jeder zu wissen, dass Chris zurück kommen wollte. Sherry sprach davon und jetzt ihre Mutter. „Ich? Ich hab gar nichts getan. Wie kommst du darauf? Denkst du ich hab ihn mit meinem Hello Kitty Waffeleisen erschlagen?“ Lorelai wurde verbittert. Was wurde hier gespielt?


„Das ist genau dass Problem! Du hast gar nichts getan! Nichts! Du hast Christopher einfach gehen lassen. Du hast einen Mann wie ihn gar nicht verdient! Warum hast du nicht um ihn gekämpft? Dann hätte dass hier nicht passieren müssen!“ Emily schrie Lorelai an. Diese konnte es nicht fassen. Wovon redete Emily eigentlich? „Mum? Was soll das? Chris hat mich vor zwei Monaten verlassen, wegen seiner Tochter. Wie soll ich da um ihn kämpfen? Nicht ich habe Schluss gemacht sondern er, verdammt noch mal! Und außerdem ich diskutiere dass nicht mit dir! Das ist mein Leben, du hast mir lange genug reingeredet.“ Lorelais Augen funkelten gefährlich, sodass Luke beschloss ein zu greifen. „Emily ich glaube es ist besser wenn Sie jetzt gehen. Dass Theater hier hilft niemand.“ Er schob Lorelai vor sich her in das Wartezimmer, dass gleich um die Ecke stand. Emily blieb stehen und starrte Lorelai hinterher die sie mit bitterbösen Augen anschaute. Sie war aufgebracht und wütend. Wütend auf Lorelai? Oder auf Chris? Dass wusste sie wahrscheinlich selbst nicht so genau.

Luke setzte Lorelai auf einen Wartezimmerstuhl. Auf der Couch lag noch immer Sherry und schlief. Sherrys Schminke war zerlaufen und man sah unter dem nicht mehr ganz perfekten Make-up ihre keineswegs makellose Haut. Lorelai starrte ins Leere. Sie schaute weder Sherry noch Luke an. Ihr Blick schweifte durch den Raum, aber sie sah nichts. Ihre Mutter hatte es mal wieder geschafft: Sie fühlte sich schlecht, für etwas dass nicht ihre Schuld war. Nicht ihre Schuld sein konnte, denn sie hatte nichts getan. Auf einmal fiel es Lorelai ein. Sie setzte sich aufrecht hin und bekam etwas Farbe ins Gesicht. „Ich habs! Die Briefe!“ Lorelai sprang auf. Sie ging zaghaft auf Sherry zu. Wo hatte Sherry die Briefe hin? Es war noch keine zwei Stunden her, dass sie die Briefe in der Hand hatte. Sherrys Tasche lag auf dem Boden. Lorelai wollte endlich wissen um was es hier ging. Und was hatte ihre Mutter damit zu tun? Woher wusste sie dass Chris- falls er es wirklich vorhatte, zurück zu ihr nach Stars Hollow wollte? Sherry rührte sich nicht, also öffnete Lore die Tasche. Lippenstift, Handy, Spiegel und ein paar obs. Lorelai schmunzelte, wozu brauchte Sherry obs? Sie war im achten Monat schwanger, da brauchte sie so etwas ganz sicher nicht. Und dann endlich, die Briefe, zwei zerknittere Umschläge mit Wasserflecken. Die Wasserflecken waren wohl Tränen, von Chris oder von Sherry? Jetzt musste sie nur noch die beiden Briefe ohne Briefmarken aus der voll gestopften Tasche bekommen. Wenn Sherry jetzt aufwachen würde, würde sie sicher anfangen zu schreien. Lorelai blickte unsicher zu ihr. Aber Sherry schlief tief und fest, machte keine Anstalten bald aufzuwachen. Um möglichst keinen Krach zu machen, räumte Lorelai den ganzen Kram aus Sherry Tasche heraus. Sie saß auf dem Boden. Um sie herum türmten sich Sonnebrille, Haarspangen und Haargummis, Gesichtscreme, Bonbons, Stadtplan und Nagelfeilen. Als die Tasche endlich leer war konnte sie die Briefe raus ziehen. Nur nicht noch mehr zerknittern, sonst merkte Sherry noch, dass Lore die Briefe gelesen hatte. Als sie es endlich geschafft hatte, schmiss sie die feine Guccitasche in eine Ecke. Es war ihr inzwischen egal ob Sherry aufwachte, sie wollte wissen warum alle ihr die Schuld an dem Unglück gaben. Sie holte den ersten Brief aus dem Umschlag. „Für Sherry von Chris“ stand auf ihm. Der zweite war an, Lorelai glaubte es kaum! Ihr blieb die Luft weg, der Umschlag trug die Aufschrift „An Emily und Richard Gilmore“. Lorelai überlegte, welchen sie zuerst lesen sollte. Sie entschied sich für den Brief an Sherry. Sie begann zu lesen.....

Lorelai war baff. Unfähig etwas zu sagen las sie die beiden Briefe wieder und wieder. Sie konnte es nicht glauben. Sie schüttelte ihren Lockenkopf, wischte sich über die Augen, machte sie auf und wieder zu. Aber dass Geschriebene änderte sich nicht. Es blieb. Luke wartete und lies sie lesen. Aber als sie zum ungefähr vierzehnten Mal „Oh mein Gott!“ murmelte, hielt er es nicht mehr aus. „Lorelai? Alles in Ordnung? Was steht da denn?“ Luke wusste nicht, ob er berechtigt war, dass zu fragen, aber seine Neugier war größer. Lorelai schüttelte noch einige Male den Kopf und reichte dann beide Briefe an Luke. Luke begann zu lesen: „Liebe Sherry.“ Das war ein Privatbrief, Luke hatte kein Recht das zu lesen. Aber er sah Lorelai die auf dem Boden hockte und immer wieder ungläubig den Kopf schüttelte. Sie seufze und murmelte leise immer wieder „Oh mein Gott.“ Also lass er weiter.


„Liebe Sherry!
Ich schreibe dir diesen Brief, da ich glaube dass es wenig Sinn haben wird mit dir darüber zu reden. Ich weiß nicht warum ich es tue – aber ich muss es tun. Es ist einfach dass richtige für mich. Ich habe lange darüber nachgedacht – 2 Monate lang um genau zu sein. Ich hab dir dass nie erzählt, um dir nicht dass Gefühl zu geben, dass ich nur noch wegen unserem Baby bei dir bin. Es tut mir Leid, aber ich kann und ich will dich nicht heiraten. Denn ich liebe Lorelai. Ich habe Lorelai schon immer geliebt und werde sie auch immer lieben. Als wir vor zwei Monaten auseinander gingen, war ich sicher dass wir nicht mehr zusammen kommen würden. Ich war in Stars Hollow und ich war mit Lorelai zusammen und hab mit ihr geschlafen. Es tut mir Leid, aber ich war sicher dass es mit uns vorbei war und ich wollte mit Lorelai endlich die Familie werden, die wir schon unser ganzes Leben hätten sein können. Ich weiß genau dass du ebenfalls nicht mehr mit mir zusammen sein wolltest, aber dann erfuhrst du, dass du schwanger bist. Als du mich damals angerufen hast, war ich gerade bei Lorelai auf einer Hochzeit ihrer besten Freundin. Als ich dass mit unserem Baby erfahren habe stand ich wohl vor der schwersten Entscheidung meines Lebens. Ich könnte mit dir eine neue Familie aufbauen – oder meine erste Familie endlich zusammen führen. Lorelai hat es mir damals leicht gemacht und hat mich gehen lassen. Aber je länger ich hier bei dir war, desto schwieriger wurde es. Ich sah immer und immer wieder Lorelai vor mir, als sie damals sagte ich solle gehen. Ihr Ausdruck in den Augen werde ich nie vergessen. Ich will Lorelai und nicht dich. Es tut mir Leid, es dir so zu sagen, aber ich kann das nicht mehr. Unsere Familie würde nie funktionieren und darum gehe ich. Wenn du diesen Brief hier liest, bin ich bereits in Stars Hollow angekommen. Vielleicht kannst du mir irgendwann verzeihen, wenn du den Mann deines Lebens gefunden hast. Ich bin es jedenfalls nicht, denn ich kann nicht bei dir bleiben. Es tut mir Leid um unser Kind, aber ich kann nicht für das Baby auf Lorelai und meine Tochter Rory verzichten. Ich werde Lorelai einen Antrag machen und ich bin sicher dass sie ihn annehmen wird. Bevor du angerufen hattest war alles perfekt: Lorelai und ich waren zusammen und ich hatte eine Familie. Rory wird mir vielleicht nie verzeihen dass ich sie und ihre Mum für dich und das Baby verlassen habe. Aber ich muss es versuchen. Ich kann nachts nicht mehr schlafen, so sehr beschäftigt es mich. Ich weiß im Moment nicht wie wir dass mit dem Baby machen sollen. Ich gehe nach Stars Hollow und werde meine Chance nutzen. Unsere Hochzeit ist hiermit abgesagt, ich hoffe dass du mich eines Tages nicht mehr dafür hassen wirst. Wenn in Stars Hollow alles geklärt ist, werde ich dich anrufen. Bis dahin, bitte sag unserem Baby viele grüße und dass ich es liebe.

Sherry, verzeih mir. Aber du liebst mich genauso wenig wie ich dich.

Vielleicht bis bald...... dein Christopher“


Luke konnte es nicht glauben. Er las den Brief wieder und wieder. Er war sich nicht sicher ob Christopher jemals in Stars Hollow angekommen war. Jetzt hieß es handeln. Er musste rausfinden, ob Lorelai wusste, dass Christopher zu ihr zurück kommen wollte, oder ob sie ahnungslos bei ihm im Diner saß. Jetzt war ihm auch klar wovon Emily die ganze Zeit gesprochen hatte. Auch Lorelai verstand langsam die Zusammenhänge. Luke fing an zu überlegen. Wann hatte Chris diesen Brief geschrieben. Er las den Brief noch einmal. Aber Chris hatte kein Datum drauf geschrieben. Luke bekam Angst. Hatte Lorelai deswegen so komisch auf seine Einladung reagiert? Aber warum sollte sie ja gesagt haben, wenn sie wieder mit Chris zusammen war? Luke war schrecklich verwirrt – aber nicht besser ging es Lorelai. Sie saß immer noch auf dem Boden und schüttelte ihren Kopf. Deswegen wusste Sherry das sie mit Chris geschlafen hatte, darum sage sie Schlampe zu ihr gesagt hatte und warum sie ihr die Schuld an allem gab. Schuld? War Lorelai wirklich schuld? Chris war tot, dass stand fest. Aber warum? Warum starb Christopher? Niemand hatte ihr überhaupt erzählt warum Chris hier war. Es fehlte die Zeit, dachte Lorelai mit Schmerzen in jedem Glied. Lorelais Wut machte sie stark. Sie stand auf. Energisch sagte sie zu Luke: „Luke. Wir haben etwas zu tun. Hilf mir bitte, diesen Arzt Doktor ähm“ Lorelai überlegte, wie hieß dieser Arzt? „Ach irgend ein weiß Kittel eben. Luke, ich brauche dich. Komm bitte mit.“ Luke stand bereits, als sie ihn fragte. Auch er wollte dringend wissen, ob Chris jemals in Stars Hollow ankam. Aber er hatte nicht den Eindruck, den Lorelai wirkte nicht wie eine trauernde Witwe. Aber Luke konnte sich auch irren... So genau wusste nicht einmal er über Lorelais Gemüt zustand bescheid. Lorelai wendete ihr Gesicht ab von Luke. Die schmerzhaften Tränen kündigten sich schon wieder an....


