14.09.2005, 16:44
Bevor ihr diesen Teil lest, möchte ich mich bei allen bedanken, die diese FF gelesen haben und regelmäÃig wunderbares FB gegeben haben. Ich möchte auch denen danken, die kein FB gegeben haben, aber trotzdem fleiÃig gelesen haben.
Dieser letzte Teil beinhaltet eine ziemliche Gefühlswelt und ich rate euch: Setzt euch hin!
Das ist immer besser. Ich hoffe er gefällt euch. Ich für meinen Teil finde ihn (ohne jetzt überheblich klingen zu wollen) perfekt. Ich hätte ihn nicht schöner schreiben könenn. Und auch nicht wollen.
Vielleicht solltet ihr euch ein paar Taschentücher bereithalten. Mir sind nämlich die Tränen gekommen. Ich hoffe, ich habe nicht zu viel versprochen.
Also, Bühne frei für den letzten Teil...
Lorelais Brief:
Lieber Jess!
Du wirst dich jetzt bestimmt wundern, dass ich dir einen Brief schreibe. Ich meine, du wirst bestimmt nicht viele Briefe bekommen und dann ausgerechnet einen von mir. Rorys Mum. Die Frau, die dich noch nie leiden konnte, nimmt plötzlich Kontakt zu dir auf.
Aber ehrlich gesagt ist es mir nicht leicht gefallen, diese Zeilen zu schreiben. Nicht, weil ich dich nicht ausstehen kann, sondern der Umstände wegen. Aber du hast ein Recht darauf, es zu erfahren.
Jess, ich muss dir eine schlechte Nachricht überbringen. Gestern Abend ist meine...unsere kleine Rory in einem Krankenhaus in Hartford verstorben. Und sie hat meine Welt zusammenbrechen lassen.
Sie war auf dem Weg zum Essen im Hause Gilmore. Ich konnte mich erfolgreich davor drücken. Ich hatte ein Date mit Luke. Aber Rory hat es sich nicht nehmen lassen, zu ihren GroÃeltern zu fahren. Sie ist so gerne dorthin gefahren. Aber dieser verdammte Fernfahrer hat sie nicht gesehen. Er hat sie einfach nicht gesehen. Und jetzt ist sie tot. Verdammt, ich hätte mir ihr fahren sollen. Wenn ich mitgefahren wäre, wären wir später aufgebrochen. Wir hätten uns verspätet, aber Rory würde noch leben. Doch ich hab mein eigenes Vergnügen vorgezogen.
Man hat sie sofort ins Krankenhaus gebracht. Sie wurde gleich operiert. Die Ãrzte haben alles getan, was in ihrer Macht stand. Und dann begann das Warten. Das Bangen. Das Hoffen. Ich saà die ganze Zeit an ihrem Bett und wollte ihr Mut machen. Doch sie war es, die mir Mut machen musste. Wir haben stundenlang geredet. So viel haben wir im ganzen letzten Jahr nicht geredet. Und so hab ich auch von dir erfahren. Davon, dass sie nie über dich hinweg gekommen ist. Kaum zu glauben, dass ich nie etwas gemerkt habe.
Rory hat mich gebeten, dir ihre Briefe zu schicken. Ich hab sie dir zu diesem Brief dazugelegt. Sie hat gesagt, ich finde sie unter ihrem Bett. In der Jess-Kiste. Ich weià nicht, was in diesen Briefen steht. Ich hab sie nicht gelesen. Sie gehen nur dich und Rory etwas an. Aber sie hat mich ausdrücklich darauf hingewiesen, dass ich dir versichern soll, dass du dir keine Vorwürfe machen sollst. Ãber gar nichts. Sie hat gesagt, dass sie dich jetzt versteht. Oder zumindest hat sie versucht, dich zu verstehen. Du wirst schon deine Gründe haben. Sie hat gesagt, du würdest schon wissen, was sie meint. Du sollst auch wissen, dass sie dir verzeiht.
