Erstmal sorry, ich hatte noch ein weiteres Sonderkapitel versprochen, aber ich bin die letzten Wochen völlig neben der Spur gewesen, soll heissen seit fast 3 Wochen durchweg krank und leider immernoch, habe kaum was zu Papier gebracht und nur gestern und heute einige gute Ideen im Kopf zusammen gesponnen. Leider für die falsche Story. Also geht es hier natlos mit Kapitel 65 weiter. Falls mir irgendwann noch mal ein "heisser" Teil einfallen sollte, kann ich ihn ja bei Bedarf verschicken. An der Geschichte ändert es nichts. Wie immer ein lieber Dank und einmal knuddeln an Anne und Selene. Es bedeutet mir sehr viel, dass ihr meine Story nicht nur lest, sondern auch kommentiert. Euch und allen anderen Lesern, wieder viel Spass dabei.
Teil 65
20. Februar 2003
âring, ring.â David ist mit einem Schlag hoch, als er das Klingeln des Telefons neben sich registriert.
âHannigan?â
âGuten Morgen, hier spricht das Memorial Hospital.â
Das anschlieÃende Gespräch lässt David endgültig wach werden. In seinem Kopf überschlagen sich die Gedanken. Mit einem leisen âDanke für die Informationâ, legt er nach kurzer Zeit auf.
Das was die Schwester am anderen Ende der Leitung ihm gerade mitgeteilt hat, grenzt an ein mittleres Wunder.
Langsam dreht er sich im Bett zu Sarah um, die wider Erwarten schläft. Das Sauerstoffgerät ist eine gewohnte Geräuschkulisse, die nicht mehr stört.
âSarah hey komm, wach auf.â Davids Stimme zittert, als er sie sanft weckt.
âWas ist denn los?â Sarah schaut erst ihn verschlafen an, dann auf den Wecker. Es ist 3.15 Uhr.
âDas Krankenhaus hat gerade angerufen. Es ist eine Lunge für dich hier her unterwegs. Wir sollen sofort hinkommen.â
Sarahs Herz setzt einen Schlag lang aus, als sie Davids Worte hört und sein strahlendes Gesicht dabei sieht. Wie oft hatte sie sich in letzter Zeit gewünscht, an der jetzigen Situation etwas ändern zu können. Und jetzt wo es endlich soweit zu sein scheint, kriecht die nackte Angst in ihr hoch, vor dem allerletzten Schritt. Stumm nickt sie nur, doch David scheint das gar nicht zu bemerken. Voller Aufregung springt er aus dem Bett und sucht in aller Eile seine Klamotten zusammen.
âIch bin gleich wieder da. Kommst du solange alleine klar?â
âJa, geh ruhig.â Schwach lächelt Sarah, während ihr David noch einen Luftkuss zuwirft und dann nach unten verschwindet.
Augenblicklich entgleisen ihr sämtliche Gesichtszüge. Die Furcht vor den folgenden Stunden hat wieder die Oberhand und lässt sich nicht so einfach vertreiben. Denn auch wenn es eine unglaubliche Neuigkeit ist, bleiben doch die Risiken der OP. Wenn etwas schief gehen sollte, sind es die letzten Minuten ihres Lebens.
Unendlich langsam zieht Sarah sich Hose und Pullover an und geht dann rüber ins Kinderzimmer zu Hannah.
Das kleine Mädchen, gerade mal neun Monate alt, ahnt nichts von den Sorgen, die ihre Mommy gerade beschäftigen, als sie ihrer Tochter beim Schlafen beobachtet und sanft eine verirrte Haarsträhne aus ihrem Gesicht streicht.
Sei brav meine kleine Maus. Dein Daddy wird gut auf dich acht geben, falls ich nicht wiederkomme. Er liebt dich über alles, genau wie ich auch.â
Hannah Lider flackern kurz, als sie die vertraute Stimme ihrer Mutter hört, wacht jedoch nicht auf, sondern schnauft nur leise im Schlaf.
Sich einige Tränen aus dem Gesicht wischend, geht Sarah weiter zu Emily. Sie hat einen wesentlich leichteren Schlaf und wacht auf, als sich die Zimmertür öffnet.
