18.11.2005, 17:55
:hi:
Danke für Euer Feedback :knuddel:
Zwanzig Minuten später, ging Rory ins Schlafzimmer, schaltete das Babyphone an und legte sich aufs Bett. Sie zog die Decke so nah wie möglich an sich und umklammerte sie fest mit ihren Fingern. Es war wieder einer der Momente, in denen sie sich fragte, wieso sie überhaupt mitgekommen war. James war weg und sie war alleine - das hätte sie auch zuhause haben können. Nur, dass sie dort in ihrer vertrauten Umgebung gewesen wäre und nicht in einem fremden, dunklen Zimmer. Sie richtete sich seufzend auf, knipste das Licht an und griff nach ihrem Handy.
,,Hey SüÃe! Was machst du gerade?" Als Rory die Stimme ihrer Mutter hörte, fühlte sie sich schon ein bisschen besser.
,,Hi Mom! Ich liege gerade im Bett."
,,Man, ich wünschte ich könnte auch schon im Bett liegen und schlafen. Hier ist im Moment die Hölle los. ,,Und wie geht's dir und Lara?"
,,Ach, ganz gut. Und dir?"
,,Ich habe mich gerade tierisch über Michel geärgert, aber jetzt geht es mir wieder ganz gut. Und wie gehts James?"
,,Im Augenblick vermutlich gerade ganz wunderbar," antwortete Rory bitter.
,,Was?"
,,Ach, nichts... ihm geht es gut."
,,Und... wie geht es James und dir?" fragte Lorelai neugierig.
,,Das hast du doch schon gefragt."
,,Ich meinte... wie geht es Euch beiden? Zusammen, miteinander?"
Rory bemerkte dass ihre Mutter nur zögernd sprach und sie wusste nicht, was sie antworten sollte. Sollte sie ihr die Wahrheit sagen? Dass James gerade aus war und sie mit Lara alleine zuhause war? Dass sie schon wieder gestritten hatten? Nein, ihre Mutter würde sich nur Sorgen machen. ,,Ich weià nicht. Wir verstehen uns zwar nicht so gut wie du und Luke, aber..." versuchte Rory schlieÃlich zu scherzen.
,,Ach, lass' dich nicht unterkriegen. Um so toll zu werden wie Luke und ich braucht man Zeit - viel Zeit. Michel? Was machen Sie da?" Rory hörte, wie ihre Mutter Michel anschrie und dann wieder zum Telefon griff: ,,Hey, bist du mir sehr böse, wenn ich jetzt auflege und dich morgen zurückrufe?"
,,Nein, natürlich nicht." Rory bemühte sich nicht zu enttäuscht zu klingen.
,,Ach ja, hast du denn Brief von mir schon gekriegt?"
,,Noch nicht."
,,Dann kommt er bestimmt in den nächsten Tagen und dann musst du mich anrufen und mich bemitleiden."
,,Wieso?"
,,Das steht alles im Brief. Knuddel Lara von mir, ok?"
,,Werde ich machen."
,,Michel!!! Sorry, ich muss echt auflegen. Bis dann!"
In dem Moment als das gleichmäÃige Tuten zu hören war und Rory das Handy schon zur Seite legen wollte, ging eine sms auf ihr Handy ein.
Hey Rory!
Ich wollte dich eigentlich in den letzten Tage
mal anrufen, doch durch die Zeitverschiebung
und meine Arbeitszeiten hätte ich dich nur
immer mitten in der Nacht anrufen können ;-)
Ich hoffe Euch geht es gut und du
meldest dich, wenn du mal wieder Zeit hast.
Knuddel Lara von mir!
