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„Dafür hasse ich dich.“ Genervt verdrehte Tristan seine Augen und zupfte seine Krawatte zurecht. „Dafür wirst du mich noch lieben.“, erwiderte sie nur und starrte weiterhin geradeaus. Sie hatten den Porsche genommen. Normalerweise ließen sie sich zu solchen Veranstaltungen fahren. Mit einer der vier Limousinen, die Tristans Vater besaß, aber Rory war heute einfach in der Stimmung für eine Spritztour mit dem Porschen gewesen und Tristan hatte wie so oft nachgegeben und ihr die Schlüssel ausgehändigt. Und somit saß sie nun am Steuer des schwarzen Gefährts und genoss das Gefühl der Geschwindigkeit. Tristan konnte nicht leugnen, das Rory ein guter Autofahrer war. Einer der besten, die er kannte. Und trotzdem hatte er ein Problem damit, dass sie die Avenuen immer mit mehr als hundert Stundenkilometern runterfahren musste. Rory liebte die Geschwindigkeit. Es war einer ihrer Leidenschaften, außer das Leben anderer zu zerstören. „Irgendwann bringst du uns noch um.“, meinte er und versuchte lässig zu klingen. Sie gab keine Antwort, aber er sah wie ihr Grinsen breiter wurde und sie den Druck auf das Gaspedal noch erhöhte. „Rory bitte.“, wendete er sich nun an sie. „Das ist der neue Porsche. Ich will nicht, das er schon eine Woche nachdem wir ihn bekommen haben im Straßengraben landet.“ Wieder bekam er zunächst keine Antwort. Ihre Augen war nur starr auf die Straße vor ihr gerichtet und sie konzentrierte sich mit aller Macht auf das Lenkrad. „Rory...“, begann er nochmals, aber sie unterbrach ihn. „Angst?“ Das Grinsen auf ihrem Gesicht wurde schelmisch und ihre Augen begannen zu funkeln. „Ja darum, dass ich für die bevorstehende Reparatur wieder ein paar Tausender hinblechen muss. Kannst du dich noch an das Debakel mit dem Ferrari erinnern?“ „Du hast Angst...“, meinte sie wissend und nickte. Der Griff ihrer Finger um das Lenkrad verstärkte sich und Tristan merkte wie sie das Gaspedal noch weiter durchtrat. „Rory verdammt, das hier ist kein Wettrennen.“, versuchte er es noch einmal. Das Grinsen auf ihrem Gesicht verschwand und wechselte zu einem ernsten Gesichtsausdruck. „Nun gut, wenn es dich beruhigt werde ich ab jetzt langsamer fahren.“ „Ja verdammt, es beruhigt mich ungemein zu wissen, dass ich ein paar Tausender sparen kann.“ Sie begann die Geschwindigkeit zu drosseln, bis sie schließlich die vorgegebene erreicht hatte. Tristan begann sich langsam wieder zu entspannen und sackte in seinen Beifahrersitz zurück. Mit einem Ellenbogen stützte er sich ans Fenster. „Ich hoffe es lohnt sich zu dieser überflüssigen Veranstaltung zugehen.“, meinte er trocken, stützte seinen Kopf auf seine Hand und begann aus dem Fenster zu sehen. „Und wie es sich lohnt.“, bestätigte sie. „Frischfleisch. Ich liebe Frischfleisch.“ „Ich weiß.“, seufzte er. Er kannte ihre Spielchen mit ihnen. Meisten beschränkten sie sich darauf ihren Ruf zu zerstören, Ehen zu ruinieren oder Gerüchte in die Welt zu setzen. Er konnte nicht abstreiten, dass auch ihm ihre Art zu spielen gefiel. Jedoch war er heute einfach nicht in der Stimmung dafür. Aber Rory schien ganz begeistert davon zu sein.