Nachdem Lorelai und Luke mehr als zehn Minuten im Krankenhaus herum geirrt waren, fanden sie endlich eine Schwester die ihnen helfen konnte. Lorelai war außer Atem und so fragte Luke: „Können Sie uns genau sagen wann Christopher, oder Herr Hayden, wie sie wollen, den Unfall hatte? Und was war das für ein Unfall? Wer hat ihn hier her gebracht, woran ist er gestorben? Warum ist er gestorben?“ Lorelai war überrascht wie aufgewühlt Luke war. Luke zeigte selten Emotionen aber im Moment konnte man ihm an der Nasenspitze ansehen dass er gestresst war. Die Schwester wollte gerade anfangen die erste Frage zu beantworten, als Lorelai schwindelig wurde. Sie war sich nicht sicher, wollte sie es wirklich wissen? Würde sie es wirklich aushalten können wenn Chris auf dem Weg nach Stars Hollow – auf dem Weg zu ihr – verunglückt war? Luke spürte Lorelais Angst und umfasste ihre Schulter. Die warme Hand auf ihrer Schulter machte Lorelai mutiger. Ja, sie wollte es wissen. Sie konnte es eh nicht ändern, was passiert war war geschehen und lies sich jetzt eh nicht mehr ändern. Mit wackeligen Knien hörte Lorelai der Schwester zu: „Also, ich weiß nicht ob ich berechtigt bin, Ihnen diese Informationen heraus zu geben. Sind sie denn ein Familienangehöriger?“ Luke schaltete schnell: „Ich bin Chris Bruder, Lucas Hayden und dass ist seine...“ Luke schluckte, er wollte und konnte nicht Chris Frau sagen. Aber er konnte nicht ewig warten , also sagte er: „diese Frau hier ist Christophers Exfrau.“ Luke hoffte, dass sie im glauben würde. Wenn nicht, ach dann wusste er auch nicht weiter. Aber die Schwester schien im Stress zu sein, denn sie fragte nicht weiter nach und erzählte der Reihe nach.

Sie schlug die Augen auf. Wo war sie? Für einen Moment fragte sie sich sogar wer sie war. Ihr Kopf war schwer und ihr ganzer Schädel brummte förmlich. Sie lag irgend wo, sie war allein. Schrecklich allein. Bei dem Versuch sich aufzurichten wurde ihr übel. Matt und kraftlos lies sie sich wieder zurück sinken. Wollte dieser Alptraum den nie enden? Würde es nie aufhören? Sie war gefangen! Gefangen in ihren Gedanken. Immer wieder und wieder musste sie an ES denken. Sie war wieder im Krankenhaus, sie betrat wieder die Intensivstation. Und wieder fing das Gerät an zu piepsen. Sie wollte nicht weiter denken. Sie wollte verhindern, dass es wieder passierte. Vergeblich versuchte sie sich zu wehren. Aber es geschah: Sie betrat dass Zimmer. Ihr Vater lag da – im Koma. Sie stand vor ihm. Das Gerät piepste gleichmäßig. Dann berührte sie seine Hand. Wieder und wieder musste sie sie streicheln. Nein! Sie wollte es nicht, aber es lies sich nicht ändern. Sie streichelte die Hand ihres Vaters und das Gerät schlug Alarm. Dann ging alles verdammt schnell: Der Arzt schob sie auf die Seite, viele Ärzte und Schwestern stürmten herein und rissen Decke und Klamotten von ihrem Vater. Sie stand einfach nur da, unfähig etwas zu tun oder zu sagen. Ihrem Dad würde nichts passieren, nein ihm durfte nichts passieren. Sein Körper bebte bei jedem Stromstoß auf seiner Brust. Aber dass Gerät stieß weiter schrille Alarm-Töne aus. Nach mehreren Minuten gaben die Ärzte auf. Sie wollte schreien. Schreien sie sollen ihren Dad aufwecken. Er durfte nicht sterben, es konnte nicht war sein. Eine Schwester stellte den Alarm ab. Dann war alles still – totenstill. Der Arzt drehte sich zu ihr um. Der Blick in seinen Augen genügte und sie wusste was passiert war. Alle Kräfte verließen das junge Mädchen. Die Farbe wich aus ihrem Gesicht und das Gefühl in ihren Fingern war weg. Verschwunden, unauffindbar. Sie sagte gar nichts. Sie stand einfach nur da, unfähig auch nur einen Ton von sich zu geben. Weinte sie? Sie wusste es nicht. Vielleicht liefen ihr Tränen über die Wangen, aber wen kümmerte dies schon. Die Schwestern und Ärzte gingen einfach aus dem Raum. Als wenn jeden Tag ein Patient unter den Händen seiner Tochter wegstirbt. Rory war fassungslos. Doktor Gayhl konnte und wollte ihr vielleicht nicht helfen. Warum sollte er auch? Sie war eine Mörderin. Du hast deinen eigenen Vater umgebracht! Rorys Gedanken liefen beinahe Amok. Die Stimmen in ihrem Kopf schrieen sich gegenseitig an. Hätte sie nur ihre Finger von ihm gelassen! Wäre sie nicht hinein gegangen, sie war an allem Schuld. Wie sollte sie ihrer Mutter erklären, dass sie ihren eigenen Vater auf dem Gewissen hatte? Wäre sie nur nicht hinein gegangen.... Lorelai und Sherry würden ihr dass nie verzeihen! Aber sie wollte es nicht! Sie wollte nicht das er stirbt. Ja, sie war sauer auf ihren Dad, aber sie wollte nie im leben dass ihr Vater stirbt! Rory drohte einfach um zu kippen, darum stützte sie der Arzt. „Komm hier raus Kleine, du kannst nichts mehr für ihn tun.“ Rory lies es mit sich machen. Der Arzt schob sie hinaus aus der Intensivstation. Warum sollte sie auch bleiben? Vielleicht würde sie nur noch mehr Menschen schaden. Sie blickte noch einmal zurück. Sie sah ihren Vater. Er lag da, mit offenem Hemd, als ob er schliefe. Nein, sie konnte wirklich nichts für ihn tun, sie hatte genug getan. Sie wünschte sich so sehr dass er schlief. Aber er schlief nicht, Rory wusste es, sie war zu alt um solche Wunschträume zu haben. Seine Hände waren verkrampft. Zu verkrampft. Bestimmt hatte er gespürt wie sie ihre Hand auf seine legte. Vielleicht hatte ihn dass erschreckt? – Zu tote erschreckt? Rory schwankte, sie begann zu wimmern: „Dad“

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And I start to feel for him again. Stupid me.
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#5

Kapitel 5

Die Haustüre öffnete sich fast von allein. Etwas steckte den Schlüssel ins Schloss, vielleicht schloss sie auf, vielleicht auch nicht. Es war dunkel im Haus. Aber wen kümmerte es, es war ihr egal, genauso wie es ihrer Tochter egal war. Eigentlich war doch alles egal? Sie schmiss ihre Handtasche neben die Kommode, anstatt sie wie sonst halbwegs ordentlich darauf zu legen. Die heiß geliebten Schuhe flogen in die Flurecke. Sie wusste gar nichts mehr. Als ob irgendetwas die gesamte Intelligenz aus ihrem Kopf gesogen hatte. Lorelai stolperte über etwas als sie in das dunkle Wohnzimmer lief. Es war das Sofa. Lorelai spürte den Schmerz in ihrem linken Schienbein kaum. Was war schon dieser kleine Schmerz, diese lächerliche Berührung im Gegensatz zu dem was ihr Herz spürte? Was ihre Seele quälte? Ihr das Atmen schwer machte und sie beinahe in die Knie sinken lies? Es war egal, einfach egal. Sie blieb regungslos auf dem Sofa liegen. Wozu aufstehen? Wozu laufen. Warum denken? Warum weiter die schrecklichen Gedanken haben die ihr die Tränen in die Augen trieben? Waren ihre Augen auf oder zu? Sie wusste es nicht, denn Schmerz erfüllte ihre Augen. Schmerz von brennenden Tränen die sie nicht vergessen ließen. Es würde nie vorbei gehen.