Marty
Einen kurzen Moment spielte Rory mit dem Gedanken, ihn jetzt gleich anzurufen, doch erstens arbeitete er wahrscheinlich und zweitens hätte sie ihm nichts Gutes erzählen können. Und sie wollte ihn nicht mit ihren Problemen nerven, weil er sicherlich selbst genug zu tun hatte. Deshalb stand sie schlieÃlich wieder auf und ging ins Kinderzimmer, wo Lara immer noch friedlich schlief. Ein paar Minuten blieb Rory vor dem Kinderbett stehen und betrachtete ihre Tochter, bis sie schlieÃlich anfing leise zu sprechen: ,,Deine Grandma hat gesagt, ich soll dich von ihr knuddeln... Und Marty hat das Gleiche gesagt. Dann muss ich dich morgen ziemlich oft knuddeln, was?" Rory lächelte kurz. ,,Ich weià nicht, ob ich schon ins Bett gehen soll oder auf deinen Daddy warten soll. Dein Daddy ist nämlich noch mit Freunden aus und wir sind alleine - aber wir beide sind es ja schon gewöhnt allein zuhause zu sitzen und auf ihn warten, nicht wahr? Aber vielleicht wird das bald anders. Deswegen sind wir doch hier, oder?" Während sie sprach, stiegen ihr Tränen in die Augen. ,,Vielleicht kriegen wir ihn ja dazu, nicht nur bei uns zu bleiben, weil er denkt, dass er das muss... sondern weil er es selber will. Ich weiÃ, dass dein Daddy dich über Alles liebt... auch wenn er das nicht besonders gut zeigen kann. Vielleicht entscheidet er sich ja dir zuliebe dafür, seinen bescheuerten Job aufzugeben. Und vielleicht lernt er dann auch mich wieder mehr zu schätzen und wird wieder so wie früher. Dein Dad war nämlich nicht immer so wie jetzt. Sonst hätte ich ihn ja wohl kaum geheiratet, hm? Ich weià nicht, wann er angefangen hat der Mensch zu werden, der er jetzt ist. Aber ich hoffe, dass er sich ändert - wenn nicht schon mir dann dir zuliebe." Rory wischte sich mit ihrem Handrücken über die Augen und beugte sich dann zu Lara hinunter um ihr einen Kuss zu geben. ,,Schlaf gut, Kleine!"
Um halb sechs schrak Rory aus dem Schlaf. Sie hatte irgendwas Schreckliches geträumt, an das sie sich jedoch nicht mehr erinnern konnte. Vorsichtig setzte sie sich auf, knipste das Licht an und erschrak, als sie sah, dass das Bett neben ihr leer war. James war nicht da. War er überhaupt nach Hause gekommen? ,,James?" fragte sie leise in das leere Zimmer. Was, wenn ihm etwas passiert wäre? Irgendjemand hätte sie dann doch angerufen, oder? Sie schlüpfte in ihre Hausschuhe und ging hinüber in das Kinderzimmer. Zu ihrer Erleichterung stellte sie fest, dass Lara in ihrem Bettchen lag und schlief. Als sie ein kurzes Poltern von unten hörte, hielt sie für einen Moment den Atem an. Was war das? Hatte sie die Haustüre überhaupt abgeschlossen? Nein, hatte sie nicht. Das hieÃ, dass jeder, der wollte ins Haus kommen konnte? Rory verlieà das Kinderzimmer und schloà leise die Tür hinter sich. Dann stieg sie die Treppe im Dunkeln hinunter. Ich bin verrückt... was ist, wenn da wirklich jemand ist? Sie blickte sich suchend im Flur um, bis ihr Blick auf einen Regenschirm fiel. Besser als nichts. Mit diesem bewaffnet, öffnete sie die Küchentür und sah ihren Mann.
Er stand an der Kaffeemaschine, goà sich Kaffee in eine Tasse und nickte ihr zu. ,,Hey!"
,,Ãhm... hey!" Verwirrt beobachtete Rory, wie James ins Wohnzimmer ging, bevor sie im folgte.
,,Was machst du hier unten?" fragte sie, während sie sich neben ihn setzte und ihn fragend musterte.
,,Einen Kaffee trinken?"
,,Bist du erst jetzt nach Hause gekommen?"
,,Oh nein!" James winkte mit der Hand, in der er die Tasse hielt, ab. ,,Ich war schon früher zuhause, aber ich habe auf der Couch geschlafen, weil ich dich nicht wecken wollte."
,,Und... wann warst du zuhause?" fragte Rory zögernd.
