Moments of Life

Hallo meine Süße :knuddel:

Entschuldige bitte, dass ich mich erst jetzt melde. Ich habe ziemlichen Stress in der Arbeit, die mir aber trotzdem sehr großen Spaß macht. Parallel muss ich noch etwas für die Uni machen und möchte zumindest bis Oktober, wo das neue Semester beginnt, auch etwas mehr Zeit mit Freunden und meinem Freund verbringen, da ich diese leider während des letzten Studienjahres so vernachlässigte. Ich war daher in letzter Zeit nicht so oft online. Ein weiterer Grund dafür war aber auch ein Problem mit der Internetverbindung (mein PC warf mich meist sehr schnell wieder raus) diese und letzte Woche. Dieses Problem sollte aber endlich behoben sein. Es tut mir leid, dass ich dich so vernachlässigt habe! Ich versuche in Zukunft wieder früher Feedback zu geben. Es war aufjedenfall auf gar keinen Fall persönlich gemeint, war ja allgemein kaum online. Du weißt, dass ich deine Geschichte liebe. Dein Schreibstil und deine Ideen sind einfach brilliant!

Zitat:[SIZE=3]„Und wie ist es wieder zu Hause zu sein?“ Eliza rückt ihren Liegestuhl etwas näher an Sarahs Rattanliege unter den großen Sonnenschirm.
„Soll ich ehrlich sein, ich habe mich im Krankenhaus sicherer gefühlt. Nicht wegen Hannah. Dadurch dass wir wissen, dass sie den gleichen Augenfehler wie Emily hat, gab es bisher kaum nächtliche Zwischenfälle. Aber jeden Abend hoffe ich, dass meine Sauerstoffflasche bis zum nächsten Morgen reicht. Weißt du noch, was ich vor 1 ½ Jahren gesagt habe?“

„Ja, nicht aufgeben bis zum Tag X.“
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Erst mal freue ich mich, dass meine beiden Lieblinge noch ein Kind bekommen haben Heart Und der Name Hannah ist einfach nur wunderschön.
Aber mir tut es so leid, dass Hannah daselbe Augenproblem wie Emily hat.

Zitat:[SIZE=3]„Ich habe schon aufgegeben. Emily sollte unbedingt ein Geschwisterchen bekommen, obwohl ich während der Schwangerschaft hätte sterben können. Das war mir alles egal. Und jetzt wo Hannah da ist, wird meine Angst vor dem sterben immer größer. Einerseits möchte ich die vergangenen zehn Monate rückgängig machen, andererseits Hannah nicht mehr missen. Aber die Zeit läuft mir davon. Jeden Tag geben meine Lungen etwas mehr von ihrer Arbeit auf. Und David schmeißt trotz seines kaputten Rückens und der anhaltenden Schmerzen den Haushalt allein. Ganz abgesehen von dem nächtlichen Aufstehen um Hannah zu füttern. Sie verlangt alle vier Stunden nach ihrer Flasche.“
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Ich bin so dankbar, dass Sarah die Schwangerschaft und Geburt überlebt hat. Aber ich muss sagen, dass ich sehr, sehr große Angst um sie habe und eine furchtbare Ahnung, die mich einfach nicht los lassen will.

Es tut mir weh, zu lesen, wie schwer es Sarah und David zu haben. ich hoffe so sehr, dass alles besser wird, auch wenn deine Worte mich zweifeln lassen. Ich wünsche ihnen ganz viel Kraft und muss dir erneut sagen, wie sehr ich dich bewundere, dass du so ernste Thematiken in deiner Geschichte aufgreifst. Genau deshalb liebe ich deine Geschichte so sehr. Du hast einen einzigartigen Schreibstil, deine Personen sind authentisch und so detailiert dargestellt.

Du bringst mich auch wieder einmal zum Nachdenken, wie jedes Mal. Ich wüsste nicht, was ich machen würde, würde eine Schwangerschaft und Geburt ein solches Risiko darstellen. Aber Sarah liebte ihr Kind, sobald sie von dessen Erzeugung erfuhr. Sie wollte dieses Kind. Und ja, eigentlich verstehe ich, dass sie es nicht abgetrieben hat, sondern unbedingt wollte.

Es ist so wundervoll wie David sich um Sarah kümmert auch im zweiten Kapitel spürt man wieder diese tiefe Liebe der beiden zueinander.

Die Kinder sind so süß, besonders Emily ist mir ans Herz gewachsen. Einfach goldig, wie sie mit ihrer kleinen Schwester umgeht.

Ach Süße, ich liebe deine FF! Du hast so wunderbare Charaktere geschaffen. Ich liebe es von Sarah, David, Emily, Hannah, ihrer Familie und ihren Freunden zu lesen.

Ich hoffe so sehr, dass es eine Chance für Sarah geben wird, ein leichteres Leben zu führen. Sie ist so eine wunderbare Frau. Es tut mir weh, wie ich von Kapitel zu Kapitel immer mehr spüre, wie sie aufgrund ihres gesundheitlichen Zustandes leidet.

Zitat:[SIZE=3] Zweifelsfrei, da spielt jemand auf dem Klavier im Wohnzimmer. Und das nicht einmal schlecht. Aber wer, außer David könnte unten sein. Andererseits ist er völlig unmusikalisch.
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Bin schon echt gespannt, wer das sein mag...

Freu mich schon auf jedes neue Kapitel von dir!

Ich liebe deine FF!

Bussi Selene


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Hi du...

Also, mir war gerade etwas seeeeeeeehr langweilig und deshalb habe ich angefangen deine Story zu lesen und bin gar nicht mehr weggekommen davon... ich finde sie fantastisch..
ich bin jetzt zu muede um genaues FB zu geben, das kann ich ohnehin nicht gut, aber ich werde sicher weiterlesen und dann auch detaillierter, promise..

greetz, Cedric

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Zitat:Also, mir war gerade etwas seeeeeeeehr langweilig
Big Grin Langweilig also. Da freut es mich um so mehr, dass sich jemand durch die über 20 Seiten gewühlt hat. Respect. Und noch mehr freut es mich, dass du dich dann zu Wort gemeldet hast Cedric. Vielen Dank dafür und dass dir die Story gefällt.

@Selene: So etwas ähnliches konnte ich mir fast denken. Also arbeiten und so. Immerhin kenne ich genug Studenten, die jetzt in den Sommermonaten bei uns in der Firma rumspringen und ihr Geld für das nächste Studienjahr oder Urlaub verdienen. Ebenso wichtig sind natürlich auch Freunde und Familie. Also mach dir keinen Stress, sondern geniess die vorlesungsfreie Zeit noch ausgiebig. *knuddel*

@Anne: ein weiterer knuddeler. Wir haben uns zwischendurch ja schon noch mal gesprochen. Lasst euch überraschen, was noch kommt. Meine Lippen sind versiegelt. Und eine Fortsetzung ist auf jeden Fall schon in Arbeit. Ob ich allerdings noch was dazwischen schreibe, weiss ich bisher nicht. Das überlasse ich dann meiner Muse.Big Grin

Das nur mal als kurzes Re-FB. Ich denke mal im Laufe der Woche gibt es Nachschub. Bis dann.

Lg Emerson Rose
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So ohne viel Drumherum, es geht weiter.

Teil 58

Ein junger Mann mit tiefschwarzen Haaren sitzt dort und spielt ein klassisches Stück, das Sarah als Schwanensee wieder erkennt. Eine junge Frau mit braunen kinnlangen Haaren steht daneben und dreht sich in dem Augenblick zu Sarah um.

„Guten Abend.“ Sarah tritt einen Schritt näher.
„Darf ich fragen, wer sie sind? Wie Einbrecher sehen sie nicht gerade aus.“
„Tut mir leid. Wir wollten niemanden stören oder erschrecken.“ Jetzt steht auch der junge Mann auf.
„Dawn war der Meinung, wir könnten in der Wohnstube warten, während sie einige Sachen zusammenpackt. Wir dachten es wäre niemand hier, da sie uns erzählte, ihre Eltern wären im Urlaub. Aber entschuldigen sie mein Benehmen. Mein Name ist Dean Lengcaster und das ist meine Frau Teresa. Wir arbeiten mit Dawn zusammen für die gleiche Zeitung.“

„Nett sie kennen zu lernen. Ich heiße Sarah Hemmingwell und bin Dawns Schwester. Das ist meine jüngste Tochter Hannah.“
Sie reicht den beiden die Hand ehe sie sich zu dritt auf die Couch bzw. den Sessel setzen.
„Sagte Dawn nicht mal, sie wäre Einzelkind?“ fragt Dean nach.
„Bis vor zehn Jahren war das auch so. Damals wurden ihre Mutter und unser Vater ein Paar und seitdem hat sie zwei Schwestern und einen Bruder. Das mit dem Urlaub stimmt allerdings. Mein Dad ist Engländer und besucht meist ein Mal im Jahr seine Eltern in Bath.“

Mitten in die kleine Unterhaltung kommt Dawn die Treppe runter. Eine große Sporttasche über der Schulter, die sie im Flur abstellt und den Stimmen im Wohnzimmer folgt.

„Hallo Sarah, du bist ja zu Haus?“ Dawn umarmt ihre Schwester und setzt sich dann neben sie auf den Hocker.
„Wo sollte ich sonst sein?“
„Der Jeep steht nicht in der Einfahrt. Also dachte ich, ihr seid noch unterwegs.“

„David holt für mich eine neue Sauerstoffflasche. Das Medical-Center hat meine Bestellung von heute Morgen scheinbar versiebt. Du müsstest ihm begegnet sein. Er ist noch nicht lange weg.“
Dawn schüttelt den Kopf. „Mir ist nichts aufgefallen. Allerdings weiß ich zurzeit eh nicht, wo mir der Kopf steht.“
Sie steht wieder auf und tut einige Schritte durchs Wohnzimmer.
„Hey Dawn was hast du denn? Sarah zieht ihre Stiefschwester zurück auf den Platz neben sich.
„Hast du dich mit Matt verkracht?“
„Wenn es das wäre, würde ich meine Sachen jetzt aus- und nicht einpacken. Aber es hat mit Matt zu tun.“
Dawn atmet einmal tief durch, ehe sie zu erzählen beginnt.

