04.04.2005, 15:58
Kapitel 16
Die riesigen Wolkenkratzer beeindruckten Rory. Sie war zwar schon mal in New York gewesen, doch das war schon eine ganze Weile her.
Das GroÃstadt-Feeling packte sie und hielt sie ihn seinem Bann.
Jess musste unwillkürlich grinsen, als er Rorys strahlendes Gesicht sah. Sie war so unglaublich bezaubernd.
âWo müssen wir jetzt eigentlich hin?â
âIch muss uns ne Wohnung besorgen. Also werden wir erst mal zu meinen alten Kumpels fahren müssen. Danach gehört der Tag dir.â
Rory lächelte ihn fröhlich an und Jessâ Herz machte einen Satz.
Nach und nach wurden die Häuser ärmlicher und die StraÃen dreckiger. Auch die Sonne schien in diesem Stadtteil nicht so hell wie in anderen.
Auf allem schien Armut und zugleich ein Hauch von Gefahr zu liegen. Rory merkte, wie ihr eine Gänsehaut die Arme hoch kroch.
Jess lenkte den Wagen zügig durch die StraÃen. Er schien sich hier auszukennen.
Als sie an einem alten Wohnblock angekommen waren, bog Jess in eine gut versteckte Einfahrt.
âHör zu, ich muss hier kurz raus. Steig nicht aus und öffne auch nicht die Tür falls jemand drauÃen steht. Ich schlieÃe das Auto zu.â
Seine Stimme verriet ihr, dass er es ernst meinte und dass sie sich lieber daran halten sollte, obwohl sie sowieso nicht auf die Idee gekommen wäre, hier auszusteigen.
Jess ging auf eine Hintertür zu und verschwand darin.
Ihr wurde immer mulmiger. Die Gefahr schien wie der Schmutz an allem zu kleben.
Plötzlich ertönte der panische Aufschrei einer Frau.
Das Herz schien Rory stehen zu bleiben. Was sollte sie jetzt machen? Jess hatte ihr ausdrücklich gesagt, sie solle den Wagen nicht verlassen. Aber sie musste der Frau doch helfen.
Rory entriegelte die Tür und stieg langsam und leise auf. Sie horchte auf irgendwelche Geräusche, die vielleicht darauf hinweisen würden aus welcher Richtung der Schrei gekommen war.
Ein dumpfes Geräusch drang aus einer weiteren SeitenstraÃe, die auch in den Hinterhof mündete.
Vorsichtig ging sie darauf zu, immer bemüht leise aufzutreten, damit sie sich nicht gleich verriet.
Als sie in die Gasse späte sah sie dort einen Mann, der eine Frau an die Wand presste und wüst beschimpfte.
âDu kleine Hure, du hast gesagt, du kannst den Stoff heute bezahlen. Du weiÃt doch was ich mit Kunden machen, die nicht bezahlen könne, oder?â
Die Frau wimmerte auf.
Endlich hatte sich Rory aus ihrer Starre gelöst.
âHey, lass sie in Ruhe.â Sie wusste, dass sie sich damit selbst in groÃe Schwierigkeiten brachte, doch die Worte kamen einfach so über ihre Lippen, ohne dass sie darüber nachdachte.
âHau ab und beweg deinen süÃen Arsch aus meinem Blickfeld sonst gibtâs Ãrger.â Schrie der Typ sie an. Ãber seine Stirn verlief eine Narbe, vielleicht von einem Streifschuss, und sein Gesicht war zu einer gefährlichen Grimasse verzogen.
Auch die Augen der Frau hatten sich zu schlitzen verzogen.
âHau endlich ab, Prinzessin. Das geht dich nichts an, sonst geht es dir bald genauso wie mir. Verpiss dich lieber, bevor es zu spät ist.â Die Härte in der Stimme der Frau schockierte Roy zutiefst.
Total verwirrt drehte sie sich um und rannte zurück zum Auto. Jess war noch nicht wieder zurück.
Sie setzte sich hinein und verriegelte schnell die Tür. Was war da nur eben passiert? Wieso hatte die Frau ihre Hilfe abgelehnt? Sie verstand es einfach nicht. Wie sollte sie Landei sich hier nur zurechtfinden, wie sollte sie wissen was sie tun und was besser lassen sollte?
Ihr fiel ein Stein vom Herzen als Jess endlich wiederkam. Sollte sie ihm von dem Vorfall erzählen? Sie hätte nicht die richtigen Worte gefunden und kam sich zudem blöd vor, weil sie doch ausgestiegen war, also erwähnte sie nicht, was da eben passiert war.
âUnd, hast du eine Wohnung?â
âWir haben Glück. Ein Kumpel von mir kennt jemanden, der gerade ⦠eine Geschäftsreise ⦠macht. Wir können so lange in seiner Wohnung wohnen.â Seine Stimme und sein Stocken verrieten ihr, dass es sich ganz und gar nicht um eine Geschäftsreise handelte, doch es war vielleicht besser, wenn sie nicht weiter nachbohrte.
Es erleichterte sie ungemein, als die Gegend, in die sie fuhren, freundlicher wurde. Es war zwar noch kein Villenviertel oder ähnliches, aber es war sauber und ihre Gänsehaut war verschwunden.
Jess lenkte den Wagen an ein par Einfamilienhäusern vorbei, in deren Vorgärten Kinder spielten.
Wow, es war zwar nicht Stars Hollow, doch hier fühlte sie sich eindeutig wohler.
Als Jess den Wagen vor einem Appartementhaus abstellte, hatte sich Rorys schlechtes Gefühl verflüchtigt.
Sie stiegen aus und die Treppe zu den Appartements hoch. Es waren einfache weiÃe Türen, an denen teilweise schon die Farbe abblätterte.
Der Gang war lang und von ihm führten 6 Türen zu den Wohnungen.
Jess hielt vor einer Tür mit der Nummer 267c, kramte einen Schlüssel aus seiner Hosentasche und schloss die Tür auf.
Die Einrichtung war spärlich. Ein Bett, ein Fernseher, ein Sessel, keine Bilder an den Wänden oder ähnliches. An der Decke hing ein Ventilator. Zu ihrer rechten ging eine Tür in ein kleines Bad. Sie war überrascht als sie eine Dusche und eine Badewanne entdeckte, solchen Luxus hätte sie bei der sonst so spartanischen Einrichtung nicht erwartet.
