04.04.2005, 16:07
Kapitel 27
Lorelai und Rory waren gerade dabei, die letzten Einkäufe für Yale zu tätigen.
âMum, ich brauche keinen Nussknacker.â
âWieso denn nicht? Was machst du wenn du mal HeiÃhunger auf Nüsse hast. Stell dir vor, dass vor dir ein riesiger Berg Nüsse liegt und du bekommst sie nicht auf. Und wieso nicht? Weil du nicht auf deine Mutter gehört hast.â
âAber ich hasse Nüsse. Und was ist, wenn du mal Besuch hast und der bringt Nüsse mit und fragt dich, ob du einen Nussknacker hast und du kannst dann nur traurig den Kopf schütteln. Du wirst keine Freunde finden in Yale. Und das alles nur weil du keinen Nussknacker hast.â
âLeg ihn in den Einkaufswagen.â Rory verdrehte genervt die Augen.
âHa, Gewonnen!â Lore schwenkte den Nussknacker triumphierend über ihrem Kopf ehe sie ihn in den Wagen legte.
âUnd was steht noch auf unserer Liste?â
Lore holte den Zettel aus ihrer Tasche und las vor: âZahnpasta, Zahnbürste, Seife, Rasierer, Taschentücher und Creme.â
âDer Drogeriekram ist dort hinten.â
âGut. Den Rest müssen wir wo anders besorgen.â
âWas brauchen wir denn noch alles?â
âAuf jeden Fall eine neue Matratze. Denk an Belgien.â
âLieber nicht.â Rory verzog bei dem Gedanken daran angewidert das Gesicht.
âDann brauchen wir noch Bettwäsche und Handtücher.â
âDas kriegen wir alles bei âToms Textilienâ.â
âAm besten, du holst hier noch den Rest und ich geh gleich dorthin und besorg den Rest. So können wir Zeit sparen und haben dann noch ein bisschen Zeit für unseren Filmabend.â
âIn Ordnung.â
Als sie mit ihren Einkäufen fertig waren verstauten sie mit Lukes Hilfe alles auf seinem Auto.
âWas willst du mit dem Nussknacker?â Luke blickte Rory verwundert an, als er ihn in einer der Kisten entdeckte, die sich bereits auf der Ladefläche türmten.
âFrag meine Mum.â
âWas will sie mit dem Nussknacker?â Wandte er sich nun an Lore.
âNüsse knacken.â War ihre durchaus logische Antwort.
âDu hast ihr das Ding angedreht, oder?â
âDas ist kein Ding, das ist Kerby.â
âKerby? Du gibst dem Ding einen Namen.â
âDem Nussknacker.â
âOk, dann eben dem Nussknacker.â
âJa.â
âWas ja?â
âDie Antwort auf deine Frage.â
âWelche Frage?â
âNa die Frage, ob ich dem Nussknacker einen Namen gebe. Das mache ich doch mit allen Dingen so.â
âWie heiÃt dein FuÃabtreter?â
âHerbert.â
âDie Couch?â
âSusi.â
âDas Telefon?â
âTippi.â
âDu nennst deinen FuÃabtreter Herbert?â
âJa.â
âWie kommst du auf so einen schrecklichen Namen?â
âWas hast du gegen Herbert?â
âDie Frage meinst du doch nicht ernst?â
âDoch. Diskriminiere nicht den Namen. Es ist schlieÃlich mein FuÃabtreter. Also kann ich ihn auch so nennen, wie ich es möchte.â
âWir dürfen nie Kinder bekommen.â
âWieso?â
âDu würdest sie vermutlich Elfriede und Josef nennen.â
âDu willst keine Kinder mit mir?â Plötzlich wurde sie ernst. Das Thema hatten sie noch nie besprochen.
âDoch, oder etwa nicht?â Schüchtern blickte er Lore in die Augen.
âDoch, auf jeden Fall.â
âGut.â
âGut.â
âGut.â
âGut.â
âSchluss.â
âIn Ordnung.â
âHolen wir den Rest gleich noch aus dem Haus oder machen wir das morgen früh?â
âJetzt ist besser. Dann können wir morgen länger schlafen.â
âOk.â Damit gingen sie ins Haus und luden weitere Kisten und Tüten auf das Auto.
âMum, hast du vorhin einen Film besorgt?â
âDenkst du ich würde das Wichtigste vergessen?â
âNein. Welchen film hast du mitgebracht?â
âBandits.â
âToll.â
âUm was geht es da?â Luke, der sich soeben zu Lore auf die Couch gesellte, blickte sie neugierig an.
âDu kennst âBanditsâ nicht?â
âOh mein Gott, wo lebst du denn?â
âDa hast du echt was verpasst Luke. Der Film ist absolute Spitzenklasse.â
âDa bin ich ja mal gespannt.â
Rory legte das Video ein und setzte sich dann auf den FuÃboden, den Rücken an die Couch gelehnt.
âVergiss die Regeln nicht, Luke.â Ermahnte Lorelai ihren Freund.
âJaja, nicht reden, nicht bewegen, nicht atmen.â
âKorrekt.â Rory musste unweigerlich grinsen.
âAlso dann mal los.â Sie drückte auf die Play-Taste und zog eine Chipstüte zu sich heran.
Die Chipstüte war leer und Rory blickte sich nach Nachschub um. Dabei fiel ihr Blick auf ihre Mum und Luke.
Sie hatte sich an ihn gekuschelt und er hatte seinen Arm um sie geschlungen. Sie sahen so verliebt aus.
Rory freute sich ehrlich für ihre Mum, dass diese endlich jemanden gefunden hatte, bei dem sie sich richtig geborgen fühlte. Ihre vorigen Beziehungen waren echte Reinfälle gewesen.
Erst die Tatsache, dass Chris sie immer wieder im Stich gelassen hatte und dann auch noch diese Katastrophe mit Max und der abgeblasenen Hochzeit.
Ihre Mutter konnte sich glücklich schätzen einen Mann wie Luke gefunden zu haben. Jemanden, der sie wirklich liebte und immer für sie da war.
