01.06.2005, 15:45
Okay, seit meinem letzten Posting ist jetzt schon fast ein Monat vergangen, bin im Moment ein groÃes bisschen nachlässig mit der FF, hab mich aber heute dazu durchgerungen einen neuen Teil zu schreiben. Ich hoffe, er gefällt euch einigermaÃen, bin auf eure Reaktionen gespannt.
Die ganze Welt schien anders zu sein, glücklicher, heller, freundlicher. Die Zeit schien wie im Flug zu vergehen, eben noch hatte weiÃer Schnee die Landschaft bedeckt, doch schon kamen erste Blüten zum Vorschein und kündigten den bevorstehenden Frühling an. Tagsüber wurde es wieder wärmer und überall auf den StraÃen sah man wieder Menschen, die nach dem langen Winter wieder ein wenig frische Luft tanken wollten.
Auch Emily und Richard zählten zu diesen Menschen. Wenn die endlosen Tage, die sie sehnsüchtig auf das Wochenende warten mussten, vergangen waren, nutzten sie jede Gelegenheit, um Zeit miteinander zu verbringen, gingen nachmittags gemeinsam spazieren, gingen abends ins Theater, anschlieÃend essen und immer wieder endete der Abend schlieÃlich in Richards Wohnung.
Manchmal jedoch blieben sie auch einfach nur bei Richard, machten es sich im Bett gemütlich und sahen fern. Richard hatte einmal gemeint, dass diese Abende wohl die waren, an denen er am meisten über seine Freundin erfuhr. Ganz Unrecht hatte er mit dieser Bemerkung sicherlich nicht, denn Emily war geradezu süchtig nach Filmen. Dieser Umstand erklärte sich daraus, dass ihr Vater nicht viel von neuen technischen Errungenschaften hielt, zumindest nicht, wenn sie kein Statussymbol waren.
Die Zeit mit Richard war einfach zu schön, eine Vertrautheit wie mit ihm hatte Emily noch niemals erlebt.
Sie fühlte seine Lippen auf den ihren und musste unwillkürlich lächeln. Es war ein wundervolles Gefühl, so geweckt zu werden, sanft aus den Träumen gerissen zu werden, um noch viel süÃeren Dingen nachgehen zu können. Lange, zärtliche Küsse, ausgiebiges Kuscheln, schlieÃlich aufstehen und gemeinsam das Frühstück zubereiten. Anfangs waren sie morgens immer am Campus frühstücken gegangen, doch sehr schnell hatten sie festgestellt, dass es viel schöner war, dabei zu zweit und ungestört zu sein.
Auch an diesem Morgen standen sie schlieÃlich wieder gemeinsam in der Küche. Richard hatte schon öfter Gelegenheit gehabt, festzustellen, dass Emily völlig untalentiert war, wenn es um Haushaltstätigkeiten ging, daher war auch er es, der Eier und Schinken anbriet, während es Emily lediglich gestattet war, den Tisch zu decken. Während Richard noch am Herd arbeitete, bat er Emily, ihm aus der ersten Schublade seines Schreibtisches seinen Geldbeutel zu bringen, da er noch frische Brötchen holen wolle.
Es brauchte deutlich mehr Kraftaufwand, die Schublade zu öffnen, als Emily gedacht hatte. Der Schreibtisch von Richard war schon ein wenig älter und aus wunderschönem dunklem Holz. Er hatte einmal seinem Vater gehört, hatte er ihr einmal voller Stolz berichtet.
