So ihr lieben, eigentlich wollte ich mit dem Finalteil etwas länger warten, aber die Ungeduld hat mich (mal wieder) übermannt.
Inhaltlich gibt der Teil nicht mehr wirklich viel her, er ist eher ein Kontrastprogramm, zu Bellas Gedanken, wie sie in Eclipse zum Thema Hochzeit/Ehe ausgesehen haben.
Viel Spaà beim Lesen!
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Die Welt im Tageslicht
Hätte sie jemand gesehen, so wie sie gerade aussah, hätte niemand auch nur ansatzweise vermutet, das heute ein besonderer Tag war.
Sie hatte den Tag frei, wenn man so wollte. Dabei lag die Betonung auf Tag. Es war geplant das ihre Mum, Esme und Alice am Abend zu ihr kommen würden, um ihr zu helfen, sich für das Ereignis zurecht zumachen. Das Ereignis.
Es war ein Ereignis, ein gutes, ein schönes, eines, dass sie nun endlich mit all den Gefühlen erfüllte, die normalerweise damit einhergehen. Aufregung, Glück, ein Gefühl als hätte man Watte im Kopf, dann dieses Kribbeln im Bauch, in jedem Körperteil. Ungeduld. Erwartungen.
Es war der letzte Tag, den sie hier verbringen würde, in Charlys Haus, ihrem Haus, dem Haus in dem sie die ersten sechs Monate ihres Lebens verbracht hatte. Um dieses Ereignis zu würdigen, hatte sie sich nach dem aufstehen die bequemsten Kleidungsstücke geschnappt, die sie finden konnte, hatte geduscht, sich angezogen und schlieÃlich ihre halbzerfallene Ausgabe von Emily Brontes Sturmhöhe aus dem Regal, in ihrem Zimmer, dem Zimmer, das nie jemand anderem gehört hatte, geschnappt.
Charly war arbeiten. Er hatte zwar angeboten, den Tag frei zu nehmen, um ihr zu helfen ihre restlichen Sachen zusammenzupacken, aber sie hatte ihm klar gemacht, dass es nichts mehr zu tun gab.
Es war schon alles in Kisten verstaut, bis auf die ein oder andere Kleinigkeit. Mit der Hilfe ihrer neuen Schwestern und Brüder, mit der Hilfe ihres Ehemanns, würde es nicht lange dauern alles in ihr neues Zuhause zu bringen. Wobei die Sachen dort nur einen kurzen Zwischenstop machten.
Ihr neues Zuhause, das doch nie ihr Heim sein konnte, sie durfte nicht mehr zurückkehren, nach Forks, nicht nachdem Edward sie verwandelt hatte.
Würde sie den ganzen Kram überhaupt noch brauchen? Klar, einige Dinge hatten einen kolossalen persönlichen Wert, aber andere Dinge waren mehr oder weniger unnütz. Vielleicht hatte sie Glück und fand irgendwann, bevor sich alles veränderte, noch ein paar Minuten Zeit, um ein paar Dinge auszusortieren.
Der Tag der Hochzeit, war so gelegt worden, dass ihnen danach nur noch zwei Wochen blieben. Zwei Wochen, bis sie im College sein mussten und in diesen zwei Wochen waren sie in den Flitterwochen. In diesen zwei Wochen würde sich ihre Welt für immer verändern.
Sie stieg die Treppe hinab, versuchte sich jedes Detail einzuprägen. Die quietschenden Stufen, das raue Holz des Geländers unter ihrer Handfläche.
Würde sie es vergessen? Würde sie im Laufe der Jahre vergessen, wie es hier aussah? Konnte sie nicht doch noch mal zurückkommen? Irgendwann? Edward hatte es doch auch geschafft sich immer wieder hinein zu schleichen, ohne das jemand, weder sie noch Charly, etwas bemerkt hatten. Aber er war auch Edward. Er konnte alles, sogar sie davon überzeugen, das eine Hochzeit, eine Ehe, das Leben als Ehepaar, als Mann und Frau, ihnen nichts anhaben konnte.
In der Küche landete ihr Buch ohne umschweife auf dem Küchentisch. Ein letzter prüfender Blick in den Gefrierschrank. Sie hatte dafür gesorgt das Charly in der ersten Zeit ihrer Abwesenheit nicht verhungern musste.
Abwesenheit. Ein Lächeln breitete auf ihrem Gesicht aus. Abwesenheit traf es nicht mal annährend. Sie hatte nie daran geglaubt Charly gegenüber jemals das Verantwortungsgefühl zu entwickeln, das sie Renée gegenüber empfand und doch hatte sie es getan. Aber nun, lagen neue Aufgaben vor ihr. Selbstkontrolle, würde eine davon sein.
Sie aà eine Kleinigkeit, spülte ihr Geschirr, räumte es weg und griff erneut nach ihrem Buch. Sie streifte kurz durchs Wohnzimmer und nahm im vorbeigehen eine der Decken von der Couch.