Das vermisste Rory. Ihre Gedanken landeten, wie schon oft in den letzten Tagen, bei Jess.
Sie hatte sich nicht einmal bei ihm verabschiedet.
In ihr wuchs immer mehr das Verlangen danach, ihn zu sprechen, seine Stimme zu hören.
Wieso hatte er sie nur im Stich gelassen? Und das nach allem was sie zusammen durchgemacht hatten.
Sie fasste einen Entschluss. Sie würde ihn anrufen und am besten gleich bevor sie es sich noch einmal anders überlegen konnte.
âWo willst du hin?â Fragte Lore überrascht, als Rory plötzlich aufstand.
âIch kenn den Film doch schon in und auswendig. AuÃerdem bin ich tierisch müde.â
âNa dann schlaf schön.â
âGute Nacht, ihr beiden.â
âGute Nacht.â
Sie nahm sich unauffällig das Telefon und ging in ihr Zimmer.
Nachdem sie die Tür sorgfältig geschlossen hatte, setzte sie sich auf ihr Bett und blickte auf das Telefon.
Die Nummer hatte sie im Kopf. Sie hatte sie den ganzen Sommer über immer wieder in ihrem Kopf gewählt, den Gedanken ihn anzurufen dann jedoch sofort wieder verworfen.
Jetzt war es soweit.
Vorsichtig drückte sie die Tasten und hielt sich den Hörer ans Ohr.
Das Rufzeichen erklang und ihr Herz schlug immer schneller. Was hatte sie sich nur dabei gedacht? Was sollte sie denn überhaupt sagen?
Da erklang auch schon eine Stimme aus dem Hörer.
âHallo?â Es war ein Mädchen. Sie kannte die Stimme irgendwoher. Da fiel es ihr wieder ein â Kathy. Sie hatte sich an dem Abend der Party mit ihr unterhalten.
Erschrocken legte sie wieder auf.
Was wollte Kathy bei Jess? Waren sie zusammen?
Geschockt blickte Rory auf den Hörer in ihrer Hand, unfähig einen klaren Gedanken zu fassen.
Immer wieder überlegte sie fieberhaft, was das alles zu bedeuten hatte.
Aber wenn sie eine Antwort auf ihre Fragen wollte, musste sie anrufen.
Das war der einzige Weg die Wahrheit herauszufinden.
Mit zitternden Händen wählte sie erneut die Nummer.
Es hatte nur einmal geläutet, da hörte sie schon Jess Stimme.
âJa?â
Ihre Kehle war wie zugeschnürt. Wie sollte sie nur formulieren, was ihr so auf dem Herzen lag?
âJess â¦â
âRory?â Auch ihm blieb fast das Herz stehen, als er ihre Stimme hörte. âWie geht es dir?â Fragte er, um die drückende Stille zu überbrücken.
âIch weià nicht.â Sie wusste es wirklich nicht. Alle Gefühle fuhren Karussell, nichts lieà sich ordentlich zuordnen.
Schon wieder sprach niemand ein Wort.
âHast du vorhin schon mal angerufen?â
âJa, ich wusste nicht was ich sagen sollte.â
âDas war Kathy.â
âIch weiÃ, ich habe ihre Stimme erkannt.â
âWieso hast du dich nicht gemeldet?â
âIch war in Europa.â
âGibt es dort keine Telefone?â
âDu hättest doch auch anrufen können.â
âHab ich doch. Ich hab immer wieder versucht dich anzurufen, aber es ist immer deine Mailbox rangegangen.â
âOh, ich hatte es aus.â Eilig nahm sie ihr Handy vom Nachttisch und schaltete es an â 87 Anrufe in Abwesenheit. âTut mir Leid.â
âIst schon in Ordnung.â
âIch meinte nicht das ausgeschaltete Handy. Ich meinte, dass ich einfach so gegangen bin.â
Jess schwieg. Er wusste genau, dass er an der ganzen Situation Schuld hatte. Wenn er nicht so ein verdammter Idiot gewesen wäre.
Er wäre liebend gern mit Rory zurück nach Stars Hollow gegangen. Auch wenn es dort nicht so viel los war wie in New York, mochte er das kleine Städtchen.
Aber er gehörte dort nicht hin. Ein Kleinkrimineller wie er, der nur Ãrger machte.
Sein zu Hause war New York. Dort lebten Leute, die genauso waren wie er.
Rory war so rein und unschuldig, dass es ihm immer wieder wehtat sie anzublicken, denn sie machte ihm bewusst, wie schlecht er doch war.
âDu brauchst dich nicht zu entschuldigen. Es war meine Schuld. Ich hätte dich nie überreden dürfen, mit nach New York zu kommen. Es wäre besser für dich gewesen, wenn du mich nie kennen gelernt hättest. Das hätte dir reichlich Ãrger erspart. Deine Mutter und alle anderen hatten Recht. Ich bin ein Nichtsnutz. Sei froh, dass du mich los bist.â
âSag so was nicht.â Rory liefen bei Jessâ Worten Tränen über die Wangen.
âWieso nicht? Es ist doch die Wahrheit.â Bitterkeit trat in seine Stimme. âEs wäre besser gewesen, wenn wir uns nie kennen gelernt hätten.â
Seine Worte verletzten Rory. Natürlich hatten sie viele Probleme gehabt und vieles, das sich ihnen in den Weg gestellt hatte. Doch die hatte ihn geliebt und sie tat es immer noch.
Dass er so über ihre Beziehung sprach, tat ihr weh und machte sie gleichzeitig wütend.
Er merkte offensichtlich nicht, dass er sie damit verletzte.
âWieso? damit der Weg eher für Kathy frei gewesen wäre?â Rory wusste selbst, dass das was sie da eben gesagt hatte, unfair war, doch sie wollte alle Wut und allen Schmerz rauslassen.
