06.04.2008, 10:41
Hallo und einen schönen Sonntag an alle. Da ich nachher zum Spätdienst muss, stelle ich den 69. und letzten Teil jetzt schon mal rein. Nicht allerdings ohne das ganze hier Revue passieren zu lassen. Aber dazu unten mehr. Jetzt erst mal viel Spass beim lesen.
Teil 69 Epilog
Weihnachten 2004
Mami, Daddy, der Weihnachtsmann war da, der Nicolaus!â Wie ein Derwisch saust Emily durch das Schlafzimmer ihrer Eltern und ist kaum zu bremsen. Hannah folgt ihrer Schwester in einigem Abstand und reibt sich noch etwas schlaftrunken die Augen. Erstens steht sie nicht gern so früh auf und zweitens versteht sie die ganze Aufregung nicht wirklich.
Sarahs Augen dagegen strahlen einfach nur, während sie ihre Kinder betrachtet. Liebe, Glück und Zufriedenheit kann man in ihnen lesen.
Gut eineinhalb Jahre lebt sie inzwischen mit der neuen Lunge und hat seitdem viele Höhen und Tiefen erlebt, die dazu gehören. Sowohl privat als auch beruflich. Denn mit der Entlassung im April 2003 war es nicht getan.
Jeden Tag über Wochen hinweg kam Alex zur Physiotherapie vorbei. Atemübungen, Kraft- und Konditionstraining, nichts wurde ausgelassen oder vernachlässigt. Und auch wenn es niemals für den Boston Marathon reichen wird, den Alltag meistert Sarah wieder ohne Probleme. Und die Mädchen sind begeistert, was jetzt alles möglich ist. Dabei ist Emily wohl am wichtigsten, ihre Mummy ist wieder da. Und Hannah? Hannah ist immer noch das unkomplizierte kleine Mädchen, das im Juni bereits ein Jahr alt wird, ihre ersten Schritte tut und zum Erstaunen aller nicht Mummy oder Daddy ihr erstes Wort ist, sondern Cat, also Katze, obwohl sie gar keine haben. Allerdings zeigt sie meist auf Golden Retriever Hund Scoutch und giggelt dann vor sich hin, was regelmäÃig zu Erheiterungen bei den Erwachsenen führt.
Im Sommer, genauer gesagt am 21. Juli stand dann das erste groÃe Ereignis vor der Tür. Eliza und James geben sich nach zwölf Jahren wilder und stürmischer Ehe und zwei wundervollen Kindern im Kreise ihrer Familie und Freunde das Ja-Wort. Sarah wurde die Aufgabe der ersten Brautjungfer zuteil, das sie den Tag unvergesslich erscheinen lies und sie alles einmal aus einer anderen Perspektive betrachtete.
GroÃereignis Nummer zwei meldete sich vier Wochen zu früh Anfang September an und trägt den Namen Joanna Elisabeth Green. Alyson und Oz Tochter. Alles geht gut und die kleine Miss Green darf zum eigentlichen Geburtstermin nach Hause.
Der Herbst werden ruhige Wochen, doch Sarah ist rastlos. Sie möchte endlich wieder arbeiten, selbst wenn sie es von der finanziellen Lage her nicht gemusst hätte, da sie weiterhin Invalidenrente bezieht. Doch im Haus ist es tagsüber fast erdrückend ruhig. Anne ist nach einem tränenreichen Abschied zurück in ihre Heimat geflogen. Ihren Job als Ãbersetzerin musste sie im vorherigen Jahr aufgeben und die Stelle ist jetzt anderweitig vergeben. Ihr fehlt einfach die Abwechslung neben Hannah und deren Erziehung.
Weil eine Vollzeitstelle zu anstrengend und zeitlich nicht vereinbar ist, fängt Sarah im neuen Jahr für die Vormittagsstunden in einem Buchladen an zu arbeiten. Hannah kann sie dorthin mitnehmen und sie selbst kommt unter Menschen.
Im Frühjahr flattert ein Brief ins Haus, der alles bis dahin da gewesene auf den Kopf stellen soll. Die Adoptionsbehörde möchte mit Sarah und David sprechen. Und es tritt das zweite Wunder ein. Sie werden auf die Liste für eine mögliche Adoption gestellt. Auch wenn ihnen niemand sagen kann, wann es soweit sein wird, dass die Möglichkeit überhaupt besteht, lässt sie glauben und hoffen.