Seit gestern Morgen liegt Matt im Krankenhaus. Er schleppt sich ja schon länger mit Fieber und einer Erkältung durch den Alltag, aber gestern früh war er kaum noch ansprechbar. Da habe ich Angst gekriegt und den Uni-Notdienst verständigt. Sie haben ihn gleich mitgenommen und untersuchungsmäßig auf den Kopf gestellt. Bisher ohne Erfolg. Heute Morgen sah er schon wieder besser aus und war ganz munter, aber ich habe Angst, dass mehr dahinter steckt, als nur eine läppische Grippe.“

„Und jetzt, willst du noch zu ihm?“

„Nein erst morgen. Ich habe mir einen Tag frei genommen. Dean und Teresa waren so nett, mich her zu fahren, damit ich die Klamotten wechseln kann. Doch wenn ich es mir so überlege, erwartet mich im Studentenwohnheim ein leeres Zimmer. Matt hat keinen Mitbewohner.“
„Dann bleib hier. Wir unterhalten uns noch etwas und ich fahre dich morgen Vormittag in die Stadt. Außerdem würde Jenny sich bestimmt freuen, mal wieder deine Stimme zu hören. Sie rufen zur Zeit jeden Morgen an.“

„Und du Hannah, möchtest du auch, dass ich bleibe?“
Das Baby quittiert die Frage mit einem Lächeln und streckt Dawn ihre Ärmchen entgegen.
„Ich glaube das ist eindeutig.“ Sarah gibt Hannah an Dawn weiter, die erfreut anfängt mit den Haaren ihrer Tante zu spielen.
„Dann werden wir mal fahren“, meldet sich Dean zu Wort und steht auf.
„Ich bringe euch noch zur Tür.“ Dawn erhebt sich ebenfalls und begleitet Dean und Teresa nach draußen, während Sarah den Weg ins Dachgeschoss antritt.

„Danke noch mal, dass ihr mich gefahren habt.“ Vorsichtig umarmt Dawn erst Teresa und dann Dean. Sie trägt immer noch Hannah vor sich her.
„Keine Ursache. Ist doch schön, dass du heute Abend nicht allein bist und deine Schwester so hilfsbereit.“
„Ja Sarah ist wirklich die beste.“
„Aber es scheint ihr nicht besonders gut zu gehen“, spricht Teresa ihre Gedanken laut aus.
„Sarah hat einen schweren Lungenschaden. Vor zehn Jahren, als wir uns kennen lernten, brauchte sie nur ab und zu mal Sauerstoff, z.B. bei einer Lungenentzündung. Seit Hannahs Geburt kommt sie nicht mehr ohne aus. Und wenn nicht ein Wunder geschieht, wird sie ihren 27. Geburtstag nicht mehr erleben. Seit fast zwei Jahren steht sie auf der Spenderliste für eine neue Lunge an vorderster Stelle. Bis jetzt hat sich noch nichts getan. Doch der Tag X rückt immer näher, unaufhaltsam und endgültig.“

Traurig schaut Dawn dabei auf die kleine Hannah. Das Baby ist inzwischen in ihren Armen eingeschlafen und nuckelt zufrieden an ihrem Daumen.
„Nicht wahr meine Süße, wir werden das Kind schon schaukeln.“

„Dann wünschen wir euch alles Gute und macht euch noch einen schönen Abend.“
Teresa und Dean steigen ins Auto ein und fahren die Auffahrt runter. Dawn schaut den beiden nach, bis die Rücklichter hinter der nächsten Biegung verschwunden sind. Von der anderen Seite fährt David mit dem Jeep vor und parkt in der Auffahrt. Er winkt Dawn heran.

„Hallo Schwägerin. Was machst du denn hier?“
Dawn grinst bei dieser Anrede. „Ist ne lange Geschichte. Erzähle ich dir später. Hast du was für Sarah gekriegt?“
„Ja aber nur zwei kleine Patronen für den Lindy Walker. Mehr hatten sie nicht mehr vorrätig. Hilfst du mir tragen?“
David steigt mit schmerzverzerrtem Gesicht aus und öffnet den Kofferraum.
„Die Teile sind zwar nicht besonders schwer, aber mir reicht es für heute.“

Dawn hebt prüfend eine Sauerstoffpatrone hoch. „Ja das geht. Nimmst du Hannah und ich die Patronen.“
„Wenn du meinst. Danke.“
David legt sich seine Tochter in die linke Armbeuge, damit er mit rechts den Wagen abschließen kann.

„Und wie viele Schmerztabletten hast du heute schon genommen?“ fragt Dawn ihren Schwager in Spe auf dem Weg ins Haus.
„Willst du das wirklich wissen?“
Dawn nickt.
„Heute Morgen eine mit 150 mgr. Und vorhin noch mal 100 mgr. Aber die letzte Tablette hat noch nicht angeschlagen.“

„Dir ist aber klar, dass du mit dieser Dosis im Blut nicht mehr Auto fahren dürftest.“
„Was soll ich machen. Ohne Sauerstoff hält Sarah die Nacht nicht durch.“
„Vielleicht solltest du mal wieder zur Physiotherapie gehen.“
„Gute Idee und wer hält hier solange die Stellung?“

„Wenn du willst, komme ich morgen Nachmittag wieder her und du vereinbarst einen Termin in der Klinik. Und das nächste Mal, wenn was sein sollte, rufst du gleich an. Wozu habe ich schließlich meine Telefonnummer aus Matts Wohnung hier gelassen. Ich frage mich ohnehin, wie das laufen soll, wenn in drei Wochen die Schule wieder beginnt.“

„Frag mich was Leichteres. Darüber zerbreche ich mir den Kopf, wenn es soweit ist. Außerdem sind Tony und deine Mutter dann auch wieder da. Es wird schon schief gehen.“
„Was wird schief gehen?“ Die letzten Worte hat Sarah gehört, da David und Dawn inzwischen das Dachgeschoss erreicht haben.

„Wie das wird, wenn ich wieder arbeiten muss.“
„Emily geht in den Kindergarten und mit Hannah komme ich schon klar. Ehe sie anfängt mit laufen, dauert es noch etwas.“ Sarah nimmt ihre Tochter wieder an sich. Das Fläschchen wartet, inzwischen richtig temperiert, auf sie.

Während Hannah im Halbschlaf ihre Milch trinkt, erzählt Dawn David noch einmal den Grund ihres Hier seins.
„Und als Sarah mir anbot, mich morgen in die Stadt zu fahren, bin ich natürlich gern geblieben.“
„Weiß Eliza schon von deiner noblen Geste?“ fragt er daraufhin Sarah.
„Noch nicht. Sobald Hannah ihr Bäuerchen gemacht hat, rufe ich sie an.“
Wie auf Kommando tut das Baby selbiges, spuckt aber auch einen Teil der Milch wieder aus.
„Ach Süße, waren die Augen wieder größer als der Magen.“ Sarah wischt Hannah vorsichtig über den Mund und nimmt ihr dann das bespuckte Lätzchen ab.
„So jetzt bist du fertig fürs Bett.“
„Darf ich sie schlafen legen?“ Dawn steht vor ihrer Schwester und schaut sie bittend an.
„Ich komme ja sonst nicht dazu.“

„Von mir aus.“ Sarah übergibt Hannah an Dawn.
„David gehst du mit? Zeig Dawn, wo sie den Schlafsack für Hannah findet.“
„Na klar.“ Die beiden verschwinden im Kinderzimmer und unterhalten sich dabei weiter, während Sarah mit Eliza telefoniert.

„Sag mal, habt ihr mal an eine Hilfskraft gedacht?“
„Meinst du eine Krankenschwester?“
„Ich glaube das wird Sarah nicht zulassen. Aber schau, ich kann meine Arbeitsstelle nicht einfach wie ich will verlassen. Und bei Anthony, Mom und dir ist das nur bedingt möglich. Ich dachte an ein Au-Pair Mädchen. Habt ihr vor eineinhalb Jahren nicht für Ben und Anny schon mal eine Austauschschülerin besorgt?“

„Ja für sechs Monate, aber weißt du, was das gekostet hat. Wir haben damals alle zusammengelegt und wussten, dass es nicht für immer ist. Aber bei uns?“
„Gerade deshalb. Auch wenn ihr nicht darüber redet. Wie es auch kommt, irgendwann brauchst du Hilfe bei der Erziehung der Mädchen. Denn einfach deinen Job aufgeben, könnt ihr euch nicht leisten.“

„Ich werde mit Sarah darüber reden, aber ich weiß schon jetzt, dass sie nicht begeistert sein wird.“
„Aber ein Versuch ist es wert.“ Dawn lässt nicht locker bis David ergeben nickt.
„Ok, ok. Aber nicht mehr heute Abend. Sarah ist ziemlich geschafft. Das Wetter setzt ihr mehr zu als gedacht.“

„Schon klar.“ Dawn deckt ihre kleine Nichte mit einer dünnen Decke zu und knipst dann das Nachtlicht an.
„Und wie lange wird sie jetzt schlafen.“ Fragt Dawn nach, während sie den kleinen Engel im Halbdunkel verzückt betrachtet. Hannah hat schon jetzt eindeutige Züge von Sarah und ihre grünen Augen, während Emily sie immer mit Davids braunen Augen anschaut.

„Wenn wir Glück haben so um Mitternacht und dann noch mal um vier. Ansonsten einmal öfter. Vielleicht schaffen wir es bis zum Schulanfang, dass sie durchschläft. Zumindest von Mitternacht bis sechs oder sieben. Dann könnte ich sie weiterhin versorgen und wäre morgens nicht so gerädert. Langsam kann ich nachvollziehen, wie anstrengend so ein Baby ist. Als Emily damals so alt war, war ich ja nur am Wochenende hier.“
David lächelt bei dem Gedanken, dass seine älteste Tochter inzwischen fast fünf Jahre alt ist.

„Dich leihe ich mir glatt mal aus, wenn es bei Matt und mir soweit ist.“ Zieht Dawn ihren Schwager in Spe auf, beschwichtigt jedoch gleich, als sie sein entsetztes Gesicht sieht.

„Keine Angst, wir wissen beide, wie man keine Kinder bekommt. Vielleicht in einigen Jahren aber jetzt garantiert nicht.“

„Dann bin ich ja beruhigt. Lass uns sehen, was Sarah macht.“

Dawn ist einverstanden und folgt David zurück ins Wohnzimmer. Dort wartet auf sie eine Kanne Eistee und Knabbereien, die Sarah zwischenzeitlich vorbereitet hat.
„Schöne Grüße von Eliza. Sie nimmt dich morgen gern mit. Alles andere hätte mich auch gewundert“, fügt sie hinzu und grinst David triumphierend von der Seite an.

