Hallo!
Geht schon weiter, ich hoffe, euch gefällt der Teil.
2. Teil
Es war schwierig zu sagen, wann alles begonnen hatte. Ich bezweifelte, dass es möglich war einen genauen Zeitpunkt für die Veränderung einer Person, und somit der Leben so vieler betroffener Menschen, zu fixieren. Es war zu viel passiert. Vielleicht gab es ihn aber doch â den Abend, nachdem mein Leben begonnen hatte, eine andere Richtung einzuschlagen.
--------- Flashback --------
Es war eine laue Spätfrühlingsnacht, kurz vor dem Abschluss meines ersten Studienjahres in Yale. Ich hatte einen furchtbaren Abend hinter mir. Dean hatte mich abgeholt und zurück zum Wohnheim gebracht. Ich erinnere mich, wie dankbar ich ihm damals dafür war. Wir unterhielten uns gerade vor meiner Wohnungstür, als plötzlich Jess das Wohnheim betreten hatte und auf mich zukam. Mein Herz blieb stehen. Er hatte vor einem Jahr wortlos Stars Hollow verlassen. Ich war nahe daran gewesen den Schmerz endlich verarbeitet zu haben, als er plötzlich zurückgekommen war und mir seine Liebe gestand hatte. Doch er war wieder gegangen â ohne eine Antwort abzuwarten. Er hatte mein Herz ein weiteres Male gebrochen.
--------- Flashback Ende---------
Ich atmete tief durch. Die Augen meiner Mutter ruhten auf mir. Ihr Gesicht war emotionslos.
Es fiel mir so schwer über Jess zu sprechen. Der alte Schmerz kam wieder hoch. Ich erinnerte mich an die vielen Nächte, in denen ich weinend im Bett gelegen hatte. Jess war meine groÃe Liebe gewesen. Meine Gefühle für ihn hatten mich überwältigt. Nie zuvor hatte ich einen Mann so sehr geliebt und niemals danach sollte ich einen Mann wieder so sehr lieben können.
--------- Flashback ---------
Obwohl etwas in mir ihn sofort bitten wollte zu gehen, lieà ich ihn in mein Zimmer kommen. Ich wollte wissen, was er mir noch zu sagen hatte. Und als ich es erfuhr, fiel ich aus allen Wolken. Ich hatte mit Vielem gerechnet. Aber nicht damit.
--------- Flashback Ende---------
Ich spürte die knöcherne Hand meiner Mutter, wie sie sanft über meinen Unterarm strich. Mum wusste, was sich in meinem Inneren gerade abspielte.
--------- Flashback ---------
ââ¦Sag nur nein, wenn du nicht mit mir zusammen sein möchtest.â
âNein.â Es war schnell gekommen. Es hatte unsere Herzen in tausende Stücke zerrissen. Ich glaubte hören zu können, wie sie zerbrachen.
Seine Augen waren so verletzt, als er den Raum verlieÃ.
Ich habe mich sehr oft gefragt inwiefern unser aller Leben wohl anders verlaufen wäre, wenn ich ihn nicht abgewiesen hätte.
Doch was hätte ich tun sollen? Mit ihm gehen? Alle Menschen, die mir lieb sind, zurück lassen? Das Studium abbrechen?
Es war so unerwartet gekommen. Vielleicht hätte ich anders reagiert, wenn ich es gewusst hätte. Vielleicht hätte ich ihn gebeten nach Stars Hollow zu kommen? Vielleicht wäre es möglich gewesen wieder Vertrauen aufzubauen? Vielleicht hatte er sich wirklich bereits damals geändert.
Und wieder beginne ich über Fragen nachzudenken, auf die ich niemals eine Antwort bekommen werde.
Warum sind wir Menschen so besessen davon unsere Vergangenheit zu hinterfragen? Warum können wir vergangene Entscheidungen nicht einfach akzeptieren? Immerhin sind sie doch aus bestimmten Gründen getroffen worden, oder nicht?
Ich hatte Angst, groÃe Angst wieder verletzt zu werden. Ich konnte ihm nicht mehr vertrauen.
Die einfachste Möglichkeit schien mir, ihn aus meinem Leben zu verbannen. Ich ahnte nicht, dass ich ihn zwölf Jahre später zufällig wieder sehen würde.
--------- Flashback Ende--------
Mum drückte sanft meinen Arm. Eine Träne rann über meine Wange und tropfe auf ihre Hand. Ich sah ihr nicht in die Augen. Sie würde darin lesen, wie sehr ich ihn noch immer liebe. Sie wusste es auch so.
--------- Flashback ---------
Jess endlich zu vergessen schien mir die einzig richtige Möglichkeit. Ich wollte wieder glücklich sein.