âMommy?â
âJa mein Schatz. Ich bin es.â Sarah tritt näher und setzt sich in den Schaukelstuhl. Emily klettert aus ihrem Bett und kuschelt sich auf den Schoà ihrer Mom zusammen.
âIst schon Morgen?â
âNein, du hast noch Zeit, aber Mummy muss gleich weg. Ich habe dir doch erzählt, dass ich vielleicht bald für längere Zeit ins Krankenhaus muss.â
âHmm. Aber du kommst doch wieder oder?â Emily versucht tapfer zu sein und schluckt ihre aufsteigenden Tränen hinunter.
âSo schnell es geht bin ich wieder bei dir Prinzessin, Derweil sind Daddy, Anne, Grandma, Grandpa und Granny Mia da und du passt auf Hannah auf. Versprichst du mir das SüÃe?â
âJa Mommy.â
âDas ist schön.â Sarah drückt Emily einen Kuss auf den Scheitel, streicht ihre verwuschelten, dunklen Locken glatt und hält sie dann ganz fest in ihren Armen.
Wenig später schaut David zur Tür herein.
âSarah wir müssen langsam los.â Vorsichtig nimmt er Emily hoch, die inzwischen wieder eingeschlafen ist, und legt sie zurück ins Bett. âMia bleibt bei den Mädchen und dein Vater fährt uns.â
âOk.â Wie in Trance folgt Sarah ihrem Freund nach unten. Die Reisetasche, fertig gepackt, steht inzwischen seit fast vier Wochen griffbereit im Flur. Daneben jetzt Mia, Tony und Jenny.
âEs tut mir leid Dad, dass ich dir deinen Geburtstag versaue.â
âAch SüÃe, denk so etwas nicht. Wenn heute alles gut geht, dann ist das das schönste Geschenk, was du mir machen kannst.â
âDein Dad hat völlig Recht. Also halt die Ohren steif. Wir sehen uns bald wieder.â Jenny kann normalerweise so schnell nichts erschüttern, aber jetzt laufen auch ihr die Tränen übers Gesicht, als sie Sarah zum Abschied umarmt. âEs wird alles gutâ, flüstert sie noch leise und reicht ihre Adoptivtochter dann an Mia weiter.
âIch drück dir die Daumen und mach dir keine Sorgen, wir passen auf deine SüÃen gut auf.â Sarah nickt nur stumm. Plötzlich fällt es ihr unheimlich schwer, dieses Haus und ihre Familie zu verlassen. Aufbrechen zu neuen Ufern. Vielleicht mit einem besseren Leben.
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Langsam entfernt sich das Auto in Richtung Stadt.
Schweigend schaut Sarah dabei aus dem Fenster in die Dunkelheit. Nur ab und zu huschen das Licht eines anderen Wagens oder Reklameschilder am StraÃenrand an ihr vorbei.
David sitzt daneben und hängt selbst seinen Gedanken nach. Zur Freude über den Anruf mischt sich Sorge. Was wenn Sarahs Körper nach der OP das neue Organ wieder abstöÃt oder sie für die Transplantation schon zu schwach ist. Dann gibt es kein Zurück. Es muss einfach klappen.
Mit diesen und ähnlichen Ãberlegungen macht er sich selbst Mut und verdrängt damit die Zweifel ganz weit nach hinten.
Im Memorial Hospital wartet man bereits. Sowohl auf Sarah, als auch auf das Spenderorgan, welches aus Los Angeles eingeflogen wird.
David hilft seiner Frau hoch zu Station. Tony stellt das Auto auf dem Parkplatz ab und folgt den beiden dann.
Prof. Harold, Dr. Wyle und mehrere Schwestern wuseln um Sarah herum, als er das Zimmer auf der inneren Station betritt.
Es muss noch einmal Blut abgenommen werden, einige letzte Untersuchungen sind nötig, damit später alles reibungslos klappt.
Sarah erträgt die Tests mit einer stoischen Ruhe. Vielleicht aufgrund der vielen Medikamente, zu denen jetzt noch ein leichtes Beruhigungsmittel hinzukommt.
David steht derweil etwas hilflos daneben, nicht wissend, was er tun kann und soll.
Der Professor nimmt den beiden Männern schlieÃlich die Entscheidung ab und befördert sie aus dem Zimmer auf den Flur. Da stehen sie nun, völlig übermüdet und darauf wartend, was als nächstes geschieht.
âIch hole uns mal ne Tasse Kaffeeâ, durchbricht Tony irgendwann die Stille und geht auf die Suche nach einem Getränkeautomaten.
David nickt nur stumm und nimmt seinen Rundgang auf dem Korridor wieder auf. Dabei schaut er ständig auf seine Armbanduhr, zählt die Sekunden, Minuten und fragt sich, wann die Stunde der Wahrheit da sein wird. Eine schier unerträgliche Situation, so ähnlich wie damals kurz nach Liams Geburt. Unwissenheit, Sorge, Angst, Dinge die er inzwischen gut nach auÃen hin verbergen kann. Doch in seinem Inneren brodelt es wie in einem Vulkan, kurz bevor die Lava hoch quillt und sich über alles ergieÃtâ¦
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Ist Sarah schon im OP. Bin ich zu spät?â
David dreht sich erschrocken um und sieht Alyson auf sich zukommen. Reichlich verschlafen sieht sie aus. Die knallroten Locken sind zu einem lockeren Pferdeschwanz gebunden. Die gestreifte Hose und das karierte Shirt zeugen von einem hastigen Aufbruch.
âNein, nein, sie untersuchen sie noch. Hi Alyson.â David umarmt kurz seine Schwägerin in Spe.
Jenny hatte kaum die Worte Sarah und Krankenhaus am Telefon ausgesprochen, da bin ich auch schon los. Wo hast du Dad gelassen?â
âHolt Kaffee, falls er welchen findet. Ich glaube auf der Station gibt es keinen Automaten.â
âGut. Hauptsache da drinnen sind sie bald fertig. Ich will Sarah wenigstens noch viel Glück wünschen. Oh man, das hört sich an, als müsste sie eine Prüfung bestehen.â
Alyson schüttelt den Kopf und wirft einen Blick durch das eingelassene Glasfenster zum Flur.
âIn gewisser Weise ist es für sie auch eine Prüfung. Eine ziemlich schwere sogar.â Tony taucht plötzlich hinter den beiden auf.
âHier, Kaffee gab es leider nicht, aber ich denke schwarzer Tee tut es auch.â
âDanke.â
âHi Dad. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag.â
âDanke Kleines. Gratuliere mir, wenn heute alles gelaufen ist. Dann ist mir zum feiern zumute.â
Gemeinsam gehen sie in den Aufenthaltsraum, wo Prof. Harold sie einige Minuten später aufliest.
Er deutet auf die Stühle in einer ruhigen Ecke und holt sich selbst eine Sitzgelegenheit heran.
âSo, die letzten Voruntersuchungen sind abgeschlossen. Sarah ist zwar schon sehr schwach, aber es ist noch nicht zu spät. Sobald das Organ eingetroffen ist, werden wir mit der Operation beginnen. Das heiÃt, wir leiten die Narkose in ca. 20 Minuten ein. Zeit genug, um noch ein paar Worte mit Sarah zu wechseln, auch wenn sie durch das Beruhigungsmittel wahrscheinlich schon etwas schläfrig sein wird.
Wir tun auf jeden Fall unser Bestes, das sollten sie wissen. Trotzdem hängt viel davon ab, wie Sarahs Körper auf das neue Organ reagiert und ob sie den Lebenswillen aufbringt, das alles hier durchzustehen. Denn die OP ist erst der Anfang. Der Vorschlag erst mal nach Hause zu fahren und später ausgeschlafen wieder zu kommen, werden sie wahrscheinlich in den Wind schlagen. Aber es kann bis Mittag dauern, bevor alles beendet ist und wir Sarah auf die ITS verlegen.â
âEs werden eher noch mehr Leute hinzu kommenâ, bemerkt Tony. âAber danke für das Angebot Dr.â
âKeine Ursache. Wir sehen uns später.â Der Professor verschwindet wieder.