Luke stand unschlüssig im Flur. Die ganze Heimfahrt über hatten alle drei geschwiegen. Rory hatte keinen Ton von sich gegeben. Sie starrte einfach nur hinaus in die Landschaft. Lorelai war ebenfalls abwesend. Es war gut, dass Rory nicht wusste, warum Chris diesen Unfall hatte. Wenn sie es wissen würde, Luke konnte sich nicht vorstellen was passieren könnte. Sein Herz schmerzte ebenfalls aber weniger wegen dem Verlust von Christopher. Er mochte ihn schon allein dafür, dass er es immer wieder geschafft hatte, Lorelai dazu zu bringen mit ihm zusammen zu sein und sie dann verlies, nicht. Schlimmer für ihn war, wie Lorelai offensichtlich litt.
„Herr Hayden ist zu schnell gefahren. Er scheint es sehr eilig gehabt zu haben nach Stars Hollow zu kommen. Er ist mit überhöhter Geschwindigkeit von der rutschigen Fahrbahn abgekommen und leider in dem kleinen Pinienwald frontal gegen einen alten Baum geschlittert. Für erste Hilfe war es zu spät. Herr Hayden war bereits bewusstlos, als die Einsatzkräfte vor Ort ankamen. Es tut mir Leid, aber ihrem Bruder konnte nicht mehr geholfen werden. Er war nicht angeschnallt und flog mit dem Kopf gegen die Windschutzscheibe. Ich frage mich was einen Menschen dazu treibt auf einer so gefährlichen Straße wie ein Irrer zu rasen.“ Luke wusste, was die Schwester meinte. Er kannte die Straße. – Jeder kannte sie. Und jedem dem sein Leben lieb war, achtete dort auf besondere Sicherheit. Aber er wusste auch, was Christopher trieb: Lorelai. Er muss sie wirklich geliebt haben, dachte Luke mit einem riesigen Kloß im Hals. Aber jetzt hatte er keine Zeit für solche Gedanken. Er hatte eine Aufgabe: Er musste sich um Lorelai und Rory kümmern. Letztere stand immer noch in der Haustür. Im Haus war es dunkel. Luke wusste nicht wo Lorelai hinwar. Da Rory keine Anstalten machte, sich zu bewegen machte er sich auf die Suche nach einem Lichtschalter. Er stolperte über einige Dinge, die er aber durch die Dunkelheit nicht erkennen konnte. Es war ja auch egal, also suchte er weiter. Aber wie sich rausstellte suchte er im völlig falschen Eck. Den auf einmal ging das Licht an. Er drehte sich um. Rory stand mit ausdruckslosem Gesicht neben der Tür, die Hand immer noch am Lichtschalter. Das hätte ich mir auch gleich denken können, dass der Lichtschalter neben der Tür ist! Luke ärgerte sich über sich selbst. Aber er war eben, auch wenn er es wie immer nicht zugeben wollte, verwirrt. Mehr als verwirrt. Er war fertig mit den Nerven. Aber er musste stark sein. Für sich, für Lorelai und natürlich für Rory. Sie sah so hilflos aus, so verloren, dass er sie trösten wollte. Er wusste nicht, ob er sie umarmen durfte. Schließlich war er nicht ihr Vater. Im Gegenteil, ihr Vater war gerade gestorben. Konnte er da? Aber als er sah wie Rory eine Träne über die Wange lief, war es ihm egal. Rory musste getröstet werden, dass spürte Luke. Er ging einfach auf sie zu und nahm sie in seine starken Arme. Rory zuckte in dem Moment als Luke sie berührte zusammen. Spürte dann aber die starken warmen Arme die ihr ein Gefühl von Sicherheit gaben. Sie umklammerte Lukes muskulösen Rücken und fing an zu schluchzen. Sie sagte nichts, es gab auch nicht zu sagen, Luke und sie verstanden sich auch ohne Worte. Luke war da wenn sie ihn brauchte, er war immer schon da. Er war ihr wie, sie fing an zu zittern und ihr schmaler Körper bebte fast. – Er war ihr wie ein Vater. Der Vater den sie nie gehabt hatte und ihn jetzt sogar umgebracht hatte. Es tat weh, es tat unglaublich weh es zu denken. Aber es war so. Luke hielt sie einfach nur fest. Er lies ihr instinktiv Zeit, vielleicht dass beste was er tun konnte. Lorelai war stark, aber Rory? Es kam ihm vor, als ob man ihr den Boden unter den Füßen weg gerissen hätte. Sie vergrub ihr Gesicht an seiner Schulter. Er spürte die Tränen. Sie weinte bitterlich. Komischerweise war es ihm nicht unangenehm. Luke hatte sonst Angst vor Gefühlsregungen. Aber es war ok, denn es war Rory, Lorelais Rory und damit vielleicht sogar seine Rory. Diesen Gedanken hatte Luke schon öfters gedacht, auch wenn er ihn nie aussprechen würde. Er selbst fühlte sich wie ein Vaterersatz, der nicht nur Kaffee kochte, sondern eben immer da war. Rory wurde ruhiger. Nach einer Ewigkeit verstummte sie. Sie stand ganz still und spürte Lukes Wärme und Herzschlag. Das gleichmäßige Heben und Senken seines Brustkorbs gab ihr Kraft. Kraft um weiter zu machen. Hinein ins Wohnzimmer zu ihrer Mutter zu gehen, die Augen zu öffnen und zu atmen. Sein Herzschlag hielt sie am Leben.

„Komm Luke. Wir müssen zu Mom.“ Sie löste sich aus der Umarmung. Luke wusste nicht, wie sie es tat, aber sie tat es. Sie strich ihre langen Haare nach hinten und hob ihren Kopf. Sie war so schön, dachte Luke. Aber in ihren sonst so strahlenden blauen Augen konnte man den Schmerz noch immer sehen. Sie versuchte sogar ein Lächeln. Extra für ihn. Luke war gerührt und stolz zugleich. „Ja. Lass uns rein gehen. Deine Mutter braucht uns jetzt.“ Bei dem Wort uns lief Rory ein wohliger Schauer über den Rücken. Sie war froh Luke zu haben, unendlich froh.

„Ahhh Chris, lass dass!” Lorelai lachte wie ein kleines Kind. Sie lag nur in Unterwäsche bekleidet auf einem Bett im Independence Inn. Chris machte sich einen Spaß daraus auf ihrem ganzen Körper dass von Lorelai gebrachte Essen zu verteilen. Doch damit nicht genug! Genüsslich leckte er die sorgfältig verteilte Vanillecreme von Lorelais Oberschenkel. Während er seine Zunge über Lorelais Bein ziehen lies schaute er sie mit seinen traumhaften Augen an. Lorelai die immer noch kicherte wurde auf einmal ernster. „Herr Hayden! Versuchen Sie etwa gerade mich zu verführen?“ Chris schaute sie an wie ein unschuldiges Lamm aber bewegte sich keinen Zentimeter von ihrem Bein weg. „Falls ja, vergessen Sie es. Das Schokoladenmousse ist um einiges anziehender als Sie!“ Demonstrativ steckte sie sich einen riesigen Berg Mousse in den Mund. Chris blickte auf und lies Lorelais Bein einen Moment lang in Ruhe. Er überlegte. Für ihn schien es so, als wäre es eine Einladung. Eine Einladung die er auf jeden Fall annehmen wollte:„Hey! Willst du etwa alles alleine essen? Lass mir auch noch was?“ Ein Blick auf die nun leere Schüssel genügte und Chris vergass die Vanillecreme auf Lorelais Bein. Er arbeitete sich mühsam zu ihrem verführerischen Mund vor und fing an sie zu küssen. Seine Lippen näherten sich Lorelais Mund, die darauf nur gewartet hatte und sofort ihre Lippen öffnete. Frech sog er den letzten Rest Schokomousse von Lorelais Lippen. Lorelai schloss die Augen. Sie war einfach nur glücklich. Chris sollte nie aufhören sie zu küssen. Chris würde nie aufhören sie zu küssen! Lorelai wollte mehr! Gezielt richtete sie sich während des Kusses auf und lehnte sich leicht nach vorne. Chris nutzte die Gelegenheit und griff nach hinten. Er streichelte mit seinen warmen klebrigen Händen über Lorelais Schulterblätter und beschäftigte sich schließlich mit dem Verschluss ihres Bhs. „Was wird denn das? Ganz schön frech!“ quietschte Lorelai die von Chris Händen auf ihrem Rücken eine Gänsehaut bekam. Chris küsste sie weiter und sagte immer wieder: „Lorelai, Lorelai....“

„Lorelai? ........... Lorelai? ...... Bitte wach doch auf!“ Luke hatte Angst. Angst dass Lorelai vielleicht ohnmächtig war. Oder, ach er wusste es nicht so genau. Er wollte dass sie aufwachte. Sie lag immer noch mit dem Gesicht nach unten auf dem Sofa. Wie lange war er mit Rory im Flur? Konnte sie in so kurzer Zeit einschlafen? Es war seltsam. „Lorelai?“ Die Unsicherheit war ihm in der Stimme anzuhören. „Lorelai!“ Luke wurde energisch. Seine ohnehin schon tiefe Stimme lies Lorelai zusammen zucken. Lukes Stimme war so viel tiefer als Christophers. Froh das sie sich endlich regte atmete Luke erst einmal tief durch. Dass Lorelai nicht wie frisch aus dem Ei gepellt aussehen würde war ihm klar. Aber dass es so schlimm werden würde? Damit hatte er nicht gerechnet. Als sie sich langsam hoch hievte fielen ihr zuerst ihre langen dunklen Haare ins Gesicht. Aber dann drehte sie sich um. Sie sah Luke direkt in die Augen. Ihr Gesicht wirkte wie in Sekunden um Jahre gealtert. Ihre Lippen waren blutig und rissig. Ihre Stirn zeigte tiefe Sorgenfalten und ihre Augen. Ihre Augen! Luke gab es einen tiefen Stich ins Herz. Von Lorelais Katzenaugen war nicht mehr viel übrig. Tiefe Schwarze Ränder unter ihren Augen und verlaufene Wimperntusche bis hinunter zu den Wangenknochen ließen auf bittere Tränen schließen. Luke wusste das Lorelai nicht schnell weinte. Ihr musste es wirklich schrecklich gehen. Wenn sie sich in diesem Zustand ihm so zeigte, war sie am Ende.
Lorelai stand unter Schock. Als sie Luke ihren Namen sagen hörte dachte sie für Sekunden es wäre Chris der es sagte. Als sie jetzt vor Luke stand zitterte sie immer noch. Es war einfach zu schrecklich. Niemand kann so eine Schuld auf sich tragen und damit weiter leben als wenn nichts wäre. Sie schaute Luke mit so viel Unglück an, dass dieser fast ausrastete. Lorelai hatte das Gefühl als würde alle Schuld der Welt auf ihr liegen. „Luke?“ Sie musste es sagen. Es zu geben. Dazu stehen. Vielleicht würde wenigstens Luke ihr vergeben, wenn schon der Rest der Welt immer wissen würde, dass sie , sie allein für Christophers Tod verantwortlich war.
Luke schaute Lorelai nicht an. Er konnte nicht. Es würde ihm alle Knochen brechen sie so zu sehen. Wenn er sie anschauen würde, müsste er sie sofort umarmen und ihr die Tränen von der Wange küssen. Aber er wusste nicht ob sie es wollen würde, ob sie es ertragen könnte. Also schaute er weg. Doch Lukes Selbstschutz führten zu einem schweren Missverständnis zwischen Lorelai und ihm.


Es war klar, nicht einmal Luke würde ihr vergeben. Er drehte sich fast weg. Wenn sogar Luke so reagierte, dann war sie schuldig. Was sollte sie tun? Was hatte sie getan? „Luke?“ Er drehte sich weg. “Luke! Um Himmels Willen Luke!” Es konnte doch nicht wahr sein. Luke machte keine Anstalten ihr in die Augen zu schauen. „Ja?“ Seine tiefe Stimme zitterte leicht, er konnte nicht verbergen dass er aufgeregt war. „Es ist meine Schuld! Meine Mutter hatte Recht. Es ist meine Schuld!“ Lorelai schrie das unglaubliche heraus. Länger hätte sie es nicht für sich behalten können. Dann drehte sich Luke um. Er hatte Tränen in den Augen. Lorelai zitterte von Kopf bis Fuß. „Luke! Es ist meine Schuld, ich weiß es.“ Sie wollte zu Luke hingehen. Ihren Kopf an seine starke Schulter legen. Aber in dem Moment als Lukes Augen Lorelais Blick streiften wurde es Luke zuviel. Entweder er würde sie jetzt auf der Stelle in den Arm nehmen und sie trösten oder er – er würde gehen.
Luke entschied sich fürs gehen. Er konnte Lorelai nicht mehr ertragen. Es tat ihm unglaublich weh sie so zu sehen. Und wenn er jetzt nicht alles kaputt machen wollte, musste er gehen. „Ich geh Kaffee holen!“ Ohne sich noch einmal um zu drehen verlies er das Haus. Als er die Haustür hinter sich zu geschlagen hatte verlor er seinen letzten Rest Beherrschung. Tränen liefen ihm über die rauen Wangen. Aber es waren andere Tränen. Er trauerte nicht um Chris. Er wollte nicht weinen. Aber er musste seinen Schmerz irgendwie ausdrücken. Lorelai ging es so schlecht wie schon lange nicht mehr. Glaubte sie wirklich Schuld an Chris Unfall zu sein? Es machte ihn wahnsinnig, dass er nichts tun konnte. Er war hilflos. Er konnte Lorelai nicht helfen. Wie sollte er auch? Er war nicht Christopher und er würde es nie sein. Verzweifelt vor Wut trat er mit voller Wucht gegen den Reifen seines Autos. Der Schmerz in seinem Fußgelenk lenkte ihn wenigstens kurz von Lorelai ab. Viel zu schnell fuhr Luke davon.

