23.10.2005, 11:34
Hallo meine Lieben :knuddel:
@Lavaaaza: Vielen Dank für dein tolles FB! :freu: Hab mich total darüber gefreut!
@Cleo: Eine neue Leserin :freu: Freut mich, dass dir meine FF so gut gefällt! Danke schön für dein FB!
@alle: Ich hab heut weiter geschrieben und poste gleich den neuen Teil. Ich hoffe, er gefällt euch.
22. Teil
Die Schneeflocken glitzerten in ihrem schwarzen Haar. Sie warf den Kopf lachend zurück und richtete ihre rote Haube.
Ich ließ mich fröhlich zu ihr in den Schnee fallen. Mum zog mich darauf lächelnd in ihre Arme. „Gibt es etwas Schöneres als das? Über Nacht muss es mindestens fünf Meter hoch geschneit haben.“
„Fünf?“ Meine Augen weiteten sich.
„Mindestens.“ Sie grinste. „Komm, lass uns an deinem Schneemann weiterbauen.“
Ich runzelte die Stirn. „Aber ich muss doch in die Schule…“ Vor wenigen Monaten hatte mein erstes Schuljahr begonnen. So schnell konnten doch die Weihnachtsferien noch nicht begonnen haben. Schließlich hatte Mrs. Sheldon erst letzten Freitag zum ersten Mal mit uns Weihnachtslieder gesungen.
„Wir könnten uns beide krank melden.“ Schlug Mum vor.
„Aber wir lesen heute wieder…“
„Du kannst doch schon längst lesen.“
„Mummy…“
Mum seufzte. „Na gut. Ich bringe dich zur Schule. Aber am Nachmittag bauen wir deinen Schneemann fertig.“
Ich nickte eifrig.
Sie richtete meine Wollmütze und küsste mich auf die Wange bevor sie aufstand und mich sanft hochzog. Ich umarmte sie. „Ich hab dich lieb, Mummy.“
Die Tränen tropften auf meinen Handrücken. Es war so real gewesen. 54 Jahre.
Mehr als ein halbes Jahrhundert waren vergangen. Und nichts war mehr wie es einmal gewesen war.
„Mum?“ Ich spürte eine zarte Hand auf meiner Schulter.
Sie blickte mich besorgt an.
Meine Augen wanderten erneut zu dem verschneiten Garten. „Ich habe mich nur an früher erinnert. Deine Grandma und ich haben sehr viele Schneeskulpturen gebaut.“ Es gelang mir zu lächeln.
Carol musterte mich kurz bevor sie näher ans Fenster trat. „Das hat sie mit mir auch.“
Unsere kurze Unterhaltung wurde durch ein leises Knarren der Tür unterbrochen.
Jenny betrat mit einem Tablett, auf welchem drei Tassen und eine Kanne standen, den Raum. „Guten Morgen, Grandma.“ Sie lächelte.
Mum betrachtete sie nachdenklich. „Du siehst aus wie deine Mutter. Komm zu deiner Granny, mein Schätzchen.“ Sie breitete die Arme aus.
Jenny stellte das Tablett ab und umarmte sie. „Hast du gut geschlafen?“
„Wunderbar!“ Mum strich ihr sanft durchs Haar.
Carol und ich tauschten einen überraschten Blick.
„Ich hoffe, das ist Kaffee.“ Mum deutete auf die Kanne.
Jenny runzelte die Stirn. „Nein. Ich habe uns allen noch Tee gemacht.“
„Du verschwendest mein Wasser, Schätzchen.“
„Mir schmeckt der Tee sehr gut. Koste ihn doch einmal.“ Ohne eine Antwort abzuwarten, goss Jenny etwas Tee in Mums Tasse.
„Jenny, wenn er keinen Kaffeegeschmack hat…“
„Granny…“ Sie sah ihre Großmutter flehend an.
Mum seufzte. „Gut. Ich werde ihn kosten.“
Jenny reichte ihr lächelnd die Tasse.
Mum trank zögernd einen Schluck.
„Und? So furchtbar?“
Sie verzog den Mund. „Er schmeckt fürchterlich. Aber besser als das Gebräu deiner Mutter.“ Sie zwinkerte mir kurz zu.
Jenny setzte sich lächelnd zu ihr.
„Wie geht es dir auf dem College?“
Jenny strich sich eine braune Haarsträhne aus der Stirn und begann zu erzählen.
Ich bewunderte sie für ihre Stärke. Sie saß neben Mum und unterhielt sich mit ihr, wie sie es immer getan hatte. Als wäre es nur einer von vielen Besuchen. Als hätte sich niemals etwas geändert.
