04.04.2005, 16:15
Sie hatten gerade das Gilmorsche Haus erreicht, als Babette neugierig den Kopf zur Tür herausstreckte und dann auf sie zu gerannt kam.
âRory, Kindchen. Du bist ja wieder da.â Sie schloss die überraschte Rory in ihre Arme und umarmte sie fest.
âBabette, lass sie bitte am Leben. Ich brauch doch jemanden, der mich ernährt, wenn ich alt und grau bin.â
âEntschuldigung. Ich freu mich nur so, dich wieder zu sehen. Wie ist es in Yale? Ist es sehr schwer? Sind die Lehrer nett? Hast du schon Freunde gefunden? Hast du schon Heimweh oder wieso bist du heute hier? Ich dachte, du kommst erst nächstes Wochenende.â
Babettes Wortflut war mal wieder typisch.
âIn Yale ist es toll. Es ist nicht direkt schwer, aber die Anforderungen sind deutlich höher als auf der High School.â
âDu schaffst das doch locker. Ich habe noch nie jemanden getroffen, der so clever ist wie du.â
âDoch, mich.â Mischte sich nun auch Lore in das Gespräch ein.
âWach auf, Kleines. Deine Tochter ist ein Genie. An sie kommst sogar du nicht ran.â
Gespielt beleidigt blickte Lore zu Boden und verschränkte die Arme vor der Brust.
âUnd jetzt erzähl wieso du hier bist! Heute ist doch die Hochzeit. Ich dachte, du würdest in Yale bleiben.â
Das konnte doch nicht wahr sein. Diese Stadt war doch nicht normal. Als hätten sich alle abgesprochen, um sie durch ihre Fragen in den Wahnsinn zu treiben.
âNein, ich wollte heute nicht in Yale bleiben. Alle anderen Leute hatten etwas vor und ich wollte nicht alleine rumsitzen, also dachte ich mir, dass ich dem guten alten Stars Hollow doch mal eine Besuch abstatten könnte.â
âUnd dich stört die Sache mit der Hochzeit nicht?â
âNein. Es ist schon lange her, dass ich mit Dean zusammen war. Er hat es verdient glücklich zu sein. Ich freue mich für ihn und Lindsay. Nur leider scheint das in dieser Stadt niemand zu verstehen. Ist ja schon gut, Liebes. Ich kann mir vorstellen, dass es weh tut, aber du kommst darüber hinweg. Es gibt so viele Männer auf der Welt und da werden bestimmt noch einige für dich dabei sein.â Babette konnte manchmal ganz schön nervig sein. Vor allem, wenn sie dachte Rory zu verstehen. Rory war kurz vorm Explodieren. Wieso war diese Stadt nur so verquer? Sie wollte doch heute Abend einfach nur ihre Ruhe haben.
Rory verstand zwar, dass sich hier alle Sorgen um sie machten, doch das war überhaupt nicht nötig.
Lore erkannte, dass sie besser ins Haus gehen sollten, ehe Rory noch in die Luft ging. Deshalb verabschiedete sie sich schnell von Babette und schob Rory dann vor sich her ins Haus.
âHol erstmal tief Luft. Sie meinen es alle nur gut mit dir.â
âZu gut, wenn du mich fragst.â
âIch mach uns jetzt einen schönen heiÃen Kaffee und dann sehen wir uns die grottenschlechten Filme der letzten Zeit an. Ich habe schon einen riesen Stapel geholt.â
âGute Idee. Ein bisschen Ablenkung kann mir jetzt wirklich nicht schaden.â
âUnd wären wir die Filme ansehen, könne wir noch mal ausführlich über Dean reden.â Sie grinste ihre Tochter provozierend an.
âMum!â Rief Rory genervt und warf ein Kissen vom Sofa auf ihre Mutter.
Diese Stadt war schon merkwürdig, doch dabei so liebenswert, dass Lorelai und Rory nie hätten wegziehen wollen.
Kapitel 32
Es war wieder Montag und Rory hatte schon einige Vorlesungen hinter sich gebracht.
Das Wochenende in Stars Hollow hatte ihr besser getan, als sie vermutet hätte.
Rory hatte Sookie, Jackson und den kleinen Davie besucht. Sie hatte den Kleinen gleich in ihr Herz geschlossen.
Doch jetzt war sie wieder in Yale. Der Alltag hatte sie eingeholt.
Paris hatte wie üblich schlechte Laune, Janet, hüpfte auf einem grünen Gummiball durch das Zimmer und Tanna hing einem Nachrichtensprecher an den Lippen.
Ein ganz normaler Nachmittag auf dem Campus.
Emsiges Treiben erfüllte die Gänge, laute Musik schallte durch alle Räume und kaum einer nahm sich die Zeit in die Bücher zu schauen, auÃer Rory.
Diese versuchte krampfhaft einige Texte für ihren Philosophietest zu lesen, doch um sie herum herrschte so viel Chaos, dass sie sich kaum konzentrieren konnte.
Resigniert griff sie sich ihre Tasche und machte sich auf den Weg zu ihrem Test.
Sie hatte sowieso nicht mehr allzu viel Zeit, bis die Stunde begann und im Hörsaal war immer noch mehr Ruhe als in ihrem Wohnheim.
Zwei Stunden später verlieà sie den Saal mit einem guten Gefühl im Bauch.
Der Test war ihr leicht gefallen und nun hatte sie endlich frei.
Viele Möglichkeiten gingen ihr durch den Kopf, wie sie die freie Zeit nutzen konnte, als plötzlich ihr Handy klingelte.
âHallo?â Meldete sie sich überrascht. Um die Uhrzeit rief bestimmt nicht ihre Mum an. Die wusste, wann ihre Tochter Unterricht hatte.
âHey Rory.â
âDean, schön dich zu hören.â Auf ihrem Gesicht breitete sich ein Lächeln aus.
âWas hast du heute vor?â
âNoch nichts besonderes, wieso?â
âWir wollten doch mal einen Kaffee zusammen trinken und ich dachte heute wäre ein guter Zeitpunkt dafür.â
âIn Ordnung.â
âWann hast du Zeit?â
âIch war grad in meiner letzten Stunde für heute. Ich hab jetzt Zeit. Wann bist du denn hier?