Er reagierte mit einem Achselzucken und trank, ihrem Blick ausweichend, einen Schluck Kaffee. Als sie ihn aber immer noch abwartend ansah, antwortete er jedoch: ,,Ach, ich weià nicht genau. Ich habe nicht auf die Uhr geschaut, aber es war auf jeden Fall schon spät und du hast sicherlich schon geschlafen."
Rory nickte, ohne ihm jedoch zu glauben. Zuviel sprach dagegen: Er trug die gleichen Klamotten wie am Abend und sie sahen nicht so aus, als hätte er darin geschlafen. Die Couch sah noch immer so aus, wie sie sie gestern verlassen hatte: Die Kissen schön verteilt, die Decke ordentlich zusammengefaltet. AuÃerdem gefiel ihr nicht, wie er ihrem Blick auswich.
,,Und wie bist du hierher gekommen? Ich hoffe, du bist nicht mehr selbst gefahren?!"
,,Taxi."
,,Das heiÃt, der Wagen steht jetzt irgendwo in London?"
James nickte. ,,Ja, aber keine Sorge. Ich rufe mir nachher ein Taxi und hole dann den Wagen."
,,Wie wäre es, wenn du mir sagst, wo der Wagen steht und ich hole ihn, während du dich erst mal hinlegst?"
,,Nein! Ich hole ihn schon... du musst dich nicht darum kümmern. Und wenn du vormittags irgendwohin willst, nimmst du dir eben ein Taxi, ok? Ich geh jetzt erst mal nochmal schlafen. Kommst du mit nach oben?" Er warf ihr lächelnd einen Seitenblick zu und als sie den Kopf schüttelte, tätschelte er kurz ihren Oberschenkel, ehe er aufstand und das Zimmer verlies.
Rory blickte ihm nach und lieà ihren Blick dann über die Couch gleiten, bevor sie sich dort hinlegte. Auf dieser Couch hatte niemand geschlafen. Beide wussten es - doch beide hatten geschwiegen.
Am Abend riss Rory den Brief auf. Er war heute vormittag gekommen, doch weil sie den ganzen Tag mit Paris verbracht hatte, hatte sie noch keine Zeit gehabt, ihn zu öffnen. James und sie hatten sich so gut wie ignoriert... James hatte den ganzen Tag noch mit seinem Kater vom Abend zuvor zu kämpfen, hatte aber das Auto schlieÃlich nachmittags geholt.
Jetzt saà er neben ihr auf dem Sofa und schaute ein paar Blätter durch, während Rory den Briefbogen von ihrer Mutter herauszog.
,,Von wem ist der Brief denn?" erkundigte sich James.
,,Von meiner Mom!" antwortete Rory kühl und begann zu lesen:
Hey Töchterchen!
Ich brauche jetzt echt alles Mitleid und alle Liebe und Zuwendung, die mir meine Ãlteste geben kann.
Mein Sohn ist erwachsen geworden - er braucht seine Mommy nicht mehr. Er hatte heute seinen Schnuppertag im Kindergarten und statt heulend zu verlangen wieder mit seiner Mommy mitgehen zu dürfen (was wirklich sehr sehr viele Kinder gemacht haben), hat er gleich angefangen zu spielen. Ist das zu fassen? Er ist noch zu klein für den Kindergarten. Er ist doch erst vier. Und ich habe ihn nur für den Schnuppertag angemeldet, weil ihm Alice (kleines Miststück... sag aber Sookie nicht, dass ich ihre Tochter so genannt habe) so vom Kindergarten vorgeschwärmt hat.
Willi kann gar nicht erwarten, bis er regelmäÃig dort hin darf. Irgendwas ist da schief gelaufen. Alle anderen Kinder haben geweint, während die Eltern vollkommen cool blieben. Nur bei Willi und mir war es andersherum. Ich wollte die Kindergartentante sogar überreden mir einen Job im Kindergarten zu geben, damit ich bei meinem Sohn bleiben kann. Aber sie meinte, ich hätte nicht die nötigen Vorraussetzungen dafür. Kannst du das glauben? Du gehst nächstes Mal zu dieser Tante und dann soll sie mir noch einmal sagen, dass ich mich nicht mit Kindern auskenne. Ich habe eine so tolle Tochter erzogen...
