[Katrin]

So, jetzt bin ich auch mal wieder mit einem neuen Teil hier... ja, ich weiß, es hat mal wieder lange gedauert :o Und der Teil ist auch eigentlich recht sinnlos, aber auch solche sinnlose "Zwischenteile" dürfen sein, nicht wahr? *g*
@ajnevs: Vielen Dank für dein FB!
@Teufelskreisschwester alias Mrs Fies: Danke für dein FB! Ich finde es schön, dass dir die kleinen "BB-Anspielungen" im letzten Teil gefallen haben... dieses Mal gibts auch wieder sowas - nur für dich!

Willst du nicht lieber mich einbauen die ihn dann heiratet? *dir ein angebot mache*

Ach, was soll ich dazu schon sagen? *g* Ich verspreche dir: Wenn es weder mit Sandra noch mit Rory hinhaut und ich irgendeinen logischen Zusammenhang erfinden kann, dann kriegst du ihn, einverstanden? *grins*
@Izzie: Es waren nicht nochmal ganze drei Wochen... zufrieden? *g* Vielen Dank für dein FB!
So, was will ich noch sagen? Der Teil ist vielleicht bisschen verwirrend! Viel Spaß beim Lesen und ich würde mich natürlich sehr über FB freuen! Eigentlich wäre der Teil noch um einiges länger geworden, aber als ich gesehen habe, dass er nicht in einen Beitrag passt, habe ich mir gedacht, dass ich den Rest einfach für den nächsten Teil aufspare *g* Dann dauert es auch sicher nicht so lange ;-)

,,Und? Über was habt Ihr denn so geredet?“ Lorelai schaute ihre Tochter fragend an, doch diese blickte nicht einmal von ihrem Buch auf, als sie antwortete: ,,Über die Uni, über seine Verlobte, wie sie sich kennen gelernt haben, solche Sachen eben,… du weißt schon.“
,,Hm…“ Lorelai nickte, setzte sich dann aber doch im Bett auf und begann mit ihren Fingern auf der Bettdecke herumzutrommeln. Sie wusste nicht, ob es in Ordnung war, wenn sie jetzt genauere Informationen fordern würde. Sie wusste nicht, ob sie fragen sollte, was Rory über ihren Ehemann erzählt hatte, wusste nicht, ob sie ihre Tochter auf die Abschiedsszene von ihr und Dean ansprechen durfte. Stand ihr das zu? Sie hatte bisher kein Wort darüber verloren, hatte vorgegeben, nichts davon mitbekommen zu haben. Sie hatte sich vorher an das Gespräch erinnert, das sie und Rory geführt hatten, als Rory verkündet hatte, sie würde zu Dean’s Hochzeit fliegen und Lorelai hatte keinen weiteren Streit heraufbeschwören wollen. Und doch konnte sie nicht vergessen, wie Rory ihrem Exfreund vorher mit Tränen in den Augen hinterher gestarrt hatte. Lorelai wollte nicht, dass Rory in Dean den Fels in der Brandung wieder erkannte, der er irgendwann mal für sie gewesen war. Was war, wenn Rory feststellte, dass sie sich bei Dean fallen lassen und ausheulen konnte, dass sie sich bei ihm sicher fühlen konnte? Lorelai seufzte. Wieso kam ihr das nur so bekannt vor? Hatten sie das nicht schon alles hinter sich? Sie wollte nicht, dass Rory sich in etwas verrannte, was keine Zukunft hatte. Und welche Zukunft sollte es für die beiden schon geben? Sie war verheiratet, er verlobt.
