28.11.2005, 08:55
:hi:
Vielen Dank, wie immer, für Euer Feedback. Viel Spaà beim Lesen!
Für mehr Worte bin ich zu müde *auernd am gähnen ist*
Vorsichtig riss sie den Umschlag auf und hielt eine Sekunde später eine Einladungskarte in der Hand. Als sie die Karte öffnete und das Bild auf der linken Innenseite erblickte, setzte ihr Herz für einen Augeblick aus.
Das Einzige, das sie in diesem Moment richtig wahrnahm, war - er. Er lächelte in die Kamera - er lächelte sie an.
Sie stellte fest, dass er gut aussah - und glücklich, sogar sehr glücklich.
,,Rory, alles ok?"
,,Hm?"
,,Du siehst irgendwie so blass aus. Ist alles in Ordnung?"
,,Mit mir ist alles in Ordnung," brachte sie nach ein paar Sekunden zögernd hervor. Nachdem James' sie so plötzlich aus den Gedanken gerissen hatte, löste sie ihren Blick von Dean und sah sich das Foto genauer an. Dean hatte seine Arme von hinten um die braunhaarige junge Frau gelegt, die vor ihm stand. Ihre Hände lagen auf seinen, die wiederrum auf ihrem Bauch ruhten. Auch sie lächelte in die Kamera, ihre braunen Augen leuchteten und Rory musste zugeben, dass sie hübsch war.
,,Was hast du denn da?" Neugierig lehnte sich James zu seiner Frau und nahm ihr die Karte aus der Hand. ,,Einladung? Wozu?"
,,Ich vermute zu einer Hochzeit, aber genau kann ich dir das nicht sagen, weil du mir die Karte aus der Hand gerissen hast," murmelte Rory.
,,Ach, komm schon! Du hast die Karte lang genug angestarrt," gab James nur zurück . ,,Wer ist es?"
,,Das ist Dean - mein Exfreund und seine Freundin, Verlobte, was auch immer..."
,,Aha!" Mit zusammengekniffenen Augen betrachtete James das Foto nochmal genauer. Rory, die das bemerkt hatte, blickte ihn nun mit schiefem Kopf an. ,,Ist irgendwas?"
,,Hm... wie heiÃt er nochmal?"
,,Dean. Dean Forester. Wieso fragst du?"
,,Ach, nichts." Kopfschüttelnd schloà James die Karte und gab sie Rory wieder zurück. Diese nahm die Karte nur zögernd und schaute ihren Mann verwirrt und neugierig an.
,,Wieso wolltest du das wissen? Komm schon, James. Du hast auch irgendwie komisch geguckt."
,,Es war nur, dass er mir bekannt vorkam, aber mit dem Namen kann ich nichts anfangen... also werde ich mich wohl getäuscht haben." Er machte eine wegwerfende Handbewegung.
,,Vielleicht hast du ihn ja schonmal irgendwo auf einem Foto gesehen. Irgendwo gibt es sicher noch Fotos von ihm und mir. Ach ja," Rory schnipste mit den Fingern. ,,Auf den Fotos vom Debütantinnenball ist er zum Beispiel darauf. Die hast du gesehen."
,,Ja, vielleicht." James lehnte sich zurück und widmete seine Aufmerksamkeit wieder den Rechnungen, während Rory nun auch die rechte Seite der Karte zur Kenntnis nahm. Dort standen genaue Angaben zu Zeit und Ort; eine Anmerkung, dass Geschenke nicht notwendig seien; die Namen des Brautpaars, die Adresse und Telefonnummer und ganz zum Schluss: Ihr müsst nicht Bescheid sagen, wenn Ihr kommt - nur, wenn Ihr keine Zeit findet, was wir sehr bedauern würden. Ansonsten freuen wir uns schon sehr auf Euer Kommen!
Rory schüttelte stumm den Kopf. Das konnte doch nur ein schlechter Scherz sein! Was sollte das? Sie hatten sich seit vier Jahren überhaupt nicht mehr gesehen und jetzt bekam sie plötzlich eine Einladung zu seiner Hochzeit? Bei seiner Hochzeit mit Lindsay hätte er sie nicht einmal eingeladen, wenn sie sich nicht zufällig über den Weg gelaufen wären - und das obwohl sie zum damaligen Zeitpunkt befreundet gewesen waren. Und jetzt...
,,Wieso starrst du so angestrengt auf die Einladungskarte und versuchst dir alles genau einzuprägen, obwohl du sowieso nicht hingehen wirst?" James goà sich Wein in sein Glas und sah sie von der Seite aus fragend an. ,,Willst du auch was?"
,,Nein, danke," lehnte sie ab und kam dann noch einmal auf seine letzten Worte zurück. ,,Woher willst du wissen, dass ich auf keinen Fall hingehen werde?"
,,Ach, komm schon, Rory!" Ein amüsiertes Lächeln huschte über James' Gesicht. ,,Das ist doch die Hochzeit eines Exfreundes von dir."
,,Und?"
,,Man geht nicht auf die Hochzeit eines Exfreundes."
,,Und wieso nicht?" fragte Rory nach. Sie würde nicht auf Dean's Hochzeit gehen - um das ging es ihr hier auch nicht. Sie wollte nur wissen, wieso James es so selbstverständlich hielt, dass er Recht hatte.
James sah sie einen kurzen Moment verwirrt an, dann hob er die Hände und suchte nach einer Antwort. ,,Man macht es einfach nicht."
,,Einleuchtende Antwort, muss ich schon sagen."
,,Rory!" Fast schon bittend sah er sie an. ,,Es ist doch völlig unnatürlich, wenn man auf eine Hochzeit geht und jemandem viel Glück wünscht, mit dem man irgendwann mal zusammen war. Wenn es nicht geklappt hat, hatte das einen Grund und dann verdient die Person es auch nicht, dass man ihr persönlich Alles Gute wünscht, ein Geschenk übergibt..."
,,Linda war auf unserer Hochzeit," unterbrach Rory ihn.
James fuhr sich mit der Hand durch die Haare, richtete seinen Blick hastig wieder auf die Papiere in seinen Händen und murmelte kaum verständlich: ,,Das war etwas ganz Anderes!"
,,Und wieso?" Sie schwieg einen Augenblick, bevor sie ihn mit schief gelegtem Kopf fragend ansah. ,,Weil sie Linda ist?"
,,Ja," entfuhr es James, doch er vebesserte sich sofort: ,,Nein. Ich meine... Linda ist..."
,,... deine Exfreundin?" fragte Rory in einem ironischen Tonfall.
,,Ja, du hast Recht, sie ist meine Ex. Aber gleichzeitig sind wir auch befreundet. Und du und dein Ex seid das, soweit ich weiÃ, nicht." Er wartete einen Moment, bevor er neugierig nachfragte: ,,Oder?"
,,Was? Ich und..." Es fiel ihr schwer seinen Namen auszusprechen. ,,...Dean sollen befreundet sein? Er und ich? Nach Allem was passiert ist? Das ist verrückt."
,,Ok, wollte ich nur wissen." James legte eine Hand auf ihre Schulter und stand dann auf. ,,Ich geh nach oben, kommst du mit?"
,,In einer Minute. Ich will nochmal nach Lara schauen."
,,Alles klar. Bis gleich!" Er schenkte ihr noch ein Lächeln, bevor er den Raum verlieÃ.
Rory blickte noch einmal in den Umschlag, weil sie nicht glauben konnte, dass kein Brief beilag. In seinem letzten Brief hatte er geschrieben, dass er seiner freundin einen Antrag machen würde. Sie, Rory, hatte kein Wort zugeschrieben und jetzt bekam sie einfach so eine Einladung?
Rory's Finger zitterten, als sie nach der Einladungskarte griff, die James achtlos auf den FuÃboden geworfen hatte. Sie klappte die Karte auf und studierte noch einmal ganz genau das Bild auf der Innenseite. Sein Strahlen in den Augen und das Lächeln schienen echt zu sein. Kein Lächeln, das man nur für die Kamera aufsetzte. Wie diese Sandra wohl war? Auf dem Foto hatte sie ein sympatisches Lächeln, doch wie war sie charakterlich, wenn Dean sogar daran dachte sie zu heiraten?
Sie erinnerte sich an einen Satz, der in einen von Dean's Briefen gestanden war: Sandra hat mir darüber hinweg geholfen, so wie dir wohl dein Ehemann geholfen hat!
Sandra hatte ihm also geholfen darüber hinwegzukommen? War es dann nicht wieder so etwas wie eine Trostbeziehung... wie bei Lindsay? Rory versuchte vergeblich sich Dean mit dieser Frau auf dem Foto vorzustellen... wie die beiden miteinander sprachen, wie er sie ihm Arm hielt... Sie konnte sich das Alles einfach nicht bildlich vorstellen. Doch wieso nicht? Das Foto zeigte schlieÃlich ein wirklich glückliches Paar. Als sie die Augen schloss und versuchte Dean vor sich zu sehen, sah sie nur den einen Blick, den er ihr bei ihrer letzten Begegnung zugeworfen hatte. Ein kurzer Schauer lief Rory über den Rücken, als sie sich an Dean's Gesicht erinnerte - wie enttäuscht und verletzt er aussah, als er in seinem Auto saÃ.
Energisch schüttelte Rory den Kopf und steckte die Karte zurück in den Umschlag. Sie sollte jetzt nicht an einen Exfreund denken. Das waren nur noch Erinnerungen - das war die Vergangenheit. Die Gegenwart sollte wichtig sein. Ihr Mann sollte ihr wichtig sein... und die Frage, ob er ihr etwas verheimlichte.
Nachdem sie sich bettfertig gemacht und noch einmal nach Lara geschaut hatte, wollte Rory schon das Schlafzimmer betreten, als sie am Türrahmen stehen blieb und ihren Mann betrachtete, der in einem Buch las. Er hatte sich vorher wieder so benommen, als wäre nichts geschehen... das war wohl wirklich sein gröÃtes Talent.
,,James?" fragte Rory mit belegter Stimme. ,,Können wir... reden?"
,,Ist dir nicht kalt? Komm doch erst mal her!" James hob die Bettdecke ein Stück, woraufhin Rory darunter schlüpfte, jedoch aufrecht sitzen blieb.
,,So!"
,,So," wiederholte James, legte dann eine Hand an ihrem Rücken, um sie zu sich herunterzuziehen und zu küssen.
Mit einem Seufzen schob Rory ihn von sich. Sie wollte jetzt wirklich reden - und er, der das wusste, versuchte sie abzulenken.
,,Also?"
,,Ich wollte mit dir reden."
,,Ok, schieà los!"
,,Ich wollte..." Als James sie mit neutraler, abwartender Miene ansah, verlieà Rory plötzlich der Mut.
,,Du wolltest?"
Sie wusste, dass sie jetzt fragen musste. Sie wusste, dass es keinen richtigen Zeitpunkt geben würde. ,,Wo warst du heute Nacht?" fragte sie deshalb, ohne um den heiÃen Brei herumzureden.
Ein kurzes Lächeln zeigte sich auf James' Gesicht. ,,Wo ich heute Nacht war?"
,,Ja!" sagte Rory nur, begleitet von einem Nicken.
,,Ich war mit Freunden aus... das weiÃt du doch."
,,Du hast nicht auf dem Sofa geschlafen, nicht wahr?"
,,Doch, ich-" Er brach ab. ,,Ok, ich bin erst um fünf oder so nach Hause gekommen. Wir hatten viel zu reden, wir haben uns schlieÃlich schon lange nicht mehr gesehen."
,,Und wieso hast du mich dann angelogen?"
,,Ich habe zu viel getrunken, ok? Ich wollte nicht, dass du mitkriegst, wielange und wieviel ich getrunken habe... du hasst es doch." Er sah sie bittend an.
,,Ja,... ich hasse das wirklich." Rory musterte ihren Mann aufmerksam. Sie wusste nicht, ob er die Wahrheit sprach. Sie wusste nur, dass der Gedanke, dass er mit seinen alten Freunden zu viel getrunken hatte, erträglicher war als... Nein, an sowas durfte sie nicht einmal denken. Sie wollte seine Worte glauben. Diese waren erträglicher.
Am nächsten Nachmittag stand Rory vor dem groÃen Gebäude, wo sie sich mit James verabredet hatte. Ungeduldig blickte sie auf ihre Armbanduhr, als sich die groÃe Tür öffnete und James heraus geeilt kam.
,,Tut mir leid," war das erste, was er ihr zurief. ,,Tut mir echt leid."
,,Du hast keine Zeit, nicht wahr?"
,,Es ist noch so viel zu tun. Ich muss den Vertrag noch aufsetzen und-"
,,Ist Linda auch hier?" Rory versuchte die Frage so beiläufig wie möglich klingen zu lassen. Doch, als sie erkannte, dass es trotzdem zu offensichtlich war, fragte sie weiter: ,,Kann sie das nicht tun, damit du gehen kannst?"
,,Linda ist heute nicht hier."
,,Linda ist heute nicht hier?" wiederholte Rory ungläubig.
,,Vielleicht war es gestern für sie zuviel. Auf jeden Fall ist die Arme krank."
,,Die Arme ist krank?" wiederholte Rory und merkte, wie sich ein schadenfrohes Lächeln auf ihrem Gesicht ausbreitete. Sie lieà es jedoch sofort wieder verschwinden und setzte ein bedauerliches Gesicht auf. ,,Das tut mir aber leid."
,,Tja, deswegen kann ich jetzt nicht weg. Bist du mir sehr böse, wenn ich dich versetze?"
,,Nein, das verstehe ich doch.." Zu ihrem eigenen Erstaunen stellte Rory fest, dass es das erste Mal war, dass sie diese Frage von ihm ehrlich beantwortete. ,,Ich werde bisschen Spazierengehen und vielleicht Shoppen." Es machte ihr wirklich nicht viel aus. Aber woran lag das? Nur daran, dass sie wusste, dass die hübsche Kollegin ihres Ehemanns nicht da war? Das war doch verrückt.
,,Danke!" Er drückte ihr einen Kuss auf die Wange, strich Lara, die im Kinderwagen saÃ, über den Kopf und verschwand dann wieder im Gebäude.
,,So, wir gehen jetzt bisschen spazieren, ok?" Rory lief los und suchte gleichzeitig in ihrer Jackentasche nach ihrem Handy - bis sie jemanden kurz aufschreien hörte. Als sie aufblickte, sah sie Cameron vor sich stehen und ihr wurde bewusst, dass sie ihn anscheinend irgendwie mit dem Kinderwagen getroffen hatte.
,,Oh mein Gott! Das tut mir wirklich leid. Geht's Ihnen gut?"
,,Ja, alles in Ordnung. Ich bin nur erschrocken, weil Sie den Wagen plötzlich total nach rechts gesteuert haben und somit über meinen Fuss."
,,Das tut mir ehrlich leid."
,,Macht nichts." Er blickte kurz auf das Gebäude hinter ihnen. ,,Sie holen James ab?"
,,Ãhm... nein. Ich hatte es vor, aber er hat noch zu tun. Deshalb werde ich jetzt ein bisschen spazierengehen. Allzu lange wird er hoffentlich nicht mehr brauchen," erklärte Rory.
,,Haben Sie was dagegen, wenn ich sie beleite?"
Vielen Dank, wie immer, für Euer Feedback. Viel Spaà beim Lesen!
Für mehr Worte bin ich zu müde *auernd am gähnen ist*
Vorsichtig riss sie den Umschlag auf und hielt eine Sekunde später eine Einladungskarte in der Hand. Als sie die Karte öffnete und das Bild auf der linken Innenseite erblickte, setzte ihr Herz für einen Augeblick aus.
Das Einzige, das sie in diesem Moment richtig wahrnahm, war - er. Er lächelte in die Kamera - er lächelte sie an.
Sie stellte fest, dass er gut aussah - und glücklich, sogar sehr glücklich.
,,Rory, alles ok?"
,,Hm?"
,,Du siehst irgendwie so blass aus. Ist alles in Ordnung?"
,,Mit mir ist alles in Ordnung," brachte sie nach ein paar Sekunden zögernd hervor. Nachdem James' sie so plötzlich aus den Gedanken gerissen hatte, löste sie ihren Blick von Dean und sah sich das Foto genauer an. Dean hatte seine Arme von hinten um die braunhaarige junge Frau gelegt, die vor ihm stand. Ihre Hände lagen auf seinen, die wiederrum auf ihrem Bauch ruhten. Auch sie lächelte in die Kamera, ihre braunen Augen leuchteten und Rory musste zugeben, dass sie hübsch war.
,,Was hast du denn da?" Neugierig lehnte sich James zu seiner Frau und nahm ihr die Karte aus der Hand. ,,Einladung? Wozu?"
,,Ich vermute zu einer Hochzeit, aber genau kann ich dir das nicht sagen, weil du mir die Karte aus der Hand gerissen hast," murmelte Rory.
,,Ach, komm schon! Du hast die Karte lang genug angestarrt," gab James nur zurück . ,,Wer ist es?"
,,Das ist Dean - mein Exfreund und seine Freundin, Verlobte, was auch immer..."
,,Aha!" Mit zusammengekniffenen Augen betrachtete James das Foto nochmal genauer. Rory, die das bemerkt hatte, blickte ihn nun mit schiefem Kopf an. ,,Ist irgendwas?"
,,Hm... wie heiÃt er nochmal?"
,,Dean. Dean Forester. Wieso fragst du?"
,,Ach, nichts." Kopfschüttelnd schloà James die Karte und gab sie Rory wieder zurück. Diese nahm die Karte nur zögernd und schaute ihren Mann verwirrt und neugierig an.
,,Wieso wolltest du das wissen? Komm schon, James. Du hast auch irgendwie komisch geguckt."
,,Es war nur, dass er mir bekannt vorkam, aber mit dem Namen kann ich nichts anfangen... also werde ich mich wohl getäuscht haben." Er machte eine wegwerfende Handbewegung.
,,Vielleicht hast du ihn ja schonmal irgendwo auf einem Foto gesehen. Irgendwo gibt es sicher noch Fotos von ihm und mir. Ach ja," Rory schnipste mit den Fingern. ,,Auf den Fotos vom Debütantinnenball ist er zum Beispiel darauf. Die hast du gesehen."
,,Ja, vielleicht." James lehnte sich zurück und widmete seine Aufmerksamkeit wieder den Rechnungen, während Rory nun auch die rechte Seite der Karte zur Kenntnis nahm. Dort standen genaue Angaben zu Zeit und Ort; eine Anmerkung, dass Geschenke nicht notwendig seien; die Namen des Brautpaars, die Adresse und Telefonnummer und ganz zum Schluss: Ihr müsst nicht Bescheid sagen, wenn Ihr kommt - nur, wenn Ihr keine Zeit findet, was wir sehr bedauern würden. Ansonsten freuen wir uns schon sehr auf Euer Kommen!
Rory schüttelte stumm den Kopf. Das konnte doch nur ein schlechter Scherz sein! Was sollte das? Sie hatten sich seit vier Jahren überhaupt nicht mehr gesehen und jetzt bekam sie plötzlich eine Einladung zu seiner Hochzeit? Bei seiner Hochzeit mit Lindsay hätte er sie nicht einmal eingeladen, wenn sie sich nicht zufällig über den Weg gelaufen wären - und das obwohl sie zum damaligen Zeitpunkt befreundet gewesen waren. Und jetzt...
,,Wieso starrst du so angestrengt auf die Einladungskarte und versuchst dir alles genau einzuprägen, obwohl du sowieso nicht hingehen wirst?" James goà sich Wein in sein Glas und sah sie von der Seite aus fragend an. ,,Willst du auch was?"
,,Nein, danke," lehnte sie ab und kam dann noch einmal auf seine letzten Worte zurück. ,,Woher willst du wissen, dass ich auf keinen Fall hingehen werde?"
,,Ach, komm schon, Rory!" Ein amüsiertes Lächeln huschte über James' Gesicht. ,,Das ist doch die Hochzeit eines Exfreundes von dir."
,,Und?"
,,Man geht nicht auf die Hochzeit eines Exfreundes."
,,Und wieso nicht?" fragte Rory nach. Sie würde nicht auf Dean's Hochzeit gehen - um das ging es ihr hier auch nicht. Sie wollte nur wissen, wieso James es so selbstverständlich hielt, dass er Recht hatte.
James sah sie einen kurzen Moment verwirrt an, dann hob er die Hände und suchte nach einer Antwort. ,,Man macht es einfach nicht."
,,Einleuchtende Antwort, muss ich schon sagen."
,,Rory!" Fast schon bittend sah er sie an. ,,Es ist doch völlig unnatürlich, wenn man auf eine Hochzeit geht und jemandem viel Glück wünscht, mit dem man irgendwann mal zusammen war. Wenn es nicht geklappt hat, hatte das einen Grund und dann verdient die Person es auch nicht, dass man ihr persönlich Alles Gute wünscht, ein Geschenk übergibt..."
,,Linda war auf unserer Hochzeit," unterbrach Rory ihn.
James fuhr sich mit der Hand durch die Haare, richtete seinen Blick hastig wieder auf die Papiere in seinen Händen und murmelte kaum verständlich: ,,Das war etwas ganz Anderes!"
,,Und wieso?" Sie schwieg einen Augenblick, bevor sie ihn mit schief gelegtem Kopf fragend ansah. ,,Weil sie Linda ist?"
,,Ja," entfuhr es James, doch er vebesserte sich sofort: ,,Nein. Ich meine... Linda ist..."
,,... deine Exfreundin?" fragte Rory in einem ironischen Tonfall.
,,Ja, du hast Recht, sie ist meine Ex. Aber gleichzeitig sind wir auch befreundet. Und du und dein Ex seid das, soweit ich weiÃ, nicht." Er wartete einen Moment, bevor er neugierig nachfragte: ,,Oder?"
,,Was? Ich und..." Es fiel ihr schwer seinen Namen auszusprechen. ,,...Dean sollen befreundet sein? Er und ich? Nach Allem was passiert ist? Das ist verrückt."
,,Ok, wollte ich nur wissen." James legte eine Hand auf ihre Schulter und stand dann auf. ,,Ich geh nach oben, kommst du mit?"
,,In einer Minute. Ich will nochmal nach Lara schauen."
,,Alles klar. Bis gleich!" Er schenkte ihr noch ein Lächeln, bevor er den Raum verlieÃ.
Rory blickte noch einmal in den Umschlag, weil sie nicht glauben konnte, dass kein Brief beilag. In seinem letzten Brief hatte er geschrieben, dass er seiner freundin einen Antrag machen würde. Sie, Rory, hatte kein Wort zugeschrieben und jetzt bekam sie einfach so eine Einladung?
Rory's Finger zitterten, als sie nach der Einladungskarte griff, die James achtlos auf den FuÃboden geworfen hatte. Sie klappte die Karte auf und studierte noch einmal ganz genau das Bild auf der Innenseite. Sein Strahlen in den Augen und das Lächeln schienen echt zu sein. Kein Lächeln, das man nur für die Kamera aufsetzte. Wie diese Sandra wohl war? Auf dem Foto hatte sie ein sympatisches Lächeln, doch wie war sie charakterlich, wenn Dean sogar daran dachte sie zu heiraten?
Sie erinnerte sich an einen Satz, der in einen von Dean's Briefen gestanden war: Sandra hat mir darüber hinweg geholfen, so wie dir wohl dein Ehemann geholfen hat!
Sandra hatte ihm also geholfen darüber hinwegzukommen? War es dann nicht wieder so etwas wie eine Trostbeziehung... wie bei Lindsay? Rory versuchte vergeblich sich Dean mit dieser Frau auf dem Foto vorzustellen... wie die beiden miteinander sprachen, wie er sie ihm Arm hielt... Sie konnte sich das Alles einfach nicht bildlich vorstellen. Doch wieso nicht? Das Foto zeigte schlieÃlich ein wirklich glückliches Paar. Als sie die Augen schloss und versuchte Dean vor sich zu sehen, sah sie nur den einen Blick, den er ihr bei ihrer letzten Begegnung zugeworfen hatte. Ein kurzer Schauer lief Rory über den Rücken, als sie sich an Dean's Gesicht erinnerte - wie enttäuscht und verletzt er aussah, als er in seinem Auto saÃ.
Energisch schüttelte Rory den Kopf und steckte die Karte zurück in den Umschlag. Sie sollte jetzt nicht an einen Exfreund denken. Das waren nur noch Erinnerungen - das war die Vergangenheit. Die Gegenwart sollte wichtig sein. Ihr Mann sollte ihr wichtig sein... und die Frage, ob er ihr etwas verheimlichte.
Nachdem sie sich bettfertig gemacht und noch einmal nach Lara geschaut hatte, wollte Rory schon das Schlafzimmer betreten, als sie am Türrahmen stehen blieb und ihren Mann betrachtete, der in einem Buch las. Er hatte sich vorher wieder so benommen, als wäre nichts geschehen... das war wohl wirklich sein gröÃtes Talent.
,,James?" fragte Rory mit belegter Stimme. ,,Können wir... reden?"
,,Ist dir nicht kalt? Komm doch erst mal her!" James hob die Bettdecke ein Stück, woraufhin Rory darunter schlüpfte, jedoch aufrecht sitzen blieb.
,,So!"
,,So," wiederholte James, legte dann eine Hand an ihrem Rücken, um sie zu sich herunterzuziehen und zu küssen.
Mit einem Seufzen schob Rory ihn von sich. Sie wollte jetzt wirklich reden - und er, der das wusste, versuchte sie abzulenken.
,,Also?"
,,Ich wollte mit dir reden."
,,Ok, schieà los!"
,,Ich wollte..." Als James sie mit neutraler, abwartender Miene ansah, verlieà Rory plötzlich der Mut.
,,Du wolltest?"
Sie wusste, dass sie jetzt fragen musste. Sie wusste, dass es keinen richtigen Zeitpunkt geben würde. ,,Wo warst du heute Nacht?" fragte sie deshalb, ohne um den heiÃen Brei herumzureden.
Ein kurzes Lächeln zeigte sich auf James' Gesicht. ,,Wo ich heute Nacht war?"
,,Ja!" sagte Rory nur, begleitet von einem Nicken.
,,Ich war mit Freunden aus... das weiÃt du doch."
,,Du hast nicht auf dem Sofa geschlafen, nicht wahr?"
,,Doch, ich-" Er brach ab. ,,Ok, ich bin erst um fünf oder so nach Hause gekommen. Wir hatten viel zu reden, wir haben uns schlieÃlich schon lange nicht mehr gesehen."
,,Und wieso hast du mich dann angelogen?"
,,Ich habe zu viel getrunken, ok? Ich wollte nicht, dass du mitkriegst, wielange und wieviel ich getrunken habe... du hasst es doch." Er sah sie bittend an.
,,Ja,... ich hasse das wirklich." Rory musterte ihren Mann aufmerksam. Sie wusste nicht, ob er die Wahrheit sprach. Sie wusste nur, dass der Gedanke, dass er mit seinen alten Freunden zu viel getrunken hatte, erträglicher war als... Nein, an sowas durfte sie nicht einmal denken. Sie wollte seine Worte glauben. Diese waren erträglicher.
Am nächsten Nachmittag stand Rory vor dem groÃen Gebäude, wo sie sich mit James verabredet hatte. Ungeduldig blickte sie auf ihre Armbanduhr, als sich die groÃe Tür öffnete und James heraus geeilt kam.
,,Tut mir leid," war das erste, was er ihr zurief. ,,Tut mir echt leid."
,,Du hast keine Zeit, nicht wahr?"
,,Es ist noch so viel zu tun. Ich muss den Vertrag noch aufsetzen und-"
,,Ist Linda auch hier?" Rory versuchte die Frage so beiläufig wie möglich klingen zu lassen. Doch, als sie erkannte, dass es trotzdem zu offensichtlich war, fragte sie weiter: ,,Kann sie das nicht tun, damit du gehen kannst?"
,,Linda ist heute nicht hier."
,,Linda ist heute nicht hier?" wiederholte Rory ungläubig.
,,Vielleicht war es gestern für sie zuviel. Auf jeden Fall ist die Arme krank."
,,Die Arme ist krank?" wiederholte Rory und merkte, wie sich ein schadenfrohes Lächeln auf ihrem Gesicht ausbreitete. Sie lieà es jedoch sofort wieder verschwinden und setzte ein bedauerliches Gesicht auf. ,,Das tut mir aber leid."
,,Tja, deswegen kann ich jetzt nicht weg. Bist du mir sehr böse, wenn ich dich versetze?"
,,Nein, das verstehe ich doch.." Zu ihrem eigenen Erstaunen stellte Rory fest, dass es das erste Mal war, dass sie diese Frage von ihm ehrlich beantwortete. ,,Ich werde bisschen Spazierengehen und vielleicht Shoppen." Es machte ihr wirklich nicht viel aus. Aber woran lag das? Nur daran, dass sie wusste, dass die hübsche Kollegin ihres Ehemanns nicht da war? Das war doch verrückt.
,,Danke!" Er drückte ihr einen Kuss auf die Wange, strich Lara, die im Kinderwagen saÃ, über den Kopf und verschwand dann wieder im Gebäude.
,,So, wir gehen jetzt bisschen spazieren, ok?" Rory lief los und suchte gleichzeitig in ihrer Jackentasche nach ihrem Handy - bis sie jemanden kurz aufschreien hörte. Als sie aufblickte, sah sie Cameron vor sich stehen und ihr wurde bewusst, dass sie ihn anscheinend irgendwie mit dem Kinderwagen getroffen hatte.
,,Oh mein Gott! Das tut mir wirklich leid. Geht's Ihnen gut?"
,,Ja, alles in Ordnung. Ich bin nur erschrocken, weil Sie den Wagen plötzlich total nach rechts gesteuert haben und somit über meinen Fuss."
,,Das tut mir ehrlich leid."
,,Macht nichts." Er blickte kurz auf das Gebäude hinter ihnen. ,,Sie holen James ab?"
,,Ãhm... nein. Ich hatte es vor, aber er hat noch zu tun. Deshalb werde ich jetzt ein bisschen spazierengehen. Allzu lange wird er hoffentlich nicht mehr brauchen," erklärte Rory.
,,Haben Sie was dagegen, wenn ich sie beleite?"
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