Rory hat gekämpft wie eine Löwin. Doch nach 2 Tagen hat sie den Kampf aufgegeben. Die Verletzungen waren einfach zu schwer. Die Ãrzte konnten nichts machen. Rory wollte nicht sterben. Sie wollte leben. Sie wollte das alles nicht hinter sich lassen. Doch ihr Körper konnte mit der Stärke ihres Herzens nicht mithalten. Am Ende hat sie verloren.
Sie hat mir gesagt, dass es nicht weh tut. Dass sie keine Schmerzen hat. Sie wollte nicht, dass ich mir Sorgen mache. Doch ich weià jetzt, dass sie gelogen hat. Sie hatte diesen Blick. Genau den gleichen Blick hatte sie, wenn ich sie gefragt habe, wie es ihr geht. Ob sie noch an dich denkt. Damals hat sie mich auch angelogen. Und sie hatte diesen Blick. Sie wollte einfach nicht, dass ich mir Sorgen mache. Sie wollte nie, dass sich jemand Sorgen macht. Sie war ein gutes Mädchen. Eine gute Tochter. Die beste, die man sich als Mutter wünschen kann.
Am Donnerstag ist die Beerdigung. Es wäre schön, wenn du kommen könntest. Bei der Gelegenheit möchte ich mich bei dir entschuldigen. Für alles, was ich jemals zu dir oder über dich gesagt oder gedacht habe. Ich möchte endlich unsere Streitigkeiten begraben und Frieden schlieÃen.
Rory hätte es so gewollt.
Lorelai
Ganz Stars Hollow hatte sich am Friedhof versammelt. Niemand lieà es sich nehmen, von Rory Abschied zu nehmen. SchlieÃlich war sie doch die kleine Stars Hollow-Rory gewesen. Das Mädchen, dass immer allen helfen wollte. Das Mädchen, das schon mit 4 Jahren Kaffee trank. Das Mädchen, das mit 5 Jahren zur Zuckerprinzessin gewählt worden war. Das Mädchen, das mit 6 ganz stolz ihre erste Schultüte hergezeigt hatte. Das Mädchen, das eine groÃe Zukunft vor sich hatte. Ganz einfach die kleine Stars Hollow-Rory.
Auch Jess war gekommen. Er war den weiten Weg von Kalifornien nach Stars Hollow gefahren, um sich von seiner groÃen Liebe zu verabschieden.
Er umarmte Lorelai. Nie im Leben hatte er sich vorstellen können, dass er eines Tages Lorelai Gilmore umarmen würde. Doch das war ein ganz besonderer Fall. Sie hatten beide das Liebste in ihrem Leben verloren.
Als alle den Friedhof verlassen hatten, war Jess der einzige, der noch an Rorys Grab stand. Man hatte ein Foto von ihr aufgestellt. Neben dieses Foto legte Jess einen Brief.
Jessâ Brief:
Liebe Rory!
Das ist das erste Mal, dass ich einen Brief schreibe. Kaum zu glauben, ich habe noch nie in meinem Leben einen Brief geschrieben. Ich musste mir extra Briefpapier besorgen.
Als ich durch deine Mum von deinem Tod erfahren habe, war ich geschockt. Ich konnte und wollte nicht glauben, dass du einfach so weg sein sollst. Ausgelöscht. Nur noch eine Erinnerung. Eine wunderbare Erinnerung.
Ich habe alle deine Briefe gelesen. Jeden einzelnen. Und hinterher hab ich mich noch schlechter gefühlt als vorher. Erst durch diese Briefe ist mir klar geworden, wie sehr ich dir weh getan habe. Ãber ein Jahr lang hab ich mir eingeredet, dass mein Verschwinden gar nicht so schlimm war. Dass sich eigentlich alle freuen müssten, mich los zu sein. Ãber ein Jahr lang hab ich mich selbst belogen. Das weià ich jetzt. Wahrscheinlich wusste ich es die ganze Zeit. Ich wollte nur der Wahrheit nicht ins Gesicht sehen.