Die Toilette war einigermaÃen sauber und durch den Spiegel konnte man sogar noch sein eigenes Spiegelbild erkennen. Es würde genügen.
Eine richtige Küche gab es in dem Appartement nicht, nur einen kleinen, leeren Kühlschrank, einen Schrank und einen alten rostigen Herd.
In dem Ofen hatte bestimmt lange nichts mehr gestanden - nicht einmal Schuhe.
Sie warf einen Blick aus dem Fenster und was sie da sah überwältigte sie. Da drauÃen war das Meer, unglaublich blau und durch eine leichte Brise aufgewühlt. Kleine Wellen spülten den menschenleeren Strand entlang. Es war traumhaft.
Rory wusste, wieso sie sich für einen Beruf entschieden hatte, bei dem man viel reisen musste. Sie wollte weitere solche Orte sehen.
Nachdem sie sich vom Meer abgewendet hatte, nahm sie Jess bei der Hand und zog ihn mit sich nach drauÃen. Das Meer lockte sie so sehr, dass sie keinen Moment länger drinnen bleiben wollte.
Lore war gerade dabei in ihrem Kleiderschrank etwas Platz für Lukes Sachen zu machen als sich seine Arme um ihre Hüfte schlangen.
âEs ist toll bei dir sein zu können.â Luke küsste sie in den Nacken.
âFind ich auch. Es ist so natürlich. Ich weià nicht ⦠ich hätte mir vorher nie vorstellen können, dass ein Mann bei mir wohnt. Nicht einmal bei Max und mit ihm war ich verlobt.
Aber bei dir ist das irgendwie anders. Es ist als würdest du hierher gehören, als gäbe es keinen anderen Ort, der mehr für dich bestimmt wäre als dieser.â Sie drehte sich in seinen Armen und küsste ihn zärtlich und dankbar, dankbar, dass er für sie da war und sie von Rory ablenkte.
In diesem Moment gab es wahrscheinlich keinen glücklicheren Mann als Luke. Was sie da eben gesagt hatte, war fast wie ein Wunder. Sie hatten so lange gebraucht, bis sie erkannt hatten, dass sie füreinander bestimmt waren. Er konnte sich nicht vorstellen, wie er neun ganze Jahre nur mit ihr befreundet gewesen sein konnte. Wie hatte er das nur ausgehalten?
âIch liebe dich, Lorelai Gilmore.â
âIch liebe dich auch, Lukas Danes.â Wow, sie hatte diese Worte noch nie zuvor über die Lippen gebracht. Er war etwas Besonderes und sie würde ihn nie wieder hergeben.
Er presste sie an sich und küsste sie leidenschaftlich. Langsam bewegten sich die beiden auf das Bett zu.
Da fiel Lores Blick auf den Wecker.
âOh mein Gott. Das darf doch nicht war sein!â
âWas ist denn los?â Verwirrt blickte Luke sie an.
âEs ist schon kurz vor halb sieben.â
âUnd was ist daran so schlimm?â Ihre Worte waren immer noch ein Rätsel für ihn.
âIch muss doch um sieben bei meinen Eltern sein. Also hab ich jetzt keine Zeit mehr für dich. Ich komm so schon zu spät und ich muss ihnen doch die Sache mit Rory erklären.â
Luke schaute sie verständnisvoll an und gab ihr noch einen kurzen Kuss.
âIch dachte Eltern können bei solchen Sachen nur so lange stören wie man noch bei ihnen wohnt. Ich dachte spätestens Mitte Zwanzig hat sich das Tür zu schlieÃen und immer darauf achten, wann die Eltern zu Hause sind, gelegt. Das ist irgendwie wie ein Blick in die Vergangenheit.â
Wieso hatte sie nur vergessen ihren Badeanzug einzupacken? Sie war hier schlieÃlich in New York. Das Meer war sozusagen ihr Nachbar.
Doch beim Packen hatte sie nur daran gedacht mit Jess fort zu gehen, egal wohin.
Sie konnte von Glück sagen, dass ihre Reise sie nicht irgendwohin führte, wo es bitterkalt war. Dann wäre sie wirklich aufgeschmissen.
Rory hatte sich ihre Hosenbeine hochgekrempelt und tollte jetzt mit Jess durch das flache Wasser.
Es war toll den Sand zwischen den Zehen zu spüren.
Einen Moment hatte sie daran gedacht einfach in Unterwäsche zu schwimmen, doch das war ihr dann doch zu peinlich.
Sie beugte sich zum Wasser nahm eine Hand voll und spritze es Jess ins Gesicht.
âHey! Na warte!â Er rannte ihr hinterher, holte dann aus und spritzte das Wasser so hoch, dass sie von oben bis unten klitschnass war.
Sie wollte zurückspritzen verlor aber dabei fast das Gleichgewicht und konnte sich gerade so noch in seinen Armen festhalten.
Feine Wassertropfen glitzerten auf ihrem Gesicht und ihre Haare lockten sich durch die Feuchtigkeit.
âHey, kleine Meerjungfrau, ich glaube wir sollten Einkaufen gehen, damit wir richtig schwimmen gehen können.â
âDu willst wirklich mit mir Shoppen gehen? Hast du dir das richtig überlegt.â
âJaaaa, ich glaube schon.â Er lächelte sie in seiner charmant schiefen Art an.
âAber auf deine Verantwortung.â Sie küsste ihn zärtlich.
Ihre Küsse waren durch das Meerwasser salzig, doch das störte ihn nicht.
âWie sollen wir eigentlich einkaufen gehen, wenn wir kein Geld haben?â Fiel es ihr plötzlich ein.
âWer sagt denn, dass wir kein Geld haben?â
âWo hast du Geld her? Ich denke, du musst dir erst mal einen Job suchen?â Sie blickte ihn neugierig an.