Rory wusste nicht was ihre Mutter meinte. „Mom? Wovon redest du? Woran sollst du Schuld sein?“ Lorelai stand mit hängenden Schultern vor dem Sofa und blickte Luke hinterher. Er ging. Er ging, weil er ihre Anwesenheit nicht ertragen konnte? Weil er nichts mit einer Mörderin zu tun haben wollte?
„Mom! Mom bitte, wovon redest du?“ Rory ging auf ihre Mutter zu. Sie packte sie an den Schultern. „Mom!“ Lorelai schaute ihre Tochter an. Sie konnte es ihr nicht sagen. Rory würde sie ewig dafür hassen, da war sie sich sicher. Sie würde ausziehen, vielleicht sogar zu Emily und nie wieder mit Lorelai reden. Sie war zu jung um so etwas zu wissen. Sie war zu jung um damit umzugehen dass ihre eigene Mutter ihren Vater auf dem Gewissen hatte. Lorelai wusste nicht was sie sagen sollte. Sie nahm Rory in den Arm und drückte ihre Tochter an sich. „Mom, du kannst mir alles sagen....wirklich alles! Bitte, was hast du gemeint? Und warum ist Luke gegangen?“ Rory wurde immer verwirrter. Es hatte keinen Zweck. Lorelai musste dazu stehen was sie getan hatte. „Schätzchen, du musst jetzt ganz stark sein. Aber ich fürchte Luke ist gegangen, weil er nichts mit einer Mörderin zu tun haben will.“ Rory gefror das Blut in den Adern. Sie löste sich aus der Umarmung. „Also ist es doch meine Schuld! Er hat gelogen! Luke hat gelogen! Ihr alle habt gelogen! Ihr habt gesagt dass es nicht meine Schuld ist! Ich hab ihm doch nichts getan.... Ich bin doch nur in dass Zimmer hinein und hab seine Hand gestreichelt...Ich konnte doch nicht wissen, dass ihn das so erschrecken würde!“ Lorelai verstand gar nichts mehr. Rory soll schuld sein? Warum Rory? „Nein Schatz. Es ist nicht deine Schuld. Sondern meine!“ Rory setzte sich ohne nach hinten zu schauen auf das Sofa. Das war einfach alles zuviel. „Mom? Was meinst du? Warum sollte es deine Schuld sein?“ Lorelai versuchte vergeblich sich zu beherrschen. Sie atmete tief durch. Sie musste ruhig bleiben. Wenn sie Rory präzise und genau erklären würde, warum es so war, dann würde Rory sie vielleicht nicht verlassen. „Christopher war auf dem Weg nach Stars Hollow als er den Unfall hatte....“ Lorelai sank ebenfalls aufs Sofa. „Ich weiß Mom. Er ist von der Fahrbahn abgekommen. Wenige Meter nach der Stelle wo mich einmal ein Reh gerammt hat... Aber warum? Was wollte er in Stars Hollow? Er hat uns doch verlassen. Er wollte doch zu seiner neuen Tochter...Die so viel besser sein wird als ich....Und er wollte doch eine Familie haben...Wir waren ihm ja nicht gut genug...“ Bittere Tränen tropften von Rorys Gesicht auf ihre Beine. Es schien als würde ihr ganzes Leben mit den salzigen Tränen davon schwimmen. Lorelai strich die Tränen aus Rorys Gesicht. Sie wusste nicht dass es für Rory so schlimm war, dass Chris sie verlassen hatte. Lorelai war entsetzt. Sie dachte immer nur daran dass Chris sie verlassen hatte. Die Tatsache dass es für Rory so schien als hätte Chris auch sie verlassen hatte sie völlig verdrängt. Sie war eine schreckliche Mutter. Sie war unglaublich egoistisch gewesen. Lorelai drückte Rory an ihre Brust und wiegte ihr Kind sanft. „Er ist wegen uns gekommen. Er wollte zurück zu uns. Weil er begriffen hat, dass du die perfekteste Tochter bist, die jemand haben kann. Er wollte zurück zu dir. Und zu mir. Er ist zu schnell gefahren... denn er konnte es kaum erwarten seine tolle Tochter um Verzeihung zu bitten.“ Rory wurde hellhörig. Sie löste sich aus der Umarmung und setzte sich Kerzen gerade hin. Die Tränen versiegten. Sie strich ihre Haare aus dem Gesicht. Einige Haare klebten an ihren salzigen Wangen. „Woher weißt du dass?“ Lorelai strich die letzte Träne von Rorys Nase. „Er hat Sherry einen Brief geschrieben. Und einen an meine Eltern. Er bittet darin um Erlaubnis uns beide heiraten zu dürfen....“ Rory wurde weißer als die Wand hinter ihr. Ein Schlag ins Gesicht hatte nicht die gleiche Wirkung wie diese Erkenntnis.
Als sie aufwachte war es hell. Sonnenstrahlen fielen durch die Jalousien und kitzelten ihre Nase und Augenlider. Sie lies ihre Augen geschlossen. Irgendetwas schweres lag auf ihrem Arm. Für einen Moment verlor sie die Orientierung. Das schwere auf ihrem Arm war warm und es, ja es bewegte sich. Sie genoss die Wärme. Bewegte sich keinen Zentimeter von der Stelle. Wagte kaum zu atmen. Ihr Puls war normal. Sie spürte ihr Herz. Es schlug gleichmäßig und ihr Atem war flach und entspannt. Es schien als wenn alles perfekt wäre. Vielleicht war ja auch alles perfekt. Es war still um sie herum, nur dass gleichmäßige Atmen von ihr und einer weiteren Person. Atmen? Von wem? Sie schlug die Augen auf. Als sie auf ihren rechten Arm blickte sah sie ihre Tochter. Rory lag an sie gekuschelt mit dem Gesicht an ihrem Ellenbogen. Lorelai schaute sich um. Das Fenster, die Schränke, wo war sie? Der Raum hier war nicht ihr Zimmer. Und das Bett nicht ihr Bett. Dann schnellte Lorelais Puls in die Höhe. Ihr Herz fing an zu pulsieren. Auf einmal viel ihr wieder alles ein. Die Gedanken in ihrem Kopf spielten verrückt. Christopher, Krankenhaus, ihre Mutter, Luke, Sherry und ihre Tochter. Sie musste erst einmal alles ordnen. Wenn sie nicht durchdrehen wollte musste sie sich endlich damit abfinden.
Rory war wach. Sie hatte die Augen zwar geschlossen aber sie wusste dass ihre Mutter ebenfalls wach war. Da sie auf dem Arm ihrer Mutter lag spürte sie wie ihr Puls nach oben schnellte. Es tat ihr weh. Denn sie wusste woran Lorelai gerade dachte. Vielleicht weinte sie auch. Rory horchte auf verräterische Anzeichen. Sie wartete auf kurzatmige Seufzer oder unterdrückte Schluchzer. Aber es kam nichts. Denn Lorelai lag einfach nur da und litt. Rory glaubte förmlich zu spüren was in ihrer Mom vorging. Sie öffnete die Augen. Eine einzelne Träne huschte über Lorelais Gesicht. Rory wollte nicht darüber nachdenken, aber sie war sich sicher dass ihre Mutter gerade an alte Zeiten gedacht hatte. Das wollte sie verhindern. Jetzt war es Zeit für sie sich um ihre Mom zu kümmern. Lorelai war schließlich ihr Leben lang für sie da. Jetzt brauchte sie wirklich Hilfe. Rory erinnerte sich an gestern Abend. An die schrecklichen Vorwürfe die Lorelai sich selbst machte. Und an ihre eigenen Vorwürfe die sie sich machte. Rory war schließlich zu dem Schluss gekommen das weder sie noch ihre Mutter Schuld waren. Es war eben Schicksal, sie konnte es nicht ändern. Sie hatte nicht gewollt dass er stirbt. Sie war unendlich wütend auf ihn, dafür dass er sie und ihre Mutter verlassen hat. Warum hatte sie nie mit Lorelai darüber geredet? Lorelai hatte es aber auch nie angesprochen. Es muss sie wirklich mitgenommen haben. Rory spürte wie sie immer mehr Mitleid mit ihrer Mutter bekam. Sie streckte ihre Hand aus und wischte vorsichtig die Träne die inzwischen an Lorelais Nase hing weg. „Mom. Komm wir gehen zu Luke. Ich brauch Kaffee und Donats und Pancakes und French toast und ....“ Lorelai lächelte. Sie liebte ihre Tochter über alles. „Das du verhungerst kann ich nicht verantworten. Ich mach mich nur kurz frisch und dann gehen wir zur Raubtier-fütterung.“
So konnte Lorelai auf keinen Fall aus dem Haus. Sie musste die verräterischen Spuren der Träne vertuschen. Selbst als Lorelai fertig angezogen und geschminkt die Treppe hinunter ging hatte sie immer noch dass Gefühl die Träne im Gesicht zu haben. Lorelai hasste es zu weinen. Es war bei ihr nicht einfach nur eine Träne, nein es war mehr. Es war ein Gefühl. Ein Gefühl dass ihre Haut reizte. Der salzige Fluss der Träne über ihr Gesicht erinnerte Lorelai immer wieder daran. Aber Rory wusste wie sie ihrer Mutter helfen konnte: Ablenkung war die Lösung des Problems. Da war sich Rory sicher. „Wow Mom du siehst toll aus. Gut dass du die neuen und viel zu teuren Stiefel doch noch gekauft hast. Die würden ausgezeichnet zu diesem Top passen....“ Rory versuchte zum normalen Alltag zurück zu kehren. Sie redete und redete auf Lorelai ein. Diese lies alles mit sich machen und kommentierte einige Witze von Rory sogar mit einem Lächeln. Rory war nervös. Sie war es nicht gewöhnt dass ihre Mutter keine Witze und Übertreibungen von sich gab. „Los Mom! Gehen wir endlich zu Luke. Ich stehe dem Tod näher als dem Leben!“ Rory schaffte es tatsächlich, dass Lorelai Christopher vergas. Auf dem Weg zu Luke fingen sie an über einen lächerlichen Videofilm zu lachen, der dringend neue Texte brauchte. Solange die hoch bezahlten Story-writer von Hollywood noch im Urlaub waren konnten die Gilmoregirls das ja auch übernehmen.