âRory, du weiÃt genau, dass das nicht war ist.â
âBist du mit ihr zusammen?â
âJa.â
âNa also. Du sagst zu mir, dass unsere Beziehung ein riesiger Fehler war. Was soll ich denn dann anderes denken?â
âRory â¦.â
âWas Rory? Hab ich denn nicht Recht? Bist du jetzt nicht glücklich? Jetzt hast du Kathy und mich bist du endlich los.â
âDas ist nicht wahr.â
âAchso? Was dann? Sag mir endlich die Wahrheit. Bitte. Ich will dich endlich verstehen können.â
âRory, ich liebe dich. Aber ich kann mit dir nicht zusammen sein. Es geht einfach nicht.â
Rory war sprachlos. Die Tränen brannten in ihrem Gesicht.
âWieso bist du mit ihr zusammen, wenn du mich liebst?â Brachte Rory dann doch heraus. Es war mehr ein Flüstern als alles andere, doch Jess hatte sie verstanden.
âIch weià es nicht.â Die Wahrheit war, dass er wusste. Er wusste, dass er Rory brauchte. Da er sie aber nicht haben konnte, brauchte er Kathy. Er kam sich erbärmlich dabei vor.
Aber er konnte Rory nicht die Wahrheit sagen, er konnte Rory nicht sagen, dass er jedes Mal wenn er Kathy küsste Rorys Gesicht vor Augen hatte. Sie würde ihn für krank halten.
âIch versteh dich nicht. Aber ich denke du hast Recht. Wenn ich weiter an dich denke, tut das nur weh. Du bist nicht gut für mich. Ich weià nicht, wie du mir so wehtun kannst, wenn du mich doch liebst. Ich versteh es einfach nicht.â
âVergiss mich einfach.â Und damit legte er auf.
Rory blickte fassungslos auf das Telefon.
Sie verstand einfach nicht, was in Jess vor sich ging. Sie konnte einfach nicht fassen, was er ihr da eben gesagt hatte. Es war alles so ohne Sinnzusammenhang gewesen, alles so wirr.
Sie legte sich auf ihr Bett und rollte sich zusammen.
Es tat so weh. Der Schmerz war fast körperlich. Wie sollte sie ihn je vergessen?
Wie konnte er einfach sagen, sollte ihn vergessen? Sie liebte ihn doch und er liebte sie.
Es konnte och nicht sein, dass sie keine Chance bekamen, wenn sie sich doch beide liebten.
Wieso war das alles so unfair und sinnlos?
Diese Frage ging ihr nicht mehr aus dem Kopf.
Erst nach Stunden, in den sie wach gelegen hatte und diese Frage immer wieder wiederholt hatte, fiel sie in einen unruhigen Schlaf.
Als Rory am nächsten Morgen erwachte, flogen ihre Gedanken sofort zur letzten Nacht und diesem schrecklichen Telefongespräch.
Doch ihr war auch bewusst, dass sie das nicht weiterbringen würde.
Gerade heute, konnte sie so was gar nicht gebrauchen. Also nahm sie all ihre Kraft zusammen und schob die schrecklichen Gedanken ganz weit weg von sich.
Sie waren zwar nicht verschwunden, doch sie konnte sie ignorieren.
So wäre sie auch in der Lage ihrer Mutter und Luke gegenüberzutreten ohne sich etwas anmerken zu lassen, denn darüber sprechen wollte sie auf keinen Fall.
Noch einmal holte sie tief Luft und straffte sich. Dann verlieà sie ihr Zimmer.
âHast du alles?â Fragte ihre Mum, als sie die letzten Sachen zum Wagen trugen.
âIch denke schon. Und wenn nicht, kann ich es immer noch nächstes Wochenende mitnehmen.â
âMein kleines Mädchen geht zur Uni. Ich bin ja so stolz auf dich.â Lore umarmte ihre Tochter stürmisch.
âLass mich ganz.â
âNur wenn du Mommy versprichst mich jedes Wochenende zu besuchen.â
âVersprochen. Und wenn nicht schick ich dir ne Postkarte.â
âWag es ja nicht. Sonst zieh ich mit in dein Wohnheim und dann wirst du deine Mutter nie wieder los.â
âSo was Peinliches würdest du nie machen.â
âBist du dir da so sicher?â
âNein. Aber ich vertrau einfach mal auf die Tatsache, dass das Luke nicht gefallen würde.â
âIch bring ihn einfach mit.â
âKlar, und am besten bringst du gleich ganz Stars Hollow mit. So können wir ein gesamtes Wohnheim füllen.â
âPatty und Babette wollen dich ja sowieso kaum gehen lassen.â
âSag es nicht so laut, sonst kommen sie am Ende wirklich auf die Idee mitzukommen.â
âDas wäre doch lustig.â
âLassen wir das Thema. Ich will gleich noch mal bei Lane vorbeischauen und mich verabschieden.â
âDann beeil dich. Damit wir rechtzeitig losfahren können.â
âOk, ich geh dann mal. Vergiss nicht Luke Bescheid zu sagen, damit er noch ein par Muffins und Donuts einpackt und natürlich eine groÃe Kanne frischen Kaffe.â
âMach ich und jetzt beeil dich.â
âBis dann.â
Als Rory an die Tür von Kims Antiquitäten klopfte, öffnete niemand.
Doch aus dem Inneren war Gepolter und hektische Schritte zu hören. Vorsichtig schob Rory die Tür eine Spalt auf und späte hinein. Niemand zu sehen.
Unsicher trat sie ein und blickte sich nochmals suchend um.
âLane? Hier ist Rory. Wo bist du?â
Da kam plötzlich Mrs. Kim um die Ecke und rannte sie fast um.
âMein Gott, Mädchen, was schleichst du hier so rum?â
âIch suche Lane.â
âSie ist oben in ihrem Zimmer und bereitet sich mental auf das College vor. Müsstest du dich nicht auch auf das College vorbereiten?â Misstrauisch und streng blickte Mrs. Kim in Rorys Gesicht.