Vielleicht bildeten sich die beiden ein, Freunde werden zu können, doch Lorelai wusste, wie lächerlich das Ganze war. Sie würden nicht fähig sein eine Freundschaft zu führen, genauso wenig, wie sie es vor fünf Jahren gekonnt hatten. Es würde immer gleich enden, sie würden immer Opfer eines Teufelskreis sein - ähnlich wie sie und Chris. Vielleicht würde es klappen, wenn beide in einer glücklichen Beziehung waren, genauso wie sie Chris erst wieder normal gegenübertreten hatte können, als sie mit Luke glücklich war. Sie hatte vorher zu Rory gesagt, dass sie wisse, wie sie sich fühlte, doch entsprach das wirklich der Wahrheit? War die Situation zwischen ihr und Chris damals so kompliziert gewesen wie zwischen Dean und Rory? Natürlich – auf dem ersten Blick schien alles sogar noch komplizierter. Schließlich war die Schwangerschaft von Sherry damals der Grund gewesen wieso Chris sie verlassen hatte und vier Jahre später hatte sie auf der Hochzeit der beiden erscheinen müssen.
FLASHBACK
Auch wenn es Sommer war und die Kirche eigentlich so warm war, dass manche Frauen in schulterfreien Kleider hier waren, hatte sich auf ihren Armen, trotz Strickjacke, eine Gänsehaut gebildet. Sie gehörte nicht hierher, fühlte sich unwohl. Doch sie wusste, dass es ihre Pflicht war hier her zu kommen – wegen ihm. Ihr Blick wanderte wieder nach vorne, wo er in seinem Frack stand, in dem er, wie sie leider feststellen musste, sehr gut aussah. Wieso musste er nur so gut aussehen? Ein kurzes Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sie sich an eine Diskussion über Neil Young erinnerte, die sie irgendwann mal mit ihm geführt hatte. Es war eine Kleinigkeit, ein Scherz, ein Abend, den sie schon längst vergessen haben sollte, was ihr aber aus irgendeinem Grund nicht gelungen war. Es war der Abend, als er ihr das erste Mal von Sherry erzählte. Und jetzt saß sie hier und ihr wurde mal wieder bewusst, dass er viel besser aussah als Neil Young. Sie wandte ihren Blick ab, fing an mit den Perlen zu spielen, die am Saum ihres Kleides befestigt waren. Doch einige Sekunden später schaute sie wieder zu ihm. Sie konnte es nicht lassen, egal wie sehr sie es versuchte. Sie musste ihn einfach anschauen, musste sehen wie er glücklich seiner Verlobten entgegen lächelte, als diese von ihrem Vater nach vorne geführt wurde. Sein Lächeln wirkte so echt, so aufrichtig, als er nach Sherry’s Händen griff und ihr beruhigend über den Handrücken strich. Lorelai spürte plötzlich wie sich ein Kloß in ihrem Hals ausbreitete. Sie spürte wie die Tränen in ihre Augen stiegen und wischte sich mit einer hektischen Handbewegung über die Augen. Nein, sie würde jetzt nicht weinen. Nicht auf der Hochzeit ihres Exfreundes. Nicht vor all den Leuten, die sie für eine bemitleidenswerte Verflossene halten würde, die immer noch nicht über Chris hinweg war. Plötzlich spürte sie wie eine Hand nach ihrer griff. Sie blickte nach links, wo Luke saß und sie mit besorgtem Blick ansah, während er mit seinem Daumen über ihren Handrücken fuhr. Sie hatte ganz vergessen, dass er hier war, hatte sich tatsächlich einen Moment lang nur auf Chris und ihre Vergangenheit mit ihm konzentriert. Plötzlich lächelte sie und schmiegte ihren Kopf an Luke’s Schulter. Sie würde eines Tages auch ein weißes Kleid tragen und den Mann ihrer Träume heiraten. Sie würde eines Tages auch ihr „ganzes Paket“ bekommen.
,,Ich liebe dich, Luke,“ flüsterte sie. Dann blickte sie wieder nach vorne zum Altar und genau den gleichen Augenblick wählte Chris um in ihre Richtung zu sehen. Und als er sie anlächelte, erwiderte sie sein Lächeln aufrichtig und flüsterte lautlos „Viel Glück!“, bevor sie sich mit einem glücklichen Seufzer noch enger an Luke kuschelte.
FLASHBACK ENDE
Vielleicht war die Situation kompliziert gewesen, doch sie hatte etwas gehabt was Rory nicht hatte: Einen Partner, der neben ihr saß, ihre Hand festhielt und ihr mit jedem Blick sagte, dass er sie liebte.
