Es könnte ein Anfang sein ...
#3

Mit aller Kraft zerrte man sie von der Tür weg und brachte sie in das Haus, hinauf in das Obergeschoss, in ihr Schlafzimmer. Er ließ sie kurz alleine und brachte ihr darauf einen Brandy, den konnte sie jetzt auf jeden Fall gebrauchen. Sie konnte noch immer nicht sprechen, es ging nicht, sie war zu geschockt. Ihr wurde schlecht, sie rannte ins Badezimmer. Sie fühlte sich elend, wollte ins Bett, schlafen, alles vergessen. Doch wie sollte sie diesen Anblick je vergessen?
Hopie und der Gärtner – ihre kleine Schwester und einer ihrer Angestellten. Angewiderter als zuvor – doch sichtlich erleichtert, dass der Brechreiz Vergangenheit war- ging sie zurück in ihr Schlafzimmer.
Als sie wieder in ihrem Bett lag überdachte sie die Situation die sie vorhin beobachtete hatte doch noch einmal. Warum bloß der Gärtner? Na gut, er sah schon gut aus, dunkles Haar, grüne Augen und einen Oberkörper hatte er, so muskulös, durchtrainiert, einfach sagenhaft. Emily betrachtete Richard über den Rand ihres Brandys.
Er lächelte sein gelassenes Lächeln schien aber ihre Blicke zu spüren, denn er sah immer wieder zu ihr hinüber, und seinen Augen war keine Überraschung anzumerken, sie zeigten nur eine derart einladende Ruhe, dass ihr Herz einen Schlag auszusetzen schien.
Hopie und der Gärtner ... Nein, die Bilder schoben sich wieder vor ihr geistiges Auge und sie sah ihre Schwester wie sie sie noch nicht gesehen hatte – und auch nie wieder sehen wollte. Wenn sie heute – fast 20 Jahre später – daran zurückdachte, fiel ihr nur eins ein , das damit zu vergleichen wäre– Sex and the City & Kim Catrall -, sie spielte die Rolle der Sam und ja, man konnte sie durchaus mit ihrer Schwester vergleichen. Ihre zahlreichen Eskapaden mit irgendwelchen Männern, ihre Ekstase im Büro, letzteres war eindeutig auch Hopies Spezialität, obwohl sie ja nicht im Büro, sondern na ja, in ihrem Poolhaus waren und sie dort vergnügten. Sie schüttelte den Kopf und verbannte weitere Gedanken aus ihrem Kopf. Nach etlichen Minuten schlief sie ein, doch erwachte nach kurzer Zeit schon wieder.
Sie war durstig und so hellwach, dass an Schlaf jedoch nicht zu denken war, darum hatte er sie hierher gebracht. Sie sollte sich von all den Strapazen erholen, nicht zuletzt um des Babys Willen. Trotzdem richtete sie sich auf und sah sich um. Draußen war es zwar hell geworden, doch die schwarzen Schatten der großen Eichenschränke warfen noch schwärzere Flecken auf den Boden, das Feuer im Kamin war fast erloschen. Richard saß auf einem der alten Sessel und beäugte sie misstrauisch. Leise schälte sie sich aus den Decken und ging barfuss ins Badezimmer. Der Marmorboden unter ihren Füßen fühlte sich kühl und erfrischend an. Irgendwo draußen in den Bäumen schuhute eine Eule. Sie drehte den Wasserhahn auf und das Becken füllte sich mit der klaren Substanz. Mit geisterbleichen Händen schöpfte sie Wasser und badete darin ihr Gesucht, dann trank sie aus der hohlen Hand. Sie sah ihn zuerst im Wasser, als er über dem Spiegelbild auftauchte. Sie erschrak nicht. Noch bevor sie aufblickte wusste sie, dass er es war. Sie kniff die Augen zusammen und blinzelte zu ihm auf. Sie sah ihn an, wie besorgt er war, und lächelte.

Manche Dinge geschehen einfach und können nicht anders geschehen.

