Ad Astra - Denn Blutrot scheint der Mond....

Stephen Lott - Lott Mansion, abends

Sie scheint nicht ernsthaft böse zu sein, das beruhigt ihn.
"Mein Tag...", murmelt er, ruft sich die Ereignisse noch einmal in Erinnerung. "Du weißt doch, viel Arbeit, wenig Vergnügen." Er lächelt. Mehr braucht er ihr über seine Arbeit ohnehin nicht erzählen, sie würde es ohnehin nicht verstehen, sie ist eben eine Frau. Für sie gibt es wichtigere Dinge, als sich mit Wirtschaftsdaten auseinanderzusetzen. Sie musste gut aussehen, das war es, was man von ihr erwartete. Eine Erwartung, die sie nicht mehr so erfüllte, wie früher. Er verwirft den Gedanken wieder, weiß, dass er gemein ist.
"Und wie war dein Tag?", setzt er hinterher, weiß, dass sie ihm keine Antwort außer ein paar leerer Worte geben wird. Ein Trauerspiel, das sich jeden Abend wiederholt.

Richard Gilmore - Gilmore Mansion, abends

Er irgnoriert die Vorwürfe seiner Mutter, weiß nicht, was er darauf erwidern sollte, nickt schließlich, als sie ihm mitteilt, dass sie sich noch ein wenig ausruhen wolle, wendet sich dann zum Gehen, bleibt jedoch in der Türe noch einmal stehen. "Schön, dass du da bist."
Er lächelt sie an, schließt die Türe dann hinter sich. Dann geht er zurück nach unten, beschließt Emily nichts von Trix' Bemerkungen zu erzählen.
"Na?", meint er, als er am unteren Ende der Treppe angekommen ist, lächelt sie an.

Emily Gilmore - Gilmore Manison, abends

"Wenn man davon abssieht, dass deine Mutter es scheinbar nicht einmal mehr für notwendig hält wenigstens aus Höflichkeit ein paar Worte mit mir zu wechseln - blendend", zischt sie, das Lächeln auf Richards Gesicht verschwindet und Emily erinnert sich an ihr Versprechen. Sie senkt den Kopf und reibt sich die Schläfen, versucht sich wieder zu sammeln, einen klarne Gedanken zu fassen. "Aber ansonsten geht es mir gut, danke der Nachfrage. Und du? Wie war dein Tag?", erkundigt sie sich, hofft er wird den verschenkten Begrüßungskuss nachholen, hofft Trix wird oben im Gästezimmer einen qualvollen Erstickungstod sterben oder zumindest in ein tiefes Koma fallen. Außerdem betet sie, dass Rory und Lorelai endlich auftauchen werden, wegen deren Garderobe und Frisuren wird sie sich schon genügend anhören müssen, alles andere - unentschuldbar.

Richard Gilmore - Gilmore Mansion, abends

Wieder einmal stellt er fest, dass er aus Emily nicht schlau wird. Hätte Trix etwas zu ihr gesagt, wäre es sicherlich falsch gelesen, jetzt, wo sie geschwiegen hat, ist es das auch.
Sein Leben wäre wohl zu einfach, wenn die beiden sich verstehen würden.
"Ach ja, es war heute anstrengend, aber jetzt ist Wochenende."
Er geht an die Bar, betrachtet die Flaschen. "Möchtest du einen Drink?", fragt er Emily, während er für sich die leichteren Getänke ausschließt. An diesem Abend würde es mehr als einen Longdrink brauchen, um ihn zu überstehen.

Emily Gilmore - Gilmore Manison, abends

Kein Kuss, denkt sie enttäuscht. Immerhin ein Drink. "Gerne", sagt sie also. "Einen Vodka bitte, doppelt. Auf Eis", wenn es nach ihr ginge würde sie sich mit der ganzen Flasche im Badezimmer einschließen, den gesamten Besuch Lorelais über. Andererseits - Wochenende. Morgen war das Spiel. Harvard gegen Yale. Sie hat zwar noch immer keinen wirklichen Geschmack am Football gefunden, aber es ist ein besonderer Jahrestag. Vielleicht der Wichtigste in ihrem Leben, wichtiger noch als ihre Hochzeit.

Richard Gilmore - Gilmore Mansion, abends

Er gibt ein wenig Eis in zwei Gläser, gießt Emiy einen Wodka ein, wird nie verstehen, was die Menschen an dem Getränk finden, er hat seine Vorteile noch nicht entdeckt. Dann schenkt er sich einen doppelten Whiskey ein, reicht dann das Wodkaglas Emily und geht mit seinem Glas zum Sofa.
"Was gibt es heute zu essen?", fragt er ein wenig unbeholfen, weiß nicht so Recht, worüber er mit Emily reden soll, was sie von ihm hören will. Er wird bestimmt nichts über seine Mutter sagen, das würde nur wieder im Streit enden und Streit war das letzte, was er im Moment wollte.