,,So!“ Rory klappte das Buch zusammen, was Lorelai aus ihren Gedanken holte. ,,Ich denke, ich sollte jetzt mal schlafen.“
,,Wollen wir nicht noch reden?“
,,Worüber?“
Lorelai war kurz davor sie über den heutigen Abend auszufragen, dann besann sie sich aber doch noch und fragte stattdessen: ,,Weiß James eigentlich, dass du in Chicago bist?“
,,Ich habe ihm heute auf die Mailbox gesprochen und ihm gesagt, dass ich nicht in Boston bin. Er wollte kommen.“
,,Oh!“ Lorelai nickte, fragte dann aber doch noch mal nach: ,,Aber er weiß nicht, wo du genau bist?“
,,Nein… aber was soll schon dabei sein?“ fragte Rory schulterzuckend, als sie die kleine Lampe neben ihrem Bett ausschaltete.

So vorsichtig wie möglich schlug Dean die Bettdecke zurück und legte sich ins Bett. Er wollte Sandra nicht wecken. Doch als sich streckte, um die Lampe ausknipsen, bewegte sich Sandra plötzlich und sagte leise: ,,Hey!“
Dean drehte sich zu ihr. ,,Hey, ich dachte du schläfst.“
,,Nein!“ Sie schüttelte den Kopf, zögerte und fügte schließlich doch hinzu: ,,Ich habe nichts gesagt, weil... na ja... weil du sicher noch ziemlich sauer auf mich bist.“
,,Sauer?“ fragte Dean verständnislos, erinnerte sich dann aber wieder an ihren Streit und räusperte sich. ,,Achso das.“
,,Bist du noch böse?“ erkundigte sich Sandra mit unsicherer Stimme.
,,Nein,“ antwortete Dean ehrlich. Er konnte zwar immer noch nicht verstehen, wieso Sandra das getan hatte, doch seine Wut war vollkommen verschwunden. Vielleicht lag es daran, dass er es genossen hatte Rory wieder zu sehen. Vielleicht lag es aber auch nur an Sandra’s schuldbewussten und gleichzeitig fast flehendem Blick, bei dem er ihr nie lange böse sein konnte.
,,Danke!“ Sie rückte näher zu ihm, doch als sie ihren Kopf an seine Schulter legte und nach seiner Hand griff, spürte sie, wie er sich verkrampfte. ,,Was ist los?“ fragte sie, rückte wieder etwas von ihm, um sich auf den Ellenbogen zu stützen und ihm somit ins Gesicht blicken zu können. ,,Ich bin nicht mehr ansteckend, hast du vergessen, was der Arzt gesagt hat? Und du hast ja nicht einmal woanders übernachtet, als meine Mum dir dazu geraten hat. Also?“ Sie betrachtete Dean und versuchte eine Antwort auf seinem Gesicht zu erkennen. Aber er lächelte nur und sagte: ,,Tut mir leid, ich habe es tatsächlich vergessen.“ Seine Worte klangen ehrlich, doch er machte keine Anstalten ihr auf irgendeine Weise näher zu kommen. Stattdessen zog er nur die Decke näher an sich und ließ sich tiefer in die Kissen sinken. ,,Ich bin ganz schön müde.“
,,Was hast du denn heute so gemacht?“
,,Ich war in Chicago, weil deine Mum mich gebeten hat ein paar Sachen zu erledigen. Du weißt-“
,,Und was hast du noch gemacht?“ unterbrach Sandra ihn.
,,Ich hatte mit Rory ausgemacht, dass wir uns zum Abendessen treffen.“
,,Ist sie alleine gekommen oder ist ihr Mann mitgekommen?“ wollte Sandra wissen.
,,Sie ist mit ihrer Mutter, ihrem Bruder und ihrer Tochter hier.“
,,Aha... und wie war es so?“
,,Es war-“ Er suchte einen Moment nach einem passendem Wort. ,,nett.“
,,Nett?“
Dean nickte.
