12.12.2005, 20:20
"Rory hat endlich einen Talar gefunden!" Jess lieà sich neben Luke auf einen Stuhl plumpsen. "Ich soll euch sagen, dass es jetzt gleich losgeht." Die anderen nickten und Sookie stand auf, um ein Foto zu machen, als die Schüler unter lautem Applaus in den Hof traten.
Stolz sah Lorelai, wie Rory nach vorne trat und ihre Abschlussrede hielt. Sie war sich sicher, dass Rory es schaffen würde, nach Yale zu gehen und sich um ein Baby zu kümmern, denn langsam, aber sicher vertraute sie Jess immer mehr. SchlieÃlich verdiente jeder eine zweite Chance, und er kümmerte sich so gut um Rory, dass er es einfach ernst meinen musste. Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen, als Sookie ihr den Arm in die Seite stieÃ.
"Hey, Lorelai! Ist das nicht Fran´s Neffe, der das Inn verkauft?", fragte sie aufgeregt und deutete auf einen Mann, der gespannt zuhörte. Lorelai nickte.
"Stimmt! Wir müssen ihn unbedingt erwischen! Aber jetzt hören wir Rory zu ok? Und damit das klar ist: Es wird nicht geheult!", sagte Lorelai bestimmt. Ihr Vorsatz geriet aber mächtig ins Wanken, als sie Rory´s Worte hörte.
".....Aber die allergröÃte Inspiration ist ist mir meine beste Freundin. Die schillernde Frau, die mir meinen Namen gegeben und die mich zur Welt gebracht hat: Lorelai Gilmore. Meine Mutter hat mir nie gesagt, ich könne nicht tun, was ich mir wünsche, oder nicht der Mensch sein, der ich sein möchte. Immer hat sie unser Haus mit Liebe und Freude erfüllt, mit Büchern und Musik, und mich unermüdlich mit Vorbildern versorgt, von Jane Auston und Eudora Welty zu Patti Smith. Ich weià nicht, ob ihr, während sie mich durch unglaubliche achtzehn Jahre geleitet hat, je klar war, das sie selbst mein allergröÃtes Vorbild ist." Jetzt musste auch Rory mit den Tränen kämpfen. Doch sie riss sich zusammen und redete mit fester Stimme weiter: "Danke Mum! Du bist meine Ratgeberin für alles!" Jetzt konnte Lorelai die Tränen nicht mehr zurückhalten, und auch Sookie und Jackson schnieften neben ihr. Als sie sich zu Luke drehte, um ihn um ein Taschentuch zu bitten, bemerkte sie, dass auch er blinzeln musste.
"Luke, du alter Softie! Nicht auch noch du!", grinste sie. Luke kramte ein Taschentuch hervor und drückte es ihr, grimmig dreinblickend, in die Hand.
"Ach komm schon Luke! Ich finde das....süÃ!" Sie grinste ihn frech an und küsste ihn.
"Hey! Lorelai!" Sookie stieà sie an. Lorelai löste sich von Luke und sah Sookie an.
"Was ist?" Sookie deutete auf Fran´s Neffen, der im Begriff war, den Hof zu verlassen.
"Was macht der denn? Wo will der denn hin?", fragte Lorelai nervös. Er konnte doch nicht abhauen, ohne dass sie ihm ein Angebot für das Dragonfly Inn gemacht hatten! Jetzt, wo Lorelai doch mit dem Geld von ihrem Vater ihren Anteil aufbringen konnte! Panisch sah Sookie ihm hinterher, wie er durch den Efeuberankten Torbogen den Hof verlieÃ, dann wandte sie sich zu Lorelai. Beide sahen sich an,.
"Hinterher!", riefen sie gleichzeitig und standen auf. Enschuldigungen murmelnd quetschten sie sich durch die endlos scheinende Stuhlreihen, bis sie endlich frei waren, und liefen durch den Hof. Fragend sah Rory ihnen hinterher.
"Wo ist er denn nur hin?", keuchte Sookie, während sie durch das ausgestorbene Chilton rannten.
"Keine Ahnung, er kann sich doch nicht in Luft aufgelöst haben! Komm Sookie, schneller!", trieb sie Sookie an, doch diese schüttelte den Kopf.
"Da hast gut reden! Du hast ja nicht vor kurzem erst ein Kind bekommen!", keuchte sie und hielt sich die Seiten. "Apropos Kinder, gibts was neues bei Luke und dir?" Lorelai grinste, während sie in einen Gang einbogen.
"Könnte geklappt haben, ich weià es aber nicht hundertprozentig!" Sookie sah sie freudig an.
"So schnell? Das wäre ja super! Ich freu mich so für euch!", quitschte sie.
"Tja, Luke wirkt eben Wunder!", grinste Lorelai mit hochgezogener Augenbraue. "Nein, aber im Ernst, ich weià es noch nicht hundertprozentig, ich hab aber schon einen Test gekauft, den ich nachher machen werde!" Während sie redete, trat ein Glitzern in ihre Augen, dass sie immer bekam, wenn sie von Luke redete. Sookie grinste glücklich. Sie war so froh, dass Lorelai und Luke endlich verstanden hatten, dass sie füreinander bestimmt waren.
"Aber Sookie? Bitte sag es noch niemanden, vor allem nicht Luke. Ich will mir erst hundertprozent sicher sein, bevor ich es ihm sage, ok?" Sookie nickte verständnisvoll.
"Aber klar doch. Er ist wirklich der Richtige, Lorelai, er kann es nur sein!" Lorelai nickte glücklich. Als sie in den nächsten Gang einbogen, deutete Sookie atemlos quitschend auf Fran´s Neffen, der gerade die Toilette verlieÃ.
Rory sah auf, als ihre Mum und Sookie wieder in den Hof liefen und ihre Plätze einnahen. Sie warf ihrer Mum einen fragenden Blick zu, worauf diese ihr ein Zeichen gab, zu warten. Verwirrt sah Rory zu, wie Lorelai Luke das Programmheft eintriss und etwas draufkrizelte. Sie hielt es hoch, sodass Rory es lesen konnte:
Wir haben das Inn!
