Katzenaugen
#15

Entschuldigt bitte, dass es so lange gedauert hat aber jetzt geht es weiter:

Katzenaugen

Sie spürt wie ihre Wirbel gegen die harte Betonwand knallen. Das ziehende Geräusch als sie an der Wand hinab auf den Boden rutscht kann sie nicht hören, denn das Blut in ihren Ohren rauscht und ihr Herz droht zu zerspringen so sehr rast ihr Puls. Sie hat keine Ahnung wo sie ist, sie weiß nur, was sie gesehen hat.

Sie sitzt in einem Halbschatten in irgendeiner Umgebung. Ihre Knie strecken sich vor ihrem Gesicht in die Höhe und sie presst ihre glühende Stirn dagegen. Ihre Füße scheinen in irgendeinem Dreck zu stecken, aber es kümmert sie nicht. Sie spürt wie ihr Körper zittert und sie schlingt ihre Arme um ihre Ellenbogen. Wiegt sich selbst wie ein kleines Baby wie es ihre Mutter damals hätte tun müssen um sie zu beschützen. Wieder und wieder schlägt sie die Augen auf und wieder zu. Das Bild das in ihr entsteht kann sie nicht entfernen. Sie sieht es immer wieder und wieder und alles blinzeln hilft nichts. Das Bild bleibt was es ist und war. Die grausame Wirklichkeit lässt sich nicht verleugnen. Der Wind fährt um ihren schmächtigen Körper. Sie fröstelt und zieht ihre Jacke enger um ihre Schulter. Eigentlich müsste es jetzt anfangen zu regnen. In jedem guten Film fängt es in so einer Situation immer an zuregnen. Es würde das Elend in dem sie steckt so schön sichtbar machen. Sie könnte aufstehen, hinauf in den Regenhimmel schauen und die Regentropfen anschreien. Warum? Warum? Könnte sie rufen und solange weinen bis der Regen ihre Tränen erstickt und unter sich begräbt. Sie könnte hinabsinken auf die Knie, all den Schmerz über sich hereinbrechen lassen während über ihr das Gewitter tobt und sich ein Sturm der Regentropfen entfaltet wie schon lange nicht mehr. Sie öffnet die Augen wieder und starrt gen Himmel.

Aber natürlich tut dieser ihr nicht den gefallen sofort aus allen Wolken Sturzbäche fließen zu lassen. Er ist nur grau, durch und durch betäubt von einem tristen Grau. Der betäubte fast ohnmächtige Zustand in dem sie sich schon zu lang befindet spiegelt sich im Himmel wieder. Darum bleibt sie sitzen. Kein Ton ist zu hören. Sie hat nicht die Kraft aufzustehen und ihre Wut hinaus zu schreien. Sie öffnet ihren Mund, ihre Lippen bewegen sich. Aber es kommt nichts hervor. Kein Laut schwingt über ihre Lippen. Sie findet keine Worte für die unglaublichen Schmerzen die über sie hineinbrechen. Kurz muss sie die Augen wieder schließen, denn seltsame glitzernde Punkte erscheinen vor ihren Pupillen. Sie schließt die Augen, die Sterne tanzen weiter. Und dann sinkt ihr Kopf zur Seite und sie schläft ein. Einfach und langsam löst sich der verzerrte starre Blick in ihrem Gesicht, ihre Gesichtszüge werden weicher und sie wirkt schon fast entspannt. Nur die feurigglänzenden Flecken unterhalb ihrer Augen deuten die wenigen Tränen die ihr vor Verzweiflung aus den Augen schossen an.