Mum hielt ihre Hand und betrachtete sie lächelnd, so wie sie es immer getan hatte.
„Entschuldige mich bitte kurz. Ich muss Susana anrufen und fragen wie es Juan geht.“ Flüsterte Carol.
Ich nickte leicht. Die Frage, die ich ihr schon seit ihrer Ankunft stellen wollte, begann mich zunehmender zu belasten. „Ich würde gerne kurz mit dir sprechen.“
Sie nickte leicht.
„Setzen wir uns.“ Carol deute mir auf ihrem Gästebett Platz zu nehmen.
Ich betrachtete sie Stirn runzelnd. „Du musst es gewusst haben. Genau wie Jenny und Matt.“
Carol blickte mich einen Moment irritiert an, bevor sie antwortete. „Ich war die letzten beiden Jahre nur sehr selten hier. Grandma und Grandpa – sie haben alles sehr verharmlost dargestellt. Sie wollten nicht, dass wir uns sorgen. Die letzten beiden Male hat Grandma sogar so getan als wäre sie wieder vollkommen fit…“ Carol blickte auf ihre Zehenspitzen. „Wir haben lange Spaziergänge gemacht, sind bummeln gegangen. Es muss eine Qual für sie gewesen sein. Sie wollte die Schwächung ihres Körpers selbst nicht akzeptieren.“ Carols Augen tränten. Ich griff nach ihrer Hand.
„Denkst du, Carmen wird das Kleid gefallen?“ Lorelai blickte Carol fragend an, als sie das Geschäft verließen.
„Sie wird es lieben.“ Ihre Enkeltochter lächelte.
Sie gingen die steilere Straße Richtung dem kleinen Cafe, welches Lorelai vor wenigen Wochen entdeckt hatte, hinauf. Der Kaffee ist fast so gut wie Lukes. Hatte sie erzählt und damit Carols Neugierde geweckt.
„Also für diesen Marathonbummel haben wir uns wirklich eine große Tasse Kaffee verdient.“ Carol drehte sich lächelnd zu ihrer Großmutter. Als sie bemerkte, dass diese einige Meter hinter ihr stand und sich an einer Hausmauer stützte, lief sie besorgt zu ihr. „Grandma? Alles in Ordnung?“ Carol musterte Lorelai Stirn runzelnd. Ihre Großmutter strich sich den Schweiß von der Stirn. „Alles bestens. Ich war nur etwas schwindelig. Die Luft in dem Geschäft war schlecht…“ Sie mühte sich um ein Lächeln.
„Dort drüben ist eine Bank. Setzen wir uns ein wenig.“ Schlug Carol vor.
„Es geht schon wieder.“
„Aber Grandma…“
„Mir geht es gut, Carol. Hört endlich auf mich wie einen halben Invaliden zu behandeln nur weil ich älter werde!“
„Ich wünschte, ich wäre öfters bei ihr gewesen…“ Flüsterte Carol.
Meine Augen begannen zu tränen. „Warum habt ihr mir nichts erzählt?“
„Sie wollte es nicht…Ich war die letzten Monate tatsächlich so naiv zu glauben, dass es ihr wirklich wieder besser ginge. Bis zu Grandpas Anruf…“ Sie atmete tief durch. „Ich dachte, man würde mir den Boden unter den Füßen wegziehen…und als ich sie dann am Tag nach unserer Ankunft gesehen habe…“ Sie schluchzte. „So blass, so schwach…es war doch erst gestern…erst gestern als sie lächelnd die Kaffeetorte auf den Tisch gestellt hatte…es war mein achter Geburtstag…“ Carol strich sich die Träne von den Wangen. „Grandma ist immer für mich da gewesen. Immer. Ich hätte sie nie alleine lassen dürfen. Ich hatte bei meinem letzten Besuch eine böse Vorahnung, bin aber auf ihre Aufforderung hin trotzdem nachhause geflogen…“
Ich strich ihr sanft über den Rücken. Tränen tropften auf meinen Schoß. „Du hättest nichts tun können. Gar nichts.“
„Wahrscheinlich nicht. Aber ich wäre da gewesen.“ Sie vergrub ihren Kopf schluchzend an meiner Brust.
Ich legte meine Arme um sie. „Ich verstehe, was du meinst…“ Der Druck auf meinem Herzen drohte mir die Luft zu nehmen. Ich ließ den Tränen ihren Lauf.
Freu mich schon auf eure FBs!