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And I start to feel for him again. Stupid me.
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#6

Kapitel 6

Die gute Laune der beiden hielt an bis sie bei Miss Patty ankamen. Wie immer tobten kleine Ballerinas auf der Tanzfläche rum. Eigentlich war alles wie immer. Nur hatte Rory eben eine Tatsache vergessen: In Stars Hollow blieb nichts geheim. Alles sprach sich in Sekundenschnelle herum und niemand konnte es aufhalten.
Noch bevor den Gilmore Girls klar wurde was gleich auf sie zu kommen würde stürzte Miss Patty auf sie zu......


„Lorelai! Rory! Ich hab es schon gehört! Es tut mir ja so leid meine Engelchen. Ach ihr armen Dinger!“ Miss Patty schaffte es tatsächlich Mutter und Tochter gleichzeitig zu umarmen. Als wären beide Kleinkinder drückte sie sie an ihre Brust und hielt ihre Hände, mit all ihrem Goldschmuck behangen, schützend über Lorelai und Rory. Rory spürte wie sich ein besonders großer Goldring gegen ihre Stirn presste. Er würde wegen des Edelsteins einen Abdruck auf ihrer Stirn hinterlassen. Auch Lorelai spürte das kalte Gold auf ihrer Haut. Aber sie wusste genauso wenig wie Rory wovon Patty sprach.
Miss Patty fing bereits an zu schluchzen bevor eine der beiden sich befreien konnten. „Er war so ein wundervoller Mann. Ich weiß noch wie er an Sookies Hochzeit diese wunderbare Hose angehabt hat. Sein knackiger Apfelpopo kam darin so unglaublich gut zur Geltung. Und er hat ja so gut zu euren Brautjungfernkleider gepasst...Ich war so sicher dass wir nun endlich unser perfektes Gilmore Familienglück haben würden. Aber der Herr meint es nicht gut mit unsrer alten Stadt“

Lorelai dämmerte es. Natürlich. Wie konnte sie so dumm sein? Sie hätte es wissen müssen. Natürlich wussten in Stars Hollow längst alle bescheid. Jeder wusste es. Und jeder würde ihr erzählen wollen, wie schrecklich leid ihm der Verlust tat. Klar - Lorelai war wohl mit fast jedem aus Stars Hollow befreundet, aber sie hasste Mitleid. Mitleid für andere hatte sie genug. Aber sie selbst wollte kein Mitleid. Jetzt hieß es schnell handeln um der Stadt zu entkommen. Rory hatte wohl in dem Moment den gleichen Gedanken. Sie schaute hilfesuchend zu ihrer Mom. Miss Patty hatte sie inzwischen losgelassen um sich erst einmal geräuschvoll die Nase zu schnäuzen. Das war sie! Die einzigste Chance. Jetzt oder nie! Lorelai gab mit Hilfe von zwei kleinen Gesten Rory zu verstehen, dass sie ohnmächtig werden sollte. Denn wenn es Rory schlecht ging, würde die ganze Stadt barfuss über Scherben laufen, nur damit es Rory besser ging. Rory begriff sofort und tat wie ihr gehiesen: „Oh mom. Ich glaube mir wird schwindelig!“ Theatralisch lies sie sich in die Arme ihrer Mutter fallen. Miss Patty vergaß ihre Nase und wollte schon wieder loslegen. Aber diesmal war Lorelai darauf vorbereitet und schneller: „Vielen dank für das Angebot Patty. Aber Rory hat die ganze Nacht nicht geschlafen. Ich bring sie nach Hause.“ Noch bevor Miss Patty ihre Hilfe auch nur anbieten konnte eilte Lorelai mit Rory im Arm schon davon. Beobachtet von Kirk, der sich fragte, warum Lorelai ihre Tochter halb hinter sich her zog und diese immer wieder ein „Oh“ und ein „Ah“ von sich gab, türmten die beiden schließlich erfolgreich.

„So! Die hätten wir abgehängt! Mein Gott stell dir dass Mal vor! Die hätten glatt einen Nationaltrauertag für Chris gemacht, wenn sie uns erwischt hätten.“ Außer Atem standen Lorelai und Rory vor ihrer Veranda. Beide waren froh die Prozedur nicht über sich ergehen lassen zu müssen. Als der Atem wieder flacher wurde lies sich Lorelai gezielt auf die Veranda Stufen sinken. Rory kannte ihre Mutter und tat ihr den Gefallen: „Mutter! Oh Mutter! Was ist mit dir? Was ist los?“ Lorelai hielt eine Hand über ihre Stirn und wischte sich imaginären Schweiß von der Stirn. „Oh meine Tochter! Meine geliebte Tochter! Ich werde wohl von dir gehen. Wenn du mir nicht gibt’s was ich brauche! Jede einzelne Zelle in mit sehnt sich nach ihm! Sei mir eine gute Tochter und hole es mir.“ Rory wusste bescheid und lies ihre scheinbar hilflose Mutter einfach auf der Veranda liegen und ging in die Küche.
Als Lorelai alleine auf der Veranda lag machten sich ihre Gedanken selbstständig. Perfektes Gilmore Familienglück hatte Miss Patty gesagt. Ja. Es war alles perfekt. Es war zu perfekt. Denn sonst hätte er mich nicht verlassen. Schon wieder kündigten sich Tränen in Lorelais Augen an. Aber diesmal wehrte sie sich gegen sie. Sie wollte nicht mehr weinen. Wollte keinen Schmerz mehr spüren. Außerdem würde sie ihr ganzes Make-up schon wieder versauen. Und besonders billig sind diese Kosmetikprodukte heut zu tage ja nicht mehr. Also wischte sie energisch mit den Daumen über ihre Augen und vertrieb die Tränen. Ja es war perfekt. Aber es war vorbei. Das Leben musste weiter gehen. Ob mit oder ohne Christopher.

„Kind! Wo warst du? Ich hätte tot sein können!“ Rory kam mit zwei heißen Kaffeetassen zur Tür heraus. „Ja hat etwas länger gedauert. Ich hab noch schnell den Anrufbeantworter abgehört.“ Gespielt entrüstet fügte Lorelai hinzu: „Ja da sieht man es mal! Die heutige Jugend und Technik! Soviel ist dir deine alte Mutter also wert!“ Lorelai kam gerade so richtig in fahrt, aber Rory unterbrach sie: „Mum es waren zehn Nachrichten drauf. Viermal Sookie, einmal , na ja ich glaub Luke, bin aber nicht ganz sicher und der Rest ist von Grandma. Stell dir vor sie hat auf den Anrufbeantworter gesprochen!“ Lorelais Lächeln erstarb. Ihre Mutter sprach auf den AB. Na dann musste wohl etwas weltbewegendes passiert sein. „Und? Muss ich sie jetzt zurück rufen oder was?“ Lorelai zog ihren Schmollmund. Aber es half alles nichts: Rory stellte die Tassen auf den Boden und ging zurück ins Haus. Mit echten mailändischen Keksen und dem Telefon bewaffnet kam sie gleich darauf zurück. „Oh Kekse!“ Lorelai klatschte in die Hände. „Nein Mom. Schön brav bleiben. Erst bei Grandma anrufen, dann gibt’s einen Keks!“

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And I start to feel for him again. Stupid me.
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#7

Kapitel 6

Die gute Laune der beiden hielt an bis sie bei Miss Patty ankamen. Wie immer tobten kleine Ballerinas auf der Tanzfläche rum. Eigentlich war alles wie immer. Nur hatte Rory eben eine Tatsache vergessen: In Stars Hollow blieb nichts geheim. Alles sprach sich in Sekundenschnelle herum und niemand konnte es aufhalten.
Noch bevor den Gilmore Girls klar wurde was gleich auf sie zu kommen würde stürzte Miss Patty auf sie zu......


„Lorelai! Rory! Ich hab es schon gehört! Es tut mir ja so leid meine Engelchen. Ach ihr armen Dinger!“ Miss Patty schaffte es tatsächlich Mutter und Tochter gleichzeitig zu umarmen. Als wären beide Kleinkinder drückte sie sie an ihre Brust und hielt ihre Hände, mit all ihrem Goldschmuck behangen, schützend über Lorelai und Rory. Rory spürte wie sich ein besonders großer Goldring gegen ihre Stirn presste. Er würde wegen des Edelsteins einen Abdruck auf ihrer Stirn hinterlassen. Auch Lorelai spürte das kalte Gold auf ihrer Haut. Aber sie wusste genauso wenig wie Rory wovon Patty sprach.
Miss Patty fing bereits an zu schluchzen bevor eine der beiden sich befreien konnten. „Er war so ein wundervoller Mann. Ich weiß noch wie er an Sookies Hochzeit diese wunderbare Hose angehabt hat. Sein knackiger Apfelpopo kam darin so unglaublich gut zur Geltung. Und er hat ja so gut zu euren Brautjungfernkleider gepasst...Ich war so sicher dass wir nun endlich unser perfektes Gilmore Familienglück haben würden. Aber der Herr meint es nicht gut mit unsrer alten Stadt“

Lorelai dämmerte es. Natürlich. Wie konnte sie so dumm sein? Sie hätte es wissen müssen. Natürlich wussten in Stars Hollow längst alle bescheid. Jeder wusste es. Und jeder würde ihr erzählen wollen, wie schrecklich leid ihm der Verlust tat. Klar - Lorelai war wohl mit fast jedem aus Stars Hollow befreundet, aber sie hasste Mitleid. Mitleid für andere hatte sie genug. Aber sie selbst wollte kein Mitleid. Jetzt hieß es schnell handeln um der Stadt zu entkommen. Rory hatte wohl in dem Moment den gleichen Gedanken. Sie schaute hilfesuchend zu ihrer Mom. Miss Patty hatte sie inzwischen losgelassen um sich erst einmal geräuschvoll die Nase zu schnäuzen. Das war sie! Die einzigste Chance. Jetzt oder nie! Lorelai gab mit Hilfe von zwei kleinen Gesten Rory zu verstehen, dass sie ohnmächtig werden sollte. Denn wenn es Rory schlecht ging, würde die ganze Stadt barfuss über Scherben laufen, nur damit es Rory besser ging. Rory begriff sofort und tat wie ihr gehiesen: „Oh mom. Ich glaube mir wird schwindelig!“ Theatralisch lies sie sich in die Arme ihrer Mutter fallen. Miss Patty vergaß ihre Nase und wollte schon wieder loslegen. Aber diesmal war Lorelai darauf vorbereitet und schneller: „Vielen dank für das Angebot Patty. Aber Rory hat die ganze Nacht nicht geschlafen. Ich bring sie nach Hause.“ Noch bevor Miss Patty ihre Hilfe auch nur anbieten konnte eilte Lorelai mit Rory im Arm schon davon. Beobachtet von Kirk, der sich fragte, warum Lorelai ihre Tochter halb hinter sich her zog und diese immer wieder ein „Oh“ und ein „Ah“ von sich gab, türmten die beiden schließlich erfolgreich.

