So, hier gibts den neuen Teil. Viel spaà damit.
Graduation Day - zwei Worte die ihm Jahre lang alles bedeutet haben, die ihm am Leben gehalten hatten. Ein Ziel, auf das er hinarbeiten konnte, dem er Tag für Tag, Note für Note näher rückte, dem seine ganze Aufmerksamkeit galt, das er wie besessen verfolgte, wohl wissend, dass er es eines Tages erreichen würde. In den letzten zwei Jahren seiner Highschool Zeit hatte sich schon angekündigt, dass er wohl mehr schaffen würde, als dieses Ziel nur zu erreichen, er würde es als Bester durchschreiten, würde gewinnen. Und so war es dann auch. Alle anderen hatte er weit hinter sich gelassen, keiner konnte mit ihm mithalten, in jedem einzelnen Fach war er den anderen überlegen gewesen. Triumph, endlich war der Tag da, an dem die Welt anerkennen müsse, dass er, Richard Gilmore, etwas GroÃes geleistet hatte.
Am Rednerpult zu stehen und zu meinem Jahrgang zu sprechen, es war ein tolles Gefühl. Ich hatte alles erreicht, was es zu erreichen gab, jede Uni des Landes hätte sich gefreut, mich als ihren Schüler zu begrüÃen. Die Entscheidung war jedoch schon lange im Vorfeld gefallen. Mein Vater war in Yale, ich würde ebenfalls dorthin gehen. Dafür hatte ich gearbeitet, ich hatte es erreicht. Es war ein schönes, aber auch komisches Gefühl. Mit einem Mal hatte ich alles. Einen Abschluss, ein Auto, eine eigene Wohnung, einen wundervollen Studienplatz, Mädchen. Hatte ihre Aufmerksamkeit bisher eher den Footballspielern gegolten, so widmeten sie ihre Aufmerksamkeit nun mir. Jede wollte, dass ich ihr etwas ins Jahrbuch schrieb, Mädchen, deren Namen ich noch nicht einmal kannte, wollten, dass ich mit ihnen in Kontakt blieb.
Am Nachmittag gab es eine kleine Feier im engeren Freundeskreis, wie Trix es zu nennen pflegte, es stellte sich allerdings schnell heraus, dass dieser engere Freundeskreis weit über fünfzig Leute beinhaltete, die Richard zum Teil zuvor noch nicht einmal gesehen hatte. Es kam eher einer Vorführung gleich. Richard Gilmore, der Musterschüler, der tolle Sohn. Ganz Hartford sollte ihn bewundern können. Und sie hatte keine Kosten und Mühen gescheut. Ein Buffet vom besten Catering der Stadt, Champagner vom Feinsten, wunderbare Musik.
Noch Wochen später sprach man in ganz Hartford von dieser Party.
Die Feier war grauenhaft, viele merkwürdige Leute, ich kam mir vor, als würde man mich ausstellen wollen. Aber ich wusste, wie viel es meiner Mutter bedeutete, also habe ich kein Wort gesagt. Sie hatte in ihrem Leben genug durchmachen müssen, diese kleine Freude wollte ich ihr gönnen. Ich langweilte mich den ganzen Nachmittag, hatte das Gefühl, dass er kein Ende mehr nehmen wollte. Umso dankbarer war ich, als ich abends zu der Abschlussfeier in unserer Schule gehen konnte. Unter normalen Umständen hätte ich mich dort niemals hingewagt, aber es war eine willkommene Alternative zu unserer kleinen Feier. Wie es sich später herausstellt, ich sollte es nicht bereuen.
Am Abend nach der Verabschiedung gab es eine riesige Party im Turnsaal der Schule. Ursprünglich hatte Richard nicht geplant gehabt, hinzugehen, doch nachdem sämtliche seiner Schulkollegen und seine Mutter auf ihn eingeredet hatten, entschied er sich zumindest einmal vorbeizuschauen.
Bereits als er aus seinem Auto stieg, drang Musik an sein Ohr. Für einen Moment überlegte er, ob er nicht vielleicht doch lieber wieder einsteigen und fahren sollte, doch er wollte zumindest für einen Moment hineingehen. Als er den Saal betrat, kam sofort ein Schwarm Mädchen auf ihn zu, die ihn freudig begrüÃten.
Doch es dauerte keine fünf Minuten, ehe Richard das Gefühl hatte, es nicht mehr länger auszuhalten. Er musste nach drauÃen, all der Rummel um seine Person war ihm zu viel.
Erst als er frische Luft in seine Lungen strömen fühlte, beruhigte er sich wieder. Er ging ein paar Schritte von der Turnhalle weg und setzte sich auf eine kleine Mauer, die den Turnsaal vom Parkplatz trennte und schloss dir Augen.