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âHallo kleine Schwester.â Leise schlieÃt Alyson die Tür hinter sich und tritt näher. Der Raum ist in ein sanftes Licht gehüllt. Nur das ständige Piepsen des EKG-Gerätes stört die Ruhe und erinnert daran, dass man sich in einem Krankenhaus befindet. Die Wände, in mediterranen Farben gestrichen, verbreiten ebenso eine angenehme Atmosphäre, wie die dazu gehörigen Möbel.
âHi. Ich habe gehofft, dass du noch kommst.â Sarah hat Mühe die Augen offen zu halten. Umständlich dreht sie sich etwas zur Seite, um ihre Schwester besser sehen zu können.
âIch habâs dir schlieÃlich versprochen. Und wenn du hier raus bist, dann gehen wir Berg steigenâ, grinst Alyson.
âJa, falls ich hier wieder rauskomme. Ich weiÃ, ich habe um dieses Wunder gebetet und jeden Tag gehofft, aber jetzt, wo es soweit ist, habe ich furchtbare Angst. Dabei sollte ich dankbar sein für diese Chance.â
âDu bist dankbar, also red dir nichts ein. Dass du Angst hat, ist nachvollziehbar. Aber glaub mir, es wird alles gut gehen und in einigen Monaten kannst du mit den Kiddis drauÃen herumtollen. David wird euch dabei zusehen und allein das ist es doch wert, den letzten Kampf hier zu kämpfen. Wir alle stehen voll hinter dir.â
âDu weiÃt ziemlich gut, wie man Leute motiviert.â Sarah lächelt leicht.
âUnd hat es geholfen?â
âJa etwas, danke. Du bist die beste Schwester, die man sich wünschen kann.â
âDas höre ich gern. Dann sehen wir uns also in einigen Stunden wieder. Ok?â
âJa das werden wir.â
âFein. DrauÃen stehen noch zwei gutaussehende Männer, die darauf brennen dir Glück zu wünschen. Ich werde sie mal von ihrer Ungeduld befreien.â Alyson umarmt ihre Schwester noch einmal ganz fest und geht dann schweren Herzens nach drauÃen.
âBye.â
Vor dem Zimmer steht eigenartigerweise nur Tony. Verstohlen wischt er sich gerade einige verirrte Tränen aus den Augen und putzt intensiv seine Brille.
âWo ist David?â
âUnten. Er hat was im Auto vergessen.â
âOh. Ok. Ich habe Sarah eigentlich versprochen, ich schicke ihr zwei hübsche Männer. Aber dann nimmt sie erst mal mit dir Vorlieb.â
Tony nickt nur stumm und hat die Hand bereits an der Klinke, als Alyson sich noch mal zu Wort meldet.
âDad?â
âJa Schatz?â
âSie wird es schaffen. Sag ihr das. Zurzeit kann sie jede Menge positives Feedback gebrauchen.
âDas mach ich SüÃe.â Er atmet tief durch und drückt dann die Tür aufâ¦
Alyson schaut ihrem Vater kurz nach und sucht, wie schon Tony vorher, einen Kaffeeautomaten. Langsam machen sich die kurze Nacht und das frühe Aufstehen auch bei ihr bemerkbar.
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Als sie nach erfolgreicher Suche, die Nachtschwester hatte eine Kanne Kaffee zu stehen, wieder um die Ecke biegt, steigt David gerade aus dem Fahrstuhl. Tief in Gedanken versunken, dreht er ein kleines Kästchen in seinen Händen.
âDad sagt, du hättest etwas im Auto vergessen?â Sie tritt näher an ihn heran.
âUhm ja, ja. Bei unserem Kurzurlaub letzten Herbst im Reha-Zentrum habe ich mir etwas in den Kopf gesetzt und bei einem Juwelier ein besonderes Armband anfertigen lassen.â
Zaghaft nimmt Alyson David die Schatulle aus der Hand und öffnet nach einem fragenden Blick und seinem Nicken den Verschluss. Zum Vorschein kommt ein silbernes feingliedriges Kettchen mit drei verschiedenen Anhängern.