„So! Die hätten wir abgehängt! Mein Gott stell dir dass Mal vor! Die hätten glatt einen Nationaltrauertag für Chris gemacht, wenn sie uns erwischt hätten.“ Außer Atem standen Lorelai und Rory vor ihrer Veranda. Beide waren froh die Prozedur nicht über sich ergehen lassen zu müssen. Als der Atem wieder flacher wurde lies sich Lorelai gezielt auf die Veranda Stufen sinken. Rory kannte ihre Mutter und tat ihr den Gefallen: „Mutter! Oh Mutter! Was ist mit dir? Was ist los?“ Lorelai hielt eine Hand über ihre Stirn und wischte sich imaginären Schweiß von der Stirn. „Oh meine Tochter! Meine geliebte Tochter! Ich werde wohl von dir gehen. Wenn du mir nicht gibt’s was ich brauche! Jede einzelne Zelle in mit sehnt sich nach ihm! Sei mir eine gute Tochter und hole es mir.“ Rory wusste bescheid und lies ihre scheinbar hilflose Mutter einfach auf der Veranda liegen und ging in die Küche.
Als Lorelai alleine auf der Veranda lag machten sich ihre Gedanken selbstständig. Perfektes Gilmore Familienglück hatte Miss Patty gesagt. Ja. Es war alles perfekt. Es war zu perfekt. Denn sonst hätte er mich nicht verlassen. Schon wieder kündigten sich Tränen in Lorelais Augen an. Aber diesmal wehrte sie sich gegen sie. Sie wollte nicht mehr weinen. Wollte keinen Schmerz mehr spüren. Außerdem würde sie ihr ganzes Make-up schon wieder versauen. Und besonders billig sind diese Kosmetikprodukte heut zu tage ja nicht mehr. Also wischte sie energisch mit den Daumen über ihre Augen und vertrieb die Tränen. Ja es war perfekt. Aber es war vorbei. Das Leben musste weiter gehen. Ob mit oder ohne Christopher.

„Kind! Wo warst du? Ich hätte tot sein können!“ Rory kam mit zwei heißen Kaffeetassen zur Tür heraus. „Ja hat etwas länger gedauert. Ich hab noch schnell den Anrufbeantworter abgehört.“ Gespielt entrüstet fügte Lorelai hinzu: „Ja da sieht man es mal! Die heutige Jugend und Technik! Soviel ist dir deine alte Mutter also wert!“ Lorelai kam gerade so richtig in fahrt, aber Rory unterbrach sie: „Mum es waren zehn Nachrichten drauf. Viermal Sookie, einmal , na ja ich glaub Luke, bin aber nicht ganz sicher und der Rest ist von Grandma. Stell dir vor sie hat auf den Anrufbeantworter gesprochen!“ Lorelais Lächeln erstarb. Ihre Mutter sprach auf den AB. Na dann musste wohl etwas weltbewegendes passiert sein. „Und? Muss ich sie jetzt zurück rufen oder was?“ Lorelai zog ihren Schmollmund. Aber es half alles nichts: Rory stellte die Tassen auf den Boden und ging zurück ins Haus. Mit echten mailändischen Keksen und dem Telefon bewaffnet kam sie gleich darauf zurück. „Oh Kekse!“ Lorelai klatschte in die Hände. „Nein Mom. Schön brav bleiben. Erst bei Grandma anrufen, dann gibt’s einen Keks!“

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#8

Kapitel 7

Luke trat noch immer aufs Gaspedal. Wo genau er eigentlich hinfuhr wusste er nicht. Aber er fuhr nicht zu seinem Laden, denn an seinem Diner war er schon vorbei gebraust. Luke versuchte vergeblich sich unter Kontrolle zu bekommen. Aber sein Herz raste und sein Bein trat wie festgeklebt weiter auf das Gaspedal. Es war gefährlich, Luke wusste es. Aber er konnte nicht anders. Immer wieder hörte er Lorelais gellendes „Es ist meine Schuld!“ und sah den zutiefst verwundeten Blick in Lorelais Augen. Sie würde nie über Chris hinweg kommen. Sie würde nie mit ihm zusammen sein wollen noch können. Warum hatte er dass auf einmal erwartet? Ich muss wahnsinnig sein. Sie nach einem Date zu fragen. Ausgerechnet ich. Luke verlor für einen kurzen Moment die Orientierung. Er fuhr immer schneller auf einer Straße die nicht zu ihm nach Hause führte. Er hatte immer noch Tränen der Wut, Verzweiflung und Enttäuschung im Gesicht. Er lies mit der rechten Hand das Lenkrad los um sich die Tränen aus den Augen zu reiben. So konnte man nicht fahren. So fahren nur Lebensmüde oder hoffnungslose Romantiker bei Liebeskummer. Was war er? Lebensmüde war er nicht. Er wollte leben. Aber er wollte Lorelai. Aber Lorelai wollte Chris. Chris ist tot. Will Lorelai dann jetzt doch mich? Lukes Gehirn arbeitete auf Hochtouren. Er musste über so viel nachdenken. Ja er musste. Denn er wollte es nicht. Es tat weh. Sein Herz raste und schien bei jedem Gedanken an Lorelai noch schneller zu werden. Die Landschaft flog nur so an seinem Blick vorbei. Es war ihm egal wohin er fuhr. Er brauchte einfach nur die Ablenkung und vielleicht ein bisschen Adrenalin um wieder klar denken zu können.

Und dann sah er es. Das Straßeschild. Die Bremsspuren auf dem Asphalt. Die braun und rot verfärbten Bäume. Die umgefahrenen Sträucher, die teilweise auf der Straße hingen. Glassplitter am Rande der Farbahn. Es war die Stelle. Luke trat reflexartig auf die Bremse. Die Reifen quietschten und es schien als würde Luke seitlich weg rutschen. Aber die Profile der Reifen hielten dem Druck stand und so schaffte der Wagen es. Wenige Meter hinter der eingedellten Bäumen kam Luke zum stehen. Er hielt den Atem an. War er eigentlich völlig durchgeknallt? Wahnsinnig? Oder sogar verrückt? Er hätte sich am liebsten selbst geohrfeigt. Unglaublich, er fuhr gerade viel zu schnell über die Straße die Christopher das Leben kostete. Und dann auch noch aus dem selben Grund: Lorelai. Chris wollte zu ihr hin. Und er wollte von ihr weg. Beide fuhren zu schnell. Luke musste den Kopf schütteln und fuhr sich mit der Hand über seine Bartstoppeln und legte die Hände schließlich in den Nacken um für einen Moment tief durch zu atmen. Atmen. Atmen, dachte er. Einfach nur atmen. An nichts anderes denken. Es war ganz einfach. Einatmen. Ausatmen. Wenn nur die Gedanken sich nicht ständig selbstständig machen würden. Er sog so viel Luft wie möglich durch den Mund hinein. Wenn er atmete brauchte er nicht mehr an Lorelai zu denken. Er konnte sich einfach auf den Sauerstoff in seiner Lunge konzentrieren. Sein Blick schweifte umher. Er blickte in den Rückspiegel. Auf dem dunklen Straßenbelag sah man deutlich die Bremsspuren von Christopher die genau auf die Baumgruppe zeigte. Luke konnte sich nicht vorstellen wie Chris Auto gegen die Bäume geknallt sein musste. Aber es war sicher ein harter Aufprall, dachte er, als er die tiefen Dellen und Risse in den Stämmen der Bäume sah. Aussteigen konnte und wollte er nicht. Er wüsste nicht wie er reagieren sollte, wenn er an der Stelle stand, an der ein Mensch gestorben war. Wenn ihm der Mensch nicht wichtig war, im Gegenteil, er ihn sogar tief drinnen hasste. Luke war streng erzogen worden. Man konnte nicht an der Stelle stehen, an der ein Mensch auf so tragische Weise sein leben verlor, ohne dabei tiefe Trauer und Mitleid zu empfinden. Also blieb er lieber sitzen. So konnte er wenigstens diesem Gewissenskonflikt entgehen.

Schweiß stand ihm auf der Stirn. Eine Schweißperle bahnte sich ihren Weg über die Stirn bis zu Nase und floss dann über den linken Nasenflügel hinunter. Er ignorierte es. Er hatte keine Zeit dazu. Er war im Stress. In Eile. Er wollte zu ihr. Der Frau die er sein leben lang geliebt hatte und wohl immer lieben würde. Er musste bei ihr sein bevor sie es von seiner Ex erfuhr. Sein Puls war weit oben. Aber es hinderte ihn nicht daran den Fuß weiter auf dem Gas zu lassen. Er hatte keine Zeit für lahme Sonntagsfahrer und Schnarchtüten. Er hatte es eilig. Er hatte eine Mission. Er wollte kämpfen. Kämpfen um seine Familie. Aber er hatte Angst. Immerhin hatte er Mutter und Tochter verlassen. Würden sie ihm verzeihen? Vielleicht sollte er doch mal anrufen. Nur um überhaupt zu wissen wo Lorelai war und nicht stundenlang umsonst irgendwo hinfahren und sie doch nicht zu finden.
Wo war bloß sein Handy? Er kramte in der Hosentasche mit der linken Hand. Ach ja, in meiner Jacke fiel es ihm ein. Aber die Jacke? So zerstreut war er lange nicht mehr. Die Jacke lag zusammengeknüllt auf dem Boden des Beifahrersitzes. Da musste er erst mal hinkommen. Mit Anschnallgurt ging das nicht. Also weg mit dem Ding. Schon war der Gurt gelöst und Chris beugte sich mit einer Hand am Lenkrad zur Seite. Er hätte anhalten können. Er hätte aussteigen und sie holen können. Aber er tat es nicht. Er kam nicht an die Jacke heran. Er merkte gar nicht wie er durch den Druck zur linken Seite von der Fahrbahn abkam und gefährlich nahe an den Bäumen entlang sauste. Als er den Ruck im Auto spürte war es zu spät. Unbewusst zog er den Wagen mit sich. Die Bäume vor sich und ohne Gurt wurde sein Körper gegen die Windschutzscheibe geschleudert.