Oder soll ich nach Stars Hollow kommen?â
âNicht nötig.â Erklang in diesem Moment eine Stimme dicht hinter ihr. Rory hatte ihr Zimmer fast erreicht, als Dean plötzlich durch die Tür des Wohnheims trat und sie anlächelte.
âWow, ich dachte nicht, dass du so schnell bist.â
âTja, ich bin eben immer für eine Ãberraschung gut.â
âIch schaff nur noch schnell mein Schulzeug rein und dann können wir los.â
Neugierig kam Dean ihr hinterher und Rory stellte ihn ihren überraschten Mitbewohnerinnen vor.
âJanet, Tanna, das ist Dean. Paris, du kennst ihn ja schon. Dean, dass sind Janet und Tanna.â
âHi.â Dean lächelte verlegen.
Tanna sagte überhaupt nichts, sondern starrte ihn nur ehrfürchtig an, Janet grüÃte cool zurück und Paris blickte Rory neugierig an.
âWir sind dann auch schon wieder weg.â Sagte Rory hastig, nachdem sie ihre Tasche schnell in ihr Zimmer gebracht hatte und jetzt wieder im Gemeinschaftsraum stand.
Sie verabschiedeten sich noch kurz und machten sich dann auf den Weg zu dem kleinen Campus-Café.
Fast wie ein Deja-vu, dachte sich Rory, als sie bewusst auf eine anderen Tisch zusteuerte als den, an dem sie noch vor kurzem zusammen mit Robby gesessen hatte.
Nachdem sie bestellt hatten fragte Rory neugierig: âUnd wie gefällt dir dein Leben als frisch gebackener Ehemann?â
âLindsay ist wirklich toll. Sie versucht ständig mich zu bekochen, doch irgendwie hat sie den Dreh mit dem Herd noch nicht so recht rausbekommen, weshalb ihr ihre Mutter oft hilft.â
âWie in einer richtigen kleinen Familie.â Ergänzte Rory.
âJa.â Dean lächelte sie vorsichtig an.
âDas mit uns damals ist nicht wirklich gut gelaufen.â Begann Rory nach einigem Zögern.â
âNein.â
âEs tut mir Leid, was damals geschehen ist.â
âMir auch. Was ist jetzt eigentlich mit Jess?â
âEr ist irgendwo in New York.â
âDas tut mir Leid.â
âMuss es nicht. Es hat nur einfach nicht mehr richtig geklappt.â
âLass uns das Thema wechseln.â Dankbar sah Rory ihn an.
Bei diesem Thema hatte sie immer noch ein mulmiges Gefühl im Bauch.
âWas machst du jetzt eigentlich? Hast du einen Job?â
âIch habe mein Studium angefangen. Genau wie du.â
âDas ist ja toll. An welches College gehst du?â
âAuf das Connecticut State College.â
âDas ist toll. Ich wusste schon immer, dass in dir mehr steckt.â
âIch wollte es einfach versuchen. Pläne ändern sich eben. Du wolltest schon immer nach Harvard und jetzt bist du hier. Ich wollte eigentlich nie studieren, doch jetzt tue ich es trotzdem. Ich hatte immer ein tolles Vorbild, jemanden der an mich geglaubt hat.â
âWen denn?â
âDich.â
âMich? Aber wir haben doch fast ein Jahr nicht miteinander geredet. Ja, aber als wir noch zusammen waren, hast du mich immer mit allen möglich Büchern versorgt und mir davon erzählt, wie toll es is zu studieren und da dachte ich mir, dass ich es ja wenigstens probieren könnte. Auch wenn ich nicht so intelligent bin wie du.â
âDas ist nicht wahr. Du bist einer der intelligentesten Menschen, die ich jemals getroffen habe.â
âDanke. Es tut gut mit dir zu reden. Das hat mir gefehlt.â
âMir auch.â
Es wurde ein toller Nachmittag. Sie sprachen über alle möglichen Dinge und waren so vertraut, als hätten sie sich nie gestritten.
Wie hatten sie es nur so lange ausgehalten nicht miteinander zu reden?
âHast du noch mal mit Tom wegen den Türen geredet?â
âJa, er hat gesagt, bis zum Samstag sind die Türen geliefert. Sonst trete ich dem dämlichen Lieferanten mit meinen neuen spitzen Schuhen kräftig in den Arsch. Ich glaube kaum, dass es unseren Probegästen gefallen wird, wenn in ihren Zimmer keine Türen sind.â
âVergiss nicht ihn noch mal wegen der Küchentüre zu ermahnen. Ich kann nicht kochen, wenn jeder in meine Küche schauen kann. Kochen ist eine Kunst und dafür braucht man äuÃerste Ruhe.â
âDu bist wenn du kochst so nervös. Von ruhe kann da gar keine Rede sein.â
âIch brauch aber auch zum hektisch Sein meine Ruhe. Du weiÃt, wie schlimm es ist, wenn ich beim Kochen nicht meine Ruhe habe. Dabei ha ich mir schon die unmöglichsten Verletzungen zugezogen.â
âOk, ich überlass die Kocherei ganz alleine dir. Du bist die Meisterköchin und weiÃt am besten, wie man kocht â im Gegensatz zu mir.â
âDu brauchst ja auch nicht kochen können. Du hast ja Luke. Wenn ich Jackson in die Küche lassen würde, würde er alles frittieren, was ihm zwischen die Finger kommt. Von Nudeln bis zum Gurkenschäler.â
âSo ähnlich würde es bei mir auch ausgehen. Du kennst ja die Geschichte mit den Nudeln mit Kohlognese.â
âEben deine ganz eigene Kreation.â
âWenn sie wenigstens schmecken würde.â
âÃbung macht den Meister.â
âIch könnte noch so viel üben. Bei mir würde das nie die Farbe annehmen, die es eigentlich haben müsste.â
âHast du eigentlich schon die Gardinen besorgt?â
âNein, ich mach mich gleich auf den Weg.â
âAber nimm keine blauen. Das wirkt immer so kalt und passt überhaupt nicht zu den Zimmern.â
âVertrau mir. Ich hab da schon welche in Aussicht. Sie ist blau mit gelben Käsemonden drauf.â
âLass die Scherze, wenn es um unser Hotel geht.â
âAber die Monde haben so lustige Gesichter.â
âKeine Käsemonde und basta.â
Lore zog eine gespielt beleidigte Schnute.