âWow, das ist wunderschön.â
âJa. Der kleine Engel hier steht für Liam. Hinten ist der erste Buchstabe seines Namens eingraviert. AuÃerdem sein Geburtsstein mit verarbeitet. Für Emily habe ich das Einhorn ausgesucht, weil es genauso ein Wunder ist wie sie. Und bei Hannah habe ich mich für einen Schmetterling entschieden. Sie ist noch so klein und zart, auch wenn sie es in einigen Monaten und Jahren nicht mehr sein wird.â David lächelt bei dem Gedanken an seine jüngste Tochter.
âDie gesamten letzten Monate habe ich überlegt, zu welchem Anlass ich Sarah das Armband schenken könnte. Und gerade jetzt scheint mir der richtige Augenblick gekommen zu sein. Selbst wenn sie nicht für mich oder sich kämpft, dann wenigstens für unsere Kinder.â
âGlaub mir, sie tut das alles auch für dich und eure gemeinsame Zukunft.â
âIch weiÃ.â David nimmt die Schachtel wieder an sich, schaut noch einmal hinein und schlieÃt sie dann.
Im gleichen Moment klappen die Türen von Sarahs Zimmer und zum OP-Bereich, am Ende des Flurs. Dr. Wyle kommt auf sie zu.
âEntschuldigung, wenn ich störe, aber der Hubschrauber ist im Landeanflug auf Boston. Es wird Zeit, Sarah in den OP zu bringen.
âAber ich dachte, wir hätten noch ein paar Minuten.â In Davids Stimme schwingt ein leichter Anflug von Panik mit.
âLeider sind Spenderorgane nicht unendlich haltbar. Tut mir leid, aber wir müssen beginnen.â
âDarf ich dann wenigstens mitkommen, bis vor die Schleuse. Bitte.â
âOK. Das dürfte machbar sein.â John Wyle nickt verständnisvoll. Er kennt Sarah und David inzwischen seit zehn Jahren und weiÃ, wie nah sich die beiden stehen und was sie schon alles zusammen durch gestanden haben.
âAlso komm. Kostümieren wir dich schnell.â
âDanke. Sagt ihr Sarah Bescheid?â
âKlar.â Alyson klopft ihm aufmunternd auf die Schulter und schiebt ihn dann Richtung Doppeltür, wo John wartet.
Im Zimmer wird es derweil hektisch. Sarah ist kurz verwirrt und wirkt panisch.
âGeht es schon los? Wo ist David?â Unruhig rutscht sie auf ihrem Bett hin und her.
âDer ist bestimmt drauÃen. Würden sie bitte kurz still halten. Ich brauche noch einen Zugang.â
Sarah hört der Schwester gar nicht zu. Unablässig stammelt sie vor sich hin und fuchtelt mit den Armen, so dass diese erstmal aufgibt und Verstärkung holt.
Als Ersatz steht Sekunden später Alyson auf der Matte.
âHey SüÃe.â Sie geht auf Augenhöhe mit ihrer Schwester. âDavid lässt sich gerade von John OP-Kleidung geben. Er wartet dort auf dich, da hier nicht mehr genug Zeit bleibt. Also lass die Krankenschwester bitte ihren Job tun.â
âIch dachte, er wäre nicht mehr hier. Ich wollte ihm doch noch so viel sagen.â Dicke Tränen quellen unter Saras Lidern hervor.
âDas wirst du auch. Das Team von US-Transplant ist nur schneller hier, als alle annahmen. Es geht jetzt schon los. Und alles, was du jetzt nicht mehr schaffst, erzählt ihr euch nach der Operation. Ok?â
Sarah nickt. Langsam beruhigt sie sich wieder und lässt sich ohne Probleme einen weiteren Zugang legen, bevor es mit dem Bett Richtung OP-Saal geht.
Bis dorthin, wo die Doppeltüren das Betreten von Unbefugten untersagen, begleiten Tony und Alyson sie, dann heiÃt es Abschied nehmen.
Drinnen geht es zu wie in einem Bienenstock. Ãrzte, Schwestern, Pflegepersonal. Sie alle wissen genau, was zu tun ist, obwohl das Hin und Her, nicht danach aussieht.