Tja... bis zum Herbst habe ich Willi ja noch zuhause und vielleicht kann ich ihn bis dahin davon überzeugen, dass die Kidnergartentante eine böse Hexe ist und die Kinder in Esel verzaubert. Glaubst du, dass er mir das glaubt?
Wenn das nicht klappt, muss ich mich wohl damit abfinden, dass ich jetzt zwei erwachsene Kinder habe. Das eine ist verheiratet und in England, während das andere nur daran denkt mit seiner Freundin durchzubrennen (in den Kindergarten).
So, Luke meint ich habe genug gejammert,... also werde ich mal auf ihn hören.
Ich vermisse dich ganz doll und freue mich schon wahnsinnig, wenn du wiederkommst und mir alles von London, Paris, Euch und dem mysteriösen Brief erzählst.
Hab dich lieb
Deine Mom
Hallo Rory!
Ich hoffe dir geht es gut und du lässt dich nicht unterkriegen... was auch immer passiert. Du fehlst mir im Kampf mit deiner Mutter, die sich wegen der Kindergartengeschichte gar nicht mehr einkriegt. Sie sucht jetzt sogar schon im Internet nach Ländern, wo es nicht üblich ist Kinder aus dem Haus gehen zu lassen, bis sie 21 sind. Dorthin will sie dann auswandern. Habe ich schon erwähnt, dass sie verrückt ist? ;-)
Ich freue mich, wenn du wieder zuhause bist
Luke
Rory lächelte, als sie sich an ihren eigenen ersten Kindergartentag erinnerte.
Dann blickte sie noch einmal in den Umschlag und entdeckte einen weiteren Briefumschlag darin. Die Anschrift war in einer sauberen, ihr jedoch unbekannten Schrift geschrieben und, wie ihre Mutter auch schon erzählt hatte, stand kein Absender darauf.
Danke für Euer Feedback :knuddel:
Zwanzig Minuten später, ging Rory ins Schlafzimmer, schaltete das Babyphone an und legte sich aufs Bett. Sie zog die Decke so nah wie möglich an sich und umklammerte sie fest mit ihren Fingern. Es war wieder einer der Momente, in denen sie sich fragte, wieso sie überhaupt mitgekommen war. James war weg und sie war alleine - das hätte sie auch zuhause haben können. Nur, dass sie dort in ihrer vertrauten Umgebung gewesen wäre und nicht in einem fremden, dunklen Zimmer. Sie richtete sich seufzend auf, knipste das Licht an und griff nach ihrem Handy.
,,Hey SüÃe! Was machst du gerade?" Als Rory die Stimme ihrer Mutter hörte, fühlte sie sich schon ein bisschen besser.
,,Hi Mom! Ich liege gerade im Bett."
,,Man, ich wünschte ich könnte auch schon im Bett liegen und schlafen. Hier ist im Moment die Hölle los. ,,Und wie geht's dir und Lara?"
,,Ach, ganz gut. Und dir?"
,,Ich habe mich gerade tierisch über Michel geärgert, aber jetzt geht es mir wieder ganz gut. Und wie gehts James?"
,,Im Augenblick vermutlich gerade ganz wunderbar," antwortete Rory bitter.
,,Was?"
,,Ach, nichts... ihm geht es gut."
,,Und... wie geht es James und dir?" fragte Lorelai neugierig.
,,Das hast du doch schon gefragt."
,,Ich meinte... wie geht es Euch beiden? Zusammen, miteinander?"
Rory bemerkte dass ihre Mutter nur zögernd sprach und sie wusste nicht, was sie antworten sollte. Sollte sie ihr die Wahrheit sagen? Dass James gerade aus war und sie mit Lara alleine zuhause war? Dass sie schon wieder gestritten hatten? Nein, ihre Mutter würde sich nur Sorgen machen. ,,Ich weià nicht. Wir verstehen uns zwar nicht so gut wie du und Luke, aber..." versuchte Rory schlieÃlich zu scherzen.