âDas habe ich schon gemacht. Ich wollte mich nur noch mal schnell von Lane verabschieden bevor ich fahre.â
âDas ist sehr nett von dir.â
âDu studierst in Yale, habe ich gehört.â
âJa.â
âWolltest du nicht immer in Harvard studieren?â
âSchon, aber ich habe erkannt, dass Yale viel mehr Vorzüge hat als Harvard.â
âEs sind beides gemischte Schulen. So etwas ist nicht gut für die Jugend. Es verdirbt jeglichen Anstand.â
Lane nahm Rory die Antwort ab, indem sie die Treppe hinunter kam.
âRory!â
âHey, Lane! Und bist du bereit für die Uni?â
âKommst du mit hoch in mein Zimmer?â Sagte Lane eilig.
âKlar.â
Schnell gingen die beiden die Treppe hinauf und Lane schloss sofort die Tür nachdem Rory eingetreten war.
âWas ist los mit dir?â
âDas ist mein Ende.â
âWas ist dein Ende?â
âDieses College. Ich werde dort nie wieder lebend hinauskommen. Das ist wie bei einer Sekte. Ich darf dort nicht einmal meine Klamotten tragen, nur die Schuluniform und die ist grässlich. Ich habe mich mal auf der Webseite der Schule umgeschaut. Im Gästebuch stehen massenhaft Warnungen. Die durchsuchen dort meine Koffer um sicherzugehen, dass ich ja keine CDs oder anderes teuflisches Zeug mitnehme. Rory, ich halte das dort nicht aus. Wie soll ich so lange ohne meine Musik auskommen?â
âDu schaffst das schon. Sie es mal so: Die Wochenenden werden dir wie ein Ausflug ins Paradies vorkommen. Du musst dir nur immer vorhalten, dass es nicht mehr lange dauert, bis du dich wieder an dein Schlagzeug setzen kannst.â
âWenn ich mich bei der Gehirnwäsche, der die mich dort unterziehen, noch an mein Schlagzeug und die Band erinnern kann.â
âApropos Band: Wie wird das denn mit Dave laufen?â
âEr kommt mich oft besuchen. Das schaffen wir schon. Wir haben uns schon geschworen jedes Mal wenn wir Musik hören aneinander zu denken.â
âWie niedlich.â
âUnd wie wird das mit der Band?â
âWir werden uns einen Ersatzmann suchen müssen!â
âHabt ihr schon jemanden in Aussicht?â
âDen Cousin von Zack, aber ich hab mir schon mal ein Demo von ihm angehört und grottenschlecht ist noch untertrieben!â
âOh! Und sonst niemand?â
âNein.â
âIhr packt das schon. Die guten Gitarristen müssten sich doch darum reiÃen, mit euch spielen zu dürfen!â
âIch hoffe es.â
âUnd wie läuft es bei dir?â
âAlles bestens.â
âWirklich?â
âNein.â Rory zögerte einen Moment doch dann erzählte sie, was gestern Abend passiert war. âIch habe gestern Jess angerufen.â
âUnd?â
âWir haben uns schrecklich gestritten.â
âWieso denn das?â Lane sah ihre beste Freundin sorgenvoll an.
âEr hat die ganze Zeit gesagt, dass wir uns am besten nie kennen gelernt hätten und dass er hier nicht hinpassen würde und deshalb nicht mehr herkommen könnte.â
âSo ein Idiot. Weià er denn nicht, wie er dir damit wehgetan hat?â
âDas war ja noch nichtmal das schlimmste. Er hat gesagt, dass er mich immer noch liebt. Es wäre viel einfach für mich ihn zu hassen wenn er mich auch hassen würde.â Rory konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten.
âEr hat gesagt, dass er dich liebt?â
âJa, und dass er eine neue hat.â
âWas?â Lane dachte, sie hätte sich verhört.
âEr hat eine neue Freundin â Kathy.â
âAber wieso? Wieso hat er eine neue, wenn er dich doch liebt?â
âIch weià es nicht. Ich versteh das einfach nicht. Wieso kann ich nicht einfach mit ihm glücklich werden? Was hab ich denn falsch gemacht? Wieso werde ich bestraft?â
Lane nahm Rory tröstend in die Arme. Sie tat ihr so Leid und es tat ihr selbst weh sie so zu sehen.
âDu hast nichts falsch gemacht. Er verdient dich nicht, wenn er sich so schnell wieder Ersatz sucht.â
âAber ich liebe ihn doch.â
So standen sie mehrer Minuten, bis Rorys Handy klingelte.
Schnell wischte sich Rory die Tränen aus dem Gesicht und versuchte wieder klare Gedanken zu fassen.
Als sie sich wieder einigermaÃen beruhigt hatte, nahm sie ab.
âHallo?â
âRory, wo bleibst du denn? Wir müssen los.â
âTut mir Leid. Wir haben uns verquatscht. Ich komme gleich.â
âGut, sonst geh ich nämlich für dich nach Yale und glaub mir, ich würde die Partys genieÃen.â
âLieber nicht. Du auf deine alten Tage würdest das nicht mehr aufhalten.â
âHey! Man sollte Respekt vor dem Alter haben.â
âHabe ich doch, Madam.â
âLass mich bitte in meiner Traumwelt, in der ich immer noch 18 bin und Haut habe wie ein Babypopo.â
âIn Ordnung. Ich bin gleich da.â
âBis gleich.â
âAlso, ich muss dann mal los.â
âBist du sicher, dass es dir wieder gut geht?â
âJa, es geht schon.â
âNa dann wünsch ich dir viel Spaà in Yale und vergiss nicht mich regelmäÃig anzurufen.â Ganz überzeugt war Lane zwar nicht, doch nachdem sich Rory bei dem Telefonat mit ihrer Mum so zurückgehalten hatte, war sie überzeugt, dass sie es schaffen würde.
âIch wünsch dir auch viel SpaÃ. Du wirst den Laden schon ordentlich aufmischen.â
Sie fielen sich in die Arme und nachdem sich Rory auch von Mrs. Kim verabschiedet hatte, und dieser versprochen hatte, jede Nacht die Tür zweimal zuzuschlieÃen, machte sie sich auf den Weg nach Hause.
Lorelai und Rory waren gerade dabei, die letzten Einkäufe für Yale zu tätigen.