âIch muss dann mal wieder in die Küche. Sonst stellen sie den Herd am Ende noch falsch auf.â
âIn Ordnung. Dann mach ich mich mal auf den Weg zum Gardinenladen und den Käsemondgardinen.â Mit einem frechen Grinsen auf den Lippen drehte sie sich um und ging auf die Tür zu.
Sookie schnappte Michél am Arm und flüsterte ihm ins Ohr: âGehen sie mit Lorelai Gardinen kaufen und halten sie sie von den Käsemondgardinen fern.â
âWieso muss iech iemmer die Drägsarbeit machen?â Nörgelte Michél mit seinem starken französischen Akzent.
âDafür haben wir sie doch mit ins Boot geholt.â
âIech asse es, wenn sie miech erumkomandieren.â Eilig lief er Lore hinterher, nicht ohne noch eine Weile weiterzuschimpfen.
Kapitel 33
Der groÃe Tag war gekommen. Das Hotel wurde eingeweiht und überall wuselten noch fleiÃige Helfer.
Mitten in diesem ganzen Durcheinander waren Lorelai und Rory und versuchten Ordnung in das Chaos zu bringen.
Es gab noch so viel zu tun und ihre Freunde würden bald ankommen, um sich das neue Dragonfly anzusehen und einen Abend und eine Nacht in den Genuss zu kommen, sich rundum bedienen zu lassen.
âMum, der Lieferant mit den Türen ist da. Er fragt, wo er sie abladen soll.â
âGleich vor der Tür? Wo sind Dean und die anderen Männer? Die müssen sie noch schnell einbauen. Hick.â
âWas war das denn, Mum?â
âIch glaube, ich habe Schluckauf.â
âTrink was, das hilft meistens.â
âOk ⦠hick ⦠ich kann doch nicht die Gäste empfangen ⦠hick ... wenn ich diesen schrecklichen Schluckauf habe. Das ist bestimmt ein schlechtes ⦠hick ⦠Zeichen. Siehst du. Es wird sogar ⦠hick ⦠immer schlimmer.â
âDas ist bestimmt in ein par Minuten wieder vergessen.â
âHoffen wir es.â
âIch kümmere mich so lange um die Türen und du gehst schnell in die Küche und lässt dir von Sookie etwas zu trinken geben.â
âIn ⦠hick ⦠Ordnung.â
Eilig lief Lore Richtung Küche und Rory trommelte die Männer zusammen, damit sie die Türen einbauten.
âSookie, ⦠hick ⦠Schätzchen, hast du bitte mal was ⦠hick ⦠zu trinken für mich?â
âDu hast Schluckauf? Warte, hier hast du ein Glas Wasser sie.â
Sie nahm schnell ein Glas aus dem Schrank und füllte es mit Wasser.
Lore lieà die kühle Flüssigkeit ihre Kehle hinunterlaufen und hoffte inständig, dass der Schluckauf damit gegessen war.
Zur Vorsicht trank sie das Glas bis auf den letzten Tropfen leer.
âUnd? Merkst du schon etwas?â
âIch glaube es hat geholfen. Ich bin geheilt ⦠hick ⦠oh nein. Das darf doch nicht wahr sein. Was soll ich denn jetzt machen? Die Gäste sind ⦠hick ⦠gleich da und ich muss sie begrüÃen.â Rief Lore in Panik. Langsam wurde auch Sookie nervös.
âWas hilft denn gleich noch mal gegen Schluckauf?â
âSookie beeil dich und ⦠hick ⦠denk nicht so lange nach.â
âMir fällt es aber nicht ein. Ah, jetzt hab ichâs â Erschrecken. Du musst dich erschrecken und dann müsste er verschwinden.â
âAber wie soll ich ⦠hick ⦠mich denn hier erschrecken? Jetzt bin ich doch schon vorgewarnt.â
âDreh dich um.â
âSookie, das wird nicht funktionieren. Ich sag ⦠hick ⦠es dir gleich.â
âLass es uns wenigstens probieren. Was haben wir denn schon zu verlieren?â
âIn Ordnung. Gut so?â Fragte sie, nachdem sie sich umgedreht hatte.
âSo, jetzt tu so, als ob du mit nichts rechnen würdest.â
âLalala ⦠hick â¦. Lalalaa lalalalaaaa.â Begann Lore zu trällern. Wirklich ernst konnte sie die Situation immer noch nicht nehmen.
âAaaarggghhh.â Stürzte Sookie nach einigen Sekunden mit lautem Kampfgebrüll auf Lore zu und sprang sie an.
âAaaahh.â Schrie Lore auf. Das Sookie das so ernst nehmen würde hatte sie nicht gedacht. Wirklich erschrocken war sie jedoch nicht. Nur die Tatsache, dass es ihr nun schwer fiel, das Gleichgewicht zu halten, lieà sie zusammenzucken.
âUnd hat es geholfen?â Fragte Sookie, nachdem sie ihre Schürze wieder gerichtet hatte.
âHick.â War die einzige antwort die sie erhielt.
âMist. Vielleicht hätte ich mich mehr anstrengen sollen. Wollen wir es noch mal probieren?â
âNein ⦠hick!â Rief Lore. âWir können nicht riskieren, ... hick ⦠dass sich heute jemand von uns etwas bricht.â
âIch habe aber keine Idee, was wir sonst noch versuchen könnten.â
In dem Moment kam Luke in die Küche.
âNa, wie läuft es? Seid ihr bereit für euren groÃen Tag?â
âLorelai hat Schluckauf.â
âHick.â Kam es von dieser wie zur Bestätigung.
âTrink doch etwas.â
âDas haben wir doch ⦠hick ⦠schon versucht.â
âErschrecken?â
âSchon probiert. Klappt nicht.â Antwortete Sookie.
âEs muss doch noch ⦠hick ⦠etwas geben, was wir versuchen könnten.â Lore klang regelrecht verzweifelt.
âIch hab es. Halt die Luft an.â
âWas? Willst du, dass ich ersticke?â
âNein. Aber du musst dich ablenken. Mein Vater hat immer die Luft angehalten, wenn er Schluckauf hatte.â
âOk, ich versuch´s, ⦠hick ⦠aber wenn ich grün und blau anlaufe, dann helft mir bitte.â
âVersprochen.â
Lore holte noch einmal tief Luft und hielt sich dann die Nase zu.
Die Sekunden verstrichen und Lore trat von einem Bein auf das andere. Sie war total unruhig und zappelte genervt herum.
Ein gedämpftes âhickâ War zu hören und Lore nahm enttäuscht die Finger von der Nase.
âVersuch es gleich noch malâ
âDu willst mich doch loswerden ⦠hick!â
âLorelai, willst du nun deinen Schluckauf loswerden oder nicht?â
âIn Ordnung.â Resigniert drückte sie sich wieder die Nase zu.
In dem Moment kam Jackson in die Küche gestürmt. Er wollte sehen, wie es seiner Frau ging und wie weit sie mit dem Essen war. Neugierig betrachtete er die kleine Gruppe, die vergeblich darum bemüht war, den Schluckauf auszutreiben.
âHast du Schluckauf?â
Lore nickte traurig während sie sich immer noch die Nase zuhielt.
âWir haben schon alles versucht, aber nichts scheint zu wirken?â
âHast du nicht noch eine Idee, wie wir diesen dämlichen Schluckauf loswerden können.â
âJa.â Jackson strahlte glücklich, dass er helfen konnte.
âJa?â Lore gab es auf die Nase zuzuhalten.
âJa, ich habe da letztens eine Dokumentation drüber gesehen. Es war schrecklich faszinierend und hat toll geholfen.â
âJackson ⦠hick ⦠lass mich nicht mehr so lange warten ⦠hick ⦠und rück endlich mit der Sprache raus.â
âPass auf, du nimmst ein Glas Wasser â¦â
âVergiss es.â Unterbrach ihn Sookie sofort. âDas haben wir schon versucht. Sie hat ein ganzes Glas ausgetrunken und der Schluckauf war immer noch nicht weg.â
âLass mich doch erst einmal ausreden.â Beschwerte sich Jackson.
âHick.â
âAlso, du nimmst ein Glas Wasser und dann beugst du dich ganz weit nach vorn.â
âWas?â Lore konnte sich das Lachen nicht verkneifen.
âLach nicht, sondern mach erstmal.â
âIn ⦠hick ⦠Ordnung.â Genervt beugte sie sich nach vorn, während Sookie ihr ein neues Glas mit Wasser in die Hand drückte.
âUnd wie soll mir das jetzt helfen? Muss ich jetzt drei Stunden hier so ⦠hick ⦠rumstehen?â
âNein, du musst dich noch ein Stück weiter rumbeugen und dann musst du praktisch über Kopf etwas trinken.â
âWas? Ich ⦠hick ⦠bin doch kein Schlangenmensch!â
âDas schaffst du.â
âIch kann doch über ⦠hick ⦠Kopf nichts trinken ⦠hick. Dann verschütt ich doch alles.â
âDu musst einfach vorsichtig sein.â
âNein, vergiss es.â Sie richtete sich wieder auf.
âDann musst du eben weiterhin mit Schluckauf durch die Gegend rennen.â
âBesser als mit klitschnassen Sachen.â
âWenn du meine Hilfe nicht möchtest, bitte. Aber sage später nicht, ich hätte dir nicht helfen wollen.â Beleidigt verzog Jackson das Gesicht.
âDas hat doch nichts ⦠hick ⦠mit dir zu tun.â Versuchte Lore ihn zu besänftigen. âIch will mir nur keine Zerrungen ⦠hick ⦠zuziehen.â
âIn Ordnung.â Wirklich besänftigt war er noch nicht, doch beleidigt nun auch nicht mehr.
Einen beleidigten Jackson konnte Lore jetzt nicht gebrauchen.
Wehmütig erinnerte sie sich an die Geschichte beim Tanzmarathon. Wie wütend Jackson da gewesen war, nur weil Sookie ihm erzählt hatte, dass sie gegen vier Kinder in vier Jahren war. Jackson hatte sich fürchterlich darüber aufgeregt.
âUnd was machen wir jetzt?â Fragte Luke. âDie anderen kommen gleich.â
âDann muss es eben so gehen.â
Entschlossen straffte sie die Schultern und ging auf die Tür zu. In dem Moment wurde sie von Rory geöffnet und schlug gegen Lores Kopf.
âOh Gott, Entschuldigung, Mum.â
Lore rieb sich mit schmerzverzerrtem Gesicht die Stirn.
âIst dir was passiert?â Fragte Luke besorgt.
In dem Moment begann Lore schallend zu lachen. Sie konnte sich kaum noch beruhigen und hielt sich schon den Bauch.
Alle sahen sie fragend an.
Nach einigen weiteren Lachanfällen hatte Lore sich wieder beruhigt und erklärte kichernd:
âDer Schluckauf, er ist weg.â
âWelcher Schluckauf?â Fragte Rory irritiert.
âIch hatte gerade Schluckauf und wir haben alles versucht, aber er wollte nicht weggehen. Aber jetzt ist er endlich verschwunden.â
âAlso ist es mein verdienst.â Grinste Rory stolz.
âDas ist meine Tochter. Ist sie nicht gut erzogen? Immer den richtigen Kommentar im richtigen Moment.â
âDas hab ich von meiner Mum geerbt.â
Fröhlich lachend machten sie sich auf den Weg um die Gäste zu begrüÃen.
âDa kommt Michél. Seid ihr alle bereit?â Lore war ganz aufgeregt.
âJa, Mum. Wie geht es deinem Schluckauf? Es ging ihm noch nie besser, als im weg-ist-er-Land.â
âNa dann bin ich ja beruhigt.â
Alle hatten sich vor dem Hotel aufgereiht und warteten lächelnd darauf, dass alle Gäste
Ausgestiegen waren.
Aufgedreht blickten sie sich um und bestaunten das Hotel.
Lore war unglaublich stolz, dass sie und Sookie es geschafft hatten, endlich ihr eigenes Hotel zu eröffnen. Davon hatten sie geträumt seid, sie sich kennen gelernt hatten und das war schon Jahre her.
Und nun war dieser Traum endlich in Erfüllung gegangen.
Bis über beide Ohren grinsend blickte sie um sich und sah voller Freude die Leute, die das bewunderten, was sie und Sookie sich aufgebaut hatten.
Und dabei sah es am Anfang noch so aus, als würden sie es nie schaffen.
Während den Bauarbeiten hatten sie oft gezweifelt, da das Geld immer wieder mehr als knapp gewesen war, doch sie hatten es geschafft, sie hatten sich nicht unterkriegen lassen und nun waren sie stolze Besitzer eines eigenen Hotels.