,,Ach, lass' dich nicht unterkriegen. Um so toll zu werden wie Luke und ich braucht man Zeit - viel Zeit. Michel? Was machen Sie da?" Rory hörte, wie ihre Mutter Michel anschrie und dann wieder zum Telefon griff: ,,Hey, bist du mir sehr böse, wenn ich jetzt auflege und dich morgen zurückrufe?"
,,Nein, natürlich nicht." Rory bemühte sich nicht zu enttäuscht zu klingen.
,,Ach ja, hast du denn Brief von mir schon gekriegt?"
,,Noch nicht."
,,Dann kommt er bestimmt in den nächsten Tagen und dann musst du mich anrufen und mich bemitleiden."
,,Wieso?"
,,Das steht alles im Brief. Knuddel Lara von mir, ok?"
,,Werde ich machen."
,,Michel!!! Sorry, ich muss echt auflegen. Bis dann!"
In dem Moment als das gleichmäÃige Tuten zu hören war und Rory das Handy schon zur Seite legen wollte, ging eine sms auf ihr Handy ein.
Hey Rory!
Ich wollte dich eigentlich in den letzten Tage
mal anrufen, doch durch die Zeitverschiebung
und meine Arbeitszeiten hätte ich dich nur
immer mitten in der Nacht anrufen können ;-)
Ich hoffe Euch geht es gut und du
meldest dich, wenn du mal wieder Zeit hast.
Knuddel Lara von mir!
Marty
Einen kurzen Moment spielte Rory mit dem Gedanken, ihn jetzt gleich anzurufen, doch erstens arbeitete er wahrscheinlich und zweitens hätte sie ihm nichts Gutes erzählen können. Und sie wollte ihn nicht mit ihren Problemen nerven, weil er sicherlich selbst genug zu tun hatte. Deshalb stand sie schlieÃlich wieder auf und ging ins Kinderzimmer, wo Lara immer noch friedlich schlief. Ein paar Minuten blieb Rory vor dem Kinderbett stehen und betrachtete ihre Tochter, bis sie schlieÃlich anfing leise zu sprechen: ,,Deine Grandma hat gesagt, ich soll dich von ihr knuddeln... Und Marty hat das Gleiche gesagt. Dann muss ich dich morgen ziemlich oft knuddeln, was?" Rory lächelte kurz. ,,Ich weià nicht, ob ich schon ins Bett gehen soll oder auf deinen Daddy warten soll. Dein Daddy ist nämlich noch mit Freunden aus und wir sind alleine - aber wir beide sind es ja schon gewöhnt allein zuhause zu sitzen und auf ihn warten, nicht wahr? Aber vielleicht wird das bald anders. Deswegen sind wir doch hier, oder?" Während sie sprach, stiegen ihr Tränen in die Augen. ,,Vielleicht kriegen wir ihn ja dazu, nicht nur bei uns zu bleiben, weil er denkt, dass er das muss... sondern weil er es selber will. Ich weiÃ, dass dein Daddy dich über Alles liebt... auch wenn er das nicht besonders gut zeigen kann. Vielleicht entscheidet er sich ja dir zuliebe dafür, seinen bescheuerten Job aufzugeben. Und vielleicht lernt er dann auch mich wieder mehr zu schätzen und wird wieder so wie früher. Dein Dad war nämlich nicht immer so wie jetzt. Sonst hätte ich ihn ja wohl kaum geheiratet, hm? Ich weià nicht, wann er angefangen hat der Mensch zu werden, der er jetzt ist. Aber ich hoffe, dass er sich ändert - wenn nicht schon mir dann dir zuliebe." Rory wischte sich mit ihrem Handrücken über die Augen und beugte sich dann zu Lara hinunter um ihr einen Kuss zu geben. ,,Schlaf gut, Kleine!"