Bis es allerdings soweit ist, wird Emily im September eingeschult. Mit Eltern an ihrer Seite, die vor Stolz fast platzen und einer kleinen Schwester, die am liebsten mit möchte. Denn seitdem Hannah das laufen richtig gelernt hat, ist sie nicht zu bremsen und rennt Emily bei jeder Gelegenheit hinterher. Meist um Geschichten erzählt zu bekommen, die ihre groÃe Schwester, durch die vielen Märchenbücher, mit denen sie aufgewachsen ist, zur Genüge kennt.
Auf den möglicherweise baldigen Nachwuchs reagieren Emily und Hannah unterschiedlich, jedoch im positiven Sinne. Für Emily stellt sich die Frage, warum ihre Mummy keinen dicken Bauch hat, so wie damals bei Hannah. Sarah und David überlegen dadurch, ob es einfacher ist, ihrer Tochter zu erklären, wo die Babys herkommen oder was eine Adoption ist. Hannah möchte einen kleinen Bruder haben, ist für alles Nähere aber wahrscheinlich noch zu jung. Sie hinterfragt die ganze Angelegenheit nicht weiter.
Dafür merkt sie zum ersten Mal bewusst, wie es ist, wenn ihre Mummy nicht da ist. Eine ausgewachsene Bronchitis zwingt Sarah für knapp drei Wochen ins Krankenhaus. Es ist nicht der erste Infekt aber der Schwerste und muss deswegen stationär behandelt werden.
Kaum wieder zu Hause erhalten David und sie am Morgen des 19.11.2004 einen Anruf, der einiges verändern wird.
Flashback
âBist du bereit?â aufmuntert drückt David die Hand seiner Frau. Sie ist eiskalt und das liegt nicht allein an der Jahreszeit. Denn dicke weiÃe Flocken fallen seit der letzten Nacht fast unaufhörlich vom Himmel und bedecken alles mit der kalten Schicht. Es sieht aus wie eine Märchenlandschaft. Und die Kinder finden es herrlich. Sie spielen zusammen mit Dawn und Matt im nahe gelegenen Park, während Sarah und David, wie schon Jahre zuvor, auf den Aufruf der Sozialarbeiterin warten. Nur diesmal wissen sie, was sie erwarten wird.
Trotzdem ist Sarah aufgeregt und dreht mit ihrer freien Hand an ihren zurzeit dunklen Locken herum. Noch immer kann sie es, sie beide, nicht ganz glauben, dass der Wunsch nach einem weiteren Kind sich nun doch erfüllen wird. Denn die Behörden haben den Antrag seitdem noch dreimal geprüft. Aber erst im März diesen Jahres gab es einen positiven Bescheid. Sie stehen auf der Warteliste für die Adoption eines Babys bis zu einem Jahr.
Endlich öffnet sich die Tür, und Miss Adrian tritt in Begleitung einer weiteren jungen Frau aus dem Büro.
âHallo Mrs. Hannigan, Mr. Hannigan. Wie geht es ihnen?â begrüÃen sie das Paar.
âAufgeregt und sehr nervösâ, flüstert Sarah.
âDas verstehe ich sehr gut. Darf ich vorstellen. Mrs. Angela Conlin. Sie ist eine Kollegin und wird ihnen in den nächsten Monaten jederzeit bei Fragen und Problemen, oder einfach zum reden da sein und zur Seite stehen.â
âEs freut mich sehr.â Sarah und David geben auch ihr die Hand. Die junge, aparte Frau nimmt einen durch ihr freundliches, offenes Wesen sofort ein. Eine äuÃerst farbenfreudige Kombination aus Jeans, Shirt und Bluse bilden dabei einen angenehmen Kontrast zu den dunklen, langen Haaren und groÃen braunen Augen.
âWollen wir erst den Schriftkram erledigen, oder zu ihrem Nachwuchs gehen?â fragt sie. Die Antwort fällt einstimmig aus, denn die Unterlagen können wartenâ¦
°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°
Und dann ist es endlich soweit. Leise betreten sie einen kleinen Nebenraum des Büros. Angela voran. Vorsichtig hebt sie das Baby aus dem Maxi Cosi der auf dem Tisch steht und legt es David in die ausgestreckten Arme.