Rory grinste und strecke den Daumen hoch.
"Lorelai Leigh Gilmore!" Applaus ertönte, als Rory das Podium betrat und ihr Diplom annahm, Direktor Charleston die Hand schüttelte und in die Menge blickte. Sie erkannte ihre Mum, Sookie, Jackson, Luke, Chris, Jess, und sogar ihre GroÃeltern, die sie allesamt stolz beklatschten. Sie drehte den Pendel von der einen Seite zur anderen und grinste ihre Mum an, die ihr die Zunge rausstreckte. Währedn sie wieder zu ihrem Platz ging, streckte sie ebenfalls kurz die Zunge raus und setzte sich dann.
"Lorelai, was machst du da?", fragte Luke verwirrt, als Lorelai plötzlich die Zunge rausstreckte.
"Das ist ´ne Mutter- Tochter Sache!", grinste Lorelai. Luke gab sich lieber mit der Antwort zufrieden.
"Liebe Schüler, jetzt dürft ihr euch selbst applaudieren!", sagte Direktor Charleston, und alle Absolventen warfen jubelnd ihre Hüte in die Luft.
"Hey ihr, wie fandet ihr es?", fragte Rory, als sie auf die anderen zulief und lächelte ihr Mum an, die sie ohne Worte umarmte.
"Urgh... Mum..... die Rippen brechen.... Organe werden zerquetscht.... das Baby platzt......!", stöhnte Rory. Lorelai lieà sie los und strahlte sie an.
"Deine Rede war super.... wir haben alle geheult, sogar Luke!" Erstaunt sah Rory Luke an.
"Luke, du alter Softie!", grinste sie. Luke stöhnte.
"Das werdet ihr mir jetzt immer vorhalten, hab ich Recht?" Die Gilmore Girls nickten und Lorelai legte ihren Arm um Luke´s Hüfte.
"Tja, so sind wir Gilmores!" Ihr Lächeln verschwand, als Richard und Emily auftauchten.
"Grandma. Grandpa.", sagte Rory kühl. Emily und Richard sahen von Lorelai zu Rory.
"Rory...... Ãhm, tja, wir wollten dir nur zu deiner Rede gratulieren, und .... tja, uns entschuldigen. Wir haben wohl...... etwas verletzend reagiert...." sagte Emily stockend. Lorelai hörte mit verschränkten Armen und gerunzelter Stirn zu.
"Ãhm..... ich finde es ja .....nett, dass ihr euch entschuldigt, aber ich kann das, was ihr gesagt habt, nicht so einfach vergessen. Lasst mir Zeit!", sagte Rory. Emily und Richard nickten und gingen dann.
"Wow. Dass Richard und Emily Gilmore sich jemals bei jemandem entschuldigen, dass hätte ich nie für möglich gehalten.", sagte Lorelai.
"Ich kann nicht glauben, dass sie ienfach hier auftauchen, und dann denken, alles sei wieder in Ordnung!", seufzte Rory. Jess legte seinen Arm um ihre Hüfte.
"Wir fahren dann schon mal los!", sagte Sookie. "Die Party steigt bei euch?" Ãberrascht sah Rory zu ihrer Mum.
"Es steigt bei uns eine Party?", grinste sie. Lorelai nickte.
"Na klar, für die Jahrgangsbeste!" Sookie und Jackson fuhren los, und lieÃen die vier zurück.
"Tja, sollten wir dann mal fahren?", fragte Lorelai nach einiger Zeit. Rory nickte.
"Ich will mich nur noch von Paris und Jamie verabschieden. Wir werden uns erstmal für einige Zeit nicht sehen!", sagte sie, etwas traurig. Kaum hatte sie es jedoch ausgesprochen, standen Paris und Jamie vor ihr.
"Hey ihr! Wie wollten uns verabschieden, schlieÃlich kann es dauern, bis wir uns wiedersehen...", sagte Paris, auch mit Trauer in der Stimme, und umarmte Rory.
"Das stimmt, aber wir können doch telefonieren?", fragte Rory. Paris nickte.
"Ich hab noch was für dich. Als Glücksbringer für die kommenden Monate!, sagte Paris und gab Rory ein kleines Kästchen. Neugierig öffnete Rory es.
"Oh, Paris! Das ist so süÃ!", quitschte sie. Paris hatte ihr einen gelben Schnuller geschenkt. Gerührt umarmte Rory Paris.
"Ich bin immer für dich da, wenn was ist, ok?", flüsterte Paris. Rory nickte. Es machte sie unglaublich glücklich, zu wissen, dass es Leute gab, die sie unterstützen und immer für sie da waren.
Kapitel zweiundvierzig
Später, als alle Leute nach Hause und Rory sich in ihr Zimmer verzogen hatten, ging Lorelai in ihr Zimmer und holte den Schwangerschaftstest aus ihrem Nachttisch. Sie betrachtete ihn lange Zeit. Hatte es schon geklappt? Der Arzt hatte gesagt, dass es dauern könnte, bis sie schwanger werden würde, doch sie war jetzt schon überfällig, und sonst hätte sie den Hello Kitty Wecker nach ihrer Regel stellen können. Seufzend packte sie den Test aus und ging ins Badezimmer.
Als sie wieder aus dem Bad kam, lieà sie sich aufs Bett fallen. Noch vier Minuten, dann hatte sie Gewissheit. Abwesend blickte sie die Tapete an.
~Flashback~
Madame Rosebury sah auf, als die Türglocke schellte und ein junges Mädchen, vielleicht fünfzehn, sechzehn, schüchtern ihren Laden betrat. Es war kurz vor sieben, sie wollte eigentlich gerade Feierabend machen, aber von diesem Mädchen ging so viel Hilflosigkeit aus, dass sie ihren Stift zur Seite legte und das junge Ding freundlich anlächelte, woraufhin es näher trat.