,,Und wie war sie so?“
,,Wer? Rory?“
,,Ja, Rory. Wie ist sie so?“
,,Nett.“
,,Nett?“ fragte Sandra noch einmal nach. Nett klang so... aussagelos. Mit dieser Aussage konnte sie nichts anfangen. Das Wort „nett“ benützte man doch, wenn man etwas nicht genauer beschreiben wollte,... wenn man das Gespräch nicht weiterführen wollte. ,,Hat sie sich verändert?“
Dean musste kurz auflachen. ,,Es ist vier Jahre her, dass wir uns das letzte Mal gesehen haben. Wäre es da nicht komisch, wenn sie sich gar nicht verändert hätte?“
,,War es... war es merkwürdig sie nach so langer Zeit wieder zu sehen?“
,,Anfangs schon,“ gab Dean zu. ,,Aber dann, nach einiger Zeit, hat sich alles normalisiert und wie konnten uns einigermaßen unterhalten.“
,,Habt Ihr Euch auch über...“ Sie zögerte und war unsicher, ob sie die Frage wirklich stellen sollte. ,,... damals unterhalten?“
,,Was meinst du?“
,,Naja... über den Grund wieso du damals gegangen bist und so.“
,,Nein!“
,,Nein?“
,,Glaubst du wirklich, wir würden über solche Dinge reden?“
,,Ich weiß nicht.“
,,Haben wir nicht.“
,,Gut zu wissen,“ gab Sandra mit einem aufgesetztem Lächeln zurück.
,,Gute Nacht!“ Dean schaltete die kleine Lampe auf ihrer Seite aus, gab Sandra einen Kuss auf die Stirn und drehte sich dann auf die andere Seite.
Sandra lag noch lange wach, lange nachdem Dean eingeschlafen war. Sie versuchte sich einzureden, dass sie nur nicht schlafen konnte, weil sie den gesamten Nachmittag verschlafen hatte, doch ihre Gedanken wanderten immer wieder zu Dean zurück. Er hatte sich seltsam benommen. Vielleicht lag es daran, dass er immer noch wütend auf sie war, das aber zu überspielen versuchte. Sie blickte auf den kleinen Ring an ihrem linken Ringfinger und seufzte. Wieso war nur immer alles so kompliziert? Oder hatte sie es selbst viel komplizierter gemacht als nötig? Sie hätte Dean’s Exfreundin nicht einladen müssen. Hätte sie es nicht getan, hätten es keinen Streit zwischen ihr und Dean gegeben. Sie würden sich dann so hoffnungslos verliebt benehmen, wie alle anderen Paare kurz vor ihrer Hochzeit. ,,Vielleicht war es wirklich ein Fehler,“ dachte sie, als sie sich so vorsichtig wie möglich an Dean kuschelte und die Augen schloss.

,,Rory? Bist du endlich soweit? Wir können die Gäste nicht ewig warten lassen.“ Emily Gilmore blickte ungeduldig von Rory zur Tür.
,,Wenn jemand die Gäste warten lassen darf, dann ja wohl Rory,“ sagte Lorelai, die dabei war Rory’s Schleier ein letztes Mal zurecht zu zupfen. ,,Wie soll eine Hochzeit ohne Braut stattfinden?“
,,Kommt jetzt!“ Emily unterbrach Lorelai, griff nach Rory’s Hand und führte sie aus dem kleinen Nebenraum der Kirche. ,,Du siehst einfach hinreißend aus.“
Als Rory wenige Sekunden später vor dem großen Kirchentor stans, stockte ihr der Atem, als sie feststellen musste, dass sie nicht die einzige Frau in einem weißen Kleid war. James’ Arbeitskollegin Linda stand mit gelangweiltem Gesichtsausdruck neben einem älteren Mann, während Mrs McGun nervös an dem Kleid einer braunhaarigen jungen Frau herumzupfte, die keine andere als Sandra sein konnte.
Verwirrt wollte Rory sich an ihre Großmutter wenden, doch diese war verschwunden. ,,Ähm… was macht Ihr denn hier?“ fragte sie mit unsicherer Stimme, stellte aber im nächsten Moment fest, wie dumm diese Frage war. Was sollte man schon vorhaben, wenn man in einem Brautkleid vor einer Kirche stand? ,,Ich meine, wen heiratet Ihr?“
Sandra sagte ,,Dean!“ im selben Moment, in dem Linda James’ Namen aussprach.
