#1

Hallo. Ich kann nicht schlafen *g*.
Vielleicht ist gerade meine nächste Longfic geboren, ich weiß es nicht.
Auch wenn Lorelais Tränen erst gestern beendet wurde, diese Idee spukt schon lange in meinem Kopf herum und jetzt hab ich sie einfach aufgeschrieben.

Aqua ist wirklich etwas ganz anderes als Lorelais Tränen, ich mache praktisch einen Sprung zurück in die Vergangenheit. Ich hab versucht aus meinem alten Schreibstil auszubrechen, ob und wie euch der Versuch gefällt seht ihr am Besten selbst Wink


Aqua

Kapitel 1

......Mai 1984, Hardford......
Vorsichtig und verunsichert fährt sie mit der Hand über ihren Bauch. Kann es sein? Nein, es kann nicht sein. Nicht beim ersten Mal.
Ängstlich zieht sie weiter an dem hässlichen weißen Rüschenkleid und versucht vergeblich die beiden Enden auch nur ansatzweiße in die richtige Richtung zu schieben.
Sie schaut in den Spiegel. Sieht ein junges Mädchen, mit großen angstgeweiteten Augen. In ihr bahnt sich ein Gedanke an, der sich nicht mehr auslöschen lässt, der nicht verdrängt werden kann. Stur und dickköpfig wie sie nun einmal ist zerrt sie weiter an dem teuren Stoff. Schickt ein Stoßgebet nach dem anderen zum Himmel, seit 20 Minuten versucht sie schon, das Kleid zu schließen. Es ist ihr zu wieder, dieses Kleid zu tragen aber sie hat keine Chance.
Energisch klopft es an der Tür. Es wird wieder ihre Mutter sein. Sie hat Angst, wie soll sie ihrer Mutter erklären, dass sie das Kleid nicht schließen kann? Dass die leichte und kaum sichtbare Wölbung an ihrem Bauch verhindert, dass das Kleid nur einen Zentimeter geschlossen werden kann?
Sie reagiert nicht auf das Klopfen. Was soll sie auch sagen? Komm rein, komm rein und sieh dir an was los ist? Nein, niemals.
Wieder klopft sie. Sie wird nicht aufgeben, egal wie sehr sie die Luft anhält, es geht nicht, sie wird es sehen.
„Lorelai, ich komm jetzt rein.“ Sie weiß, dass es sich nicht lohnt, aber dennoch enthuscht ihren Lippen ein trotziges „Nein“. Natürlich vergeblich. Schon steht ihre Mutter im Zimmer und muss entsetzt feststellen, dass ihre Tochter das wunderschöne Kleid immer noch nicht richtig trägt.
„Als wir vor 3 Monaten maß genommen haben, hat es doch perfekt gepasst. Hast du zugenommen?“ Was soll sie sagen? Nein, sie hat nicht zugenommen. Obwohl, sie hat sich schon lange nicht mehr gewogen. Mit jedem Tag, an dem ihr Monatlicher Zyklus länger ausbleibt, mit jedem Tag hat sie sich weiter von der Wage im Badezimmer entfernt. Der schwarze Pfeil, der sicherlich höher ausfallen wird, wird ihr nur grausame Gewissheit bescheren, über etwas, was sie sowieso schon längst fühlt.
Die Frau im gelben Kostüm rauscht ab. Redet irgendetwas von Fotograf und Schneiderin aber ihr ist es egal.
Sport soll sie treiben, damit das Kleid bis nächste Woche passt. Wie soll sie ihrer Mutter erklären, dass sie in den letzten Tagen sowieso nur das nötigste gegessen hat, nur um nicht noch mehr zuzunehmen? Noch kann sie den verräterischen Ansatz am Bauch verstecken und muss nicht darüber nachdenken woher er kommt.
Seufzend streift sie das Kleid über ihre Schultern ab. Es passt einfach nicht. Vor drei Monaten hat es noch gepasst. Vor drei Monaten war auch der Tag, an dem ihre Eltern nicht zuhause waren, der Tag, an dem sie und Christopher etwas zu viel von dem hochprozentigem Cocktail aus Richards Hausbar genippt haben.
Vor drei Monaten war auch der Tag, an dem vom Alkohol enthemmt und neugierig verliebt aufeinander auf dem Balkon gelandet waren.
Ihr Blick fällt in den Spiegel. Sie dreht und wendet sich von Seite zu Seite. Begutachtet misstrauisch ihren ganzen Körper. Haben ihre Brüste schon immer diese Form? Stehen ihre Brustwarzen schon immer so in die Höhe? Ist ihr Becken breiter geworden und ihr Bauch ovaler?
Je länger sie in den Spiegel blickt um so mehr sieht und erkennt sie. Unsanft schmeißt sie das wertvolle Kleid auf den Boden, missachtet den guten Rat ihrer Mutter es sauber zu legen, um Falten vorzubeugen. In dieses Kleid wird sie so schnell nicht wieder hineinpassen.
Es macht ihr Angst. Die nüchterne Erkenntnis es zu wissen und es doch zu verdrängen jagt ihr den Schweiß den Nacken hinunter.