Sarah hat plötzlich Angst vor ihrer eigenen Courage. Was, wenn sie dieses kleine hilfsbedürftige Lebewesen nicht genug lieben kann, sie es möglicherweise spüren wird, nicht das leibliche Kind zu sein. Sarah schüttelt energisch den Kopf. Solche negativen Gedanken haben hier und heute nichts zu suchen und werden auch völlig unwichtig als sie nun das erste Mal in die groÃen azurblauen Augen ihrer Tochter sieht. Ihre Tochter! Die zierliche Stupsnase kräuselt sich gerade und neben ihren Mundwinkeln erscheinen winzig kleine Grübchen. Es ist plötzlich wie damals, bei Emily oder Hannah. Ein unbändiges Glücksgefühl durchströmt sie, wärmt sie von innen heraus und lässt sie erstrahlen.
Zaghaft berührt Sarah voller Faszination die erstaunlich vielen schwarzen Haare der Kleinen und hört nur mit halben Ohr hin, was die junge Sozialarbeiterin zu sagen.
âIhre Tochter heiÃt Charlotte Teresa und wurde am 31.10. dieses Jahres geboren. Ihre leibliche Mutter hat sie anonym entbunden und sofort zur Adoption freigegeben, so dass es von dieser Seite her keine Probleme geben wird. Der Grund, warum Charlotte bis heute im Krankenhaus war, ist ein anderer. Sie hat eine Laktoseintoleranz und benötigt spezielle Kindernahrung und auch später ist Vorsicht bei bestimmten Lebensmitteln geboten. Wie es sich ganz genau verhält und was sie beachten müssen, dafür bekommen sie alle nötigen Unterlagen mit.â
âDamit werden wir bestimmt zurecht kommen. Da bin ich mir sicher oder?â Sarah sieht David an, der nur nickt und dann leise flüstert. âSie ist wunderschön.â Er hat Sorge Charlotte durch ein lautes Wort zu erschrecken. Doch das Gegenteil scheint der Fall, denn als er seine Tochter an Sarah weiterreicht, gähnt sie ausgiebig und schlieÃt langsam ihre Augen.
âIch glaube das ist eine gute Gelegenheit um die Adoptionsunterlagen zu unterschreibenâ, schlägt Miss. Adrian vor und stöÃt auf allgemeine Zustimmung.
Wenige Minuten später ist alles über die Bühne und es war so einfach.
âVon jetzt an sind sie auch auf dem Papier Charlottes Elternâ, wird Angela feierlich und überreicht Sarah und David alle nötigen Papiere. âEs gibt zwar eine so genannte Probezeit von zwölf Monaten, in denen ich sie auch des öfteren besuchen werde um nach dem Rechten zu sehen, aber das sind eben die Auflagen, die die Jugendbehörde vorschreibt. Unseren Schützlingen soll es an nichts fehlen. Wobei Miss. Adrian und ich uns bei ihnen völlig sicher sind, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Und jetzt möchte ich sie gar nicht länger aufhalten. Alles Gute für die Zukunft und dir auch alles Liebe und Glück kleine Charlotte.â
âWir danken ihnen für allesâ, verabschiedet David sich glücklich. Sarah hat es mittlerweile die Sprache verschlagen. Sie starrt einfach nur die ganze Zeit gebannt auf das niedliche, kleine Baby in ihren Armen und drückt sie immer wieder zärtlich an sich. Das dritte Wunder ist geschehenâ¦
°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°
DrauÃen vor der Tür werden sie bereits von Dawn, Matt und den Mädchen erwartet, die sogleich einen Blick auf ihre neue kleine Schwester werfen wollen.
âWie heiÃt sie denn? Sie ist ja so klein? Warum schläft sie denn? Kann ich sie dann auch mal halten? Wann spielt sie mit uns? Darf sie auch mal in meinem Zimmer mit übernachten?â Fragen über Fragen, es ist ein Geschnatter wie im Entenstall und nicht eben leise. Sarah erklärt ihren aufgeregten Töchtern alles lächelnd in kurzen Antworten, denn es ist ziemlich kalt und sie wollen so schnell wie möglich nach Hause. Charlotte derweil beweiÃt zum ersten Mal, dass sie so schnell nichts aus der Ruhe bringt. Sie öffnet während der BegrüÃung kurz ein Auge, schlieÃt es jedoch gleich wieder. Die nähere Vorstellung hat ihrer Meinung nach noch Zeit. Auch weil später dann alle anwesend sein werden, um die neue Erdenbürgerin im Hause Hemmingwell/Hannigan gebührend zu empfangenâ¦
Flashback Ende
Seitdem hat Charlotte das Leben von Sarah und David ordentlich auf den Kopf gestellt und durcheinander gewirbelt. So pflegeleicht wie Emily und Hannah in dem Alter waren, Charlotte fordert ihre Eltern. Weniger am Tag, wo sie meist schläft und nur Rabatz macht, wenn sie hungrig ist, sondern mehr in der Nacht.