Ein paar Minuten später lenkte sie den Porsche die Einfahrt zur Villa der Gellars hinauf. Tristan hasste die Gellars. Es waren neureiche eingebildete Leute, die es nur mit Mühe und Not in diese Gesellschaft geschafft hatten. Sie waren durch eine Erbschaft an das viele Geld gekommen und waren welche dieser übereifrigen und überfreundlichen Menschen, die einen mit einem Schulterklopfer statt einem Händeschütteln begrüßten und nach zehn Minuten schon alle Förmlichkeiten vergessend zum Dutzen übergingen. Tristan hasste es. Diese ganze Heuchlerei. Sie besaßen eine große Villa am Rande der Stadt. Weiß gestrichen, eine von diesen neumodernen Nobelvillen, die man in jedem Reiseführer zu Gesicht bekam. Die Einfahrt hatten sie kurz nach ihrem Einzug vor zwei Jahren mit den teuersten Pflastersteinen der Westküste auslegen lassen und um dem ganzen noch ein Sahnehäubchen draufzusetzen, stellten sie ihre Nobelkarossen, drei Limousinen und zwei elegante Sportwagen, nicht in die dafür vorgesehen Garagen, die sich ein Stück neben der Auffahrt befanden, sondern ließen diese immer demonstrativ davor stehen, so als müssten sie sich und der ganze Welt jeden Tag aufs Neue beweisen, dass sie eine der reichsten Familien in der Stadt waren. Außerdem würde das Ganze ihm auch noch unangenehm werden, da er nun auch wieder auf die Tochter der Gellars stoßen würde. Paris Gellar war eine seiner vielen Ablenkungen gewesen, auch wenn er sich mittlerweile nicht mehr ganz sicher war, warum er das damals getan hatte. Sie war wohl auch die einzige Ablenkung, die er bereut hatte, denn seit er sie damals verführt, ihren Ruf an der ansässigen Highschool, durch das darauffolgende Image als Flittchen, ruiniert und ihre Eltern dadurch auch noch zutiefst in der Gesellschaft gedemütigt hatte, war sie doch immer noch dazu fähig ihm deutlich klar zu machen, dass sie mehr von ihm will. Ihre Naivität hatte Tristan von Anfang an gestört. Rory hatte damals über ihn gelacht und ihn für verrückt erklärt, weil er sie ruinieren wollte. Es war damals ihre erste Wette gewesen und er hatte sie gewonnen, was ihm von Rory die Schlüssel für die Sporthalle der Highschool und Nacktfotos von Nora Bennet eingebracht hatte, die er im Internet verbreitet und in einer Sonderausgabe der Schulzeitung veröffentlicht hatte. Letztendlich war es doch zu etwas gut gewesen. Aber lange hatte er davon nichts gehabt. Und mittlerweile bereute er es zutiefst.

Rory bog in eine der Parklücken ein, die sich am Ende der Auffahrt befanden und stellte den Motor ab. „Benimm dich.“, murmelte sie zu Tristan und griff nach ihrer Handtasche unter ihrem Sitz. „Ich? Mich benehmen? Das sagt die Richtige.“, lachte Tristan und öffnete die Beifahrertür um auszusteigen. Rory tat es ihm gleich, schlug die Tür hinter sich zu und richtete ihr Kleid zurecht. „Vermassel’ es bloß nicht. Ich will heute meinen Spaß haben. Verstanden?“ Sie drehte sich zum Auto hin und sah Tristan über dessen Dach hinweg an. Dieser verdrehte nur die Augen und fing an zu grinsen. „Du wirst schon deinen Spaß haben.“ „Bilde dir nicht ein du könntest das Gleiche abziehen wie damals auf der Neujahrsfeier der Fletchers. Das werde ich dir nie verzeihen.“ Tristan hob abwehrend die Hände und setzte einen unschuldigen Blick auf. „Was kann ich denn dafür? Die Braut war scharf auf mich.“ „Du hättest sie aber nicht gleich im Schlafzimmer ihrer Eltern flachlegen müssen.“ „Es war das nächstgelegene Bett.“ Rory begann ihn böse anzufunkeln und stemmte die Hände in ihre Seite. „Du wusstest genau was ich vorhatte. Gib es doch zu, es hat dir Spaß gemacht.“ „Was? Der Sex? Ja, eindeutig, das hat Spaß gemacht.“ „Ich meinte meine Pläne zu durchkreuzen.“ „Oh das war nur das Sahnehäubchen oben drauf. Aber du hättest dein Gesicht sehen sollen, als du mit Mr. Fletcher in das Schlafzimmer gestolpert kamst. Das war es definitiv wert.“ „Vollidiot.“, fauchte Rory, drehte sich auf den Absatz um und begann den restlichen Kiesweg zur Haustür hinaufzulaufen. „Und da geht sie dahin.“, murmelte Tristan noch zu sich selber und konnte sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen, bevor auch er den Kiesweg hinaufschlenderte.

„Du siehst hübsch aus.“, stellte Tristan fest, als er die Vordertür erreicht und sich neben Rory gestellt hatte. Er ließ seine Blick an ihr herunter wandern und musste wieder einmal zugeben, dass ihr die Farbe blau einfach vorzüglich stand. Sie trug ein blaues, knielanges Spagettiträgerkleid aus Seide, das hinten mit einem tiefen Ausschnitt nicht viel Raum für jegliche Fantasien ließ. Vorne fiel es in leichten Wellen herab, so dass man meinte ihren Oberkörper würden nur von lockeren Streifen bedeckt. Sie war sich um die Wirkung dieses Kleides vollkommen bewusst, hatte sie doch schon weitaus weniger Stoff getragen. Aber dieses Kleid passte perfekt zu so einem Anlass. „Schleim nicht, DuGrey.“, war ihre einzige Antwort auf sein Kommentar, bevor sie sich etwas vorbeugte und die Türklingel betätigte. Wenige Sekunden darauf wurde diese geöffnet. „Rory! Schön, dass du gekommen bist.“, rief Mrs. Gellar ihr entgegen, kaum hatte sie die Tür geöffnet. Tristan bemerkte, dass Rory inzwischen ihr charmantes Lächeln aufgelegt hatte und beschloss es ihr gleich zu tun. „Es freut mich sie zu sehen Mrs. Gellar.“, begrüßte Rory diese und ließ eine Umarmung über sich ergehen. „Es muss doch jetzt schon eine Ewigkeit her sein.“, schwärmte Mrs. Gellar und lies wieder von Rory ab. Ihr Blick fiel auf Tristan neben dieser und schlagartig verwandelte sich der Ton in ihrer Stimme in Eis und das Lächeln auf ihrem Gesicht war verschwunden „Tristan.“ „Mrs. Gellar.“, nickte Tristan ihr mit einem charmanten Lächeln zu. Nach einem kurzen Augenblick wandte diese ihren Blick wieder von ihm ab und ihr aufmunterndes Lächeln kehrte zurück. „Nun was stehen wir denn noch hier draußen? Kommt rein!“ Und mit diesem Worten und einem Wink ihrer Hand drehte sie sich um und bedeutete den Beiden ihr zu folgen. „Benimm dich!“, zischte Rory Tristan noch zu, bevor sie ihr folgte und die große Eingangshalle betrat. Tristan überdrehte noch einmal die Augen und schlenderte hinter den Beiden in die Halle.

