29.06.2005, 18:39
Hab mich mal an einen neuen Teil gesetzt. Ich hoffe, er ist okay, weil er mir persönlich mal wieder überhaupt nicht zusagt. Naja, urteilt selbst...
Teil 5
Klar konnte ich die Handschrift meiner Mutter erkennen. Sie war unverkennbar. Die Ecken waren zum Teil angezündet worden, sodass der schwarze Rand deutlich zu sehen war. Etwas verknittert sah er auch aus, die Schrift war teilweise verlaufen.
„Liebe Mrs. Selky!“ war der erste Satz darin. „Ich weià nicht, wie ich anfangen soll, dieser Brief ist sehr schwer für mich zu schreiben. Doch ich möchte ihnen hiermit berichten, dass es ihrem Sohn gut geht. Er ist hier gut aufgehoben, hat alles was er braucht, sie brauchen…“ Doch nun stockte ich.
Der Brief musste in den Regen gekommen sein, denn teilweise verfloss die Tinte in alle Richtungen, es war unmöglich, weiter zu lesen. Zu verschmiert war der folgende Teil. Es zeichneten sich überall kleine getrocknete Tropfen darauf ab. „Höchstens“…ich dachte nach. Nein, das konnte nicht sein, hatte meine Mutter etwa geweint, als sie diesen Brief verfasste? Aber wieso? Unverständlich schüttelte ich den Kopf und hielt das Blatt ins Licht. Vielleicht konnte man nun etwas herauslesen. Ich drehte und wendete den Brief, wie es mir möglich war, doch erkennen konnte ich nichts. Mit einem tiefen Seufzer lieà ich den Brief sinken und legte mich zurück aufs Bett.
Gedankenverloren starrte ich die weiÃe Decke an, auf der meine Eltern kleine leuchtende Sterne angeklebt hatten, die in der Nacht leuchteten. Meine Mutter hatte schon immer einen Sinn für Romantik, was meistens eher in den Bereich Kitsch überging. Amüsiert musste ich etwas schmunzeln.
Nach einer kleinen Weile setzte ich mich auf und blickte mich im Zimmer um. Ich sah das Chaos auf dem Boden liegen, das ich soeben verursacht hatte. Schnell begriff ich, dass ich alles wieder in seinen alten Zustand versetzen musste, ehe meine Familie nach Hause kam. Andererseits würden sie mich Löcher in den Bauch fragen, was ich in ihrem privaten Bereich zu suchen hatte. Fein säuberlich legte ich die Papiere meines Vaters, die ich achtlos herausgezogen und durch die Luft gewirbelt hatte, zusammen.
Erschöpft setzte ich mich noch einmal auf das Bett und dachte nach. Was hatte dieser Brief zu bedeuten? Der darin erwähnte Sohn? Sollte ich das etwa sein? Aber das konnte nicht sein, ich wuchs schlieÃlich in diesem Haus bei dieser Familie auf, seitdem ich denken konnte. Unbemerkt lieà ich meine Augen durch das Regal schweifen, das vor mir an der Wand hing. Es war voller alter Bücher, die alle meinem Vater gehörten und die sein Ein und Alles waren. Wir wussten nicht wieso, doch auch an sie durften wir keine Hand anlegen. Er erzählte uns, es seien alte Bücher über Runen, tausende von Jahren alt. Als meine Schwester Ashley und ich noch Kinder waren, saÃen wir immer beisammen im Wohnzimmer, mein Vater hatte uns auf dem SchoÃ, und dabei erzählte er uns seine Geschichten, die er erlebt hatte. Er war bei diversen wichtigen Ausgrabungen anwesend, auch bei einer der für die Menschheit sehr wichtige Entdeckung. Dem Grab des Tutanchamun. Meiner Schwester und mir fielen die Kinnladen hinunter. Wir konnten nichts antworten, zu überrascht waren wir damals. Doch als ich etwa fünfzehn Jahre alt war, stellte ich Nachforschungen über den Fund dieses Grabes an. Ich fand heraus, dass es bereits 1923 entdeckt wurde, also lange Zeit vor der Geburt meines Vaters. Doch so gutmütig ich auch war, hatte ich ihn bis heute in dem Glauben gelassen, dass ich ihm diese Geschichte abkaufte. Zu glücklich und stolz war er damals, diese Geschichten zu berichten und zu sehen wie beeindruckend wir sie fanden.