„Trotzdem ist es ganz gut, dass sie Bescheid weiß.“ So leicht gibt sich David nicht geschlagen, freut sich aber im geheimen über jede Kleinigkeit von Normalität in ihrer jetzigen Situation. Selbst wenn es um solche Banalitäten geht.
Den Rest des Abends hören sie Dawn gespannt zu, was sich bei ihr in den vergangenen Tagen getan hat.

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Früh am nächsten Morgen klingelt, wie jeden Tag seit einer Woche, das Telefon. Als Dawn, in der Küche gerade mit Kaffee kochen beschäftigt, abnimmt, ist es einen Moment still in der Leitung.

„Hallo, ist jemand dran?“
„Hey Krümel“, ertönt es plötzlich. „Mit dir habe ich ja gar nicht gerechnet.“
Dawn grinst.
„Hi Tony. Sarah und David haben mich schon vorgewarnt, dass ihr zu einer unchristlichen Uhrzeit anrufen würdet.“

„Du bist wach. Also ist es mindestens acht Uhr“, pariert Tony am anderen Ende und streckt sich auf der Couch aus.
„Nicht ganz, aber ich habe versprochen das Frühstück vorzubereiten.“
„Dann will ich dich auch gar nicht länger von der Arbeit abhalten. Kannst du mir Sarah oder David mal geben?“
„Ja klar. Aber vorher will dich noch jemand sprechen.“ Dawn reicht den Hörer an Emily weiter, die erwartungsvoll neben ihrer Tante steht.

„Hallo Grandpa“, piepst sie noch etwas verschlafen, aber fröhlich in die Sprechmuschel. „Die Sonne scheint heute ganz doll und ich bin schon auf und fahre nachher mit Mommy und Tante Eliza und Jeany weg.“ Emily ist kaum zu bremsen, redet ohne Punkt und Komma.

Von wem sie das wohl hat? Schmunzelt Tony in Bath, lässt seine Enkelin aber erst mal ausreden.
„Da habt ihr ja heute richtig was vor. Könntest du mir trotzdem mal deinen Daddy geben?“
„Ja.“ Zum dritten Mal wird der Telefonhörer weiter gereicht. Diesmal an David, der Hannah fertig angezogen hat und gerade mit ihr das Wohnzimmer betritt.

„Hannigan?“
„Guten Morgen David. Bei euch ist am frühen Morgen ja schon richtig was los.“
„Hallo Tony. Hannah hält uns ziemlich auf Trab.“
„Und sonst, alles in Ordnung. Geht’s Sarah gut?“

„Mhm. Du weißt ja wie es aussieht. Ihr Zustand hat sich nicht verschlechtert, aber besser geworden ist er auch nicht. Trotzdem fährt sie nachher mit Eliza und den Kids nach Boston, bzw. Liz holt sie ab. Ich würde sie am liebsten gar nicht los lassen, aber ich glaube Sarah fällt hier langsam die Decke auf den Kopf und etwas Abwechslung kann nicht schaden.“

„Glaube ich auch. Alles was Sarah sich selbst zutraut, sollten wir ihr auch zugestehen. Wer weiß, wie lange sie noch die Kraft dazu aufbringen kann.“

„Du hast sich er Recht. Ich habe einfach nur Angst, dass unterwegs etwas passiert und ich nicht da bin, um ihr zu helfen. Diese Vorstellung mach mich verrückt.“
„Ja los lassen ist das Schwerste. Die Angst überwinden und dabei nicht durchdrehen. Vielleicht braucht ihr auch einfach nur mal Zeit für euch allein. Ohne Kinder und dem ganzen Alltagsstress. Wo ihr einfach ihr selbst sein könnt. Ohne Schnörkel und Verbiegungen.“

„Und wie stellst du dir das vor? Hannah ist zu klein und welch schwierige Phase Emily gerade durchmacht, ist dir auch bekannt.“

„Es muss ja nicht gleich sein. Aber ich habe eine Idee. Wir sprechen noch mal drüber, wenn ich wieder da bin.“

„Ist gut. Genießt euren Urlaub noch.“

„Ja grüß Sarah von uns. Bis dann. Bye.“

David legt das Telefon auf dem Wohnzimmertisch ab und geht, immer noch Hannah auf dem Arm, in die Küche. Emily hilft dort beim dekorieren der Frühstücksteller. Zu dem Rührei gibt es Toast und frische Tomaten, die das kleine Mädchen eifrig verteilt.

„Schau mal Daddy. Tante Dawn kocht und ich darf helfen“, grinst sie und zeigt dabei ihre erste Zahnlücke.

„Das machst du ganz toll, mein Schatz.“ David schaut ihnen über die Schulter, stibitz sich flink ein Stück Tomate und legt dann seine Tochter in den Stubenwagen, um die Hände zum Tischen decken, frei zu haben.
Hannah ist davon alles andere als begeistert und testet ihre Stimme aus. Das ruft Sarah auf den Plan, die bis jetzt noch geschlafen und nun mit verwuschelten Haaren und in Pyjama das Wohnzimmer betritt.

„Hey Süße, was hast du denn?“ Sie stellt ihren Lindy Walker ab und beugt sich zu ihrer Tochter runter.
„Ihr ist wahrscheinlich nur langweilig. Sie beruhigt sich schon wieder.“
„Vielleicht hat sie Hunger, oder ihr tut etwas weh.“ Sarah ist nicht wirklich überzeugt und befühlt vorsichtig Hannahs Stirn. Ohne Ergebnis.

„Sie hat ihre Milch getrunken, ein Bäuerchen gemacht und war solange ruhig, wie ich sie durch die Gegend getragen habe. Nicht wahr Hannah?“ David wirft einen Blick auf seine Tochter.

„Du weißt genau, wie man Mommy und Daddy um den kleinen Finger wickelt.“ Hannah lächelt zustimmend. Die Tränen sind fast vergessen.
„Aber jetzt bleibst du hier drin und wir essen erst mal in aller Ruhe. Es ist angerichtet My Lady“ Dabei nimmt David Sarah sanft in den Arm und küsst sie erst auf die Stirn, dann auf die Nase und zum Schluss auf den Mund. Ein liebevolles tägliches Ritual.

„Na gut. Dann bekommst du deinen Plüschelefanten und ich zieh die Spieluhr auf. Das dürfte zur Unterhaltung reichen.“

„Gute Idee. Vielleicht schläft sie dann noch ne Runde.“

„Wieso, seit wann ist Hannah wach?“ Sarah nimmt ihrem Freund die Kaffeekanne aus der Hand und stellt sie auf den Tisch, während dieser die vergessene Milch aus der Küche holt.

„Wenn man’s genau nimmt, seit sechs. Da hat sie ihre Flasche gekriegt und ist fast wieder eingeschlafen, als Emily dazu kam. Putzmunter. Zumindest hat sie das behauptet. Also habe ich seit sieben Märchen vorgelesen.“

„Dann kannst du wirklich noch etwas Schlaf vertragen Prinzessin.“ Sarah richtet einen letzten Blick in den Stubenwagen, wo Hannah inzwischen mit wachsender Begeisterung auf dem Ohr des Elefanten herum kaut und geht dann langsam zur Essecke. Das Frühstück wartet.


TBC..?
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Hallo Süße :knuddel:

Freut mich, dass du schon weiter geschrieben hast!

Das neue Kapitel ist dir wieder echt klasse gelungen. Dein Schreibstil ist wunderschön, du zeichnest deine Charaktere auf eine besondere Weise.

Der Zusammenhalt der Familie gefällt mir. Es ist so wichtig, dass man Rückhalt von der Familie bekommt, dass alle so zusammenhalten, vor allem in diesen schweren Zeiten.

Ich hoffe, dass es sowohl Sarah als auch Matt bald besser geht.

Irgendwie habe ich das Gefühl, dass die Begegnung Sarahs mit Dean und Teresa schicksalhaft war, noch sehr wichtig für den Verlauf der Geschichte sein wird. Die beiden sind mir aufjedenfall sympathisch.

Ich finde es gut, dass Sarah nach Boston fährt. Die Abwechslung wird ihr gut tun.

Die Kinder sind so niedlich, einfach toll.

Aber ich sorge mich um David und hoffe, dass es auch ihm besser gehen wird, dass er diesen Druck durchhält.

Ich freu mich schon auf die neuen Kapiteln!

Bussi Selene
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Hi Süße :knuddel:

Weißt du schon, wann du einen neuen Teil posten wirst?

Will dich aber keinesfalls stressen, bei dir lohnt sich das Warten. Freu mich aufjedenfall schon darauf, wenns weiter geht. Smile

Bussi Selene
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So meine Süße.
Du bist die Erste bei denen ich endlich das Fb nachhole. Dann stehen mir noch zwei andere FF´s vor.

Moments of Life [X]
Nachtigallen [ ]
Ewig blüht der Lotos [ ]


Erst mal will ich mich dafür entschuldigen, dass du erst jetzt dein Fb bekommst, aber ich hatte den letzten Tagen/Wochen sehr viel Stress. Habe jetzt mit Fahrschule angefangen, außerdem die Schule mal wieder (Lehrer sind mal wieder in Testlaune), außerdem noch Stunden für AuPair zusammen kriegen, Probearbeit bei einem Hotel (Kempinski wenn es dir etwas sagt, wo ich auch bald an manchen Tagen arbeiten werde). Es tut mir ganz, ganz doll leid.

Kommen wir aber nun zum wesentlichen.
Der Teil war einfach wunderschön. Und als ich gelesen hatte, dass es kein Einbrecher war, ist mir erst mal ein Stein vom Herzen gefallen. Hatte schon Angst, dass Sarah und Hannah etwas passieren könnte. Aber welcher Einbrecher würde schon Klavier spielen, wenn er das Haus ausrauben möchte?Ich und meine Logik.
Ich könnte wetten, dass dieser Dean und diese Teresa noch eine wichtige Bedeutung in deiner FF bekommen. Ich bin jetzt schon drauf gespannt.
Ich finde es einfach klasse, wie die Familie zusammen hält. Und Dawn ist als Tante ja richtig klasse.
Aber ich mache mir richtig Sorgen um Sarah und David. Sarah soll endlich eine Transplation bekommen. Und irgendetwas muss man doch auch für David tun können. Ich hoffe, dass du bald eine Lösung finden wirst.^^
Die Idee mit dem AuPair finde ich gar nicht so schlecht. Aber wahrscheinlich auch nur, weil ich es selber machen möchte.^^ Aber wäre cool, wenn du es mitreinbringen würdest. Aber für David und Sarah wäre es bestimmt zu viel Geld.
Emily ist einfach ein Goldschatz. Ich habe sie schon richtig ins Herz geschlossen.

