So, jetzt kommt mein Beitrag. Ich hoffe, euch gefällts
Verwirrungen und andere Probleme
Es war an einem der gewöhnlichen Tage von Stars Hollow. Das Bilderbuchstädtchen, wie es von vielen Einwohnern liebevoll genannt wurde, lebte im Antlitz der Sonne gerade erst richtig auf. Es war früher Morgen. Eine ungewöhnliche Zeit für Lorelai, sich aus dem Bett zu begeben. Doch heute war es anders. All ihre sonstigen Gewohnheiten hatte sie über den Haufen geworfen, sie hatte wenig Zeit. Schnell schlüpfte sie in eines der Klamotten, die sie blind aus dem Schrank zog und begab sich auf den Weg nach unten in die Küche, wo Rory freudestrahlend mit einer dampfenden Tasse Kaffee auf sie wartete.
âMorgen Mom!â sagte sie fröhlich.
âMorgen Schätzchen. Na, bist du startklar?â
âMehr als das. Wir können sofort los.â
âOkay, na dann komm.â Hektisch schob sie Rory zur Tür, ehe die beiden den frischen Morgenduft in ihre Lungen sogen.
Gemütlich schlenderten sie durch die Stadt, begrüÃten hier und da einige Einwohner, die auch alle auf diesen wunderschönen Tag gewartet hatten. An der StraÃenecke zur Plum-Street kam ihnen eine wie immer gut gelaunte Sookie entgegen. Mit offenen Armen lief sie auf die beiden zu, drückte ihnen ein Küsschen auf die Wangen und gemeinsam setzten sie ihren Weg durch das Städtchen fort.
Nach einer kleinen Weile kamen sie endlich an Miss Pattys Tanzstudio an, öffneten die Tür und blickten einem verwunderten Taylor in die Augen.
âLorelai, was ist denn das für eine Ãberraschung? Sie sind doch noch niemals pünktlich zu einem unserer Stadttreffen erschienen.â
âTja, Taylor, irgendwann ist immer das erste Mal.â grinste sie ihn an. Es war noch so gut wie keiner anwesend. Lorelai wunderte sich selbst. Sie hatte sich mit der Zeit doch etwas verschätzt.
âNaja, dann quatschen wir eben noch eine Weile, bevor es losgeht.â
Die drei Frauen setzten sich in eine der hinteren Reihen und beobachteten ihr Umfeld. Rory zog wie gewöhnlich ein Buch aus ihrer Tasche und begann darin zu lesen.
âHey Sookie, wie läuft es eigentlich mit euren Reiseplänen?â fragte Lorelai mit einem Mal und drehte sich zu Sookie.
âAch, weiÃt du, so ganz einig sind wir uns da noch nicht. Jackson meint, wir sollten unbedingt einmal einen Trip durch Europa unternehmen. Mit dem Bus!â
âMit dem Bus? Weià er eigentlich wie groà Europa ist?â
âIch glaube schon, er hatte zumindest auf der Weltkarte den Kontinent betrachtet und gemeint, viele von den Staaten würde es schon gar nicht mehr geben und im Meer verschwunden sein.â Lorelai schaute verdutzt.
âUnd du hast ihm das abgenommen?â Sookie zuckte mit den Schultern.
âWieso denn nicht?â
âSookie, das ist Unsinn.â
âAch, und woher willst du das bitte wissen?â fragte sie Lorelai überzeugt.
âIn Europa soll angeblich alles möglich sein. Hab ich zumindest gehört.â
Ein kurzer überfragter Blick wurde zwischen den beiden getauscht, ehe Taylor begann, seinen Hammer zu schwingen und das Treffen zu eröffnen.
Das Treffen hatte nun schon eine Weile seinen Lauf genommen. Lorelai saà ziemlich gelangweilt auf ihrem Stuhl und rutschte darauf ungeduldig hin und her. Sie beugte sich zu Rory.
âWenn ich gewusst hätte, dass noch so viel anderes zu besprechen ist, dann wäre ich nicht so früh aufgestanden.â flüsterte sie ärgerlich. Beruhigend strich ihr Rory über die Hand.
âWie sagst du immer so schön zu mir: Ãbe dich in Geduld. Taylor wird schon gleich zum Punkt kommen.â
âGut, Ladies und Gentlemen, kommen wir zu unserem letzten Tagesordnungspunkt.â
Ein leichtes Aufatmen von Seiten Lorelais war zu hören.â
âMöchten sie etwas dazu sagen, Lorelai?â fragte Taylor bestimmt.