Ich sprach mit meiner damaligen besten Freundin Lane über Jess. Sie hatte Recht, einer der Gründe warum ich Jess so sehr liebte, war seine Unberechenbarkeit.
Dean war schon immer sehr berechenbar gewesen. Unsere Beziehung war zwar einigermaÃen glücklich gewesen, aber alles andere als erfüllt. Ich hatte immer gespürt, dass mir etwas fehlte.
Und dann kam Jess und brach mein Herz zwei Mal. Ich selbst brach es das dritte Mal.
Dean war verheiratet mit Lindsay, eine Frau die er nicht liebte und die nicht zu ihm passte.
Ich wusste, Dean würde mich niemals verletzten und mich wirklich lieben. Ich wollte Sicherheit, Halt und Liebe. Da ich glaubte, dies bei Dean zu bekommen, wollte ich ihn lieben. Ich habe es mir selbst immer wieder eingeredet, doch niemals wirklich geglaubt. Es war unfair ihm gegenüber, doch ich war mir tatsächlich sicher ihn irgendwann wieder lieben zu können. Diese Sehnsucht nach Nähe und Liebe führte schlieÃlich dazu, dass ich mich von ihm verführen lieÃ. Er würde Lindsay verlassen, da war ich mir sicher. Doch er verlieà sie niemals - Du hast von Anfang an Recht gehabt, Mum.
--------- Flashback Ende---------
âIch erinnere mich daran. Du sagtest, du würdest mich hassen und hast das Haus verlassen.â Mums Augen tränten. Unser erster heftiger Streit schmerzte sie noch nach all diesen Jahren. Ich spürte erneut einen Druck auf meinem Herzen. Diesen anderen Abend, vor mehr als zwanzig Jahren, würde ich niemals vergessen.
--------- Flashback ---------
Wir standen im Flur des groÃen Hauses, das Logan vor einigen Jahren gekauft hatte.
Carol hielt zwei Koffer in ihren Händen. Ihre Augen waren gerötet, ihre wunderschönen Haare ganz verwühlt.
âDrehst du jetzt vollkommen durch?â Ich konnte nicht glauben, was ich gerade gehört hatte.
âIch bin alt genug um meine Entscheidungen alleine zu treffen.â Carol atmete tief durch und blickte mir selbstbewusst in die Augen. Ich konnte ihre Unsicherheit trotzdem spüren.
âDu bist noch keine zwanzig! Ich werde es nicht zu lassen, dass du alles aufgibst nur wegen eines Mannes!â
âSein Name ist Ramon, Mum. Merke es dir endlich!â
âDu wirst dein Studium hier beenden!â
âNein.â
Plötzlich fiel es mir wie Schuppen vor die Augen. âSag mir jetzt bloà nicht, dass er dich geschwängert hat?â Ich hatte diese Frage anders formulieren wollen, aber mein Mund war schneller gewesen.
Carol versuchte die aufkeimenden Tränen hinunterzuschlucken. âNein, Mum. Ich liebe ihn einfach. Ich halte es hier nicht mehr aus.â Tränen rannen über ihre blassen Wangen.
âWas willst du mir damit sagen?â Anstatt sie zu umarmen und zu trösten, stemmte ich meine Hände in die Hüften und blickte sie wütend an.
âDu hast mich niemals geliebt, Mumâ¦â
Ich war wie gelähmt, konnte nicht fassen was sie eben gesagt hatte.
âDu hast mir doch immer insgeheim die Schuld für alles gegeben! Wäre ich nicht geboren worden, hättest du dein Studium nicht pausieren müssenâ¦und hättest Dad niemals geheiratet! Was kann ich denn dafür? Hättet doch besser verhütet!â
âWie kannst du nurâ¦â Ich war sprachlos.
âDu liebst Jenny, unser aller Sonnenschein. Und natürlich Matt. Er ist schlieÃlich der Sohn deiner Jugendliebe! Aber michâ¦nein, mich, hast du niemals geliebt!â
âWie bitte? Wiederhole das!â
Carol wischte sich die Tränen von der Wange. âDachtest du etwa, ich wüsste es nicht. Für wie dumm hältst du mich? Ich war im Nebenraum als du mit Grandma gestritten hast!â
âDu hast uns belauscht?â
âJa. Eigentlich wollte ich Grandma nur etwas fragen, aber dann habe ich einige sehr interessante Wortfetzen aufgeschnappt und bin stehen geblieben. Du hast Dad betrogen!â
âCarolâ¦â
âIch habe dir nichts mehr zu sagen.â Sie drehte sich noch einmal um bevor sie das Haus verlieÃ.
