@ Tini & Leni: :thanx: !!!!
Diesen Teil widme ich
Susi (sushi), weil sie mir so ausführliches FB gegeben hat (auch wenn sie grad im Urlaub ist).
Der Teil ist leider sehr kurz, aber irgendwie musste ich an der Stelle aufhören. Ich hab diesmal sehr viel mit Symbolik gearbeitet:
Kapitel 2: Casablanca und Pearl Harbour
Als die ersten Sonnenstrahlen sanft ihre Nase kitzelten, erwachte sie.
Irgendetwas stimmt hier nicht... Sie fühlte sich unglaublich komisch, den ersten Moment, da sie wach war. Sie fühlte sich schwer, aber gleichzeitig unglaublich leicht. Wütend und traurig, aber auch glücklich. Auf jeden Fall Verwirrtheit. Barfuss tappte sie ins Badezimmer. Die Tür hatte offen gestanden. Sie hieà sie willkommen. War es ein Zeichen? Oder Einbildung? Zufall oder Schicksal?
Die FlieÃen waren total kalt. Frostig. Gefühllos. Tot. Ein Schauer lief ihr über den Rücken. Sie war verwirrt. Das Licht war aus. Nur der Spiegel war beleuchtet. Es war still. Nichts regte sich.
Das Badezimmer war sehr teuer gewesen. Die Fliesen waren aus Italien, der Spiegel von einem Meister aus Deutschland. Der Wasserhahn war in Gold gefasst. Kaschmirhandtücher. Das teuerste Klopapier. Dusche und Badewanne. Sogar einen Whirlpool gab es. Es mangelte an nichts.
Als sie ihr Aussehen im Glas betrachtete, erschrak sie zuerst. Ein Monster blickte ihr in die Augen. In eiskalte Augen, die mit dicken Augenringen untermalt waren.
Ich schaue schrecklich aus! Was ist nur los mit mir? Doch die Antwort lag auf der Hand: Schlafmangel, Angst und Stress, die mit ihrer Affäre verbunden waren. Sie konnte Danny nur nachts besuchen, unter Tags musste sie arbeiten. Andernfalls würde sie erwischt werden. Unmöglich.
„Hattest du mit Rafe eine schöne Zeit? Ihr wart doch essen, oder?“
„Ja, waren wir. Beim Italiener. Es war wunderschön. Ganz anders als mit Victor. Sie sind zu verschieden. Ganz andere Persönlichkeiten. Und ich weià immer noch nicht, wen ich mehr liebe. Ich brauche einfach Zeit zum Nachdenken. Unglaublich viel Zeit.“
„Ich verstehe dich, SüÃe. Ich wüsste an deiner Stelle auch nicht, was ich machen soll. Rick bringt dich immer zum Lachen und Danny – er ist deine groÃe Liebe. Du warst mit beiden immer so glücklich.“
„Ich weiÃ.“
Wessen hässliches Gesicht ist das? Ein anderes Wesen schaute sie an. Ein fremdes Ungeheuer. War es wirklich fremd? Nicht vertraut?
Verfilzte, fettige, schlaffe Haare hingen der Kreatur über die Schultern. Spröde, rissige Lippen formten Worte, die nicht gelingen wollten. Eine verstopfte, gereizte Nase rümpfte sich. H
ast du etwa Drogen genommen? Kokain? Geschnupft? Du weiÃt es nicht mehr... Du weiÃt nichts mehr...
Wütend schleuderte sie ihr Zahnputzglas gegen den Spiegel. Tausende Scherben einer zerbrochenen Seele. Eines zerstörten Menschen. Wegen zwei Menschen und einer Empfindung. Der Auswirkung von Liebe, dem schönsten aller Gefühle. Dass sich aber genau umgekehrt hatte. Es war jetzt das schrecklichste von Allem. Liebe – Hass. Verbundenheit – Schmerz. Vertrauen – Angst. Hand in Hand.