âMum, ich brauche keinen Nussknacker.â
âWieso denn nicht? Was machst du wenn du mal HeiÃhunger auf Nüsse hast. Stell dir vor, dass vor dir ein riesiger Berg Nüsse liegt und du bekommst sie nicht auf. Und wieso nicht? Weil du nicht auf deine Mutter gehört hast.â
âAber ich hasse Nüsse. Und was ist, wenn du mal Besuch hast und der bringt Nüsse mit und fragt dich, ob du einen Nussknacker hast und du kannst dann nur traurig den Kopf schütteln. Du wirst keine Freunde finden in Yale. Und das alles nur weil du keinen Nussknacker hast.â
âLeg ihn in den Einkaufswagen.â Rory verdrehte genervt die Augen.
âHa, Gewonnen!â Lore schwenkte den Nussknacker triumphierend über ihrem Kopf ehe sie ihn in den Wagen legte.
âUnd was steht noch auf unserer Liste?â
Lore holte den Zettel aus ihrer Tasche und las vor: âZahnpasta, Zahnbürste, Seife, Rasierer, Taschentücher und Creme.â
âDer Drogeriekram ist dort hinten.â
âGut. Den Rest müssen wir wo anders besorgen.â
âWas brauchen wir denn noch alles?â
âAuf jeden Fall eine neue Matratze. Denk an Belgien.â
âLieber nicht.â Rory verzog bei dem Gedanken daran angewidert das Gesicht.
âDann brauchen wir noch Bettwäsche und Handtücher.â
âDas kriegen wir alles bei âToms Textilienâ.â
âAm besten, du holst hier noch den Rest und ich geh gleich dorthin und besorg den Rest. So können wir Zeit sparen und haben dann noch ein bisschen Zeit für unseren Filmabend.â
âIn Ordnung.â
Als sie mit ihren Einkäufen fertig waren verstauten sie mit Lukes Hilfe alles auf seinem Auto.
âWas willst du mit dem Nussknacker?â Luke blickte Rory verwundert an, als er ihn in einer der Kisten entdeckte, die sich bereits auf der Ladefläche türmten.
âFrag meine Mum.â
âWas will sie mit dem Nussknacker?â Wandte er sich nun an Lore.
âNüsse knacken.â War ihre durchaus logische Antwort.
âDu hast ihr das Ding angedreht, oder?â
âDas ist kein Ding, das ist Kerby.â
âKerby? Du gibst dem Ding einen Namen.â
âDem Nussknacker.â
âOk, dann eben dem Nussknacker.â
âJa.â
âWas ja?â
âDie Antwort auf deine Frage.â
âWelche Frage?â
âNa die Frage, ob ich dem Nussknacker einen Namen gebe. Das mache ich doch mit allen Dingen so.â
âWie heiÃt dein FuÃabtreter?â
âHerbert.â
âDie Couch?â
âSusi.â
âDas Telefon?â
âTippi.â
âDu nennst deinen FuÃabtreter Herbert?â
âJa.â
âWie kommst du auf so einen schrecklichen Namen?â
âWas hast du gegen Herbert?â
âDie Frage meinst du doch nicht ernst?â
âDoch. Diskriminiere nicht den Namen. Es ist schlieÃlich mein FuÃabtreter. Also kann ich ihn auch so nennen, wie ich es möchte.â
âWir dürfen nie Kinder bekommen.â
âWieso?â
âDu würdest sie vermutlich Elfriede und Josef nennen.â
âDu willst keine Kinder mit mir?â Plötzlich wurde sie ernst. Das Thema hatten sie noch nie besprochen.
âDoch, oder etwa nicht?â Schüchtern blickte er Lore in die Augen.
âDoch, auf jeden Fall.â
âGut.â
âGut.â
âGut.â
âGut.â
âSchluss.â
âIn Ordnung.â
âHolen wir den Rest gleich noch aus dem Haus oder machen wir das morgen früh?â
âJetzt ist besser. Dann können wir morgen länger schlafen.â
âOk.â Damit gingen sie ins Haus und luden weitere Kisten und Tüten auf das Auto.
âMum, hast du vorhin einen Film besorgt?â
âDenkst du ich würde das Wichtigste vergessen?â
âNein. Welchen film hast du mitgebracht?â
âBandits.â
âToll.â
âUm was geht es da?â Luke, der sich soeben zu Lore auf die Couch gesellte, blickte sie neugierig an.
âDu kennst âBanditsâ nicht?â
âOh mein Gott, wo lebst du denn?â
âDa hast du echt was verpasst Luke. Der Film ist absolute Spitzenklasse.â
âDa bin ich ja mal gespannt.â
Rory legte das Video ein und setzte sich dann auf den FuÃboden, den Rücken an die Couch gelehnt.
âVergiss die Regeln nicht, Luke.â Ermahnte Lorelai ihren Freund.
âJaja, nicht reden, nicht bewegen, nicht atmen.â
âKorrekt.â Rory musste unweigerlich grinsen.
âAlso dann mal los.â Sie drückte auf die Play-Taste und zog eine Chipstüte zu sich heran.
Die Chipstüte war leer und Rory blickte sich nach Nachschub um. Dabei fiel ihr Blick auf ihre Mum und Luke.
Sie hatte sich an ihn gekuschelt und er hatte seinen Arm um sie geschlungen. Sie sahen so verliebt aus.
Rory freute sich ehrlich für ihre Mum, dass diese endlich jemanden gefunden hatte, bei dem sie sich richtig geborgen fühlte. Ihre vorigen Beziehungen waren echte Reinfälle gewesen.
Erst die Tatsache, dass Chris sie immer wieder im Stich gelassen hatte und dann auch noch diese Katastrophe mit Max und der abgeblasenen Hochzeit.
Ihre Mutter konnte sich glücklich schätzen einen Mann wie Luke gefunden zu haben. Jemanden, der sie wirklich liebte und immer für sie da war.
Das vermisste Rory. Ihre Gedanken landeten, wie schon oft in den letzten Tagen, bei Jess.
Sie hatte sich nicht einmal bei ihm verabschiedet.
In ihr wuchs immer mehr das Verlangen danach, ihn zu sprechen, seine Stimme zu hören.
Wieso hatte er sie nur im Stich gelassen? Und das nach allem was sie zusammen durchgemacht hatten.
Sie fasste einen Entschluss. Sie würde ihn anrufen und am besten gleich bevor sie es sich noch einmal anders überlegen konnte.
âWo willst du hin?â Fragte Lore überrascht, als Rory plötzlich aufstand.
âIch kenn den Film doch schon in und auswendig. AuÃerdem bin ich tierisch müde.â
âNa dann schlaf schön.â
âGute Nacht, ihr beiden.â
âGute Nacht.â
Sie nahm sich unauffällig das Telefon und ging in ihr Zimmer.
Nachdem sie die Tür sorgfältig geschlossen hatte, setzte sie sich auf ihr Bett und blickte auf das Telefon.
Die Nummer hatte sie im Kopf. Sie hatte sie den ganzen Sommer über immer wieder in ihrem Kopf gewählt, den Gedanken ihn anzurufen dann jedoch sofort wieder verworfen.
Jetzt war es soweit.
Vorsichtig drückte sie die Tasten und hielt sich den Hörer ans Ohr.
Das Rufzeichen erklang und ihr Herz schlug immer schneller. Was hatte sie sich nur dabei gedacht? Was sollte sie denn überhaupt sagen?
Da erklang auch schon eine Stimme aus dem Hörer.
âHallo?â Es war ein Mädchen. Sie kannte die Stimme irgendwoher. Da fiel es ihr wieder ein â Kathy. Sie hatte sich an dem Abend der Party mit ihr unterhalten.
Erschrocken legte sie wieder auf.
Was wollte Kathy bei Jess? Waren sie zusammen?
Geschockt blickte Rory auf den Hörer in ihrer Hand, unfähig einen klaren Gedanken zu fassen.
Immer wieder überlegte sie fieberhaft, was das alles zu bedeuten hatte.
Aber wenn sie eine Antwort auf ihre Fragen wollte, musste sie anrufen.
Das war der einzige Weg die Wahrheit herauszufinden.
Mit zitternden Händen wählte sie erneut die Nummer.
Es hatte nur einmal geläutet, da hörte sie schon Jess Stimme.
âJa?â
Ihre Kehle war wie zugeschnürt. Wie sollte sie nur formulieren, was ihr so auf dem Herzen lag?
âJess â¦â
âRory?â Auch ihm blieb fast das Herz stehen, als er ihre Stimme hörte. âWie geht es dir?â Fragte er, um die drückende Stille zu überbrücken.
âIch weià nicht.â Sie wusste es wirklich nicht. Alle Gefühle fuhren Karussell, nichts lieà sich ordentlich zuordnen.
Schon wieder sprach niemand ein Wort.
âHast du vorhin schon mal angerufen?â
âJa, ich wusste nicht was ich sagen sollte.â
âDas war Kathy.â
âIch weiÃ, ich habe ihre Stimme erkannt.â
âWieso hast du dich nicht gemeldet?â
âIch war in Europa.â
âGibt es dort keine Telefone?â
âDu hättest doch auch anrufen können.â
âHab ich doch. Ich hab immer wieder versucht dich anzurufen, aber es ist immer deine Mailbox rangegangen.â
âOh, ich hatte es aus.â Eilig nahm sie ihr Handy vom Nachttisch und schaltete es an â 87 Anrufe in Abwesenheit. âTut mir Leid.â
âIst schon in Ordnung.â
âIch meinte nicht das ausgeschaltete Handy. Ich meinte, dass ich einfach so gegangen bin.â
Jess schwieg. Er wusste genau, dass er an der ganzen Situation Schuld hatte. Wenn er nicht so ein verdammter Idiot gewesen wäre.
Er wäre liebend gern mit Rory zurück nach Stars Hollow gegangen. Auch wenn es dort nicht so viel los war wie in New York, mochte er das kleine Städtchen.
Aber er gehörte dort nicht hin. Ein Kleinkrimineller wie er, der nur Ãrger machte.
Sein zu Hause war New York. Dort lebten Leute, die genauso waren wie er.
Rory war so rein und unschuldig, dass es ihm immer wieder wehtat sie anzublicken, denn sie machte ihm bewusst, wie schlecht er doch war.
âDu brauchst dich nicht zu entschuldigen. Es war meine Schuld. Ich hätte dich nie überreden dürfen, mit nach New York zu kommen. Es wäre besser für dich gewesen, wenn du mich nie kennen gelernt hättest. Das hätte dir reichlich Ãrger erspart. Deine Mutter und alle anderen hatten Recht. Ich bin ein Nichtsnutz. Sei froh, dass du mich los bist.â
âSag so was nicht.â Rory liefen bei Jessâ Worten Tränen über die Wangen.
âWieso nicht? Es ist doch die Wahrheit.â Bitterkeit trat in seine Stimme. âEs wäre besser gewesen, wenn wir uns nie kennen gelernt hätten.â
Seine Worte verletzten Rory. Natürlich hatten sie viele Probleme gehabt und vieles, das sich ihnen in den Weg gestellt hatte. Doch die hatte ihn geliebt und sie tat es immer noch.
Dass er so über ihre Beziehung sprach, tat ihr weh und machte sie gleichzeitig wütend.
Er merkte offensichtlich nicht, dass er sie damit verletzte.
âWieso? damit der Weg eher für Kathy frei gewesen wäre?â Rory wusste selbst, dass das was sie da eben gesagt hatte, unfair war, doch sie wollte alle Wut und allen Schmerz rauslassen.
âRory, du weiÃt genau, dass das nicht war ist.â
âBist du mit ihr zusammen?â
âJa.â
âNa also. Du sagst zu mir, dass unsere Beziehung ein riesiger Fehler war. Was soll ich denn dann anderes denken?â
âRory â¦.â
âWas Rory? Hab ich denn nicht Recht? Bist du jetzt nicht glücklich? Jetzt hast du Kathy und mich bist du endlich los.â
âDas ist nicht wahr.â
âAchso? Was dann? Sag mir endlich die Wahrheit. Bitte. Ich will dich endlich verstehen können.â
âRory, ich liebe dich. Aber ich kann mit dir nicht zusammen sein. Es geht einfach nicht.â
Rory war sprachlos. Die Tränen brannten in ihrem Gesicht.