Ich weiÃ, dass du eine Erklärung für mein Verhalten erwartet hast. Du hast eine Erklärung verdient. Aber die Wahrheit ist: Ich konnte es mir selbst nicht erklären. Ich kann es mir immer noch nicht erklären. Vielleicht hatte ich einfach nur Angst. Angst davor, vor dir wie ein Versager dazustehen. Angst davor, mit Dean nicht mithalten zu können. Angst davor, dich und Luke zu enttäuschen. Angst davor, dich an einen Yale-Schnösel zu verlieren. Oder ich hatte Angst davor, dass sich zwischen uns etwas Ernsteres entwickelt. Deshalb hab ich rechtzeitig die Notbremse gezogen und alles kaputt gemacht. Vielleicht wollte ich auch nur meinen Vater kennen lernen. Herausfinden, warum ich ohne einen Vater aufwachsen musste. Vielleicht war es auch einfach nur Zeit für mich, zu gehen. So wie es jetzt für dich Zeit wurde, zu gehen. Vielleicht hab ich Stars Hollow lange genug auf den Kopf gestellt. Vielleicht musste ich meinen eigenen Weg finden. Vielleicht bin ich auch dazu geboren, immer und überall davonzulaufen. Ich weià es nicht. Ich weià es wirklich nicht. Vielleicht ist es von allem etwas. Das sind so viele vielleichts, aber keine richtige Antwort auf dein warum. Aber diese Antwort hab ich bis heute nicht gefunden. Ich würde sie dir gerne geben, aber ich kann nicht. Es tut mir leid, dass du die ganze Zeit auf eine Erklärung gewartet hast und nie eine gekommen ist. Ich wollte dich ja anrufen, hab es aber nicht geschafft. Und je mehr Zeit vergangen ist, desto absurder ist es mir vorgekommen.
Dass du mir verzeihst, ist nur ein kleiner Trost. Denn ich hätte es verdient, dass du mich abgrundtief hasst. Dass du mir niemals verzeihst.
Aber eine deiner Fragen kann ich beantworten. Ob ich dich vergessen habe? Niemals. Wie könnte ich? Ich werde dich nie vergessen. Du bist der erste Mensch, bei dem ich meine Gefühle zulassen konnte. Bei dem ich so etwas wie Liebe empfand. Du hast keine Ahnung, wie oft ich deine Nummer gewählt habe. Wie oft ich am Busbahnhof stand, um nachzusehen, wann der nächste Bus nach Connecticut fährt. Du hast keine Ahnung, wie oft ich meine 7 Sachen in meinen Seesack gestopft habe, nur um ihn gleich wieder auszuleeren.
Ich kann mich glücklich schätzen, dich gekannt zu haben. Dass du mir eine Chance gegeben hast. Dass die schönste Zeit in meinem Leben die war, die ich mit dir verbracht habe. So viel Glück haben nicht viele Menschen.
Und jetzt bist du tot. Das erscheint mir so unwirklich. Wie ein Albtraum, aus dem ich hoffe, bald zu erwachen.
Menschen kommen und gehen. Sie sterben und es ist, als hätten sie nie gelebt. Bisher schien mir der Tod immer weit entfernt. Noch nie ist jemand gestorben, den ich kenne. Noch nie ist jemand gestorben, der mir so viel bedeutet.
Es gibt viele Ausdrücke für Sterben. Ins Gras beiÃen, den Löffel abgeben, die Radiesschen von unten ansehen, über den Jordan gehen, Besuch vom Sensenmann bekommen, die Kurve kratzen, um nur ein paar zu nennen. Doch keiner von diesen Ausrücken scheint mir passend. Keiner trifft auf dich zu. Sie erscheinen mir so gefühllos. Sie passen nicht zu unserer Rory. Dem strahlenden Wesen, dass jedem Menschen den Tag versüÃt. Das Mädchen, für das es sich lohnt, am Morgen aus dem Bett zu kriechen.
Doch dann bin ich auf eine Phrase gestoÃen, die mir am ehesten zutreffend erscheint. Die all meine Gedanken in einem Satz zusammenfasst.
âSie mag vielleicht tot sein, aber in unseren Herzen wir sie ewig weiterleben.â Denn das wirst du. In meinem Herzen wirst du immer die gut gelaunte, lebensfrohe Rory bleiben, die mir das kostbarste Geschenk auf Erden gemacht hat. Mich zu lieben und das Gefühl zu geben, etwas Besonderes zu sein.