Die spürte das kalte Wasser noch immer auf ihrer Haut, und gleich darauf die beruhigende Wärme seiner Haut. Und bei dieser Berührung stand die Erde still. In seinen Augen war nur der alle übertönende Glanz zu sehen. Sanft hob er seine Hand und bedeckte damit ihre Hand und drückte sie an seine Lippen. Ein Schauer überlief sie, als sie tief Luft holte. Dann streckte sie die andere Hand aus und strich ihm über das Gesicht, von der rauen, unrasierten Wange bis zum weichen Haar. Sie fühlte, wie seine Hand die Unterseite ihres Arms berührte und dann ihr Gesicht ebenso streichelte wie sie ihn gestreichelt hatte. Sie schloss die Augen und seine Finger zogen behutsam eine Spur von der Stirn bis zu ihren Mundwinkel. Als seine Finger ihren Mund erreichten, öffnete sie die Lippen und ließ ihn zärtlich ihre Ränder erforschen. Sie traute sich nicht die Auge zu öffnen, doch al sie ihn ansah fand sie nur Ruhe, Gelassenheit und ein Verlangen, das ebenso leicht zu entziffern war wie das ihre. Er legte seine Hände auf ihre Ellbogen und ließ sie in die Ärmel ihres Pyjamas gleiten, und ihre Oberarme zu umspanne. Em spürte, wie ein Beben über ihre Haut lief. Sie fuhr ihm mit beiden Händen ins Haar, zog seinen Kopf sanft zu sich herunter und spürte dann den gleichen Druck auf ihren Armen. In jener Sekunde, bevor sich ihre Münder trafen, überfiel Emily das plötzliche Verlangen, sich bei ihm zu entschuldigen, ihn um Verzeihung zu bitten, einen Neuanfang zu erbitten, ihr zu vergeben und wieder einander vertrauen zu können, denn all das war in den letzten Monaten verloren gegangen. Er musste in ihren Augen diese aufkeimenden Gedanken erkannt haben, denn noch bevor sie etwas sagen konnte, forderte eine winzige Bewegung seiner Lippen sie zum Schweigen auf. Als sie sich küssten, glaubte Em, nach Hause zu finden. Sie zuckte zusammen, als sie seinen Körper spürte, hätte sie doch sagen können, wo genau ihre Haut aufhörte und seine begann.

Er strich ihr die Locke ins Gesicht und sie lächelte , sie konnte noch die süße Feuchtigkeit seines glitzerndes Mundes spüren, doch er sah, dass es kein wahres Lächeln war. Emily lächelte traurig, obwohl sie keinen Grund dazu hatte. Sie hatte die sinnlichsten Stunden mit ihrem Mann verbracht, die sie seit einer wahrhaft langen Zeit erlebt hatten und doch war sie traurig. Er ließ seine Hände um sie gleiten „Was ist los, Emily?“ Er bekam keine Antwort, sie legte ihren Kopf auf seine Brust und lauschte seinem Atem. Die Brust hob sich langsam und senkte sich wieder. Eine Träne rann ihr über die Wange. „Emily?“ Sie sah noch immer nicht auf. „Es ist alles in Ordnung, Schätzchen, du hattest ... du weißt was ich sagen will?“ „Das weiß ich ja. Es ist bloß so gut, dass ich nicht weiß, wie ich damit fertig werden soll.“ „Wie soll ich das verstehen?“ Er schob sie von sich und schaute sie an. „Wir sind auch nur zwei Menschen, das ist alles. Jeder macht Fehler, jeder hat Fehler und du darfst dich nicht noch immer für alles verantwortlich machen und du darfst nicht immer auf andere hören.“ Er zog sie wieder an sich und küsste sie, nichts zwanghaftes, einfach um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. Sie lagen noch einige Zeit so da und irgendwann tastete sich Emilys Hand unter dem Deckenberg hervor und suchte nach dem Oberteil ihres Pyjamas. „Was machst du denn da?“ „Ich möchte mir was anziehen!“ „Hmm, ist dir kalt? Denn da könnte ich dir helfen!“, er grinste. „Du bist unmöglich!“, kam es von ihrer Seite. „Hast du das gehört? Deine Mami hält mich für unmöglich, dabei ist sie diejenige die, na ja, wie soll ich es bloß ausdrücken ...“ Richard hatte sich auf den Bauch gerollt und sah Emilys Bauch an. „Richard! Lass das!