âIch hab mir von einem Kumpel Geld geliehen.â
âGeliehen? Und er hat dir das einfach so gegeben?â
âNa ja, was heiÃt einfach so?â
âNa, er wird es dir doch sicherlich nicht einfach so geschenkt haben.â
âIch sagte doch schon, dass ich es mir geliehen habe, das heiÃt, ich muss es ihm wiedergeben. Darüber wollte ich sowieso noch mal mit dir reden.â
âWorüber?â
âDie Bedingung dafür, dass er mir das Geld vorstreckt ist, dass ich schon morgen anfange bei ihm zu arbeiten.â
âDas ist doch toll da hast du gleich einen Job.â
âJa, ich muss mich nur heute Abend noch mal mit ihm treffen, um alles genau auszumachen von wegen Bezahlung und so.â
âUnd wo willst du dich mit ihm treffen?â
âLass dich überraschen.â Sein geheimnisvolles Lächeln machte sie neugierig.
âHeiÃt das, ich soll mitkommen?â
âKlar.â
âUnd wohin?â
âTja, das ist die Ãberraschung.â
âHey, jetzt bin ich neugierig.â Sie sah ihn mit Dackelblick an und gab ihm einen kurzen Kuss.
âWar das alles?â Fragte er und wollte sie schon wieder an sich ziehen.
âNicht wenn du mir sagst, was du heute Abend vor hast.â
âDann muss ich eben leiden.â Sie wollte sich gespielt beleidigt von ihm wegdrehen, doch er drehte sie einfach wieder zu sich und küsste sie leidenschaftlich.
âSo war das aber nicht ausgemacht.â Brachte Rory in einer kurzen Atempause hervor.
âWer sagt denn, dass du hier die Regeln machst.â Sie war ihm einfach hoffnungslos unterlegen, wenn er sie so angrinste.
Kapitel 17
Es waren schon 10 Minuten vergangen, seit sie in die Einfahrt ihrer Eltern eingebogen war, doch sie saà immer noch hinter dem Steuer ihres Autos.
Wie sollte sie es ihren Eltern nur erklären und wie würden diese reagieren?
Wenn Rory jetzt hier wäre, würde ihre Tochter sie dazu zwingen jetzt dort reinzugehen, doch Rory war nicht da.
Sei nahm ihre Tasche in die Hand und berührte den Türgriff, doch eine Sekunde später hatte sie es sich wieder anders überlegt und stellte das Täschchen neben sich.
Lore schaltete das Radio an und drückte von einem Sender zum nächsten, doch keiner wollte ihr gefallen.
SchlieÃlich schaltete sie das Radio wieder aus, kramte in ihrer Tasche und brachte Lippenstift und Spiegel zum Vorschein.
Sie zog ihre Lippen nach, legte den Spiegel dann aber wieder weg, da sie ihr eigenes Gesicht nicht sehen konnte.
Sie sah einfach schrecklich aus und ihre Mutter würde sofort merken, dass etwas nicht in Ordnung war.
Das konnte ja heiter werden.
Eigentlich könnte sie einfach den Motor anstellen und wieder zurückfahren. Es wäre ganz leicht und keiner würde etwas merken.
Sie könnte ihren Eltern einfach erzählen, dass Stau war und das sie deswegen nicht kommen konnte oder am besten, dass die StraÃe ganz gesperrt war.
Eine Grippe wäre vielleicht auch eine gute Ausrede, oder etwas wichtiges, das im Hotel dazwischen gekommen war.
Würde ihr das helfen? Nein. Sie würde es ihnen ja sowieso irgendwann erzählen müssen.
âAaaahh!â Schrie Lore auf
Ein kopf war am Fenster erschienen und hatte sie fürchterlich erschreckt.
âMum!â
âLorelai, möchtest du dein Essen im Wagen einnehmen, oder wieso steigst du nicht endlich aus?â
âIch ⦠ich hab nur mein Telefon gesucht. Es war unter den Sitz gerutscht und ich habe eine Weile gebraucht, bis ich es wieder vorgeholt hatte.â
âIch möchte sowieso nicht, dass während dem Essen eines dieser schrecklichen Mobiltelefone klingelt. Du hättest es also getrost liegen lassen können.â
âNein, denn was mach ich, wenn die Leute von der Lottogesellschaft anrufen, um mir zu sagen, dass ich eine Million Dollar gewonnen habe. Dann kriegt mein Geld am Ende irgendein blöder SpieÃer mit schrecklichem Musikgeschmack und ich gehe leer aus.â
âHast du denn Lotto gespielt?â Emily blickte ihre Tochter erwartungsvoll fast herausfordernd an.
âNein.â Lore blickte ihre Mutter an, als wäre es das normalste auf der Welt, im Lotto zu gewinnen auch wenn man keinen Los gekauft hatte.
Emily ging nicht weiter auf den Humor ihrer Tochter ein, wartete bis ihre Tochter ausgestiegen war und ging dann voran zur Haustür.
âHast du ne Ahnung wo man hier einkaufen gehen kann?â Sie hatten gerade ihre Taschen reingetragen, denn sie brauchten schlieÃlich Handtücher.
âKlar!â Er nahm ihre Hand und sie gingen zusammen zum Auto.
Rory war froh, dass er einen anderen Weg zurück zum Zentrum nahm, als den, den sie gekommen waren.
Noch mal durch diese schreckliche Gegend wollte sie möglichst nicht fahren.
Als sie endlich Manhattan erreicht hatten, hielten sie vor einer riesigen Shoppingmall.
Rorys Augen begannen zu strahlen. Was gab es denn schöneres als Shopping?
âAlso, wo willst du überall hin?â
âIch will unbedingt in einen Buchladen gehen, weil ich vergessen habe mir was zu lesen einzupacken. Und nach Klamotten will ich auch gucken. Dazu sind wir ja schlieÃlich hier.â
âNa dann mal los.â
Sie waren in den erst besten Laden eingeschwenkt und suchten nach passenden Sachen.
âWas hältst du von dem Rock hier?â Jess hielt ihr das Teil entgegen.
âGanz schön kurz.â Rory beäugte den Rock.
âNa und?â Er grinste sie schelmisch an.
âSo was zieh ich nicht an.â
Er hängte den Rock zurück und griff nach einem zweiten, diesmal jedoch Knielänge.
