04.04.2005, 15:57
Kapitel 14
Sie waren schon über eine Stunde unterwegs und Rory schlief neben Jess, den Kopf an die Scheibe gelehnt. Sie sah so unschuldig aus, nicht wie jemand, der gerade von zu Hause abgehauen war.
Er konnte es immer noch nicht fassen, dass sie mit ihm gekommen war.
Langsam wurde auch er müde. Er hätte gern bei einem Motel gehalten um selbst zu schlafen, doch dafür hatten sie nicht genug Geld. Das bisschen, dass er hatte, brauchten sie um in New York eine Bleibe zu finden und sich etwas zu Essen kaufen zu können.
Krampfhaft versuchte er die Augen offen zu halten, doch er merkte, wie er immer wieder unaufmerksam wurde und ihm die Augen für Sekunden zufielen. So konnte er unmöglich weiterfahren.
Er lenkte den Wagen auf einen Parkplatz am Rande des Highways. Und stellte den Wagen in die Nähe der Ausfahrt. Er wollte schnell wegfahren können, denn man wusste nie, was sich hier auf diesen Parkplätzen alles abspielen könnte.
âRory.â Er strich ihr vorsichtig über die Wange. âRory, wach auf.â
âWas ist? Sind wir schon da?â Verschlafen blinzelte sie ihn an.
âNein, aber ich kann nicht mehr fahren, ich bin zu müde. Kannst du ein Stück fahren? Sonst müssen wir erst mal hier bleiben und beide eine Runde schlafen.â
âNein, ich bin so müde, ich müsste mir Streichhölzer zwischen die Augen klemmen, um sie offen zu halten.â
âAlso müssen wir wohl oder übel hier bleiben. Aber verlass das Auto nicht! Man weià nie, was für Gestalten sich hier rumtreiben. Am besten wir verriegeln die Türen.â
Jess beugte sich zu Rory und gab ihr einen langen und leidenschaftlichen Kuss.
âDanke, dass du mitgekommen bist.â
Sie legte ihre Arme um ihn, auch wenn das in dem engen Auto ziemlich schwierig war.
Er küsste sie auf den Hals, auf die Schulter, doch als ihm bewusst wurde, auf was das gerade wie hinausführte hielt er inne. Er wollte sie nicht bedrängen. Selbstbeherrschung war noch nie eine seiner Stärken gewesen, doch er wusste, dass er es musste und richtete sich wieder auf.
Jess verstellte Rorys Sitz, sodass sie besser liegen konnte. Danach verstellte er auch seinen und versuchte eine einigermaÃen bequeme Stellung einzunehmen.
Es war furchtbar unbequem, doch sie waren beide so müde, dass sie nicht lange brauchten um doch einzuschlafen.
Ein merkwürdiges Pochen riss Rory aus ihren Träumen. Als sie die Augen aufschlug und zum Fenster sah, blickte sie in das Gesicht eines Mannes â ein Penner.
âAhhh.â Sie hatte sich wahnsinnig erschreckt.
âWas ist?â Jess war aufgewacht und sofort hellwach.
Er entriegelte die Tür und sprang aus dem Auto.
âWas wollen sie von uns? Machen sie sich vom Acker.â Wütend ging Jess auf den Mann zu. Wenn jemand seiner Rory etwas zu leide tun wöllte, würde er ihn eigenhändig umbringen.
âIst ja schon gut.â Murmelte der Penner in seinen dreckigen zottigen Bart. âIch wollte ihnen ja nu sagen, dass ein Unfall da hinten passiert ist. Der ganze Highway ist gesperrt. Sie müssen die UmgehungsstraÃe fahren. Die nächste Stadt ist zwar nur eine Meile entfernt, aber die erreichen sie nur über den Highway.
âScheiÃe!â Er kam sich dumm vor, weil er den Mann so angegangen war. AuÃerdem wusste er nicht, wie er jetzt am besten nach New York kommen sollte. Den Mann konnte er nach der Nummer ja schlecht fragen, wo er am besten langfuhr.
Also nickte er dem Penner nochmals zu und lieà sich dann wieder hinter das Lenkrad seines Wagens fallen.
âWas ist?â Nachdem Rory sich von dem Schock erholt hatte, war sie neugierig geworden über was sich Jess da mit diesem Waldschrat unterhielt. Er sah schrecklich heruntergekommen aus und Rory hatte fast schon wieder Mitleid mit ihm.
âDer Highway ist zu.â Antwortete Jess auf Rorys Frage.
âUnd wie sollen wir jetzt nach New York kommen?â
âIch hab dort hinter den Bäumen eine LandstraÃe abgehen sehen. Dort muss es ja auch irgendwohin gehen und von dort aus werden wir dann weitersehen, wie wir am besten fahren.â
Leicht skeptisch blickte Rory Jess an, dachte sich aber dann, dass sie ihm wohl oder übel vertrauen musste. Sie erkannte wie aufgeschmissen sie ohne Jess wäre. Er war so selbstständig, aber sie? Sie war noch nie lange ganz alleine von zu Hause weg gewesen.
Nur das eine Mal in Washington und da haben auch andere die Planung übernommen.
Lorelai hatte schlecht geschlafen. Der Streit mit ihrer Tochter hatte sie immer wieder aus Alpträumen hochschrecken lassen.
Wieso hatte sie sie nur so angeschrieen? Es stand zwar auÃer Frage, dass Jess nicht der Richtige für sie war, doch sie wollte sich deswegen nicht mit Rory streiten. Wahrscheinlich musste auch sie ihre schlechten Erfahrungen machen. Lore wollte das ihrer Tochter ersparen, doch langsam begriff sie, wieso es manchmal schwer war immer eine coole Mum zu sein.
Luke schlief noch. Er hatte die Nacht schon lange nicht mehr in seiner eigenen Wohnung verbracht.
Sie schlich sich aus dem Schlafzimmer um sich endlich mit Rory zu vertragen.
Doch als sie die Tür zu Rorys Zimmer öffnete, war das natürlich leer.
Rory war schon lange auf dem Weg nach New York.
Sie hatte den Brief noch gar nicht geöffnet, da wusste sie schon, dass Rory nicht mehr da war.
Alles um sie herum verschwand. Es war unfassbar. Sie hatte es tatsächlich geschafft und ihre Tochter vertrieben. Genauso wie es ihre Mum damals bei ihr geschafft hatte.
Und sie hatte sich doch immer geschworen es besser zu machen.