Nach einer weiteren Umschweife durch die Regale blieb ich an einem bunten Album hängen, dass ziemlich verstaubt zwischen den alten Runenbücher lagerte. Vorsichtig zog ich es heraus und öffnete es. Es war ein Fotoalbum mit einigen Kommentaren, die unter jedem Foto standen.
Auf der ersten Seite war ein Bild von der Hochzeit meiner Eltern im Jahre 1984 abgebildet. Ich betrachtete es lange, blätterte jedoch aus Neugierde einfach weiter. Zwischendurch blieb ich bei den zu süÃen Babybildern meiner Schwester hängen oder Bildern von uns beiden, in unseren früheren Jahren. Doch allmählich fiel mir auf, dass es kein einziges Babybild von mir in diesem Album gab. Auf den übrigen musste ich schon mindestens drei Jahre alt gewesen sein. Ich konnte weder Fotos aus meinen Babytagen, noch Fotos von mir und meinem Hund Taxi finden. Es war, als hätte ich vor meinem dritten Lebensjahr nicht existiert. All die Erinnerungen, die meine Eltern an die ersten drei Jahre hatten, mussten ausgelöscht sein. Nun verstand ich nichts mehr, meine Familie wurde mir immer rätselhafter. Was hatten sie nur zu verbergen?
Als ich einen Schlüssel im Türschloss drehen hörte, versuchte ich, so schnell wie möglich das Album wieder an seinen alten Platz zu stellen, ehe jemand bemerkte, dass ich in diesem Zimmer herumgeschnüffelt hatte. In Eile stellte ich es zurück, ehe ich ein Räuspern hinter meinem Rücken wahrnehmen konnte…
...wird fortgesetzt....
Teil 5
Klar konnte ich die Handschrift meiner Mutter erkennen. Sie war unverkennbar. Die Ecken waren zum Teil angezündet worden, sodass der schwarze Rand deutlich zu sehen war. Etwas verknittert sah er auch aus, die Schrift war teilweise verlaufen.
„Liebe Mrs. Selky!“ war der erste Satz darin. „Ich weià nicht, wie ich anfangen soll, dieser Brief ist sehr schwer für mich zu schreiben. Doch ich möchte ihnen hiermit berichten, dass es ihrem Sohn gut geht. Er ist hier gut aufgehoben, hat alles was er braucht, sie brauchen…“ Doch nun stockte ich.
Der Brief musste in den Regen gekommen sein, denn teilweise verfloss die Tinte in alle Richtungen, es war unmöglich, weiter zu lesen. Zu verschmiert war der folgende Teil. Es zeichneten sich überall kleine getrocknete Tropfen darauf ab. „Höchstens“…ich dachte nach. Nein, das konnte nicht sein, hatte meine Mutter etwa geweint, als sie diesen Brief verfasste? Aber wieso? Unverständlich schüttelte ich den Kopf und hielt das Blatt ins Licht. Vielleicht konnte man nun etwas herauslesen. Ich drehte und wendete den Brief, wie es mir möglich war, doch erkennen konnte ich nichts. Mit einem tiefen Seufzer lieà ich den Brief sinken und legte mich zurück aufs Bett.
Gedankenverloren starrte ich die weiÃe Decke an, auf der meine Eltern kleine leuchtende Sterne angeklebt hatten, die in der Nacht leuchteten. Meine Mutter hatte schon immer einen Sinn für Romantik, was meistens eher in den Bereich Kitsch überging. Amüsiert musste ich etwas schmunzeln.