Dein Teil war einfach mal wieder umwerfend schön und dein Schreibstil und Beschreibung der Charaktere war einfach nur klasse.
Ich freu mich schon auf einen neuen Teil von dir. Aber stress dich nicht.
Hab dich lieb Anne

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Perfect love is rare indeed - for to be a lover will require that you continually have the subtlety of the very wise, the sensitivity of the artist, the acceptance of the saint. [Leo Buscaglia]
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Sorry ihr lieben, seit Freitag liegt das gebetate Kapitel jetzt auf meinem PC und irgendwie bin ich immer wieder davon abgekommen, es zu posten. Irgendwie rennt die Zeit nur so dahin. Erst recht, wenn man was zu tun hat. Das gilt leider auch für morgen. Allen die frei haben, wünsch ich mal an dieser Stelle einen schönen Feiertag.

So und ohne viel Drumherum geht es weiter.

Teil 59

Pünktlich zum vereinbarten Zeitenpunkt steht Eliza mit James geliebten Buick und Tochter Jean im Schlepptau, vor der Tür.
„Na bereit, einen drauf zu machen?“ begrüßt sie Sarah am Fuß der Treppe zum ersten Stock.
„Aber immer“, geht die Angesprochene auf den Scherz ein, während David mehr als misstrauisch guckt. Er ist von der ganzen Aktion immer noch nicht überzeugt.

„Hey David, schau nicht so grimmig. Du verschreckst ja die Kinder.“
„Du weißt, das kann ich besonders gut.“ Aufatmend stellt er den klappbaren Rollstuhl im Flur ab, umarmt Eliza zur Begrüßung und verzieht dann den Mund zu einer Grimmasse. „Besser so?“

„Viel besser. Keine Sorge, wir sind wirklich vorsichtig. Nur der Termin beim Arzt, danach ein kleiner Imbiss und eh du dich versiehst, sind wir zum Kaffee wieder da.“
David gibt sich geschlagen, nickt nur stumm und trägt den Rollstuhl raus zum Auto. Eliza, Dawn, Sarah und die Kinder folgen in einigem Abstand.

„So Süße, sein ein liebes Mädchen und hör auf deine Mommy und Tante Eliza“, verabschiedet sich David von seiner ältesten Tochter, nachdem er sie auf dem Kindersitz angeschnallt hat.
„Ja Daddy.“
„Und du..“, wendet er sich an seine Freundin. „Ruf an, wenn was sein sollte.“
„Mach ich. Kuss!“
Eine Aufforderung, der David gern nachkommt. Leicht beugt er sich runter und seine Lippen verschmelzen mit Sarahs…

Die Fensterscheiben schließen sich und der Wagen fährt die Einfahrt runter auf den Schotterweg, der zur Hauptstrasse führt. David winkt noch hinterher, bis das Auto hinter der nächsten Biegung verschwunden ist…

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Nachdem Dawn an der Uniklinik ausgestiegen ist, geht es weiter zu Elizas Frauenarzt. Langsam drängt die Zeit, wenn sie pünktlich sein wollen.

Der Rollstuhl ist schnell fahrbereit und so sehr Sarah dieses Teil auch hasst, sie ist damit derzeit mobiler, als zu Fuß. Für lange Strecken fehlt ihr einfach die Kraft. Die Mädchen finden es spannend, mit Elizas Hilfe, den Rolli zu schieben. Sarah dagegen spürt die Blicke der Passanten auf der Straße und fühlt sich unwohl. Eine Tatsache, mit der sie nur schwer zu recht kommt. Bisher brauchte sie diesen fahrbaren Untersatz eher selten, war aber auch noch nie so krank. Obwohl es in den vergangen Jahren viele Tiefpunkte gab.

Immer war da Licht am Ende des Tunnels. Und jetzt nur noch Dunkelheit, die einem buchstäblich die Luft abschnürt und jeden Tag etwas näher an den endgültigen Abgrund bringt.

Sarah ergeht sich in düsteren Gedanken, währen Eliza versucht, die Kids abzulenken. Sie merkt genau, dass heute kein guter Tag für ihre Freundin ist, sie sich mit Gedanken und Ängsten quält, die eine sechsundzwanzigjährige normalerweise nicht kümmern. Allein Sarahs verkrampfte Haltung spricht Bände. Die Schulterblätter ragen spitz unter der Strickjacke hervor. Eine starre Miene, eingefallene Wangen und glanzlose Augen, die planlos vor sich hin blicken, sind der untrügliche Beweis, dass sie ganz weit weg ist.

Als sie gemeinsam in der Praxis ankommen, stürmen Jean und Emily als erstes in die Spielecke. Eliza meldet sich derweil an der Rezeption an, setzt sich dann neben Sarahs ins Wartezimmer und nimmt ihre eiskalten Hände.

„Ich weiß, dass es dir heute nicht besonders gut geht, du vielleicht Schmerzen hast und dich die Leute anstarren wegen des Rollstuhls. Wobei zumindest letzteres dir egal sein sollte. Entspann dich etwas Sarah.“

„Ich weiß ja selbst nicht, was mit mir los ist. Bis auf den Sauerstoff und einige Vitamintabletten brauche ich derzeit keine Medikamente. Die Ärzte im Krankenhaus haben gute Arbeit geleistet. Aber jeden Morgen wache ich auf und merke, wie mir etwas wieder schwerer fällt als am Vortag. Und jeden Abend bete ich, dass der Verfall in meinem Körper mal eine Pause einlegt, nur um am nächsten Tag doch wieder enttäuscht zu werden. Das ist so frustrierend. Die netten Menschen auf der Straße, die mich neugierig oder mitleidig beäugen, sind nur der Tropfen, der das Fass zum überlaufen bringt.“

Sarahs letzte Worte sprühen geradezu vor Zynismus. Unbewusst hat se dabei angefangen, sich am Unterarm zu kratzen, so dass die Haut inzwischen feuerrot leuchtet.

„Bitte Sarah nicht.“ Eliza schiebt die Hand ihrer Freundin beiseite, begutachtet kurz die blutig aufgekratzte Stelle und lässt sich dann von der Arzthelferin eine Kompresse und Verbandsmaterial geben.

„Warum machst du das?“ Sorgfältig wickelt sie den Mull um Sarahs Arm, bemüht ihr nicht unnötig weh zu tun.

„Es hilft…“ Und nach einigen Augenblicken. „zumindest manchmal. Der innere Druck wird immer größer und ich weiß nicht, wie ich ihn anders loswerden kann.“

„Sich die Haut blutig zu kratzen, ist aber keine Lösung und bestimmt nicht gut für dich.“

„Willst du hier jetzt die Psychologin raushängen lassen?“ Sarah ist traurig und wütend zugleich.

„Wenn du das von mir denkst, kennst du mich aber schlecht“, flüstert Eliza leise, um nicht alle Blicke im Wartezimmer auf sich zu ziehen. Die Hälfte der Patienten schaut ohnehin schon mehr bis minder unauffällig zu ihnen rüber. „Auch wenn es dir vielleicht nicht gefällt, aber es würde helfen, mit einer Psychologin über deine derzeitige Situation zu sprechen. Glaub mir, einen Teil deiner aufgestauten Gefühle und Ängste kannst du dann besser verstehen und begreifen.“

Sarah antwortet darauf nichts, dreht nur unablässig an einem Knopf ihrer Strickjacke und schweigt sich aus. Tief in ihrem Inneren gibt sie Eliza Recht, aber noch ist die Zeit für diesen Schritt nicht da. Noch will sie die Hilfe eines Arztes nicht annehmen müssen. Aus Angst, die endgültige Wahrheit nicht mehr rückgängig machen zu können. Sie akzeptieren zu müssen, mit allen Konsequenzen und bis zum bitteren Ende.

„Und das sage ich dir, nicht nur weil ich deine Freundin bin, sondern gerade deshalb. Versuch es wenigstens. Wenn es irgendetwas gibt, das ich für dich tun kann, sag es mir.“ Eliza drückt Sarahs immer noch eiskalte Hand und erwartet gar keine Antwort. Umso erstaunter ist sie, als ihre beste Freundin plötzlich doch spricht.

„Ich will nicht gehen müssen. Hilfst du mir?“ Schon wieder rinnen Tränen der Verzweiflung über Sarahs Wangen. Je länger sie darüber nachdenkt, was kommen wird, desto schlechter kann sie ihre Gefühle unterdrücken bzw. damit umgehen.

„Ich bin immer für dich da, aber du musst dir helfen lassen.“
„Und was soll das bringen?“
„Vielleicht nicht viel, vielleicht auch eine ganze Menge. Sarah was ist mit dir los. Du warst immer die Kämpferin, hast dich nicht so schnell unterkriegen lassen und mehr erreicht, als man sich in deiner Situation vorstellen kann. Woher der Sinneswandel?“

„Weil ich eine verdammte Angst habe. Angst das alles hier zurück zu lassen, nicht sehen zu können, wie Emily und Hannah aufwachsen. Bisher habe ich eher selten an das Unvermeidbare gedacht, aber seit meiner Entlassung aus dem Krankenhaus lassen mich diese Gedanken nicht mehr los und bringen mich fast um den Verstand. Besonders wenn ich allein bin und Zeit zum grübeln habe.“

„Gerade deshalb solltest du professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Vielleicht für den Anfang nur jemanden, damit du dich körperlich besser fühlst. Ich hätte da sogar einen Idee. Vertraust du mir?“

„Ja, doch. Vielleicht hast du recht.“ Vorsichtig lächelt Sarah. Das erste Mal seit einer ganzen Weile.
„Ok, dann reden wir gleich weiter.“ Eliza erhebt sich, da ihr Name aufgerufen wurde. „Also Kopf hoch.“

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Kaum ist Eliza im Behandlungsraum verschwunden, stehen Emily und Jean im Wartezimmer.
„Mommy, liest du uns was vor?“ Emily schiebt ihre Brille zu Recht und schaut erwartungsvoll zu Sarah.
„Ja klar. Kommt setzt euch hier her.“
Blitzschnell haben die Mädchen links und rechts von Sarah die Stühle erklommen und lauschen gespannt der leise vorgetragenen Tiergeschichte.

