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Registriert seit: 11.03.2005
Aua, aua, aua! In diesen Tagen ist es nicht leicht Lauren Graham zu sein. Und einzig deswegen, weil sie sich öffentlich positiv zum Ende von Gilmore Girls geäuÃert hat. Aber Teile ihrer Fans drohen nun mit Liebesentzug.
Das wird ein heikles Unternehmen hier, denn ich will nicht alle Fans über besagten Einheitskamm scheren und zudem steht jedem seine eigene Meinung zu. Dafür haben wir sie ja, die gute alte Meinungsfreiheit. Auch wenn sie gerne über strapaziert wird.
So wie jeder von uns seine Meinung über das Ende von Gilmore Girls hat und darüber, wie sich im Zuge eines Serien-Endes eine Hauptdarstellerin zu verhalten hat (traurige Hundeaugen, zerfurchtes Gesicht, Gram gebeugter Rücken), so hat Lauren ihre Vorstellung davon, wie sie sich in der Ãffentlichkeit geben möchte (lachend, blendend aussehend und Mojito trinkend mit Ellen. Auf ein neues Leben, hoch die Tassen).
Obwohl ich nicht zu der Sorte Fan gehöre, die sich immer schützend vor besagten „Star“ stellen und in Löwinnenmanier um das Ansehen kämpfen, schlüpfe ich heute ausnahmsweise in die Rolle des Prügelknaben für Lauren.
Damit aber alle wissen, was ein Prügelknabe macht und woher der Ausdruck eigentlich kommt, hier die Definition:
Wenn jemand für etwas beschuldigt bzw. bestraft wird, das er nicht oder nur mit zu verantworten hat, dann muss er -als Prügelknabe herhalten-. Diese Redewendung kommt aus der Zeit, als an jungen Edelleuten die übliche Prügelstrafe nicht vollzogen werden durfte. An ihrer Stelle mussten arme Kinder, die für diesen Zweck -gehalten- wurden, die Schläge auf sich nehmen. Der Schuldige musste als Strafe bei der Prozedur zusehen, die von Rechts wegen eigentlich ihm galt.
Ach, wollte ich nicht schon immer von Lauren als Sklave gehalten werden…
Ich greife jetzt mal einige Aussagen auf, die in den letzten Tagen in diversen Foren geschrieben wurde bzw. mir persönlich zu Ohr und Auge gebracht wurden:
1.) Lauren hat keinen Respekt vor ihren Fans, sie kann nicht mal eine Lieblingsfolge von GG aufzählen.
Grundsätzlich hat das eine nichts mit dem anderen zu tun. Viele Seriendarsteller bekommen das nicht gebacken. Die drehen das ab und dann kommt die nächste Folge. Eine Star Trek Schauspielerin sagte mir mal, dass man schlicht den Ãberblick verlieren würde bei all den vielen Folgen.
Wir hingegen sehen die Folgen zig Mal und haben nach reiflicher Ãberlegung unsere Lieblingsfolgen. Wir haben sogar Lieblingssätze, ich sogar Lieblingsblicke! Wenn ich jetzt zu Lauren sagen würde, in der Folge XYZ hast Du so witzig geguckt, da würde sie gleich wieder witzig gucken und die Männer mit der weiÃen Jacke anrufen.
2.) Lauren hat keinen Respekt vor ihren Fans, weil sie sich über das Ende von GG freut.
Ich weià jetzt nicht, wie und wo Lauren uns besser ihren Respekt zeigen könnte, als im Ellen Auftritt. Ich denke, sie hat ihre Dankbarkeit Ausdruck verliehen. Ansonsten gibt sie höflich Autogramme, wenn man sie darum bittet (nehme ich mal an), sie spuckt einem nicht ins Gesicht, schlägt keinen mit einer Zeitung oder einem Schirm.
Ich habe sogar bei Ellen meine extra feinen Antennen ausgefahren, um auch die kleinste Schwingung der Rührung zu erfassen. Und die gab es! Ich persönlich hatte das Gefühl, das Lauren bewegt war. Sie ist nicht der Typ, der dann sulzig-schwammig-weinerlich wird. Ich glaube, es ist nicht unbedingt das Schönste, sich in eine Fernsehsendung zu setzen und zu sagen „Jetzt ist es rum“. Und der Dank galt den Fans, die 7 Jahre Tibet… ähh nee, Stars Hollow möglich gemacht hatten.
Gut, auf Fan-Aktionen reagiert sie wohl nicht. Das ist tatsächlich kein feiner Zug von ihr. Ob es an ihr persönlich liegt oder an ihrem Management kann ich nicht sagen.
Sie stellt einfach zudem menschlich nachvollziehbar fest, daà sie physisch müde ist.
Hier springe ich für Lauren als Prügelknabe vehement in den Ring: auch ich arbeite 6 Tage die Woche, 10 Stunden am Tag. Ich weiÃ, verdammt noch mal, wie elend müde man sich fühlen kann. Dann hat man auch noch eine Familie und Eltern, um die man sich kümmern muss und irgendwo huuups springen da auch noch Freunde rum.
Ob sie mit ihrem Beruf viel oder wenig Geld verdient, der Körper verlangt nach Erholung. Besonders, wenn man mal das biblische Alter von 40 Jahren erreicht hat J Ja, da kann man nicht nächtelang Flatrate-Saufen und morgens wieder fröhlich zur Arbeit gehen. AuÃerdem: es stimmt! Es gibt Momente im Leben, die kann man nicht mit Geld aufwiegen. Wenn du sie verpasst hast, sind sie weg.
3.) Lauren hat keinen Respekt vor den LL shippern, weil sie sich mit David Sutcliff besser versteht als mit Scott Patterson.
Das eine ist Lauren Graham und das andere Lorelai Gilmore. Das eine ist Beruf und das andere Privat. Ich will auch nicht mit jedem meiner Kollegen Essen gehen. Ich will auch nicht jeden meiner Kollegen küssen (müssen). Es gebe natürlich schon Kollegen, die ich… aber ich schweife schon wieder vom Thema ab.
Daraus zu schlieÃen, sie hätte das eine mehr vorangetrieben als das andere, vermischt Birnen mit Ãpfeln. Wenn man zu Lauren gesagt hat, heule los, dann heulte sie, wenn man sagte, singe, dann sang sie, wenn man sagte, schmeià deine Klamotten vom Leib und leg dich mit Luke/Scott ins Bett, dann tat sie es. Dafür wurde sie bezahlt, das hat sie gut gemacht. Jetzt wiÃt ihr auch, warum früher der Beruf der Schauspielerin im Ansehen gleich war wie der einer Hure. Es gab gewisse Parallelen J
4.) Lauren müÃte man mal auf die Fresse hauen, damit sie blickt, was für einen Müll sie den ganzen Tag erzählt. Für einen blöden Lacher, macht sie wohl alles.
Oh, jetzt wird es handgreiflich hier. Ãhhh Lauren, geh mal vor mich, sonst bekomme ich noch was ab. Was heiÃt, das ist mein Job als Prügelknabe? Aber die tun mir vielleicht weh??? J
O.K., sagen wir es so, für besonders tiefgehend intellektuell bewegende Interviews mit metaphysischen Momenten und der tiefen Sehnsucht nach Erkenntnis, der Sinn, das Leben, der Habicht, Hurz… also für solche Interviews ist Lauren nun doch eh nicht bekannt.
Aber ich bin fest davon überzeugt, alles reiner Selbstschutz! Die witzige, schlagfertige Fassade ist der Schutz, den man braucht, um das hohle Leben in Hollywood zu überstehen. Oder sich vor den Angriffen der gierigen Presse und der noch gierigeren Kollegen zu schützen, die förmlich nur darauf warten, dass man strauchelt (good bye Paris and good luck, jailhouse rocks, Baby, that´s hot!)
Es gibt noch viele andere Angriffe auf Lauren, die man hier aufführen könnte, manche gerecht- fertigt, manche ziemlich an den Haaren bei gezogen.
Bei aller Enttäuschung sollte man nicht den Kern der Sache aus den Augen verlieren: ohne Lauren hätten wir nicht diese bezaubernde Lorelai Gilmore gehabt. Und die ist uns nun wirklich ans Herz gewachsen. Bei aller Wut und Trauer sollten wir aber auch unsere Position nicht aufgeben, wir sind ihre „Unterstützer“.
Unser Job ist klar definiert wie der, eines Prügelknaben: hinter ihr zu stehen, damit sie nicht kippt und vor ihr zu stehen, wenn der Sturm weht. Und ab und an das Gewicht an ihren Füssen zu sein, damit sie nicht abhebt. Und wenn sie traurig ist, dann trösten wir sie ein bisschen und wenn sie sich freut, weil sie endlich den Emmy gewonnen hat, dann klopfen wir uns alle auf die Schulter. Das ist Teamwork, Leute, so macht man Stars. Dumm schwätzen kann jeder!
© Koile 2007