“ „Warum, unser Kind kann ruhig wissen, wie unmöglich seine Mutter ist und dass sie auch eine ganz andere Seite hat, als sie immer zeigt.“, damit stupste er ihren Bauch an und legte seinen Kopf darauf. „Was willst du denn jetzt damit erreichen?“ Emily war verwirrt, was sollte denn das jetzt nur wieder werden, gestern das, heute dies? Wie ein Mensch sich doch über Nacht verändern konnte, aber es war eine schöne Veränderung, hoffentlich hielt sie an, dachte sie und schmunzelte. Richard richtete sich wieder auf „Das Baby hat gesagt, dass es ab sofort nicht mehr zu den DAR Treffen gehen möchte und dass du nicht ständig Kaffee trinken sollst, denn es befürchtet ein Java Junkie – in jeder Hinsicht – zu werden.“ „Aha, das hat es dir alles gesagt?“ „Ist es ein Es?“ „Willst du es denn unbedingt wissen?“ „Du doch auch, oder?“ Sie überlegte, bei Lorelai hatte sie es sich sagen lassen und sie war überglücklich gewesen, dass es ein Mädchen werden würde. Sie hatte die meiste Zeit der Schwangerschaft damit verbracht das Kinderzimmer für die Kleine einzurichten und sich die schönsten Namen für ihr Kind überlegt. „Ich weiß es ja!“ Sie grinste. „Was du weißt es?“ „Der Arzt meinte in meinem Alter sollte man lieber eine Fruchtwasseruntersuchung machen, damit man auch sehen kann, ob es gesund ist und ja, da kam halt auch das Geschlecht des Kindes heraus!“ „Und dann nennst du es trotzdem noch Es?“, konterte ein empörter Richard, zu ihrem Bauch gewandt „Mach dir nichts draus, Kleines, deine Mami ist nicht immer so unsensibel ...!“ „Richard, hör auf mit meinem Bauch zu sprechen!“ „Warum?“ „Weil es lächerlich ist!“ „Hast du gehört, sie findet dich lächerlich!“ er streichelte ihr über den Bauch. „Jetzt wundert mich gar nichts mehr ...“ „Was wundert dich nicht mehr? Emily?“ Mittlerweile war sie aufgestanden, zog sich ihren Morgenrock über und ging ins Bad um sich für den heutigen Tag fertig zu machen.

Zwanzig Minuten später saßen Emily und Richard am Frühstückstisch. Richard butterte sich gerade ein Brötchen und lass im Wallstreet Journal, als Hopie das Zimmer betrat. „Guten Morgen! Ich habe wunderbar geschlafen, Emily, euer Gästezimmer ist einfach traumhaft und das Bett erst, sagenhaft.“ „Einen guten Morgen auch dir, Hopie!“, obwohl du ja eigentlich vom Poolhaus reden solltest, dachte sie sich. Hopie nahm Platz und Emily sah wie Richard sich hinter seiner Zeitung verkroch, auch Hopie versuchte angestrengt nicht zu ihm zu sehen. War Richard tatsächlich rot geworden, als sie das Zimmer betrat? Emily nippte an ihrem Kaffee . „Hopie, bist du wirklich wegen mir hier?“ wandte sie sich an ihre Schwester. „Aber natürlich Emily, Richard hat angerufen und ich bin sofort in das nächste Flugzeug gesprungen.“ Sie griff nach ihrer Hand und tätschelte sie. Gestern Abend warf sie mir an den Kopf, dass ich meine Tochter eingeengt habe und jetzt erzählt sie mir das. Sie warf ihren Kopf in den Nacken. „Hopie, ich glaube es ist besser, wenn du wieder nach Frankreich fliegen würdest – natürlich kommen wir für den Flug auf.“ Hopie hätte beinahe ihren Tee wieder ausgespuckt. „Ist das dein ernst?“ „Ja, ich möchte nicht, dass du hier bleibst und ich bitte dich, deine Liaison mit dem Gärtner zu beenden!“ Hopie begann zu husten und japste nach Luft. „Oh mein Gott, Emily! Woher weißt du davon, hast du mir nachspioniert?“ Hopie war vom Stuhl aufgesprungen, sie fuchtelte mit dem Arm in der Luft herum. „Du hast mir nachspioniert, du traust mir nicht! Du traust keinem in diesem Haus, du bist herrschsüchtig, nein, du bist ein Kontrollfreak!“ Emily sah Hopie mit einem kalten Blick an „Glaubst du wirklich ich habe nichts Besseres zu tun als die hinterherzulaufen und aufzupassen, dass du nicht wieder in Schwierigkeiten gerätst?