Ja, da war der Geldbeutel, doch Emilys Aufmerksamkeit richtete sich auf einen Stapel Papier daneben. Fein säuberlich war er geordnet und mit einem Band zusammengebunden. Es schienen Briefe zu sein. Sie wusste, dass sie nicht das Recht hatte, sie zu lesen, wollte es eigentlich auch gar nicht, doch die Neugierde war zu groÃ. Sie warf einen letzten Blick zur Türe, bevor das erste Blatt Papier vorsichtig herauszog. Eindeutig ein Brief. Vorsichtig entfaltete sie das Papier, warf ihren Blick zuerst auf die Unterschrift. Pennilyn. Ein beklemmendes Gefühl breitete sich in Emily aus, sie wusste, dass sie besser nicht weiter lesen, den Brief einfach wieder zurücklegen sollte, doch sie konnte nicht, ihre Augen wanderten wie von selbst über das Papier, lasen Zeile für Zeile.
Geliebter Richard!
Meine Gedanken kreisen Tag und Nacht nur um Dich. Paris ist zwar eine traumhafte Stadt, ich sollte mich eigentlich nicht beklagen, doch Du fehlst mir so sehr. Nur mit Dir wäre dieser Urlaub perfekt, doch im Moment wird er mehr und mehr zur Qual. Jeder Tag, an dem ich nicht bei Dir sein kann, kommt mir wie eine Ewigkeit vor, die Aussicht, bald wieder bei Dir sein zu dürfen, zaubert jedoch ein Lächeln auf meine Lippen. Du bist so wundervoll, ich kann es kaum mehr erwarten, bis ich endlich wieder bei dir sein darf. Vor Sehnsucht kann ich weder essen noch trinken - nicht einmal Kaviar und Champagner bringe ich über meine Lippen.
Ich möchte immer bei Dir sein - selbst wenn es nur als Hund vor Deiner Haustür wäre, ich bräuchte weder Geld noch einen Ring und wäre schon zufrieden.
Ich hoffe, zusammen mit Dir eine Liebe zu erleben, die so beständig sein wird, wie es keiner von uns je zu träumen wagte.
In sehnsüchtigster Erwartung und ewiger Liebe
Pennilyn
Emily fühlte, wie ihr kalt wurde, rasch blätterten ihre Hände durch die weiteren Briefe, lasen stichprobenartig darin. Immer wieder das gleiche. Pennilyn, die Richard mitteilte, wie sehr sie ihn liebte, wie sehr sie ihn vermisste, wie sehr sie ihn brauchte. Nur die letzten drei Briefe unterschieden sich. Zwei davon waren Hochzeitseinladungen, eine von Richard und Pennilyn und eine von Pennilyn und Stephen. Die Wortwahl war fast ident, auch das Briefpapier ähnelte sich. Ein Name war ausgetauscht worden, nicht viel mehr. Dann bekam sie den untersten Brief in die Hände, eine Danksagung an die Hochzeitsgäste, ein Hochzeitsfoto, auf dem jedoch etwas Wesentliches fehlte, der Bräutigam. Richard hatte Stephen fein säuberlich weg geschnitten, nur noch Pennilyn in ihrem Brautkleid war über geblieben. Emily konnte es nicht leugnen, sie war eine hübsche Braut gewesen. Auf der Rückseite des recht allgemein gehaltenen Briefes befand sich jedoch eine handgeschriebene Notiz. Nur eine einzige Zeile, die jedoch mehr aussagte, als es Emily lieb war.
Warum warst du nicht da?
Keine Unterschrift, nichts, nur ein kleiner, kaum merkbarer Vorwurf, rasch, vielleicht sogar gedankenlos hingeschrieben. Doch warum war Richard nicht zu der Hochzeit gegangen? Warum hatte er ihr nichts davon erzählt? Es konnte dafür doch nur eine Erklärung geben, eine Erklärung, die Emily die Kehle zuschnürte. Fast hatte sie die Existenz von Pennilyn vergessen, doch nun wurde sie durch so unschöne Weise wieder daran erinnert.
Eine unglaubliche Wut stieg in ihr auf, doch sie wusste nicht, auf wen sie wütend sein sollte. Auf Pennilyn? Auf Richard? Auf sich selbst? Wieso hatte sie diese Briefe gelesen? Wieso hatte er sie überhaupt aufgehoben? Warum fehlte Stephen auf dem Foto? Fragen, die sich alle leicht klären lieÃen, deren Antwort jedoch unheimlich wehtat.