Wenn sie nur ein paar Tage zurückdachte, erschien ihr alles so unwirklich. Ihre Gefühle, ihre Reaktionen. Wie viel Spaà hätte alles machen können, wenn sie früher begriffen hätte?
So viel SpaÃ, wie die letzten Tage. Nach all der Abneigung ,die sie empfunden hatte, waren die letzten Tage so schön, so unglaublich gewesen. Die Anprobe ihres Kleides, mit Schuhen, Haarschmuck, um sicher zu gehen, dass tatsächlich nichts mehr geändert werden musste.
Selbst Alice hatte ihren Glanz zurück. Alles schien wieder heller.
Die Wolken hatten sich aus Forks verzogen, wenn auch nur in ihrem Kopf.
Sie bereute es die Hochzeitsvorbereitungen, nicht so genossen zu haben, wie es sich gehörte. Andererseits hatte Alice, mal wieder die gute Alice, die, die alles irgendwie in Ordnung brachte, sie getröstet.
Sie hatte gemeint, in fünfzig, sechzig Jahren, könnten sie wieder heiraten. Immerhin Rosalie und Emmett hatten inzwischen auch schon zwei Hochzeiten hinter sich.
Sie hatte sich vorgenommen diesen, ihren letzten Tag als Isabella Swan zu genieÃen, aber nichts was sie tat, konnte ihre Gedanken von der kommenden Nacht ablenken. Nur noch wenige Stunden, bis sie nicht mehr Isabella Swan sein würde, sondern ein für alle mal, bis in alle Ewigkeit, Isabella „Bella“ Cullen.
Um unabhängig vom Wetter zu sein, hatten sie entschlossen Nachts zu heiraten. Ob Wolken oder Sonne, spielte dann keine Rolle.
Mitternacht, Nulluhr, vierundzwanzig Uhr, die Stunde der Mythen und Geister.
Eigentlich hatten sie darauf gehofft Alice könnte ihnen sagen, wie das Wetter werden würde, aber Wochen im voraus konnte selbst sie keine sichere Aussage machen.
Seit ein paar Tagen nun wussten sie, dass es ein Tag sein würde, wie fast jeder andere in Forks, aber das änderte nichts an der Planung. Wie auch? Die Einladungen waren verschickt.
Bella machte es nichts aus. Nicht heute und abgesehen davon, gefiel ihr die Idee von einer Mitternachtshochzeit, unter Sternen, im Garten der Cullens, erleuchtet von hunderten, tausenden, funkelnder Lichter.
Inzwischen hatte sie sich die Decke um die Schulter geschlungen, der wollige Stoff reichte ihr bis zu den Waden und betrat mit dem zerfledderten Roman in der Hand Charlys Garten.
Doch es machte ihr was aus.
Wie gerne hätte sie heute, an diesem von allen Tagen, die Sonne gesehen?
Gesehen, wie die Feuchtigkeit auf den Wiesen und Bäumen im Morgenlicht funkelte. Wie gerne hätte sie sich ein letztes Mal davon überzeugt, das in der Sonne alles anders aussah, das selbst Farben, plötzlich anders waren.
Helle, fröhliche Töne, statt dunkle, gedeckte.
Sie setzte sich auf den feuchten Boden, es war ihr egal das die Decke die Feuchtigkeit aufsog und sie langsam zu ihrem Hintern und den Oberschenkeln trug. Sie würde die Decke waschen, noch bevor der Abend kam, um Charly die Arbeit zu ersparen.
Graue, trübe Tage, wie der heutige, davon gab es noch genug für sie. Nur selten, seltener, als während ihrer zwei Jahre hier, würde sie die Sonne sehen.
Nicht jeder Ort hatte eine Lichtung, wie die in den Wäldern rund um Forks. Und selbst wenn, würden sie sich nicht auf jeder so sicher sein können, wie hier, das niemand sie sah. Wie sie glitzerten. Zwei ausgewachsene Diamanten, glücklich vereint.
Wie viele Tage würde sie noch als Mensch aufwachen? Wie oft würde sie überhaupt noch aufwachen?
Das alles spielte keine Rolle. Hatte es bei ihrer Entscheidung nie.
Verdammt die Sonne, verdammt helle Tage.
Die Welt im Tageslicht, solange sie nicht von Wolken, Regen, getrübt wurde, war nicht mehr ihre Welt.
Würde es nie wieder sein.
Und immer noch spielte es keine Rolle, denn sie bekam was sie wollte.
Eine Ewigkeit mit Edward.
Sie hatte keine Chance die Reaktionen ihres Körpers zu kontrollieren. Ihre Mundwinkel die nach oben gingen, ihr Herz das einen Tick schneller schlug, als sonst, ihre Hände, die zitternd das Buch aufschlugen.
Heute war ein besonderer Tag. Nicht ihr letzter als Mensch, noch nicht.
Aber ihr letzter als unverheiratete Frau und dieser Gedanke überragte, alles, selbst den Gedanken an das verlorene Sonnenlicht, etwas das sie liebte, genoss, wertschätzte.