"Wie kann ich dir helfen?", fragte sie sanft. Das Mädchen sah sie an, sagte schüchtern:
"Ich hätte gerne einen Schwangerschaftsfrühtest!" Sie hatte leise gesprochen, aber Madame Rosebury hatte jedes Wort verstanden. Leider. Als sie der kleinen in die Augen blickte, kam ihr so viel Hilflosigkeit, so viel Unsicherheit und Trauer entgegen, dass sie den Blick wieder senkte, um nicht vor Mitleid zu weinen. Sie nickte und ging nach hinten, wo sie den besten Test holte, den sie hatte. Sie kam zurück und legte ihn auf den Tresen.
"Das hier ist der Zuverlässigste, den es gibt. Die Fehlerquote ist sehr niedrig." Die Kleine nickte und kramte in ihrer Tasche nach Geld, als Madame Rosebury ihre Hand auf die des Mädchens.
"Lass nur. Du wirst dein Geld vielleicht noch brauchen!", sagte sie sanft. Das Mädchen nickte dankbar und verlieà den Laden. Gedankenverloren sah sie ihr hinterher. Das arme Ding. Wenn es wirklich schwanger war, dann hoffte sie inständig, dass sie unterstützung bekommen würde.
Lorelai betrachtete mit Herklopfen den Test. Zum Glück waren ihre Eltern auf einer Gala zur Erhaltung wertvoller, seltener Gänseblümchen oder ähnlichem, deswegen konnte sie ungestört den Test machen. Noch vier Minuten, dann hatte sie Gewissheit. Dann würde sie wissen, ob sie von Chris schwanger war.
Noch drei Minuten.....
Wie würde Chris reagieren? Würde es bei ihr bleiben? Und vor allem, wie würden ihre Eltern reagieren? Fü sie würde eine Welt zusammenbrechen. Würde sie das Baby überhaupt bekommen? War sie überhaupt schwanger? Aber eines war klar, sie konnte doch kein unschuldiges Baby töten, dass nichts dafür konnte, dass das verdammte Kondom.....
Noch zwei Minuten......
Lorelai hielt es kaum noch aus, die Spannung stieg mit jedem Ticken der Uhr an. Tick, tick, tick......Ihr Leben würde sich schlagartig ändern, nichts würde mehr so sein wie früher.... Tick, tick, tick....... Wenn sie schwanger war, dann sollte das Kleine auf keinen Fall in dieser Schickeria aufwachsen wie sie. Das würde sie mit allen Mitteln verhindern. Tick, tick, tick......
Noch eine Minute.....
Was würden die anderen sagen? Sie würde nicht aufs College gehen, und keinen Yalie heiraten, das war für sie aber auch schon vorher klar
gewesen.....
Noch fünfzig Sekunden.......
Wahrscheinlich würden ihre Eltern wollen, dass sie Chris so schnell wie möglich heiraten solle, - oder würden sie sie dazu zwingen, das Baby- abzutreiben?
Noch dreiÃig Sekunden.......
Gott, sie zerbrach sich hier den Kopf, was alles passierte, wenn sie schwanger war, doch wer sagte denn, dass sie es war? Sie war doch nur überfällig, nicht diese typischen, klischeehaften Anzeichen wie Ãbelkeit und so weiter! Sie konnte nicht schwanger sein, auf gar keinen Fall....
Noch zehn Sekunden......
Also, Lorelai, tief durchatmen, gleich hast du Gewissheit, es wird schon nicht so schlimm sein, redete sie sich gut zu.
Fünf, vier, drei, zwei, eins....
Jetzt war es soweit. Das Ergebnis war da.
Das Ergebnis, das ihr Leben verändern würde.
Und nicht nur ihres.
Sie sah sich den Test an.
Und wünschte sich, sie hätte es nicht getan.
Denn der Test war positiv.
Langam sank Lorelai auf den Boden. Sie merkte, wie ihr gleichzeitig heià und kalt wurde, wie sich alles um sie herum zu drehen begann. HeiÃe Tränen füllten ihre Augen, und sie schloss sie, woraufhin die Tränen ihre Wangen herunterliefen und auf ihre Bluse tropften.
~Flashback Ende~
Lorelai rià sich aus ihren Gedanken und sah auf die Uhr. Es war soweit. Der Test war fertig.
Sie stand auf und ging ins Badezimmer. Holte tief Luft, und nahm den Test in die Hand.
Sie starrte den Test an. Nur ein Streifen.
Das bedeutete negativ.
Enttäuscht warf sie den Test in den Müll und legte sich ins Bett.
Es wäre ja auch zu schön gewesen, um wahr zu sein, dachte sie. Aber sie und Luke hatten Zeit..... Gott, wie sehr sie Luke doch liebte. Sie konnte gar nicht glauben, dass sie so lange Zeit, so viele verkorkste Beziehungen gebraucht hatte, um zu erkennen, dass er der Richtige war. Und jetzt waren sie wie eine Familie. Sie, Luke, Rory, Jess, und bald deren Baby. Und irgendwann würde auch ihr Baby kommen- ihres und Lukes. Lorelai lächelte. Ja, sie hatten Zeit. Aber Jess machte ihr ein bisschen Sorgen. Wurde ihm das nicht alles zuviel? Nicht die Verantwortung um das Baby, nein, da hatte er schon mehrmals bewiesen, dass er bereit war. Doch Lorelai machte sich eher Sorgen um seine seelische Verfassung. Ja, es klang blöd, aber sie sorgte sich um Jess. Er war ihr inzwischen ans Herz gewachsen, schlieÃlich war er kein schlechter Kerl, und sie machte sich Sorgen um ihn. Er war bei der ganzen Abschlussfeier im Hintergrund gewesen, meist stumm dabei gestanden, während Rory all die Glückwünsche bekommen hatte, dauernd betont wurde, dass sie die Jahrgangsbeste wäre. Und er hörte sich alles geduldig an, während er sich bestimmt mies gefühlt hatte, weil er noch ein Jahr dranhängen musste, während Rory fertig war und eigentlich auf eine Eliteuniversität gehen sollte. Doch Jess war doch auch sehr klug, und wenn er sich anstrengte, würde er es auch weit bringen! Lorelai schüttelte den Kopf. Sie konnte nicht glauben, dass sie die letzten zehn Minuten damit verbracht hatte, sich denKopf über Jess zu zerbrechen! Ich werde morgen einfach mal mit ihm reden!, dachte sie, bevor sie müde die Augen schloss und einschlief.