So ist es kein Wunder, dass Sarah bereits wach ist, als die beiden groÃen Mädchen jetzt das Schlafzimmer mit Beschlag belegen. Denn eins hat Hannah inzwischen begriffen, sie ist nicht mehr die Jüngste und mächtig stolz darauf, eine kleine Schwester zu haben.
David hat neben seiner Frau noch etwas vor sich hingedöst, ist jetzt aber ebenfalls hellwach, setzt sich auf und lässt Emily und Hannah zwischen sich und Sarah unter die Decke.
âAlle da?â fragt er im ernsten Tonfall.
Die Mädchen nicken, denn sie wissen was kommt.
âFein, dann gibt es jetzt die Weihnachtsgeschichte und anschlieÃend sucht ihr euch beide ein Geschenk aus, das ihr unten bei Grandpa und Grandma öffnen dürft.â
âOk Daddyâ, kommt es einstimmig.
Mucksmäuschenstill ist es in den folgenden Minuten, auch wenn Charlotte ihre erste vorgelesene Weihnachtsstory verschläft.
Im nächsten Jahr wird sie garantiert nicht schlafen sondern von ihren Schwestern im Schlepptau am Weihnachtsmorgen ins elterliche Schlafzimmer mitgenommen werden.
°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°
Während in Boston nach der Weihnachtsgeschichte alle gemeinsam das Frühstück genieÃen, sitzen Elisabeth und Stuart Hemmingwell in Bath nach einem langen Tag mit Besuch bei Freunden, in ihrem Wohnzimmer. Vor ihnen auf dem Tisch steht jeweils eine Tasse Tee aus denen kleine Dampfwölkchen emporsteigen. Er ist noch zu heiÃ, um ihn gefahrlos trinken zu können, also packen sie gemeinsam den groÃen Umschlag aus, der als letztes Weihnachtsgeschenk übrig geblieben ist.
Der Inhalt sind mehrere kleine Briefe mit lieben GrüÃen aus Amerika. Es ist das erste Jahr, wo sie nicht in die Staaten geflogen sind, oder die Familie zu ihnen gekommen ist. Ein etwas eigenartiges Gefühl. Doch niemand hat sie vergessen.
Sowohl Tony und Jenny, als auch die Enkelkinder, alle haben an sie gedacht und neben den Karten ein Foto dazu gelegt. Die Familie wächst und wird gröÃer.
Elisabeth ist inzwischen beim letzten Umschlag angelangt und betrachtet vollkommen gerührt das Bild, welches gleichzeitig als Karte dient, als Stuart herüber schaut. Auch ihm fehlen kurzfristig die Worte. Dann drückt er leicht die Hand seiner Frau.
âSie haben es geschafft.â
Elisabeth blickt Stuart an, nickt dann mit einem glücklich Lächeln auf den Lippen und betrachtet erneut das Foto in ihren Händen.
Sarah und David sind zu sehen, im Schneidersitz. Hannah grinst von Davids Schoss aus mit Emily, die vor ihren Eltern sitzt, um die Wette. Baby Charlotte hat ihren Platz in Sarahs Armen gefunden. Darunter steht in goldenen Lettern.
Ende
Es ist vollbracht. Nahezu sechs Jahre habe ich an dieser Story geschrieben und gebastelt. Manchmal sprühte ich vor Ideen, genauso oft zweifelte ich aber auch an mir. Seis drum, mein Baby ist erwachsen geworden und mit diesem Kapitel steht es jetzt auf eigenen Beinen.
Darum ist es nun an der Zeit, mich bei allen Lesern und vor allem Kommi Schreibern zu bedanken. Mehr als einmal habt ihr mich motiviert, aufgebaut und mit euren Einträgen immer sehr erfreut.
Also Selene, Anne, Chery, Isi, Aki, Karana, Biza6, ~Loorie~, Fullmoon, cherry159, moerk und Cedric, einen groÃen Knuddeler dafür, dass ihr eure Meinung bei mir hinterlassen habt.
Es ist schon ein eigenartiges Gefühl, nicht mehr für Moments of Life zu schreiben. Aber ein Sequel ist ja bereits seit einiger Zeit in Arbeit, muss zwar noch etwas überarbeitet werden, aber wenn jemand möchte, stelle ich auch diese Geschichte gern hier rein. Ansonsten danke für eure Ausdauer und ein letztes Mal, FB ist immer gern gesen.