Nach einer kleinen Weile setzte ich mich auf und blickte mich im Zimmer um. Ich sah das Chaos auf dem Boden liegen, das ich soeben verursacht hatte. Schnell begriff ich, dass ich alles wieder in seinen alten Zustand versetzen musste, ehe meine Familie nach Hause kam. Andererseits würden sie mich Löcher in den Bauch fragen, was ich in ihrem privaten Bereich zu suchen hatte. Fein säuberlich legte ich die Papiere meines Vaters, die ich achtlos herausgezogen und durch die Luft gewirbelt hatte, zusammen.
Erschöpft setzte ich mich noch einmal auf das Bett und dachte nach. Was hatte dieser Brief zu bedeuten? Der darin erwähnte Sohn? Sollte ich das etwa sein? Aber das konnte nicht sein, ich wuchs schlieÃlich in diesem Haus bei dieser Familie auf, seitdem ich denken konnte. Unbemerkt lieà ich meine Augen durch das Regal schweifen, das vor mir an der Wand hing. Es war voller alter Bücher, die alle meinem Vater gehörten und die sein Ein und Alles waren. Wir wussten nicht wieso, doch auch an sie durften wir keine Hand anlegen. Er erzählte uns, es seien alte Bücher über Runen, tausende von Jahren alt. Als meine Schwester Ashley und ich noch Kinder waren, saÃen wir immer beisammen im Wohnzimmer, mein Vater hatte uns auf dem SchoÃ, und dabei erzählte er uns seine Geschichten, die er erlebt hatte. Er war bei diversen wichtigen Ausgrabungen anwesend, auch bei einer der für die Menschheit sehr wichtige Entdeckung. Dem Grab des Tutanchamun. Meiner Schwester und mir fielen die Kinnladen hinunter. Wir konnten nichts antworten, zu überrascht waren wir damals. Doch als ich etwa fünfzehn Jahre alt war, stellte ich Nachforschungen über den Fund dieses Grabes an. Ich fand heraus, dass es bereits 1923 entdeckt wurde, also lange Zeit vor der Geburt meines Vaters. Doch so gutmütig ich auch war, hatte ich ihn bis heute in dem Glauben gelassen, dass ich ihm diese Geschichte abkaufte. Zu glücklich und stolz war er damals, diese Geschichten zu berichten und zu sehen wie beeindruckend wir sie fanden.
Nach einer weiteren Umschweife durch die Regale blieb ich an einem bunten Album hängen, dass ziemlich verstaubt zwischen den alten Runenbücher lagerte. Vorsichtig zog ich es heraus und öffnete es. Es war ein Fotoalbum mit einigen Kommentaren, die unter jedem Foto standen.
Auf der ersten Seite war ein Bild von der Hochzeit meiner Eltern im Jahre 1984 abgebildet. Ich betrachtete es lange, blätterte jedoch aus Neugierde einfach weiter. Zwischendurch blieb ich bei den zu süÃen Babybildern meiner Schwester hängen oder Bildern von uns beiden, in unseren früheren Jahren. Doch allmählich fiel mir auf, dass es kein einziges Babybild von mir in diesem Album gab. Auf den übrigen musste ich schon mindestens drei Jahre alt gewesen sein. Ich konnte weder Fotos aus meinen Babytagen, noch Fotos von mir und meinem Hund Taxi finden. Es war, als hätte ich vor meinem dritten Lebensjahr nicht existiert. All die Erinnerungen, die meine Eltern an die ersten drei Jahre hatten, mussten ausgelöscht sein. Nun verstand ich nichts mehr, meine Familie wurde mir immer rätselhafter. Was hatten sie nur zu verbergen?
Als ich einen Schlüssel im Türschloss drehen hörte, versuchte ich, so schnell wie möglich das Album wieder an seinen alten Platz zu stellen, ehe jemand bemerkte, dass ich in diesem Zimmer herumgeschnüffelt hatte. In Eile stellte ich es zurück, ehe ich ein Räuspern hinter meinem Rücken wahrnehmen konnte…
...wird fortgesetzt....