âSprich dich bitte endlich mit Grandma aus.â Wie oft hatte sie das schon zu mir gesagt? Wir hatten seit der Beerdigung meiner GroÃmutter keinen Kontakt mehr zu Mum gehabt. Es waren zu viele Dinge passiert. Ihre Vorwürfe über mein angeblich falsches Verhalten Logan gegenüber waren nur mehr das berühmte Tüpfelchen am i gewesen.
âDas geht dich nichts an.â
âDoch, das tut es. Du wolltest niemals, dass sie sich in dein Leben einmischt. Doch was tust du bei mir?â
âEr wird dir wehtun! Ihr seid zu verschiedenâ¦â
âWarum? Weil er zu wenig Geld hat? Lass mich endlich mein eigenes Leben leben!â
âIn spätestens einem halben Jahr, wirst du wieder vor meiner Tür stehen und mir sagen, dass ich Recht hatte. So war es doch immer, wenn du eigene Entscheidungen getroffen hast.â
Carol schluchzte. âIch hasse dich.â Sie lieà die Tür mit einem Knall in das Schloss fallen.
Ich glaubte, mein Herz würde zerspringen. Hatte sie das eben wirklich gesagt? Meine Kleine, die es bei mir immer so gut gehabt hatte? Ich hoffte aus einem bösen Traum zu erwachen. Meine kleine Tochter konnte nicht gegangen sein.
Ich weià nur mehr, dass die Fliesen des Flurs kalt waren. Ich muss Stunden dort gesessen haben. Wie lange kann ein Mensch weinen?
Zwei kleine Arme legten sich tröstend um meinen Hals. âMummy!â Ich zog die kleine Jenny zu mir und hielt sie fest. Carols Worte hallten immer wieder in meinem Kopf. Hatte sie recht gehabt mit ihren Vorwürfen? Der Druck auf meinem Herzen verstärkte sich, ich glaubte zu ersticken.
--------- Flashback Ende ---------
âIch habe es nicht ernst gemeint. Ich war so verzweifelt, so wütend â weil ich im tiefsten Innersten wusste, wie Recht du hattest. Es tut mir so leid, Mum. Ich habe dich immer geliebt, jede Sekunde meines Lebens!â Der Druck auf meinem Herzen löste sich etwas. Befreiende Tränen liefen über meine Wangen.
âIch liebe dich auch, mein Schatz.â Mum lächelte leicht.
Ich umarmte sie schluchzend. Es war so ein wundervolles Gefühl in ihren Armen zu liegen.
Ich hätte früher mit ihr sprechen müssen. Ich fühlte mich plötzlich so geborgen und sicher. Ich war bei meiner Mum, bei meiner geliebten Mum. Ich weinte.
Sie wird sterben. Hatte Luke gesagt. Nein, sie durfte nicht sterben. Sie durfte mich jetzt nicht alleine lassen. Ich löste mich sanft von ihr.
âErzähl weiter, Kleines.â Forderte sie mich auf. Warum hatte sie es so eilig? Es schien als wollte sie die letzten über vierzig Jahre in wenigen Stunden aufarbeiten.
Sie wird doch nicht⦠Ich schluckte und wagte nicht einmal daran zu denken.
âDu bist hinausgegangen und hast mich getröstet. Wirâ¦wir haben uns wieder vertragen.â Die Wahrheit war, dass der Streit bezüglich Deans den ersten kleinen, noch kaum merklichen Knacks unserer Beziehung verursacht hatte.
âDu liebst ihn immer nochâ¦â Sagte Mum plötzlich.
Ich spürte, dass sie nicht über Dean sprach. âJa.â Sagte ich leise, kaum hörbar. Doch sie hörte es und nickte leicht.
Ich hatte jahrelang versucht, aufzuhören Jess zu lieben. Doch gelungen ist es mir bis heute nicht.
âRoryâ¦â Mum sah mich müde an.
âJa?â Ich machte mir Sorgen, sie war blasser geworden.
âWürdest du mir einenâ¦Tee bringen?â
Ich musste über die Art, wie sie das Wort âTeeâ herauspresste, lächeln. Gleichzeitig versetzte es meinem Herzen einen Stich.
Mum würde niemals Tee trinken, wenn es nicht zwingend notwendig wäre.
âNatürlich.â
âIch bin müde, Mäuschen. Erzähle mir morgen, wie es weiter gegangen ist."
Ich nickte leicht und ging zum Stiegenabgang. In der Küche angekommen, sank ich auf den Boden und begann zu weinen.
Bitte gebt mir FB, damit ich weià ob euch die FF gefällt (bzw. ob ich weiter schreiben soll). Freu mich natürlich auch über konstruktive Kritik und Verbesserungstipps
Bussi Selene