Um halb sechs schrak Rory aus dem Schlaf. Sie hatte irgendwas Schreckliches geträumt, an das sie sich jedoch nicht mehr erinnern konnte. Vorsichtig setzte sie sich auf, knipste das Licht an und erschrak, als sie sah, dass das Bett neben ihr leer war. James war nicht da. War er überhaupt nach Hause gekommen? ,,James?" fragte sie leise in das leere Zimmer. Was, wenn ihm etwas passiert wäre? Irgendjemand hätte sie dann doch angerufen, oder? Sie schlüpfte in ihre Hausschuhe und ging hinüber in das Kinderzimmer. Zu ihrer Erleichterung stellte sie fest, dass Lara in ihrem Bettchen lag und schlief. Als sie ein kurzes Poltern von unten hörte, hielt sie für einen Moment den Atem an. Was war das? Hatte sie die Haustüre überhaupt abgeschlossen? Nein, hatte sie nicht. Das hieÃ, dass jeder, der wollte ins Haus kommen konnte? Rory verlieà das Kinderzimmer und schloà leise die Tür hinter sich. Dann stieg sie die Treppe im Dunkeln hinunter. Ich bin verrückt... was ist, wenn da wirklich jemand ist? Sie blickte sich suchend im Flur um, bis ihr Blick auf einen Regenschirm fiel. Besser als nichts. Mit diesem bewaffnet, öffnete sie die Küchentür und sah ihren Mann.
Er stand an der Kaffeemaschine, goà sich Kaffee in eine Tasse und nickte ihr zu. ,,Hey!"
,,Ãhm... hey!" Verwirrt beobachtete Rory, wie James ins Wohnzimmer ging, bevor sie im folgte.
,,Was machst du hier unten?" fragte sie, während sie sich neben ihn setzte und ihn fragend musterte.
,,Einen Kaffee trinken?"
,,Bist du erst jetzt nach Hause gekommen?"
,,Oh nein!" James winkte mit der Hand, in der er die Tasse hielt, ab. ,,Ich war schon früher zuhause, aber ich habe auf der Couch geschlafen, weil ich dich nicht wecken wollte."
,,Und... wann warst du zuhause?" fragte Rory zögernd.
Er reagierte mit einem Achselzucken und trank, ihrem Blick ausweichend, einen Schluck Kaffee. Als sie ihn aber immer noch abwartend ansah, antwortete er jedoch: ,,Ach, ich weià nicht genau. Ich habe nicht auf die Uhr geschaut, aber es war auf jeden Fall schon spät und du hast sicherlich schon geschlafen."
Rory nickte, ohne ihm jedoch zu glauben. Zuviel sprach dagegen: Er trug die gleichen Klamotten wie am Abend und sie sahen nicht so aus, als hätte er darin geschlafen. Die Couch sah noch immer so aus, wie sie sie gestern verlassen hatte: Die Kissen schön verteilt, die Decke ordentlich zusammengefaltet. AuÃerdem gefiel ihr nicht, wie er ihrem Blick auswich.
,,Und wie bist du hierher gekommen? Ich hoffe, du bist nicht mehr selbst gefahren?!"
,,Taxi."
,,Das heiÃt, der Wagen steht jetzt irgendwo in London?"
James nickte. ,,Ja, aber keine Sorge. Ich rufe mir nachher ein Taxi und hole dann den Wagen."
,,Wie wäre es, wenn du mir sagst, wo der Wagen steht und ich hole ihn, während du dich erst mal hinlegst?"
,,Nein! Ich hole ihn schon... du musst dich nicht darum kümmern. Und wenn du vormittags irgendwohin willst, nimmst du dir eben ein Taxi, ok? Ich geh jetzt erst mal nochmal schlafen. Kommst du mit nach oben?" Er warf ihr lächelnd einen Seitenblick zu und als sie den Kopf schüttelte, tätschelte er kurz ihren Oberschenkel, ehe er aufstand und das Zimmer verlies.
Rory blickte ihm nach und lieà ihren Blick dann über die Couch gleiten, bevor sie sich dort hinlegte. Auf dieser Couch hatte niemand geschlafen. Beide wussten es - doch beide hatten geschwiegen.