Wieso war sie auch gestern so blöd gewesen? Wieso hatte sie sich nur so dumm verhalten? Sie hatte sich wie ein kleines bockiges Kind verhalten und Rory und Jess einfach nicht glauben wollen. Sie konnte einfach nicht normal mit Jess umgehen. Lore konnte ihn nicht leiden, und es fiel ihr schwer zu verstehen, wieso ihre Tochter diesen Typen mochte.
Langsam kehrte die Welt um sie herum wieder zurück.
Der Brief, den sie bis jetzt noch gar nicht realisiert hatte, fiel nun in ihr Blickfeld.
Es war als stände in groÃen fetten Buchstaben drauf: âDU HAST DEINE TOCHTER VERGRAULT!â und als würde ein hämisches Lachen aus dem Brief dringen, dass sie verspottete. Doch der Brief war weiÃ. So jungfräulich weià wie ihre Tochter, der sie das einfach nicht hatte glauben wollen oder besser gesagt sie hatte es Jess nicht glauben wollen.
Schnell überfolg sie den Brief. Es war als hätte sie ihn schon einmal gelesen, wahrscheinlich in ihren Alpträumen. Jedes Wort hatte sie geahnt, als sie das leere Zimmer betreten hatte, jede Zeile war ein einziger Alptraum für sie.
Wie konnte Rory nur von ihr verlangen sie nicht zu suchen?
Sie rannte zu Luke hoch, der kurz nachdem Lore aufgestanden war, auch aufgewacht ist.
Alles was sie konnte war zu ihm zu gehen, sich in an seinen starken Körper sinken zu lassen und dem Schmerz und den Tränen freien Lauf zu lassen.
Sie waren jetzt schon seit 12 Stunden unterwegs. Der Tag ging bald zu Ende und es wurde langsam dunkel.
Scheinbar hatten sie sich einen der ungünstigsten Wege ausgesucht, denn sie waren seit ihrem Aufbruch am morgen an keiner noch so kleinen Stadt vorbeigekommen. Die LandsraÃe hatte sich zwar irgendwann verbreitert, aber die Zivilisation schien weit weg zu sein.
Ab und zu erschien ein StraÃenschild mit ein par Namen, die Rory nicht das Geringste sagten.
âWeiÃt du ungefähr wo wir sind?â Fragte sie deshalb Jess.
âWir mussten einen ziemlich groÃen Bogen fahren. Ich denke es wird auch so schnell kein Ort kommen. Wir werden sehen.â
Er kam ihr so verschlossen vor. Es machte sie verrückt, dass er so kurz angebunden war und sie machte sich Sorgen, dass er sie vielleicht doch nicht dabei haben wollte.
Sie hatte sich schon den ganzen Tag Gedanken über die verschiedensten Dinge gemacht. Sie hatten kaum ein Wort miteinander gewechselt, sodass sie viel Zeit zum Nachdenken gehabt hatte.
Was hatte sie sich nur dabei gedacht einfach so zu fahren? Sie hatte doch noch Schule, aber es waren noch drei Wochen bis zu ihrem Abschluss. Immerhin hatte sie die Prüfungen hinter sich. Da war es nicht so schlimm, dass sie nicht mehr am Unterricht teilnahm. Die Zensuren standen sowieso schon fest.
Sie müsste also nur pünktlich zur Zeugnissausgabe wieder in Stars Hollow sein.
Das alles beruhigte sie ein wenig.
Die Zusagen für die Unis waren auch alle schon da. So konnte sie getrost an Yale denken. Sie würde bald studieren. Wow, sie würde wirklich bald studieren. Die Vorstellung war atemberaubend.
Diese Reise war wie ein Schnupperkurs in die Welt der Unabhängigkeit.
Der einzige Nachteil war, dass sie ihre Mutter so schrecklich vermisste und natürlich auch die kleine Polly.
Die kleine Hündin war in der kurzen Zeit ein fester Bestandteil ihres Lebens geworden.
Bei dem Gedanken spielte ein Lächeln um ihre Lippen.
Ihre Mum hatte seitdem immer wieder versucht ihr Kunststücke beizubringen, doch Polly hatte ihren eigenen Kopf. Sie folgte den beiden Gilmore Girls auf Schritt und Tritt, doch wenn sie etwas tun sollte, legte sie sich auf den Boden, den Kopf auf die Pfoten gelegt und tat so als wäre sie taub.
Nachts hatte die Kleine immer abwechselnd mit in Rorys oder mit in Lores Bett geschlafen.
Rory vermisste Polly und sie vermisste auch ihre Mutter â¦
Sie waren eine weitere Stunde gefahren ohne dass einer von beiden ein Wort gesagt hatte.
Rory blickte immer wieder zu Jess, der sich aber alle Mühe zu geben schien, den Blick schnurgerade auf die StraÃe zu richten.
An seiner Miene konnte sie auch nicht ablesen an was er gerade dachte und was in ihm vorging â sie war wie eine Maske.
Jess wusste nicht was er machen sollte. Er wollte Rory so gern sagen wie sehr er sie dafür liebte, dass sie mit ihm gekommen war, doch er war noch nie jemand gewesen, der seine Gefühle gut ausdrücken konnte.
Gefühle zeigen war für ihn immer gleichbedeutend gewesen mit Schwäche zeigen.
Nur mit dieser Einstellung hatte er in New York klarkommen können.
Seine Freunde waren nicht gerade diejenigen gewesen, die in Anzügen auf Dinnerpartys herumstanden und teure Zigarren geraucht haben.
Jetzt würde er sie wieder sehen und er hatte ein mulmiges Gefühl dabei.
Rory war auch nicht unbedingt die Art von Mädchen, die zu diesen Leuten passten.
Er hatte Angst um sie.
Eigentlich waren seine Freunde ja ganz in Ordnung, aber sie hatten manchmal eine etwas raue Art drauf.
Hoffentlich kam Rory damit klar, denn sie würde auf diese Typen angewiesen sein, um eine Wohnung zu finden.
So blieb ihm erstmal nichts anderes übrig als sich zu verschlieÃen um Rory seine Bedenken nicht zu zeigen.
Kapitel 15
Es war schon stockduster drauÃen und um ein Haar, hätte Jess die alte Scheune, die ein Stück abseits der StraÃe stand, übersehen.
Doch im letzten Moment hatte eine rostige Eisentonne, die vor neben dem Gebäude stand, das Licht des Wagens reflektiert und Jess lenkte den Wagen darauf zu.
âWoh, ist das unheimlich hier.â Rory hatte ein mulmiges Gefühl im Bauch als sie die baufällige Scheune sah. Aber dieser Ort hatte auch etwas Romantisches an sich.