“ „Natürlich, du hast nämlich nichts zu tun! Ich kenne Frauen wie dich, ihr sitzt den ganzen Tag nur herum, tratscht über Frauen wie mich. Ich, ich bin deine Schwester Emily, du solltest zu mir halten und dich für mich freuen, dass ich endlich den Mann meines Lebens gefunden habe!“ „Den Gärtner?“, spöttelte Emily. „Emily bitte ...!“, kam es von Richard. „Soll sie machen was ihr gefällt, aber nicht in meinem Haus! Der Gärtner gestern, heute der Milchmann, und morgen vernascht sie den Briefträger im Poolhaus!“ „Der Briefträger ist knappe 70, Emily!“, warf Richard ein und verstummte gleich wieder, als er die Blicke seiner Frau und ihrer Schwester sah, die Zeitung hob er wie ein Schutzschild vor sich. „Gut ich gehe, Emily, aber du sollst wissen, dass alles nicht ohne Grund passiert, nicht war Richard?“ Eine Kusshand flog ihm zu und dann machte Hopie kehrt und marschierte aus dem Zimmer. „Richard? Was war das?“ Er wurde bis über beide Ohren rot und meinte „Ich weiß es nicht! Und was machst du heute?“ „Heute ist Mittwoch, ich geh zum Friseur!“ Irgendetwas war hier faul, Richard und Hopie? Nein, wann auch? Hopie war gestern beschäftigt und er war doch bei ihr gewesen. Trotzdem, irgendetwas an Richards Verhalten störte sie, ihr war nur noch nicht klar, was es war. Sie würde es schon noch herausbekommen. „Richard? Willst du mir etwas sagen?“ „Ach ja, bei der ganzen Aufregung habe ich vergessen, dir zu sagen, dass meine Mutter zu uns kommt!“ Emilys Mund klappte nach unten. Oh nein, alles nur das nicht, Trix hier, nein, dass konnte sie jetzt nun wirklich nicht gebrauchen. Sie würde ihr wieder das Leben zur Hölle machen und jetzt erst recht, wo Lorelai fortgelaufen war. Sie würde ihr wieder die Schuld an allem geben, sie war ja sowieso immer Schuld, wenn etwas im Hause Gilmore schief lief. „Sie kommt am Wochenende, Emily!“ Sie nickte. „Sie freut sich schon sehr darauf wieder nach Hartford zu kommen, sie vermisst es.“ „Ganz bestimmt.“ „Ist das dein Ernst?“ „Ich wüsste nicht, was dagegen spricht, deine Mutter hier zu haben!“ „Ich liebe dich, Emily!“ Sie lächelte tapfer.


„Du vergisst, meine liebe Emily, dass es nicht einmal so lange her ist, dass Lorelai von dir fortgelaufen ist!“ , fügte Trix hinzu. Abrupt blieb Emily stehen und starrte Trix hinterher. Wie konnte sie nur so etwas sagen? Wollte sie damit andeuten, dass sie als Mutter versagt hatte? Sie musste sich ja vieles von Richards Mutter anhören, aber das hatte sie nicht nötig. Erst Hopie, jetzt sie, wer würde als nächstes kommen und ihr sagen, was für eine miserable Mutter sie doch war. „Emily, kommst du?“ Trix war vorangegangen und hatte sich nicht die Mühe gemacht stehen zu bleiben, sie stolzierte mit hocherhobenem Kopf vor ihr her und Emily beeilte sich zu ihr nach vor zu kommen. Die alte Dame setzte einen ziemlich schnellen Schritt an und Emily hatte Mühe hinterher zu kommen.
Die Tage vergingen schneller als je zuvor. Trix überhäufte Emily mit all möglichen Besorgungen und Emily blieb kaum Zeit über ihre derzeitige Situation nachzudenken. Am besten war es, sie würde alles tun, was Trix beliebte, damit sie sie schnellst möglichst wieder los war. Die letzte Woche war ja immerhin ohne größeren Eskapaden verlaufen, abgesehen von dem Drama das es gegeben hatte, als sie Trix eröffnet hatte, dass sie zum zweiten Mal schwanger war. Die gute Lorelai wäre fast an die Decke gegangen und Emily konnte sich noch zu gut an diese Szene erinnern.
„Schwanger? In deinem Alter?“ Trix fächelte sich Luft zu und Emily und Richard saßen auf dem Sofa und hielten Händchen. „Ja, freust du dich denn nicht darüber, Trix?“ fragte Richard leicht entsetzt. Warum machte seine Mutter bloß so eine Szene? Es war doch höchst erfreulich, dass seine Frau schwanger war ... .