Kapitel dreiundvierzig
"Mum? Mum?" Sanft rüttelte Rory Lorelai an der Schulter, damit sie aufwachte. Brummend zog sich Lorelai das Kissen wollte weiterschlafen, doch Rory lieà ihr keine Chance.
"Mum? Mum! Wach auf! Schreckliches ist passiert! Das Diner ist abgebrannt! Mit allem, was drinnen war, auch die Wohnung!" Mit einem Schlag war Lore hellwach. Sie richtete sich auf und sah Rory panisch an.
"Mit allem, was drinnen war? Du meinst, der Kaffee ist weg?" Rory sah ihre Mum empört an.
"Mum! Ich sage dir, das Diner ist abgebrannt, was -nebenbei- nur ein Versuch war, dich aufzuwecken, und du fragst allen ernstes nach dem Kaffe? Na, das werde ich Luke erzählen!" Empört erwiederte Lorelai den vorwurfsvollen Blick ihrer Tochter.
"Und deswegen hast du mich aufgeweckt? Nur, um mich gemein und hinterhältig reinzulegen?" Rory grinste, schüttelte aber den Kopf.
"Nein. Ich hab das hier im Müll gefunden!" Sie hielt den Schwangerschaftstest von gestern hoch. Stöhnend lieà Lorelai sich wieder in ihre Kissen fallen und fing einen fragenden Blick von Rory auf.
"Und? Bist du...?", fragte sie ungeduldig. Lorelai schüttelte den Kopf.
"Leider nicht. Aber wir haben ja noch Zeit.....", sagte sie langsam. Rory nickte, aber sie konnte verstehen, dass ihre Mum enttäuscht war. Um sie aufzumuntern, zog sie ihr die Decke weg.
"Du brauchst Frühstück!", stellte sie fest und riss das Fenster auf. Lorelai warf ihr nur einen grimmigen Blick zu und verschwand ins Badezimmer.
Nach einiger Zeit kam Lorelai aus dem Badezimmer.
"Von mir aus können wir!", sagte sie, inzwischen besser gelaunt.
Schwatzend machten sie sich auf den Weg ins Diner.
"WeiÃt du was, jetzt hab ich auch mal was gegen dich in der Hand!", freute sich Rory, als sie durch Stars Hollow schlenderten. Empört drehte Lorelai sich zu ihr.
"Hey, das ist nicht fair, ich war noch halb am schlafen!" Drohend senkte sie die Stimme. "Und auÃerdem kann ich dem lieben Jess auch so manches über dich erzählen?" Gelassen verschränkte Rory die Arme.
"Ach ja? Und was, bitteschön?" Lorelai lachte auf.
"Ha ha, ich müsste nur das Briam Adams Poster erwähnen, das zwei ganze Jahre lang über deinem Bett gehangen hat, und schwupps siehst du nur noch Jess´ Hintern, der, mit Verlaub gesagt, nicht annähernd so knackig ist wie der seines Onkels...." Lorelai hob eine Augenbraue.
"Was ist knackig?", fragte Luke hinter ihr. Erschrocken drehte sie sich zu ihm um.
"Wow, wo kommst du denn her?" Luke deutete auf Doosie´s Market.
"Aus dem Laden."
"Ah. Es tut mir leid, aber du hast gerade gegen eine der wichtigsten Gilmor´schen Regeln verstoÃen!", grinste sie. Verwirrt sah Luke sie an, woraufhin sie augenverdrehend sagte:
"Erschrecke nie ein Gilmore Girl, wenn du deines Lebens freudig bist!"
"Oh mein Gott!", stöhnte Luke. Rory schob ihre Mum ins Diner, wo sie sich an den Tresen setzten und Lorelai einen Kaffee vor die Nase gesetzt bekam. Rory sah sich suchend um, aber von Jess war keine Spur. Wahscheinlich schläft er noch, dachte sie und wandte sich ihrem Frühstück zu.
Kapitel vierundvierzig
Nach dem Frühstück hatte sich Jess immer noch nicht blicken lassen, also stieg Rory die Treppen zur Wohnung hoch. Vorsichtig öffnete sie die Tür.
Jess stand am offenen Fenster und rauchte. Rory sutzte. Wieso rauchte Jess wieder? Er hatte es sich doch ihr und dem Baby zuliebe abgewöhnt. Was war mit ihm los? Er wirkte ganz abwesend. Langsam trat sie herein und stolperte fast gegen den Seesack, der neben der Tür lag. Jess´ Seesack? Rory seufzte. Wollte Jess weg? Weg von ihr? Bei ihrem Seufzen hatte Jess sich umgedreht.
If I should stay
I would only be in your way
So I´ll go but I know
I´ll think of you
Every step of the way
"Hey!", sagte er, doch es war nicht wie sonst das liebevolle 'Hey', kein Leuchten in seinen Augen, wenn er sie sah. Es klang eher unsicher, oder abweisend? Es fiel Rory sehr schwer, Jess im Moment richtig zu deuten.
"Hi", sagte sie unsicher und trat einen Schritt auf ihn zu.. Jess warf seine Zigarette aus dem Fenster und fuhr sich durch die Haare.
"Hör zu....ich weiÃ, das klingt wie abhauen, aber ich verschwinde von hier für ein paar Tage. Ich muss einfach raus, einen klaren Kopf kriegen...." Er seufzte und sah Rory in die Augen.
"Glaub mir, es hat nichts mit dir zu tun und wird auch nichts an meiner Entscheidung ändern, ich werde für dich und das Baby da sein!", sagte er mit Nachdruck. "Aber ich muss einfach raus hier, aber ich werde wiederkommen!" Er legte Rory die Arme auf die Schultern.
"Vergiss nicht, dass ich dich liebe.",sagte er leise. "Ruf mich nicht an. Ich werde mich melden, ok?" Rory nickte, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Tausend Fragen schwirrten ihr im Kopf herum, warum ging er, wie lange blieb er, wohin ging er? Jess küsste sie ein letztes Mal, bevor er seinen Sack nahm und die Treppe runterging.