,,Was?“ Rory blickte die beiden geschockt an und fragte sich, was sie hier überhaupt machte.
,,Heiraten natürlich,“ beantwortete Chris, der plötzlich neben ihr stand, ihre Frage lachend.
Rory hatte gar nicht mitbekommen, dass sie ihre Frage laut ausgesprochen hatte. ,,Dad!“ Sie umarmte ihn, war einfach froh, dass eine vertraute Person hier war, die ihr sagen konnte, was zu tun war. Rory spürte wie ihr die Tränen in die Augen stiegen, als sie ihr Gesicht an der Schulter ihres Vaters vergrub.
,,Oh, haben wir etwa eine aufgeregte Braut?“ Lorelai stand nun neben Chris und berührte Rory’s Arm, sodass sie zu ihr aufsah. ,,Was mache ich hier?“
,,Die bessere Frage ist wohl… was machen die beiden hier?“ Lorelai deutete mit angewidertem Gesichtsausdruck auf Linda und Sandra.
,,Sie heiraten und das ist ja der Grund wieso ich mir so fehl am Platz vorkomme,“ sagte Rory und vergrub ihre Fingernägel noch tiefer in das Jackett ihres Vaters.
,,Wen heiraten denn die beiden?“ fragte Lorelai weiter.
,,James… Dean,“ brachte Rory unter Schluchzern heraus.
,,Und deshalb bist du so aufgebracht, Süße? James Dean ist doch längst tot und ich bin mir sicher: Wenn er noch leben würde, hätte er nur Augen für dich. Nicht wahr, Chris?“
,,Hm…“ Grinsend löste sich Chris von Rory. ,,Ich habe ja mal irgendwo gelesen, dass er eine Schwäche für Männer hatte… aber wenn er doch eine Frau heiraten wollen würde, dann würde er sich ganz sicher für dich entscheiden.“
,,Und wenn er doch mehr auf Männer steht, dann schnappt er sich deinen Dad,“ lachte Lorelai und flüsterte dann in Rory’s Ohr: ,,weil er in seinem Anzug wirklich zum Anbeißen aussieht.“
,,Das habe ich gehört,“ gab Chris mit einem anzüglichen Grinsen zurück und während sich ihre Eltern weiter neckten, entdeckte Rory, dass sich das Tor der Kirche geöffnet hatte und Sandra und Linda nicht mehr an ihren Plätzen standen. Neugierig trat sie in das Innere der Kirche und erkannte, dass es keine gewöhnliche Kirche war. Es gab zwei breite Mittelgänge und nicht einen Altar sondern zwei… vor dem rechten stand James und vor dem linken Dean. Beide blickten lächelnd zu den Frauen in den weißen Kleidern, die soeben von ihren Vätern nach vorne geführt wurden.
,,Und was mache ich hier in einem Brautkleid ohne Bräutigam?“ fragte Rory und Lorelai, die ihrer Tochter gefolgt war, sagte leise: ,,Vermutlich würden beide ihre Verlobte stehen lassen, wenn du sie darum bitten würdest.“
,,Aber-“
,,Deine Pro und Contra Listen haben uns doch schon immer bei der richtigen Entscheidung geholfen oder nicht?“ Mit diesen Worten drückte Lorelai Rory zwei Zettel in die Hand. Rory warf einen Blick auf die beiden Zettel, nahm jedoch die Worte, die darauf standen gar nicht wirklich wahr, sah nur den gravierenden Unterschied: Auf dem Blatt mit James’ Namen überwiegte die Contra-Seite, während unter Dean’s Namen die Pro Liste deutlich länger war. ,,Mum? Was soll das?“ fragte sie mit vorwurfsvollem Unterton, doch im selbem Augenblick fiel ihr auf, dass es ihre eigene Handschrift war. Ihre Hand wanderte zu ihrem Mund, sie starrte ungläubig auf die Blätter und dann zu ihrer Mutter. ,,Woher-“
,,Ich habe sie in einer deiner Jackentaschen gefunden,“ sagte Lorelai und legte Rory eine Hand auf die Schulter. ,,Du scheinst dir ziemlich viele Gedanken darüber gemacht zu haben.“
,,Aber ich habe nie… ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich diese Listen geschrieben habe.“