âUnd der?â
âWow, der ist ja toll. Ich such mir nur noch ein par Oberteile und dann geh ich anprobieren.â
âWo ist eigentlich Rory?â
âMum, habt ihr einen neuen Teppich? Der ist mir ja noch gar nicht aufgefallen.â
âJa, Lorelai, der Teppich ist neu. Aber du hast meine Frage noch nicht beantwortet.â
âWo ist eigentlich Dad? Ah, da ist er ja. Hallo Dad.â
âHallo Lorelai. Was möchtest du trinken? Wie immer eine Martini?â
âJa, wie immer.â
âLorelai! Jetzt sag mir schon endlich wo Rory ist.â Langsam wurde Emily ungeduldig.
âRory ist nicht da? Tatsächlich.â Die Verwirrung war ihm anzusehen.
âNun erzähl schon! Oder hat es dir plötzlich die Sprache verschlagen?â
âAlso, Mum, Dad, Rory ist ⦠sie ist in New York. â Lore versuchte zu lächeln, um ihre Eltern zu beruhigen, doch Resultat dieses Versuches war eher unglaubwürdig.
âIn New York? Was will sie denn in New York?â
âEs ist eben eine schöne Stadt, viele tolle Läden, Star Bucks, was ist so unwahrscheinlich dran, dass sie nach New York gefahren ist?â Versuchte sie zu erklären.
âIch habe letztens mit einem Mann aus New York verhandelt. Toll diese groÃstädtische Art, er ist ein toller Bursche und Golf spielen kann er, fast so gut wie Tiger Woods.â
âRichard! Denkst du nicht, dass das in Anbetracht der Tatsache, dass Lorelai uns den wirklichen Grund für Rorys Reise verschweigt, etwas unangebracht ist?â
âOh, natürlich.â Verwirrt blieb er mit Lores Martini und seinem Whisky stehen und sah Lorelai fragend an.
âIhr habt euch gestritten oder liege ich damit etwa falsch?â Emily spielte ein Lächeln über das Versagen ihrer Tochter um die Lippen. Der Tochter, die vor ihr weggelaufen war.
Doch als sie Lores trauriges Gesicht war, kam sie sich schäbig vor.
âAber sie ist doch nicht etwa alleine gefahren?â Kam Richard wieder zur Besinnung und drückte Lore ihren Martini in die Hand.
âNein ist sie nicht.â
âUnd mit wem ist sie gefahren?â
âMit Jess.â
âJess? Dieser mysteriöse neue Freund?â
âWie konntest du sie einfach mit einem Jungen nach New York fahren lassen? Ganz allein. Ihr habt es ja nicht einmal für nötig gehalten ihn uns vorzustellen also kann er ja gar nicht so bedeutend und vertrauenswürdig sein, dass es in Ordnung wäre, wenn sie mit ihm weg fährt. Wieso hast du das nur zugelassen?â
âErstens wollte er nicht mit zum Essen zu euch kommen und zweitens hab ich versucht Rory klarzumachen, dass er nicht gut für sie ist. Und was hab ich jetzt davon? Jetzt sitz ich hier, weià nicht einmal genau wo sie ist und ob es ihr gut geht. Denkst du, dass ich mir das ausgesucht habe? Denkst du wirklich, dass ich zu ihr sagen würde ´Klar geh doch nach New York, so lange du willst. Du musst mir auch nicht vorher Bescheid sagen, hau einfach mitten in der Nacht ab. Ich kann dir dafür auch ein par Tipps geben. Ich bin schlieÃlich die Meisterin im von zu Hause weglaufen gewesen, kein Wunder bei meinen Eltern. `â Lorelai hatte sich so in Rage geredet, dass sie sich kaum noch bremsen konnte und den gesamten Frust der letzten Tage einfach bei ihren Eltern ablud.
âLorelai!â Emily hatte vor Empörung die Luft angehalten. âIch denke es ist besser wenn du jetzt gehst. Sobald du etwas von Rory weiÃt, ruf uns bitte an, wenn es dir keine Umstände bereitet deine schrecklichen Eltern anzurufen.
Die Tränen liefen Lore über das Gesicht. Sie war am Rande eines Nervenzusammenbruchs.
Ohne noch einmal auf die Bitte ihrer Mutter einzugehen, stürmte sie aus dem Haus und fuhr davon.
Nach einer halben Stunde hatten sie den Laden verlassen. Im Gepäck einen Rock, zwei Oberteile und ein schönes Sommerkleid.
Als sie zu Hause angekommen waren, machte es sich Rory mit ihrem neuen Buch, das sie auÃerdem erstanden hatte, auf dem Bett bequem.
Jess wollte duschen und so hatte sie etwas Zeit für sich.
Sie schlug das Buch auf und las die ersten Seiten. Es hieà âSie nannten mich Esâ und was sie da las verschlug ihr die Sprache. Ãbelkeit stieg in ihr hoch.
Es handelte von einem kleinen achtjährigen Jungen, der von seiner Mutter misshandelt wurde. Die Brutalität, wie die Mutter mit ihrem Kind umging lieà Ãbelkeit in ihr hochsteigen.
Sie musste an ihre Mutter denken und der Grund, wieso sie sich so gestritten hatten, kam ihr plötzlich nichtig vor. Wie hatte sie nur so wütend auf ihre Mum sein können. Wo sie doch froh sein sollte so eine tolle Mutter zu haben.
Lore war gerade zu Hause angekommen. Es war ihr schwer gefallen sich auf die StraÃe zu konzentrieren.
Irgendeine Möglichkeit musste sie finden um nicht total wahnsinnig zu werden.
Luke war noch im Diner und würde nicht allzu früh zurück sein.
Sie lieà sich einfach auf das Sofa fallen und schaltete den Fernseher an.
Die Melodie einer neuen Serie ertönte.
Lore war wie gebannt. Was sie da sah war einfach unglaublich.
In dieser Serie ging es doch tatsächlich um eine Mutter und ihre Tochter. Es war als würde sie ihr eigenes Leben mit Rory verfilmt sehen.
Die Charaktere waren alle glücklich und lächelten. Die Frau hatte sogar dieselbe Kaffeesucht wie sie. Wie konnte das nur möglich sein?
Eigentlich hatte sie sich vor den Fernseher gesetzt um sich etwas abzulenken, doch wie sollte sie das so schaffen?
Die riesigen Wolkenkratzer beeindruckten Rory. Sie war zwar schon mal in New York gewesen, doch das war schon eine ganze Weile her.
Das GroÃstadt-Feeling packte sie und hielt sie ihn seinem Bann.
Jess musste unwillkürlich grinsen, als er Rorys strahlendes Gesicht sah. Sie war so unglaublich bezaubernd.
âWo müssen wir jetzt eigentlich hin?â
âIch muss uns ne Wohnung besorgen. Also werden wir erst mal zu meinen alten Kumpels fahren müssen. Danach gehört der Tag dir.â
Rory lächelte ihn fröhlich an und Jessâ Herz machte einen Satz.
Nach und nach wurden die Häuser ärmlicher und die StraÃen dreckiger. Auch die Sonne schien in diesem Stadtteil nicht so hell wie in anderen.
Auf allem schien Armut und zugleich ein Hauch von Gefahr zu liegen. Rory merkte, wie ihr eine Gänsehaut die Arme hoch kroch.
Jess lenkte den Wagen zügig durch die StraÃen. Er schien sich hier auszukennen.
Als sie an einem alten Wohnblock angekommen waren, bog Jess in eine gut versteckte Einfahrt.
âHör zu, ich muss hier kurz raus. Steig nicht aus und öffne auch nicht die Tür falls jemand drauÃen steht. Ich schlieÃe das Auto zu.â
Seine Stimme verriet ihr, dass er es ernst meinte und dass sie sich lieber daran halten sollte, obwohl sie sowieso nicht auf die Idee gekommen wäre, hier auszusteigen.
Jess ging auf eine Hintertür zu und verschwand darin.
Ihr wurde immer mulmiger. Die Gefahr schien wie der Schmutz an allem zu kleben.
Plötzlich ertönte der panische Aufschrei einer Frau.
Das Herz schien Rory stehen zu bleiben. Was sollte sie jetzt machen? Jess hatte ihr ausdrücklich gesagt, sie solle den Wagen nicht verlassen. Aber sie musste der Frau doch helfen.
Rory entriegelte die Tür und stieg langsam und leise auf. Sie horchte auf irgendwelche Geräusche, die vielleicht darauf hinweisen würden aus welcher Richtung der Schrei gekommen war.
Ein dumpfes Geräusch drang aus einer weiteren SeitenstraÃe, die auch in den Hinterhof mündete.
Vorsichtig ging sie darauf zu, immer bemüht leise aufzutreten, damit sie sich nicht gleich verriet.
Als sie in die Gasse späte sah sie dort einen Mann, der eine Frau an die Wand presste und wüst beschimpfte.
âDu kleine Hure, du hast gesagt, du kannst den Stoff heute bezahlen. Du weiÃt doch was ich mit Kunden machen, die nicht bezahlen könne, oder?â
Die Frau wimmerte auf.
Endlich hatte sich Rory aus ihrer Starre gelöst.
âHey, lass sie in Ruhe.â Sie wusste, dass sie sich damit selbst in groÃe Schwierigkeiten brachte, doch die Worte kamen einfach so über ihre Lippen, ohne dass sie darüber nachdachte.
âHau ab und beweg deinen süÃen Arsch aus meinem Blickfeld sonst gibtâs Ãrger.â Schrie der Typ sie an. Ãber seine Stirn verlief eine Narbe, vielleicht von einem Streifschuss, und sein Gesicht war zu einer gefährlichen Grimasse verzogen.
Auch die Augen der Frau hatten sich zu schlitzen verzogen.
âHau endlich ab, Prinzessin. Das geht dich nichts an, sonst geht es dir bald genauso wie mir. Verpiss dich lieber, bevor es zu spät ist.â Die Härte in der Stimme der Frau schockierte Roy zutiefst.
Total verwirrt drehte sie sich um und rannte zurück zum Auto. Jess war noch nicht wieder zurück.
Sie setzte sich hinein und verriegelte schnell die Tür. Was war da nur eben passiert? Wieso hatte die Frau ihre Hilfe abgelehnt? Sie verstand es einfach nicht. Wie sollte sie Landei sich hier nur zurechtfinden, wie sollte sie wissen was sie tun und was besser lassen sollte?
Ihr fiel ein Stein vom Herzen als Jess endlich wiederkam. Sollte sie ihm von dem Vorfall erzählen? Sie hätte nicht die richtigen Worte gefunden und kam sich zudem blöd vor, weil sie doch ausgestiegen war, also erwähnte sie nicht, was da eben passiert war.
âUnd, hast du eine Wohnung?â
âWir haben Glück. Ein Kumpel von mir kennt jemanden, der gerade ⦠eine Geschäftsreise ⦠macht. Wir können so lange in seiner Wohnung wohnen.â Seine Stimme und sein Stocken verrieten ihr, dass es sich ganz und gar nicht um eine Geschäftsreise handelte, doch es war vielleicht besser, wenn sie nicht weiter nachbohrte.
Es erleichterte sie ungemein, als die Gegend, in die sie fuhren, freundlicher wurde. Es war zwar noch kein Villenviertel oder ähnliches, aber es war sauber und ihre Gänsehaut war verschwunden.
Jess lenkte den Wagen an ein par Einfamilienhäusern vorbei, in deren Vorgärten Kinder spielten.
Wow, es war zwar nicht Stars Hollow, doch hier fühlte sie sich eindeutig wohler.
Als Jess den Wagen vor einem Appartementhaus abstellte, hatte sich Rorys schlechtes Gefühl verflüchtigt.
Sie stiegen aus und die Treppe zu den Appartements hoch. Es waren einfache weiÃe Türen, an denen teilweise schon die Farbe abblätterte.
Der Gang war lang und von ihm führten 6 Türen zu den Wohnungen.
Jess hielt vor einer Tür mit der Nummer 267c, kramte einen Schlüssel aus seiner Hosentasche und schloss die Tür auf.
Die Einrichtung war spärlich. Ein Bett, ein Fernseher, ein Sessel, keine Bilder an den Wänden oder ähnliches. An der Decke hing ein Ventilator. Zu ihrer rechten ging eine Tür in ein kleines Bad. Sie war überrascht als sie eine Dusche und eine Badewanne entdeckte, solchen Luxus hätte sie bei der sonst so spartanischen Einrichtung nicht erwartet.
