[Dreamcatcher]

Hey ihrs! Hier ist also das 5. Kapitel. Es ist ziemlich lang geworden und richtig zufrieden bin ich damit auch nicht - hoffe also inständig, dass ihr nicht dran verzweifelt!! Bitte sagt mir ehrlich, wenns euch nicht gefällt ...
Also los gehts:



Chapter 5

„Höchste Zeit, endlich aufzustehen!“, riss sie eine wohlbekannte Stimme aus dem Schlaf.
„Rory!“ Lorelai rieb sich noch völlig schlaftrunken die Augen, um die Fata Morgana ihrer Tochter loszuwerden, die mit einem breiten Grinsen und einem Tablett voller Toasts und Kaffee vor ihrem Bett stand.
„Rory – was ist passiert? Du müsstest doch schon längst in der Schule sein ...“
Sie warf einen Blick auf ihren mühsam mit kleinen Dino-Pflastern geflickten Wecker.
„Oh mein Gott!“, reif sie, und richtete sich kerzengerade auf. Mit einem Schlag war sie wach. „Schon zehn nach Neun! Ich müsste längst – du müsstest – wir beide sollten –“
„Mum! Heute habe ich frei, das weißt du doch! Und du hattest dir für heute auch einen erholsamen Tag gönnen wollen ...“
Lorelai fiel erleichtert zurück in die Kissen. Rory hatte völlig Recht! Wie hatte sie das alles nur vergessen können?
Doch dann erinnerte sie sich an den gestrigen Abend ...