In diesem Sinne.
Lg Emerson Rose
Teil 69 Epilog
Weihnachten 2004
Mami, Daddy, der Weihnachtsmann war da, der Nicolaus!â Wie ein Derwisch saust Emily durch das Schlafzimmer ihrer Eltern und ist kaum zu bremsen. Hannah folgt ihrer Schwester in einigem Abstand und reibt sich noch etwas schlaftrunken die Augen. Erstens steht sie nicht gern so früh auf und zweitens versteht sie die ganze Aufregung nicht wirklich.
Sarahs Augen dagegen strahlen einfach nur, während sie ihre Kinder betrachtet. Liebe, Glück und Zufriedenheit kann man in ihnen lesen.
Gut eineinhalb Jahre lebt sie inzwischen mit der neuen Lunge und hat seitdem viele Höhen und Tiefen erlebt, die dazu gehören. Sowohl privat als auch beruflich. Denn mit der Entlassung im April 2003 war es nicht getan.
Jeden Tag über Wochen hinweg kam Alex zur Physiotherapie vorbei. Atemübungen, Kraft- und Konditionstraining, nichts wurde ausgelassen oder vernachlässigt. Und auch wenn es niemals für den Boston Marathon reichen wird, den Alltag meistert Sarah wieder ohne Probleme. Und die Mädchen sind begeistert, was jetzt alles möglich ist. Dabei ist Emily wohl am wichtigsten, ihre Mummy ist wieder da. Und Hannah? Hannah ist immer noch das unkomplizierte kleine Mädchen, das im Juni bereits ein Jahr alt wird, ihre ersten Schritte tut und zum Erstaunen aller nicht Mummy oder Daddy ihr erstes Wort ist, sondern Cat, also Katze, obwohl sie gar keine haben. Allerdings zeigt sie meist auf Golden Retriever Hund Scoutch und giggelt dann vor sich hin, was regelmäÃig zu Erheiterungen bei den Erwachsenen führt.
Im Sommer, genauer gesagt am 21. Juli stand dann das erste groÃe Ereignis vor der Tür. Eliza und James geben sich nach zwölf Jahren wilder und stürmischer Ehe und zwei wundervollen Kindern im Kreise ihrer Familie und Freunde das Ja-Wort. Sarah wurde die Aufgabe der ersten Brautjungfer zuteil, das sie den Tag unvergesslich erscheinen lies und sie alles einmal aus einer anderen Perspektive betrachtete.
GroÃereignis Nummer zwei meldete sich vier Wochen zu früh Anfang September an und trägt den Namen Joanna Elisabeth Green. Alyson und Oz Tochter. Alles geht gut und die kleine Miss Green darf zum eigentlichen Geburtstermin nach Hause.
Der Herbst werden ruhige Wochen, doch Sarah ist rastlos. Sie möchte endlich wieder arbeiten, selbst wenn sie es von der finanziellen Lage her nicht gemusst hätte, da sie weiterhin Invalidenrente bezieht. Doch im Haus ist es tagsüber fast erdrückend ruhig. Anne ist nach einem tränenreichen Abschied zurück in ihre Heimat geflogen. Ihren Job als Ãbersetzerin musste sie im vorherigen Jahr aufgeben und die Stelle ist jetzt anderweitig vergeben. Ihr fehlt einfach die Abwechslung neben Hannah und deren Erziehung.
Weil eine Vollzeitstelle zu anstrengend und zeitlich nicht vereinbar ist, fängt Sarah im neuen Jahr für die Vormittagsstunden in einem Buchladen an zu arbeiten. Hannah kann sie dorthin mitnehmen und sie selbst kommt unter Menschen.
Im Frühjahr flattert ein Brief ins Haus, der alles bis dahin da gewesene auf den Kopf stellen soll. Die Adoptionsbehörde möchte mit Sarah und David sprechen. Und es tritt das zweite Wunder ein. Sie werden auf die Liste für eine mögliche Adoption gestellt. Auch wenn ihnen niemand sagen kann, wann es soweit sein wird, dass die Möglichkeit überhaupt besteht, lässt sie glauben und hoffen.
Bis es allerdings soweit ist, wird Emily im September eingeschult. Mit Eltern an ihrer Seite, die vor Stolz fast platzen und einer kleinen Schwester, die am liebsten mit möchte. Denn seitdem Hannah das laufen richtig gelernt hat, ist sie nicht zu bremsen und rennt Emily bei jeder Gelegenheit hinterher. Meist um Geschichten erzählt zu bekommen, die ihre groÃe Schwester, durch die vielen Märchenbücher, mit denen sie aufgewachsen ist, zur Genüge kennt.