Hinter dem Gebäude standen ein par Bäume, zu wenige um es als Wald zu bezeichnen, doch immer noch besser als die Leere und Einöde, die sie seit fast schon 14 Stunden gesehen hatte.
Jess parkte den Wagen so, dass man ihn von der StraÃe aus nicht sehen konnte.
Dann stieg er aus, ging um das Auto herum und öffnete die Tür der Beifahrerseite.
Die Situation war merkwürdig, dachte sich Rory. Einmal war Jess so abweisend und still und im nächsten Moment war er wieder Gentleman.
Vorsichtig setzte Rory einen Fuà nach dem anderen auf den Boden und erhob sich.
Ihre Augen mussten sich erst an die Dunkelheit gewöhnen, sodass sie nur wenig sehen konnte.
Langsam nahm die Umgebung Konture an, bis Rory erkennen konnte, dass die Scheune ein groÃes Tor und zwei Meter daneben noch eine kleine Tür besaÃ.
Jess war schon darauf zugegangen und versuchte sie zu öffnen, doch die alte Klinke hatte schon lange niemand mehr betätigt.
Wahrscheinlich, war diesmal ein Lagerplatz für irgendwelche landwirtschaftlichen Geräte. Die Felder um sie herum lieÃen jedenfalls darauf schlieÃen.
Nach einigem kräftigen ziehen hatte sich die Tür schwerfällig und unter lautem Knarren geöffnet, ein Wunder, das sie nicht zugeschlossen war.
Vorsichtig betrat Jess die Scheune und tastete nach einem Lichtschalter â vergeblich. Hier in dieser Einöde gab es bestimmt keinen Strom. Er wartete einen Moment, bis er die Verhältnisse im Inneren besser erfassen konnte und erblickte schlieÃlich eine Petroleumlampe, die neben der Tür auf dem Boden stand.
Er drehte sich um und holte aus dem Handschuhfach ein Feuerzeug.
Rory stand währenddessen unschlüssig da. Sie wusste nicht was sie tun sollte, also beobachtete sie Jessâ Handlungen.
Der Schein der Lampe erhellte das Innere nur spärlich. Man konnte eine verrostete Maschine erkennen, die wahrscheinlich vor langer Zeit einmal zur Ernte benutzt wurde. Jetzt stand sie nur noch da und wurde unter einer dicken Staubschicht begraben.
Jess schwenkte die Lampe ein Stück nach links, um noch mehr zu erkennen.
Ein riesiger Berg Stroh türmte sich zu ihrer Linken auf. Eine wacklige Holzleiter führte in eine Art zweite Etage. Auch dort lagerten Massen von Stroh. Ansonsten war die Scheune bis auf einigen Unrat leer.
Hier konnten sie die Nacht verbringen.
Jess holte aus dem Auto eine alte Decke und breitete sie oben aus. Hier würde es vielleicht etwas wärmer sein und wenn doch jemand kommt, würde er sie nicht so schnell entdecken.
Rory wusste nicht was sie tun sollte. Jess hatte noch immer nichts gesagt.
Was wenn er sie nicht mehr liebt? Was wenn er sie wirklich nicht mehr bei sich haben will?
All diese Gedanken spukten ihr durch den Kopf als sie ihm die Leiter hinauf hinterher kletterte und ihm half die Decke auszubreiten.
Rory lag neben ihm auf der Decke. Er wusste nicht was er sagen sollte, wie er ihr zeigen konnte, dass er sie liebte.
Seine harte Seite und seine Liebe zu Rory führten einen erbitterten Kampf, doch die Liebe siegte.
Jess beugte sich zu Rory und küsste sie vorsichtig.
Sie war unendlich glücklich darüber. Endlich gab er ihr ein Zeichen, dass sie ihm doch nicht egal geworden war.
Sie wollte, dass dieser Moment nie endet, doch in ihrem Hinterkopf war immer noch die Angst, dass er sie vielleicht doch verlassen würde.
Sie wollte ihn nicht verlieren und diese Angst brachte sie dazu etwas zu tun, was sie vielleicht sonst nicht getan hätte.
Sie beugte sich zu Jess und flüsterte ihm ins Ohr: âIch will mit dir schlafen.â
Dann begann sie ihn wieder zu küssen, erst vorsichtig und schüchtern, doch sie gewann an Mut und ihre Lippen glitten an seinem Hals hinab.
Ihre Finger versuchten seinen Gürtel zu öffnen während sie seinen Mund mit einem Kuss versiegelte.
Was tat sie da nur? Er wusste genau, dass dies nicht der richtige Zeitpunkt dafür war.
Sie wollte es nicht wirklich und tat das nur weil er sich die letzten Stunden wie ein Idiot benommen hatte.
Doch seinen Körper hatte diese Einsicht noch nicht erreicht. Ihre Berührungen erregten ihn und sein Atem ging schneller.
Er musste seine gesamte Selbstbeherrschung zusammennehmen um sie vorsichtig weg zu schieben.
âRory, du musst das nicht machen.â
âAber ich will es.â Antwortet sie, doch das zittern ihrer Stimme verriet, dass sie log.
âNein, das tust du nicht. Du weiÃt genauso gut wie ich, dass das nicht der richtige Zeitpunkt ist. Du musst das nicht für mich tun. Du solltest warten bis du auch wirklich bereit dazu bist.â
Rory kam sich so unglaublich dämlich vor, fast wie ein Flittchen.
Sie konnte die Tränen nicht aufhalten, die die Scham in ihr ausgelöst hatte.
Jess nahm sie unbeholfen in den Arm. Wie konnte er sie nur dazu bringen so etwas zu tun? Er hatte sich selbst beweisen wollen, dass er noch der alte harte Jess aus New York war und hatte Rory damit soweit getrieben. Er kam sich so egoistisch vor, so schäbig.
Als er am nächsten Morgen erwachte, war die Sonne schon aufgegangen und schien durch die Ritzen der Scheunenwand.
Bei Tageslicht sah alles ganz anders aus, nicht mehr geheimnisvoll sondern nur noch dreckig und staubig.
Vorsichtig stand er auf um Rory nicht zu wecken. Er wollte sich drauÃen etwas umsehen.
Als er die Tür öffnete blendete ihn die Sonne. Es war ein warmer Sommermorgen, das heiÃt die Fahrt würde unbequem werden.
Nachdem er die Scheune umrundet hatte, machte er einen Bogen durch das hohe Gras auf das Wäldchen zu.
Dort war es einigermaÃen schattig.