David steht aufgeregt aber auch ängstlich in einer Ecke. Bekleidet mit einem blauen Kittel, passend farbiger Kappe, Mundschutz und Schuhüberziehern, sieht er nicht anders aus, als das Personal. Ungeduldig wartet er auf Sarah, um ihr vorher noch einige Worte sagen zu können, obwohl die Zeit langsam drängt.
Endlich, das rollende Bett mit Sarah drauf, wird herein geschoben.
Wie schmal und zerbrechlich sie in den weiÃen Laken doch wirkt, denkt David und tritt dann langsam an sie heran. Sucht sich einen Platz, wo er nicht im Weg steht.
âHey Sonnenschein.â
Der ängstliche Ausdruck in Sarahs Gesicht verschwindet augenblicklich, als sie die vertraute Stimme ihres Ehemanns neben sich hört. Ehemann, wie sich das anhört. Nach über einem Monat immer noch ungewohnt aber trotzdem einfach nur richtig.
âDavid?!!â
âJa ich binâs. Sehe ich nicht unheimlich chic in dem Aufzug aus.â David schiebt den Mundschutz runter und küsst sie sanft auf die Stirn.
âIch dachte schon, wir würden uns nicht mehr sehen.â
âIch habâs dir versprochen, also bin ich hier. Und wenn alles vorbei ist, werde ich auch da sein. Vielleicht nicht mehr heute, aber morgen ganz bestimmt.â
âDas klingt so einfach aus deinem Mund. Was, wenn etwas schief geht.â
âIch glaube fest an ein gutes Ende. Wir alle. Und da die Mädchen nicht hier sein dürfen, habe ich noch etwas für dich.â David kramt etwas umständlich die Schachtel aus seiner Hosentasche hervor und öffnet sie vor Sarahs Augen.
âWow, was ist das?â
âEin Armband. Jeder der drei Anhänger steht für eines unserer Kinder. Es soll dir Glück bringen. Das kann schlieÃlich nie schaden.â
âDanke. Es ist einmalig. WeiÃt du, dass du mir vor knapp zehn Jahren schon mal ein Armband geschenkt hast, mit den gleichen Worten. Da war ich auch im Krankenhaus. Der Tag nach unserem ersten Date.â
âDass du dich daran erinnerst. Bemerkenswert. Obwohl ich unsere erste Verabredung auch nie vergessen habe. Du trugst einen wollweissen Pullover, eine graue Hose und deine Haare waren offen, so wie ich es am liebsten mag.â
âIch bin beeindruckt. Dein Gedächtnis ist auch nicht zu verachten. Könntest du mir das Armband anlegen?â
âGerade das ist das Problem. Im OP ist Schmuck nicht erlaubt, aber John hat mir versprochen, die Schatulle mit rein zu nehmen und gut drauf aufzupassen. Du kriegst es später wieder.â
âOk.â Abrupt sind sie wieder in der Gegenwart, die sie für wenige Minuten erfolgreich verdrängt hatten.
âIch glaube es geht gleich losâ, flüstert Sarah. Langsam flackern ihre Augen, die sie verzweifelt offen zu halten sucht.
âIch werde auf dich wartenâ, sind Davids letzte Worte, die sie hört, bevor sie das Bewusstsein verliert und eine Krankenschwester ihr eine Sauerstoffmaske über Mund und Nase stülpt.
âKomm David. Wir müssen anfangen.â John steht plötzlich hinter David und geleitet ihn aus dem OP-Bereich. Willenlos lässt er alles mit sich machen und findet sich kurz darauf auf dem Flur wieder.
âWir passen gut auf Sarah auf, aber etwas Beistand von dort obenâ, John zeigt zur Decke, âkann bestimmt nicht schaden.â
David lächelt gequält auf. âIch werde sehen, was sich machen lässt.â
âGut, wir sehen uns.â John geht zurück und David zieht sich auf dem Weg zum Wartezimmer langsam Mundschutz und Mütze vom Kopf. Beim betreten des Raumes, schaut er auf die Uhr an der Wand und sagt dann leise. âEs geht los.â Kurz nach fünf Uhr am Morgenâ¦.
TBC..?
PS: leider nicht beta gelesen, habe es vergeigt, abzuschicken, wer also fehler findet, darf sie mir sagen.