,,Ist doch jetzt ganz egal. Wenn du wirklich vorhast einen der beiden aufzuhalten, dann solltest du keine Zeit mehr verschwenden.“ Lorelai deutete in die Richtung der Pfarrer, die gerade gleichzeitig „Wer etwas gegen die Verbindung dieser beiden Menschen hat, spreche jetzt oder schweige für immer!“ sagten. Rory atmete einmal tief durch, schloss die Augen und wusste plötzlich ganz genau, was zu tun war. Sie ließ die Zettel zu Boden fallen, umarmte ihre Mutter, flüsterte ein „Danke, Mum!“ und lief dann mit hochgerafftem Kleid den linken Gang entlang. Es war ihr egal, dass die Gäste sie anstarrten, es war ihr egal, dass der Pfarrer innehielt. Von rechts waren James’ und Linda’s Eheversprechen zu hören und Rory war für einen kurzen Augenblick selbst erstaunt, dass sie das überhaupt nicht berührte. Doch sie wusste, dass sie das Richtige tat. Sie wusste welche drei Worte sie jetzt in wenigen Sekunden zu Dean sagen würde. Zu Dean, der seinen Blick nun endlich von Sandra genommen hatte und sie, Rory, ansah. Sie starrte ihn an, versuchte seinen Gesichtsausdruck zu deuten. Bildete sie sich das ein oder war in seinen Augen tatsächlich so etwas Ähnliches wie Freude zu sehen? Sie war so in Dean’s Anblick vertieft, dass sie das Bein übersah, das ihr jemand in den Weg gestellt hatte. Und erst als sie sich am Boden wieder fand und nach oben blickte, erkannte sie, dass Mrs McGun schuld an ihrem Sturz gewesen sein musste. Ihre Aufmerksamkeit galt jedoch nur für einen Augenblick Sandra’s Mutter, denn sie sah, wie Dean auf sie zukam. Einige Meter vor ihr, blieb er jedoch stehen, bückte sich und hob etwas kleines Glitzerndes vom Boden auf.
,,Deiner?“ fragte Dean und hielt einen Ring in die Luft. Rory starrte auf ihre Finger, an denen kein einziger Ring steckte, überlegte einen Augenblick und schüttelte dann den Kopf, woraufhin auf Dean’s Gesicht ein Lächeln zu sehen war. Rory vergrub das Gesicht in ihren Armen und versuchte dadurch die Gedanken in ihrem Kopf zu ordnen, versuchte sich auf das kommende Gespräch vorzubereiten. Sie wusste, dass Dean gleich neben ihr knien und fragen würde, ob alles in Ordnung war. Und dann würde sie ihm alles sagen. Plötzlich wurde ihr bewusst, dass ihre Worte nicht perfekt einstudiert sein mussten. Es war egal, ob sie die Worte sinnlos aneinanderreihen würde. Dean würde sie trotzdem verstehen. Ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus, kurz bevor jemand an ihrer Schulter rüttelte.
,,Rory? Was machst du da am Boden?“ Lorelai lehnte sich über die Bettkante und blickte mit verschlafenden Augen zu ihrer Tochter.
,,Sandra’s Mutter ist schuld."
,,Was? Sandra’s Mutter war hier? In unserem Zimmer? Luke sagt immer, dass ich nichts mitbekomme, wenn ich erstmal schlafe und ich habe ihm das nie geglaubt, aber jetzt...“
,,Mum?“ Rory richtete sich vorsichtig vom Boden auf und sah ihre Mutter verwirrt an. ,,Oh mein Gott, ich habe das alles nur geträumt?! Die Hochzeit, Sandra’s Mutter, die Pro und Contra Listen?“
,,Du hast schon seit Ewigkeiten keine Listen mehr gemacht,… zumindest so weit ich weiß.“ Lorelai streckte Rory hilfsbereit eine Hand entgegen und zog sie auf die Beine. ,,Und was hat das mit der Hochzeit auf sich?“
,,Naja, ich habe eine Hochzeit zerstört, beziehungsweise ich wollte eine Hochzeit zerstören, aber das wollte Sandra’s Mutter wiederum zerstören. Deshalb hat sie mir ein Bein gestellt.“ Mit einem Seufzen ließ sich Rory wieder ins Bett fallen.