Die ganze Welt schien anders zu sein, glücklicher, heller, freundlicher. Die Zeit schien wie im Flug zu vergehen, eben noch hatte weiÃer Schnee die Landschaft bedeckt, doch schon kamen erste Blüten zum Vorschein und kündigten den bevorstehenden Frühling an. Tagsüber wurde es wieder wärmer und überall auf den StraÃen sah man wieder Menschen, die nach dem langen Winter wieder ein wenig frische Luft tanken wollten.
Auch Emily und Richard zählten zu diesen Menschen. Wenn die endlosen Tage, die sie sehnsüchtig auf das Wochenende warten mussten, vergangen waren, nutzten sie jede Gelegenheit, um Zeit miteinander zu verbringen, gingen nachmittags gemeinsam spazieren, gingen abends ins Theater, anschlieÃend essen und immer wieder endete der Abend schlieÃlich in Richards Wohnung.
Manchmal jedoch blieben sie auch einfach nur bei Richard, machten es sich im Bett gemütlich und sahen fern. Richard hatte einmal gemeint, dass diese Abende wohl die waren, an denen er am meisten über seine Freundin erfuhr. Ganz Unrecht hatte er mit dieser Bemerkung sicherlich nicht, denn Emily war geradezu süchtig nach Filmen. Dieser Umstand erklärte sich daraus, dass ihr Vater nicht viel von neuen technischen Errungenschaften hielt, zumindest nicht, wenn sie kein Statussymbol waren.
Die Zeit mit Richard war einfach zu schön, eine Vertrautheit wie mit ihm hatte Emily noch niemals erlebt.
Sie fühlte seine Lippen auf den ihren und musste unwillkürlich lächeln. Es war ein wundervolles Gefühl, so geweckt zu werden, sanft aus den Träumen gerissen zu werden, um noch viel süÃeren Dingen nachgehen zu können. Lange, zärtliche Küsse, ausgiebiges Kuscheln, schlieÃlich aufstehen und gemeinsam das Frühstück zubereiten. Anfangs waren sie morgens immer am Campus frühstücken gegangen, doch sehr schnell hatten sie festgestellt, dass es viel schöner war, dabei zu zweit und ungestört zu sein.
Auch an diesem Morgen standen sie schlieÃlich wieder gemeinsam in der Küche. Richard hatte schon öfter Gelegenheit gehabt, festzustellen, dass Emily völlig untalentiert war, wenn es um Haushaltstätigkeiten ging, daher war auch er es, der Eier und Schinken anbriet, während es Emily lediglich gestattet war, den Tisch zu decken. Während Richard noch am Herd arbeitete, bat er Emily, ihm aus der ersten Schublade seines Schreibtisches seinen Geldbeutel zu bringen, da er noch frische Brötchen holen wolle.
Es brauchte deutlich mehr Kraftaufwand, die Schublade zu öffnen, als Emily gedacht hatte. Der Schreibtisch von Richard war schon ein wenig älter und aus wunderschönem dunklem Holz. Er hatte einmal seinem Vater gehört, hatte er ihr einmal voller Stolz berichtet.
Ja, da war der Geldbeutel, doch Emilys Aufmerksamkeit richtete sich auf einen Stapel Papier daneben. Fein säuberlich war er geordnet und mit einem Band zusammengebunden. Es schienen Briefe zu sein. Sie wusste, dass sie nicht das Recht hatte, sie zu lesen, wollte es eigentlich auch gar nicht, doch die Neugierde war zu groÃ. Sie warf einen letzten Blick zur Türe, bevor das erste Blatt Papier vorsichtig herauszog. Eindeutig ein Brief. Vorsichtig entfaltete sie das Papier, warf ihren Blick zuerst auf die Unterschrift. Pennilyn. Ein beklemmendes Gefühl breitete sich in Emily aus, sie wusste, dass sie besser nicht weiter lesen, den Brief einfach wieder zurücklegen sollte, doch sie konnte nicht, ihre Augen wanderten wie von selbst über das Papier, lasen Zeile für Zeile.
