19.08.2010, 19:13
Meine Lieblingsstellen aus "WeiÃer Oleander" von Janet Fitch
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SpoilerIch dachte daran, wie dünn die Verbindungen zwischen Eltern und Kindern doch sind, zwischen Freunden, innerhalb der Familie, Dinge, von denen man eigentlich annimmt, dass sie ewig dauern. Alles kann man verlieren, schneller, als es sich irgendjemand vorstellen kann.
Mir wurde ganz schwindelig davon; am liebsten hätte ich nach irgendetwas Schwerem gegriffen und mich daran festgehalten. So sah das Leben aus, das ich führen würde: einer vom anderen getrennt, jeder klammerte sich einen Augenblick lang fest, nur um dann weitergespült zu werden. Ich könnte erwachsen werden und ebenfalls davontreiben.
Ich fühlte mich wie ein noch nicht entwickeltes Foto, das unter Rays Blicken allmählich Gestalt annahm.
Zu wissen, dass ich in seinen Augen schön war, machte mich schön. Ich hatte mich vorher noch nie schön gefühlt. Ich glaubte auch nicht, dass das gegen die Lehren Christi verstieÃ. Jeder wollte sich geliebt fühlen.
Er nahm mir meine Stille, aber gab mir im Gegenzug etwas anderes: das Gefühl, erkannt zu werden. Ich fühlte mich schön, zugleich aber auch gestört. Ich war es nicht gewöhnt, so kompliziert zu sein.
Plötzlich sah ich uns auf einem riesigen Schachbrett und wusste genau, welchen Zug ich machen musste.
"Schwör auf die Bibel."
Ich legte meine Hand darauf. Von mir aus hätte es das Telefonbuch sein können.
"Ich schwöre auf Gott", sagte ich.
Ich schämte mich, weil ich mir das wünschte, es war primitiv: Was spielte es schon für eine Rolle, ob man hübsch war? Das hatte ich oft genug gedacht, als ich noch mit meiner Mutter zusammen war. Man brauchte nicht schön zu sein, man musste nur geliebt werden. Doch ich konnte nicht anders, ich wünschte es mir eben. Wenn Schönheit eine Möglichkeit bot, geliebt zu werden, dann wollte ich schön sein.
So liefen Mädchen von zu Hause weg. Sie packten ihre Koffer und schritten auf hochhackigen Schuhen davon. Sie verbissen sich die Tränen und lieÃen sich nicht anmerken, dass dies der schlimmste Tag ihres Lebens war. Als wünschten sie sich nicht in Wahrheit, dass ihre Mütter ihnen hinterherliefen und sie um Verzeihung baten. Als würden sie nicht auf die Knie fallen und Gott danken, wenn sie nur bleiben könnten.
Ich war ein kleines Mädchen in einem ausgeblichenen Kleid, sonnenverbrannt, barfuÃ, das Haar so weià wie Pusteblumen.
Du warst mein Zuhause, Mutter. Ich hatte kein Zuhause auÃer dir.
Mir gefielen die verschiedenen, sich ständig verändernden Farben der Schülergruppen auf dem Hof, doch ich konnte einen Schüler nicht vom nächsten unterscheiden. Sie waren zu jung und unversehrt, zu selbstsicher. Schmerz war für sie ein Land, von dem sie zwar schon mal gehört hatten, das sie vielleicht mal im Fernsehen gesehen hatten, dessen Stempel sie jedoch noch nicht in ihren Pässen trugen. Wie sollte ich eine Stelle finden, an der sich meine Welt mit ihrer berührte?
Was machte es schon für einen Sinn, einsam mitten unter den Menschen zu leben? Wenn man für sich war, hatte man wenigstens einen guten Grund, sich allein zu fühlen.
Ich schnitt eine Scheibe von meinem Herzen ab und lieà sie an einem selbstgedrehten Haken vor ihr baumeln.
Mir wurde ganz schwindelig davon; am liebsten hätte ich nach irgendetwas Schwerem gegriffen und mich daran festgehalten. So sah das Leben aus, das ich führen würde: einer vom anderen getrennt, jeder klammerte sich einen Augenblick lang fest, nur um dann weitergespült zu werden. Ich könnte erwachsen werden und ebenfalls davontreiben.
Ich fühlte mich wie ein noch nicht entwickeltes Foto, das unter Rays Blicken allmählich Gestalt annahm.
Zu wissen, dass ich in seinen Augen schön war, machte mich schön. Ich hatte mich vorher noch nie schön gefühlt. Ich glaubte auch nicht, dass das gegen die Lehren Christi verstieÃ. Jeder wollte sich geliebt fühlen.
Er nahm mir meine Stille, aber gab mir im Gegenzug etwas anderes: das Gefühl, erkannt zu werden. Ich fühlte mich schön, zugleich aber auch gestört. Ich war es nicht gewöhnt, so kompliziert zu sein.
Plötzlich sah ich uns auf einem riesigen Schachbrett und wusste genau, welchen Zug ich machen musste.
"Schwör auf die Bibel."
Ich legte meine Hand darauf. Von mir aus hätte es das Telefonbuch sein können.
"Ich schwöre auf Gott", sagte ich.
Ich schämte mich, weil ich mir das wünschte, es war primitiv: Was spielte es schon für eine Rolle, ob man hübsch war? Das hatte ich oft genug gedacht, als ich noch mit meiner Mutter zusammen war. Man brauchte nicht schön zu sein, man musste nur geliebt werden. Doch ich konnte nicht anders, ich wünschte es mir eben. Wenn Schönheit eine Möglichkeit bot, geliebt zu werden, dann wollte ich schön sein.
So liefen Mädchen von zu Hause weg. Sie packten ihre Koffer und schritten auf hochhackigen Schuhen davon. Sie verbissen sich die Tränen und lieÃen sich nicht anmerken, dass dies der schlimmste Tag ihres Lebens war. Als wünschten sie sich nicht in Wahrheit, dass ihre Mütter ihnen hinterherliefen und sie um Verzeihung baten. Als würden sie nicht auf die Knie fallen und Gott danken, wenn sie nur bleiben könnten.
Ich war ein kleines Mädchen in einem ausgeblichenen Kleid, sonnenverbrannt, barfuÃ, das Haar so weià wie Pusteblumen.
Du warst mein Zuhause, Mutter. Ich hatte kein Zuhause auÃer dir.
Mir gefielen die verschiedenen, sich ständig verändernden Farben der Schülergruppen auf dem Hof, doch ich konnte einen Schüler nicht vom nächsten unterscheiden. Sie waren zu jung und unversehrt, zu selbstsicher. Schmerz war für sie ein Land, von dem sie zwar schon mal gehört hatten, das sie vielleicht mal im Fernsehen gesehen hatten, dessen Stempel sie jedoch noch nicht in ihren Pässen trugen. Wie sollte ich eine Stelle finden, an der sich meine Welt mit ihrer berührte?
Was machte es schon für einen Sinn, einsam mitten unter den Menschen zu leben? Wenn man für sich war, hatte man wenigstens einen guten Grund, sich allein zu fühlen.
Ich schnitt eine Scheibe von meinem Herzen ab und lieà sie an einem selbstgedrehten Haken vor ihr baumeln.
Life is to express, not to impress.