12.12.2005, 23:22
[B]Kapitel einhundertundsechzehn
[/B]"Komm, fühl mal." Sie nahm Jess´ Hand und legte sie auf ihren Bauch. "Fühlst du es?" Es war einfach unbeschreiblich. Zum ersten Mal fühlte sie das neue Leben in ihr. Ihr Baby. Ihr Kind. Sie fühlte sie so erfüllt, so ... voll mit Gefühlen, dass sie ein paar Tränen verdrücken musste. Aber auch Jess war fasziniert. Zwar weinte er nicht, aber sein Gesichtsaudruck verriet dieselben Gefühle, die Rory empfand. Es verband sie auf eine magische Weise. Sie beide, und ihr Baby.
"Ich ruf Mum an, ja?" Lächelnd stand Rory auf und wählte.
"Hallo?", meldete sich Lorelai.
"Mum, ich hab´s gespürt! Mein Baby! Es hat sich bewegt!", fing Rory an zu quitschen.
Lorelai stimme ein. "Das ist so cool! Das sollten wir mit Pommes feiern! Soll ich Luke dazu anstiften?"
"Mach das!", grinste Rory. Nachdem sie sich wieder zu Jess aufs Sofa gesetzt hatte, legte er sein Hände auf ihren Bauch. Glücklich kuschelte sie sich an ihn und verschränkte ihre Hände mit seinen.
"WeiÃt du, jetzt wird erst richtig klar, dass wir Eltern werden!", sagte sie leise. Jess nickte und drückte ihr einen sanften Kuss auf die Haare.
"Sieh mal hier, das wär doch was!" Rory war mal wieder bei Jess und sah mit ihm die Wohnungsanzeigen durch. Endlich schien etwas passendes dabei zu sein. Sie war nicht zu teuer, hatte zwei Schlafzimmer und war ganz in der Nähe von sowohl Lorelais Haus als auch dem Diner. Jess beugte sich über Rorys Schulter und las die Anzeige.
"Sollen wir sie uns mal ansehen?" Rory nickte.
Als sie von der Vermieterin durch die Wohnung geführt wurden, schossen Rory tausend Bilder in den Kopf. Die Wohnung war von Anfang an perfekt, und sie stellte sich schon vor, wie sie sie einrichten würden. Im kleineren Schlafzimmer kam ihr die Vision eines Babyzimmers, mit einer Wiege, Kommode, süÃen Bildern an der Wand. Und vielleicht würden sie ja, wie in den Filmen, der Name ihres Babys an die Wand malen. Denn den hatte sie sich auch schon ausgedacht. Vorrausgesetzt Jess war einverstanden mit ihm. Das gröÃere würde ihrs und Jess´ Schlafzimmer werden. Dann das Wohnzimmer, die Küche, das Badezimmer. Alles könnte sie so einrichten, wie sie und Jess es wollten. Sie konnten streichen, einräumen, dekorieren. Ein neues Gefühl von Freiheit, von Erwachsensein durchströmte sie und es fühlte sich gut an. Klar liebte sie Lorelai über alles, gaber irgendwann musste sie ja ausziehen. Und diese Wohnung war einfach perfekt dafür. Ein Blick in Jess Gesicht genügte, um zu sehen, dass er ebenfalls so dachte. Da sie beide noch minderjährig waren, rief sie Lorelai und Luke an, um deren Meinung zu hören.
"Habt ihr denn auch genung Platz hier?", fragte Lorelai besorgt. Zum ersten Mal sah Rory, dass sie richtig besorgt und traurig aussah. Das war bisher eigentlich noch nie oder nur sehr selten vorgekommen. Die immer lustige, starke Lorelai. Doch Rory drückte ihre Hand.
"Ja. In dem Zimmer könnte das Baby wohnen, wenn es göÃer ist. Und in dem Zimmer schlafen Jess und ich. Und ansonsten ist der Rest der Wohnung ja auch nicht kleiner als Lukes Wohnung."
"Und die Lage ist wirklich gut", stellte Luke fest. "Man kann von dem Fenster hier aus das Diner sehen, und weit weg von dir ist es ja auch nicht."
Lorelai seufzte. "Na gut. Ihr habt ja recht."
"Und die Wohnung ist sowieso erst in zwei Wochen frei, und dann müssen wir noch renovieren, also bleib ich dir noch etwas erhalten." Rory grinste ihre Mum an.
Also unterschrieben Luke und Lorelai. Damit hatten Jess und Rory ihre eigene Wohnung. Der erste Schritt zum neuen Leben als eine Familie.
[B]Kapiteleinhundertundsiebzehn
[/B]
"Und das Babyzimmer könnten wir gelb streichen, oder so eine von diesen Fototapeten anbringen, mit kleinen Schafen oder Schweinchen drauf, und das Badezimmer grün, oder rosa, aber das gefällt Jess warscheinlich nicht, oder orange, und dann muss noch dieser furchtbare Teppich raus, und oh man, es ist noch so viel zu tun, am besten schreib ich gleich eine Liste." Rory redete und redete und bemerkte nicht, wie stumm Lorelai ihr gegenüber saÃ.
"Hoffentlich kann Luke uns helfen, und du, willst du auch helfen? Wir könnten und diese Latzhosen kaufen und zu Musik aus den Achtzigern in unsere Farbrollen singen. Das wird bestimmt lustig." Rory sah ihre Mum erwartungsvoll an.
"Hm, vielleicht.", erwiederte diese gepresst. "Ich muss auch noch ins Inn, es gibt noch sehr viel zu tun."
"Jaah, ist ja auch wahnsinnig schwierig, den Bauarbeitern beim Hämmern zuzusehen", erwiederte Rory gereizt.
Lorelai sah auf. "Bitte?"
"Gib´s doch zu Mum. Du willst uns nicht helfen, weil du nicht willst dass ich ausziehe." Sie verschränkte die Arme.
"Das hab ich nie gesagt!", erwiederte Lorelai angegriffen.
Rory sah sie sauer an. "Es reicht schon wie du dich verhälst! Wenn ich nach Yale gegangen wäre, wär ich schon längst weg! Da hast du doch auch nie was gesagt. Oder liegt es daran, dass ich mit Jess zusammen ziehe? Ich dachte, mittlerweile könntest du ihn leiden."
"Ich habe nie etwas dergleichen gesagt!", verteidigte sich Lorelai.
Rory stand auf. "WeiÃt du was, mach was du willst. Ich ziehe so oder so aus, ob mit deiner Hilfe oder nicht!" Damit drehte sie sich um knallte die Tür hinter sich zu.
"Vielleicht sollten wir uns darüber einigen, wer was mit in die Wohnung bringt. Sonst haben wir hinterher, was weià ich, zwei Stereoanlagen, dafür keinen Fernseher oder so." Jess gab Rory ihr Glas und setzte sich zu ihr auf Lukes Sofa.
"Hm", brummte sie.
"Und dann müssen wir schauen, was wir neu kaufen müssen, zum Beispiel ein Sofa, es sei denn du willst auf dem Boden sitzen."
"Hm."
"Und dann müssen wir Luke ausrauben, deine Mutter beerdigen und tausend weiÃe Kaninchen kaufen."
"Hm."
"Ok Rory, was ist los?" Jess legte ihr eine Hand aufs Knie und sah sie fragend an.
Sie sah ihn an, vollkommen aus ihren Gedanken gerissen. "Was? Oh, .... es ist nichts. Alles in Ordnung. Was war mit Kaninchen?"
"Ist nicht so wichtig." Jess winkte ab. "Lass mich raten. Deine Mum."
Rory hob die Schultern. "Sie will mir nicht helfen. Sie lässt mich nicht gehen."
"Hey, sie ist deine Mum. Klar will sie nicht, dass du gehst." Aufmunternd strich er ihr über den Arm. "Luke strahlt auch nicht grade, aber er ist ja auch nicht mein Dad."
"Du weiÃ, dass er es so gut wie ist."
"Das ist jetzt nicht der Punkt. Ich will nur sagen ..." Er fuhr sich durch die Haare. Seelenklempner spielen war noch nie sein Ding gewesen. "Sieh mal, ihr beide wohnt seid siebzehn Jahren zusammen. Keiner hat euch auseinander gebracht, kein Kerl. Ihr hattet so eine Art ... Clubhaus. Nur ihr beide. Und dann kommst du und ziehst aus, mit mir zusammen, wo wir ein Baby bekommen. Ich denke, sie hat Angst, dass dir andere Dinge wichtiger werden als sie. Immerhin wirst du Mutter, hast eine Familie, und bist ... erwachsen. Lorelai hat nur Angst, hinten angestellt zu werden."
Rory sah ihn mit offenem Mund an. "Seit wann bist du so ein ... Psychater?"
"Tja, wie war das mit verborgenen Macken?" Er grinste sie auf seine typische Art an. Rory küsste ihn dankbar. "Wo wir das erledigt haben, können wir jetzt weiter planen?", fragte er nach einiger Zeit.
[B]Kapitel einhundertundachtzehn
[/B]
Als Rory nach Hause kam, war von Lorelai nichts zu sehen. Also ging sie in ihr Zimmer. Verdutzt sah sie, dass auf dem Bett eine Latzhose, eine CD mit "den besten Hits der Achziger" und eine Farbrolle lagen. Sie musste lachen.
"Noch sauer?", fragte Lorelai, die im Türrahmen stand. "Es tut mir leid wegen vorhin. Es kam nur so plötzlich, weiÃt du, von heute auf Morgen habt ihr eine Wohnung. Aaaaaaber", sie hielt grinsend einen Notizblock in die Höhe, "ich habe uns einen Plan erstellt, mit Mutter- Tochter Aktivitäten, die in den nächsten zwei Wochen auszuführen sind. Bei jeglicher Verweigerung von Seiten der Tochter steht Folter als Strafe. Und Kuchenentzug." Sie nahm Rory in den Arm. "Es tut mir wirklich leid."
Rory nickte. "Ist schon ok. Und ich bin ja wirklich nicht aus der Welt. Also, was steht auf dieser Liste?"
"Für heute Abend die schlechtesten Filme die es gibt und Unmengen von Eis und Pizza, um sie zu verarbeiten. Morgen fahren wir in den Baumarkt, sehen und Farben und Tapeten an, machen uns über die unanständigen Formen der Hämmer lustig und nerven die Verkäufer. Mit dem Rest verschon ich dich noch."
Rory sah sie an. "Ah-ja. Gut, ich denke, dann stürzen wir uns in die Filme, oder?"
"Schau dir mal den an, also wenn das nicht obzön ist, weià ich auch nicht." Lorelai deutete kichernd auf einen besonders dicken Hammer. "Und der hier, war der nicht mal der Hauptdarsteller in einem Porno? Hey, sie da! Können sie mir das mal verraten?" Genervt zog Rory ihre Mum weiter.
"Lorelai, jetzt benimm dich mal", ermahnte sie sie.
Lorelai räusperte sich. "Gut, ich bin ganz ernst. Also, hier sind Tapeten. Urgh, die fände ja nicht mal Emily schön. Nein, das sind keine schönen. Aber hier, um die Ecke, sieh mal." Sie zog Rory hinter sich her und beide fanden sich vor einer riesigen Auswahl von Kindertapeten wieder. "Sieh mal, die hier hat Schäfchen. Oh, oder die, die hat Häschen! Oder die! Die hat Kaninchen! Oh, wie süÃ!" Lorelai war ganz aus dem Häuschen. Aber auch Rory war faszinert.
"Es gibt sooo süÃe Tapeten, du glaubst es kaum! Und auch soo viele Farben, es ist... wow." Wie so oft war Rory bei Jess um ihn von den neusten Sachen zu erzählen, die sie und Lorelai gesehen haben. Sie saÃen auf dem Sofa, und Rory hatte den Kopf in seinen Schoà gelegt und gestikulierte wild in der Luft.
"Uns wird die Auswahl ziemlich schwer fallen, denk ich." Sie legte ihre Hände auf ihren Bauch. Sie spürte, wie ihr Baby sich leicht in ihr bewegte. "Und du willst es wirklich nicht wissen?", fragte sie nocheinmal. "Wie hälst du diese Ungewissheit nur aus?"
"Tja, Geduld ist eine Kunst", sagte Jess und grinste sie schief an.
Rory richtete sich auf. "Ich hab Hunger." Sie sah sich suchend in der Wohnung um. "Habt ihr hier nichts ungesundes?"
"Du kennst doch Luke." Jess stand auf. "Was willst du denn?", fragte stirnrunzelnd.
Rory überlegte. "Kuchen!", sagte sie. "Ja, Kirschkuchen. Und einen Donut. Und Kekse. Die mit Schokolade auf der einen Seite." Sie lächelte Jess lieb an, worauf dieser seufzte. "Bin gleich wieder da", sagte er düster und machte sich auf den Weg.
So verbrachten Lorelai und Rory in den folgenden zwei Wochen viel Zeit miteinander. Sie gingen shoppen, zum Friseur, fühlten, wie Rorys Baby sich bewegte, richteten die Wohnung in den skurrilsten Farben ein, malten sich aus, wie Lorelais Baby aussehen würde, was es werden würde, ob es Flanell tragen würde, sahen sich den Paten eins bis drei inklusive Sofias Sterbeszene an, und bereiteten sich auf den Tag vor, an dem Rory ausziehen würde.
Dann war ihre Wohnung frei. Da es ein Samstag war, gingen Rory und Jess am Morgen hin und nahmen die Schlüssel entgegen. Dann standen sie in der leeren Wohnung, in der sie jetzt wohnen würden. Jess legte seinen Arm um Rorys Hüfte.
"Das ist es also.", sagte er.
Sie nickte. "Jap. Das ist es." Sie legte ihren Kopf auf seine Schulter. Sanft drückte er ihr einen Kuss auf die Schläfe.
So blieben sie noch eine Weile stumm stehen.
[B]Kapitel einhundertundneunzehn
[/B]SchlieÃlich lösten sich Rory von ihm. "Wir müssen noch so viel erledigen!", sagte sie. "Womit sollen wir anfangen?" Jess lachte. "Wie wäre es mit renovieren?"
"Hm, keine schlechte Idee." Rory grinste ihn an und küsste ihn kurz. "Ich kann´s immer noch kaum glauben: Unsere Wohnung!" Sie trat in die Mitte des Raums, streckte die Arme von sich und drehte sich im Kreis. Jess sah ihr schmunzelnd zu.
"Hey, das macht richtig SpaÃ!" Lorelai riss mit Schwung eine Tapete ab. Sie und Rory hatten tatsächlich ihre Latzhosen an, lieÃen die Musik laut aus der Stereoanlage, die Jess mitgebracht hatte, dröhnen, und sangen schief in ihre Farbrollen, die sie zwar noch nicht benutzten, aber als Requisit verwendeten.
"Oh man, zum Glück sind Luke und Jess im Baumarkt, sonst würden sie sich direkt aus dem Fenster stürzen, bei deinem Gesang!", kicherte Lorelai.
Rory stimmte ein. "Hey, deine Gesangskünste lassen auch zu wünschen übrig!"
"Hey ihr!" Eine groÃe Matraze schob sich in die Wohnung. Lorelai hielt Rory am Arm. "Wow, endlich ist es so weit. Meine Gabe, Dinge reden zu hören, hat sich vollständig ausgebildet. Diese Matraze ist der Beweià dafür." Rory versuchte ihre Mutter mit der Farbrolle zu hauen, diese wich aber geschickt aus.
"WeiÃt du Luke, noch ist es nicht zu spät. Du kannst noch abhauen", murmelte Jess, als er und Luke die Matraze ganz hereinschoben und die Tür hinter sich schlossen. Doch Luke schüttelte den Kopf. "Sie wird mich auf ewig verfolgen!"
"Stimmt auch wieder." Jess ging zu Rory und küsste sie. "Hey."
"Hey. Was ist das?" Sie zeigte auf die Matraze.
Jess hob die Augenbrauen. "Das definiert das Wörterbuch als Matraze. Eine Schlafunterlage, damit wir uns nicht den Rücken ausrenken, wenn wir auf dem scheià Boden schlafen müssen, da wir, wie du weiÃt noch kein Bett besitzen."
"Danke für den Hinweis." Rory wandte sich wieder ihrer Mum zu. "Du hast da oben die Tapete dran gelassen. Warum?"
"Tjaah, weiÃt du, ich dachte, so eine Bordüre wäre ganz schick. AuÃerdem hatte ich keine Leiter. Ich bin nunmal kein Riese und hab auch nicht meine Jimmy Choos dabei, mit denen wäre ich locker an die Decke gekommen."
"Oh man", sagte Rory nur. "Wo haben wir eine Leiter?"
"Beim Weihnachtsmann?", antwortete Jess, der damit beschäftigt war, die Matraze durch die Schlafzimmertür zu bekommen.
"Ich hab eine im Diner", bot Luke an und lieà Jess mit dem riesen Ding alleine. "Ich hol sie."
"Danke!", rief Rory im hinterher. "Und wenn du schon mal im Diner bist, bringst du mir Schokokuchen und Donuts mit? Danke!"
"Wieso platzt du eigentlich noch nicht aus allen Nähten?", fragte Jess und trat gegen die Matraze, was jedoch nicht viel brachte.
"Hallo, hast du mal meinen Bauch gesehen?", erwiederte Rory.
"Ich meine, bei so viel, was du isst, muss sich das doch auch woanders ausbreiten oder nicht?" Jetzt schob er mit dem Rücken.
"Das find ich auch fies", gab Lorelai ihren Sanf dazu. "Ich hab vier Kilo zugenommen, nur weil ich mit dir Eis und Popcorn gegessen hab, und es ist biologisch gesehen noch unmöglich, dass ich jetzt schon zunehme. Das sollte ich erst in ein paar Monaten geniessen."
"Tja.", sagte Rory nur und schabte weiter die Tapete ab.
Nach ein paar Minuten kam Luke wieder und Rory stürzte sich hungrig auf den Kuchen. Also machten auch die anderen eine Pause und setzten sich mangels Sitzgelegenheiten auf den Boden. Langsam wurde es dunkel drauÃen.
"Schon so spät?", stelle Lorelai erschrocken fest, als sie auf ihre Uhr sah. "Ich muss los, ich treff mich noch mit Sookie und Michel im Inn!" Sie stand auf. "Und morgen treff ich mich mit Tom wegen den Schecks und den ganzen Extrakosten...."
"Ist doch ok, Mum, ehrlich. Komm einfach wieder, wenn du Zeit hast", antwortete Rory. Lorelai nickte, drückte ihrer Tochter einen Kuss auf die Wange und ging mit Luke zur Tür. "Wir kommen am Montag zum helfen, ok?" Rory und Jess nickten und Lorelai und Luke gingen.
"Wir haben keine Lampe", stellte Rory fest. DrauÃen wurde es immer dunkler, obwohl es erst sechs Uhr war. Der Herbst meldete sich schon an.
Jess stand auf. "Nein, haben wir nicht." Er kramte in einer Tüte herum. "Dafür haben wir das hier." Er holte mindestens zwei Dutzend Kerzen heraus und stellte sie auf. Dann nahm er ein Feuerzeug und zündete alle an.
"WeiÃt du, das wäre sogar romantisch, wenn wir jetzt nur noch etwas zum sitzen hätten!", sagte Rory. Jess hob einen Finger, ging die Stufen zu den Schlafzimmern hoch und zerrte die Matraze raus, die immer noch im Ramen steckte. Mit ihr im Schlepptau kam er zurück zu Rory, die im Kerzenschein lächelte.
"Ok, jetzt ist es romantisch. Hätt ich dir gar nicht zugetraut." Sie stand auf. "Warte eine Minute." Jess lieà sich auf die Matraze sinken und sah zu, wie Rory ihren Rucksack nahm und im Bad verschwand.
Kurz darauf kam sie wieder. Jess machte groÃe Augen, als er sah, was sie trug.
[B]Kapitel einhundertundzwanzig
[/B]
"Wow", brachte er heiser hervor. Rory biss sich auf die Lippe und lächelte. Im flackernden Schein der Kerzen kam sie auf ihn zu und lieà sich auf seinen Schoà sinken. Er legte seine Hände an ihre Hüfte und küsste sie wollend. Sie erwiederte den Kuss mit gleicher Leidenschaft und verschränkte ihre Hände in seinem Nacken. Langsam glitten Jess´ Hände weiter nach oben unter ihr seidenes Nachthemd. Grinsend, und ohne den Kuss zu unterbrechen, drückte Rory ihn nach hinten.
"Ich find die Wohnung toll", sagte Rory später. Sie lagen beide auf dem Rücken, hatten die Hände ineinander verschränkt und waren zufrieden.
"Ich weiÃ. Das hast du bis jetzt auch nur so ungefähr fünzigmal gesagt." Jess lächelte. "Aber ich find sie auch toll."
"Hast du eigentlich schon mal überlegt, was du nach der Schule machen willst?", fragte sie.
"Wie wäre es mit arbeiten?", antwortete Jess.
"Keine schlechte Idee." Sie legte ihren Kopf auf seine Brust.
Er strich ihr sanft über die Haare. "Hast du eigentlich mit deinen GroÃeltern gesprochen?"
"Nein", sagte sie leise. "Nicht seit sie mir den Brief geschrieben haben. Aber ich denke, ich fahre bald bei ihnen vorbei.Ich meine, sie sind meine GroÃeltern, und wir haben uns immer verstanden, und ich will sie nicht verlieren. Aber wir können uns nur wieder vertragen, wenn sie akzeptieren, dass wir zusammengehören."
"Gutes Mädchen.", sagte Jess und küsste sie.
Am Morgen schlug Rory die Augen auf und sah sich um. Bei Tageslicht sah ihre Wohnung noch immer wunderschön aus und sie stand grinsend auf. Fröhlich sah sie aus dem Fenster. Dann drehte sie sich um und suchte Jess, der nirgendwo war. Schulterzuckend nahm sie ihren Rucksack und zog sich um.
"Frühstück!" Jess kam herein und hielt eine Tüte aus dem Diner hoch. Freudig kam Rory, die auf der Fensterbank gesessen hatte, auf ihn zu, küsste ihn und nahm ihm die Tüte ab. "Danke, und was isst du?" Grinsend setzten sie sich auf die Matraze und aÃen ihr erstes Frühstück in ihrer Wohnung.
Danach fingen sie an, das Wohnzimmer orange zu streichen. Auch wenn Rory nicht besonders begabt darin war, machte es ihr ungeheuer viel Spass, die Wand, manchmal auch sich selbst und Jess, zu streichen. SchlieÃlich war das Zimmer orange, und sie und Jess ordentlich mit Farbe bekleckert.
"Wie wäre es, wenn ich dich morgen von der Schule abhole, und wir in ein Möbelhaus fahren?", fragte Rory und legte ihre Farbrolle ab.
Jess nickte. "Keine schlechte Idee. Nur: Von welchem Geld wollen wir das bezahlen?"
"Na ja, ich hab was von der Arbeit bei Andrew, du müsstest noch was von Wal Markt und Luke haben, und Mum hat angeboten uns auszuhelfen falls es eng wird."
Jess runzelte die Stirn. "Ich kann aber kein Geld von deiner Mutter annehmen."
"Wir können es ihr doch zurückzahlen. Hauptsache, wir müssen hier nicht auf dem Boden schlafen. Ich mein, wir brauchen doch zumindest die wichtigsten Dinge wie ein Bett oder Stühle!"
"Wow, reg dich nicht auf." Jess hob die Hände. "Solange wir es ihr zurückzahlen, ok." Er versteckte die Hände hinter
dem Rücken und schlich sich an Rory ran, die, ihm den Rücken zugekehrt, den Farbeimer verschloss. Blitzschnell drückte er ihr seine farbverschmierten Hände auf die Brüste. Rory drehte sich zu ihm um und sah an sich runter. Auf ihrem Shirt hatte sie jetzt seine Handabdrücke.
"Jess!", rief sie. "Wie seh ich denn jetzt aus?"
Er grinste sie an. "Sexy." Damit verschwand er im Bad. Kopfschüttelnd sah Rory ihm hinterher und wieder an sich runter.
[/B]"Komm, fühl mal." Sie nahm Jess´ Hand und legte sie auf ihren Bauch. "Fühlst du es?" Es war einfach unbeschreiblich. Zum ersten Mal fühlte sie das neue Leben in ihr. Ihr Baby. Ihr Kind. Sie fühlte sie so erfüllt, so ... voll mit Gefühlen, dass sie ein paar Tränen verdrücken musste. Aber auch Jess war fasziniert. Zwar weinte er nicht, aber sein Gesichtsaudruck verriet dieselben Gefühle, die Rory empfand. Es verband sie auf eine magische Weise. Sie beide, und ihr Baby.
"Ich ruf Mum an, ja?" Lächelnd stand Rory auf und wählte.
"Hallo?", meldete sich Lorelai.
"Mum, ich hab´s gespürt! Mein Baby! Es hat sich bewegt!", fing Rory an zu quitschen.
Lorelai stimme ein. "Das ist so cool! Das sollten wir mit Pommes feiern! Soll ich Luke dazu anstiften?"
"Mach das!", grinste Rory. Nachdem sie sich wieder zu Jess aufs Sofa gesetzt hatte, legte er sein Hände auf ihren Bauch. Glücklich kuschelte sie sich an ihn und verschränkte ihre Hände mit seinen.
"WeiÃt du, jetzt wird erst richtig klar, dass wir Eltern werden!", sagte sie leise. Jess nickte und drückte ihr einen sanften Kuss auf die Haare.
"Sieh mal hier, das wär doch was!" Rory war mal wieder bei Jess und sah mit ihm die Wohnungsanzeigen durch. Endlich schien etwas passendes dabei zu sein. Sie war nicht zu teuer, hatte zwei Schlafzimmer und war ganz in der Nähe von sowohl Lorelais Haus als auch dem Diner. Jess beugte sich über Rorys Schulter und las die Anzeige.
"Sollen wir sie uns mal ansehen?" Rory nickte.
Als sie von der Vermieterin durch die Wohnung geführt wurden, schossen Rory tausend Bilder in den Kopf. Die Wohnung war von Anfang an perfekt, und sie stellte sich schon vor, wie sie sie einrichten würden. Im kleineren Schlafzimmer kam ihr die Vision eines Babyzimmers, mit einer Wiege, Kommode, süÃen Bildern an der Wand. Und vielleicht würden sie ja, wie in den Filmen, der Name ihres Babys an die Wand malen. Denn den hatte sie sich auch schon ausgedacht. Vorrausgesetzt Jess war einverstanden mit ihm. Das gröÃere würde ihrs und Jess´ Schlafzimmer werden. Dann das Wohnzimmer, die Küche, das Badezimmer. Alles könnte sie so einrichten, wie sie und Jess es wollten. Sie konnten streichen, einräumen, dekorieren. Ein neues Gefühl von Freiheit, von Erwachsensein durchströmte sie und es fühlte sich gut an. Klar liebte sie Lorelai über alles, gaber irgendwann musste sie ja ausziehen. Und diese Wohnung war einfach perfekt dafür. Ein Blick in Jess Gesicht genügte, um zu sehen, dass er ebenfalls so dachte. Da sie beide noch minderjährig waren, rief sie Lorelai und Luke an, um deren Meinung zu hören.
"Habt ihr denn auch genung Platz hier?", fragte Lorelai besorgt. Zum ersten Mal sah Rory, dass sie richtig besorgt und traurig aussah. Das war bisher eigentlich noch nie oder nur sehr selten vorgekommen. Die immer lustige, starke Lorelai. Doch Rory drückte ihre Hand.
"Ja. In dem Zimmer könnte das Baby wohnen, wenn es göÃer ist. Und in dem Zimmer schlafen Jess und ich. Und ansonsten ist der Rest der Wohnung ja auch nicht kleiner als Lukes Wohnung."
"Und die Lage ist wirklich gut", stellte Luke fest. "Man kann von dem Fenster hier aus das Diner sehen, und weit weg von dir ist es ja auch nicht."
Lorelai seufzte. "Na gut. Ihr habt ja recht."
"Und die Wohnung ist sowieso erst in zwei Wochen frei, und dann müssen wir noch renovieren, also bleib ich dir noch etwas erhalten." Rory grinste ihre Mum an.
Also unterschrieben Luke und Lorelai. Damit hatten Jess und Rory ihre eigene Wohnung. Der erste Schritt zum neuen Leben als eine Familie.
[B]Kapiteleinhundertundsiebzehn
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"Und das Babyzimmer könnten wir gelb streichen, oder so eine von diesen Fototapeten anbringen, mit kleinen Schafen oder Schweinchen drauf, und das Badezimmer grün, oder rosa, aber das gefällt Jess warscheinlich nicht, oder orange, und dann muss noch dieser furchtbare Teppich raus, und oh man, es ist noch so viel zu tun, am besten schreib ich gleich eine Liste." Rory redete und redete und bemerkte nicht, wie stumm Lorelai ihr gegenüber saÃ.
"Hoffentlich kann Luke uns helfen, und du, willst du auch helfen? Wir könnten und diese Latzhosen kaufen und zu Musik aus den Achtzigern in unsere Farbrollen singen. Das wird bestimmt lustig." Rory sah ihre Mum erwartungsvoll an.
"Hm, vielleicht.", erwiederte diese gepresst. "Ich muss auch noch ins Inn, es gibt noch sehr viel zu tun."
"Jaah, ist ja auch wahnsinnig schwierig, den Bauarbeitern beim Hämmern zuzusehen", erwiederte Rory gereizt.
Lorelai sah auf. "Bitte?"
"Gib´s doch zu Mum. Du willst uns nicht helfen, weil du nicht willst dass ich ausziehe." Sie verschränkte die Arme.
"Das hab ich nie gesagt!", erwiederte Lorelai angegriffen.
Rory sah sie sauer an. "Es reicht schon wie du dich verhälst! Wenn ich nach Yale gegangen wäre, wär ich schon längst weg! Da hast du doch auch nie was gesagt. Oder liegt es daran, dass ich mit Jess zusammen ziehe? Ich dachte, mittlerweile könntest du ihn leiden."
"Ich habe nie etwas dergleichen gesagt!", verteidigte sich Lorelai.
Rory stand auf. "WeiÃt du was, mach was du willst. Ich ziehe so oder so aus, ob mit deiner Hilfe oder nicht!" Damit drehte sie sich um knallte die Tür hinter sich zu.
"Vielleicht sollten wir uns darüber einigen, wer was mit in die Wohnung bringt. Sonst haben wir hinterher, was weià ich, zwei Stereoanlagen, dafür keinen Fernseher oder so." Jess gab Rory ihr Glas und setzte sich zu ihr auf Lukes Sofa.
"Hm", brummte sie.
"Und dann müssen wir schauen, was wir neu kaufen müssen, zum Beispiel ein Sofa, es sei denn du willst auf dem Boden sitzen."
"Hm."
"Und dann müssen wir Luke ausrauben, deine Mutter beerdigen und tausend weiÃe Kaninchen kaufen."
"Hm."
"Ok Rory, was ist los?" Jess legte ihr eine Hand aufs Knie und sah sie fragend an.
Sie sah ihn an, vollkommen aus ihren Gedanken gerissen. "Was? Oh, .... es ist nichts. Alles in Ordnung. Was war mit Kaninchen?"
"Ist nicht so wichtig." Jess winkte ab. "Lass mich raten. Deine Mum."
Rory hob die Schultern. "Sie will mir nicht helfen. Sie lässt mich nicht gehen."
"Hey, sie ist deine Mum. Klar will sie nicht, dass du gehst." Aufmunternd strich er ihr über den Arm. "Luke strahlt auch nicht grade, aber er ist ja auch nicht mein Dad."
"Du weiÃ, dass er es so gut wie ist."
"Das ist jetzt nicht der Punkt. Ich will nur sagen ..." Er fuhr sich durch die Haare. Seelenklempner spielen war noch nie sein Ding gewesen. "Sieh mal, ihr beide wohnt seid siebzehn Jahren zusammen. Keiner hat euch auseinander gebracht, kein Kerl. Ihr hattet so eine Art ... Clubhaus. Nur ihr beide. Und dann kommst du und ziehst aus, mit mir zusammen, wo wir ein Baby bekommen. Ich denke, sie hat Angst, dass dir andere Dinge wichtiger werden als sie. Immerhin wirst du Mutter, hast eine Familie, und bist ... erwachsen. Lorelai hat nur Angst, hinten angestellt zu werden."
Rory sah ihn mit offenem Mund an. "Seit wann bist du so ein ... Psychater?"
"Tja, wie war das mit verborgenen Macken?" Er grinste sie auf seine typische Art an. Rory küsste ihn dankbar. "Wo wir das erledigt haben, können wir jetzt weiter planen?", fragte er nach einiger Zeit.
[B]Kapitel einhundertundachtzehn
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Als Rory nach Hause kam, war von Lorelai nichts zu sehen. Also ging sie in ihr Zimmer. Verdutzt sah sie, dass auf dem Bett eine Latzhose, eine CD mit "den besten Hits der Achziger" und eine Farbrolle lagen. Sie musste lachen.
"Noch sauer?", fragte Lorelai, die im Türrahmen stand. "Es tut mir leid wegen vorhin. Es kam nur so plötzlich, weiÃt du, von heute auf Morgen habt ihr eine Wohnung. Aaaaaaber", sie hielt grinsend einen Notizblock in die Höhe, "ich habe uns einen Plan erstellt, mit Mutter- Tochter Aktivitäten, die in den nächsten zwei Wochen auszuführen sind. Bei jeglicher Verweigerung von Seiten der Tochter steht Folter als Strafe. Und Kuchenentzug." Sie nahm Rory in den Arm. "Es tut mir wirklich leid."
Rory nickte. "Ist schon ok. Und ich bin ja wirklich nicht aus der Welt. Also, was steht auf dieser Liste?"
"Für heute Abend die schlechtesten Filme die es gibt und Unmengen von Eis und Pizza, um sie zu verarbeiten. Morgen fahren wir in den Baumarkt, sehen und Farben und Tapeten an, machen uns über die unanständigen Formen der Hämmer lustig und nerven die Verkäufer. Mit dem Rest verschon ich dich noch."
Rory sah sie an. "Ah-ja. Gut, ich denke, dann stürzen wir uns in die Filme, oder?"
"Schau dir mal den an, also wenn das nicht obzön ist, weià ich auch nicht." Lorelai deutete kichernd auf einen besonders dicken Hammer. "Und der hier, war der nicht mal der Hauptdarsteller in einem Porno? Hey, sie da! Können sie mir das mal verraten?" Genervt zog Rory ihre Mum weiter.
"Lorelai, jetzt benimm dich mal", ermahnte sie sie.
Lorelai räusperte sich. "Gut, ich bin ganz ernst. Also, hier sind Tapeten. Urgh, die fände ja nicht mal Emily schön. Nein, das sind keine schönen. Aber hier, um die Ecke, sieh mal." Sie zog Rory hinter sich her und beide fanden sich vor einer riesigen Auswahl von Kindertapeten wieder. "Sieh mal, die hier hat Schäfchen. Oh, oder die, die hat Häschen! Oder die! Die hat Kaninchen! Oh, wie süÃ!" Lorelai war ganz aus dem Häuschen. Aber auch Rory war faszinert.
"Es gibt sooo süÃe Tapeten, du glaubst es kaum! Und auch soo viele Farben, es ist... wow." Wie so oft war Rory bei Jess um ihn von den neusten Sachen zu erzählen, die sie und Lorelai gesehen haben. Sie saÃen auf dem Sofa, und Rory hatte den Kopf in seinen Schoà gelegt und gestikulierte wild in der Luft.
"Uns wird die Auswahl ziemlich schwer fallen, denk ich." Sie legte ihre Hände auf ihren Bauch. Sie spürte, wie ihr Baby sich leicht in ihr bewegte. "Und du willst es wirklich nicht wissen?", fragte sie nocheinmal. "Wie hälst du diese Ungewissheit nur aus?"
"Tja, Geduld ist eine Kunst", sagte Jess und grinste sie schief an.
Rory richtete sich auf. "Ich hab Hunger." Sie sah sich suchend in der Wohnung um. "Habt ihr hier nichts ungesundes?"
"Du kennst doch Luke." Jess stand auf. "Was willst du denn?", fragte stirnrunzelnd.
Rory überlegte. "Kuchen!", sagte sie. "Ja, Kirschkuchen. Und einen Donut. Und Kekse. Die mit Schokolade auf der einen Seite." Sie lächelte Jess lieb an, worauf dieser seufzte. "Bin gleich wieder da", sagte er düster und machte sich auf den Weg.
So verbrachten Lorelai und Rory in den folgenden zwei Wochen viel Zeit miteinander. Sie gingen shoppen, zum Friseur, fühlten, wie Rorys Baby sich bewegte, richteten die Wohnung in den skurrilsten Farben ein, malten sich aus, wie Lorelais Baby aussehen würde, was es werden würde, ob es Flanell tragen würde, sahen sich den Paten eins bis drei inklusive Sofias Sterbeszene an, und bereiteten sich auf den Tag vor, an dem Rory ausziehen würde.
Dann war ihre Wohnung frei. Da es ein Samstag war, gingen Rory und Jess am Morgen hin und nahmen die Schlüssel entgegen. Dann standen sie in der leeren Wohnung, in der sie jetzt wohnen würden. Jess legte seinen Arm um Rorys Hüfte.
"Das ist es also.", sagte er.
Sie nickte. "Jap. Das ist es." Sie legte ihren Kopf auf seine Schulter. Sanft drückte er ihr einen Kuss auf die Schläfe.
So blieben sie noch eine Weile stumm stehen.
[B]Kapitel einhundertundneunzehn
[/B]SchlieÃlich lösten sich Rory von ihm. "Wir müssen noch so viel erledigen!", sagte sie. "Womit sollen wir anfangen?" Jess lachte. "Wie wäre es mit renovieren?"
"Hm, keine schlechte Idee." Rory grinste ihn an und küsste ihn kurz. "Ich kann´s immer noch kaum glauben: Unsere Wohnung!" Sie trat in die Mitte des Raums, streckte die Arme von sich und drehte sich im Kreis. Jess sah ihr schmunzelnd zu.
"Hey, das macht richtig SpaÃ!" Lorelai riss mit Schwung eine Tapete ab. Sie und Rory hatten tatsächlich ihre Latzhosen an, lieÃen die Musik laut aus der Stereoanlage, die Jess mitgebracht hatte, dröhnen, und sangen schief in ihre Farbrollen, die sie zwar noch nicht benutzten, aber als Requisit verwendeten.
"Oh man, zum Glück sind Luke und Jess im Baumarkt, sonst würden sie sich direkt aus dem Fenster stürzen, bei deinem Gesang!", kicherte Lorelai.
Rory stimmte ein. "Hey, deine Gesangskünste lassen auch zu wünschen übrig!"
"Hey ihr!" Eine groÃe Matraze schob sich in die Wohnung. Lorelai hielt Rory am Arm. "Wow, endlich ist es so weit. Meine Gabe, Dinge reden zu hören, hat sich vollständig ausgebildet. Diese Matraze ist der Beweià dafür." Rory versuchte ihre Mutter mit der Farbrolle zu hauen, diese wich aber geschickt aus.
"WeiÃt du Luke, noch ist es nicht zu spät. Du kannst noch abhauen", murmelte Jess, als er und Luke die Matraze ganz hereinschoben und die Tür hinter sich schlossen. Doch Luke schüttelte den Kopf. "Sie wird mich auf ewig verfolgen!"
"Stimmt auch wieder." Jess ging zu Rory und küsste sie. "Hey."
"Hey. Was ist das?" Sie zeigte auf die Matraze.
Jess hob die Augenbrauen. "Das definiert das Wörterbuch als Matraze. Eine Schlafunterlage, damit wir uns nicht den Rücken ausrenken, wenn wir auf dem scheià Boden schlafen müssen, da wir, wie du weiÃt noch kein Bett besitzen."
"Danke für den Hinweis." Rory wandte sich wieder ihrer Mum zu. "Du hast da oben die Tapete dran gelassen. Warum?"
"Tjaah, weiÃt du, ich dachte, so eine Bordüre wäre ganz schick. AuÃerdem hatte ich keine Leiter. Ich bin nunmal kein Riese und hab auch nicht meine Jimmy Choos dabei, mit denen wäre ich locker an die Decke gekommen."
"Oh man", sagte Rory nur. "Wo haben wir eine Leiter?"
"Beim Weihnachtsmann?", antwortete Jess, der damit beschäftigt war, die Matraze durch die Schlafzimmertür zu bekommen.
"Ich hab eine im Diner", bot Luke an und lieà Jess mit dem riesen Ding alleine. "Ich hol sie."
"Danke!", rief Rory im hinterher. "Und wenn du schon mal im Diner bist, bringst du mir Schokokuchen und Donuts mit? Danke!"
"Wieso platzt du eigentlich noch nicht aus allen Nähten?", fragte Jess und trat gegen die Matraze, was jedoch nicht viel brachte.
"Hallo, hast du mal meinen Bauch gesehen?", erwiederte Rory.
"Ich meine, bei so viel, was du isst, muss sich das doch auch woanders ausbreiten oder nicht?" Jetzt schob er mit dem Rücken.
"Das find ich auch fies", gab Lorelai ihren Sanf dazu. "Ich hab vier Kilo zugenommen, nur weil ich mit dir Eis und Popcorn gegessen hab, und es ist biologisch gesehen noch unmöglich, dass ich jetzt schon zunehme. Das sollte ich erst in ein paar Monaten geniessen."
"Tja.", sagte Rory nur und schabte weiter die Tapete ab.
Nach ein paar Minuten kam Luke wieder und Rory stürzte sich hungrig auf den Kuchen. Also machten auch die anderen eine Pause und setzten sich mangels Sitzgelegenheiten auf den Boden. Langsam wurde es dunkel drauÃen.