âNein, nein, machen sie weiter, Taylor. Nehmen sie ihren Hammer in die Hand.â Ein leichtes Grinsen erschien auf Lorelais Gesicht, ehe sie einen leichten Kniff in die Seite bekam. Rory beugte sich zu ihr und lächelte.
âIst das anstöÃig.â flüsterte sie lachend.
âLadies, bitte, auch von ihnen hätte ich gerne Ruhe.â Die beiden versuchten, ein ernstes Gesicht zu machen.
âEntschuldigen sie Taylor, machen sie weiter.â
âAlso, noch einmal, kommen wir zu unserem letzten Punkt. Wie sie alle wissen, liegt mir diese Stadt sehr am Herzen. Und da ich nun endlich nach langen Ãberredungskünsten meinerseits einen Laden für Sammelteller neben Lukes Diner eröffnen konnte, habe ich unsere Gemeinde zu einem Wettbewerb angemeldet.â
Luke saà nur still im Eck und verdrehte die Augen. Dabei lieà er ein leises Grummeln vermerken.
âLuke, ich weiÃ, dass es dich sehr viel Ãberwindung gekostet hat, mir deine Räumlichkeiten für meinen schmucken Laden zu überlassen, aber ich kann dir versprechen, ich werde dafür sorgen, dass du namentlich erwähnt wirst.
âBloà das nicht Taylor.â grummelte er nur vor sich hin. Taylor fuhr fort.
âNächsten Dienstag wird ein Fernsehteam aus Chicago anreisen, das unsere Stadt live ins Fernsehen übertragen wird. Damit nehmen wir dann an einem Auswahlverfahren teil, bei dem Menschen aus ganz Amerika darüber bestimmen können, ob unsere Stadt die schönste Amerikas ist.â
Lorelai stupste Rory an.
âHey, dann werden wir berühmt.â
âJa, ich sehe uns schon auf Kaffeebechern, T-Shirts, Filmplakaten.â
âJa, wir werden berühmte Fernsehstars!â
âAlso, um noch einmal darauf zurückzukommen, Ladies und Gentlemen, ich bitte sie herzlichst, uns an diesem Tag zu unterstützen. Halten sie ihre Häuser sauber, reinigen sie die Bürgersteige, tun sie alles, damit wir den besten Eindruck auf die Zuschauer machen. Na gut, damit ist die Sitzung beendet.â Taylor schritt noch einmal auf Luke zu.
âAch, Luke, dein Haushaltswarenschild hängt noch vor dem Diner. Es wäre sehr verwirrend wennâ¦â Doch Luke unterbrach ihn.
âTaylor, ich sag dir das jetzt zum letzten Mal. Dieses Schild hat meinem Vater gehört und ich werde es solange ich lebe nicht abnehmen, kapiert?â Wütend stapfte er davon.
âDu bist einer von den Leuten, die verhindern, dass unsere Stadt gewinnt!â schrie er ihm noch hinterher.
In der darauf folgenden Woche war die ganze Stadt in heller Aufruhr. Ãberall wo man ging und stand, erblickte man aufgeregte und arbeitende Leute. Sie machten sich alle daran, die Stadt auf Vordermann zu bringen, putzten und schrubbten, bis alles glänzte.
Lieà man seinen Blick durch die Menschenmengen schweifen, sah man fröhliche, aufgeregte Gesichter, die sich alle auf den kommenden Dienstag freuten. Doch wenn man genauer hinschaute, gab es eine Person, deren Gesicht weder fröhlich, noch aufgeregt dreinblickte. Es war Luke, der gedankenlos seinen Tresen wischte und hin und wieder aufblickte, wenn ein Gast eine Bestellung aufgab. Irgendwann schneite Lorelai herein, setzte sich auf einen der Barhocker und bestellte ihren üblichen Kaffee. Eine kleine Weile beobachtete Lorelai Luke, dachte sich nichts weiter dabei, dass er den Kopf so hängen lieÃ. SchlieÃlich kannte sie ihn inzwischen sehr gut und wusste, dass er oft ein Stimmungstief hatte. Meistens war es wegen Taylor, der Luke oft zur WeiÃglut brachte. Doch diesmal war es ein anderer Gesichtsausdruck, den er aufgesetzt hatte. Seine Augen spiegelten keinerlei Wut oder Ãrger wider, nein! Diesmal war es Traurigkeit. Lorelai hatte dies zuvor bei Luke nicht gesehen, und, obwohl sie wusste, dass jeder Mensch dieses Gefühl einmal empfand, bei Luke dachte sie, es wäre bei seiner Entstehung vergessen worden.
