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[SIZE=3]4.Kapitel
Ob es im Leben mehr gibt als flüchtige Romanzen?
Und wenn es so ist, was kann es dann sein?
Tuten.. Ein alltäglicher Ton, den sie bei jedem Telefonat hörte. Doch heute war es furchteinflöÃend, sie wusste nicht sollte sie hoffen, dass auf der anderen Seite abgehoben wird oder sollte sie lieber das Gegenteil hoffen. Rory spürte seit langen wieder einmal ein anderes Gefühl als Leere und Schmerz, sie spürte Aufregung und Nervosität. Immer wieder fragte sie sich ob sie das richtige tat oder ob sie nicht die Vergangenheit lieber ruhen lassen sollte. Sie hatte sich die ganze Zeit eingeredet mit der Vergangenheit abgeschlossen zu haben, doch erst jetzt nachdem sie diesen Brief gelesen hatte, hatte sie bemerkt das sie sich eigentlich nur selbst belogen hatte. Mit zitternden Fingern legte sie den Hörer wieder auf, er war nicht zu Hause. Vielleicht hätte sie ihm was auf den Anruferbeantworter sprechen sollen, aber was?
âHey hier ist deine Ex-Freundin, die die dich ohne ein Wort verlassen hat und sich seit zwei Jahren nicht mehr gemeldet hat. Wollt nur mal Hallo sagen und dein Leben wieder durcheinander bringen. Meld dich doch.â
Das war Schwachsinn, wie konnte sie nur auf die Idee kommen, ihn nach so langer Zeit wieder anzurufen. Er hatte sicher eine Familie gegründet und war glücklich sie loszuhaben. Wahrscheinlich war er froh gewesen sie loszuhaben, wieder war sie Rory irgendwo in ihren Herzen sicher das es nicht der Wahrheit entsprach. Doch sich zu belügen war leichter wie der Wahrheit ins Gesicht zu sehen.
Durch ein Klopfen an der Wohnungstür wurde Rory aus ihren Gedanken gerissen, in der Hoffnung Luke zu sehen, öffnete sie diese. Doch vor ihr stand nicht Luke sondern Anne und William, die einzigen Menschen die sie in Europa als ihre Freunde bezeichnen würde. Sie lachten immer wieder darüber, was sie eigentlich für ein erbärmlicher Haufen waren. Anne ist ein ehemaliges Model, das seit einem schweren Autounfall Querschnittsgelähmt und deshalb von ihrem Verlobten verlassen wurde und William wurde von zu Hause rausgeschmissen und aus der Familie verbannt, als rausgekommen ist das er schwul ist.
Jeder von ihnen hatte also eine Bürde mit sich herumzutragen, doch wenn sie zusammen waren konnte selbst Rory ihren Schmerz für kurze Zeit, nicht vergessen, aber in den Hintergrund drängen. Es bestand ein stilles Einkommen zwischen ihnen, das niemand Rory auf den Tod ihrer Mutter und ihre Vergangenheit in Amerika ansprach, auÃer sie will es so.
âHey SüÃe!â
âHey Will, Hey Anne kommt rein.â
âDas hätten wir auch so gemacht.â
Natürlich bemerkten ihre Freunde die eingetrockneten Tränenspuren auf Rory Wangen, doch sie lieÃen sich nichts anmerken und warteten ab, ob sie von selbst darüber reden wollte.
âSetzt euch doch, wollt ihr was trinken?â
âNein, danke.â
âWill?â
âEin Wasser nur.â
Nach einigen Sekunden kam Rory aus der Küche zurück mit einem Glas Wasser und einer Tasse Kaffe in der Hand, sie lieà sich neben Will auf das Sofa fallen und versuchte den Brief der vor ihr auf dem Tisch lag einfach zu ignorieren. Jedes Mal wenn sie an seinen Inhalt dachte, spürte wie ihr erneut Tränen in die Augen stiegen. Anne, die es bemerkt hatte, schob einfach eine der vielen Zeitungen die bei Rory herumlagen darüber und blickte ihre Freundin dann fragend an. Rory atmete tief ein und fing mit leiser Stimme an zu erzählen.
âDer Brief ist von Luke. Er schreibtâ¦â
Ihre Stimmer versagte, Rorys ganzer Körper wurde von Weinkrämpfen geschüttelt und sie war nicht fähig weiter über dieses Thema zu reden, also schob sie Anne und Will einfach Lukes Brief zu und verschwand aus dem Wohnzimmer um ein paar Minuten zu haben und sich zu beruhigen. Vorsichtig öffnete Anne den Brief und zog ein feinsäuberlich beschriebenes Blatt heraus.
âLiebe Rory,
zuerst musst du wissen, dass ich dich geliebt habe. Du warst für mich immer wie meine richtige Tochter und ich habe dich auch so behandelt.
Als Lorelai und ich ein Paar wurden, ging für mich ein Traum in Erfüllung, ich hatte endlich die Familie für die ich Jahre lang gekämpft hatte. Für mich waren es die glücklichsten 3 Jahre in meinen Leben.