Ich werde dich nie vergessen.
In ewiger Liebe
Jess
Jess wischte sich mit dem Handrücken eine Träne von der Wange. Er hatte schon lange nicht mehr geweint. Das letzte Mal, als er mit 3 Jahren von Lizâ Freund verdroschen worden war. Seither hatte ihn niemand mehr zum Weinen gebracht. Bis heute.
Langsam ging Jess davon. Als er den Ausgang des Friedhofs erreichte, sah er Dean. Er war an die Friedhofswand gelehnt. Als Jess ihn erreichte, sagte er: â Sie war etwas besonderes.â
Jess nickte. âJa, sie war etwas ganz besonderes.â
Eine Weile sahen sich die beiden nur an. Dann stieà sich Dean von der Wand ab und klopfte Jess auf die Schulter.
âKomm, lass uns gehen.â
Gemeinsam verlieÃen sie den Friedhof.
Rory musste erst sterben, dass die beiden endlich Frieden schlieÃen konnten.
8 Jahre später wird Dean mit seiner Frau Lindsay und 3 kleinen Forrester-Jungs nach Chicago ziehen. Dort wird er ein gutes Jobangebot als Architekt annehmen. Er und Lindsay werden eine glückliche Ehe führen.
Jess wird seinen Abschluss machen und zurück nach New York gehen, wo er Literatur studieren und später auch unterrichten wird. Er wird eine hübsche New Yorkerin heiraten, die ihm 2 Kinder schenken wird. Einen Jungen und ein Mädchen. Sie werden die Namen der Menschen tragen, die Jessâ Leben am meisten beeinflusst und zum Besseren verändert haben.
Lucas und Lorelai Mariano. Doch sie werden von allen nur Luke und Rory genannt.
Jess und Dean werden den Friedhof nie wieder betreten. Der Schmerz wäre zu groÃ. Sie werden sich auch nie wieder sehen. Doch die Erinnerung an Rory wird sie für immer miteinander verbinden.
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~Ende~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Dieser letzte Teil beinhaltet eine ziemliche Gefühlswelt und ich rate euch: Setzt euch hin!
Das ist immer besser. Ich hoffe er gefällt euch. Ich für meinen Teil finde ihn (ohne jetzt überheblich klingen zu wollen) perfekt. Ich hätte ihn nicht schöner schreiben könenn. Und auch nicht wollen.
Vielleicht solltet ihr euch ein paar Taschentücher bereithalten. Mir sind nämlich die Tränen gekommen. Ich hoffe, ich habe nicht zu viel versprochen.
Also, Bühne frei für den letzten Teil...
Lorelais Brief:
Lieber Jess!
Du wirst dich jetzt bestimmt wundern, dass ich dir einen Brief schreibe. Ich meine, du wirst bestimmt nicht viele Briefe bekommen und dann ausgerechnet einen von mir. Rorys Mum. Die Frau, die dich noch nie leiden konnte, nimmt plötzlich Kontakt zu dir auf.
Aber ehrlich gesagt ist es mir nicht leicht gefallen, diese Zeilen zu schreiben. Nicht, weil ich dich nicht ausstehen kann, sondern der Umstände wegen. Aber du hast ein Recht darauf, es zu erfahren.
Jess, ich muss dir eine schlechte Nachricht überbringen. Gestern Abend ist meine...unsere kleine Rory in einem Krankenhaus in Hartford verstorben. Und sie hat meine Welt zusammenbrechen lassen.
Sie war auf dem Weg zum Essen im Hause Gilmore. Ich konnte mich erfolgreich davor drücken. Ich hatte ein Date mit Luke. Aber Rory hat es sich nicht nehmen lassen, zu ihren GroÃeltern zu fahren. Sie ist so gerne dorthin gefahren. Aber dieser verdammte Fernfahrer hat sie nicht gesehen. Er hat sie einfach nicht gesehen. Und jetzt ist sie tot. Verdammt, ich hätte mir ihr fahren sollen. Wenn ich mitgefahren wäre, wären wir später aufgebrochen. Wir hätten uns verspätet, aber Rory würde noch leben. Doch ich hab mein eigenes Vergnügen vorgezogen.