âOkay, willst du drüber reden?â begann sie und blickte ihn an.
âWorüber?â
âNa, über dein Problem, das was dich bedrückt.â
âWas soll denn das sein?â fragte er unschuldig.
âLuke, ich kenne dich langsam gut genug, um zu wissenâ¦â Er unterbrach sie.
âLorelai lass mich einfach in Ruhe, ja? Ihr denkt immer alle, ihr wisst was gut für mich ist. Tu mir einen Gefallen und lass mich einfach allein!â Er war inzwischen lauter geworden. Sie blickte ihn nur ungläubig an und verlieà das Diner.
Lorelai saà unterdessen verwirrt, doch auch etwas ärgerlich auf ihrer Veranda. Was hatte Luke nur? Sie gleich so niederzumachen, das sah ihm nicht ähnlich. Plötzlich kam Luke um die Ecke. Mit gesenktem Kopf lief er auf Lorelai zu und setzte sich neben sie auf die Treppe.
âEs tut mir Leid. Ich habe jetzt ein schlechtes Gewissen, ich wollte dich nicht anbrüllen.â
Sie lächelte.
âSchon okay. Erzählst du mir trotzdem was los ist?â Er blickte sie an und holte tief Luft.
âAm Dienstag ist der Todestag meines Vaters. Bis jetzt haben wir jedes Jahr eine Art Totenwache gehalten. Die ganze Stadt. Klar, du weiÃt wie ich Feste verabscheue, doch diese Tradition fand ich schön. WeiÃt du, mein Vater war sehr beliebt. Und jetzt kommt dieses blöde Kamerateam und es ist so, als hätte die ganze Stadt vergessen, was an diesem Dienstag wirklich zählt.â Lorelai nickte verständnisvoll.
âDeshalb also der Ausraster.â Luke stimmte zu.
âEs tut mir Leid, Lorelai.â
âSchon okay, ich kenne den Grund ja jetzt.â
âIch begrüÃe sie recht herzlich, liebe Zuschauer aus dem schönen Bilderbuchstädtchen Stars Hollow in Connecticut.â Die Live Sendung war in vollem Gange, die Bewohner in heller Aufruhr und Lorelai und Rory schwer damit beschäftigt, so oft wie möglich gefilmt zu werden. Fröhlich hüpften sie neben dem Moderator her und riefen die verrücktesten Dinge in die Kamera. Der Moderator wurde aufmerksam und zog Lorelai zu einem Interview heran.
âSie sind also eine Bewohnerin der Stadt.â
âJa, ganz recht. Und ich muss sagen, diese Stadt hat den Titel wirklich verdient, also stimmen sie für Stars Hollow! S-T-A-R-S-H-O...â
âJaja, schon gut, â unterbrach er sie und widmete sich anderen Dingen.
âJetzt werden wir berühmt Schätzchen!â quiekte Lorelai vergnügt. Vergiss nicht, überall werden unsere Köpfe prangen.â
Es war inzwischen Abend geworden, die Sendung war gut über die Bühne gegangen. Lorelai saà mit Rory gemütlich auf einer Parkbank. Die Leute, die vorbeiliefen, hatten kein anderes Gesprächsthema mehr, sie waren sich sicher, all diese Aufregung hatte sich gelohnt, sie würden gewinnen!
Lorelai lieà sich nach hinten sinken und beobachtete die Stadt. Alles schien wieder friedlich in Stars Hollow, die Lichter von Harrys Lichterkettenhaus erhellten die sauberen StraÃen, es war ein idyllischer Abend. Doch plötzlich wurde Lorelai hellhörig. Ein Murmeln war zu vernehmen, das aus einer Richtung kam und immer näher rückte. Lorelai und Rory drehten sich um. Viele Leute hatten sich zu einer Gruppe versammelt, trugen Kerzen in ihren Händen und schritten geradewegs auf Lukes Diner zu. Ein kurzer Blicktausch zwischen Mutter und Tochter signalisierte, dass sie sich ihnen anschlieÃen wollten.
Luke saà allein an einem Tisch im Diner und betrachtete ein Foto seines Vaters, das er vor sich stehen hatte, als plötzlich die Tür aufflog und die Leute mit ihren Kerzen hereinschneiten. Dicht gefolgt von Lorelai und Rory gingen sie auf Luke zu. Dieser erblickte Lorelai und lächelte sie an.
âSiehst du, sie haben es nicht vergessen.â schmunzelte sie.
Mit fröhlichen Umarmungen endete schlieÃlich dieser aufregende Tag, ehe sich die dunkle Nacht über Stars Hollow zog.