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Eliza wird derweil von ihrem Frauenarzt, der sie schon während der ersten Schwangerschaft betreute, gründlich untersucht.
„Ich kann die Diagnose meines Kollegen nur bestätigen.“ Dr. Sheridan fährt mit dem Ultraschallkopf über Elizas Bauch und schaut dabei konzentriert auf den Monitor. „Alles ist dran, was dran sein sollte. Keine äußerlichen Auffälligkeiten. Herzlichen Glückwunsch zur Schwangerschaft.“

Der Arzt hat sich ein Bild gemacht und reicht Eliza jetzt ein paar Papiertücher, um das Gel zu entfernen.
„Ziehen sie sich in Ruhe an und dann sehen wir uns im Sprechzimmer.“ Dr. Sheridan verlässt den Raum.

Eliza wischt sich die Überbleibsel des Gels weg und richtet ihre Kleidung. Gedanken schwirren ihr dabei durch den Kopf. Immer noch ist es faszinierend, das Leben in ihrem Bauch sehen zu können. Wie es sich bewegt, obwohl man von außen bisher kaum etwas erkennt. Im Gegensatz zur ersten Schwangerschaft mit Jean, wölbt sich nur ein kleines Bäuchlein, das bei einem weiten Shirt nicht mal auffällt.

Langsam geht Eliza zurück ins Vorzimmer. Dr. Sheridan hat zwischenzeitlich die Unterlagen vom Arzt aus Irland durch gelesen und notiert sich einige wichtige Informationen.
„Gibt es von ihrer Seite her noch Fragen oder Probleme?“ erkundigt er sich, nachdem Eliza Platz genommen hat.

„Der Frauenarzt im Urlaub konnte mir nicht genau den Geburtstermin sagen. Außerdem bin ich seit einigen Wochen ständig müde. Acht Stunden Schlaf pro Nacht sind manchmal nicht genug.“

„Ja, das ist hier auch vermerkt. Zu dem Zeitpunkt waren sie in der elften Woche. Da kann es durchaus zu gewissen Abweichungen kommen. Nach der heutigen Untersuchung wird ihr Baby zwischen dem 20. und 25. Januar auf die Welt kommen. Ihre andauernde Müdigkeit könnte von zu niedrigen Eisenwerten herrühren. Das lässt sich am schnellsten durch eine Blutuntersuchung feststellen. Dabei werden wir auch gleich den Hormonspiegel überprüfen. Nur für alle Fälle. Die Ergebnisse sind dann morgen Abend da. Am besten, sie rufen kurz vor Feierabend durch. Ansonsten sehen wir uns in drei Wochen wieder. Bis dahin alles Gute.“

„Danke Dr.“ Eliza verlässt das Sprechzimmer und folgt der Arzthelferin ins Labor. Fünf Minuten später ist auch diese Hürde genommen.
Lächelnd geht sie auf Sarah zu, die zusammen mit den Mädchen immer noch ganz vertieft in das Buch ist.
„Wollen wir los?“

„Ja klar.“ Sarah klappt das Buch zu. „Alles in Ordnung?“
„Fast nichts zu beanstanden. Alles dran an dem kleinen Wurm. Wahrscheinlich nur Eisenmangel. Aber ansonsten, kann es nicht besser sein. Und jetzt habe ich Hunger.“ Unternehmungslustig schwingt Eliza ihre Handtasche. Ihre braunen Augen funkeln vor Tatendrang.

„Dann lass uns gehen.“ Auch wenn es einerseits weh tut, freut sich Sarah für ihre Freundin. Sie und James haben ziemlich lange geübt und dass jetzt das zweite Kind unterwegs ist, lässt Eliza noch mehr strahlen als sonst.

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„So dann schiess mal los. Was hast du für eine Idee?“
Eliza und Sarah haben sich für eine Salatbar entschieden, wo auch die Mädchen etwas zu essen finden, was sie mögen, Bei Gemüse sind Emily und Jean wie fast alle Kinder in ihrem Alter. Nur wenn es nicht anders geht. Wenn besagtes Gemüse aber in einer leckeren Soße verarbeitet und mit lustigen Tiernudeln serviert wird, sieht die Sache wieder ganz anders aus. So hinreichend gestärkt nehmen Emily und Jean den Bistroeigenen Spielplatz in Beschlag.

Auch Eliza ist nach einer großen Portion Salat satt und auskunftsbereit.

„Ich dachte an eine Physiotherapeutin, jemand der dir hilft, deine Unabhängigkeit so lang es geht zu erhalten.“
„Und an wen hattest du dabei gedacht? Denn ins Krankenhaus gehe ich nicht.“
„Ist auch gar nicht nötig. Alex arbeitet freiberuflich und kommt sogar zu dir nach Hause, wenn es nötig ist.“
„Aha.“ So ganz überzeugt ist Sarah noch nicht.

„Na, na, nicht so engstirnig Miss Hemmingwell. Ich kenne Alex noch aus der Zeit, als sie regelmäßig Juliett behandelte. Wir haben uns von Anfang an gut verstanden und der Kontakt ist bis heute nicht abgebrochen. Wenn du willst, fahren wir gleich mal hin und du bildest dir selbst ein Urteil.“
„Du gibst ja doch nicht eher Ruhe“, grinst Sarah schief.

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Eine halbe Stunde später halten sie vor einem hübschen Einfamilienhaus mit gepflegtem Rasen im Süden von Boston. Sarah besteht darauf, den Rollstuhl für das kurze Stück Weg im Kofferraum zu lassen und geht jetzt im Schneckentempo Richtung Haustür. Eliza trägt den Lindy Walker, während die Mädchen schon voraus laufen und die Klingel betätigen. Erst bellt ein Hund, dann ist eine Stimme zu hören. Wenig später öffnet sich die Tür und eine junge Frau erscheint. Ein kleiner Beagle wuselt um ihre Beine und beäugt interessiert die Besucher.

„Hi Liz, was verschafft mir denn die Ehre. Und gleich mit Verstärkung.“
„Du weißt doch, ich bin immer für eine Überraschung gut. Wir waren gerade in der Nähe und dachten, wir statten dir einen kleinen Besuch ab. Darf ich bekannt machen, meine beste Freundin Sarah und ihre Tochter Emily.
„Nett euch kennen zu lernen. Alex Ratcliff. Na dann kommt rein.“

Alex geht voraus in das hell und luftig eingerichtete Wohnzimmer. Eine große Fensterfront mit Schiebetür lässt viel Licht rein und bietet einen freien Blick auf den Garten in dem ein achteckiges Holzgebäude steht.

„Möchtet ihr etwas trinken?“
„Ja gern.“
„Helft ihr mir?“ Die Frage ist an Jean und Emily gerichtet. Die Mädchen streicheln gerade ausgiebig den kleinen Hund, der das sichtlich genießt.
Emily überlegt kurz, schaut etwas verunsichert zu ihrer Mom, die ihr aufmunternd zunickt und folgt dann Jean in die Küche.

Der Beagle steht plötzlich allein da, wundert sich kurz und trollt sich dann zu Sarahs. Erwartungsvoll schaut er sie aus braunen Augen an.
„Na was bist du denn für ein Schöner“, spricht sie halblaut mit dem Hund und streicht ihm über sein samtweiches Fell.
„Er heißt Charly“, tönt es aus der Küche, wo Gläserklappern Arbeitseifer signalisiert.
„Charly also. Mhm. Da hast du aber einen schönen Namen.“

Charly wedelt zustimmend mit dem Schwanz und legt sich vor Sarahs Füße.
„Meine Tochter durfte ihn taufen und hat sich für einen Namen von den Peanuts entschieden.“ Alex stellt den Krug Eistee auf dem Wohnzimmertisch ab, nachdem sie die Gläser gefüllt hat.

„Erzählt mal, was führt euch zu mir. Dazu noch unangemeldet, was jetzt kein Vorwurf sein soll, aber ihr habt echt Glück. Meine letzte Patientin ist gerade weg und den nächsten Termin habe ich erst am frühen Abend.“ Alex redet wie ein Wasserfall und Sarah kann sich denken, warum sie und Eliza so gut befreundet sind.

„Eliza sagt, du könntest mir vielleicht helfen. Mein Problem ist ja offensichtlich“, ergreift Sarah das Wort.
„Stimmt. So auf Anhieb kann ich jedoch nichts tun, würde mir aber gern ein genaueres Bild verschaffen.“
„Ja natürlich. Ich habe sogar eine Kopie meiner Krankenakte in meiner Tasche.“ Sie kramt kurz in ihrem Rucksack und fördert einen Schnellhefter zu Tage.

„Danke. Dann komm mit. Eliza, du hast doch nichts dagegen, wenn ich deine Freundin für einige Minuten entführe.“
„Nur zu. Ich passe solange auf die Kinder auf.“ Eliza drückt aufmunternd Sarahs Hand und zwinkert ihr zu.
„Wenn was sein sollte, weißt du ja wo wir sind.“ Alex nimmt Sarah die Sauerstoffflasche ab und geht mit ihr raus zu dem ungewöhnlichen Holzhäuschen.

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„Willkommen in meiner Praxis.“

„Wow.“ Sarah ist einigermaßen beeindruckt und setzt sich erstmal auf eine niedrige Liege, um alles genauer und in Ruhe betrachten zu können. Das Häuschen ist scheinbar abgeteilt in mehrere Räume, von denen sie sich im größten Zimmer befinden. Das Holz der Wände zusammen mit den nicht besonders großen aber vielen Fenstern, vermitteln eine angenehme Atmosphäre. Liebevoll und bis ins kleinste Detail ist der Raum eingerichtet. Trotzdem stimmt die Funktionalität.