âAu!â rief er und klatsche sich aufs Bein. Eine Mücke hatte ihn gestochen.
âDämliches Mistvieh.â Fluchte er.
Durch die Bäume floss ein kleiner Bach. Er hockte sich hin und wusch sich das Gesicht mit dem kalten klaren Wasser.
Langsam kamen seine müden Lebensgeister wieder in Schwung und er machte sich auf den Weg zurück zu Rory.
Sie würden bald losfahren müssen, wenn sie heute noch in New York ankommen wollten.
Der letzte Tag war die Hölle für Lore gewesen. Immer wieder hatte sie mit sich kämpfen müssen, um nicht in ihr Auto zu steigen und sich auf den Weg nach New York zu machen.
Heute Morgen war sie nicht in der Lage gewesen auf Arbeit zu gehen. Nicht einmal zu Luke hatte sie es geschafft. Er war gegen elf bei ihr vorbeigekommen um sie mit einer Kanne Kaffee zu versorgen.
Auch Polly war keine groÃe Hilfe gewesen, denn die kleine Hündin vermisste Rory.
Sie hatte sich jaulend auf Rorys Bett zusammengerollt und sich seit Stunden nicht mehr vom Fleck bewegt. Sie spürte, dass etwas nicht in Ordnung war.
Luke hatte mit ihr rausgehen wollen, doch Lore hatte dies schon versucht, Polly wollte einfach nicht mehr aufstehen und lag mit traurigen Augen da.
Alles war merkwürdig ohne Rory. Alles war still und ein unglaubliches Gewicht schien auf die Gemüter zu drücken, als wöllte es alles unter sich begraben.
Doch Lore wusste, dass sie sich zusammenreiÃen musste. Heute war Freitag. Sie würde ihren Eltern erklären müssen, wieso Rory nicht mitgekommen war. Sie würde ihren Eltern erklären müssen, dass auch ihre Tochter von zu Hause weggelaufen war.
Schon der Gedanke an die Gesichter ihrer Eltern rief den Wunsch in ihr hervor einfach zu Hause zu bleiben, doch irgendwann würden sie es sowieso herausfinden, irgendwann musste sie ihnen die Sache erklären also besser jetzt als später.
Wie schon ein par mal seit dem Morgen ging Lorelai schweren Herzens ins Zimmer ihrer Tochter um nach Polly zu sehen.
âNa, Kleine. Willst du nicht doch ein bisschen frische Luft schnappen? Ich glaube das würde uns beiden gut tun.â Die Hündin blickte ihr mit traurigen Augen ins Gesicht und sprang dann langsam vom Bett.
Die beiden verlieÃen das Gilmoresche Haus mit hängenden Köpfen.
Lore wollte nicht in die mitleidigen Gesichter der Bewohner von Stars Hollow blicken, deshalb hielt sie den Kopf lieber gesenkt.
So sah sie nicht wie ihr Patty hinterher sah. Auch Babette beobachtete die beiden voller Sorge.
Doch das alles bekam Lore nicht mit. Sie drehte eine Runde um den Park von Stars Hollow und ging dann auf das Lukeâs zu.
Ãberrascht sah er Lore an als diese das Diner betrat. Um die Situation jedoch nicht noch schlimmer zu machen, ging er zu dem Tisch an den sie sich gesetzt hatte und brachte ihr eine Tasse Kaffee.
Luke blickte sich noch einmal kurz um, um sicher zu gehen, dass im Moment nicht so viel los war und setzte sich dann zu ihr an den Tisch.
âWie gehtâs dir?â
Lore wollte sich ein schwaches Lächeln abgewinnen, doch sie schaffte nur eine Grimasse, die nicht einmal annähernd einem Lächeln gleich kam.
âIch weià nicht wie ich das schaffen soll. Ich hab mich dreimal ins Auto gesetzt und wollte nach New York fahren. Nur um dann wieder auszusteigen und zu erkennen, dass Rory das nicht will. Ich komm mir so blöd vor. Ich bin echt nicht besser als meine eigenen Eltern und dabei habe ich immer alles versucht um nicht so zu werden wie sie.â
âMach dir nicht solche Vorwürfe. Rory wird zurückkommen. Das weià ich ganz sicher.â
âWenn es nur nicht so schrecklich still im Haus wäre. Alles erinnert mich an sie und diese Ruhe macht alles unerträglich. Es ist als würde alle Wände immer näher rücken, bis mich alles erquetscht.â
âDu bist einfach fertig mit den Nerven. Wenn ⦠wenn du möchtest könnte ich ja ⦠ich könnte ja bei dir wohnen, damit du nicht so alleine bist?â Stotterte Luke. Er wusste nicht, wie er sie am besten fragen sollte, ob er bei ihr wohnen soll.
âDas wäre lieb von dir. Du kannst ja sofort wieder ausziehen, wenn Rory irgendwann wie der da ist.â Dieser Satz enttäuschte Luke. Sie wollte, dass er nu so lange bei ihr wohnte bis Rory wieder da war. Sie wollte nicht, dass er vielleicht für immer blieb.
âOK.â Fiel seine antwort demnach auch ziemlich knapp aus.
Lore sah seine traurige Miene und beeilte sich zu erklären wieso sie so reagierte.
âLuke, es .. es ist nicht so, dass ich nicht möchte, dass du bei mir wohnst ⦠ich meine für immer bei mir einziehst, aber ich ⦠es ist auch Rorys zu Hause. Ich kann das nicht einfach ohne sie entscheiden, auch wenn sie jetzt in New York ist.â
Luke war zwar immer noch etwas enttäuscht, konnte sich jedoch mit der Erklärung abfinden.
âIn Ordnung, also wohn ich erstmal so lange bei dir bis Rory wieder da ist oder du die Nase von mir voll hast und dann sehen wir weiter.â Er lächelte sie vorsichtig an.
âVon dir könnte ich doch nie die Nase voll haben.â Wie er ihr gegenüber saà mit all der Liebe in seinem Blick konnte sie nicht anders und musste auch Lächeln.
Luke beugte sich zu ihr vor und küsste sie zärtlich. Dann stand er auf, holte für Lore ein Stück Kirschkuchen und für Polly eine Schüssel mit Wasser. Diese hatte sich unter den Tisch zu Lores FüÃen gelegt und blickte neugierig durch das Diner. Als sie jedoch niemanden erblickte oder erschnüffelte, den sie kannte, legte sie den Kopf auf die Pfoten und schlief ein.
Sie waren schon über eine Stunde unterwegs und Rory schlief neben Jess, den Kopf an die Scheibe gelehnt. Sie sah so unschuldig aus, nicht wie jemand, der gerade von zu Hause abgehauen war.
Er konnte es immer noch nicht fassen, dass sie mit ihm gekommen war.
Langsam wurde auch er müde. Er hätte gern bei einem Motel gehalten um selbst zu schlafen, doch dafür hatten sie nicht genug Geld. Das bisschen, dass er hatte, brauchten sie um in New York eine Bleibe zu finden und sich etwas zu Essen kaufen zu können.
Krampfhaft versuchte er die Augen offen zu halten, doch er merkte, wie er immer wieder unaufmerksam wurde und ihm die Augen für Sekunden zufielen. So konnte er unmöglich weiterfahren.
Er lenkte den Wagen auf einen Parkplatz am Rande des Highways. Und stellte den Wagen in die Nähe der Ausfahrt. Er wollte schnell wegfahren können, denn man wusste nie, was sich hier auf diesen Parkplätzen alles abspielen könnte.
âRory.â Er strich ihr vorsichtig über die Wange. âRory, wach auf.â
âWas ist? Sind wir schon da?â Verschlafen blinzelte sie ihn an.
âNein, aber ich kann nicht mehr fahren, ich bin zu müde. Kannst du ein Stück fahren? Sonst müssen wir erst mal hier bleiben und beide eine Runde schlafen.â
âNein, ich bin so müde, ich müsste mir Streichhölzer zwischen die Augen klemmen, um sie offen zu halten.â
âAlso müssen wir wohl oder übel hier bleiben. Aber verlass das Auto nicht! Man weià nie, was für Gestalten sich hier rumtreiben. Am besten wir verriegeln die Türen.â
Jess beugte sich zu Rory und gab ihr einen langen und leidenschaftlichen Kuss.
âDanke, dass du mitgekommen bist.â
Sie legte ihre Arme um ihn, auch wenn das in dem engen Auto ziemlich schwierig war.
Er küsste sie auf den Hals, auf die Schulter, doch als ihm bewusst wurde, auf was das gerade wie hinausführte hielt er inne. Er wollte sie nicht bedrängen. Selbstbeherrschung war noch nie eine seiner Stärken gewesen, doch er wusste, dass er es musste und richtete sich wieder auf.
Jess verstellte Rorys Sitz, sodass sie besser liegen konnte. Danach verstellte er auch seinen und versuchte eine einigermaÃen bequeme Stellung einzunehmen.
Es war furchtbar unbequem, doch sie waren beide so müde, dass sie nicht lange brauchten um doch einzuschlafen.
Ein merkwürdiges Pochen riss Rory aus ihren Träumen. Als sie die Augen aufschlug und zum Fenster sah, blickte sie in das Gesicht eines Mannes â ein Penner.
âAhhh.â Sie hatte sich wahnsinnig erschreckt.
âWas ist?â Jess war aufgewacht und sofort hellwach.
Er entriegelte die Tür und sprang aus dem Auto.
âWas wollen sie von uns? Machen sie sich vom Acker.â Wütend ging Jess auf den Mann zu. Wenn jemand seiner Rory etwas zu leide tun wöllte, würde er ihn eigenhändig umbringen.
âIst ja schon gut.â Murmelte der Penner in seinen dreckigen zottigen Bart. âIch wollte ihnen ja nu sagen, dass ein Unfall da hinten passiert ist. Der ganze Highway ist gesperrt. Sie müssen die UmgehungsstraÃe fahren. Die nächste Stadt ist zwar nur eine Meile entfernt, aber die erreichen sie nur über den Highway.
âScheiÃe!â Er kam sich dumm vor, weil er den Mann so angegangen war. AuÃerdem wusste er nicht, wie er jetzt am besten nach New York kommen sollte. Den Mann konnte er nach der Nummer ja schlecht fragen, wo er am besten langfuhr.
Also nickte er dem Penner nochmals zu und lieà sich dann wieder hinter das Lenkrad seines Wagens fallen.
âWas ist?â Nachdem Rory sich von dem Schock erholt hatte, war sie neugierig geworden über was sich Jess da mit diesem Waldschrat unterhielt. Er sah schrecklich heruntergekommen aus und Rory hatte fast schon wieder Mitleid mit ihm.
âDer Highway ist zu.â Antwortete Jess auf Rorys Frage.
âUnd wie sollen wir jetzt nach New York kommen?â
âIch hab dort hinter den Bäumen eine LandstraÃe abgehen sehen. Dort muss es ja auch irgendwohin gehen und von dort aus werden wir dann weitersehen, wie wir am besten fahren.â
Leicht skeptisch blickte Rory Jess an, dachte sich aber dann, dass sie ihm wohl oder übel vertrauen musste. Sie erkannte wie aufgeschmissen sie ohne Jess wäre. Er war so selbstständig, aber sie? Sie war noch nie lange ganz alleine von zu Hause weg gewesen.
Nur das eine Mal in Washington und da haben auch andere die Planung übernommen.
Lorelai hatte schlecht geschlafen. Der Streit mit ihrer Tochter hatte sie immer wieder aus Alpträumen hochschrecken lassen.
Wieso hatte sie sie nur so angeschrieen? Es stand zwar auÃer Frage, dass Jess nicht der Richtige für sie war, doch sie wollte sich deswegen nicht mit Rory streiten. Wahrscheinlich musste auch sie ihre schlechten Erfahrungen machen. Lore wollte das ihrer Tochter ersparen, doch langsam begriff sie, wieso es manchmal schwer war immer eine coole Mum zu sein.
Luke schlief noch. Er hatte die Nacht schon lange nicht mehr in seiner eigenen Wohnung verbracht.
Sie schlich sich aus dem Schlafzimmer um sich endlich mit Rory zu vertragen.
Doch als sie die Tür zu Rorys Zimmer öffnete, war das natürlich leer.
Rory war schon lange auf dem Weg nach New York.
Sie hatte den Brief noch gar nicht geöffnet, da wusste sie schon, dass Rory nicht mehr da war.
Alles um sie herum verschwand. Es war unfassbar. Sie hatte es tatsächlich geschafft und ihre Tochter vertrieben. Genauso wie es ihre Mum damals bei ihr geschafft hatte.
Und sie hatte sich doch immer geschworen es besser zu machen.
Wieso war sie auch gestern so blöd gewesen? Wieso hatte sie sich nur so dumm verhalten? Sie hatte sich wie ein kleines bockiges Kind verhalten und Rory und Jess einfach nicht glauben wollen. Sie konnte einfach nicht normal mit Jess umgehen. Lore konnte ihn nicht leiden, und es fiel ihr schwer zu verstehen, wieso ihre Tochter diesen Typen mochte.
Langsam kehrte die Welt um sie herum wieder zurück.
Der Brief, den sie bis jetzt noch gar nicht realisiert hatte, fiel nun in ihr Blickfeld.
Es war als stände in groÃen fetten Buchstaben drauf: âDU HAST DEINE TOCHTER VERGRAULT!â und als würde ein hämisches Lachen aus dem Brief dringen, dass sie verspottete. Doch der Brief war weiÃ. So jungfräulich weià wie ihre Tochter, der sie das einfach nicht hatte glauben wollen oder besser gesagt sie hatte es Jess nicht glauben wollen.
Schnell überfolg sie den Brief. Es war als hätte sie ihn schon einmal gelesen, wahrscheinlich in ihren Alpträumen. Jedes Wort hatte sie geahnt, als sie das leere Zimmer betreten hatte, jede Zeile war ein einziger Alptraum für sie.
Wie konnte Rory nur von ihr verlangen sie nicht zu suchen?
Sie rannte zu Luke hoch, der kurz nachdem Lore aufgestanden war, auch aufgewacht ist.
Alles was sie konnte war zu ihm zu gehen, sich in an seinen starken Körper sinken zu lassen und dem Schmerz und den Tränen freien Lauf zu lassen.
Sie waren jetzt schon seit 12 Stunden unterwegs. Der Tag ging bald zu Ende und es wurde langsam dunkel.
Scheinbar hatten sie sich einen der ungünstigsten Wege ausgesucht, denn sie waren seit ihrem Aufbruch am morgen an keiner noch so kleinen Stadt vorbeigekommen. Die LandsraÃe hatte sich zwar irgendwann verbreitert, aber die Zivilisation schien weit weg zu sein.
Ab und zu erschien ein StraÃenschild mit ein par Namen, die Rory nicht das Geringste sagten.
âWeiÃt du ungefähr wo wir sind?â Fragte sie deshalb Jess.
âWir mussten einen ziemlich groÃen Bogen fahren. Ich denke es wird auch so schnell kein Ort kommen. Wir werden sehen.â
Er kam ihr so verschlossen vor. Es machte sie verrückt, dass er so kurz angebunden war und sie machte sich Sorgen, dass er sie vielleicht doch nicht dabei haben wollte.
Sie hatte sich schon den ganzen Tag Gedanken über die verschiedensten Dinge gemacht. Sie hatten kaum ein Wort miteinander gewechselt, sodass sie viel Zeit zum Nachdenken gehabt hatte.
Was hatte sie sich nur dabei gedacht einfach so zu fahren? Sie hatte doch noch Schule, aber es waren noch drei Wochen bis zu ihrem Abschluss. Immerhin hatte sie die Prüfungen hinter sich. Da war es nicht so schlimm, dass sie nicht mehr am Unterricht teilnahm. Die Zensuren standen sowieso schon fest.
Sie müsste also nur pünktlich zur Zeugnissausgabe wieder in Stars Hollow sein.
Das alles beruhigte sie ein wenig.
Die Zusagen für die Unis waren auch alle schon da. So konnte sie getrost an Yale denken. Sie würde bald studieren. Wow, sie würde wirklich bald studieren. Die Vorstellung war atemberaubend.
Diese Reise war wie ein Schnupperkurs in die Welt der Unabhängigkeit.
Der einzige Nachteil war, dass sie ihre Mutter so schrecklich vermisste und natürlich auch die kleine Polly.
Die kleine Hündin war in der kurzen Zeit ein fester Bestandteil ihres Lebens geworden.
Bei dem Gedanken spielte ein Lächeln um ihre Lippen.
Ihre Mum hatte seitdem immer wieder versucht ihr Kunststücke beizubringen, doch Polly hatte ihren eigenen Kopf. Sie folgte den beiden Gilmore Girls auf Schritt und Tritt, doch wenn sie etwas tun sollte, legte sie sich auf den Boden, den Kopf auf die Pfoten gelegt und tat so als wäre sie taub.
Nachts hatte die Kleine immer abwechselnd mit in Rorys oder mit in Lores Bett geschlafen.
Rory vermisste Polly und sie vermisste auch ihre Mutter â¦
Sie waren eine weitere Stunde gefahren ohne dass einer von beiden ein Wort gesagt hatte.
Rory blickte immer wieder zu Jess, der sich aber alle Mühe zu geben schien, den Blick schnurgerade auf die StraÃe zu richten.
An seiner Miene konnte sie auch nicht ablesen an was er gerade dachte und was in ihm vorging â sie war wie eine Maske.
Jess wusste nicht was er machen sollte. Er wollte Rory so gern sagen wie sehr er sie dafür liebte, dass sie mit ihm gekommen war, doch er war noch nie jemand gewesen, der seine Gefühle gut ausdrücken konnte.
Gefühle zeigen war für ihn immer gleichbedeutend gewesen mit Schwäche zeigen.
Nur mit dieser Einstellung hatte er in New York klarkommen können.
Seine Freunde waren nicht gerade diejenigen gewesen, die in Anzügen auf Dinnerpartys herumstanden und teure Zigarren geraucht haben.
Jetzt würde er sie wieder sehen und er hatte ein mulmiges Gefühl dabei.
Rory war auch nicht unbedingt die Art von Mädchen, die zu diesen Leuten passten.
Er hatte Angst um sie.
Eigentlich waren seine Freunde ja ganz in Ordnung, aber sie hatten manchmal eine etwas raue Art drauf.
Hoffentlich kam Rory damit klar, denn sie würde auf diese Typen angewiesen sein, um eine Wohnung zu finden.
So blieb ihm erstmal nichts anderes übrig als sich zu verschlieÃen um Rory seine Bedenken nicht zu zeigen.
Kapitel 15
Es war schon stockduster drauÃen und um ein Haar, hätte Jess die alte Scheune, die ein Stück abseits der StraÃe stand, übersehen.
Doch im letzten Moment hatte eine rostige Eisentonne, die vor neben dem Gebäude stand, das Licht des Wagens reflektiert und Jess lenkte den Wagen darauf zu.
âWoh, ist das unheimlich hier.â Rory hatte ein mulmiges Gefühl im Bauch als sie die baufällige Scheune sah. Aber dieser Ort hatte auch etwas Romantisches an sich.
Hinter dem Gebäude standen ein par Bäume, zu wenige um es als Wald zu bezeichnen, doch immer noch besser als die Leere und Einöde, die sie seit fast schon 14 Stunden gesehen hatte.
Jess parkte den Wagen so, dass man ihn von der StraÃe aus nicht sehen konnte.
Dann stieg er aus, ging um das Auto herum und öffnete die Tür der Beifahrerseite.
Die Situation war merkwürdig, dachte sich Rory. Einmal war Jess so abweisend und still und im nächsten Moment war er wieder Gentleman.
Vorsichtig setzte Rory einen Fuà nach dem anderen auf den Boden und erhob sich.
Ihre Augen mussten sich erst an die Dunkelheit gewöhnen, sodass sie nur wenig sehen konnte.
Langsam nahm die Umgebung Konture an, bis Rory erkennen konnte, dass die Scheune ein groÃes Tor und zwei Meter daneben noch eine kleine Tür besaÃ.
Jess war schon darauf zugegangen und versuchte sie zu öffnen, doch die alte Klinke hatte schon lange niemand mehr betätigt.
Wahrscheinlich, war diesmal ein Lagerplatz für irgendwelche landwirtschaftlichen Geräte. Die Felder um sie herum lieÃen jedenfalls darauf schlieÃen.
Nach einigem kräftigen ziehen hatte sich die Tür schwerfällig und unter lautem Knarren geöffnet, ein Wunder, das sie nicht zugeschlossen war.
Vorsichtig betrat Jess die Scheune und tastete nach einem Lichtschalter â vergeblich. Hier in dieser Einöde gab es bestimmt keinen Strom. Er wartete einen Moment, bis er die Verhältnisse im Inneren besser erfassen konnte und erblickte schlieÃlich eine Petroleumlampe, die neben der Tür auf dem Boden stand.
Er drehte sich um und holte aus dem Handschuhfach ein Feuerzeug.
Rory stand währenddessen unschlüssig da. Sie wusste nicht was sie tun sollte, also beobachtete sie Jessâ Handlungen.
Der Schein der Lampe erhellte das Innere nur spärlich. Man konnte eine verrostete Maschine erkennen, die wahrscheinlich vor langer Zeit einmal zur Ernte benutzt wurde. Jetzt stand sie nur noch da und wurde unter einer dicken Staubschicht begraben.
Jess schwenkte die Lampe ein Stück nach links, um noch mehr zu erkennen.
Ein riesiger Berg Stroh türmte sich zu ihrer Linken auf. Eine wacklige Holzleiter führte in eine Art zweite Etage. Auch dort lagerten Massen von Stroh. Ansonsten war die Scheune bis auf einigen Unrat leer.
Hier konnten sie die Nacht verbringen.
Jess holte aus dem Auto eine alte Decke und breitete sie oben aus. Hier würde es vielleicht etwas wärmer sein und wenn doch jemand kommt, würde er sie nicht so schnell entdecken.
Rory wusste nicht was sie tun sollte. Jess hatte noch immer nichts gesagt.
Was wenn er sie nicht mehr liebt? Was wenn er sie wirklich nicht mehr bei sich haben will?
All diese Gedanken spukten ihr durch den Kopf als sie ihm die Leiter hinauf hinterher kletterte und ihm half die Decke auszubreiten.
Rory lag neben ihm auf der Decke. Er wusste nicht was er sagen sollte, wie er ihr zeigen konnte, dass er sie liebte.
Seine harte Seite und seine Liebe zu Rory führten einen erbitterten Kampf, doch die Liebe siegte.
Jess beugte sich zu Rory und küsste sie vorsichtig.
Sie war unendlich glücklich darüber. Endlich gab er ihr ein Zeichen, dass sie ihm doch nicht egal geworden war.
Sie wollte, dass dieser Moment nie endet, doch in ihrem Hinterkopf war immer noch die Angst, dass er sie vielleicht doch verlassen würde.
Sie wollte ihn nicht verlieren und diese Angst brachte sie dazu etwas zu tun, was sie vielleicht sonst nicht getan hätte.
Sie beugte sich zu Jess und flüsterte ihm ins Ohr: âIch will mit dir schlafen.â
Dann begann sie ihn wieder zu küssen, erst vorsichtig und schüchtern, doch sie gewann an Mut und ihre Lippen glitten an seinem Hals hinab.
Ihre Finger versuchten seinen Gürtel zu öffnen während sie seinen Mund mit einem Kuss versiegelte.
Was tat sie da nur? Er wusste genau, dass dies nicht der richtige Zeitpunkt dafür war.
Sie wollte es nicht wirklich und tat das nur weil er sich die letzten Stunden wie ein Idiot benommen hatte.
Doch seinen Körper hatte diese Einsicht noch nicht erreicht. Ihre Berührungen erregten ihn und sein Atem ging schneller.
Er musste seine gesamte Selbstbeherrschung zusammennehmen um sie vorsichtig weg zu schieben.
âRory, du musst das nicht machen.â
âAber ich will es.â Antwortet sie, doch das zittern ihrer Stimme verriet, dass sie log.
âNein, das tust du nicht. Du weiÃt genauso gut wie ich, dass das nicht der richtige Zeitpunkt ist. Du musst das nicht für mich tun. Du solltest warten bis du auch wirklich bereit dazu bist.â
Rory kam sich so unglaublich dämlich vor, fast wie ein Flittchen.
Sie konnte die Tränen nicht aufhalten, die die Scham in ihr ausgelöst hatte.
Jess nahm sie unbeholfen in den Arm. Wie konnte er sie nur dazu bringen so etwas zu tun? Er hatte sich selbst beweisen wollen, dass er noch der alte harte Jess aus New York war und hatte Rory damit soweit getrieben. Er kam sich so egoistisch vor, so schäbig.
Als er am nächsten Morgen erwachte, war die Sonne schon aufgegangen und schien durch die Ritzen der Scheunenwand.
Bei Tageslicht sah alles ganz anders aus, nicht mehr geheimnisvoll sondern nur noch dreckig und staubig.
Vorsichtig stand er auf um Rory nicht zu wecken. Er wollte sich drauÃen etwas umsehen.
Als er die Tür öffnete blendete ihn die Sonne. Es war ein warmer Sommermorgen, das heiÃt die Fahrt würde unbequem werden.
Nachdem er die Scheune umrundet hatte, machte er einen Bogen durch das hohe Gras auf das Wäldchen zu.
Dort war es einigermaÃen schattig.
âAu!â rief er und klatsche sich aufs Bein. Eine Mücke hatte ihn gestochen.
âDämliches Mistvieh.â Fluchte er.
Durch die Bäume floss ein kleiner Bach. Er hockte sich hin und wusch sich das Gesicht mit dem kalten klaren Wasser.
Langsam kamen seine müden Lebensgeister wieder in Schwung und er machte sich auf den Weg zurück zu Rory.
Sie würden bald losfahren müssen, wenn sie heute noch in New York ankommen wollten.
Der letzte Tag war die Hölle für Lore gewesen. Immer wieder hatte sie mit sich kämpfen müssen, um nicht in ihr Auto zu steigen und sich auf den Weg nach New York zu machen.
Heute Morgen war sie nicht in der Lage gewesen auf Arbeit zu gehen. Nicht einmal zu Luke hatte sie es geschafft. Er war gegen elf bei ihr vorbeigekommen um sie mit einer Kanne Kaffee zu versorgen.
Auch Polly war keine groÃe Hilfe gewesen, denn die kleine Hündin vermisste Rory.
Sie hatte sich jaulend auf Rorys Bett zusammengerollt und sich seit Stunden nicht mehr vom Fleck bewegt. Sie spürte, dass etwas nicht in Ordnung war.
Luke hatte mit ihr rausgehen wollen, doch Lore hatte dies schon versucht, Polly wollte einfach nicht mehr aufstehen und lag mit traurigen Augen da.
Alles war merkwürdig ohne Rory. Alles war still und ein unglaubliches Gewicht schien auf die Gemüter zu drücken, als wöllte es alles unter sich begraben.
Doch Lore wusste, dass sie sich zusammenreiÃen musste. Heute war Freitag. Sie würde ihren Eltern erklären müssen, wieso Rory nicht mitgekommen war. Sie würde ihren Eltern erklären müssen, dass auch ihre Tochter von zu Hause weggelaufen war.
Schon der Gedanke an die Gesichter ihrer Eltern rief den Wunsch in ihr hervor einfach zu Hause zu bleiben, doch irgendwann würden sie es sowieso herausfinden, irgendwann musste sie ihnen die Sache erklären also besser jetzt als später.
Wie schon ein par mal seit dem Morgen ging Lorelai schweren Herzens ins Zimmer ihrer Tochter um nach Polly zu sehen.
âNa, Kleine. Willst du nicht doch ein bisschen frische Luft schnappen? Ich glaube das würde uns beiden gut tun.â Die Hündin blickte ihr mit traurigen Augen ins Gesicht und sprang dann langsam vom Bett.
Die beiden verlieÃen das Gilmoresche Haus mit hängenden Köpfen.
Lore wollte nicht in die mitleidigen Gesichter der Bewohner von Stars Hollow blicken, deshalb hielt sie den Kopf lieber gesenkt.
So sah sie nicht wie ihr Patty hinterher sah. Auch Babette beobachtete die beiden voller Sorge.
Doch das alles bekam Lore nicht mit. Sie drehte eine Runde um den Park von Stars Hollow und ging dann auf das Lukeâs zu.
Ãberrascht sah er Lore an als diese das Diner betrat. Um die Situation jedoch nicht noch schlimmer zu machen, ging er zu dem Tisch an den sie sich gesetzt hatte und brachte ihr eine Tasse Kaffee.
Luke blickte sich noch einmal kurz um, um sicher zu gehen, dass im Moment nicht so viel los war und setzte sich dann zu ihr an den Tisch.
âWie gehtâs dir?â
Lore wollte sich ein schwaches Lächeln abgewinnen, doch sie schaffte nur eine Grimasse, die nicht einmal annähernd einem Lächeln gleich kam.
âIch weià nicht wie ich das schaffen soll. Ich hab mich dreimal ins Auto gesetzt und wollte nach New York fahren. Nur um dann wieder auszusteigen und zu erkennen, dass Rory das nicht will. Ich komm mir so blöd vor. Ich bin echt nicht besser als meine eigenen Eltern und dabei habe ich immer alles versucht um nicht so zu werden wie sie.â
âMach dir nicht solche Vorwürfe. Rory wird zurückkommen. Das weià ich ganz sicher.â
âWenn es nur nicht so schrecklich still im Haus wäre. Alles erinnert mich an sie und diese Ruhe macht alles unerträglich. Es ist als würde alle Wände immer näher rücken, bis mich alles erquetscht.â
âDu bist einfach fertig mit den Nerven. Wenn ⦠wenn du möchtest könnte ich ja ⦠ich könnte ja bei dir wohnen, damit du nicht so alleine bist?â Stotterte Luke. Er wusste nicht, wie er sie am besten fragen sollte, ob er bei ihr wohnen soll.
âDas wäre lieb von dir. Du kannst ja sofort wieder ausziehen, wenn Rory irgendwann wie der da ist.â Dieser Satz enttäuschte Luke. Sie wollte, dass er nu so lange bei ihr wohnte bis Rory wieder da war. Sie wollte nicht, dass er vielleicht für immer blieb.
âOK.â Fiel seine antwort demnach auch ziemlich knapp aus.
Lore sah seine traurige Miene und beeilte sich zu erklären wieso sie so reagierte.
âLuke, es .. es ist nicht so, dass ich nicht möchte, dass du bei mir wohnst ⦠ich meine für immer bei mir einziehst, aber ich ⦠es ist auch Rorys zu Hause. Ich kann das nicht einfach ohne sie entscheiden, auch wenn sie jetzt in New York ist.â
Luke war zwar immer noch etwas enttäuscht, konnte sich jedoch mit der Erklärung abfinden.
âIn Ordnung, also wohn ich erstmal so lange bei dir bis Rory wieder da ist oder du die Nase von mir voll hast und dann sehen wir weiter.â Er lächelte sie vorsichtig an.
âVon dir könnte ich doch nie die Nase voll haben.â Wie er ihr gegenüber saà mit all der Liebe in seinem Blick konnte sie nicht anders und musste auch Lächeln.
Luke beugte sich zu ihr vor und küsste sie zärtlich. Dann stand er auf, holte für Lore ein Stück Kirschkuchen und für Polly eine Schüssel mit Wasser. Diese hatte sich unter den Tisch zu Lores FüÃen gelegt und blickte neugierig durch das Diner. Als sie jedoch niemanden erblickte oder erschnüffelte, den sie kannte, legte sie den Kopf auf die Pfoten und schlief ein.
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[SIZE=-1][SIZE=-3][SIZE=-4][SIZE=-3]louisvuitton fanclub; java junkies; jess' & rorys never ending love club[/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE]
[SIZE=-2][SIZE=-2][SIZE=1]meine FF --->"Live and Love in Stars Hollow"[/SIZE]
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