13.11.2005, 13:29
...
Jenny wischte sich eine letzte Träne von der Wange und warf das Taschentuch achtlos auf den Boden. Es war wieder einer dieser Tage gewesen, an denen sie sich wünschte zu sterben oder zumindest auszuwandern und eine neue Identität anzunehmen.
Eigentlich hatte der Tag ganz harmlos begonnen, bis sie nach der Vorlesung Daphne im Einkaufszentrum begegnet war. Natürlich wollte diese wieder reden. So wie sie es seit Monaten wollte. Sie verstand einfach nicht, dass es nichts mehr zu bereden gab. Sie, Daphne, ihre ehemalige beste Freundin, welche sie kannte wie kaum ein anderer, hatte mit ihrer groÃen Liebe geschlafen. Es gab absolut nichts mehr zu bereden. Alejandro und Daphne waren für sie gestorben.
Jenny schaltete ihren Computer ein und öffnete ihren Posteingang. Carol und ihre Grandma hatten ihr schon viermal diese Woche geschrieben, sie würden sich wohl erst nächste Woche wieder melden. Sogar ihr Grandpa, der E-Mails verabscheute, hatte ihr am Vortag geschrieben. Nur vier Zeilen, aber Jenny wusste, dass diese aus tiefstem Herzen gekommen waren.
Die erste Zeile zeigte eine neue E-Mail von Alejandro an. Sie öffnete sie zögernd, löschte sie aber schlieÃlich ohne sie wirklich gelesen zu haben. Die nächste Nachricht wurde automatisch geöffnet. Jennys Miene erhellte sich. Jess hatte zuletzt vor drei Monaten geschrieben. Es war schön wieder von ihm zu hören. Sie hatten vor vielen Jahren Adressen ausgetauscht und schrieben sich mehr oder weniger regelmäÃig. Jenny freute sich über jede Nachricht von ihm. Sie liebte seine Art zu schreiben. Es heiterte sie immer wieder auf. Aber mit ihm konnte sie auch über ihre Gefühle reden. Er war eine wichtige Bezugsperson für sie geworden. Ihr Grandpa, Matt, Jess und Ramon waren die Männer in ihrem Leben. Sie hatte Jess sogar über die Probleme mit ihrem Vater geschrieben. Er schien genau zu lesen und darüber nachzudenken, denn seine Ratschläge waren keine leeren Worte. Es gab Zeiten, in denen Jess sehr viel über seine Familie und vor allem seine Töchter schrieb. Jenny hatte sich oft gewünscht, dass er ihr Vater sein würde und nicht Logan. Sie hatte niemals ihrer Mutter von ihrem Verhältnis zu Jess erzählt. Einerseits weil sie es nicht für relevant hielt, andererseits weil es Rory vielleicht auch aufwühlen könnte. Denn Jess hatte die Frage nur ein einziges Mal, in einer Mail, beantwortet: Die Geschichte mit Rory und mir ist sehr kompliziert und lange. Sie ist anders ausgegangen, als wir es uns wahrscheinlich beide gewünscht haben. Es sind viele Jahre vergangen. Manchmal ist es besser Vergangenes ruhen zu lassen.
Er wollte nicht darüber reden, genauso wenig wollte er, dass ihre Mutter etwas von ihrem Kontakt erfuhr.
Jess war zu ihrer wichtigsten männlichen Bezugsperson geworden. Die einzigen Personen, welche noch mehr über sie wussten, waren ihre Schwester und ihre Grandma.
Es hatte eine Zeit gegeben, in der sie auch mit ihrer geliebten Mum über alles gesprochen hatte. Doch das war bevor sie die Antidepressiva in deren Schublade gefunden hatte.
-------- Flashback Jenny --------
Jenny wischte sich eine letzte Träne von der Wange und warf das Taschentuch achtlos auf den Boden. Es war wieder einer dieser Tage gewesen, an denen sie sich wünschte zu sterben oder zumindest auszuwandern und eine neue Identität anzunehmen.
Eigentlich hatte der Tag ganz harmlos begonnen, bis sie nach der Vorlesung Daphne im Einkaufszentrum begegnet war. Natürlich wollte diese wieder reden. So wie sie es seit Monaten wollte. Sie verstand einfach nicht, dass es nichts mehr zu bereden gab. Sie, Daphne, ihre ehemalige beste Freundin, welche sie kannte wie kaum ein anderer, hatte mit ihrer groÃen Liebe geschlafen. Es gab absolut nichts mehr zu bereden. Alejandro und Daphne waren für sie gestorben.
Jenny schaltete ihren Computer ein und öffnete ihren Posteingang. Carol und ihre Grandma hatten ihr schon viermal diese Woche geschrieben, sie würden sich wohl erst nächste Woche wieder melden. Sogar ihr Grandpa, der E-Mails verabscheute, hatte ihr am Vortag geschrieben. Nur vier Zeilen, aber Jenny wusste, dass diese aus tiefstem Herzen gekommen waren.
Die erste Zeile zeigte eine neue E-Mail von Alejandro an. Sie öffnete sie zögernd, löschte sie aber schlieÃlich ohne sie wirklich gelesen zu haben. Die nächste Nachricht wurde automatisch geöffnet. Jennys Miene erhellte sich. Jess hatte zuletzt vor drei Monaten geschrieben. Es war schön wieder von ihm zu hören. Sie hatten vor vielen Jahren Adressen ausgetauscht und schrieben sich mehr oder weniger regelmäÃig. Jenny freute sich über jede Nachricht von ihm. Sie liebte seine Art zu schreiben. Es heiterte sie immer wieder auf. Aber mit ihm konnte sie auch über ihre Gefühle reden. Er war eine wichtige Bezugsperson für sie geworden. Ihr Grandpa, Matt, Jess und Ramon waren die Männer in ihrem Leben. Sie hatte Jess sogar über die Probleme mit ihrem Vater geschrieben. Er schien genau zu lesen und darüber nachzudenken, denn seine Ratschläge waren keine leeren Worte. Es gab Zeiten, in denen Jess sehr viel über seine Familie und vor allem seine Töchter schrieb. Jenny hatte sich oft gewünscht, dass er ihr Vater sein würde und nicht Logan. Sie hatte niemals ihrer Mutter von ihrem Verhältnis zu Jess erzählt. Einerseits weil sie es nicht für relevant hielt, andererseits weil es Rory vielleicht auch aufwühlen könnte. Denn Jess hatte die Frage nur ein einziges Mal, in einer Mail, beantwortet: Die Geschichte mit Rory und mir ist sehr kompliziert und lange. Sie ist anders ausgegangen, als wir es uns wahrscheinlich beide gewünscht haben. Es sind viele Jahre vergangen. Manchmal ist es besser Vergangenes ruhen zu lassen.
Er wollte nicht darüber reden, genauso wenig wollte er, dass ihre Mutter etwas von ihrem Kontakt erfuhr.
Jess war zu ihrer wichtigsten männlichen Bezugsperson geworden. Die einzigen Personen, welche noch mehr über sie wussten, waren ihre Schwester und ihre Grandma.
Es hatte eine Zeit gegeben, in der sie auch mit ihrer geliebten Mum über alles gesprochen hatte. Doch das war bevor sie die Antidepressiva in deren Schublade gefunden hatte.
-------- Flashback Jenny Ende --------