Du bist nicht mehr du!! Du willst nicht! Du hältst das nicht mehr aus! Du willst von hier weg! Sie strich sich über die Wange. Sie war so blass. Ihre Haut war nicht schön. Fahl. Matt. Glanzlos. Knochen standen überall hervor. Rissige Nägel hielten sich fest. Die Krallen eines Biestes. Sie starrte einer lebenden Leiche ins Gesicht. Und diese Leiche war sie selbst. „Du verdammte Schlampe!“, schrie sie, „ich will dich nie wieder sehen!“ Und dann brach es aus ihr heraus. Tränen liefen ihr über die Wangen, salziger Ausdruck des Leids. Sie sank auf den Boden und schluchzte. Erschaudert betrachtete sie ihre blutdurchdrängtes Nachthemd. Ein Geschenk. Ein teures Geschenk.
Das Blut floss über ihren ganzen Körper. Genauso wie die vielen Tränen. Sie hatte sich tief geschnitten. Ein groÃer Splitter ragte aus ihrer Hand. Das würde eine groÃe Narbe geben. Eine Narbe, die sich immer daran erinnern würde, wie sehr sie litt.
Sie spürte den körperlichen Schmerz schon gar nicht mehr. Ihre Seele quälte sie viel mehr. Waren es wirklich Gefühle, die sie folterten? War sie nicht schon zu kaltherzig, um zu fühlen? Zu zerschmettert? Zu geisteskrank? Oder fühlte sie so viel, dass sie es gar nicht mehr aushielt? War sie überhaupt am Leben? Oder schon längst tot? Eine lebende Hülle, die umherwanderte?
Sie tauchte einen Finger in das Blutgemenge. Es war lauwarm. Sie betrachtete ihren Daumen.
Was machst du da? Ihre Hand kam ihrer Wange immer näher. Ihr Finger berührte ihre Knochen. Noch einmal. Und noch mal. Zum vierten Mal. Sie berührte den zerbrochenen Spiegel. Kriegsbemalung. Ein Wink. Sie musste kämpfen. Um ihr Leben. Doch war sie dazu bereit? Konnte sie schon loslassen? War sie nicht schon zu sehr im Käfig gefangen, sodass er sie jeden Moment zerquetschte? War sie nicht wehrlos? Oder war sie eigentlich viel stärker?
Ihre Hand malte Zeichen auf die Wand. Geführt von ihrer Psyche. Ihren innersten Schreien. Unterdrückung. War es das wirklich wert? Wollte sie entgegenhandeln?
„Du“, formten ihre Lippen. Leise. Ein Lebenszeichen? Der Wind trug ihre Worte hinaus, auch wenn sie überhörbar waren, doch waren sie Laute ihres schreienden Geistes.
Wieder sank sie nieder. Sie wurde verrückt. Sie drehte vollkommen durch. Und das nur wegen ihnen. Casablanca und Pearl Harbour.
Sie versuchte die Scherben zusammenzusammeln. Doch es ging nicht. Irgendwas hinderte sie. Es war sie selbst. Ihre innere Gewalt.
Sie wachte auf. Diesmal richtig. Sie bekämpfte ihre innere Unterdrückerin.
Ihre Augen weiteten sich.
Was hast du nur getan?
Blutverschmierte, nasse Fliesen. Zeugen einer Tat. Zeugen der Verzweiflung einer Frau.
Hastig begann sie aufzuräumen.
Bist du noch normal? Gehörst du ins Irrenhaus?
Sie redete in der 2. Person. Denn sie war jemand anderer. Aber sie hatten diesen Jemand in diesem Moment besiegt.
„Ich“, sprach sie. Befreiung. Erleichterung. Wiederkehrende Angst. Stärke. Erneuerung.
„Miss Gilmore?“, meldete sich plötzlich eine Stimme, „das Frühstück ist fertig.“
_________________
Naaaa? Schön verwirrt und geschockt?
Ãbrigens geht es immer noch um 3 Personen, wenn jemand wirklich auÃerordentlich klug ist, wird er das verstehen mit den vielen Namen (es gibt versteckte Hinweise) ...