âWieso bist du mit ihr zusammen, wenn du mich liebst?â Brachte Rory dann doch heraus. Es war mehr ein Flüstern als alles andere, doch Jess hatte sie verstanden.
âIch weià es nicht.â Die Wahrheit war, dass er wusste. Er wusste, dass er Rory brauchte. Da er sie aber nicht haben konnte, brauchte er Kathy. Er kam sich erbärmlich dabei vor.
Aber er konnte Rory nicht die Wahrheit sagen, er konnte Rory nicht sagen, dass er jedes Mal wenn er Kathy küsste Rorys Gesicht vor Augen hatte. Sie würde ihn für krank halten.
âIch versteh dich nicht. Aber ich denke du hast Recht. Wenn ich weiter an dich denke, tut das nur weh. Du bist nicht gut für mich. Ich weià nicht, wie du mir so wehtun kannst, wenn du mich doch liebst. Ich versteh es einfach nicht.â
âVergiss mich einfach.â Und damit legte er auf.
Rory blickte fassungslos auf das Telefon.
Sie verstand einfach nicht, was in Jess vor sich ging. Sie konnte einfach nicht fassen, was er ihr da eben gesagt hatte. Es war alles so ohne Sinnzusammenhang gewesen, alles so wirr.
Sie legte sich auf ihr Bett und rollte sich zusammen.
Es tat so weh. Der Schmerz war fast körperlich. Wie sollte sie ihn je vergessen?
Wie konnte er einfach sagen, sollte ihn vergessen? Sie liebte ihn doch und er liebte sie.
Es konnte och nicht sein, dass sie keine Chance bekamen, wenn sie sich doch beide liebten.
Wieso war das alles so unfair und sinnlos?
Diese Frage ging ihr nicht mehr aus dem Kopf.
Erst nach Stunden, in den sie wach gelegen hatte und diese Frage immer wieder wiederholt hatte, fiel sie in einen unruhigen Schlaf.
Als Rory am nächsten Morgen erwachte, flogen ihre Gedanken sofort zur letzten Nacht und diesem schrecklichen Telefongespräch.
Doch ihr war auch bewusst, dass sie das nicht weiterbringen würde.
Gerade heute, konnte sie so was gar nicht gebrauchen. Also nahm sie all ihre Kraft zusammen und schob die schrecklichen Gedanken ganz weit weg von sich.
Sie waren zwar nicht verschwunden, doch sie konnte sie ignorieren.
So wäre sie auch in der Lage ihrer Mutter und Luke gegenüberzutreten ohne sich etwas anmerken zu lassen, denn darüber sprechen wollte sie auf keinen Fall.
Noch einmal holte sie tief Luft und straffte sich. Dann verlieà sie ihr Zimmer.
âHast du alles?â Fragte ihre Mum, als sie die letzten Sachen zum Wagen trugen.
âIch denke schon. Und wenn nicht, kann ich es immer noch nächstes Wochenende mitnehmen.â
âMein kleines Mädchen geht zur Uni. Ich bin ja so stolz auf dich.â Lore umarmte ihre Tochter stürmisch.
âLass mich ganz.â
âNur wenn du Mommy versprichst mich jedes Wochenende zu besuchen.â
âVersprochen. Und wenn nicht schick ich dir ne Postkarte.â
âWag es ja nicht. Sonst zieh ich mit in dein Wohnheim und dann wirst du deine Mutter nie wieder los.â
âSo was Peinliches würdest du nie machen.â
âBist du dir da so sicher?â
âNein. Aber ich vertrau einfach mal auf die Tatsache, dass das Luke nicht gefallen würde.â
âIch bring ihn einfach mit.â
âKlar, und am besten bringst du gleich ganz Stars Hollow mit. So können wir ein gesamtes Wohnheim füllen.â
âPatty und Babette wollen dich ja sowieso kaum gehen lassen.â
âSag es nicht so laut, sonst kommen sie am Ende wirklich auf die Idee mitzukommen.â
âDas wäre doch lustig.â
âLassen wir das Thema. Ich will gleich noch mal bei Lane vorbeischauen und mich verabschieden.â
âDann beeil dich. Damit wir rechtzeitig losfahren können.â
âOk, ich geh dann mal. Vergiss nicht Luke Bescheid zu sagen, damit er noch ein par Muffins und Donuts einpackt und natürlich eine groÃe Kanne frischen Kaffe.â
âMach ich und jetzt beeil dich.â
âBis dann.â
Als Rory an die Tür von Kims Antiquitäten klopfte, öffnete niemand.
Doch aus dem Inneren war Gepolter und hektische Schritte zu hören. Vorsichtig schob Rory die Tür eine Spalt auf und späte hinein. Niemand zu sehen.
Unsicher trat sie ein und blickte sich nochmals suchend um.
âLane? Hier ist Rory. Wo bist du?â
Da kam plötzlich Mrs. Kim um die Ecke und rannte sie fast um.
âMein Gott, Mädchen, was schleichst du hier so rum?â
âIch suche Lane.â
âSie ist oben in ihrem Zimmer und bereitet sich mental auf das College vor. Müsstest du dich nicht auch auf das College vorbereiten?â Misstrauisch und streng blickte Mrs. Kim in Rorys Gesicht.
âDas habe ich schon gemacht. Ich wollte mich nur noch mal schnell von Lane verabschieden bevor ich fahre.â
âDas ist sehr nett von dir.â
âDu studierst in Yale, habe ich gehört.â
âJa.â
âWolltest du nicht immer in Harvard studieren?â
âSchon, aber ich habe erkannt, dass Yale viel mehr Vorzüge hat als Harvard.â
âEs sind beides gemischte Schulen. So etwas ist nicht gut für die Jugend. Es verdirbt jeglichen Anstand.â
Lane nahm Rory die Antwort ab, indem sie die Treppe hinunter kam.