,,Ich nehme jetzt mal ganz stark an, dass es Dean’s Hochzeit war, die du zerstören wolltest?“
,,Ähm… nein.“
,,Wer wollte dann heiraten?“
,,James Dean.“
,,Aber der ist doch längst tot.“
,,Naja, in Träumen ist doch alles möglich, oder?“ gab Rory zurück.
,,Vermutlich hast du recht.“ Lorelai gähnte. ,,Ich würde wirklich noch gern mehr über deine tiefen Gefühle für James Dean erfahren, aber ich befürchte, das müssen wir auf morgen verschieben, ich bin zu müde. Gute Nacht!“ Lorelai deckte sich zu und drehte sich auf die andere Seite.
,,Gute Nacht, Mum!“ Rory’s Blick fiel auf ihre linke Hand. Sie musste an ihren Traum denken. Sie hatte Dean gegenüber verleugnet, dass der Ring ihr gehörte, doch hatte sie im Traum tatsächlich begriffen, dass es ihr Ehering war? Schließlich hatte James Linda geheiratet und deshalb schien es so, als wäre sie, Rory, nie mit ihm verheiratet gewesen. Sie schüttelte den Kopf, nahm ihren Ehering ab und drehte ihn nachdenklich von einer Seite auf die andere. War es überhaupt noch richtig diesen Ring zu tragen? Hatte er nicht seine Bedeutung mehr oder weniger verloren? Stand ein Kreis nicht für die Unendlichkeit der Liebe? Plötzlich überkamen sie Schuldgefühle. Sie wusste nicht, was James wirklich wollte, durfte deshalb auch noch nicht von dem Ende ihrer Ehe ausgehen. Hastig steckte sie den Ring wieder an ihren Finger, als könnte sie damit all ihre Gedanken verscheuchen.
,,Weißt du, was mir gerade aufgefallen ist?“ Lorelai drehte sich plötzlich wieder zu ihrer Tochter. ,,James Dean… das sind die Namen von deinem Mann und deinem Exfreund. Hast du das schon bemerkt?“
,,Nein, wäre mir nie aufgefallen,“ gab Rory zurück und bemühte sich nicht ironisch zu klingen.
,,Scheint als hättest du eine Schwäche für diese Namen. Egal ob getrennt oder zusammen.“
,,Scheint so.“
,,Es könnte natürlich auch etwas ganz anderes bedeuten.“
,,Und was?“
,,Naja, du träumst von einer Hochzeit und von James Dean. Wie ich weiß hatte der echte James Dean eine Schwäche für sein eigenes Geschlecht.“
,,Worauf willst du hinaus?“
,,Vielleicht ist es ein Zeichen,“ meinte Lorelai grinsend. ,,Ein Zeichen, dass James und Dean in Wirklichkeit zusammen gehören und du dich dafür einsetzen solltest, dass die beiden sich kennen lernen.“
,,Mum!“ Rory boxte ihrer Mutter in die Schulter. ,,Du solltest jetzt wirklich schlafen.“
,,Ok, schon gut. Vielleicht träume ich ja von Jason Alexander, du weißt schon, der hat bei Pretty Woman mitgespielt. Und dann werde ich morgen Jason und Alex anrufen und ihnen die Telefonnummer des jeweils anderen geben, du verstehst?“
,,Gute Nacht!“
,,Oder hey, was wäre, wenn ich von Jesse James träume? Dürfte ich das dann als Aufforderung verstehen, Jess James’ Nummer zu geben? Ich meine, klar ein Buchstabe stimmt nicht… aber es ist doch trotzdem offensichtlich, oder?“
Rory vergrub ihren Kopf unter ihrem Kissen, um ihrer Mutter nicht mehr weiter zuhören zu müssen und schlief kurz darauf ein.