Geliebter Richard!
Meine Gedanken kreisen Tag und Nacht nur um Dich. Paris ist zwar eine traumhafte Stadt, ich sollte mich eigentlich nicht beklagen, doch Du fehlst mir so sehr. Nur mit Dir wäre dieser Urlaub perfekt, doch im Moment wird er mehr und mehr zur Qual. Jeder Tag, an dem ich nicht bei Dir sein kann, kommt mir wie eine Ewigkeit vor, die Aussicht, bald wieder bei Dir sein zu dürfen, zaubert jedoch ein Lächeln auf meine Lippen. Du bist so wundervoll, ich kann es kaum mehr erwarten, bis ich endlich wieder bei dir sein darf. Vor Sehnsucht kann ich weder essen noch trinken - nicht einmal Kaviar und Champagner bringe ich über meine Lippen.
Ich möchte immer bei Dir sein - selbst wenn es nur als Hund vor Deiner Haustür wäre, ich bräuchte weder Geld noch einen Ring und wäre schon zufrieden.
Ich hoffe, zusammen mit Dir eine Liebe zu erleben, die so beständig sein wird, wie es keiner von uns je zu träumen wagte.
In sehnsüchtigster Erwartung und ewiger Liebe
Pennilyn
Emily fühlte, wie ihr kalt wurde, rasch blätterten ihre Hände durch die weiteren Briefe, lasen stichprobenartig darin. Immer wieder das gleiche. Pennilyn, die Richard mitteilte, wie sehr sie ihn liebte, wie sehr sie ihn vermisste, wie sehr sie ihn brauchte. Nur die letzten drei Briefe unterschieden sich. Zwei davon waren Hochzeitseinladungen, eine von Richard und Pennilyn und eine von Pennilyn und Stephen. Die Wortwahl war fast ident, auch das Briefpapier ähnelte sich. Ein Name war ausgetauscht worden, nicht viel mehr. Dann bekam sie den untersten Brief in die Hände, eine Danksagung an die Hochzeitsgäste, ein Hochzeitsfoto, auf dem jedoch etwas Wesentliches fehlte, der Bräutigam. Richard hatte Stephen fein säuberlich weg geschnitten, nur noch Pennilyn in ihrem Brautkleid war über geblieben. Emily konnte es nicht leugnen, sie war eine hübsche Braut gewesen. Auf der Rückseite des recht allgemein gehaltenen Briefes befand sich jedoch eine handgeschriebene Notiz. Nur eine einzige Zeile, die jedoch mehr aussagte, als es Emily lieb war.
Warum warst du nicht da?
Keine Unterschrift, nichts, nur ein kleiner, kaum merkbarer Vorwurf, rasch, vielleicht sogar gedankenlos hingeschrieben. Doch warum war Richard nicht zu der Hochzeit gegangen? Warum hatte er ihr nichts davon erzählt? Es konnte dafür doch nur eine Erklärung geben, eine Erklärung, die Emily die Kehle zuschnürte. Fast hatte sie die Existenz von Pennilyn vergessen, doch nun wurde sie durch so unschöne Weise wieder daran erinnert.
Eine unglaubliche Wut stieg in ihr auf, doch sie wusste nicht, auf wen sie wütend sein sollte. Auf Pennilyn? Auf Richard? Auf sich selbst? Wieso hatte sie diese Briefe gelesen? Wieso hatte er sie überhaupt aufgehoben? Warum fehlte Stephen auf dem Foto? Fragen, die sich alle leicht klären lieÃen, deren Antwort jedoch unheimlich wehtat.