Später saßen die beiden Damen im Wohnzimmer und tranken Tee, natürlich den, den Trix aus England mitgebracht hatte. „Wann kommt es denn eigentlich zu Welt?“, fragte sie Emily und deutete auf deren Bauch, skeptisch musterte sie Emily. „Anzusehen ist es dir ja nicht, kann es sein, dass du überhaupt nicht schwanger bist und nur Aufmerksamkeit auf dich lenken möchtest, Emily?“ Emily bleib ruhig, ermahnte sich selbst, hol tief Luft, lächle sie an und antworte höflich, höflich hörst du mich? Doch ihre innere Stimme mochte sie noch so mahnen, sie konnte nicht anders. „Aufmerksamkeit? Ich brauche doch keine Aufmerksamkeit, ich brauche meine Tochter! Ich brauche Lorelai, und keine Aufmerksamkeit, Mom!“, fuhr sie ihrer Schwiegermutter mit einer etwas zu schrillen Stimme an. „Emily meine Ohren!“, kam es nur von ihr zurück und sie hielt sich eine Hand schützen vor das Ohr. „Warum sollte ich auch Aufmerksamkeit wollen?“, fuhr sie mit einem etwas zu süßlichen Ton fort, „Die bekam ich doch in den letzten Wochen auch so zur genüge!“ Sie hatte ein teuflisches Grinsen im Gesicht. Sie wusste, dass sie eben einen wunden Punkt getroffen hatte. Aber im Grunde hatte sie doch recht, oder nicht? Na ja, es war gelogen, denn sie war ja schon schwanger gewesen, bevor Lorelai von zu Hause weggelaufen war, trotzdem sie hatte der Versuchung nicht widerstehen können und musste es sagen.
Richard kam eben aus seinem Arbeitszimmer und sah seine Mutter mit geschürzten Lippen auf dem Sofa sitzen und daneben Emily die syphisant lächelte. Das war kein gutes Zeichen, wahrscheinlich hing der Haussegen schon schief. Warum konnten die beiden sich eigentlich nicht vertragen? Er hatte gehofft, dass Trix Besuch diesmal glimpflich verlaufen würde und Emily nicht wieder ihre üblichen Migräneanfälle bekam und mit übler Laune im Haus herumirrte, ständig beängstigt, dass Trix wieder etwas auszusetzen hatte. „Na, wie geht es meinen 2 Lieblingsfrauen? Hattet ihr einen netten Nachmittag?“ Stille. „Emily, wo sind eigentlich die Nüsse, die wir für Trix gekauft haben?“ richtete er seine Frage an Emily um ihr zu sagen, dass er kurz mit seiner Mutter alleine sein wollte. „Da musst du schon das Hausmädchen fragen, ich hatte leider keine Zeit, sie selbst zu besorgen. Ich war beschäftigt.“ Antwortete sie ihm. „Schon gut mein Junge, ich brauche keine Nüsse, komm hilf mir und begleite deine alte Mutter auf ihr Zimmer, ich möchte mich hinlegen, bevor das Essen serviert wird.“ Richard ging zu seiner Mutter und half ihr aus dem Sessel. „Liebend gerne Trix!“ „Du bist so ein guter Junge, Richi!“
Emily lehnte sich zurück und seufzte. Wie sollte sie bloß noch eine Woche mit dieser Frau aushalten? Das Telefon klingelte. „Marge, ich gehe schon!“ rief sie dem Hausmädchen zu, dessen Schritte sie aus der Küche kommen hörte. Emily erhob sich aus dem Stuhl und ging auf das Telefon zu, das auf dem kleinen Tisch, neben der Tür, stand.
„Hallo?“ Pause. „Wer ist da?“ Stille. „Hallo?“ Sie hörte eine Kinderstimme im Hintergrund. „Lor ... .“ Die Leitung wurde unterbrochen. „ ... lai! Oh mein Gott ....“ langsam legte sie den Hörer wieder auf. War es tatsächlich Lorelai gewesen? Hat sie sich tatsächlich gemeldet? Ihr Herz klopfte wie verrückt, Lorelai hatte angerufen. Sie musste es Richard sagen, Richard, ja, Richard! „Richard?“ rief sie die Treppe hoch. „Richard!“ Sie hörte wie eine Zimmertür aufging und jemand herausgelaufen kam. „Emily? Alles in Ordnung?“ Richard kam die Treppe herunter und sah seine Frau strahlend vor sich stehen. „Emily, was ist denn?“ Sie umarmte ihn. „Lorelai ...!“ „Was ist mit ihr?“ „Sie hat angerufen!“ Richards Gesichtszüge erhellten sich, und er lächelte. „Was hat sie gesagt? Wie geht es ihr?“ „Sie hat nichts gesagt, aber ich bin mir sicher dass sie es war, Richard, sie hat angerufen! Sie wollte uns hören!“ „Woher weißt du dass sie es war?“ „Ich habe Rory gehört, ich würde sie unter Tausenden Kinderstimmen erkennen.“ Richard wischte sich eine Freudenträne weg und packte Emily und wirbelte sie durch die Luft. Sie küssten sich und ihre Herzen machten einen Luftsprung. Lorelai hatte sich von sich aus gemeldet, das war das Beste, das am heutigen Tag geschehen konnte.


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