Am Abend riss Rory den Brief auf. Er war heute vormittag gekommen, doch weil sie den ganzen Tag mit Paris verbracht hatte, hatte sie noch keine Zeit gehabt, ihn zu öffnen. James und sie hatten sich so gut wie ignoriert... James hatte den ganzen Tag noch mit seinem Kater vom Abend zuvor zu kämpfen, hatte aber das Auto schlieÃlich nachmittags geholt.
Jetzt saà er neben ihr auf dem Sofa und schaute ein paar Blätter durch, während Rory den Briefbogen von ihrer Mutter herauszog.
,,Von wem ist der Brief denn?" erkundigte sich James.
,,Von meiner Mom!" antwortete Rory kühl und begann zu lesen:
Hey Töchterchen!
Ich brauche jetzt echt alles Mitleid und alle Liebe und Zuwendung, die mir meine Ãlteste geben kann.
Mein Sohn ist erwachsen geworden - er braucht seine Mommy nicht mehr. Er hatte heute seinen Schnuppertag im Kindergarten und statt heulend zu verlangen wieder mit seiner Mommy mitgehen zu dürfen (was wirklich sehr sehr viele Kinder gemacht haben), hat er gleich angefangen zu spielen. Ist das zu fassen? Er ist noch zu klein für den Kindergarten. Er ist doch erst vier. Und ich habe ihn nur für den Schnuppertag angemeldet, weil ihm Alice (kleines Miststück... sag aber Sookie nicht, dass ich ihre Tochter so genannt habe) so vom Kindergarten vorgeschwärmt hat.
Willi kann gar nicht erwarten, bis er regelmäÃig dort hin darf. Irgendwas ist da schief gelaufen. Alle anderen Kinder haben geweint, während die Eltern vollkommen cool blieben. Nur bei Willi und mir war es andersherum. Ich wollte die Kindergartentante sogar überreden mir einen Job im Kindergarten zu geben, damit ich bei meinem Sohn bleiben kann. Aber sie meinte, ich hätte nicht die nötigen Vorraussetzungen dafür. Kannst du das glauben? Du gehst nächstes Mal zu dieser Tante und dann soll sie mir noch einmal sagen, dass ich mich nicht mit Kindern auskenne. Ich habe eine so tolle Tochter erzogen...
Tja... bis zum Herbst habe ich Willi ja noch zuhause und vielleicht kann ich ihn bis dahin davon überzeugen, dass die Kidnergartentante eine böse Hexe ist und die Kinder in Esel verzaubert. Glaubst du, dass er mir das glaubt?
Wenn das nicht klappt, muss ich mich wohl damit abfinden, dass ich jetzt zwei erwachsene Kinder habe. Das eine ist verheiratet und in England, während das andere nur daran denkt mit seiner Freundin durchzubrennen (in den Kindergarten).
So, Luke meint ich habe genug gejammert,... also werde ich mal auf ihn hören.
Ich vermisse dich ganz doll und freue mich schon wahnsinnig, wenn du wiederkommst und mir alles von London, Paris, Euch und dem mysteriösen Brief erzählst.
Hab dich lieb
Deine Mom
Hallo Rory!
Ich hoffe dir geht es gut und du lässt dich nicht unterkriegen... was auch immer passiert. Du fehlst mir im Kampf mit deiner Mutter, die sich wegen der Kindergartengeschichte gar nicht mehr einkriegt. Sie sucht jetzt sogar schon im Internet nach Ländern, wo es nicht üblich ist Kinder aus dem Haus gehen zu lassen, bis sie 21 sind. Dorthin will sie dann auswandern. Habe ich schon erwähnt, dass sie verrückt ist? ;-)
Ich freue mich, wenn du wieder zuhause bist
Luke
Rory lächelte, als sie sich an ihren eigenen ersten Kindergartentag erinnerte.
Dann blickte sie noch einmal in den Umschlag und entdeckte einen weiteren Briefumschlag darin. Die Anschrift war in einer sauberen, ihr jedoch unbekannten Schrift geschrieben und, wie ihre Mutter auch schon erzählt hatte, stand kein Absender darauf.
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