âRory!â
âHey, Lane! Und bist du bereit für die Uni?â
âKommst du mit hoch in mein Zimmer?â Sagte Lane eilig.
âKlar.â
Schnell gingen die beiden die Treppe hinauf und Lane schloss sofort die Tür nachdem Rory eingetreten war.
âWas ist los mit dir?â
âDas ist mein Ende.â
âWas ist dein Ende?â
âDieses College. Ich werde dort nie wieder lebend hinauskommen. Das ist wie bei einer Sekte. Ich darf dort nicht einmal meine Klamotten tragen, nur die Schuluniform und die ist grässlich. Ich habe mich mal auf der Webseite der Schule umgeschaut. Im Gästebuch stehen massenhaft Warnungen. Die durchsuchen dort meine Koffer um sicherzugehen, dass ich ja keine CDs oder anderes teuflisches Zeug mitnehme. Rory, ich halte das dort nicht aus. Wie soll ich so lange ohne meine Musik auskommen?â
âDu schaffst das schon. Sie es mal so: Die Wochenenden werden dir wie ein Ausflug ins Paradies vorkommen. Du musst dir nur immer vorhalten, dass es nicht mehr lange dauert, bis du dich wieder an dein Schlagzeug setzen kannst.â
âWenn ich mich bei der Gehirnwäsche, der die mich dort unterziehen, noch an mein Schlagzeug und die Band erinnern kann.â
âApropos Band: Wie wird das denn mit Dave laufen?â
âEr kommt mich oft besuchen. Das schaffen wir schon. Wir haben uns schon geschworen jedes Mal wenn wir Musik hören aneinander zu denken.â
âWie niedlich.â
âUnd wie wird das mit der Band?â
âWir werden uns einen Ersatzmann suchen müssen!â
âHabt ihr schon jemanden in Aussicht?â
âDen Cousin von Zack, aber ich hab mir schon mal ein Demo von ihm angehört und grottenschlecht ist noch untertrieben!â
âOh! Und sonst niemand?â
âNein.â
âIhr packt das schon. Die guten Gitarristen müssten sich doch darum reiÃen, mit euch spielen zu dürfen!â
âIch hoffe es.â
âUnd wie läuft es bei dir?â
âAlles bestens.â
âWirklich?â
âNein.â Rory zögerte einen Moment doch dann erzählte sie, was gestern Abend passiert war. âIch habe gestern Jess angerufen.â
âUnd?â
âWir haben uns schrecklich gestritten.â
âWieso denn das?â Lane sah ihre beste Freundin sorgenvoll an.
âEr hat die ganze Zeit gesagt, dass wir uns am besten nie kennen gelernt hätten und dass er hier nicht hinpassen würde und deshalb nicht mehr herkommen könnte.â
âSo ein Idiot. Weià er denn nicht, wie er dir damit wehgetan hat?â
âDas war ja noch nichtmal das schlimmste. Er hat gesagt, dass er mich immer noch liebt. Es wäre viel einfach für mich ihn zu hassen wenn er mich auch hassen würde.â Rory konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten.
âEr hat gesagt, dass er dich liebt?â
âJa, und dass er eine neue hat.â
âWas?â Lane dachte, sie hätte sich verhört.
âEr hat eine neue Freundin â Kathy.â
âAber wieso? Wieso hat er eine neue, wenn er dich doch liebt?â
âIch weià es nicht. Ich versteh das einfach nicht. Wieso kann ich nicht einfach mit ihm glücklich werden? Was hab ich denn falsch gemacht? Wieso werde ich bestraft?â
Lane nahm Rory tröstend in die Arme. Sie tat ihr so Leid und es tat ihr selbst weh sie so zu sehen.
âDu hast nichts falsch gemacht. Er verdient dich nicht, wenn er sich so schnell wieder Ersatz sucht.â
âAber ich liebe ihn doch.â
So standen sie mehrer Minuten, bis Rorys Handy klingelte.
Schnell wischte sich Rory die Tränen aus dem Gesicht und versuchte wieder klare Gedanken zu fassen.
Als sie sich wieder einigermaÃen beruhigt hatte, nahm sie ab.
âHallo?â
âRory, wo bleibst du denn? Wir müssen los.â
âTut mir Leid. Wir haben uns verquatscht. Ich komme gleich.â
âGut, sonst geh ich nämlich für dich nach Yale und glaub mir, ich würde die Partys genieÃen.â
âLieber nicht. Du auf deine alten Tage würdest das nicht mehr aufhalten.â
âHey! Man sollte Respekt vor dem Alter haben.â
âHabe ich doch, Madam.â
âLass mich bitte in meiner Traumwelt, in der ich immer noch 18 bin und Haut habe wie ein Babypopo.â
âIn Ordnung. Ich bin gleich da.â
âBis gleich.â
âAlso, ich muss dann mal los.â
âBist du sicher, dass es dir wieder gut geht?â
âJa, es geht schon.â
âNa dann wünsch ich dir viel Spaà in Yale und vergiss nicht mich regelmäÃig anzurufen.â Ganz überzeugt war Lane zwar nicht, doch nachdem sich Rory bei dem Telefonat mit ihrer Mum so zurückgehalten hatte, war sie überzeugt, dass sie es schaffen würde.
âIch wünsch dir auch viel SpaÃ. Du wirst den Laden schon ordentlich aufmischen.â
Sie fielen sich in die Arme und nachdem sich Rory auch von Mrs. Kim verabschiedet hatte, und dieser versprochen hatte, jede Nacht die Tür zweimal zuzuschlieÃen, machte sie sich auf den Weg nach Hause.
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[SIZE=-1][SIZE=-3][SIZE=-4][SIZE=-3]louisvuitton fanclub; java junkies; jess' & rorys never ending love club[/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE]
[SIZE=-2][SIZE=-2][SIZE=1]meine FF --->"Live and Love in Stars Hollow"[/SIZE]
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