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And I start to feel for him again. Stupid me.
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#9

Kapitel 8

„Mom!“ Rory wurde ungeduldig. „Du starrst jetzt seid ungefähr zehn Minuten das Telefon an. Ruf sie endlich an.“ Lorelai saß immer noch auf der Veranda. Mit Kaffee und Telefon in der Hand starrte sie gedankenverloren auf den Baum in ihrem Vorgarten. „Bäume sind etwas tolles. Er ist zwar grün, aber trotzdem hat er viele verschiedene Grün-Töne. Guck mal Schätzchen.“ Sie zeigte auf den alten Baum. „Wenn ich ein Eichhörnchen wäre ich glaube ich würde meine Höhle in diesem Baum machen und mit minze-grün streichen.“ Rory blickte etwas verwirrt drein. Wovon redete ihre Mutter schon wieder? „Und die Vorhänge ganz klar so, wie das Blatt oben neben Twinky, der Biene.“ Rory gab ihrer Mutter per Handzeichen zu verstehen dass sie total durchgeknallt war. „Mum“ Ruf endlich an!“ Lorelai verzog dass Gesicht. Sie wollte nicht anrufen. Sie wollte weder Emilys Stimme, noch die Vorwürfe schon wieder hören. „Rory. Du warst nicht dabei. Was sie gesagt hat.“ Sie stütze ihre Hände auf ihre Hüfte. „Über mich, deinen Vater...so einfach ist das nicht.“ Fuchtelte mit den Händen in der Luft rum und fasste sich schließlich an die Stirn. „Außerdem, ich kann da nicht einfach anrufen. Sie wird mich in Stücke zerreisen. Hysterisch auf mich einreden und mir wieder die Schuld an allem geben....“ Lorelai konnte sich das Gespräch schon vorstellen. Es würde sicher wie immer sein: Sie war im Endeffekt an allem schuld und ihre Mutter hatte Recht und war beleidigt. „Mum bitte. Grandma macht sich sicherlich große Sorgen um uns. Ruf sie einfach an und sag Hallo. Sie wird dich schon nicht umbringen.“ Zielsicher nahm Rory ihrer Mutter das Telefon aus der Hand und wählte die Nummer. Rory konnte sich nicht vorstellen, dass Emily in dieser Situation gegen Lorelai war. Sie hatte schon einige komische Reaktionen von ihrer Großmutter erlebt, aber es ging hier immerhin um Chris. Um ihren Traum-Schwiegersohn. Da würde sie sich nicht querstellen und ihre eigene Tochter verletzten.

„Gilmore“ Emily nahm in dem von ihr gewohnten freundlich aber reservierten Ton ab. „Hallo!“ Lorelai war etwas unsicher. Was wollte ihre Mutter eigentlich genau von ihr? „Lorelai?“ Wow sie erkennt mich. Scheint wohl doch nicht verdrängt zu haben, dass sie noch eine Tochter hat. „Ja. Hallo Mum.“ Bis jetzt schien es ja ganz gut zu laufen. Rory war erleichtert dass die Gesichtszüge ihrer Mutter sich entspannt hatten. Sie hatte es ja gewusst. So schwer war es nicht mit ihrer Großmutter vernünftig zu reden. „Guten Tag Lorelai! Hat dir niemand beigebracht wie man sich ordnungsgemäß an einem Telefon meldet?“ Willkommen zurück, Emily Gilmore. Fast breitete sich so etwas wie ein Lächeln auf Lorelais Gesicht aus. „Nein Mum. Bei dem Teil der Erziehung muss ich wohl gerade meine Poster geknutscht haben.“ Da war ja sogar ein Funke ihres alten Sarkasmus. Lorelai war von sich selbst überrascht. „Lorelai! Ich hab mich wohl verhört!“ Emilys Stimme hörte sich bereits gefährlich hoch an. Lorelai hatte in den vielen Jahren des Streites mit ihrer Mutter gelernt, genau heraus zu hören, wie weit sie gehen konnte, ohne dass ihre Mutter völlig ausflippte. „Mum. Ganz ruhig. Reg dich nicht auf. Das war nur ein Witz.“ Emily seufzte hörbar genervt. Der Humor ihrer Tochter würde ihr wohl ewig ein Rätsel bleiben. „Was kann ich für dich tun Lorelai?“ Emily war erstaunt dass Lorelai sie anrief. Sonst ignorierte sie jegliche Art von Anrufen. „Du hast auf den AB gesprochen Mum.“ Lorelai sagte dass, als würde sie von der Marslandung berichten. „Ja und? Was verschafft mir die Ehre deines Anrufes? Sonst ignorierst du erfolgreich meine Kommunikationsversuche.“ Hatte Emily es wirklich vergessen? Oder hielt sie nur ihre Fassade oder war sie schon über Chris Tod hinweg? Lorelai wirkte verwirrt, was Rory dazu veranlasste auf ihren Fingerknöcheln herum zu kauen. Es war eine Marotte von ihr, seid sie ein kleines Kind war, dachte Lorelai als sie Rory anschaute. Mit tonloser Stimme sagte Lorelai: „Christopher ist tot.“ Es war ganz einfach es aus zu sprechen. Lorelai war gar nicht wirklich bewusst, was sie eben gesagt hatte. Rorys Pupillen weiteten sich. Aber Lorelai blieb ganz ruhig. Emily atmete tief ein : „Ich weiß Lorelai. Falls du dich nicht erinnerst ich war ebenfalls im Krankenhaus. Du hast mich zwar unverschämter weise mitten in der riesigen Klinik stehen lassen, aber ich will mal nicht so sein. Immerhin war zu dem Zeitpunkt dein Verlobter gerade gestorben. Ich verzeihe dir dass du mir nicht sofort von der Hochzeit erzählt hast. Ich bin sicher, du hättest es noch getan. Oder irre ich mich?“ Lorelai war versucht das Telefon einfach auf den Rasen zu knallen. Sie wollte sich diesen Fragen nicht stellen. Den es tat weh. Es würde wohl immer weh tun. Sie wollte nicht vor ihrer Mutter so viel Schmerz eingestehen. Denn es machte sie schwach. Und schwach war etwas, was es im Hause Gilmore nicht gab. Zumindest nicht in dem von Emily und Richard Gilmore. Was sollte sie sagen? Sie wusste ja nicht, dass Chris zurück wollte. Aber dann dämmerte es ihr. „Woher weißt du von der Hochzeit Mum?“ Emily war enttäuscht. Sie hatte auf eine Entschuldigung gehofft. „Ist das so wichtig? Chris Mitbewohnerin hat mir angerufen. Sie sagte, sie könne dich nicht erreichen. Ich gab ihr die Handynummer von dir. Aber dein Akku war wie immer aus. Das ist auch so eine Sache wenn ich versuche dich anzurufen ist immer....“ Lorelai lies das Telefon sinken. Es war sinnlos. So würde sie nicht weiter kommen. Rory nagte immer noch an ihrem Mittelfinger Knöchel. Sie wirkte etwas ratlos. Aber auch Lorelai stand unbeholfen vor ihrem Haus. Wann würde Emily ihr endlich einmal die Wahrheit sagen und nicht ewig drum herum reden?



Ratlos sah Lorelai ihre Tochter an. Es würde nichts bringen Emily zu sagen, dass sie und Chris weder zusammen noch verlobt waren. Sie würde es nicht glauben. Nicht glauben können und vielleicht auch nicht glauben können. Lorelai hatte genug. Mit etwas Abstand zwischen ihrem Ohr und dem keifendem Telefon rief sie in die Sprechmuschel. „Mum. Ich muss los. Ich muss dringend ins Hotel. Wir sehen uns am Freitag.“ Freitag? Wann war Freitag? Lorelai sah Rory an. Heute war Dienstag. Tag 1 nach dem Unfall... Sie würde also noch 3 Tage Zeit haben sich zu erholen bevor sie sich dem unausweichlichen stellen musste. Dem klärendem Gespräch mit ihrer Mutter. Sie drückte auf den erlösenden Knopf und lies das Telefon mitsamt ihrer Hand wieder sinken. Ihre Mutter war anstrengend. Unglaublich dass sie sogar aus Chris Tod noch ein Problem machen konnte über dass sie mit Lorelai sprechen musste.
Rory lies inzwischen endlich ihre bereits roten Knöchel in Ruhe und lehnte sich gegen die Haustüre. Ihr viel es wie Schuppen von den Augen. Lorelai merkte wie die Augen ihrer Tochter einen glasigen Ausdruck bekamen. Würde sie etwa anfange zu weinen? „Schätchen?“ Lorelai vergaß sofort den Ärger über ihre Mutter. Rory verkreuzte ihre Hände vor ihrer Brust. Sekundenlang blickte sie auf den Boden. Es schien als müsste sie erst Kraft sammeln. Dann blickte sie auf. Direkt in Lorelais Augen: „Mum. Dad ist tot.“ Man konnte in ihrer Stimme kein einziges Gefühl heraus hören. Es schien als redete sie über irgendeinen umgefallenen Reissack in China und nicht über ihren Dad. Lorelai war es unbegreiflich wie Rory es so einfach aussprechen konnte. Sie selbst musste es erst vor wenigen Minuten sagen und es machte sie schwach. War Rory wirklich so stark?
„Mum. Wenn jemand stirbt. Dann ist er tot.“ Lorelai wunderte sich. Was ging gerade in Rory vor? Wollte sie etwas bestimmtes sagen? Lore nahm ihre Tochter bei der Hand und zog sie in die Hollywoodschaukel. Rory lies es geschehen. Lorelai sortierte Rorys Arme und Beine in die Kissen und lies ihrer Tochter dann zeit. Sie spürte dass sie erst Kraft sammeln musste, um es aus zu sprechen. Aber was sie aussprechen wollte? Lorelai hatte keine Ahnung. Rory hielt die Luft an. Sie spürte ihren schneller werdenden Herzschlag in jeder Ader. Lorelai versuchte Rorys Blick zu verfolgen. Aber sie starrte ins leere. Lore rechnete schon nicht mehr mit einer Antwort und machte sich schon fast sorgen, ob Rory versticken könnte, da sie nicht atmete. Nach einiger gefühlten Ewigkeit atmete Rory aus und flüsterte fast: „Weißt du noch als der kleine Vogel gestorben ist als ich drei war?“ Oh ja, und wie sich Lorelai erinnerte. Rory war damals drei Jahre alt und hatte den toten Vogelkörper tagelang in einem Schuhkarton mit sich herum getragen. Es dauerte lange bis Lorelai sie überzeugen konnte, Glitzi (Name des Vogels) zu beerdigen. Sie wollte einfach nicht verstehen, dass wenn etwas tot war, man es begrub. Von diesem Tag an spielte ihre kleine Tochter nie wieder im Dreck oder im Sand, aus Angst tote Lebewesen aus zu graben.
„Ja Schatz. Ich erinnere mich. Wir haben ihn hinter der alten Eiche beim See vergraben.“ Lorelai verstand immer noch nicht was Rory meinte. „Eben. Wir haben ihn vergraben als er tot war. Und Dad ist jetzt tot. Das heißt...“ Rory schluckte. Auch Lorelai begriff. Sie spürte wie es in ihrem Magen zu arbeiten begann. Bestimmt würde ihr gleich furchtbar schlecht werden.