Sie schlenderten die Straße entlang, so wie sie es schon lange nicht mehr getan hatten. Die Mittagssonne schien warm auf ihre Oberarme und die Beiden trugen luftige Sommerkleider.
„Was ist eigentlich mit Jess?“, fragte Lorelai. Rory hatte ihr schon lange nichts mehr über sie und ihren Freund erzählt.
„Oh ... es läuft alles wunderbar!“, erwiderte sie. Doch mehr konnte sie ihr nicht entlocken. Sie war auf eine seltsame Weise irgendwie zugeknöpft.
„Hey ... wo willst du denn hin?“, fragte Rory, als Lorelai sie entschlossen und mit schnellen Schritten am Diner vorbei buxierte. „Willst du heute nichts essen, oder -“
„Doch,“ murmelte sie zerknirscht. „Aber nicht bei Luke.“
Es viel ihr schwer, sich nicht umzudrehen und zu sehen, was Luke gerade machte. Sicher war er wie gewöhnlich dabei, seine Gäste zu bedienen, vielleicht hatte Babette ihn in einen kleinen Plausch verstrickt oder Kirk hatte ihn wieder mit seinem Essigreiniger in die Zange genommen. Doch die Ereignisse des letzten Tages schmerzten sie fürchterlich und sie konnte es nicht ertragen, Luke zu sehen oder gar mit ihm zu reden. Nicht jetzt. Nicht nach all dem, was passiert war.
„Hier?“ Rory starrte sie verdutzt an. „Was soll das denn sein?“
„Eine Bar.“
„Ich wusste überhaupt nicht, dass soetwas hier überhaupt existiert!“
Lorelai wusste darauf keinen passenden Kommentar, da sie den Laden genauso wenig kannte. Aber die Tatsache, dass auf dem rostigen Schild über der Eingangstür „Ethan’s Snackbar“ und nicht „Luke’s Diner“ stand, machte ihr den kleinen Pub mindestens so einladend wie ein Nobelrestaurant.
Der graue, düstere Raum wurde durch die schmutzigen Plastikstühle und die miesepetrigen Personen, die auf ihnen Platz genommen hatten nur noch komplettiert.
„Tolle Stimmung hier“, stellte Rory sarkastisch fest. „Welchen Tisch wollen wir nehmen – den neben der eingestaubten Kunsstoffpalme oder den, an dem man einen bemerkenswerten Ausblick auf den ungepflegten Barkeeper hat?“
Lorelai war in diesem Moment überhaupt nicht nach Spaß zumute und so quetschten sie sich wortlos in die engen Stühle in der Nähe der gräulichen Kunstpflanze.
Schließlich schob sich der fette Kellner zu ihnen herüber und nahm ihre Bestellungen entgegen.
„Einmal Eier und Speck und dazu eines dieser ‚Donuts nach Art des Hauses‘“, sagte Lorelai nachdem sie einen Blick in die wohl schon Jahrzehnte alte Karte geworfen hatte.
„Zwei Pancaces bitte“, bestellte Rory unkonzentriert und Lorelai fragte sich, was wohl in ihr vorging.
„Wolltest du dich heute nicht mit Jess treffen?“, hakte sie schließlich erneut nach. Rory hob die Augenbrauen. „Wieso willst du das wissen?“
„Weil ich deine Mutter bin!“
„Okay ... ich hab abgesagt.“
„Was? Wieso?“
Rory rutschte unbehaglich auf ihrem Stuhl hin und her. „Weil ... ich den Tag mit dir verbringen wollte.“
Ihr Tonfall hatte etwas Abschließendes und Lorelai wusste, dass sie nicht mit der Sprache herausrücken würde. Sie kannte ihre Tochter nun schon lange genug, um zu bemerken das irgend etwas nicht stimmte.
„Und du ...“ erwiderte Rory. „Was ist eigentlich mit dir los in der letzten Zeit? Du bist gar nicht wiederzuerkennen!“
„Das muss an meiner neuen Frisur liegen.“
„Mum!“
„Was? Es ... ist alles in Ordnung!“
„Lorelai Gilmore – du erzählst mir jetzt sofort was nicht in Ordnung ist! Was macht eigentlich deine Beziehung mit Max ...?“
Lorelai wusste nicht womit es verdient hatte, ständig mit dieser Frage konfrontiert zu werden.
„Die ist ... irgendwie ... eingerostet ...“
Sie war selbst über ihre Antwort überrascht. Eigentlich hatte sie vorgehabt sich und Rory etwas vorzulügen, aber stattdessen hatte sie genau das gesagt, was sie eigentlich empfand.
„Oh.“
„Oh?“, echote Lorelai entrüstet. „Das ist alles, was du dazu sagen kannst? Deine eigenen Mutter gesteht dir, dass ihre Beziehung eingeschlafen ist und dein Kommentar dazu ist ‚Oh‘?“
„Na ja ... es überrascht mich nicht sonderlich. Ich hab es ehrlich gesagt schon geahnt ...“
„Also war der Grund deiner Frage schlichte und einfach pure Hinterlist, um die Antwort aus mir herauszukitzeln?“
„Hm ... ja!“
„Na super. Ich lass mich von meiner eignen Tochter verarschen ... Und was soll ich bitte machen? Ob Max auch schon bemerkt hat, dass ...“
„... du ihn nicht mehr liebst?“, vollendete Rory ihren Satz. „Keine Ahnung. Und mal im Ernst: das musst du selbst mit ihm klären!“
Gedankenversunken saß Lorelai da, von den Worten ihrer Tochter völlig überrumpelt. Sie liebte Max nicht mehr ... es war schwer, sich das einzugestehen, doch im Grunde hatte Rory wirklich Recht. Sie wollte sich lieber nicht ausmalen, was sie ihm bei ihrem nächsten Date sagen sollte ...
Als endlich ihr Essen kam, hatten beiden keinen Hunger mehr. Rory stocherte lustlos in ihren Pancaces.
„Wie schmecken deiner Eier?“, fragte sie und warf einen Blick auf Lorelais schartigen Teller, der mit der wenigen verwelkten Petersilie am Rand nur noch bemitleidenswerter aussah.
„Ich würde sagen: genau so, wies aussieht. Was sagst du?“
„Mir fehlen dir Worte.“
„Wollen wir gehen?“
„Wird wohl das Beste sein ...“
Sie schnappten ihre Sachen und verließen Ethan’s mehr oder weniger fluchtartig. Auf dem Rückweg liefen sie geradewegs einer bestgelaunten Lane in die Arme, die es geschafft hatte ihren Bibelkurs zu entkommen und eine neue CD erstanden hatte.
Lorelai blieb nichts anderes übrig, als Rory ihr zu überlassen und allein nach Hause zu gehen.
„Wir sehen uns dann heute Abend“, rief Rory ihr im Gehen zu, „ich bring was Vietnamesisches mit!“
Doch Lorelai war mit ihren Gedanken schon wieder weit weg. Sie blieb noch eine Weile so stehen, bis sie sich schließlich einen Ruck gab und weiterlief. Doch sie war erst ein paar Schritte gelaufen, als sie plötzlich gegen jemanden stieß. Sie blickte auf und erkannte den Mann in dem karierten Hemd sofort. Er blickte sie wortlos an, und als sich ihre Blicke trafen, entdeckte sie in seinen Augen etwas, was sie noch nie gesehen hatte und nicht entschlüsseln konnte.
„Sorry“, stieß sie hervor. „Ich – ich habe nicht –“
„Ist schon okay“, antwortete Luke und Lorelai hätte ihn dafür am liebsten umarmt. Die Kälte vom letzten Abend war aus seiner Stimme gewichen und es schien, als hätte ihre Auseinandersetzung nie existiert ...
Er wollte gerade etwas sagen, als er abrupt unterbrochen wurde:
„Lorelai! Irgendwie verpassen wir uns in der letzten Zeit immer wieder ... Ich wollte dich fragen ob ich dich morgen Abend zu einem romantischen Candlelight-Diner entführen darf...“
Sie wandten sich um und Lorelai erkannte den Mann, der gerade die Straße überquerte und geradewegs auf sie zusteuerte: Max.