âRory, Kindchen. Du bist ja wieder da.â Sie schloss die überraschte Rory in ihre Arme und umarmte sie fest.
âBabette, lass sie bitte am Leben. Ich brauch doch jemanden, der mich ernährt, wenn ich alt und grau bin.â
âEntschuldigung. Ich freu mich nur so, dich wieder zu sehen. Wie ist es in Yale? Ist es sehr schwer? Sind die Lehrer nett? Hast du schon Freunde gefunden? Hast du schon Heimweh oder wieso bist du heute hier? Ich dachte, du kommst erst nächstes Wochenende.â
Babettes Wortflut war mal wieder typisch.
âIn Yale ist es toll. Es ist nicht direkt schwer, aber die Anforderungen sind deutlich höher als auf der High School.â
âDu schaffst das doch locker. Ich habe noch nie jemanden getroffen, der so clever ist wie du.â
âDoch, mich.â Mischte sich nun auch Lore in das Gespräch ein.
âWach auf, Kleines. Deine Tochter ist ein Genie. An sie kommst sogar du nicht ran.â
Gespielt beleidigt blickte Lore zu Boden und verschränkte die Arme vor der Brust.
âUnd jetzt erzähl wieso du hier bist! Heute ist doch die Hochzeit. Ich dachte, du würdest in Yale bleiben.â
Das konnte doch nicht wahr sein. Diese Stadt war doch nicht normal. Als hätten sich alle abgesprochen, um sie durch ihre Fragen in den Wahnsinn zu treiben.
âNein, ich wollte heute nicht in Yale bleiben. Alle anderen Leute hatten etwas vor und ich wollte nicht alleine rumsitzen, also dachte ich mir, dass ich dem guten alten Stars Hollow doch mal eine Besuch abstatten könnte.â
âUnd dich stört die Sache mit der Hochzeit nicht?â
âNein. Es ist schon lange her, dass ich mit Dean zusammen war. Er hat es verdient glücklich zu sein. Ich freue mich für ihn und Lindsay. Nur leider scheint das in dieser Stadt niemand zu verstehen. Ist ja schon gut, Liebes. Ich kann mir vorstellen, dass es weh tut, aber du kommst darüber hinweg. Es gibt so viele Männer auf der Welt und da werden bestimmt noch einige für dich dabei sein.â Babette konnte manchmal ganz schön nervig sein. Vor allem, wenn sie dachte Rory zu verstehen. Rory war kurz vorm Explodieren. Wieso war diese Stadt nur so verquer? Sie wollte doch heute Abend einfach nur ihre Ruhe haben.
Rory verstand zwar, dass sich hier alle Sorgen um sie machten, doch das war überhaupt nicht nötig.
Lore erkannte, dass sie besser ins Haus gehen sollten, ehe Rory noch in die Luft ging. Deshalb verabschiedete sie sich schnell von Babette und schob Rory dann vor sich her ins Haus.
âHol erstmal tief Luft. Sie meinen es alle nur gut mit dir.â
âZu gut, wenn du mich fragst.â
âIch mach uns jetzt einen schönen heiÃen Kaffee und dann sehen wir uns die grottenschlechten Filme der letzten Zeit an. Ich habe schon einen riesen Stapel geholt.â
âGute Idee. Ein bisschen Ablenkung kann mir jetzt wirklich nicht schaden.â
âUnd wären wir die Filme ansehen, könne wir noch mal ausführlich über Dean reden.â Sie grinste ihre Tochter provozierend an.
âMum!â Rief Rory genervt und warf ein Kissen vom Sofa auf ihre Mutter.
Diese Stadt war schon merkwürdig, doch dabei so liebenswert, dass Lorelai und Rory nie hätten wegziehen wollen.
Kapitel 32
Es war wieder Montag und Rory hatte schon einige Vorlesungen hinter sich gebracht.
Das Wochenende in Stars Hollow hatte ihr besser getan, als sie vermutet hätte.
Rory hatte Sookie, Jackson und den kleinen Davie besucht. Sie hatte den Kleinen gleich in ihr Herz geschlossen.
Doch jetzt war sie wieder in Yale. Der Alltag hatte sie eingeholt.
Paris hatte wie üblich schlechte Laune, Janet, hüpfte auf einem grünen Gummiball durch das Zimmer und Tanna hing einem Nachrichtensprecher an den Lippen.
Ein ganz normaler Nachmittag auf dem Campus.
Emsiges Treiben erfüllte die Gänge, laute Musik schallte durch alle Räume und kaum einer nahm sich die Zeit in die Bücher zu schauen, auÃer Rory.
Diese versuchte krampfhaft einige Texte für ihren Philosophietest zu lesen, doch um sie herum herrschte so viel Chaos, dass sie sich kaum konzentrieren konnte.
Resigniert griff sie sich ihre Tasche und machte sich auf den Weg zu ihrem Test.
Sie hatte sowieso nicht mehr allzu viel Zeit, bis die Stunde begann und im Hörsaal war immer noch mehr Ruhe als in ihrem Wohnheim.
Zwei Stunden später verlieà sie den Saal mit einem guten Gefühl im Bauch.
Der Test war ihr leicht gefallen und nun hatte sie endlich frei.
Viele Möglichkeiten gingen ihr durch den Kopf, wie sie die freie Zeit nutzen konnte, als plötzlich ihr Handy klingelte.
âHallo?â Meldete sie sich überrascht. Um die Uhrzeit rief bestimmt nicht ihre Mum an. Die wusste, wann ihre Tochter Unterricht hatte.
âHey Rory.â
âDean, schön dich zu hören.â Auf ihrem Gesicht breitete sich ein Lächeln aus.
âWas hast du heute vor?â
âNoch nichts besonderes, wieso?â
âWir wollten doch mal einen Kaffee zusammen trinken und ich dachte heute wäre ein guter Zeitpunkt dafür.â
âIn Ordnung.â
âWann hast du Zeit?â
âIch war grad in meiner letzten Stunde für heute. Ich hab jetzt Zeit. Wann bist du denn hier?
Oder soll ich nach Stars Hollow kommen?â
âNicht nötig.â Erklang in diesem Moment eine Stimme dicht hinter ihr. Rory hatte ihr Zimmer fast erreicht, als Dean plötzlich durch die Tür des Wohnheims trat und sie anlächelte.