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And I start to feel for him again. Stupid me.
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#10

Kapitel 9

„Luke!“ Ein schwitzender Cesar kam ihm entgegen. Cesar schnaufte und wollte ihn schon mit Vorwürfen überhäufen. Bevor Cesar überhaupt einatmen konnte blickte Luke zielsicher und mit tiefen Furchen um die Augen durch den ganzen Laden um sich einen Überblick zu verschaffen und ging dann wortlos an Cesar vorbei. Cesar kannte seinen Chef und wusste, dass es wenig Sinn machen würde, jetzt irgendwas von Luke zu erwarten. Luke stampfte hinter die Theke und band sich seine Schürze um. Für Kirk schien alles wie immer. Wie gewohnt erwartete er seinen Kaffee von Luke mit extra viel Zucker und einem Hauch von Milch. Er saß in seinem Stuhl und Luke schenkte ihm den Kaffee ein. Kirk allerdings war mit seiner Post beschäftigt und hatte so keine Zeit, zu bemerken wie gereizt Luke war. Luke reagierte erst gar nicht auf Kirks Versuch einen Sträußeldonat zum Preis von einem glasiertem Donat zu bekommen. Seine Augen funkelten und er biss die Zähne zusammen. Er war kurz davor alle Gäste aus dem Laden zu schmeißen und den nächsten der ihm zunahe kam an zu brüllen. Das wäre dann wohl Kirk. „Luke! Ich hab kein Mehl mehr für die Pancakes!“ Luke hielt sich unter Kontrolle und begnügte sich damit, ins Lager zu laufen.
Dort angekommen suchte er genervt nach Weizenmehl für die Pancakes. Als er den Sack schließlich genau vor seiner Schuhspitze sehen sah, war es für einen Moment vorbei mit seiner Beherrschung: Er holte nur einmal aus. Hob seinen rechten Fuß. Adrenalin floss durch sein Blut. Zögerte kurz. Wieder sah er Lorelai Gesicht: Die schwarzen Ränder unter den Augen, ihre wunderschönen Haare die wie Spinnenweben unglücklich an ihrem Kopf hinab hingen und die Spuren der salzigen Tränen in ihrem Gesicht. Seine Sinne spielten verrückt. Seine Ohren glaubten Lorelais gellendes „Luke!“ zu hören.
Mit aller Kraft , Wut und vielleicht sogar Verletzung trat er gegen den Mehlsack. Genauso wie Lukes Träume und Hoffnungen platze der Sack auf und das Mehl verteilte sich wie Staub in der Luft.



Sie hob ihren Kopf. Ihre Haare hingen in der Schüssel der Toilette. Die hinteren, längeren Haare berührten die Oberfläche des verfärbten Toilettenwassers. Der Geruch sorgte dafür dass es ihr wieder übel wurde. Ihr Hals zog sich krampfartig zusammen und eine übel riechende Flüssigkeit zog ihre Speiseröhre hinauf. Sie spürte es auf ihrer Zunge. Sie öffnete den Mund und musste sich übergeben. Sie kniete vor der Toilettenschüssel und es schien als würgte ihr ganze Körper. Verkrampft hielt sie sich am Rand der Schüssel fest. Ihre Finger klammerten sich um die Wölbung vor der Spülwasser zufuhr. Unter normalen Umständen hätte sie dort nie hingefasst. Aber jetzt war es egal. Sie spürte in ihrem ganzen Körper nichts außer dem Drang sich zu übergeben. Zaghaft klopfte es an der Tür. Aber sie hörte es nicht. Sie merkte gar nicht mehr. Ihre Augen konnten nicht mehr sehen. Ihre Ohren schienen taub zu sein und ihr Geschmacksinn war überlastet. Es klopfte wieder. Diesmal etwas energischer. Da wieder keine Reaktion von ihr kam öffnete Lorelai einfach die Türe. Als sie das Bad betrat sah sie ihre Tochter auf dem Boden lungern. Der Geruch von Rorys Erbrochenem stieg ihr direkt in die Nase. Sofort bemerkte Lorelai dass auch ihr Magen zu rebilieren drohte.
„ Oh Schätzchen!“ Lorelai stürze auf Rory zu. Es tat ihr in der Seele weh, zu sehen wie schlecht es Rory offensichtlich immer noch ging. Rory hatte schon ihr leben lang ein Problem damit, wenn jemand starb und beerdigt wurde. Sie konnte einfach nicht akzeptieren, dass man jemanden vergrub. Lorelai fragte sich, während sie ihrer Tochter die Haare nach hinten hielt, ob sie irgendetwas falsch gemacht hatte in ihrer Erziehung. Schließlich war sie die Mutter. Hätte sie Rory nicht erklären und zu verstehen geben sollen warum man es tat? Sie hatte furchtbar versagt.....
Rory spürte die warmen Hände ihrer Mutter die durch ihre Haare fuhren und ihren verspannten Nacken berührten. Die wärme von Lores Hand lies Rory zu Ruhe kommen. Ihr Magen beruhigte sich und ihr ganzer Körper hörte auf zu würgen. Ihre verkrampften Muskeln lockerten sich und sie lies die Toilettenschüssel los. Kraftlos sank sie auf den Boden. Wollte sie etwa vor der Toilettenschüssel schlafen? Lorelai fühlte sich schwach. Aber für Rory hatte sie Kraft. Sie fasste unter Rorys Arme und zog ihrer kraftlose Tochter hoch. Rory lies es geschehen. Sie schwankte leicht als Lorelai sie aus dem miefendem Bad heraus boxierte. Lorelai stand im Flur. Überlegte kurz. Was sollte sie tun? Sie war allein. Sie war wirklich allein. Chris war weg....und ihre Mutter....Nein nie im Leben würde sie sie um Hilfe bitten. Rory war wohl doch bei sich, denn sie fing an zu murmeln. Lorelai konnte nicht verstehen was sie sagte. Sie sagte immer nur ein Wort. Lorelai schaute auf Rory Lippen. Rorys Blick ging ins Leere. Aber dann sagte sie klar und deutlich: „Luke!“ Lorelai erschrak, hatte ihre Tochter gerade Luke gesagt? Luke, ihren besten Freund Luke? Der einzigste Mann der immer für Lorelai da gewesen war? Ja, war. Denn er wollte mit einer Mörderin genauso nichts zu tun haben wie alle anderen. Luke....Ja, Rory hatte Recht. Lorelai könnte wirklich seine Hilfe brauchen. Sie hatte das Gefühl nicht mehr allein zu recht zu kommen. Sie musste zwar schon immer allein zu recht kommen, aber es wurde langsam zuviel. Sie musste es einfach versuchen. Mehr als nein sagen konnte Luke nicht. Auch wenn er den Telefonhörer wortlos zurück knallen würde, sie hätte es immerhin versucht. Sie legte Rory in ihr Bett und deckte ihre kleine Tochter zu. Rory schlief bereits, bevor Lorelai die Decke über sie gezogen hatte. Lorelai würde ihn anrufen. Allein schon für Rory. Und für sich. Sie würde Luke anrufen. Gleich. Aber erst musste sie noch das Badezimmer säubern.

Es war eigentlich ganz einfach. Er starrte seid mehreren Minuten das Telefon an. Er müsste es nur in die Hand nehmen und wählen. Die Nummer konnte er auswendig. Er hatte zwar noch nie bei Lorelai angerufen, aber er konnte die Nummer. Er wollte ja. Er wollte den Hörer in die Hand nehmen. Die Wählscheibe betätigen und ihre Stimme hören. Aber er konnte es nicht. Die Kraft in seinen Armen schrumpfte auf eine Minimale Muskelkraft. Er seufzte tief und beachtete Kirk erst gar nicht. Der stand am Tresen und wollte wieder sicher irgendetwas bescheuertes von ihm. Es war ihm egal. Er hatte keine Zeit für Kirk. Wie lange würde er noch brauchen bis er sich endlich trauen würde? Es war doch kein Problem. Er war immerhin Lores bester Freund. Er hatte dass Recht sie anzurufen. Da war doch nichts dabei.... Lorelais Tränen für Christopher hielten ihn davon ab......


Sie versuchte den Atem anzuhalten. Wie lange konnte ein Mensch ohne Sauerstoff überleben? Sie sah langsam Sterne. Vielleicht sollte sie doch atmen. Aber nicht durch die Nase. Nein bloß nicht. Sie würde sicherlich sich ebenfalls übergeben müssen wenn sie den Gestank einatmen musste. Lorelai kniete immer noch auf dem Boden und schrubbte rund um die Toilettenschüssel den Boden. Warum konnte Rory auch nicht einfach nur in die Schüssel treffen? Fast war Lorelai etwas sauer auf ihre Tochter. Immerhin schlief Rory jetzt in ihrem Bett und sie kniete hier auf dem Boden und war kurz davor sich ebenfalls zu übergeben. Aber was war das? Sie hörte ein Geräusch. War es etwa? Sie rappelte sich auf. Ja es konnte nur...oder doch nicht? Der Putzlappen flog in die Ecke. Sie war sich sicher! Das Geräusch war ihr wohl vertraut. Es war ein gleichmäßiges monotones Geräusch. Lorelai freute sich wirklich es zu hören. Wie ein Kind an Weihnachten lief sie die wenigen Stufen zu ihrem Wohnzimmer hinunter. Sie rutschte auf der zweiten Treppenstufe auf ihren Wollsocken fast aus. Im letzten Moment balancierte sie ihren Schlenker allerdings aus und stand so wenige Sekunden später endlich vor ihm: dem Telefon. Lorelai erfreute sich an dem piepsendem Gerät. So musste es sein. Genau so und nicht anders. Schließlich wurden Telefone ja nur aus einem Grunde hergestellt: um mit ihnen zu telefonieren. Lorelai fühlte sich unglaublich wichtig und geliebt. Wer konnte das sein? Wer würde sie jetzt anrufen? Vielleicht Sookie? Oder ihre Mutter? Lorelai fiel siedend heiß ein, dass das Telefon nicht ewig klingeln würde und entschloss sich daher ziemlich spontan endlich abzuheben. Etwas aufgeregt spürte sie ihr Herzklopfen als sie auf die Taste drückte. Sie liebte das Bauchkribbeln, welches sie wirklich vor jedem Telefonanruf hatte. Fast schüchtern sagte sie in den Hörer: „Hallo? Lorelai hier.“ Jetzt wurde es wirklich spannend. Wer würde dran sein? Und was würde er wollen? Lorelai horchte mit all ihren Sinnen.

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