Die Eingangshalle war festlich geschmückt. Die Gellars hatten wieder mal nicht an Mühen und Kosten gespart. Die Treppen, die in der Mitte der Eingangshalle zum ersten Stock führten, waren mit Girlanden, Tüll und Luftballons geschmückt. Überall waren Cocktailtische aufgestellt und um sie herum hatten sich schon einige Leute versammelt, die sich den langweiligen Konversationen hingaben und dabei gemächlich an ihren Long Island Teas schlurften. An der Decke über der Treppe hing ein großer Banner mit der Aufschrift „Herzlich Willkommen Familie Kim“. Tristan musste gleich zweimal hinsehen, um erkennen zu können, dass unter dem Familie Kim noch ein weiterer Name stand. Rory, die dies ebenfalls bemerkt hatte, wandte sich zugleich an Mrs. Gellar. „Oh ich wusste nicht, dass wir mehr als eine Familie willkommen heißen.“, meinte sie und fasste Mrs. Gellar leicht an deren Ellenbogen, um diese zu stoppen. „Oh ja. Das wussten wir auch nicht. Die Danes sind erst gestern hierher gezogen. Wir dachten wir legen ihre Willkommensfeiern zusammen. Je mehr Leute wir sind desto mehr Spaß macht das Ganze doch.“, lächelte sie und wollte sich schon wieder umdrehen, aber Rory war nun neugierig geworden. „Und woher kommen die Danes?“, fragte sie und Tristan bemerkte das Funkeln in ihren Augen. Für sie wurde der Abend immer besser. „Oh sie kommen aus so einer Kleinstadt in Connecticut. Ich konnte mir den Namen nicht merken. Irgendetwas von dem man noch nie etwas gehört hat.“ „Haben sie Kinder?“ Mrs. Gellar lachte leicht, was Rory verwunderte. „Oh nein. Mr. Danes ist nicht verheiratet. Er ist mit seinem Neffen hierher gezogen.“ „Sie sind also nur zu zweit?“ Tristan bemerkte die Enttäuschung in Rory’s Stimme und er musste ein Grinsen unterdrücken. Diesmal gab es also keine Ehefrauen. „Ja meine Liebe. Mr. Danes habe ich schon kennen gelernt. Ein netter Mann. Mit seinem Neffen hatte ich leider noch nicht das Vergnügen, aber das wird sich ja heute Abend ändern. Wenn du willst stelle ich dir Mr. Danes nachher vor.“ Rory nickte bedächtig. „Ja das würde mich freuen.“, lächelte sie Mrs. Gellar an und diese nickte zufrieden. „Nun gut, dann amüsiert euch schön. Und lasst es mich wissen, falls ihr mich braucht.“ Und mit diesen Worten schritt sie die Eingangshalle voran zur nächsten Tür, die, wie Rory und Tristan wussten, in den Speisesaal führte.

„Also auf in die Schlacht.“ „Tristan!“, seufzte Rory und hielt sich mit der Hand die Stirn. „Was? Ich sag doch nur die Wahrheit.“ Mit einem Kopfschütteln drehte sie sich zu ihm und starrte ihn an. „Ich meine es ernst, DuGrey, und ich sage es nur noch einmal. Benimm dich!“ „Hey ich bin die Unschuld in Person.“ „Wer’s glaubt.“ Rory verdrehte die Augen und atmete tief ein. Tristan beobachtete sie mit eine zufriedenen Grinsen. „Ich wünsch dir viel Spaß, Schwesterherz.“, lächelte er und machte auf dem Absatz kehrt um ein paar Bekannten von ihm an einem der Cocktailtische zu begrüßen. Rory schaute ihm noch einige Augenblicke wütend hinterher, bevor auch sie wieder ihre charmantes Lächeln aufsetzte und sich auf den Weg zu der Bar machte.