„Ja, das sagen fast alle meine Kunden.“ Die Therapeutin schließt die Tür, holt aus einer Schublade ihres Schreibtisches einen Aktenordner sowie einen Stift und setzt sich auf einen Hocker neben die Liege.
„Bevor wir anfangen, brauche ich von dir einige Angaben.“
„Ok.“

Alex geht alles durch, von den persönlichen Angaben, über den privaten Hintergrund bis hin zur Krankengeschichte. Dabei blättert sie in dem Schnellhefter und stellt Fragen, wenn etwas unklar ist.
„Und wie lautet die letzte Prognose?“
Sarah schluckt einmal schwer. Eine eisige Hand legt sich wie eine Eisenkralle um ihr Herz und droht ihr die Luft zum atmen zu nehmen, wenn sie an die Worte der Ärzte denkt.
„Wenn meine Herz solange mitspielt, ein dreiviertel bis ein Jahr“, flüstert Sarah und kann nur mit Mühe die Tränen unterdrücken.

„Ich verstehe. Hmm. Hattest du jemals Physiotherapie, also Atemübungen, das richtige Abhusten des Schleims oder ähnliches?“
„Immer nur dann, wenn es akut war, also bei Lungenentzündungen oder Blutungen. Es gab auch Phasen, da war ich Monate lang symptomfrei. Jetzt kann ich eigentlich auch nicht klagen“, versucht Sarah ihre derzeitige Situation in Worte zu fassen. „Der letzte Antibiotika Cocktail hat sehr gut angeschlagen, mir aber meine letzten Kraftreserven geraubt. Die alltäglichen Dinge, die mir sonst nichts ausmachten, kosten mich jetzt unheimlich viel Energie.“


„Ok, ich will dir nichts vormachen. Anhand der Diagnose ist die Krankheit bereits sehr weit fortgeschritten. Das weißt du besser, als jeder andere. Trotzdem würde ich ein leichtes Krafttraining und Massagen verordnen. Solange dein Zustand stabil ist, also keine Viren oder Bakterien deine Lunge angreifen. Die Massage soll helfen den inneren Druck etwas zu lindern, denn das“, Alex deutet auf Sarahs Unterarm, wo sie schon wieder begonnen hat zu kratzen, „ist nicht der richtige Weg.“

Diesmal holt Alex Kompressen, Heilsalbe und Mull aus dem Schrank und versorgt die aufgekratzte Haut. Dabei fallen ihr weitere Abschürfungen auf, die teilweise schon am abheilen sind. Daneben finden sich Narben, die von IVs im Krankenhaus herrühren. Ein langer Leidensweg liegt hinter dieser jungen Frau.

TBC?

PC: @Selene und @Anne: Ihr habt mich auf Ideen gebracht. Mal sehen, in wieweit ich sie noch mit einbauen kann.
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Hi Süße :knuddel:

Freut mich, dass es weiter geht :freu:

Zitat:Irgendwie rennt die Zeit nur so dahin. Erst recht, wenn man was zu tun hat.

Das kenn ich nur allzu gut.

Zitat:Allen die frei haben, wünsch ich mal an dieser Stelle einen schönen Feiertag.

Von mir auch Smile

So, nun endlich zum neuen Kapitel.

Ach Süße, was soll ich noch zu deiner Geschichte sagen? Ich liebe sie von Kapitel zu Kapitel immer mehr. Du hast einfach einen einzigartigen, wunderschönen Schreibstil, der mir jedes Mal aufs Neue fesselt. Ich liebe deine Geschichte und diese wudnerbaren Charaktere!

Zitat:„Hey David, schau nicht so grimmig. Du verschreckst ja die Kinder.“
„Du weißt, das kann ich besonders gut.“ Aufatmend stellt er den klappbaren Rollstuhl im Flur ab, umarmt Eliza zur Begrüßung und verzieht dann den Mund zu einer Grimmasse. „Besser so?“

Das hab ich richtig vor mir gesehen. :lach:

Zitat:Der Rollstuhl ist schnell fahrbereit und so sehr Sarah dieses Teil auch hasst, sie ist damit derzeit mobiler, als zu Fuß. Für lange Strecken fehlt ihr einfach die Kraft. Die Mädchen finden es spannend, mit Elizas Hilfe, den Rolli zu schieben. Sarah dagegen spürt die Blicke der Passanten auf der Straße und fühlt sich unwohl. Eine Tatsache, mit der sie nur schwer zu recht kommt. Bisher brauchte sie diesen fahrbaren Untersatz eher selten, war aber auch noch nie so krank. Obwohl es in den vergangen Jahren viele Tiefpunkte gab.

Arme Sarah, ich fühle so mit ihr. Ich bete, dass es eine Lösung geben wird. Dass es ihr wieder besser gehen wird. Lass sie bitte, bitte nicht sterben

Zitat:Immer war da Licht am Ende des Tunnels. Und jetzt nur noch Dunkelheit, die einem buchstäblich die Luft abschnürt und jeden Tag etwas näher an den endgültigen Abgrund bringt.

An dieser Stelle begannen meine Augen zu tränen. Du schreibst so emotional, einfach wundervoll. Man leidet richtig mit, fühlt sich hilflos und dem Schicksal ausgeliefert.

Zitat:„Wenn du das von mir denkst, kennst du mich aber schlecht“, flüstert Eliza leise, um nicht alle Blicke im Wartezimmer auf sich zu ziehen. Die Hälfte der Patienten schaut ohnehin schon mehr bis minder unauffällig zu ihnen rüber. „Auch wenn es dir vielleicht nicht gefällt, aber es würde helfen, mit einer Psychologin über deine derzeitige Situation zu sprechen. Glaub mir, einen Teil deiner aufgestauten Gefühle und Ängste kannst du dann besser verstehen und begreifen.“

Ich muss Eliza zustimmen. Eine Psychologin könnte Sarah wirklich helfen besser mit ihrer Situation zurecht zu kommen.

Ich finde die Freundschaft von Sarah udn Eliza einfach wundervoll. Eliza ist so ein lieber und warmherziger Mensch. Sarah braucht sie jetzt ganz besonders.

Dein neuer Teil geht mir besonders nahe. Ich glaube Sarahs Schmerz hautnah mitzuerleben. Ich würde sie so gerne in die Arme nehmen, alle Ängste von ihr nehmen und ihr sagen, dass alles gut wird.

Alex scheint sehr nett zu sein, ich hoffe, sie kann Sarah helfen.

Freu mich schon auf das neue Kapitel!

Schönen Tag noch
Bussi Selene

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So, langsam geht es auf die Zielgerade. Heute gibt es Kapitel 60 und ich schreibe gerade an Teil 67. Dann noch einen Epilog und ich würde mal sagen, dann habe ich euch genug genervtWink.

@Selene, vielen Dank für deine lieben Worte. Es hat mich sehr gefreut.

Darum für dich und alle anderen, die immernoch fleißig mitlesen, das 60. Kapitel.

Teil 60

Als Alex und Sarah wieder zurück im Haus sind, registriert Eliza bei ihrer Freundin einen neuen Verband und denkt sich ihren Teil.
„Na, habt ihr euch gut vertragen?“ Sie nimmt Alex den Lindy Walker ab und stellt ihn neben Sarah auf den Boden.
„Sogar so gut, dass wir uns jetzt öfter treffen werden“, pariert Alex und zwinkert Sarah verschwörerisch zu.

„Das beruhigt mich ja. Wollen wir los?“
Sarah schaut auf ihre Armbanduhr und zuckt leicht zusammen. „Wäre wohl besser, sonst schickt David noch einen Suchtrupp nach uns los. Es ist gleich drei.“

„Auf geht’s.“ Eliza erhebt sich, holt Emily und Jean, die mit Charly im Garten gespielt haben und geht dann mit Sarah voraus zum Auto.
„Noch mal Danke für deine Hilfe“, wendet sie sich an Alex, die den beiden jungen Frauen vor die Haustür gefolgt ist.

„Kein Problem. Dafür bin ich doch da. Also fahrt vorsichtig.“
„Aber immer. Nicht auszudenken wenn dem Auto oder uns etwas zustoßen würde. O-Ton von James. Man beachte die Reihenfolge“, witzelt Eliza.
„Womit die Prioritäten festgelegt sind. Grüß ihn von mir.“
„Mach ich. Bye.“
„Bye.“ Alex schlägt die Fahrertür zu und winkt noch kurz hinterher, bevor sie wieder ins Haus geht.

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„Und noch irgendwelche Reiseziele oder auf dem direkten Weg nach Hause“, fragt Eliza unterwegs und lenkt den Buick langsam durch den Nachmittagsverkehr.
„Eigentlich nach Hause, aber die Sauerstoffpatrone ist fast leer und David hat gestern nur zwei mitgebracht.“
„Weißt du die Straße?“
„Ja klar, wir sind vorhin daran vorbei gefahren.“

Sarah dirigiert ihre Freundin Richtung Stadtrand in eine kleine, ruhige Seitengasse.

„Sieht ziemlich unscheinbar aus“, bemerkt Eliza, holt den Rollstuhl aus dem Kofferraum und ist Sarah beim einsteigen behilflich. Die Mädchen sind bereits am Anfang der Fahrt eingeschlafen, schauen jetzt nur kurz hoch und kuscheln sich gleich wieder zusammen wie zwei junge Kätzchen.

In dem kleinen Raum, der gleichzeitig Büro und Abstellkammer ist und wenig einladend wirkt, sitzt ein junger Mann hinter dem Empfangspult und hämmert geräuschvoll auf die Tastatur seines Pc´s ein. Erst nach geraumer Zeit hebt er den Kopf und schaut die jungen Frauen fragend an.

„Kann ich etwas für sie tun?“ Der leicht hochnäsige Ton ist nicht zu überhören und lässt ihn auf Eliza sofort unsympathisch wirken. Dennoch fragt sie so freundlich wie möglich nach den benötigten Sauerstoffpatronen.

„Haben sie bestellt?“ kommt die prompte Gegenfrage.

Ebenso prompt antwortet Sarah, der die leichte Wutrötung im Gesicht ihrer Freundin nicht entgangen ist. „Ja gestern früh.“
„Auf welchen Namen?“
„Hemmingwell.“

Einen Augenblick hört man es rascheln, dann die wenig erschöpfende Auskunft.

„Nein, ich habe keine Vorbestellung auf diesen Namen.“

„Und nun?“ Langsam wird Eliza richtig wütend über so viel Ignoranz und Kaltschnäuzigkeit. „Sie wollen mir jetzt aber nicht erklären, dass sie Sauerstoff nur auf Bestellung abfüllen und verkaufen?“

„Sie haben es erfasst junge Frau.“ Der Mann hinter dem Tresen will sich wieder seinem Computer zuwenden, aber Eliza ist noch nicht fertig.