"Schon so spät?", stelle Lorelai erschrocken fest, als sie auf ihre Uhr sah. "Ich muss los, ich treff mich noch mit Sookie und Michel im Inn!" Sie stand auf. "Und morgen treff ich mich mit Tom wegen den Schecks und den ganzen Extrakosten...."
"Ist doch ok, Mum, ehrlich. Komm einfach wieder, wenn du Zeit hast", antwortete Rory. Lorelai nickte, drückte ihrer Tochter einen Kuss auf die Wange und ging mit Luke zur Tür. "Wir kommen am Montag zum helfen, ok?" Rory und Jess nickten und Lorelai und Luke gingen.
"Wir haben keine Lampe", stellte Rory fest. DrauÃen wurde es immer dunkler, obwohl es erst sechs Uhr war. Der Herbst meldete sich schon an.
Jess stand auf. "Nein, haben wir nicht." Er kramte in einer Tüte herum. "Dafür haben wir das hier." Er holte mindestens zwei Dutzend Kerzen heraus und stellte sie auf. Dann nahm er ein Feuerzeug und zündete alle an.
"WeiÃt du, das wäre sogar romantisch, wenn wir jetzt nur noch etwas zum sitzen hätten!", sagte Rory. Jess hob einen Finger, ging die Stufen zu den Schlafzimmern hoch und zerrte die Matraze raus, die immer noch im Ramen steckte. Mit ihr im Schlepptau kam er zurück zu Rory, die im Kerzenschein lächelte.
"Ok, jetzt ist es romantisch. Hätt ich dir gar nicht zugetraut." Sie stand auf. "Warte eine Minute." Jess lieà sich auf die Matraze sinken und sah zu, wie Rory ihren Rucksack nahm und im Bad verschwand.
Kurz darauf kam sie wieder. Jess machte groÃe Augen, als er sah, was sie trug.
[B]Kapitel einhundertundzwanzig
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"Wow", brachte er heiser hervor. Rory biss sich auf die Lippe und lächelte. Im flackernden Schein der Kerzen kam sie auf ihn zu und lieà sich auf seinen Schoà sinken. Er legte seine Hände an ihre Hüfte und küsste sie wollend. Sie erwiederte den Kuss mit gleicher Leidenschaft und verschränkte ihre Hände in seinem Nacken. Langsam glitten Jess´ Hände weiter nach oben unter ihr seidenes Nachthemd. Grinsend, und ohne den Kuss zu unterbrechen, drückte Rory ihn nach hinten.
"Ich find die Wohnung toll", sagte Rory später. Sie lagen beide auf dem Rücken, hatten die Hände ineinander verschränkt und waren zufrieden.
"Ich weiÃ. Das hast du bis jetzt auch nur so ungefähr fünzigmal gesagt." Jess lächelte. "Aber ich find sie auch toll."
"Hast du eigentlich schon mal überlegt, was du nach der Schule machen willst?", fragte sie.
"Wie wäre es mit arbeiten?", antwortete Jess.
"Keine schlechte Idee." Sie legte ihren Kopf auf seine Brust.
Er strich ihr sanft über die Haare. "Hast du eigentlich mit deinen GroÃeltern gesprochen?"
"Nein", sagte sie leise. "Nicht seit sie mir den Brief geschrieben haben. Aber ich denke, ich fahre bald bei ihnen vorbei.Ich meine, sie sind meine GroÃeltern, und wir haben uns immer verstanden, und ich will sie nicht verlieren. Aber wir können uns nur wieder vertragen, wenn sie akzeptieren, dass wir zusammengehören."
"Gutes Mädchen.", sagte Jess und küsste sie.
Am Morgen schlug Rory die Augen auf und sah sich um. Bei Tageslicht sah ihre Wohnung noch immer wunderschön aus und sie stand grinsend auf. Fröhlich sah sie aus dem Fenster. Dann drehte sie sich um und suchte Jess, der nirgendwo war. Schulterzuckend nahm sie ihren Rucksack und zog sich um.
"Frühstück!" Jess kam herein und hielt eine Tüte aus dem Diner hoch. Freudig kam Rory, die auf der Fensterbank gesessen hatte, auf ihn zu, küsste ihn und nahm ihm die Tüte ab. "Danke, und was isst du?" Grinsend setzten sie sich auf die Matraze und aÃen ihr erstes Frühstück in ihrer Wohnung.
Danach fingen sie an, das Wohnzimmer orange zu streichen. Auch wenn Rory nicht besonders begabt darin war, machte es ihr ungeheuer viel Spass, die Wand, manchmal auch sich selbst und Jess, zu streichen. SchlieÃlich war das Zimmer orange, und sie und Jess ordentlich mit Farbe bekleckert.
"Wie wäre es, wenn ich dich morgen von der Schule abhole, und wir in ein Möbelhaus fahren?", fragte Rory und legte ihre Farbrolle ab.
Jess nickte. "Keine schlechte Idee. Nur: Von welchem Geld wollen wir das bezahlen?"
"Na ja, ich hab was von der Arbeit bei Andrew, du müsstest noch was von Wal Markt und Luke haben, und Mum hat angeboten uns auszuhelfen falls es eng wird."
Jess runzelte die Stirn. "Ich kann aber kein Geld von deiner Mutter annehmen."
"Wir können es ihr doch zurückzahlen. Hauptsache, wir müssen hier nicht auf dem Boden schlafen. Ich mein, wir brauchen doch zumindest die wichtigsten Dinge wie ein Bett oder Stühle!"
"Wow, reg dich nicht auf." Jess hob die Hände. "Solange wir es ihr zurückzahlen, ok." Er versteckte die Hände hinter
dem Rücken und schlich sich an Rory ran, die, ihm den Rücken zugekehrt, den Farbeimer verschloss. Blitzschnell drückte er ihr seine farbverschmierten Hände auf die Brüste. Rory drehte sich zu ihm um und sah an sich runter. Auf ihrem Shirt hatte sie jetzt seine Handabdrücke.
"Jess!", rief sie. "Wie seh ich denn jetzt aus?"
Er grinste sie an. "Sexy." Damit verschwand er im Bad. Kopfschüttelnd sah Rory ihm hinterher und wieder an sich runter.