Auf den möglicherweise baldigen Nachwuchs reagieren Emily und Hannah unterschiedlich, jedoch im positiven Sinne. Für Emily stellt sich die Frage, warum ihre Mummy keinen dicken Bauch hat, so wie damals bei Hannah. Sarah und David überlegen dadurch, ob es einfacher ist, ihrer Tochter zu erklären, wo die Babys herkommen oder was eine Adoption ist. Hannah möchte einen kleinen Bruder haben, ist für alles Nähere aber wahrscheinlich noch zu jung. Sie hinterfragt die ganze Angelegenheit nicht weiter.
Dafür merkt sie zum ersten Mal bewusst, wie es ist, wenn ihre Mummy nicht da ist. Eine ausgewachsene Bronchitis zwingt Sarah für knapp drei Wochen ins Krankenhaus. Es ist nicht der erste Infekt aber der Schwerste und muss deswegen stationär behandelt werden.
Kaum wieder zu Hause erhalten David und sie am Morgen des 19.11.2004 einen Anruf, der einiges verändern wird.
Flashback
âBist du bereit?â aufmuntert drückt David die Hand seiner Frau. Sie ist eiskalt und das liegt nicht allein an der Jahreszeit. Denn dicke weiÃe Flocken fallen seit der letzten Nacht fast unaufhörlich vom Himmel und bedecken alles mit der kalten Schicht. Es sieht aus wie eine Märchenlandschaft. Und die Kinder finden es herrlich. Sie spielen zusammen mit Dawn und Matt im nahe gelegenen Park, während Sarah und David, wie schon Jahre zuvor, auf den Aufruf der Sozialarbeiterin warten. Nur diesmal wissen sie, was sie erwarten wird.
Trotzdem ist Sarah aufgeregt und dreht mit ihrer freien Hand an ihren zurzeit dunklen Locken herum. Noch immer kann sie es, sie beide, nicht ganz glauben, dass der Wunsch nach einem weiteren Kind sich nun doch erfüllen wird. Denn die Behörden haben den Antrag seitdem noch dreimal geprüft. Aber erst im März diesen Jahres gab es einen positiven Bescheid. Sie stehen auf der Warteliste für die Adoption eines Babys bis zu einem Jahr.
Endlich öffnet sich die Tür, und Miss Adrian tritt in Begleitung einer weiteren jungen Frau aus dem Büro.
âHallo Mrs. Hannigan, Mr. Hannigan. Wie geht es ihnen?â begrüÃen sie das Paar.
âAufgeregt und sehr nervösâ, flüstert Sarah.
âDas verstehe ich sehr gut. Darf ich vorstellen. Mrs. Angela Conlin. Sie ist eine Kollegin und wird ihnen in den nächsten Monaten jederzeit bei Fragen und Problemen, oder einfach zum reden da sein und zur Seite stehen.â
âEs freut mich sehr.â Sarah und David geben auch ihr die Hand. Die junge, aparte Frau nimmt einen durch ihr freundliches, offenes Wesen sofort ein. Eine äuÃerst farbenfreudige Kombination aus Jeans, Shirt und Bluse bilden dabei einen angenehmen Kontrast zu den dunklen, langen Haaren und groÃen braunen Augen.
âWollen wir erst den Schriftkram erledigen, oder zu ihrem Nachwuchs gehen?â fragt sie. Die Antwort fällt einstimmig aus, denn die Unterlagen können wartenâ¦
°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°
Und dann ist es endlich soweit. Leise betreten sie einen kleinen Nebenraum des Büros. Angela voran. Vorsichtig hebt sie das Baby aus dem Maxi Cosi der auf dem Tisch steht und legt es David in die ausgestreckten Arme.
Sarah hat plötzlich Angst vor ihrer eigenen Courage. Was, wenn sie dieses kleine hilfsbedürftige Lebewesen nicht genug lieben kann, sie es möglicherweise spüren wird, nicht das leibliche Kind zu sein. Sarah schüttelt energisch den Kopf. Solche negativen Gedanken haben hier und heute nichts zu suchen und werden auch völlig unwichtig als sie nun das erste Mal in die groÃen azurblauen Augen ihrer Tochter sieht. Ihre Tochter! Die zierliche Stupsnase kräuselt sich gerade und neben ihren Mundwinkeln erscheinen winzig kleine Grübchen. Es ist plötzlich wie damals, bei Emily oder Hannah. Ein unbändiges Glücksgefühl durchströmt sie, wärmt sie von innen heraus und lässt sie erstrahlen.