Ich habe bei meiner Hochzeit geschworen immer für dich und Lorelai zu sorgen und ich habe es wirklich versucht. Ich wollte euch vor allem Bösen auf dieser Welt schützen. Das musst du mir wirklich glauben und du musst diese Worte immer in deinem Gedächtnis behalten.
Doch ich habe versagt, ich konnte weder dich noch deine Mutter schützen, ich war ein schlechter Mann und ein noch schlechterer Stiefvater. Ich konnte Lorelai nicht retten, ich war zu spät, wäre ich pünktlich an der vereinbarten Stelle gewesen, wäre ich schneller am Unfallort gewesen und hätte sie vielleicht noch retten können. Doch ich hatte mich verspätet, wollte noch kurz einkaufen bevor ich zu deiner Mum fuhr, und das hat ihr das Leben gekostet.
Ich werde niemals die Situation vergessen, die mich bei meiner Ankunft erwartet hatte. Lorelais Wagen der nur noch ein Trümmerhaufen war, hing im Seitengraben und niemand hielt an um ihr zu helfen. Alle Autos fuhren einfach an ihr vorbei. Sie haben sie einfach sterben lassen, warum tun Leute so was?
Ich erinnerte mich noch wie sie eingeklemmt hinter dem Lenkrad saà und sehe heute noch vor mir wie das Blut ihr aus dem Mund lief. Ich hatte mich neben sie gekniet und ihren Kopf gestreichelt. In diesem Moment öffneten sich ihre Augen ein letztes Mal und ganz leise sagte sie mir:
âPass gut auf unsere Tochter auf.â
Ja sie sagte unsere Tochter, dies machte mich sogar in dieser Situation glücklich. Doch als sie dann die Auge n schloss und mich einem friedlichen Lächeln im Gesicht dem Himmel entgegen ging, ging ein Teil mit mir.
Ich war tot, ich wollte mein Versprechen halten, doch ich habe wieder kläglich versagt. Nicht nur das ich nach Europa verschwunden bin, auch als du mir gefolgt bist, war ich nicht fähig für dich da zu sein. Ich konnte dich nicht trösten, denn ich wusste selbst nicht wie ich ohne Lorelai weiterleben sollte.
Ich weià es heute noch nicht, doch eins weià ich heute. Du wirst es schaffen eines Tages wieder leben zu können, vielleicht nie wieder so unbeschwert wie vor ihrem Tod, doch es wird dir gelingen. Und weiÃt du warum?
Weil du viel stärker bist wie ich, du hast mehr Willenskraft wie ich.
Du warst immer für mich da in den letzten Jahren, du hast versucht mich aufzubauen und mir wieder Lebensmut zugeben, obwohl du selbst nicht wusstest wie es weiter gehen sollte.
Ich hätte dies eigentlich machen sollen, ich hätte dich unterstützen sollen nicht umgekehrt. Aber ich war zu schwach.
Mein einziger Wunsch in den vergangen zwei Jahren war, Lorelai zurück zu bekommen. Doch jetzt hab ich verstanden, wenn wir wieder vereint sein wollen, dann muss ich zu ihr kommen.
Dies werde ich auch tunâ¦
Vergiss bitte niemals, das Lorelai und ich dich geliebt haben und immer bei dir sein werden. Du wirst niemals alleine sein.
Verspreche mir bitte nur eine Sache:
Melde dich bei ihm, rede mit ihm und ich verspreche dir du wirst wieder leben. Du wirst für uns drei Leben und wir werden in dir weiter leben.
Ich hab dich lieb
Lukeâ
Fassungslos starrten Will und Anne, das Stück Papier in ihren Händen an. War dies wirklich das wonach es sich an hörte? War diese ein Abschiedsbrief, würde der einzige Mensch, den Rory noch hatte, wirklich aufgeben und sie auch noch verlassen? Die Beiden wussten nicht, wie Rory diesen Verlust verkraften würden und ob sie wirklich jemals ein normales Leben führen könnte. Anne wurde die angespannte Stille zu viel und sie sagte mit gebrochener Stimme:
âDas ist ihr Todesurteil.â
Damit riss sei Will aus seinen eigenen trüben Gedanken, doch er packte Anne an beiden Händen und antwortete ihr mit eindringlicher Stimme.
âDas dürfen wir nicht zu lassen, das darf nicht passieren. Sie wird nicht aufgeben, sie war gerade auf den Weg der Besserung. Sie hat Luke verloren, Luke hat aufgegeben, doch Rory ist eine Kämpferin und sie wird es schaffen. Aber nur wenn sie unsere Hilfe hat.â
Anne nickt langsam aber überzeugt und lenkte ihren Rollstuhl vor Rorys Kamin und blickte auf eines der vielen Fotos.
âOb er ihr wirklich helfen könnte?â
Will trat neben sie und nahm das Bild in seine Hände.
âIch weià es nicht. Ich weià es wirklich nicht.â
Langsam stellte er das Bild zurück und zusammen gingen sie ins Schlafzimmer um für Rory da zu sein.
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