Sie versinkt in einem traumlosen, tiefschlafähnlichen Zustand. Ihr Organismus macht schlapp, Seele und Körper ertragen all das nicht mehr im Einklang, ihr Puls wird schwächer und ihr Atem flacher. Die verkrampften Finger um ihre Fesseln werden schwächer und lösen sich, von all ihren Muskeln scheint eine unglaublich schwere Last langsam hinweg zu schweifen und ihren gebeutelten Körper zurück zu lassen. Der strenge Griff um ihre Knie fällt völlig in sich zusammen, noch ein letztes Mal landet ihre Wirbelsäule hart und unsanft an der Betonwand, an der ihr Körper diesmal hängen bleibt. Ihre Beine sinken unter ihr zusammen und rutschen auf die Seite. Aus ihr ist jeder Funke von Lebenswille gewichen. Als sie in einer tiefen Bewusstlosigkeit versinkt verschwimmt endlich das grauenhafte Bild vor ihr. Es zeigt diesen Jungen. Diesen einen Jungen, der so etwas besonderes war. Seine wunderschönen blauen Augen strahlen sie mit so viel Liebe an. Unaufhörlich liebt er sie immer weiter, bis endlich die letzte Farbnuance aus seinem Gesicht gewichen ist und sein Ebenbild genauso wie sie tief in der Dunkelheit versinken.





Unglaublicher Brechreiz holt sie schließlich aus dieser seltsam ruhigen Phase der schwerelosen Entspannung. Sie versucht die Augen zu öffnen, blickt in das grelle Licht einer unbarmherzigen Neonlampe und kneift beide Augen sofort wieder zusammen. Ihr rebellierender Mageninhalt allerdings zwingt sie sich aufzusetzen, zumindest es zu versuchen.
“Achtung, es geht los!“ Wirre Stimmen um sie herum peitschen gegen ihr Trommelfell, sie versucht vergeblich sich gegen die schmerzenden Hände an ihren Armen zu wehren die sie auf die Linke Seite ziehen und sie nach vorne beugen. Sie weiß nicht wie ihr geschieht, sie versucht erneut ihre Augen aufzuhalten, es gelingt ihr nicht. Diesmal erscheint nur ein verschwommener Raum vor ihr, grell erleuchtet mit wirren Stimmen um sie herum.

„Komm schon Mädchen, lass es raus! Bald ist es vorbei!“ Sie kommt der Aufforderung wiederwillig nach, nicht um der Stimme ein gefallen zutun, sondern weil sie die ätzende Substanz die unaufhörlich ihre Speiseröhre hinaufkriecht nicht mehr ertragen kann. Ein ganzer Schwall der Medikamente die sie davor geschluckt hat brechen über sie und ihre Lippen herein. Sie lässt sich vollkommen in die starken Hände die sie stützen fallen, bemerkt kaum wie sehr sie am ganzen Körper zittert, sie ist umgeben von so vielen Schmerzen, dass sie nicht mehr definieren kann woher sie kommen. Sie hat irgendetwas im Mund, kann ihre verschiedenen Muskeln kaum noch unterscheiden, will eigentlich die Zähne zusammen beißen, schafft es wegen des starken Schlauches in ihrem Mund aber nicht einmal sie etwas zu bewegen. Irgendetwas in ihr würgt sie erneut, sie röchelt. Versucht etwas Luft durch die Nase zu bekommen, wird weiter nach vorne gehalten und muss sich übergeben. Das Brechmittel dass sie ihr gegeben haben leistet ganze Arbeit. Volle zehn Minuten überlassen sie sie dieser Hölle und legen schließlich den völlig verschwitzen und zitternden Körper zurück auf die Bahre. Entfernte Stimmen deuten an dass sie es wohl überstanden hat und die Gerätschaften werden entfernt. Nur schemenhaft spürt sie wie der große Schlauch aus ihrem Hals gezogen wird. Ihre komplette Speiseröhre brennt heißer als die Hölle, ihr Mund scheint ein einziger Schmerz zu sein. Sie kann nichts mehr wahrnehmen. Gefühlslose Tränen strömen über ihre Wangen hinab, jemand wischt sie weg und legt eine Decke über sie. Sie weint nicht, ihr Körper versucht nur irgendwie damit klar zu kommen, dass er gerade einen Selbstmordversuch überlebt hat.