Die Toilette war einigermaÃen sauber und durch den Spiegel konnte man sogar noch sein eigenes Spiegelbild erkennen. Es würde genügen.
Eine richtige Küche gab es in dem Appartement nicht, nur einen kleinen, leeren Kühlschrank, einen Schrank und einen alten rostigen Herd.
In dem Ofen hatte bestimmt lange nichts mehr gestanden - nicht einmal Schuhe.
Sie warf einen Blick aus dem Fenster und was sie da sah überwältigte sie. Da drauÃen war das Meer, unglaublich blau und durch eine leichte Brise aufgewühlt. Kleine Wellen spülten den menschenleeren Strand entlang. Es war traumhaft.
Rory wusste, wieso sie sich für einen Beruf entschieden hatte, bei dem man viel reisen musste. Sie wollte weitere solche Orte sehen.
Nachdem sie sich vom Meer abgewendet hatte, nahm sie Jess bei der Hand und zog ihn mit sich nach drauÃen. Das Meer lockte sie so sehr, dass sie keinen Moment länger drinnen bleiben wollte.
Lore war gerade dabei in ihrem Kleiderschrank etwas Platz für Lukes Sachen zu machen als sich seine Arme um ihre Hüfte schlangen.
âEs ist toll bei dir sein zu können.â Luke küsste sie in den Nacken.
âFind ich auch. Es ist so natürlich. Ich weià nicht ⦠ich hätte mir vorher nie vorstellen können, dass ein Mann bei mir wohnt. Nicht einmal bei Max und mit ihm war ich verlobt.
Aber bei dir ist das irgendwie anders. Es ist als würdest du hierher gehören, als gäbe es keinen anderen Ort, der mehr für dich bestimmt wäre als dieser.â Sie drehte sich in seinen Armen und küsste ihn zärtlich und dankbar, dankbar, dass er für sie da war und sie von Rory ablenkte.
In diesem Moment gab es wahrscheinlich keinen glücklicheren Mann als Luke. Was sie da eben gesagt hatte, war fast wie ein Wunder. Sie hatten so lange gebraucht, bis sie erkannt hatten, dass sie füreinander bestimmt waren. Er konnte sich nicht vorstellen, wie er neun ganze Jahre nur mit ihr befreundet gewesen sein konnte. Wie hatte er das nur ausgehalten?
âIch liebe dich, Lorelai Gilmore.â
âIch liebe dich auch, Lukas Danes.â Wow, sie hatte diese Worte noch nie zuvor über die Lippen gebracht. Er war etwas Besonderes und sie würde ihn nie wieder hergeben.
Er presste sie an sich und küsste sie leidenschaftlich. Langsam bewegten sich die beiden auf das Bett zu.
Da fiel Lores Blick auf den Wecker.
âOh mein Gott. Das darf doch nicht war sein!â
âWas ist denn los?â Verwirrt blickte Luke sie an.
âEs ist schon kurz vor halb sieben.â
âUnd was ist daran so schlimm?â Ihre Worte waren immer noch ein Rätsel für ihn.
âIch muss doch um sieben bei meinen Eltern sein. Also hab ich jetzt keine Zeit mehr für dich. Ich komm so schon zu spät und ich muss ihnen doch die Sache mit Rory erklären.â
Luke schaute sie verständnisvoll an und gab ihr noch einen kurzen Kuss.
âIch dachte Eltern können bei solchen Sachen nur so lange stören wie man noch bei ihnen wohnt. Ich dachte spätestens Mitte Zwanzig hat sich das Tür zu schlieÃen und immer darauf achten, wann die Eltern zu Hause sind, gelegt. Das ist irgendwie wie ein Blick in die Vergangenheit.â
Wieso hatte sie nur vergessen ihren Badeanzug einzupacken? Sie war hier schlieÃlich in New York. Das Meer war sozusagen ihr Nachbar.
Doch beim Packen hatte sie nur daran gedacht mit Jess fort zu gehen, egal wohin.
Sie konnte von Glück sagen, dass ihre Reise sie nicht irgendwohin führte, wo es bitterkalt war. Dann wäre sie wirklich aufgeschmissen.
Rory hatte sich ihre Hosenbeine hochgekrempelt und tollte jetzt mit Jess durch das flache Wasser.
Es war toll den Sand zwischen den Zehen zu spüren.
Einen Moment hatte sie daran gedacht einfach in Unterwäsche zu schwimmen, doch das war ihr dann doch zu peinlich.
Sie beugte sich zum Wasser nahm eine Hand voll und spritze es Jess ins Gesicht.
âHey! Na warte!â Er rannte ihr hinterher, holte dann aus und spritzte das Wasser so hoch, dass sie von oben bis unten klitschnass war.
Sie wollte zurückspritzen verlor aber dabei fast das Gleichgewicht und konnte sich gerade so noch in seinen Armen festhalten.
Feine Wassertropfen glitzerten auf ihrem Gesicht und ihre Haare lockten sich durch die Feuchtigkeit.
âHey, kleine Meerjungfrau, ich glaube wir sollten Einkaufen gehen, damit wir richtig schwimmen gehen können.â
âDu willst wirklich mit mir Shoppen gehen? Hast du dir das richtig überlegt.â
âJaaaa, ich glaube schon.â Er lächelte sie in seiner charmant schiefen Art an.
âAber auf deine Verantwortung.â Sie küsste ihn zärtlich.
Ihre Küsse waren durch das Meerwasser salzig, doch das störte ihn nicht.
âWie sollen wir eigentlich einkaufen gehen, wenn wir kein Geld haben?â Fiel es ihr plötzlich ein.
âWer sagt denn, dass wir kein Geld haben?â
âWo hast du Geld her? Ich denke, du musst dir erst mal einen Job suchen?â Sie blickte ihn neugierig an.
âIch hab mir von einem Kumpel Geld geliehen.â
âGeliehen? Und er hat dir das einfach so gegeben?â
âNa ja, was heiÃt einfach so?â
âNa, er wird es dir doch sicherlich nicht einfach so geschenkt haben.â
âIch sagte doch schon, dass ich es mir geliehen habe, das heiÃt, ich muss es ihm wiedergeben. Darüber wollte ich sowieso noch mal mit dir reden.â
âWorüber?â
âDie Bedingung dafür, dass er mir das Geld vorstreckt ist, dass ich schon morgen anfange bei ihm zu arbeiten.â
âDas ist doch toll da hast du gleich einen Job.â
âJa, ich muss mich nur heute Abend noch mal mit ihm treffen, um alles genau auszumachen von wegen Bezahlung und so.â
âUnd wo willst du dich mit ihm treffen?â
âLass dich überraschen.â Sein geheimnisvolles Lächeln machte sie neugierig.
âHeiÃt das, ich soll mitkommen?â
âKlar.â
âUnd wohin?â
âTja, das ist die Ãberraschung.â
âHey, jetzt bin ich neugierig.â Sie sah ihn mit Dackelblick an und gab ihm einen kurzen Kuss.
âWar das alles?â Fragte er und wollte sie schon wieder an sich ziehen.
âNicht wenn du mir sagst, was du heute Abend vor hast.â
âDann muss ich eben leiden.â Sie wollte sich gespielt beleidigt von ihm wegdrehen, doch er drehte sie einfach wieder zu sich und küsste sie leidenschaftlich.
âSo war das aber nicht ausgemacht.â Brachte Rory in einer kurzen Atempause hervor.
âWer sagt denn, dass du hier die Regeln machst.â Sie war ihm einfach hoffnungslos unterlegen, wenn er sie so angrinste.
Kapitel 17
Es waren schon 10 Minuten vergangen, seit sie in die Einfahrt ihrer Eltern eingebogen war, doch sie saà immer noch hinter dem Steuer ihres Autos.
Wie sollte sie es ihren Eltern nur erklären und wie würden diese reagieren?
Wenn Rory jetzt hier wäre, würde ihre Tochter sie dazu zwingen jetzt dort reinzugehen, doch Rory war nicht da.
Sei nahm ihre Tasche in die Hand und berührte den Türgriff, doch eine Sekunde später hatte sie es sich wieder anders überlegt und stellte das Täschchen neben sich.
Lore schaltete das Radio an und drückte von einem Sender zum nächsten, doch keiner wollte ihr gefallen.
SchlieÃlich schaltete sie das Radio wieder aus, kramte in ihrer Tasche und brachte Lippenstift und Spiegel zum Vorschein.
Sie zog ihre Lippen nach, legte den Spiegel dann aber wieder weg, da sie ihr eigenes Gesicht nicht sehen konnte.
Sie sah einfach schrecklich aus und ihre Mutter würde sofort merken, dass etwas nicht in Ordnung war.
Das konnte ja heiter werden.
Eigentlich könnte sie einfach den Motor anstellen und wieder zurückfahren. Es wäre ganz leicht und keiner würde etwas merken.
Sie könnte ihren Eltern einfach erzählen, dass Stau war und das sie deswegen nicht kommen konnte oder am besten, dass die StraÃe ganz gesperrt war.
Eine Grippe wäre vielleicht auch eine gute Ausrede, oder etwas wichtiges, das im Hotel dazwischen gekommen war.
Würde ihr das helfen? Nein. Sie würde es ihnen ja sowieso irgendwann erzählen müssen.
âAaaahh!â Schrie Lore auf
Ein kopf war am Fenster erschienen und hatte sie fürchterlich erschreckt.
âMum!â
âLorelai, möchtest du dein Essen im Wagen einnehmen, oder wieso steigst du nicht endlich aus?â
âIch ⦠ich hab nur mein Telefon gesucht. Es war unter den Sitz gerutscht und ich habe eine Weile gebraucht, bis ich es wieder vorgeholt hatte.â
âIch möchte sowieso nicht, dass während dem Essen eines dieser schrecklichen Mobiltelefone klingelt. Du hättest es also getrost liegen lassen können.â
âNein, denn was mach ich, wenn die Leute von der Lottogesellschaft anrufen, um mir zu sagen, dass ich eine Million Dollar gewonnen habe. Dann kriegt mein Geld am Ende irgendein blöder SpieÃer mit schrecklichem Musikgeschmack und ich gehe leer aus.â
âHast du denn Lotto gespielt?â Emily blickte ihre Tochter erwartungsvoll fast herausfordernd an.
âNein.â Lore blickte ihre Mutter an, als wäre es das normalste auf der Welt, im Lotto zu gewinnen auch wenn man keinen Los gekauft hatte.
Emily ging nicht weiter auf den Humor ihrer Tochter ein, wartete bis ihre Tochter ausgestiegen war und ging dann voran zur Haustür.
âHast du ne Ahnung wo man hier einkaufen gehen kann?â Sie hatten gerade ihre Taschen reingetragen, denn sie brauchten schlieÃlich Handtücher.
âKlar!â Er nahm ihre Hand und sie gingen zusammen zum Auto.
Rory war froh, dass er einen anderen Weg zurück zum Zentrum nahm, als den, den sie gekommen waren.
Noch mal durch diese schreckliche Gegend wollte sie möglichst nicht fahren.
Als sie endlich Manhattan erreicht hatten, hielten sie vor einer riesigen Shoppingmall.
Rorys Augen begannen zu strahlen. Was gab es denn schöneres als Shopping?
âAlso, wo willst du überall hin?â
âIch will unbedingt in einen Buchladen gehen, weil ich vergessen habe mir was zu lesen einzupacken. Und nach Klamotten will ich auch gucken. Dazu sind wir ja schlieÃlich hier.â
âNa dann mal los.â
Sie waren in den erst besten Laden eingeschwenkt und suchten nach passenden Sachen.
âWas hältst du von dem Rock hier?â Jess hielt ihr das Teil entgegen.
âGanz schön kurz.â Rory beäugte den Rock.
âNa und?â Er grinste sie schelmisch an.
âSo was zieh ich nicht an.â
Er hängte den Rock zurück und griff nach einem zweiten, diesmal jedoch Knielänge.
âUnd der?â
âWow, der ist ja toll. Ich such mir nur noch ein par Oberteile und dann geh ich anprobieren.â
âWo ist eigentlich Rory?â
âMum, habt ihr einen neuen Teppich? Der ist mir ja noch gar nicht aufgefallen.â
âJa, Lorelai, der Teppich ist neu. Aber du hast meine Frage noch nicht beantwortet.â
âWo ist eigentlich Dad? Ah, da ist er ja. Hallo Dad.â
âHallo Lorelai. Was möchtest du trinken? Wie immer eine Martini?â
âJa, wie immer.â
âLorelai! Jetzt sag mir schon endlich wo Rory ist.â Langsam wurde Emily ungeduldig.
âRory ist nicht da? Tatsächlich.â Die Verwirrung war ihm anzusehen.
âNun erzähl schon! Oder hat es dir plötzlich die Sprache verschlagen?â
âAlso, Mum, Dad, Rory ist ⦠sie ist in New York. â Lore versuchte zu lächeln, um ihre Eltern zu beruhigen, doch Resultat dieses Versuches war eher unglaubwürdig.
âIn New York? Was will sie denn in New York?â
âEs ist eben eine schöne Stadt, viele tolle Läden, Star Bucks, was ist so unwahrscheinlich dran, dass sie nach New York gefahren ist?â Versuchte sie zu erklären.
âIch habe letztens mit einem Mann aus New York verhandelt. Toll diese groÃstädtische Art, er ist ein toller Bursche und Golf spielen kann er, fast so gut wie Tiger Woods.â
âRichard! Denkst du nicht, dass das in Anbetracht der Tatsache, dass Lorelai uns den wirklichen Grund für Rorys Reise verschweigt, etwas unangebracht ist?â
âOh, natürlich.â Verwirrt blieb er mit Lores Martini und seinem Whisky stehen und sah Lorelai fragend an.
âIhr habt euch gestritten oder liege ich damit etwa falsch?â Emily spielte ein Lächeln über das Versagen ihrer Tochter um die Lippen. Der Tochter, die vor ihr weggelaufen war.
Doch als sie Lores trauriges Gesicht war, kam sie sich schäbig vor.
âAber sie ist doch nicht etwa alleine gefahren?â Kam Richard wieder zur Besinnung und drückte Lore ihren Martini in die Hand.
âNein ist sie nicht.â
âUnd mit wem ist sie gefahren?â
âMit Jess.â
âJess? Dieser mysteriöse neue Freund?â
âWie konntest du sie einfach mit einem Jungen nach New York fahren lassen? Ganz allein. Ihr habt es ja nicht einmal für nötig gehalten ihn uns vorzustellen also kann er ja gar nicht so bedeutend und vertrauenswürdig sein, dass es in Ordnung wäre, wenn sie mit ihm weg fährt. Wieso hast du das nur zugelassen?â
âErstens wollte er nicht mit zum Essen zu euch kommen und zweitens hab ich versucht Rory klarzumachen, dass er nicht gut für sie ist. Und was hab ich jetzt davon? Jetzt sitz ich hier, weià nicht einmal genau wo sie ist und ob es ihr gut geht. Denkst du, dass ich mir das ausgesucht habe? Denkst du wirklich, dass ich zu ihr sagen würde ´Klar geh doch nach New York, so lange du willst. Du musst mir auch nicht vorher Bescheid sagen, hau einfach mitten in der Nacht ab. Ich kann dir dafür auch ein par Tipps geben. Ich bin schlieÃlich die Meisterin im von zu Hause weglaufen gewesen, kein Wunder bei meinen Eltern. `â Lorelai hatte sich so in Rage geredet, dass sie sich kaum noch bremsen konnte und den gesamten Frust der letzten Tage einfach bei ihren Eltern ablud.
âLorelai!â Emily hatte vor Empörung die Luft angehalten. âIch denke es ist besser wenn du jetzt gehst. Sobald du etwas von Rory weiÃt, ruf uns bitte an, wenn es dir keine Umstände bereitet deine schrecklichen Eltern anzurufen.
Die Tränen liefen Lore über das Gesicht. Sie war am Rande eines Nervenzusammenbruchs.
Ohne noch einmal auf die Bitte ihrer Mutter einzugehen, stürmte sie aus dem Haus und fuhr davon.
Nach einer halben Stunde hatten sie den Laden verlassen. Im Gepäck einen Rock, zwei Oberteile und ein schönes Sommerkleid.
Als sie zu Hause angekommen waren, machte es sich Rory mit ihrem neuen Buch, das sie auÃerdem erstanden hatte, auf dem Bett bequem.
Jess wollte duschen und so hatte sie etwas Zeit für sich.
Sie schlug das Buch auf und las die ersten Seiten. Es hieà âSie nannten mich Esâ und was sie da las verschlug ihr die Sprache. Ãbelkeit stieg in ihr hoch.
Es handelte von einem kleinen achtjährigen Jungen, der von seiner Mutter misshandelt wurde. Die Brutalität, wie die Mutter mit ihrem Kind umging lieà Ãbelkeit in ihr hochsteigen.
Sie musste an ihre Mutter denken und der Grund, wieso sie sich so gestritten hatten, kam ihr plötzlich nichtig vor. Wie hatte sie nur so wütend auf ihre Mum sein können. Wo sie doch froh sein sollte so eine tolle Mutter zu haben.
Lore war gerade zu Hause angekommen. Es war ihr schwer gefallen sich auf die StraÃe zu konzentrieren.
Irgendeine Möglichkeit musste sie finden um nicht total wahnsinnig zu werden.
Luke war noch im Diner und würde nicht allzu früh zurück sein.
Sie lieà sich einfach auf das Sofa fallen und schaltete den Fernseher an.
Die Melodie einer neuen Serie ertönte.
Lore war wie gebannt. Was sie da sah war einfach unglaublich.
In dieser Serie ging es doch tatsächlich um eine Mutter und ihre Tochter. Es war als würde sie ihr eigenes Leben mit Rory verfilmt sehen.
Die Charaktere waren alle glücklich und lächelten. Die Frau hatte sogar dieselbe Kaffeesucht wie sie. Wie konnte das nur möglich sein?
Eigentlich hatte sie sich vor den Fernseher gesetzt um sich etwas abzulenken, doch wie sollte sie das so schaffen?
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[SIZE=-1][SIZE=-3][SIZE=-4][SIZE=-3]louisvuitton fanclub; java junkies; jess' & rorys never ending love club[/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE]
[SIZE=-2][SIZE=-2][SIZE=1]meine FF --->"Live and Love in Stars Hollow"[/SIZE]
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