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Registriert seit: 18.10.2004
Da es genug Nachfrage gab, hier ein neuer Teil.... Fb wie immer seehr gerne gesehen. Viel Spaà beim Lesen!
Da hätte ich mir denken können, dass irgendetwas nicht stimmte. Früher war es immer umgekehrt gewesen, ich war nachts zu meinen Eltern ins Schlafzimmer geschlichen, wenn mir die Vorhänge wieder einmal Angst machten oder ich einfach nicht schlafen konnte. Dann war ich zu meiner Mutter unter die Decke gekrochen und hatte mich wieder sicher gefühlt.
Dass es meiner Mutter in jener Nacht aus um Sicherheit ging, konnte ich nicht damals nicht ahnen. Sie war vor ihm geflohen, hatte sich an mich gekuschelt und leise geweint.
Es war eine merkwürdige Situation gewesen, sie hatte etwas Surreales an sich gehabt, so wie die ganze Nacht. Ich bin mir auch nicht sicher, ob meine Erinnerungen daran wirklich stimmen, oder ob ich mir nur einbilde, mich an manche Dinge zu erinnern. Als ich mit Hopie darüber gesprochen habe, meinte sie völlig andere Dinge. Sicher bin ich mir nicht mehr, wie die Dinge geschehen sind, doch die Tatsache, worauf jene Nacht hinauslief, bleibt unumstöÃlich die gleiche.
Es dauerte auch nicht lange, bis Emilys Vater ins Wohnzimmer kam. Seine Schritte waren nicht zu überhören, er machte sich nicht einmal die Mühe, leise zu sein, um die Kinder zu wecken.
âMary, komm sofort wieder her.â, befahl er seiner Frau, doch sie klammerte sich nur noch fester an Emily und ging nicht weiter auf seine Forderungen ein. Thomas drehte das Licht im Wohnzimmer auf, davon wurde nun auch Hopie geweckt, die nun fragend in das Licht blinzelte. Er beugte sich nach unten und griff nach Marys Hand. âLass sofort Emily los und komm wieder her. Wir sollten das nicht vor den Kindern klären.â, fuhr Thomas Mary an. Dabei zog er kräftig an Marys Hand und diese wurde unsanft von Emily weggerissen. âOder möchtest du, dass deine Kinder wissen, was für eine Ehefrau du bist?â, fragte er in einem ruhigen Ton nach. âThomas, bitteâ¦â, war alles, was Mary hervorbrachte. Als Antwort kassierte sie eine kräftige Ohrfeige. âDu bist meine Frau und du wirst deinen ehelichen Pflichten nachkommen, ob du willst oder nicht.â Bei diesen Worten umfasste er ihre Taille, hob sie hoch und warf sie über seine Schulter.
âEmily, hol die Nachbarn.â, rief Mary, ehe Thomas sie ins Schlafzimmer trug und auf das groÃe Bett warf.
Emily war inzwischen aufgesprungen und ihrem Vater gefolgt. Einen letzten Blick erhaschte sie noch auf ihre Mutter, die heulend auf dem Bett lag, ehe ihr Vater die Schlafzimmertüre zuwarf.
Es war grauenhaft, ich fühlte mich so unendlich hilflos, am liebsten wäre ich in das Schlafzimmer gelaufen und hätte meiner Mutter geholfen, doch ich hatte Angst. Mein Vater war so aggressiv gewesen, so völlig auÃer sich. Ich weiÃ, dass ich noch vor der Schlafzimmertüre gestanden bin, ehe ich in der Lage war, irgendetwas zu tun. Ich habe meine Mutter schreien gehört, dann habe ich Hopie hinter mir schluchzen gehört. Ich habe instinktiv ihre Hand genommen. Mit einem Mal hatte ich das Gefühl, dass ich sofort aus dieser Wohnung hinaus musste. Die Nachbarn, Mutter hatte mich gebeten gehabt, sie zu holen und genau das wollte ich jetzt auch tun.
Wir hatten zu niemandem ein besonders gutes Verhältnis gehabt, da sich niemand für die Angelegenheiten des anderen interessierte, aber ich habe dann bei den Nachbarn gegenüber geklingelt.
Eine gute halbe Stunde später stand die Polizei schlieÃlich unten vor der Türe. Es hatte in jener Nacht ein wenig länger gedauert, bis sie eine Streife schicken konnten, denn die Kriminalität in der Gegend war ständig steigend und sie waren hoffnungslos überlastet.
Die Nachbarin zeigte ihnen die Wohnung und die Polizei betrat sie. Emily schlich hinter ihnen nach, sie war neugierig, wollte wissen, was geschah, hatte aber auch Angst. Es war still, das Geschrei von früher hatte völlig aufgehört.
Ich war so erleichtert, habe gedacht, dass sich meine Eltern wieder versöhnt haben. Sie hatten oft gestritten und sich letztlich immer wieder versöhnt. Ich habe Hopie hinter mir in die Wohnung gezogen, wir haben beide darauf gewartet, dass unsere Eltern die Schlafzimmertüre aufmachen würden, als die Polizei klopfte, doch niemand öffnete. Einer der Männer drückte dann die Klinke nach unten, während ein zweiter eine Waffe nach oben hielt.
Das Bild, das sich mir dann bot, habe ich bis heute nicht vergessen. Und ich werde es auch nie vergessen.