Sie fühlt sich erschöpft und müde, hat aber keine Zeit für diese Gefühle. Gleich wird wieder ihre Mutter kommen und etwas von ihr Verlangen, was sie seit Jahren überdrüssig ist, ihr zu geben. Schnell betritt sie ihr kleines Badezimmer. Adrett aufgestapelte Porzellandöschen reihen sich gemeinsam mit goldener Haarbürste, kristallenem Zahnputzglas und großen rosa Handtücher vor dem großen mit Gold umrahmten Spiegel auf. Sie hasst diese adrette Ordnung, die vielen Döschen, die sie niemals benutzen wird.
Sie hat nicht viel Zeit. Streift ihren weißen Bh mit der schwarzen Blume vorne zwischen den Bügeln ab, versteckt die Blume sicherheitshalber unter ihrem züchtigen Slip – niemals darf ihre Mutter erfahren, was für schamlose Mode sie doch statt ihrer auferlegten züchtigen Mode trägt und steigt in die große Wanne. Der Marmor strahlt ihr entgegen, sie zieht den Duschvorhang zu und blickt erwartungsvoll hinauf zu dem Strahl, der gleich das heiße Wasser der Erlösung bringen soll. Fest ist sie davon überzeugt, mit heißem Wasser all ihre Sorgen hinfort spülen zu können und geht es nicht für immer, so wird sie wenigstens für die Dauer des Empfinden des Wassers ihre Ruhe finden. Eilig dreht sie an den beiden goldenen Wasserregulieren. Heißes Wasser darf man nicht verschwenden, sie hat es gelernt. Aber wie so oft muss sie gegen ihre Mutter auftrumpfen und der dampfende Strahl ergießt sich sogleich über ihren Kopf. Sie spürt wie das Wasser über ihre Kopfhaut rinnt und schließt die Augen. Gleich wird sie vergessen, gleich wird die auswegslose Situation vor ihren Augen verschwimmen und sie wird hinabtauchen in eine Welt, in der es keine Rüschchenkleider gibt. Wo sie niemandem erklären muss, warum ihr Bauch wachsen wird.
Das heiße Wasser rinnt ihren Rücken hinunter, bahnt sich seinen Weg über die Wirbelsäule, verliert sich in den Weiten ihres Körpers und sickert schließlich hinab über ihre Zehen zurück in den Abfluss. Für eine kleine Ewigkeit kann sie das Gefühl genießen. Dann merkt sie, wie es zu warm wird. Sie kann die warmen Nebelschwaden die um sie herum entstehen schon fast schmecken. Sie dreht das Wasser ab und bückt sich nach der feinen Badelotion. Als sie die Tube öffnet ist sie ihrer Mutter für einen kurzen Moment dankbar, so erpicht auf teure Qualität und guten Duft zu sein. Sie verteilt eine gute Portion des wohlduftenden Öles, zerreibt es zwischen ihren Fingern bis es stille Schaumkronen bildet und verteilt dann vorsichtig alles auf ihrer Haut. Sie beginnt mit ihren Schultern, reibt über ihre Arme, streichelt ihre Ellenbogen, fährt hinab über ihr Brustbein, umspielt ihre Brustwarzen und landet schließlich mit ihrer Hand an ihrem Bauchnabel.
Und dann spürt sie etwas. Sie schließt die Augen und legt die flache Hand auf ihre Bauchdecke. Sie spürt das Leben in sich. Kann nicht definieren, woher es kommt und was es ist. Aber sie spürt, dass sie nun nicht mehr alleine ist. Jetzt weiß sie es gewiss. Sie braucht keine Tests und Diagnosen mehr. Sie weiß es.
Unter ihrem Herz, in ihrem Leib hat ein neues Leben begonnen.

To be continued

Sandy

~
And I start to feel for him again. Stupid me.
[SIZE=2]~

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#2

Wow, das hast du mal wieder so richtig gut geschrieben.
Vor allem das Ende hat mir besonders gut gefallen... als Lorelai bemerkt hat das sie nicht mehr alleine ist!!!!

Schreib bitte weiter...!!!!

:hi: Meiner ist der erste Beitrag :hi:
#3

huhu hasi :hi:

wow... *daumenhoch*

Das gefällt mir richtig gut. Klasse geschrieben und auch mal zu ner anderen Zeit . coool.
Ich fand die ausgiebigen Beschreibungen total klasse.. Wie sie bemerkt, dann sie nicht mehr allein ist.. wie die Dusch-sache beschrieben ist...etc..

Bin gespannt wie du weitermachst.. ob du nach Amy´s 'Vorgaben' gehst und es nur in deine eigenen Worte packst oder ob du dir was ganz neues ausdenkst...
Was auch immer du tust ich freu mich Wink

Hab dich lieb
Mi

and even if we never marry,
I will always love you baby- childishly

#4

Dank unglücklicher Umstände, dass ich um die Zeit schon vor meinem PC sitze, wirst du nun auch von mir ein FB bekommen Wink .