~
And I start to feel for him again. Stupid me.
[SIZE=2]~

[/SIZE]


Nachrichten in diesem Thema
Katzenaugen - von Ssandy - 20.03.2005, 23:49
Katzenaugen - von Ssandy - 21.03.2005, 00:38
Katzenaugen - von Ssandy - 21.03.2005, 00:42
Katzenaugen - von MissLilli - 21.03.2005, 00:53
Katzenaugen - von TheClash - 21.03.2005, 06:28
Katzenaugen - von BuffyAnne - 21.03.2005, 13:44
Katzenaugen - von „Lorelai“ - 21.03.2005, 17:40
Katzenaugen - von ~Mimi~ - 21.03.2005, 18:18
Katzenaugen - von Hanni242 - 21.03.2005, 20:17
Katzenaugen - von EineGili - 21.03.2005, 20:23
Katzenaugen - von Corinna - 24.03.2005, 15:51
Katzenaugen - von JamieA - 24.03.2005, 22:53
Katzenaugen - von ~Mimi~ - 11.04.2005, 15:04
Katzenaugen - von ~Mimi~ - 17.04.2005, 17:27
Katzenaugen - von Ssandy - 17.04.2005, 21:03
Katzenaugen - von Corinna - 17.04.2005, 21:22
Katzenaugen - von BuffyAnne - 17.04.2005, 21:25
Katzenaugen - von sunny12 - 20.04.2005, 14:53
Katzenaugen - von Hanni242 - 23.04.2005, 22:41
Katzenaugen - von Fepa - 24.04.2005, 11:12
Katzenaugen - von Ssandy - 27.04.2005, 19:37
Katzenaugen - von ~Mimi~ - 27.04.2005, 20:11
Katzenaugen - von Fullmoon - 27.04.2005, 21:24
Katzenaugen - von Hanni242 - 27.04.2005, 21:30
Katzenaugen - von Pheebs - 29.04.2005, 23:22
Katzenaugen - von Corinna - 01.05.2005, 10:27
Katzenaugen - von ~Mimi~ - 04.05.2005, 20:42
Katzenaugen - von thats_me - 04.05.2005, 23:28
Katzenaugen - von Ssandy - 05.05.2005, 23:04
Katzenaugen - von Pheebs - 05.05.2005, 23:27
Katzenaugen - von Choco - 08.05.2005, 20:46
Katzenaugen - von JavaJunkie4ever - 08.05.2005, 20:57
Katzenaugen - von Pheebs - 08.05.2005, 20:59
Katzenaugen - von Ssandy - 08.05.2005, 22:41
Katzenaugen - von ~Mimi~ - 09.05.2005, 15:30
Katzenaugen - von *chrissie* - 09.05.2005, 17:32
Katzenaugen - von Melian - 11.05.2005, 20:33
Katzenaugen - von thats_me - 11.05.2005, 20:37
Katzenaugen - von ~Mimi~ - 17.05.2005, 21:45
Katzenaugen - von Ssandy - 24.05.2005, 00:54
Katzenaugen - von CuteMarianoGirl - 13.06.2005, 17:06
Katzenaugen - von GGjessi - 13.06.2005, 18:55
Katzenaugen - von Ssandy - 13.06.2005, 21:16
Katzenaugen - von Juanita - 13.06.2005, 21:42
Katzenaugen - von Pheebs - 13.06.2005, 21:50
Katzenaugen - von Corinna - 13.06.2005, 22:34
Katzenaugen - von sunny12 - 14.06.2005, 13:09
Katzenaugen - von GGjessi - 14.06.2005, 16:57
Katzenaugen - von BuffyAnne - 14.06.2005, 18:25
Katzenaugen - von Pheebs - 14.06.2005, 19:30
Katzenaugen - von BuffyAnne - 14.06.2005, 19:31
Katzenaugen - von silbernerschatz - 14.06.2005, 19:59
Katzenaugen - von Ssandy - 26.06.2005, 14:18
Katzenaugen - von Ssandy - 27.06.2005, 14:53
Katzenaugen - von ~Mimi~ - 22.07.2005, 23:14
Katzenaugen - von CuteMarianoGirl - 26.09.2005, 16:45

Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste