14.09.2005, 18:22
So, habs jetzt geschafft, einen neuen Teil zu schreiben, hatte ein wenig Zeit.
Ich hoffe, er gefällt euch, ist leider nur ein Ãbergangsteil.
Ich find ihn etwas verwirrend irgendwie. Naja, gebt einfach euren Senf dazu :biggrin:
Teil 15
Gemeinsam machten wir uns auf dem Weg zum Bus. Als wir den vermeintlich richtigen gefunden hatten, stiegen wir die Stufen zum Fahrer nach oben und lösten unsere Fahrkarten.
Vorsichtig gingen wir den engen Gang entlang, hier und da ein paar Fahrgäste, die uns mit ihren Blicken gelegentlich streiften. Vor mir lief Mary, vorsichtig und langsam bewegte sie sich vorwärts und suchte sich einen Platz. Der Bus roch nicht gerade sehr appetitlich, man hätte meinen können, die Leute benutzten den Bus um sich zu entledigen. Allein bei diesem Gedanken kam mir das soeben zu mir genommene Frühstück wieder hoch. Ich beschloss stark zu bleiben und nur an Boston und meine Vergangenheit zu denken.
Erschöpft lieà ich mich auf einen der Sitze fallen, die, meiner Meinung nach, am saubersten schienen und blickte aus dem Fenster. Ich stützte den Kopf auf meine Hand und blickte verträumt auf den leeren Busbahnhof, ehe der Bus sich gemächlich in Bewegung setzte und mich meinem Ziel Stück für Stück näher brachte.
Als ich eine ganze Weile nichts gesagt hatte, tippte mich Mary von der Seite an.
„Alex, alles in Ordnung mit dir?“
„Ja, klar.“ sagte ich wie selbstverständlich. Mary musterte mich noch einmal mit einem nicht ganz glaubwürdigen Blick, ehe sie sich von mir abwandte und ich meine Blicke wieder in die Ferne schweifen lieÃ.
In diesem Moment schwirrten tausend Gedanken in meinem Kopf herum. Natürlich stand an erster Stelle meine Mutter. Wie sich das anhörte, meine Mutter! Mein gesamtes Leben lang dachte ich, ich hätte schon längst meine richtige Mutter vor mir, bei ihr fühlte ich mich sicher, geborgen und ich wusste, dass ich mich auf sie verlassen konnte, egal was passierte. Zugegeben, bei meiner Angeblich-Mutter fehlte mir nicht das Geringste, das musste ich wirklich sagen. Doch das alles entschuldigte nicht, was sie mir und vor allem Susan Selky vor 15 Jahren angetan hatte. Meine Eltern begingen ein Verbrechen, sie kidnappten mich und entledigten einer jungen, sicherlich freundlichen und fürsorglichen Mutter das Kind. Was wurde nun aus meinen Eltern? Es war meine Pflicht sie anzuzeigen und eine gerechte Strafe für die Tat zu verlangen. Doch damit wurde mir auch bewusst, dass ich meine Eltern hinter Gitter brachte, es spielte keine Rolle ob sie auch meine Erzeuger waren, sie sorgten mein Leben lang für mich, sie waren meine Eltern, das war klar. Konnte ich meine Eltern in den Knast bringen und somit auch Ashley die Familie nehmen?
Ja, richtig! Ashley gab es auch noch. Für sie musste es mindestens genauso furchtbar sein wie für mich, die eigenen Eltern als Verbrecher zu entlarven. Was geschah nun mit ihr? Sie konnte unmöglich bei diesen Leuten ihr gewohntes Leben fortsetzen. Das Wort Verbrecher würde sicherlich für immer und ewig in ihrem Hinterkopf herumschwirren, sobald sie Mr. und Mrs. Perry nur anblickte.
Ich lieà gedankenlos meinen Blick durch den Bus schweifen. Er war so gut wie leer, bis auf einige Ausnahmen. Ganz vorne neben dem Fahrer konnte ich den Schopf einer älteren Dame erkennen. Sie hatte graues, fast schon weiÃes Haar und trug es in einem Dutt, der an ihrem Hinterkopf mit einer altmodischen braunen Haarklammer befestigt war.
Ich blickte nach vorne und überlegte, was sie in Boston zu erledigen hatte. Vielleicht einen Ãberraschungsbesuch bei ihren Enkelkindern, die sie seit einiger Zeit nicht mehr zu Gesicht bekommen hatte. Oder wohnte sie in Boston und hatte gerade eine belustigende Kaffeefahrt nach New York City hinter sich. Der einzige Lichtblick in ihrem so trostlosen Leben, einmal im Monat mit Gleichgesinnten aus der Kleinstadt herauszukommen und die Welt zu sehen. Oder war sie auf dem Weg zu ihrer ehemaligen Jugendliebe, die sie seit mindestens fünfzig Jahren nicht mehr gesehen hatte. Sie zogen beide um und hatten sich plötzlich aus den Augen verloren. Ein tragisches Ende einer Liebesgeschichte, die sie nun wieder aufleben lassen konnten.
Pat war inzwischen eingeschlafen. Auch dies war typisch für ihn, er war nicht nur total verfressen, sondern auch unglaublich faul. Sport bedeutete für ihn nur eines: Mord! AuÃerdem war er unglaublich emotional veranlagt, oft traf er sich abends mit Mary und zog sich gemeinsam mit ihr die schnulzigsten der Schnulzenfilme hinein. Zusammen saÃen sie dann auf der Couch und schnieften in die Packung Taschentücher, die jeder in seinen Händen hielt. Pat war einmalig, genauso wie Dan, der seinen Walkman ausgepackt hatte und lautstark die neueste Metallica CD laufen lieÃ.
Mary hatte sich inzwischen auf die andere Seite gesetzt und saà nun auf einem der Sitze, während sie ihre Beine auf den daneben überkreuzt legte.
Einen Moment lang betrachtete ich sie, ihre langen Beine, die sie mit einem knielangen Hüftrock kleidete, ihre weibliche Figur, deren Proportionen perfekt angelegt waren und schlieÃlich ihre groÃen Augen mit den langen Wimpern, deren Aufschlag die Knie eines jeden männlichen Wesens zum Zittern brachte. Wieso hatte ich diese Schönheit nie zuvor bemerkt? Wieso erkannte ich nicht, dass ich eigentlich die ganze Zeit nur in sie verliebt war? Sie war nicht nur wie irgendeine Schwester für mich, sie war diejenige die ich wollte.
Erst jetzt wurde mir bewusst, dass Justine ein Ablenkmanöver war, dass ich für sie eigentlich keine wahre Liebe empfand. Justine war es, die den Platz einer Schwester in meinem Herzen einnahm, sie war es doch schlieÃlich, die ich jahrelang gekannt hatte, ohne es zu wissen. Irgend ein unsichtbares Band hatte uns all die vergangenen fünfzehn Jahre miteinander verbunden und erst als ich sie wieder sah, zog sie mich magisch an, jedoch nicht aus Liebe, sondern aus mentaler Verbundenheit, aus Seelenverwandtschaft.
Langsam erwachte ich aus meinem Gedankenwirrwarr und erkannte, dass mich Mary sicherlich schon eine ganze Weile beobachtete, wie ich sie anstarrte und ganz bestimmt dabei wie ein Idiot grinste. Erschreckend stellte ich fest, dass mein Gesicht heià wurde und ich mit einem Mal errötete. Peinlich drehte ich mich weg und starrte weiter auf die Wiesen und Felder, die an uns vorbeizogen.
Nach einigen Stunden Fahrt, während der so gut wie niemand miteinander geredet hatte, kamen wir endlich am Busbahnhof von Boston an. Ich hatte inzwischen weiche Knie bekommen, die nicht nur an Mary lagen, sondern natürlich an meiner eigentlichen Absicht, hier nach Boston zu fahren.
„Na, dann, willkommen in Boston!“ meinte Dan und gemeinsam machten wir uns auf den Weg Richtung Innenstadt.
Ich hoffe, er gefällt euch, ist leider nur ein Ãbergangsteil.
Ich find ihn etwas verwirrend irgendwie. Naja, gebt einfach euren Senf dazu :biggrin:
Teil 15
Gemeinsam machten wir uns auf dem Weg zum Bus. Als wir den vermeintlich richtigen gefunden hatten, stiegen wir die Stufen zum Fahrer nach oben und lösten unsere Fahrkarten.
Vorsichtig gingen wir den engen Gang entlang, hier und da ein paar Fahrgäste, die uns mit ihren Blicken gelegentlich streiften. Vor mir lief Mary, vorsichtig und langsam bewegte sie sich vorwärts und suchte sich einen Platz. Der Bus roch nicht gerade sehr appetitlich, man hätte meinen können, die Leute benutzten den Bus um sich zu entledigen. Allein bei diesem Gedanken kam mir das soeben zu mir genommene Frühstück wieder hoch. Ich beschloss stark zu bleiben und nur an Boston und meine Vergangenheit zu denken.
Erschöpft lieà ich mich auf einen der Sitze fallen, die, meiner Meinung nach, am saubersten schienen und blickte aus dem Fenster. Ich stützte den Kopf auf meine Hand und blickte verträumt auf den leeren Busbahnhof, ehe der Bus sich gemächlich in Bewegung setzte und mich meinem Ziel Stück für Stück näher brachte.
Als ich eine ganze Weile nichts gesagt hatte, tippte mich Mary von der Seite an.
„Alex, alles in Ordnung mit dir?“
„Ja, klar.“ sagte ich wie selbstverständlich. Mary musterte mich noch einmal mit einem nicht ganz glaubwürdigen Blick, ehe sie sich von mir abwandte und ich meine Blicke wieder in die Ferne schweifen lieÃ.
In diesem Moment schwirrten tausend Gedanken in meinem Kopf herum. Natürlich stand an erster Stelle meine Mutter. Wie sich das anhörte, meine Mutter! Mein gesamtes Leben lang dachte ich, ich hätte schon längst meine richtige Mutter vor mir, bei ihr fühlte ich mich sicher, geborgen und ich wusste, dass ich mich auf sie verlassen konnte, egal was passierte. Zugegeben, bei meiner Angeblich-Mutter fehlte mir nicht das Geringste, das musste ich wirklich sagen. Doch das alles entschuldigte nicht, was sie mir und vor allem Susan Selky vor 15 Jahren angetan hatte. Meine Eltern begingen ein Verbrechen, sie kidnappten mich und entledigten einer jungen, sicherlich freundlichen und fürsorglichen Mutter das Kind. Was wurde nun aus meinen Eltern? Es war meine Pflicht sie anzuzeigen und eine gerechte Strafe für die Tat zu verlangen. Doch damit wurde mir auch bewusst, dass ich meine Eltern hinter Gitter brachte, es spielte keine Rolle ob sie auch meine Erzeuger waren, sie sorgten mein Leben lang für mich, sie waren meine Eltern, das war klar. Konnte ich meine Eltern in den Knast bringen und somit auch Ashley die Familie nehmen?
Ja, richtig! Ashley gab es auch noch. Für sie musste es mindestens genauso furchtbar sein wie für mich, die eigenen Eltern als Verbrecher zu entlarven. Was geschah nun mit ihr? Sie konnte unmöglich bei diesen Leuten ihr gewohntes Leben fortsetzen. Das Wort Verbrecher würde sicherlich für immer und ewig in ihrem Hinterkopf herumschwirren, sobald sie Mr. und Mrs. Perry nur anblickte.
Ich lieà gedankenlos meinen Blick durch den Bus schweifen. Er war so gut wie leer, bis auf einige Ausnahmen. Ganz vorne neben dem Fahrer konnte ich den Schopf einer älteren Dame erkennen. Sie hatte graues, fast schon weiÃes Haar und trug es in einem Dutt, der an ihrem Hinterkopf mit einer altmodischen braunen Haarklammer befestigt war.