And I will always love you
I will always love you, you
My darling you
Bittersweet memories
That is all I´m taking with me
So goodbye, please don´t cry
We both know, I know that you hear me
Mit offenem Mund sah Rory ihm nach, dann rannte sie ihm hinterher. Er konnte doch nicht so einfach gehen? Er hatte Verantowrtung zu übernahmen, verdammt nochmal! Für sie und das Baby! Unten angekommen stand ihre Mum vom Tresen auf und nahm sie in den Arm.
"Ich wär dann soweit Luke.", sagte Jess. Luke nickte und umarmte Jess.
"Fahr vorsichtig. Und melde dich, wenn du angekommen bist!", sagte Luke. Rory blieb der Mund offen. Luke wusste davon? Und allem Anschein nach ihre Mum doch auch! Was zum Teufel ging hier vor? Sie verstand gar nichts mehr.
"Jess, rede mit mir! Was geht hier vor, warum weià jeder, warum du abhaust, nur ich nicht?", rief sie verzweifelt. Jess drehte sich zu ihr.
"Ich erkläre es dir!"
"Wann?"
"Bald. Ich liebe dich." Ein letztes Mal küsste er sie noch, dann öffnete er die Dinertür, stieg in sein Auto und fuhr los, ohne sich umzudrehen.
And I will always love you
I will always love you,you
I hope, life treat you kind
And I hope you have all you dreamt of
And I´m wishing you joy and happiness
But above all this I´m wishing you love
Verzweifelt sah Rory ihre Mum an, Tränen liefen ihr über die Wangen.
"Warum geht er?" Lorelai nahm mit nahezu demselben Gesichtsausdruck wie Rory ihre Tochter in den Arm. Es zerriss ihr das Herz, die so verzweifelt zu sehen.
"Rory...." Luke legte ihr eine Hand auf den Arm. "Er muss einfach mal raus. Wir haben gestern noch lange geredet, es ist zuviel in den letzten Tagen passiert!" Rory löste sich aus den Armen ihrer Mum und drehte sich zu Luke.
"Du hast es also gewusst! Und mir nichts gesagt! Wie konntest du nur!", schrie sie und lief aus den Diner. Lorelai wollte ihr hinterher, doch Luke hielt sie zurück.
"Lass sie, sie muss sich erstmal abregen!" Lorelai seufzte und vergrub ihr Gesicht in seinem Kragen.
And I will always love you
I will always love you
I will always love you
I will always love you
I will always love you
I, I will always love you
Stolz sah Lorelai, wie Rory nach vorne trat und ihre Abschlussrede hielt. Sie war sich sicher, dass Rory es schaffen würde, nach Yale zu gehen und sich um ein Baby zu kümmern, denn langsam, aber sicher vertraute sie Jess immer mehr. SchlieÃlich verdiente jeder eine zweite Chance, und er kümmerte sich so gut um Rory, dass er es einfach ernst meinen musste. Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen, als Sookie ihr den Arm in die Seite stieÃ.
"Hey, Lorelai! Ist das nicht Fran´s Neffe, der das Inn verkauft?", fragte sie aufgeregt und deutete auf einen Mann, der gespannt zuhörte. Lorelai nickte.
"Stimmt! Wir müssen ihn unbedingt erwischen! Aber jetzt hören wir Rory zu ok? Und damit das klar ist: Es wird nicht geheult!", sagte Lorelai bestimmt. Ihr Vorsatz geriet aber mächtig ins Wanken, als sie Rory´s Worte hörte.
".....Aber die allergröÃte Inspiration ist ist mir meine beste Freundin. Die schillernde Frau, die mir meinen Namen gegeben und die mich zur Welt gebracht hat: Lorelai Gilmore. Meine Mutter hat mir nie gesagt, ich könne nicht tun, was ich mir wünsche, oder nicht der Mensch sein, der ich sein möchte. Immer hat sie unser Haus mit Liebe und Freude erfüllt, mit Büchern und Musik, und mich unermüdlich mit Vorbildern versorgt, von Jane Auston und Eudora Welty zu Patti Smith. Ich weià nicht, ob ihr, während sie mich durch unglaubliche achtzehn Jahre geleitet hat, je klar war, das sie selbst mein allergröÃtes Vorbild ist." Jetzt musste auch Rory mit den Tränen kämpfen. Doch sie riss sich zusammen und redete mit fester Stimme weiter: "Danke Mum! Du bist meine Ratgeberin für alles!" Jetzt konnte Lorelai die Tränen nicht mehr zurückhalten, und auch Sookie und Jackson schnieften neben ihr. Als sie sich zu Luke drehte, um ihn um ein Taschentuch zu bitten, bemerkte sie, dass auch er blinzeln musste.
"Luke, du alter Softie! Nicht auch noch du!", grinste sie. Luke kramte ein Taschentuch hervor und drückte es ihr, grimmig dreinblickend, in die Hand.
"Ach komm schon Luke! Ich finde das....süÃ!" Sie grinste ihn frech an und küsste ihn.
"Hey! Lorelai!" Sookie stieà sie an. Lorelai löste sich von Luke und sah Sookie an.
"Was ist?" Sookie deutete auf Fran´s Neffen, der im Begriff war, den Hof zu verlassen.
"Was macht der denn? Wo will der denn hin?", fragte Lorelai nervös. Er konnte doch nicht abhauen, ohne dass sie ihm ein Angebot für das Dragonfly Inn gemacht hatten! Jetzt, wo Lorelai doch mit dem Geld von ihrem Vater ihren Anteil aufbringen konnte! Panisch sah Sookie ihm hinterher, wie er durch den Efeuberankten Torbogen den Hof verlieÃ, dann wandte sie sich zu Lorelai. Beide sahen sich an,.
"Hinterher!", riefen sie gleichzeitig und standen auf. Enschuldigungen murmelnd quetschten sie sich durch die endlos scheinende Stuhlreihen, bis sie endlich frei waren, und liefen durch den Hof. Fragend sah Rory ihnen hinterher.
"Wo ist er denn nur hin?", keuchte Sookie, während sie durch das ausgestorbene Chilton rannten.
"Keine Ahnung, er kann sich doch nicht in Luft aufgelöst haben! Komm Sookie, schneller!", trieb sie Sookie an, doch diese schüttelte den Kopf.
"Da hast gut reden! Du hast ja nicht vor kurzem erst ein Kind bekommen!", keuchte sie und hielt sich die Seiten. "Apropos Kinder, gibts was neues bei Luke und dir?" Lorelai grinste, während sie in einen Gang einbogen.
"Könnte geklappt haben, ich weià es aber nicht hundertprozentig!" Sookie sah sie freudig an.
"So schnell? Das wäre ja super! Ich freu mich so für euch!", quitschte sie.
"Tja, Luke wirkt eben Wunder!", grinste Lorelai mit hochgezogener Augenbraue. "Nein, aber im Ernst, ich weià es noch nicht hundertprozentig, ich hab aber schon einen Test gekauft, den ich nachher machen werde!" Während sie redete, trat ein Glitzern in ihre Augen, dass sie immer bekam, wenn sie von Luke redete. Sookie grinste glücklich. Sie war so froh, dass Lorelai und Luke endlich verstanden hatten, dass sie füreinander bestimmt waren.
"Aber Sookie? Bitte sag es noch niemanden, vor allem nicht Luke. Ich will mir erst hundertprozent sicher sein, bevor ich es ihm sage, ok?" Sookie nickte verständnisvoll.
"Aber klar doch. Er ist wirklich der Richtige, Lorelai, er kann es nur sein!" Lorelai nickte glücklich. Als sie in den nächsten Gang einbogen, deutete Sookie atemlos quitschend auf Fran´s Neffen, der gerade die Toilette verlieÃ.
Rory sah auf, als ihre Mum und Sookie wieder in den Hof liefen und ihre Plätze einnahen. Sie warf ihrer Mum einen fragenden Blick zu, worauf diese ihr ein Zeichen gab, zu warten. Verwirrt sah Rory zu, wie Lorelai Luke das Programmheft eintriss und etwas draufkrizelte. Sie hielt es hoch, sodass Rory es lesen konnte:
Wir haben das Inn!
Rory grinste und strecke den Daumen hoch.
"Lorelai Leigh Gilmore!" Applaus ertönte, als Rory das Podium betrat und ihr Diplom annahm, Direktor Charleston die Hand schüttelte und in die Menge blickte. Sie erkannte ihre Mum, Sookie, Jackson, Luke, Chris, Jess, und sogar ihre GroÃeltern, die sie allesamt stolz beklatschten. Sie drehte den Pendel von der einen Seite zur anderen und grinste ihre Mum an, die ihr die Zunge rausstreckte. Währedn sie wieder zu ihrem Platz ging, streckte sie ebenfalls kurz die Zunge raus und setzte sich dann.
"Lorelai, was machst du da?", fragte Luke verwirrt, als Lorelai plötzlich die Zunge rausstreckte.
"Das ist ´ne Mutter- Tochter Sache!", grinste Lorelai. Luke gab sich lieber mit der Antwort zufrieden.
"Liebe Schüler, jetzt dürft ihr euch selbst applaudieren!", sagte Direktor Charleston, und alle Absolventen warfen jubelnd ihre Hüte in die Luft.
"Hey ihr, wie fandet ihr es?", fragte Rory, als sie auf die anderen zulief und lächelte ihr Mum an, die sie ohne Worte umarmte.
"Urgh... Mum..... die Rippen brechen.... Organe werden zerquetscht.... das Baby platzt......!", stöhnte Rory. Lorelai lieà sie los und strahlte sie an.
"Deine Rede war super.... wir haben alle geheult, sogar Luke!" Erstaunt sah Rory Luke an.
"Luke, du alter Softie!", grinste sie. Luke stöhnte.
"Das werdet ihr mir jetzt immer vorhalten, hab ich Recht?" Die Gilmore Girls nickten und Lorelai legte ihren Arm um Luke´s Hüfte.
"Tja, so sind wir Gilmores!" Ihr Lächeln verschwand, als Richard und Emily auftauchten.
"Grandma. Grandpa.", sagte Rory kühl. Emily und Richard sahen von Lorelai zu Rory.
"Rory...... Ãhm, tja, wir wollten dir nur zu deiner Rede gratulieren, und .... tja, uns entschuldigen. Wir haben wohl...... etwas verletzend reagiert...." sagte Emily stockend. Lorelai hörte mit verschränkten Armen und gerunzelter Stirn zu.
"Ãhm..... ich finde es ja .....nett, dass ihr euch entschuldigt, aber ich kann das, was ihr gesagt habt, nicht so einfach vergessen. Lasst mir Zeit!", sagte Rory. Emily und Richard nickten und gingen dann.
"Wow. Dass Richard und Emily Gilmore sich jemals bei jemandem entschuldigen, dass hätte ich nie für möglich gehalten.", sagte Lorelai.
"Ich kann nicht glauben, dass sie ienfach hier auftauchen, und dann denken, alles sei wieder in Ordnung!", seufzte Rory. Jess legte seinen Arm um ihre Hüfte.
"Wir fahren dann schon mal los!", sagte Sookie. "Die Party steigt bei euch?" Ãberrascht sah Rory zu ihrer Mum.
"Es steigt bei uns eine Party?", grinste sie. Lorelai nickte.
"Na klar, für die Jahrgangsbeste!" Sookie und Jackson fuhren los, und lieÃen die vier zurück.
"Tja, sollten wir dann mal fahren?", fragte Lorelai nach einiger Zeit. Rory nickte.
"Ich will mich nur noch von Paris und Jamie verabschieden. Wir werden uns erstmal für einige Zeit nicht sehen!", sagte sie, etwas traurig. Kaum hatte sie es jedoch ausgesprochen, standen Paris und Jamie vor ihr.
"Hey ihr! Wie wollten uns verabschieden, schlieÃlich kann es dauern, bis wir uns wiedersehen...", sagte Paris, auch mit Trauer in der Stimme, und umarmte Rory.