Mir gefällt der Anfang ebenfalls sehr gut. Du hast eine wahnsinng schöne Art die Dinge zu beschreiben, man sieht alles genau vor sich und ist quasi mit dabei, man hat das Gefühl daneben zu stehen und es mit eigenen Augen zu sehen. Ich wünschte ich hätte mit 16 schon so gut geschrieben und jetzt glaub ich bald ich tue es heute noch nicht mal.

Bin auch schon gespannt, ob du in etwa den gewohnten Weg gehen wirst oder es doch ganz anders weiter führst. *auf Update freu*

btw: Ein kleiner Fehler ist mir aufgefallen (ist aber nicht weiter tragisch und vielleicht auch beabsichtigt). Das Jahr am Anfang würde eher auf Lorelais Geburtsjahr zutreffen, Rory dürfte erst knapp 16 Jahre später geboren wurden sein. Wink

[Bild: JustaDream.jpg] °°~°Vollblut - JavaJunkie°~°° :coffee:

Die Kunst ist, einmal mehr aufzustehen, als man umgeworfen wird.
#5

Hey, das ist echt super geschrieben!!!! Big Grin

mir gefällt dein schreibstil Big Grin

freu mich auf die fortsetzung!
#6

Ich freu mich gaaaaanz arg, dass du soooo schnell weitermachst!!!!
Mann,das wäre doch echt Verschwendung,wenn du mit deinem Wub Schreibstil jetzt ne Pause machen würdest!!!!!
Ich könnte ewig davon schwärmen,du beschreibst die Gefühle sooooo toll Wub Wub Wub Wub Wub

Mach einfach gaaaaanz schnell weiter!!!!!!!

:freu: :freu: Mera bharat mahaan hai.:freu: :freu:
#7

Wow....so ne intensive Auslegung vom Körpergefühl und den Gefühlen, Gedanken der jungen, schwangeren Lorelai hab ich noch nie gelesen *staun*
Besonders die Stelle, wo sie das Leben in sich spürt, die fand ich einfach herzergreifend Wub ....

Ich fänds mehr als gut, wenn Aqua sich zur ausgewachsenen Longfic entwickeln würde Wink


Furchtbar liebe,
achtungsvolle,
treue
Grüße,
dein
Dramakekserl Big Grin

Love is sweet as summer showers
Love is a wondrous work of art
But your love, oh your love
Your love
Is like a giant pigeon... crapping on my heart.
#8

Hallo Ssandy!

Also erstmal bin ich froh, dass es von dir was neues gibt.

Du hast schon recht, dass ist etwas anderes als LT, aber es ist genauso super geschrieben.
Es reicht zwar nicht an LT heran, aber dass kann man nach dem ersten Teil erwarten.
Ich bin mir sicher dass diese FF auch das Zeug hat so toll wie LT zu werden.

Ich fand diesen ersten Teil toll.
Du hast wirklich alles super beschrieben, und das am Schluss als Lorelai bemrkt, dass Leben in ihr ist, hab ich bemerkt, wie außergewöhnlich sowas eigentlich ist.
Ich mein eine Frau trägt ein richtiges Leben in sich, dass ist wirklich erstaunlich, faszinierend.
Echt, du hast dass so toll beschrieben, dass ich da wirklich drüber nachdenken musste.

Also, zum ersten Teil kann ich nur sagen: KLASSE!

Ich freu mich schon auf eine Fortsetzung, aber lass dich bloss nicht hetzen.

BEING DIFFERENT IS WHAT MAKES US ALL THE SAME. | icon credit.
#9

ich sollte wieder viel öfter FF's lesen! Wink


in einem wort : Genial !

Diese ganzen Beschreibungen und Details sind wunderschön formuliert und man kann alles voll und ganz nachvollziehen. Du hast eine tolle Wortwahl und einen spannenden Schreibstil! Diese Dramatik ist schön verpackt und auch ich finde diese Erkenntnis mit dem neugeborenen Leben am Ende faszinierend und ergreifend!!

Klasse Thema und klasse Autorin!
Smile

[Bild: sig_adam01.jpg]
JavaJunkies I FrEaKs I GilmoreBoys I NELC I Lane&Dave I Mystery
| Sig&Avi by Sin [Bild: a042.gif] |
#10

*sng* schrieb:btw: Ein kleiner Fehler ist mir aufgefallen (ist aber nicht weiter tragisch und vielleicht auch beabsichtigt). Das Jahr am Anfang würde eher auf Lorelais Geburtsjahr zutreffen, Rory dürfte erst knapp 16 Jahre später geboren wurden sein. Wink

Du hast Recht, als ich die Ff gestern Nacht aus heiterem Himmel im Kopf hatte, hab ich irgendwie Rorys Geburtsdatum mit Lorelai verwechselt *g*.

Habs aber inzwischen editiert, wir befinden uns zur Zeit im Frühling 1986!


Ich danke euch für euer Fb, es freut mich dass soviele Ltleser jetzt auch Aqua lesen. Ich muss mich wohl damit abfinden, dass viele zukünftige Leser von Aqua erstmal mit Lorelais Tränen vergleichen. Ich denke, ich kann meinen scheinbar doch markanten Detailstil nicht abstellen, will ich aber auch gar nicht Wink

~
And I start to feel for him again. Stupid me.
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