Ich blickte nach vorne und überlegte, was sie in Boston zu erledigen hatte. Vielleicht einen Ãberraschungsbesuch bei ihren Enkelkindern, die sie seit einiger Zeit nicht mehr zu Gesicht bekommen hatte. Oder wohnte sie in Boston und hatte gerade eine belustigende Kaffeefahrt nach New York City hinter sich. Der einzige Lichtblick in ihrem so trostlosen Leben, einmal im Monat mit Gleichgesinnten aus der Kleinstadt herauszukommen und die Welt zu sehen. Oder war sie auf dem Weg zu ihrer ehemaligen Jugendliebe, die sie seit mindestens fünfzig Jahren nicht mehr gesehen hatte. Sie zogen beide um und hatten sich plötzlich aus den Augen verloren. Ein tragisches Ende einer Liebesgeschichte, die sie nun wieder aufleben lassen konnten.
Pat war inzwischen eingeschlafen. Auch dies war typisch für ihn, er war nicht nur total verfressen, sondern auch unglaublich faul. Sport bedeutete für ihn nur eines: Mord! AuÃerdem war er unglaublich emotional veranlagt, oft traf er sich abends mit Mary und zog sich gemeinsam mit ihr die schnulzigsten der Schnulzenfilme hinein. Zusammen saÃen sie dann auf der Couch und schnieften in die Packung Taschentücher, die jeder in seinen Händen hielt. Pat war einmalig, genauso wie Dan, der seinen Walkman ausgepackt hatte und lautstark die neueste Metallica CD laufen lieÃ.
Mary hatte sich inzwischen auf die andere Seite gesetzt und saà nun auf einem der Sitze, während sie ihre Beine auf den daneben überkreuzt legte.
Einen Moment lang betrachtete ich sie, ihre langen Beine, die sie mit einem knielangen Hüftrock kleidete, ihre weibliche Figur, deren Proportionen perfekt angelegt waren und schlieÃlich ihre groÃen Augen mit den langen Wimpern, deren Aufschlag die Knie eines jeden männlichen Wesens zum Zittern brachte. Wieso hatte ich diese Schönheit nie zuvor bemerkt? Wieso erkannte ich nicht, dass ich eigentlich die ganze Zeit nur in sie verliebt war? Sie war nicht nur wie irgendeine Schwester für mich, sie war diejenige die ich wollte.
Erst jetzt wurde mir bewusst, dass Justine ein Ablenkmanöver war, dass ich für sie eigentlich keine wahre Liebe empfand. Justine war es, die den Platz einer Schwester in meinem Herzen einnahm, sie war es doch schlieÃlich, die ich jahrelang gekannt hatte, ohne es zu wissen. Irgend ein unsichtbares Band hatte uns all die vergangenen fünfzehn Jahre miteinander verbunden und erst als ich sie wieder sah, zog sie mich magisch an, jedoch nicht aus Liebe, sondern aus mentaler Verbundenheit, aus Seelenverwandtschaft.
Langsam erwachte ich aus meinem Gedankenwirrwarr und erkannte, dass mich Mary sicherlich schon eine ganze Weile beobachtete, wie ich sie anstarrte und ganz bestimmt dabei wie ein Idiot grinste. Erschreckend stellte ich fest, dass mein Gesicht heià wurde und ich mit einem Mal errötete. Peinlich drehte ich mich weg und starrte weiter auf die Wiesen und Felder, die an uns vorbeizogen.
Nach einigen Stunden Fahrt, während der so gut wie niemand miteinander geredet hatte, kamen wir endlich am Busbahnhof von Boston an. Ich hatte inzwischen weiche Knie bekommen, die nicht nur an Mary lagen, sondern natürlich an meiner eigentlichen Absicht, hier nach Boston zu fahren.
„Na, dann, willkommen in Boston!“ meinte Dan und gemeinsam machten wir uns auf den Weg Richtung Innenstadt.