„Jetzt hören sie mir mal zu, sie ungehobelter Klotz“, ereifert sie sich. „Ist ihnen überhaupt klar, dass für viele ihrer Kunden das Leben an diesem Sauerstoff hängt. Sie haben keine Zeit zu verlieren. Erst recht nicht wegen solcher Firmen wie der ihren. Denken sie mal darüber nach, wenn die erste Anzeige wegen unterlassener Hilfeleistung ins Haus flattert. Und sie können mir glauben, den Antrag dazu stecke ich noch heute persönlich in den Briefkasten.“

Wütend blinzelt Eliza ihren Gegenüber an, abwartend was geschieht. Der junge Mann, auf seinem Namensschild am T-Shirt steht Mike Adams, hat ihren Wutausbruch stillschweigend zur Kenntnis genommen, nicht ein mal mit der Wimper gezuckt und stiert jetzt erneut geschäftig auf den PC-Bildschirm.

„Eine Kartusche könnte ich ihnen gleich mitgeben, für den Rest würde ich einen Kurier schicken.“

„Und mich, wie gestern, wieder im Regen stehen lassen“, mischt sich nun Sarah in die Diskussion ein. „Ich bin auf ihre Dienste angewiesen und es kann nicht sein, dass mein Freund am Abend extra los muss, nur weil sie unfähig sind.“ Sarah redet sich richtig in Rage und bricht abrupt ab. Die blaulila Lippen leuchten geradezu in dem abgedunkelten Raum, der selbst Eliza langsam zu stickig wird.

„Wir haben sehr viele Kunden, sind eine der wenigen Firmen mit Notdienst, da kann es schon mal vorkommen, dass eine Bestellung verloren geht“, versucht Mr. Adams sich aus der Verantwortung zu ziehen.

„Darf aber nicht. Kriegen wir jetzt unsere Sauerstoffpatronen, oder muss ich mich doch noch beim Gesundheitsamt beschweren.“ Eliza verliert allmählich die Geduld und schaut nebenbei besorgt zu Sarah rüber, die abseits in einer Ecke steht und immer noch um Luft ringt. Nur langsam verschwindet die Zyanose.

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Im Endeffekt landen fünf kleine Kanister und zwei große Flaschen im Kofferraum, so dass Sarah für die kommenden Tage versorgt ist. Es kann endlich losgehen. Dawn wartet auch schon auf ihr „Taxi“. Der unschöne Zwischenfall kurz vorher hat den gesamten Zeitplan durcheinander gebracht.

Als sie nach einer weiteren dreiviertel Stunde Fahrt zu Hause angelangen, steht David bereits vor der Tür. Sarah hat ihn unterwegs verständigt und erleichtert registriert, dass es ihr gut zu gehen schien. Auch wenn ihr müder und abgeschlagener Eindruck jetzt eine andere Sprache spricht. Sie ist es einfach nicht mehr gewöhnt, so lange auf den Beinen zu sein.

„Alles ok?“ fragt er trotzdem, während er Sarah beim aussteigen und reingehen behilflich ist.
Diese nickt nur stumm und konzentriert sich auf den vor ihr liegenden Weg. Da würde jedes Wort nur unnötig Kraft kosten.

Eliza dagegen hält mit den Ereignissen der vergangenen Stunde nicht hinter dem Berg und sowohl David als auch Dawn hören mit wachsender Besorgnis zu.

„Selbst wenn du mich jetzt steinigst, ich würde sagen, sucht euch einen anderen medizinischen Dienst. Es gibt bestimmt genug davon in Boston. Puh.“
Der zusammenklappbare Rollstuhl wird von Eliza aufatmend fallen gelassen, als sie im Flur angekommen sind.

Dawn folgt ihr auf dem Fuß, mit der immer noch schlafenden Emily auf dem Arm. Nach einem kurzen Blick durch den Raum, bringt sie ihre Nichte zur Couch im Wohnzimmer, wo sich das kleine Mädchen sofort zusammenrollt und weiterschläft.

Etwas unschlüssig steht sie kurz vor Emily und beschließt dann, das Auto auszuräumen. Hier im Haus fühlt sie sich gerade etwas fehl am Platze.
Neben dem Sauerstoff befindet sich noch eine Tasche mit Matts Kleidung, die sie heute gleich durchwaschen will. Der Vormittag hat nicht viel gebracht. Matts Untersuchungen dauerten weiter an. Das einzig erfreuliche, das Fieber ist endlich etwas gesunken.

„Klar gibt es genug Sanitätshäuser hier im Umkreis. Aber weißt du, wie viele davon einen Notdienst anbieten“, argumentiert David gerade.

„Was hilft es denn, wenn sie ihre Aufträge nicht erfüllen. Notdienst hin oder her. Ich will doch nur das Beste für Sarah.“ Elizas Augen funkeln teils wütend, teils amüsiert. Solange sie sich jetzt kennen, sie bringt die Männer und nicht nur David, auch James ist da nicht anders, regelmäßig auf die Palme. Hier geht es jedoch um etwas Ernstes, nämlich dem Wohlergehen ihrer besten Freundin, und da will sie nichts dem Zufall überlassen.

Bevor David jedoch darauf antworten kann, versucht Sarah das hitzige Wortgefecht etwas zu entschärfen.
„Seit ihr bald fertig. Erst mal bin ich versorgt und da das bis morgen mindestens reicht, werde ich Alex fragen, wenn sie kommt.“

„Wer ist Alex?“

„Die Idee ist super“, geht Eliza darauf ein, Davids Frage jedoch völlig ignorierend.
„Sie hat bestimmt die richtigen Kontakte. Allein durch ihre Arbeit. Wenn das soweit geklärt ist, lasst uns schnell den Kofferraum ausräumen. James hat in einer Stunde Feierabend.“

„Schon geschehen.“ Dawn stellt die Reisetasche ab und überreicht Eliza den Autoschlüssel.
„Die Patronen stehen in der Garage und Jean schläft wie ein Murmeltier“, informiert sie sie.
„Danke, bist ein Schatz.“ Eliza umarmt der Reihe nach Dawn, Sarah und David, übersieht beflissen dessen mürrischen Gesichtsausdruck und verschwindet raus zum Auto. Wenig später hört man sie wegfahren.

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Alle drei stehen noch einige Augenblicke im Flur, bevor Dawn die Stille durchbricht.
„Wenn ihr mich braucht, ich bin im Keller.“ Weg ist sie.

„Ok“, antwortet Sarah und schaut dann wieder zu David, der sich Emily zugewandt hat und seiner schlafenden Tochter zärtlich über die braunen, verwuschelten Locken streichelt.

„Bitte sei nicht sauer. Du weißt doch, wie Eliza ist. Sie meint es nicht so, aber manchmal geht eben das Temperament mit ihr durch.“

„Ich bin nicht sauer. Schon gar nicht auf Liz. Immerhin will sie, genau wie ich, nur das Beste für dich. Vielleicht mach ich mir auch einfach nur zu viele Sorgen, aber das kann ich nicht abschütteln“, flüstert David und kniet sich vor Sarah. Sie hat zwischenzeitlich im Sessel Platz genommen.

„Du, Emily und Hannah, ihr seit meine Familie, mein Leben. Für euch würde ich durch die Hölle gehen und ohne euch wahrscheinlich verrückt werden. Darum zerreißt es mich fast, wenn du nicht bei mir bist, obwohl ich genau weiß, dass du deine Freiheiten brauchst. Aber ich kann mich nicht dagegen wehren.“

Vorsichtig legt er seinen Kopf in Sarahs Schoß, schließt kurz die Augen und saugt gierig ihren Duft ein. So unverwechselbar nach Vanille mit einem Hauch von Erdbeere.

Sarah hat diese Liebeserklärung eine Gänsehaut beschert. Leicht legt sie ihren Kopf auf den ihres Freundes und streichelt ihm zärtlich über seine Wange.
„Ich wüsste auch nicht, was ich ohne dich tun würde. Deine Liebe, dein grenzenloses Vertrauen und Stärke lassen auch mich stark sein. Ohne dich bin ich nur ein halber Mensch und fühle mich unvollständig“, flüstert sie ihm leise ins Ohr, während einige Tränen ihre Wangen hinunter rinnen.

„Mommy?!“ Eine leise, etwas verschlafene Stimme bringt Sarah und David in die Wirklichkeit zurück.
„Hey Prinzessin, gut geschlafen?“ David hat sich schnell gefangen und Emily in ihre Mitte.
„Hmm. Ist Jeany schon weg? Wir wollten doch noch spielen.“
„Tut mir Leid Süße. Tante Liz und Jean müssen Onkel James abholen. Sie sind nicht mehr da. Aber was hältst du davon, wir gehen noch etwas raus in den Garten. Scoutch freut sich bestimmt, wenn du mit ihm spielst.

„Ok.“ Emily gibt sich damit zufrieden, reibt sich noch einmal die Augen und läuft dann durch die Verandatür nach draußen. David hilft Sarah auf den Balkon hinaus unter den Sonnenschirm, holt Hannah, die von dem ganzen Tumult nichts mitbekommen hat und setzt sich dann neben seine Freundin in den Rattanstuhl.

„Na dann erzähl mal, was ihr den Tag über gemacht habt und bei wem ihr ward.“
„Also…“

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„Klopf, klopf.“ Alex steht etwas unschlüssig in der Gegend rum. Fühlt sich fast wie ein Einbrecher, weil sie nach erfolglosem Klingeln einfach ums Haus gegangen ist und nun auf der Terrasse steht.

Sarah schreckt aus ihrem leichten Schlaf hoch und schaut erstmal verwirrt in die Sonne. Besser gegen die Sonne. Sie sieht nicht viel und überlegt, ob es gut war, ganz allein hier zu bleiben. Denn Scoutch hätte längst angeschlagen. Aber er ist mit David und Emily Richtung See unterwegs, der nur eine knappe Mile mitten im Wald liegt. Typische Kinderaufteilung.