âWow, ich dachte nicht, dass du so schnell bist.â
âTja, ich bin eben immer für eine Ãberraschung gut.â
âIch schaff nur noch schnell mein Schulzeug rein und dann können wir los.â
Neugierig kam Dean ihr hinterher und Rory stellte ihn ihren überraschten Mitbewohnerinnen vor.
âJanet, Tanna, das ist Dean. Paris, du kennst ihn ja schon. Dean, dass sind Janet und Tanna.â
âHi.â Dean lächelte verlegen.
Tanna sagte überhaupt nichts, sondern starrte ihn nur ehrfürchtig an, Janet grüÃte cool zurück und Paris blickte Rory neugierig an.
âWir sind dann auch schon wieder weg.â Sagte Rory hastig, nachdem sie ihre Tasche schnell in ihr Zimmer gebracht hatte und jetzt wieder im Gemeinschaftsraum stand.
Sie verabschiedeten sich noch kurz und machten sich dann auf den Weg zu dem kleinen Campus-Café.
Fast wie ein Deja-vu, dachte sich Rory, als sie bewusst auf eine anderen Tisch zusteuerte als den, an dem sie noch vor kurzem zusammen mit Robby gesessen hatte.
Nachdem sie bestellt hatten fragte Rory neugierig: âUnd wie gefällt dir dein Leben als frisch gebackener Ehemann?â
âLindsay ist wirklich toll. Sie versucht ständig mich zu bekochen, doch irgendwie hat sie den Dreh mit dem Herd noch nicht so recht rausbekommen, weshalb ihr ihre Mutter oft hilft.â
âWie in einer richtigen kleinen Familie.â Ergänzte Rory.
âJa.â Dean lächelte sie vorsichtig an.
âDas mit uns damals ist nicht wirklich gut gelaufen.â Begann Rory nach einigem Zögern.â
âNein.â
âEs tut mir Leid, was damals geschehen ist.â
âMir auch. Was ist jetzt eigentlich mit Jess?â
âEr ist irgendwo in New York.â
âDas tut mir Leid.â
âMuss es nicht. Es hat nur einfach nicht mehr richtig geklappt.â
âLass uns das Thema wechseln.â Dankbar sah Rory ihn an.
Bei diesem Thema hatte sie immer noch ein mulmiges Gefühl im Bauch.
âWas machst du jetzt eigentlich? Hast du einen Job?â
âIch habe mein Studium angefangen. Genau wie du.â
âDas ist ja toll. An welches College gehst du?â
âAuf das Connecticut State College.â
âDas ist toll. Ich wusste schon immer, dass in dir mehr steckt.â
âIch wollte es einfach versuchen. Pläne ändern sich eben. Du wolltest schon immer nach Harvard und jetzt bist du hier. Ich wollte eigentlich nie studieren, doch jetzt tue ich es trotzdem. Ich hatte immer ein tolles Vorbild, jemanden der an mich geglaubt hat.â
âWen denn?â
âDich.â
âMich? Aber wir haben doch fast ein Jahr nicht miteinander geredet. Ja, aber als wir noch zusammen waren, hast du mich immer mit allen möglich Büchern versorgt und mir davon erzählt, wie toll es is zu studieren und da dachte ich mir, dass ich es ja wenigstens probieren könnte. Auch wenn ich nicht so intelligent bin wie du.â
âDas ist nicht wahr. Du bist einer der intelligentesten Menschen, die ich jemals getroffen habe.â
âDanke. Es tut gut mit dir zu reden. Das hat mir gefehlt.â
âMir auch.â
Es wurde ein toller Nachmittag. Sie sprachen über alle möglichen Dinge und waren so vertraut, als hätten sie sich nie gestritten.
Wie hatten sie es nur so lange ausgehalten nicht miteinander zu reden?
âHast du noch mal mit Tom wegen den Türen geredet?â
âJa, er hat gesagt, bis zum Samstag sind die Türen geliefert. Sonst trete ich dem dämlichen Lieferanten mit meinen neuen spitzen Schuhen kräftig in den Arsch. Ich glaube kaum, dass es unseren Probegästen gefallen wird, wenn in ihren Zimmer keine Türen sind.â
âVergiss nicht ihn noch mal wegen der Küchentüre zu ermahnen. Ich kann nicht kochen, wenn jeder in meine Küche schauen kann. Kochen ist eine Kunst und dafür braucht man äuÃerste Ruhe.â
âDu bist wenn du kochst so nervös. Von ruhe kann da gar keine Rede sein.â
âIch brauch aber auch zum hektisch Sein meine Ruhe. Du weiÃt, wie schlimm es ist, wenn ich beim Kochen nicht meine Ruhe habe. Dabei ha ich mir schon die unmöglichsten Verletzungen zugezogen.â
âOk, ich überlass die Kocherei ganz alleine dir. Du bist die Meisterköchin und weiÃt am besten, wie man kocht â im Gegensatz zu mir.â
âDu brauchst ja auch nicht kochen können. Du hast ja Luke. Wenn ich Jackson in die Küche lassen würde, würde er alles frittieren, was ihm zwischen die Finger kommt. Von Nudeln bis zum Gurkenschäler.â
âSo ähnlich würde es bei mir auch ausgehen. Du kennst ja die Geschichte mit den Nudeln mit Kohlognese.â
âEben deine ganz eigene Kreation.â
âWenn sie wenigstens schmecken würde.â
âÃbung macht den Meister.â
âIch könnte noch so viel üben. Bei mir würde das nie die Farbe annehmen, die es eigentlich haben müsste.â
âHast du eigentlich schon die Gardinen besorgt?â
âNein, ich mach mich gleich auf den Weg.â
âAber nimm keine blauen. Das wirkt immer so kalt und passt überhaupt nicht zu den Zimmern.â
âVertrau mir. Ich hab da schon welche in Aussicht. Sie ist blau mit gelben Käsemonden drauf.â
âLass die Scherze, wenn es um unser Hotel geht.â
âAber die Monde haben so lustige Gesichter.â
âKeine Käsemonde und basta.â
Lore zog eine gespielt beleidigte Schnute.
âIch muss dann mal wieder in die Küche. Sonst stellen sie den Herd am Ende noch falsch auf.â
âIn Ordnung. Dann mach ich mich mal auf den Weg zum Gardinenladen und den Käsemondgardinen.â Mit einem frechen Grinsen auf den Lippen drehte sie sich um und ging auf die Tür zu.
Sookie schnappte Michél am Arm und flüsterte ihm ins Ohr: âGehen sie mit Lorelai Gardinen kaufen und halten sie sie von den Käsemondgardinen fern.â
âWieso muss iech iemmer die Drägsarbeit machen?â Nörgelte Michél mit seinem starken französischen Akzent.
âDafür haben wir sie doch mit ins Boot geholt.â
âIech asse es, wenn sie miech erumkomandieren.â Eilig lief er Lore hinterher, nicht ohne noch eine Weile weiterzuschimpfen.
Kapitel 33
Der groÃe Tag war gekommen. Das Hotel wurde eingeweiht und überall wuselten noch fleiÃige Helfer.
Mitten in diesem ganzen Durcheinander waren Lorelai und Rory und versuchten Ordnung in das Chaos zu bringen.
Es gab noch so viel zu tun und ihre Freunde würden bald ankommen, um sich das neue Dragonfly anzusehen und einen Abend und eine Nacht in den Genuss zu kommen, sich rundum bedienen zu lassen.
âMum, der Lieferant mit den Türen ist da. Er fragt, wo er sie abladen soll.â
âGleich vor der Tür? Wo sind Dean und die anderen Männer? Die müssen sie noch schnell einbauen. Hick.â
âWas war das denn, Mum?â
âIch glaube, ich habe Schluckauf.â
âTrink was, das hilft meistens.â
âOk ⦠hick ⦠ich kann doch nicht die Gäste empfangen ⦠hick ... wenn ich diesen schrecklichen Schluckauf habe. Das ist bestimmt ein schlechtes ⦠hick ⦠Zeichen. Siehst du. Es wird sogar ⦠hick ⦠immer schlimmer.â
âDas ist bestimmt in ein par Minuten wieder vergessen.â
âHoffen wir es.â
âIch kümmere mich so lange um die Türen und du gehst schnell in die Küche und lässt dir von Sookie etwas zu trinken geben.â
âIn ⦠hick ⦠Ordnung.â
Eilig lief Lore Richtung Küche und Rory trommelte die Männer zusammen, damit sie die Türen einbauten.
âSookie, ⦠hick ⦠Schätzchen, hast du bitte mal was ⦠hick ⦠zu trinken für mich?â
âDu hast Schluckauf? Warte, hier hast du ein Glas Wasser sie.â
Sie nahm schnell ein Glas aus dem Schrank und füllte es mit Wasser.
Lore lieà die kühle Flüssigkeit ihre Kehle hinunterlaufen und hoffte inständig, dass der Schluckauf damit gegessen war.
Zur Vorsicht trank sie das Glas bis auf den letzten Tropfen leer.
âUnd? Merkst du schon etwas?â
âIch glaube es hat geholfen. Ich bin geheilt ⦠hick ⦠oh nein. Das darf doch nicht wahr sein. Was soll ich denn jetzt machen? Die Gäste sind ⦠hick ⦠gleich da und ich muss sie begrüÃen.â Rief Lore in Panik. Langsam wurde auch Sookie nervös.
âWas hilft denn gleich noch mal gegen Schluckauf?â
âSookie beeil dich und ⦠hick ⦠denk nicht so lange nach.â
âMir fällt es aber nicht ein. Ah, jetzt hab ichâs â Erschrecken. Du musst dich erschrecken und dann müsste er verschwinden.â
âAber wie soll ich ⦠hick ⦠mich denn hier erschrecken? Jetzt bin ich doch schon vorgewarnt.â
âDreh dich um.â
âSookie, das wird nicht funktionieren. Ich sag ⦠hick ⦠es dir gleich.â
âLass es uns wenigstens probieren. Was haben wir denn schon zu verlieren?â
âIn Ordnung. Gut so?â Fragte sie, nachdem sie sich umgedreht hatte.
âSo, jetzt tu so, als ob du mit nichts rechnen würdest.â
âLalala ⦠hick â¦. Lalalaa lalalalaaaa.â Begann Lore zu trällern. Wirklich ernst konnte sie die Situation immer noch nicht nehmen.
âAaaarggghhh.â Stürzte Sookie nach einigen Sekunden mit lautem Kampfgebrüll auf Lore zu und sprang sie an.
âAaaahh.â Schrie Lore auf. Das Sookie das so ernst nehmen würde hatte sie nicht gedacht. Wirklich erschrocken war sie jedoch nicht. Nur die Tatsache, dass es ihr nun schwer fiel, das Gleichgewicht zu halten, lieà sie zusammenzucken.
âUnd hat es geholfen?â Fragte Sookie, nachdem sie ihre Schürze wieder gerichtet hatte.
âHick.â War die einzige antwort die sie erhielt.
âMist. Vielleicht hätte ich mich mehr anstrengen sollen. Wollen wir es noch mal probieren?â
âNein ⦠hick!â Rief Lore. âWir können nicht riskieren, ... hick ⦠dass sich heute jemand von uns etwas bricht.â
âIch habe aber keine Idee, was wir sonst noch versuchen könnten.â
In dem Moment kam Luke in die Küche.
âNa, wie läuft es? Seid ihr bereit für euren groÃen Tag?â
âLorelai hat Schluckauf.â
âHick.â Kam es von dieser wie zur Bestätigung.
âTrink doch etwas.â
âDas haben wir doch ⦠hick ⦠schon versucht.â
âErschrecken?â
âSchon probiert. Klappt nicht.â Antwortete Sookie.
âEs muss doch noch ⦠hick ⦠etwas geben, was wir versuchen könnten.â Lore klang regelrecht verzweifelt.
âIch hab es. Halt die Luft an.â
âWas? Willst du, dass ich ersticke?â
âNein. Aber du musst dich ablenken. Mein Vater hat immer die Luft angehalten, wenn er Schluckauf hatte.â
âOk, ich versuch´s, ⦠hick ⦠aber wenn ich grün und blau anlaufe, dann helft mir bitte.â
âVersprochen.â
Lore holte noch einmal tief Luft und hielt sich dann die Nase zu.
Die Sekunden verstrichen und Lore trat von einem Bein auf das andere. Sie war total unruhig und zappelte genervt herum.
Ein gedämpftes âhickâ War zu hören und Lore nahm enttäuscht die Finger von der Nase.
âVersuch es gleich noch malâ
âDu willst mich doch loswerden ⦠hick!â
âLorelai, willst du nun deinen Schluckauf loswerden oder nicht?â
âIn Ordnung.â Resigniert drückte sie sich wieder die Nase zu.
In dem Moment kam Jackson in die Küche gestürmt. Er wollte sehen, wie es seiner Frau ging und wie weit sie mit dem Essen war. Neugierig betrachtete er die kleine Gruppe, die vergeblich darum bemüht war, den Schluckauf auszutreiben.
âHast du Schluckauf?â
Lore nickte traurig während sie sich immer noch die Nase zuhielt.
âWir haben schon alles versucht, aber nichts scheint zu wirken?â
âHast du nicht noch eine Idee, wie wir diesen dämlichen Schluckauf loswerden können.â
âJa.â Jackson strahlte glücklich, dass er helfen konnte.
âJa?â Lore gab es auf die Nase zuzuhalten.
âJa, ich habe da letztens eine Dokumentation drüber gesehen. Es war schrecklich faszinierend und hat toll geholfen.â
âJackson ⦠hick ⦠lass mich nicht mehr so lange warten ⦠hick ⦠und rück endlich mit der Sprache raus.â
âPass auf, du nimmst ein Glas Wasser â¦â
âVergiss es.â Unterbrach ihn Sookie sofort. âDas haben wir schon versucht. Sie hat ein ganzes Glas ausgetrunken und der Schluckauf war immer noch nicht weg.â
âLass mich doch erst einmal ausreden.â Beschwerte sich Jackson.
âHick.â
âAlso, du nimmst ein Glas Wasser und dann beugst du dich ganz weit nach vorn.â
âWas?â Lore konnte sich das Lachen nicht verkneifen.
âLach nicht, sondern mach erstmal.â
âIn ⦠hick ⦠Ordnung.â Genervt beugte sie sich nach vorn, während Sookie ihr ein neues Glas mit Wasser in die Hand drückte.
âUnd wie soll mir das jetzt helfen? Muss ich jetzt drei Stunden hier so ⦠hick ⦠rumstehen?â
âNein, du musst dich noch ein Stück weiter rumbeugen und dann musst du praktisch über Kopf etwas trinken.â
âWas? Ich ⦠hick ⦠bin doch kein Schlangenmensch!â
âDas schaffst du.â
âIch kann doch über ⦠hick ⦠Kopf nichts trinken ⦠hick. Dann verschütt ich doch alles.â
âDu musst einfach vorsichtig sein.â
âNein, vergiss es.â Sie richtete sich wieder auf.
âDann musst du eben weiterhin mit Schluckauf durch die Gegend rennen.â
âBesser als mit klitschnassen Sachen.â
âWenn du meine Hilfe nicht möchtest, bitte. Aber sage später nicht, ich hätte dir nicht helfen wollen.â Beleidigt verzog Jackson das Gesicht.
âDas hat doch nichts ⦠hick ⦠mit dir zu tun.â Versuchte Lore ihn zu besänftigen. âIch will mir nur keine Zerrungen ⦠hick ⦠zuziehen.â
âIn Ordnung.â Wirklich besänftigt war er noch nicht, doch beleidigt nun auch nicht mehr.
Einen beleidigten Jackson konnte Lore jetzt nicht gebrauchen.
Wehmütig erinnerte sie sich an die Geschichte beim Tanzmarathon. Wie wütend Jackson da gewesen war, nur weil Sookie ihm erzählt hatte, dass sie gegen vier Kinder in vier Jahren war. Jackson hatte sich fürchterlich darüber aufgeregt.
âUnd was machen wir jetzt?â Fragte Luke. âDie anderen kommen gleich.â
âDann muss es eben so gehen.â
Entschlossen straffte sie die Schultern und ging auf die Tür zu. In dem Moment wurde sie von Rory geöffnet und schlug gegen Lores Kopf.
âOh Gott, Entschuldigung, Mum.â
Lore rieb sich mit schmerzverzerrtem Gesicht die Stirn.
âIst dir was passiert?â Fragte Luke besorgt.
In dem Moment begann Lore schallend zu lachen. Sie konnte sich kaum noch beruhigen und hielt sich schon den Bauch.
Alle sahen sie fragend an.
Nach einigen weiteren Lachanfällen hatte Lore sich wieder beruhigt und erklärte kichernd:
âDer Schluckauf, er ist weg.â
âWelcher Schluckauf?â Fragte Rory irritiert.
âIch hatte gerade Schluckauf und wir haben alles versucht, aber er wollte nicht weggehen. Aber jetzt ist er endlich verschwunden.â
âAlso ist es mein verdienst.â Grinste Rory stolz.
âDas ist meine Tochter. Ist sie nicht gut erzogen? Immer den richtigen Kommentar im richtigen Moment.â
âDas hab ich von meiner Mum geerbt.â
Fröhlich lachend machten sie sich auf den Weg um die Gäste zu begrüÃen.
âDa kommt Michél. Seid ihr alle bereit?â Lore war ganz aufgeregt.
âJa, Mum. Wie geht es deinem Schluckauf? Es ging ihm noch nie besser, als im weg-ist-er-Land.â
âNa dann bin ich ja beruhigt.â
Alle hatten sich vor dem Hotel aufgereiht und warteten lächelnd darauf, dass alle Gäste
Ausgestiegen waren.
Aufgedreht blickten sie sich um und bestaunten das Hotel.
Lore war unglaublich stolz, dass sie und Sookie es geschafft hatten, endlich ihr eigenes Hotel zu eröffnen. Davon hatten sie geträumt seid, sie sich kennen gelernt hatten und das war schon Jahre her.
Und nun war dieser Traum endlich in Erfüllung gegangen.
Bis über beide Ohren grinsend blickte sie um sich und sah voller Freude die Leute, die das bewunderten, was sie und Sookie sich aufgebaut hatten.
Und dabei sah es am Anfang noch so aus, als würden sie es nie schaffen.
Während den Bauarbeiten hatten sie oft gezweifelt, da das Geld immer wieder mehr als knapp gewesen war, doch sie hatten es geschafft, sie hatten sich nicht unterkriegen lassen und nun waren sie stolze Besitzer eines eigenen Hotels.