Zaghaft berührt Sarah voller Faszination die erstaunlich vielen schwarzen Haare der Kleinen und hört nur mit halben Ohr hin, was die junge Sozialarbeiterin zu sagen.
âIhre Tochter heiÃt Charlotte Teresa und wurde am 31.10. dieses Jahres geboren. Ihre leibliche Mutter hat sie anonym entbunden und sofort zur Adoption freigegeben, so dass es von dieser Seite her keine Probleme geben wird. Der Grund, warum Charlotte bis heute im Krankenhaus war, ist ein anderer. Sie hat eine Laktoseintoleranz und benötigt spezielle Kindernahrung und auch später ist Vorsicht bei bestimmten Lebensmitteln geboten. Wie es sich ganz genau verhält und was sie beachten müssen, dafür bekommen sie alle nötigen Unterlagen mit.â
âDamit werden wir bestimmt zurecht kommen. Da bin ich mir sicher oder?â Sarah sieht David an, der nur nickt und dann leise flüstert. âSie ist wunderschön.â Er hat Sorge Charlotte durch ein lautes Wort zu erschrecken. Doch das Gegenteil scheint der Fall, denn als er seine Tochter an Sarah weiterreicht, gähnt sie ausgiebig und schlieÃt langsam ihre Augen.
âIch glaube das ist eine gute Gelegenheit um die Adoptionsunterlagen zu unterschreibenâ, schlägt Miss. Adrian vor und stöÃt auf allgemeine Zustimmung.
Wenige Minuten später ist alles über die Bühne und es war so einfach.
âVon jetzt an sind sie auch auf dem Papier Charlottes Elternâ, wird Angela feierlich und überreicht Sarah und David alle nötigen Papiere. âEs gibt zwar eine so genannte Probezeit von zwölf Monaten, in denen ich sie auch des öfteren besuchen werde um nach dem Rechten zu sehen, aber das sind eben die Auflagen, die die Jugendbehörde vorschreibt. Unseren Schützlingen soll es an nichts fehlen. Wobei Miss. Adrian und ich uns bei ihnen völlig sicher sind, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Und jetzt möchte ich sie gar nicht länger aufhalten. Alles Gute für die Zukunft und dir auch alles Liebe und Glück kleine Charlotte.â
âWir danken ihnen für allesâ, verabschiedet David sich glücklich. Sarah hat es mittlerweile die Sprache verschlagen. Sie starrt einfach nur die ganze Zeit gebannt auf das niedliche, kleine Baby in ihren Armen und drückt sie immer wieder zärtlich an sich. Das dritte Wunder ist geschehenâ¦
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DrauÃen vor der Tür werden sie bereits von Dawn, Matt und den Mädchen erwartet, die sogleich einen Blick auf ihre neue kleine Schwester werfen wollen.
âWie heiÃt sie denn? Sie ist ja so klein? Warum schläft sie denn? Kann ich sie dann auch mal halten? Wann spielt sie mit uns? Darf sie auch mal in meinem Zimmer mit übernachten?â Fragen über Fragen, es ist ein Geschnatter wie im Entenstall und nicht eben leise. Sarah erklärt ihren aufgeregten Töchtern alles lächelnd in kurzen Antworten, denn es ist ziemlich kalt und sie wollen so schnell wie möglich nach Hause. Charlotte derweil beweiÃt zum ersten Mal, dass sie so schnell nichts aus der Ruhe bringt. Sie öffnet während der BegrüÃung kurz ein Auge, schlieÃt es jedoch gleich wieder. Die nähere Vorstellung hat ihrer Meinung nach noch Zeit. Auch weil später dann alle anwesend sein werden, um die neue Erdenbürgerin im Hause Hemmingwell/Hannigan gebührend zu empfangenâ¦
Flashback Ende
Seitdem hat Charlotte das Leben von Sarah und David ordentlich auf den Kopf gestellt und durcheinander gewirbelt. So pflegeleicht wie Emily und Hannah in dem Alter waren, Charlotte fordert ihre Eltern. Weniger am Tag, wo sie meist schläft und nur Rabatz macht, wenn sie hungrig ist, sondern mehr in der Nacht.