Man hat sie sofort ins Krankenhaus gebracht. Sie wurde gleich operiert. Die Ãrzte haben alles getan, was in ihrer Macht stand. Und dann begann das Warten. Das Bangen. Das Hoffen. Ich saà die ganze Zeit an ihrem Bett und wollte ihr Mut machen. Doch sie war es, die mir Mut machen musste. Wir haben stundenlang geredet. So viel haben wir im ganzen letzten Jahr nicht geredet. Und so hab ich auch von dir erfahren. Davon, dass sie nie über dich hinweg gekommen ist. Kaum zu glauben, dass ich nie etwas gemerkt habe.
Rory hat mich gebeten, dir ihre Briefe zu schicken. Ich hab sie dir zu diesem Brief dazugelegt. Sie hat gesagt, ich finde sie unter ihrem Bett. In der Jess-Kiste. Ich weià nicht, was in diesen Briefen steht. Ich hab sie nicht gelesen. Sie gehen nur dich und Rory etwas an. Aber sie hat mich ausdrücklich darauf hingewiesen, dass ich dir versichern soll, dass du dir keine Vorwürfe machen sollst. Ãber gar nichts. Sie hat gesagt, dass sie dich jetzt versteht. Oder zumindest hat sie versucht, dich zu verstehen. Du wirst schon deine Gründe haben. Sie hat gesagt, du würdest schon wissen, was sie meint. Du sollst auch wissen, dass sie dir verzeiht.
Rory hat gekämpft wie eine Löwin. Doch nach 2 Tagen hat sie den Kampf aufgegeben. Die Verletzungen waren einfach zu schwer. Die Ãrzte konnten nichts machen. Rory wollte nicht sterben. Sie wollte leben. Sie wollte das alles nicht hinter sich lassen. Doch ihr Körper konnte mit der Stärke ihres Herzens nicht mithalten. Am Ende hat sie verloren.
Sie hat mir gesagt, dass es nicht weh tut. Dass sie keine Schmerzen hat. Sie wollte nicht, dass ich mir Sorgen mache. Doch ich weià jetzt, dass sie gelogen hat. Sie hatte diesen Blick. Genau den gleichen Blick hatte sie, wenn ich sie gefragt habe, wie es ihr geht. Ob sie noch an dich denkt. Damals hat sie mich auch angelogen. Und sie hatte diesen Blick. Sie wollte einfach nicht, dass ich mir Sorgen mache. Sie wollte nie, dass sich jemand Sorgen macht. Sie war ein gutes Mädchen. Eine gute Tochter. Die beste, die man sich als Mutter wünschen kann.
Am Donnerstag ist die Beerdigung. Es wäre schön, wenn du kommen könntest. Bei der Gelegenheit möchte ich mich bei dir entschuldigen. Für alles, was ich jemals zu dir oder über dich gesagt oder gedacht habe. Ich möchte endlich unsere Streitigkeiten begraben und Frieden schlieÃen.
Rory hätte es so gewollt.
Lorelai
Ganz Stars Hollow hatte sich am Friedhof versammelt. Niemand lieà es sich nehmen, von Rory Abschied zu nehmen. SchlieÃlich war sie doch die kleine Stars Hollow-Rory gewesen. Das Mädchen, dass immer allen helfen wollte. Das Mädchen, das schon mit 4 Jahren Kaffee trank. Das Mädchen, das mit 5 Jahren zur Zuckerprinzessin gewählt worden war. Das Mädchen, das mit 6 ganz stolz ihre erste Schultüte hergezeigt hatte. Das Mädchen, das eine groÃe Zukunft vor sich hatte. Ganz einfach die kleine Stars Hollow-Rory.
Auch Jess war gekommen. Er war den weiten Weg von Kalifornien nach Stars Hollow gefahren, um sich von seiner groÃen Liebe zu verabschieden.
Er umarmte Lorelai. Nie im Leben hatte er sich vorstellen können, dass er eines Tages Lorelai Gilmore umarmen würde. Doch das war ein ganz besonderer Fall. Sie hatten beide das Liebste in ihrem Leben verloren.
Als alle den Friedhof verlassen hatten, war Jess der einzige, der noch an Rorys Grab stand. Man hatte ein Foto von ihr aufgestellt. Neben dieses Foto legte Jess einen Brief.
Jessâ Brief:
Liebe Rory!
Das ist das erste Mal, dass ich einen Brief schreibe. Kaum zu glauben, ich habe noch nie in meinem Leben einen Brief geschrieben. Ich musste mir extra Briefpapier besorgen.
Als ich durch deine Mum von deinem Tod erfahren habe, war ich geschockt. Ich konnte und wollte nicht glauben, dass du einfach so weg sein sollst. Ausgelöscht. Nur noch eine Erinnerung. Eine wunderbare Erinnerung.
Ich habe alle deine Briefe gelesen. Jeden einzelnen. Und hinterher hab ich mich noch schlechter gefühlt als vorher. Erst durch diese Briefe ist mir klar geworden, wie sehr ich dir weh getan habe. Ãber ein Jahr lang hab ich mir eingeredet, dass mein Verschwinden gar nicht so schlimm war. Dass sich eigentlich alle freuen müssten, mich los zu sein. Ãber ein Jahr lang hab ich mich selbst belogen. Das weià ich jetzt. Wahrscheinlich wusste ich es die ganze Zeit. Ich wollte nur der Wahrheit nicht ins Gesicht sehen.
Ich weiÃ, dass du eine Erklärung für mein Verhalten erwartet hast. Du hast eine Erklärung verdient. Aber die Wahrheit ist: Ich konnte es mir selbst nicht erklären. Ich kann es mir immer noch nicht erklären. Vielleicht hatte ich einfach nur Angst. Angst davor, vor dir wie ein Versager dazustehen. Angst davor, mit Dean nicht mithalten zu können. Angst davor, dich und Luke zu enttäuschen. Angst davor, dich an einen Yale-Schnösel zu verlieren. Oder ich hatte Angst davor, dass sich zwischen uns etwas Ernsteres entwickelt. Deshalb hab ich rechtzeitig die Notbremse gezogen und alles kaputt gemacht. Vielleicht wollte ich auch nur meinen Vater kennen lernen. Herausfinden, warum ich ohne einen Vater aufwachsen musste. Vielleicht war es auch einfach nur Zeit für mich, zu gehen. So wie es jetzt für dich Zeit wurde, zu gehen. Vielleicht hab ich Stars Hollow lange genug auf den Kopf gestellt. Vielleicht musste ich meinen eigenen Weg finden. Vielleicht bin ich auch dazu geboren, immer und überall davonzulaufen. Ich weià es nicht. Ich weià es wirklich nicht. Vielleicht ist es von allem etwas. Das sind so viele vielleichts, aber keine richtige Antwort auf dein warum. Aber diese Antwort hab ich bis heute nicht gefunden. Ich würde sie dir gerne geben, aber ich kann nicht. Es tut mir leid, dass du die ganze Zeit auf eine Erklärung gewartet hast und nie eine gekommen ist. Ich wollte dich ja anrufen, hab es aber nicht geschafft. Und je mehr Zeit vergangen ist, desto absurder ist es mir vorgekommen.
Dass du mir verzeihst, ist nur ein kleiner Trost. Denn ich hätte es verdient, dass du mich abgrundtief hasst. Dass du mir niemals verzeihst.
Aber eine deiner Fragen kann ich beantworten. Ob ich dich vergessen habe? Niemals. Wie könnte ich? Ich werde dich nie vergessen. Du bist der erste Mensch, bei dem ich meine Gefühle zulassen konnte. Bei dem ich so etwas wie Liebe empfand. Du hast keine Ahnung, wie oft ich deine Nummer gewählt habe. Wie oft ich am Busbahnhof stand, um nachzusehen, wann der nächste Bus nach Connecticut fährt. Du hast keine Ahnung, wie oft ich meine 7 Sachen in meinen Seesack gestopft habe, nur um ihn gleich wieder auszuleeren.