"Das stimmt, aber wir können doch telefonieren?", fragte Rory. Paris nickte.
"Ich hab noch was für dich. Als Glücksbringer für die kommenden Monate!, sagte Paris und gab Rory ein kleines Kästchen. Neugierig öffnete Rory es.
"Oh, Paris! Das ist so süÃ!", quitschte sie. Paris hatte ihr einen gelben Schnuller geschenkt. Gerührt umarmte Rory Paris.
"Ich bin immer für dich da, wenn was ist, ok?", flüsterte Paris. Rory nickte. Es machte sie unglaublich glücklich, zu wissen, dass es Leute gab, die sie unterstützen und immer für sie da waren.
Kapitel zweiundvierzig
Später, als alle Leute nach Hause und Rory sich in ihr Zimmer verzogen hatten, ging Lorelai in ihr Zimmer und holte den Schwangerschaftstest aus ihrem Nachttisch. Sie betrachtete ihn lange Zeit. Hatte es schon geklappt? Der Arzt hatte gesagt, dass es dauern könnte, bis sie schwanger werden würde, doch sie war jetzt schon überfällig, und sonst hätte sie den Hello Kitty Wecker nach ihrer Regel stellen können. Seufzend packte sie den Test aus und ging ins Badezimmer.
Als sie wieder aus dem Bad kam, lieà sie sich aufs Bett fallen. Noch vier Minuten, dann hatte sie Gewissheit. Abwesend blickte sie die Tapete an.
~Flashback~
Madame Rosebury sah auf, als die Türglocke schellte und ein junges Mädchen, vielleicht fünfzehn, sechzehn, schüchtern ihren Laden betrat. Es war kurz vor sieben, sie wollte eigentlich gerade Feierabend machen, aber von diesem Mädchen ging so viel Hilflosigkeit aus, dass sie ihren Stift zur Seite legte und das junge Ding freundlich anlächelte, woraufhin es näher trat.
"Wie kann ich dir helfen?", fragte sie sanft. Das Mädchen sah sie an, sagte schüchtern:
"Ich hätte gerne einen Schwangerschaftsfrühtest!" Sie hatte leise gesprochen, aber Madame Rosebury hatte jedes Wort verstanden. Leider. Als sie der kleinen in die Augen blickte, kam ihr so viel Hilflosigkeit, so viel Unsicherheit und Trauer entgegen, dass sie den Blick wieder senkte, um nicht vor Mitleid zu weinen. Sie nickte und ging nach hinten, wo sie den besten Test holte, den sie hatte. Sie kam zurück und legte ihn auf den Tresen.
"Das hier ist der Zuverlässigste, den es gibt. Die Fehlerquote ist sehr niedrig." Die Kleine nickte und kramte in ihrer Tasche nach Geld, als Madame Rosebury ihre Hand auf die des Mädchens.
"Lass nur. Du wirst dein Geld vielleicht noch brauchen!", sagte sie sanft. Das Mädchen nickte dankbar und verlieà den Laden. Gedankenverloren sah sie ihr hinterher. Das arme Ding. Wenn es wirklich schwanger war, dann hoffte sie inständig, dass sie unterstützung bekommen würde.
Lorelai betrachtete mit Herklopfen den Test. Zum Glück waren ihre Eltern auf einer Gala zur Erhaltung wertvoller, seltener Gänseblümchen oder ähnlichem, deswegen konnte sie ungestört den Test machen. Noch vier Minuten, dann hatte sie Gewissheit. Dann würde sie wissen, ob sie von Chris schwanger war.
Noch drei Minuten.....
Wie würde Chris reagieren? Würde es bei ihr bleiben? Und vor allem, wie würden ihre Eltern reagieren? Fü sie würde eine Welt zusammenbrechen. Würde sie das Baby überhaupt bekommen? War sie überhaupt schwanger? Aber eines war klar, sie konnte doch kein unschuldiges Baby töten, dass nichts dafür konnte, dass das verdammte Kondom.....
Noch zwei Minuten......
Lorelai hielt es kaum noch aus, die Spannung stieg mit jedem Ticken der Uhr an. Tick, tick, tick......Ihr Leben würde sich schlagartig ändern, nichts würde mehr so sein wie früher.... Tick, tick, tick....... Wenn sie schwanger war, dann sollte das Kleine auf keinen Fall in dieser Schickeria aufwachsen wie sie. Das würde sie mit allen Mitteln verhindern. Tick, tick, tick......
Noch eine Minute.....
Was würden die anderen sagen? Sie würde nicht aufs College gehen, und keinen Yalie heiraten, das war für sie aber auch schon vorher klar
gewesen.....
Noch fünfzig Sekunden.......
Wahrscheinlich würden ihre Eltern wollen, dass sie Chris so schnell wie möglich heiraten solle, - oder würden sie sie dazu zwingen, das Baby- abzutreiben?
Noch dreiÃig Sekunden.......
Gott, sie zerbrach sich hier den Kopf, was alles passierte, wenn sie schwanger war, doch wer sagte denn, dass sie es war? Sie war doch nur überfällig, nicht diese typischen, klischeehaften Anzeichen wie Ãbelkeit und so weiter! Sie konnte nicht schwanger sein, auf gar keinen Fall....
Noch zehn Sekunden......
Also, Lorelai, tief durchatmen, gleich hast du Gewissheit, es wird schon nicht so schlimm sein, redete sie sich gut zu.
Fünf, vier, drei, zwei, eins....
Jetzt war es soweit. Das Ergebnis war da.
Das Ergebnis, das ihr Leben verändern würde.
Und nicht nur ihres.
Sie sah sich den Test an.
Und wünschte sich, sie hätte es nicht getan.
Denn der Test war positiv.
Langam sank Lorelai auf den Boden. Sie merkte, wie ihr gleichzeitig heià und kalt wurde, wie sich alles um sie herum zu drehen begann. HeiÃe Tränen füllten ihre Augen, und sie schloss sie, woraufhin die Tränen ihre Wangen herunterliefen und auf ihre Bluse tropften.
~Flashback Ende~
Lorelai rià sich aus ihren Gedanken und sah auf die Uhr. Es war soweit. Der Test war fertig.