So ist es kein Wunder, dass Sarah bereits wach ist, als die beiden groÃen Mädchen jetzt das Schlafzimmer mit Beschlag belegen. Denn eins hat Hannah inzwischen begriffen, sie ist nicht mehr die Jüngste und mächtig stolz darauf, eine kleine Schwester zu haben.
David hat neben seiner Frau noch etwas vor sich hingedöst, ist jetzt aber ebenfalls hellwach, setzt sich auf und lässt Emily und Hannah zwischen sich und Sarah unter die Decke.
âAlle da?â fragt er im ernsten Tonfall.
Die Mädchen nicken, denn sie wissen was kommt.
âFein, dann gibt es jetzt die Weihnachtsgeschichte und anschlieÃend sucht ihr euch beide ein Geschenk aus, das ihr unten bei Grandpa und Grandma öffnen dürft.â
âOk Daddyâ, kommt es einstimmig.
Mucksmäuschenstill ist es in den folgenden Minuten, auch wenn Charlotte ihre erste vorgelesene Weihnachtsstory verschläft.
Im nächsten Jahr wird sie garantiert nicht schlafen sondern von ihren Schwestern im Schlepptau am Weihnachtsmorgen ins elterliche Schlafzimmer mitgenommen werden.
°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°
Während in Boston nach der Weihnachtsgeschichte alle gemeinsam das Frühstück genieÃen, sitzen Elisabeth und Stuart Hemmingwell in Bath nach einem langen Tag mit Besuch bei Freunden, in ihrem Wohnzimmer. Vor ihnen auf dem Tisch steht jeweils eine Tasse Tee aus denen kleine Dampfwölkchen emporsteigen. Er ist noch zu heiÃ, um ihn gefahrlos trinken zu können, also packen sie gemeinsam den groÃen Umschlag aus, der als letztes Weihnachtsgeschenk übrig geblieben ist.
Der Inhalt sind mehrere kleine Briefe mit lieben GrüÃen aus Amerika. Es ist das erste Jahr, wo sie nicht in die Staaten geflogen sind, oder die Familie zu ihnen gekommen ist. Ein etwas eigenartiges Gefühl. Doch niemand hat sie vergessen.
Sowohl Tony und Jenny, als auch die Enkelkinder, alle haben an sie gedacht und neben den Karten ein Foto dazu gelegt. Die Familie wächst und wird gröÃer.
Elisabeth ist inzwischen beim letzten Umschlag angelangt und betrachtet vollkommen gerührt das Bild, welches gleichzeitig als Karte dient, als Stuart herüber schaut. Auch ihm fehlen kurzfristig die Worte. Dann drückt er leicht die Hand seiner Frau.
âSie haben es geschafft.â
Elisabeth blickt Stuart an, nickt dann mit einem glücklich Lächeln auf den Lippen und betrachtet erneut das Foto in ihren Händen.
Sarah und David sind zu sehen, im Schneidersitz. Hannah grinst von Davids Schoss aus mit Emily, die vor ihren Eltern sitzt, um die Wette. Baby Charlotte hat ihren Platz in Sarahs Armen gefunden. Darunter steht in goldenen Lettern.
Merry Christmas and a Happy New Year
Wünschen euch
Sarah und David
mit
Emily Hope, Hannah Danielle
& Charlotte Teresa
Hannigan
Ende
Es ist vollbracht. Nahezu sechs Jahre habe ich an dieser Story geschrieben und gebastelt. Manchmal sprühte ich vor Ideen, genauso oft zweifelte ich aber auch an mir. Seis drum, mein Baby ist erwachsen geworden und mit diesem Kapitel steht es jetzt auf eigenen Beinen.
Darum ist es nun an der Zeit, mich bei allen Lesern und vor allem Kommi Schreibern zu bedanken. Mehr als einmal habt ihr mich motiviert, aufgebaut und mit euren Einträgen immer sehr erfreut.
Also Selene, Anne, Chery, Isi, Aki, Karana, Biza6, ~Loorie~, Fullmoon, cherry159, moerk und Cedric, einen groÃen Knuddeler dafür, dass ihr eure Meinung bei mir hinterlassen habt.
Es ist schon ein eigenartiges Gefühl, nicht mehr für Moments of Life zu schreiben. Aber ein Sequel ist ja bereits seit einiger Zeit in Arbeit, muss zwar noch etwas überarbeitet werden, aber wenn jemand möchte, stelle ich auch diese Geschichte gern hier rein. Ansonsten danke für eure Ausdauer und ein letztes Mal, FB ist immer gern gesen.
In diesem Sinne.
Lg Emerson Rose