Ich kann mich glücklich schätzen, dich gekannt zu haben. Dass du mir eine Chance gegeben hast. Dass die schönste Zeit in meinem Leben die war, die ich mit dir verbracht habe. So viel Glück haben nicht viele Menschen.
Und jetzt bist du tot. Das erscheint mir so unwirklich. Wie ein Albtraum, aus dem ich hoffe, bald zu erwachen.
Menschen kommen und gehen. Sie sterben und es ist, als hätten sie nie gelebt. Bisher schien mir der Tod immer weit entfernt. Noch nie ist jemand gestorben, den ich kenne. Noch nie ist jemand gestorben, der mir so viel bedeutet.
Es gibt viele Ausdrücke für Sterben. Ins Gras beiÃen, den Löffel abgeben, die Radiesschen von unten ansehen, über den Jordan gehen, Besuch vom Sensenmann bekommen, die Kurve kratzen, um nur ein paar zu nennen. Doch keiner von diesen Ausrücken scheint mir passend. Keiner trifft auf dich zu. Sie erscheinen mir so gefühllos. Sie passen nicht zu unserer Rory. Dem strahlenden Wesen, dass jedem Menschen den Tag versüÃt. Das Mädchen, für das es sich lohnt, am Morgen aus dem Bett zu kriechen.
Doch dann bin ich auf eine Phrase gestoÃen, die mir am ehesten zutreffend erscheint. Die all meine Gedanken in einem Satz zusammenfasst.
âSie mag vielleicht tot sein, aber in unseren Herzen wir sie ewig weiterleben.â Denn das wirst du. In meinem Herzen wirst du immer die gut gelaunte, lebensfrohe Rory bleiben, die mir das kostbarste Geschenk auf Erden gemacht hat. Mich zu lieben und das Gefühl zu geben, etwas Besonderes zu sein.
Ich werde dich nie vergessen.
In ewiger Liebe
Jess
Jess wischte sich mit dem Handrücken eine Träne von der Wange. Er hatte schon lange nicht mehr geweint. Das letzte Mal, als er mit 3 Jahren von Lizâ Freund verdroschen worden war. Seither hatte ihn niemand mehr zum Weinen gebracht. Bis heute.
Langsam ging Jess davon. Als er den Ausgang des Friedhofs erreichte, sah er Dean. Er war an die Friedhofswand gelehnt. Als Jess ihn erreichte, sagte er: â Sie war etwas besonderes.â
Jess nickte. âJa, sie war etwas ganz besonderes.â
Eine Weile sahen sich die beiden nur an. Dann stieà sich Dean von der Wand ab und klopfte Jess auf die Schulter.
âKomm, lass uns gehen.â
Gemeinsam verlieÃen sie den Friedhof.
Rory musste erst sterben, dass die beiden endlich Frieden schlieÃen konnten.
8 Jahre später wird Dean mit seiner Frau Lindsay und 3 kleinen Forrester-Jungs nach Chicago ziehen. Dort wird er ein gutes Jobangebot als Architekt annehmen. Er und Lindsay werden eine glückliche Ehe führen.
Jess wird seinen Abschluss machen und zurück nach New York gehen, wo er Literatur studieren und später auch unterrichten wird. Er wird eine hübsche New Yorkerin heiraten, die ihm 2 Kinder schenken wird. Einen Jungen und ein Mädchen. Sie werden die Namen der Menschen tragen, die Jessâ Leben am meisten beeinflusst und zum Besseren verändert haben.
Lucas und Lorelai Mariano. Doch sie werden von allen nur Luke und Rory genannt.
Jess und Dean werden den Friedhof nie wieder betreten. Der Schmerz wäre zu groÃ. Sie werden sich auch nie wieder sehen. Doch die Erinnerung an Rory wird sie für immer miteinander verbinden.
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~Ende~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Tritt nicht in die FuÃstapfen anderer, du hinterläÃt sonst selbst keine Spuren.
Rückkehr nach Stars Hollow, Wird er sich jemals ändern? Auf der schiefen Bahn
Kurzgeschichte: Sometimes it's too late
Die Zeit heilt nicht alle Wunden, aber sie lehrt uns mit dem Schmerz umzugehen.