Bussi Selene
@Lavaaaza: Vielen Dank für dein tolles FB! :freu: Hab mich total darüber gefreut!
@Cleo: Eine neue Leserin :freu: Freut mich, dass dir meine FF so gut gefällt! Danke schön für dein FB!
@alle: Ich hab heut weiter geschrieben und poste gleich den neuen Teil. Ich hoffe, er gefällt euch.
22. Teil
--------- Flashback ---------
Die Schneeflocken glitzerten in ihrem schwarzen Haar. Sie warf den Kopf lachend zurück und richtete ihre rote Haube.
Ich ließ mich fröhlich zu ihr in den Schnee fallen. Mum zog mich darauf lächelnd in ihre Arme. „Gibt es etwas Schöneres als das? Über Nacht muss es mindestens fünf Meter hoch geschneit haben.“
„Fünf?“ Meine Augen weiteten sich.
„Mindestens.“ Sie grinste. „Komm, lass uns an deinem Schneemann weiterbauen.“
Ich runzelte die Stirn. „Aber ich muss doch in die Schule…“ Vor wenigen Monaten hatte mein erstes Schuljahr begonnen. So schnell konnten doch die Weihnachtsferien noch nicht begonnen haben. Schließlich hatte Mrs. Sheldon erst letzten Freitag zum ersten Mal mit uns Weihnachtslieder gesungen.
„Wir könnten uns beide krank melden.“ Schlug Mum vor.
„Aber wir lesen heute wieder…“
„Du kannst doch schon längst lesen.“
„Mummy…“
Mum seufzte. „Na gut. Ich bringe dich zur Schule. Aber am Nachmittag bauen wir deinen Schneemann fertig.“
Ich nickte eifrig.
Sie richtete meine Wollmütze und küsste mich auf die Wange bevor sie aufstand und mich sanft hochzog. Ich umarmte sie. „Ich hab dich lieb, Mummy.“
--------- Flashback Ende ---------
Die Tränen tropften auf meinen Handrücken. Es war so real gewesen. 54 Jahre.
Mehr als ein halbes Jahrhundert waren vergangen. Und nichts war mehr wie es einmal gewesen war.
„Mum?“ Ich spürte eine zarte Hand auf meiner Schulter.
Sie blickte mich besorgt an.
Meine Augen wanderten erneut zu dem verschneiten Garten. „Ich habe mich nur an früher erinnert. Deine Grandma und ich haben sehr viele Schneeskulpturen gebaut.“ Es gelang mir zu lächeln.
Carol musterte mich kurz bevor sie näher ans Fenster trat. „Das hat sie mit mir auch.“
Unsere kurze Unterhaltung wurde durch ein leises Knarren der Tür unterbrochen.
Jenny betrat mit einem Tablett, auf welchem drei Tassen und eine Kanne standen, den Raum. „Guten Morgen, Grandma.“ Sie lächelte.
Mum betrachtete sie nachdenklich. „Du siehst aus wie deine Mutter. Komm zu deiner Granny, mein Schätzchen.“ Sie breitete die Arme aus.
Jenny stellte das Tablett ab und umarmte sie. „Hast du gut geschlafen?“
„Wunderbar!“ Mum strich ihr sanft durchs Haar.
Carol und ich tauschten einen überraschten Blick.
„Ich hoffe, das ist Kaffee.“ Mum deutete auf die Kanne.
Jenny runzelte die Stirn. „Nein. Ich habe uns allen noch Tee gemacht.“
„Du verschwendest mein Wasser, Schätzchen.“
„Mir schmeckt der Tee sehr gut. Koste ihn doch einmal.“ Ohne eine Antwort abzuwarten, goss Jenny etwas Tee in Mums Tasse.
„Jenny, wenn er keinen Kaffeegeschmack hat…“
„Granny…“ Sie sah ihre Großmutter flehend an.
Mum seufzte. „Gut. Ich werde ihn kosten.“
Jenny reichte ihr lächelnd die Tasse.
Mum trank zögernd einen Schluck.
„Und? So furchtbar?“
Sie verzog den Mund. „Er schmeckt fürchterlich. Aber besser als das Gebräu deiner Mutter.“ Sie zwinkerte mir kurz zu.
Jenny setzte sich lächelnd zu ihr.
„Wie geht es dir auf dem College?“
Jenny strich sich eine braune Haarsträhne aus der Stirn und begann zu erzählen.
Ich bewunderte sie für ihre Stärke. Sie saß neben Mum und unterhielt sich mit ihr, wie sie es immer getan hatte. Als wäre es nur einer von vielen Besuchen. Als hätte sich niemals etwas geändert.