So saà er eine Weile, bis er im Kies Schritte näher kommen hörte. Er öffnete seine Augen wieder, sah, wie sich jemand neben ihn setzte und sich eine Zigarette anzündete.
âIch stelle es mir ganz schön anstrengend vor, so beliebt zu seinâ¦â, bemerkte die Frau neben ihm und nahm dann anschlieÃend einen tiefen Zug von ihrer Zigarette. Unwillkürlich musterte er sie von oben bis unten, stellte fest, dass sie im Vergleich zu den anderen in seinem Jahrgang tatsächlich schon eine Frau war, eine sehr hübsche noch dazu. Lange, offene Haare, ein rosa Kleid, das sich sanft an ihren Körper schmiegte.
Ich habe mich in diesem Moment gefragt, warum ich sie vorher nie bemerkt hatte, doch als ich dann abends ihr Foto im Jahrbuch ansah, wusste ich warum. In Schuluniform mit zusammengebundenen Haaren hatte sie viel von ihrem Reiz und ihrem Charme eingebüÃt. Manchmal sollte man sein Gegenüber eben doch ein bisschen genauer ansehen und nicht gleich anhand der Kleidung und der Frisur urteilen.
Richard überlegte noch einen Moment und erwiderte dann: âEs hätte anstrengender sein können, seit das Footballteam verliert, werden die Männer eben nach Noten ausgewählt.â Dabei zwinkerte er ihr zu. Er wollte es eigentlich gar nicht, hatte es aber getan. Die Dame neben ihm lachte daraufhin und warf ihre blonden Haare über die Schulter nach hinten.
âUnd warum bist du nicht bei der Feier?â, bohrte Richard vorsichtig nach. Sie hob ihre Zigarette ein wenig. âRauchverbotâ¦â, sie lächelte ihn kurz an, fügte dann noch hinzu: âAuÃerdem finde ich die Musik alles andere als ansprechend.â
Er hob eine Augenbraue. âSo? Welche Musik findest du denn ansprechend?â
âKlassische..â
Mit der Antwort hatte ich nicht gerechnet, damit hatte sie das letzte Bisschen meiner Aufmerksamkeit für sich gewonnen. Ich habe keine Ahnung, wie lange wir wirklich auf den Treppen gesessen haben, mir kam es wie eine Ewigkeit vor und doch war die Zeit viel zu kurz. Wir haben uns über alles Mögliche unterhalten. Ãber die Schule, unsere Ferienpläne, unsere Zukunftspläne. Es war angenehm mit einem Menschen zu reden, der nicht nur an meiner Unterschrift im Jahrbuch interessiert war.
Irgendwann stand sie plötzlich auf und meinte, dass sie nun gehen müsse. Richard erhob sich ebenfalls, teilte er mit, dass er diesen Umstand sehr bedauere und fragte sie, ob er sie irgendwohin bringen solle. Sie lächelte ihn jedoch an und meinte: âDanke, aber mein Vater holt mich ab.â Richard lächelte sie an und meinte: âDann bin ich beruhigt. Aber eines ist an diesem Abend noch offen geblieben...â Sie blickte ihn skeptisch an: âJa?â
âDu hast mir deinen Namen nicht verraten.â Gespieltes Entsetzen in ihrem Gesicht, dann ein Lächeln. âWie unhöflich von mir. Nun, wenn mich Richard Gilmore schon nach meinem Namen fragt, dann werde ich ihn ihm wohl auch mitteilen müssen.â Sie knickste leicht vor ihm. âPennilyn Cleveland.â, hauchte sie und fügte dann noch hinzu: âZu ihren Diensten mein Herr. Und bevor Fragen auftauchen: Ja, Cleveland wurde nach einem meiner Vorfahren benannt.â Mit diesen Worten wandte sie sich um und machte einen Schritt von Richard weg, ehe sie sich noch einmal umdrehte: âWir sehen uns dann im Herbst in Yale, falls du mich bis dahin nicht schon lange vergessen hastâ¦â
Es war ein wahrlich bezauberndes Lächeln, mit dem sie sich von mir verabschiedete. Ein Kribbeln in der Bauchgegend blieb nicht aus. Sie hat genau gewusst, welche Wirkung es auf mich hat. Den ganzen Sommer über konnte ich sie nicht vergessen, habe versucht, möglichst viel über sie in Erfahrung zu bringen. Sie hat mich in meine Träume verfolgt, die Art, wie sie ihre Haare nach hinten warf, wie sie lächelte, wie sie sich bewegte. Alle meine Zweifel bezüglich der neuen Universität waren auf jeden Fall dahin, ich konnte es nicht mehr erwarten, sie endlich wieder zu sehen. Auch wenn ich es damals nicht so gesehen hatte, ich war verliebt, die ganze Welt hatte auf einmal so ein Leuchten bekommen.
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~Emily&Lorelai~All in the Family| Jünger des Emilynismus| It's me![/SIZE]