Emily Gilmore - Gilmore Manison, abends

Was gibt es heute Abend zu essen. Was gibt es heute Abend zu - es ist Mal wieder so typisch für ihn. Nie kann er auch nur einmal sagen worum es wirklich geht. Kann er nicht einmal zugeben, dass es, dass sie - sie seufzt leise und nippt an ihrem Vodka, leert ihn eigentlich zur Hälfte, leert ihn beinahe in einem Zug, ehe sie antwortet. "Boeuf Stragon", erklärt sie und betet innerlich, dass das neue Hausmädchen es geschafft hat das Gericht einigermaßen passabel zuzubereiten. Nun, selbst wenn Bocuse persönlich in der Küche gestanden hätte - solange es ihre Küche ist, hätte Lorelai es abscheulich gefunden.

Emily setzt sich ebenfalls. Die Hoffnung auf den Kuss hat sie längst aufgegeben, die Hoffnung auf ein anständiges Gespräch. Es ist beinahe so als wären sie am Anfang. Als hätte es vorgestern Nacht nie gegeben. "Freust du dich auch so auf Morgen? Yale gegen Harvard?", setzt sie dennoch vorsichtig an, denn wer weiß, Richard schafft es hin und wieder doch sie zu überraschen. Und wenn sie jetzt und heute etwas braucht dann ist es eine Überraschung. Dann ist es Richard. Nicht nur heute. Nichts läuft so wie sie es sich noch vor bald vierzig Jahren ausgemalt hat.

Richard Gilmore - Gilmore Mansion, abends

Harvard gegen Yale, ein Ereignis, das er aus seinen Gedanken verbannt hat. Ein Tag, den er gerne überspringen würde. Unausweichliche Peinlichkeit, wenn er sie wieder sehen wird. Am liebsten würde er absagen, nicht hingehen, doch das konnte er nicht, Emily freut sich immer so auf das Spiel und auch wenn er nicht immer der beste Ehemann ist, diese Freude will er seiner Frau nicht nehmen. Wenn er sich ehrlich ist, freut er sich doch genauso auf der Spiel, weiß nicht genau warum, Football ist nichts besonderes, ein Zeitvertreib für Menschen, die nichts im Kopf haben und sich anderweitig beweisen müssen.
Liebevoll nimmt er Emilys Hand. "Natürlich freue ich mich darauf, es wird bestimmt ein sehr netter Tag." Er ringt sich ein Lächeln ab, versucht die Gedanken an Pennilyn wieder zu verdrängen, versucht seine Angst vor dem Aufeinandertreffen zu vergessen. Es reicht, wenn er sich deswegen morgen verrückt macht, heute gibt es schließlich einiges zu feiern.
"Freust du dich denn?", fragt er nach einer kurzen Pause nach, kennt die Antwort eigentlich schon, will es trotzdem noch einmal hören, will sich sicher sein können, dass er morgen nur wegen seiner Frau zu dem Spiel fährt, will sich sicher sein, dass es keinen anderen Grund gibt.
Pennilyn wiedersehen, lachhaft, er bräuchte sie nur anzurufen, dazu bräuchte es kein Spiel. Und dennoch, er freut sich auch auf eine merkwürdige Weise darauf, ihr zu begegnen, auch wenn er weiß, dass es keine gute Idee ist.

Emily Gilmore - Gilmore Manison, abends

"Wie könnte ich das nicht, Richard?", entgegnet sie mit einem Lächeln und drückt seine Hand in ihrer noch fester. "So wie jedes Jahr seit 40 Jahren", es ist seltsam es auszusprechen, aber es ist so, vierzig Jahre ist es her. Ein halbes Leben. Ein Recht schönes eigentlich, wenn man von kleinen Details absieht. Ein schönes Leben, natürlich, er ist ihre Konstante, manchmal denkt sie sich, dass er eigentlich ihr Grund zu leben ist. Zumindest ist er der Einzige für den sie noch lebt.

Richard Gilmore - Gilmore Mansion, abends

Ihr Lächeln verrät ihm, woran sie gerade denkt, auch er kann sich ein Lächeln nicht verkneifen, diesmal ist es aufrichtig, nicht gekünstelt. Er erinnert sich gerne daran zurück, damals, die Welt war so einfach, sie waren beide jung, konnten alles haben, was sie wollten. Und sie hatten alles und das reichlich. Manchmal, in einem schwachen Moment, denkt er voller Wehmut daran zurück, die Leichtigkeit, mit der er damals alles für Emily aufgegeben hat. Die unbeschreibliche Dummheit, die damals mitgespielt hat.
Die beste oder die schlechteste Entscheidung seines Lebens, er weiß es nicht, ist seit 40 Jahren nicht dahinter gekommen, was letztlich wohl auch daran liegen mag, dass er seit 40 Jahren keine Zeit zum Nachdenken hat. Sein Leben ist verplant, war es immer, Zeit, das kostbarste Gut, das er jemandem geben kann.
Mit einem Mal wird ihm wieder bewusst, wie alt er schon ist, wie alt Emily ist. "40 Jahre.", murmelt er. Man sieht es ihr an, es stört ihn zwar nicht, aber die Zeit hat auch sie nicht geschont. Vorsichtig hebt er ihre Hand, küsst sie.


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