Mum hielt ihre Hand und betrachtete sie lächelnd, so wie sie es immer getan hatte.
„Entschuldige mich bitte kurz. Ich muss Susana anrufen und fragen wie es Juan geht.“ Flüsterte Carol.
Ich nickte leicht. Die Frage, die ich ihr schon seit ihrer Ankunft stellen wollte, begann mich zunehmender zu belasten. „Ich würde gerne kurz mit dir sprechen.“
Sie nickte leicht.
„Setzen wir uns.“ Carol deute mir auf ihrem Gästebett Platz zu nehmen.
Ich betrachtete sie Stirn runzelnd. „Du musst es gewusst haben. Genau wie Jenny und Matt.“
Carol blickte mich einen Moment irritiert an, bevor sie antwortete. „Ich war die letzten beiden Jahre nur sehr selten hier. Grandma und Grandpa – sie haben alles sehr verharmlost dargestellt. Sie wollten nicht, dass wir uns sorgen. Die letzten beiden Male hat Grandma sogar so getan als wäre sie wieder vollkommen fit…“ Carol blickte auf ihre Zehenspitzen. „Wir haben lange Spaziergänge gemacht, sind bummeln gegangen. Es muss eine Qual für sie gewesen sein. Sie wollte die Schwächung ihres Körpers selbst nicht akzeptieren.“ Carols Augen tränten. Ich griff nach ihrer Hand.
--------- Flashback Carol ---------
„Denkst du, Carmen wird das Kleid gefallen?“ Lorelai blickte Carol fragend an, als sie das Geschäft verließen.
„Sie wird es lieben.“ Ihre Enkeltochter lächelte.
Sie gingen die steilere Straße Richtung dem kleinen Cafe, welches Lorelai vor wenigen Wochen entdeckt hatte, hinauf. Der Kaffee ist fast so gut wie Lukes. Hatte sie erzählt und damit Carols Neugierde geweckt.
„Also für diesen Marathonbummel haben wir uns wirklich eine große Tasse Kaffee verdient.“ Carol drehte sich lächelnd zu ihrer Großmutter. Als sie bemerkte, dass diese einige Meter hinter ihr stand und sich an einer Hausmauer stützte, lief sie besorgt zu ihr. „Grandma? Alles in Ordnung?“ Carol musterte Lorelai Stirn runzelnd. Ihre Großmutter strich sich den Schweiß von der Stirn. „Alles bestens. Ich war nur etwas schwindelig. Die Luft in dem Geschäft war schlecht…“ Sie mühte sich um ein Lächeln.
„Dort drüben ist eine Bank. Setzen wir uns ein wenig.“ Schlug Carol vor.
„Es geht schon wieder.“
„Aber Grandma…“
„Mir geht es gut, Carol. Hört endlich auf mich wie einen halben Invaliden zu behandeln nur weil ich älter werde!“
--------- Flashback Carol Ende ---------
„Ich wünschte, ich wäre öfters bei ihr gewesen…“ Flüsterte Carol.
Meine Augen begannen zu tränen. „Warum habt ihr mir nichts erzählt?“
„Sie wollte es nicht…Ich war die letzten Monate tatsächlich so naiv zu glauben, dass es ihr wirklich wieder besser ginge. Bis zu Grandpas Anruf…“ Sie atmete tief durch. „Ich dachte, man würde mir den Boden unter den Füßen wegziehen…und als ich sie dann am Tag nach unserer Ankunft gesehen habe…“ Sie schluchzte. „So blass, so schwach…es war doch erst gestern…erst gestern als sie lächelnd die Kaffeetorte auf den Tisch gestellt hatte…es war mein achter Geburtstag…“ Carol strich sich die Träne von den Wangen. „Grandma ist immer für mich da gewesen. Immer. Ich hätte sie nie alleine lassen dürfen. Ich hatte bei meinem letzten Besuch eine böse Vorahnung, bin aber auf ihre Aufforderung hin trotzdem nachhause geflogen…“
Ich strich ihr sanft über den Rücken. Tränen tropften auf meinen Schoß. „Du hättest nichts tun können. Gar nichts.“
„Wahrscheinlich nicht. Aber ich wäre da gewesen.“ Sie vergrub ihren Kopf schluchzend an meiner Brust.
Ich legte meine Arme um sie. „Ich verstehe, was du meinst…“ Der Druck auf meinem Herzen drohte mir die Luft zu nehmen. Ich ließ den Tränen ihren Lauf.
Freu mich schon auf eure FBs!
Bussi Selene