Emily war schon den ganzen Tag seit dem aufstehen kaum zu bremsen und ständig auf Achse. Hannah dagegen hatte ihre Eltern die Nacht über auf Trab gehalten. Vielmehr David. Am Vormittag war sie dann quengelig, weil völlig übermüdet und schläft jetzt Gott sei Dank endlich.

„Alex?“ Sarah hat die Hände über die Augen gelegt und erkennt endlich ihr Gegenüber. Aber wer verirrt sich auch schon so einfach an dieses Ende der Welt. Wo es außer dem Haus, nur Wiesen, Felder und Wald drum herum gibt und sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen.

„Ja, ich wollte dich nicht wecken. Entschuldige bitte. Aber vorn hat auf mein Klingeln hin niemand reagiert.“
„Ich bin allein. Na zumindest fast.“ Sarah deutet auf den Stubenwagen aus Korbgeflecht. Die Ränder sind mit einer Borte aus weißem Organzastoff verziert. Ebenso wie der Himmel sowie Kissen und Decke. Nur dass sich auf letzterem zusätzlich einige Schmetterlinge in Pastelltönen tummeln.

„Du bist dann also Hannah“, stellt Alex fest und zieht sich einen Gartenstuhl näher an die Liege heran, auf der Sarah sich ausruht. Der Stubenwagen st so konstruiert, dass sie von dort wo sie ist, ohne Anstrengungen ein Auge auf ihre Tochter hat.

„Wie alt ist sie jetzt?“ Die junge Therapeutin ist ganz verzückt. „Sie ist so winzig und hat trotzdem schon so viele Haare auf dem Kopf.“

„Ja, da steht sie ihrer Schwester in nichts nach. Ende der Woche ist Hannah schon ein viertel Jahr auf der Welt und hat mittlerweile ordentlich zugenommen. Bereits im Krankenhaus hat sie immer fleißig ihre Flasche ausgetrunken. Und auch wenn der allgemeine Rückstand immer noch offensichtlich ist, nach Aussagen der Ärzte entwickelt sie sich prächtig. Immerhin war sie über sechs Wochen zu früh dran. Aufgrund meiner Lungenentzündung musste die Geburt eingeleitet werden. Aber das steht ja auch alles in meiner Krankenakte.“

Alex nickt und kommt zum Grund ihres Besuchs. „Für großartige sportliche Betätigungen reicht deine Kraft nicht mehr, aber ich habe mir etwas anderes überlegt. Sagt dir Tai Chi was?
„Ja. Als David und ich uns damals kennen lernten, hat er regelmäßig trainiert. Er hat es immer sehr wohltuend für seinen Rücken empfunden.“

„Ok, das was ich mit dir vorhabe, ist nicht direkt Tai Chi, aber es geht um das bewusste Atmen und die Bewegungen in gleitenden Zügen. Beides im Einklang zu bringen, ist normalerweise nicht schwer, für dich könnte es allerdings anstrengend werden. Danach dachte ich an Physiotherapie, in deinem Fall Massagen und Muskelentspannung nach Jacobson. Es hilft in den meisten Fällen den inneren Druck abzubauen. Tja, und wenn du willst, können wir gleich heute damit anfangen. Jetzt wo Hannah so brav schläft ist es eine gute Gelegenheit.“ Sie lächelt Sarah aufmunternd zu.

Diese nickt nur und steht dann langsam auf. Ein kurzer Blick an sich runter bestätigt, Sarah hat die passende Kleidung bereits an. Eine halblange olivgrüne Stoffhose und ein pinkfarbenes Shirt mit angedeuteten Ärmeln und einem glitzernden Schmetterling als Aufdruck. Sie blinzelt noch einmal in die Sonne und wendet sich dann an Alex. „Ok, es kann losgehen.“

Die nächste Zeit ist es bis auf Alex Anweisungen weiterhin ruhig im Garten, trotzdem wird hart gearbeitet. Zumindest wenn es nach Sarah geht. Als ihre Therapeutin nach einer knappen Stunde Schluss macht, lässt sie sich geschafft und ziemlich außer Atem auf die Liege fallen. Ihr Herz klopft bis zum Hals und ihre Lungen schreien geradezu nach einer erhöhten Dosis Sauerstoff. Und trotzdem, irgendwie fühlt sie sich gut, entspannt und auf jeden Fall besser als vorher.

„Na geht’s?“ Alex hat aus der Küche zwei Gläser und eine Flasche Mineralwasser besorgt und reicht ihr nun einen der gefüllten Becher.

„Ja.“ Mehr bringt Sarah nicht heraus. Aber sie zeigt mit dem rechten Daumen nach oben und trinkt in kleinen Schlucken das Wasser. Alex ist beruhigt und setzt sich auf den einen Stuhl daneben. Auch sie kann jetzt etwas zu trinken vertragen.
Achtung: automatische Beitragszusammenführung!
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Also David und Emily mit Scoutch eine knappe halbe Stunde später den Garten betreten und Emily gleich auf ihre Mom zustürzt, um ihr zu berichten, was sie alles erlebt hat, sind die Frauen ganz entspannt in ein Gespräch vertieft. Ein breites Lächeln huscht über Sarahs Gesicht, als sie ihren Freund sieht und ihn näher heran winkt.

„Darf ich vorstellen, das ist David. Und das ist Alex.“

„Sehr erfreut.“ Er begrüßt die Therapeutin, setzt sich dann auf das Ende der Liege zu Sarah und umfasst mit seiner Hand die ihre.

„Ja ganz meinerseits.“ Alex lächelt freundlich zurück und weiß jetzt auch, woher Emily ihre großen braunen Augen herhat. „Ich habe mit Sarah schon einige Termine vereinbart und dabei hat sie mir erzählt, dass sie Probleme mit dem Rücken haben. Falls Bedarf besteht, kann ich ihnen vielleicht auch helfen.“

„Das ist nett. Ich komme bestimmt bei Gelegenheit darauf zurück.“ Die offene und trotzdem zurückhaltende Art von Alex ist ihm sehr sympathisch. Außerdem mag Sarah sie und das ist mit am wichtigsten.

„Jetzt muss ich allerdings langsam wieder los. Meine Kinder aus dem Tagescamp abholen.“ Alex steht auf. „Meine Telefonnummer und die Nummer des Medizinischen Dienstes hast du. Falls nichts dazwischen kommt, sehen wir uns in zwei Tagen wieder.“

„Ok, danke noch mal.“

„Nicht dafür.“

„Ich bringe sie noch zum Auto“, bietet sich David an und begleitet Alex vor die Tür, während Sarah jetzt von Emily in Beschlag genommen wird.

Vor dem Wagen, nutzt David die Gunst der Stunde und stellt Alex eine Frage, bevor sie einsteigen kann. „Halten sie es für eine gute Idee, wenn Sarah an einer Art Rehamaßnahme teilnehmen würde. Tony, was mein Schwiegervater ist, hat mich gestern auf so einen Gedanken gebracht.“

Alex schweigt kurz, bevor sie antwortet. „Ob es noch soviel bringt, das wage ich fast zu bezweifeln. Das weiß Sarah, das wissen sie und ich. Aber vielleicht ist es für sie beide eine Art Erholung für einige Tage bzw. eine Woche wegzufahren. Ohne die Kinder. Da könnte man dann ein Art Rehaprogramm einbauen. Wenn sie wollen, erkundige ich mich in der Hinsicht. Außerdem muss Sarah wollen. Alles andere wäre eher zum schaden.“

„Das ist einzusehen. Trotzdem würde ich vorher erfahren ob es möglich ist, bevor ich Sarah damit konfrontiere. Das hieße dann auch, Emily müsste bei ihren Großeltern bleiben und das ist derzeit schwieriger denn je.“

„Ihre Tochter ist in einem Alter, wo sie eine Menge mitkriegt, auch wenn sie noch nicht alles versteht. Falls es dazu kommen sollte, reden sie mit Emily und machen sie ihr klar, dass es nur für eine gewisse Zeit ist.“

„Das werde ich. Danke noch mal.“

„Keine Ursache. Wir sehen uns dann.“ Alex steigt ein und fährt nach einem kurzen Hupen den Schotterweg zur Hauptstrasse davon.

„Na, was denkst du über Alex?“ fragt Sarah als David zurück ist und sich neben seine Freundin auf den Gartenstuhl.

„Sie ist kompetent, weiß was sie tut. Und das findet man nicht bei allen Physiotherapeuten. Wenn ich da an manche Leute aus der Klinik denke.“ David schüttelt den Kopf.
Sarah nickt bedächtig. „Alex hat mir einiges gezeigt und den Vorschlag gemacht, Hilfe anzunehmen.“

„In wie fern?“

„Wenn die Schule wieder beginnt und alle aus dem Haus sind, wäre es angebracht, jemanden hier zu haben, der mir mit Hannah hilft. Damit ich allgemein nicht allein bin.“

„Darüber haben Dawn und ich gestern auch schon gesprochen.“

„Ach ja?“ Sarah ist einerseits überrascht, aber auch etwas misstrauisch.

„Ja. Ein Au Pair wäre nicht schlecht. Oder zumindest so etwas Ähnliches. Denn es müsste jemand sein, der sich auch in medizinischen Bereichen auskennt. Zumindest für den Notfall. Ich wusste nur nicht, wie du darauf reagieren würdest.“ David hat ein sichtbar schlechtes Gewissen. „Ich wollte dir wirklich nichts verheimlichen.“

„Schon gut. Manchmal brauche ich einfach einen kleinen Anschubser.“ Sarah lächelt ihn an und ist dabei völlig entspannt. Ein Gefühl, das ihr schon fast fremd geworden ist, nachdem sie die letzten Wochen und Monate in ständiger Anspannung gelebt hat. „Eine Halbtagshilfe ist wirklich keine schlechte Idee. Von mir aus auch aus einem anderen Land. Genug Sprachkenntnisse habe ich ja.“

„Danke“, flüstert David und haucht einen Kuss auf Sarahs Hand. „Das bedeutet mir sehr viel. Ich werde mich in den nächsten Tagen mit den zuständigen Stellen in Verbindung setzen. Mal sehen, was sie für uns tun können.“

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Ende September, einen guten Monat später, betritt Anne, ein junges Mädchen von 21 Jahren aus Deutschland zum ersten Mal US-Amerikanischen Boden auf dem Bostoner Flughafen. Dort wird sie herzlich von den Hemmingwells empfangen, ihrer Gastfamilie für die kommenden 12 Monate.

TBC..?
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