Sie stand auf und ging ins Badezimmer. Holte tief Luft, und nahm den Test in die Hand.
Sie starrte den Test an. Nur ein Streifen.
Das bedeutete negativ.
Enttäuscht warf sie den Test in den Müll und legte sich ins Bett.
Es wäre ja auch zu schön gewesen, um wahr zu sein, dachte sie. Aber sie und Luke hatten Zeit..... Gott, wie sehr sie Luke doch liebte. Sie konnte gar nicht glauben, dass sie so lange Zeit, so viele verkorkste Beziehungen gebraucht hatte, um zu erkennen, dass er der Richtige war. Und jetzt waren sie wie eine Familie. Sie, Luke, Rory, Jess, und bald deren Baby. Und irgendwann würde auch ihr Baby kommen- ihres und Lukes. Lorelai lächelte. Ja, sie hatten Zeit. Aber Jess machte ihr ein bisschen Sorgen. Wurde ihm das nicht alles zuviel? Nicht die Verantwortung um das Baby, nein, da hatte er schon mehrmals bewiesen, dass er bereit war. Doch Lorelai machte sich eher Sorgen um seine seelische Verfassung. Ja, es klang blöd, aber sie sorgte sich um Jess. Er war ihr inzwischen ans Herz gewachsen, schlieÃlich war er kein schlechter Kerl, und sie machte sich Sorgen um ihn. Er war bei der ganzen Abschlussfeier im Hintergrund gewesen, meist stumm dabei gestanden, während Rory all die Glückwünsche bekommen hatte, dauernd betont wurde, dass sie die Jahrgangsbeste wäre. Und er hörte sich alles geduldig an, während er sich bestimmt mies gefühlt hatte, weil er noch ein Jahr dranhängen musste, während Rory fertig war und eigentlich auf eine Eliteuniversität gehen sollte. Doch Jess war doch auch sehr klug, und wenn er sich anstrengte, würde er es auch weit bringen! Lorelai schüttelte den Kopf. Sie konnte nicht glauben, dass sie die letzten zehn Minuten damit verbracht hatte, sich denKopf über Jess zu zerbrechen! Ich werde morgen einfach mal mit ihm reden!, dachte sie, bevor sie müde die Augen schloss und einschlief.
Kapitel dreiundvierzig
"Mum? Mum?" Sanft rüttelte Rory Lorelai an der Schulter, damit sie aufwachte. Brummend zog sich Lorelai das Kissen wollte weiterschlafen, doch Rory lieà ihr keine Chance.
"Mum? Mum! Wach auf! Schreckliches ist passiert! Das Diner ist abgebrannt! Mit allem, was drinnen war, auch die Wohnung!" Mit einem Schlag war Lore hellwach. Sie richtete sich auf und sah Rory panisch an.
"Mit allem, was drinnen war? Du meinst, der Kaffee ist weg?" Rory sah ihre Mum empört an.
"Mum! Ich sage dir, das Diner ist abgebrannt, was -nebenbei- nur ein Versuch war, dich aufzuwecken, und du fragst allen ernstes nach dem Kaffe? Na, das werde ich Luke erzählen!" Empört erwiederte Lorelai den vorwurfsvollen Blick ihrer Tochter.
"Und deswegen hast du mich aufgeweckt? Nur, um mich gemein und hinterhältig reinzulegen?" Rory grinste, schüttelte aber den Kopf.
"Nein. Ich hab das hier im Müll gefunden!" Sie hielt den Schwangerschaftstest von gestern hoch. Stöhnend lieà Lorelai sich wieder in ihre Kissen fallen und fing einen fragenden Blick von Rory auf.
"Und? Bist du...?", fragte sie ungeduldig. Lorelai schüttelte den Kopf.
"Leider nicht. Aber wir haben ja noch Zeit.....", sagte sie langsam. Rory nickte, aber sie konnte verstehen, dass ihre Mum enttäuscht war. Um sie aufzumuntern, zog sie ihr die Decke weg.
"Du brauchst Frühstück!", stellte sie fest und riss das Fenster auf. Lorelai warf ihr nur einen grimmigen Blick zu und verschwand ins Badezimmer.
Nach einiger Zeit kam Lorelai aus dem Badezimmer.
"Von mir aus können wir!", sagte sie, inzwischen besser gelaunt.
Schwatzend machten sie sich auf den Weg ins Diner.
"WeiÃt du was, jetzt hab ich auch mal was gegen dich in der Hand!", freute sich Rory, als sie durch Stars Hollow schlenderten. Empört drehte Lorelai sich zu ihr.
"Hey, das ist nicht fair, ich war noch halb am schlafen!" Drohend senkte sie die Stimme. "Und auÃerdem kann ich dem lieben Jess auch so manches über dich erzählen?" Gelassen verschränkte Rory die Arme.
"Ach ja? Und was, bitteschön?" Lorelai lachte auf.
"Ha ha, ich müsste nur das Briam Adams Poster erwähnen, das zwei ganze Jahre lang über deinem Bett gehangen hat, und schwupps siehst du nur noch Jess´ Hintern, der, mit Verlaub gesagt, nicht annähernd so knackig ist wie der seines Onkels...." Lorelai hob eine Augenbraue.
"Was ist knackig?", fragte Luke hinter ihr. Erschrocken drehte sie sich zu ihm um.
"Wow, wo kommst du denn her?" Luke deutete auf Doosie´s Market.
"Aus dem Laden."
"Ah. Es tut mir leid, aber du hast gerade gegen eine der wichtigsten Gilmor´schen Regeln verstoÃen!", grinste sie. Verwirrt sah Luke sie an, woraufhin sie augenverdrehend sagte:
"Erschrecke nie ein Gilmore Girl, wenn du deines Lebens freudig bist!"
"Oh mein Gott!", stöhnte Luke. Rory schob ihre Mum ins Diner, wo sie sich an den Tresen setzten und Lorelai einen Kaffee vor die Nase gesetzt bekam. Rory sah sich suchend um, aber von Jess war keine Spur. Wahscheinlich schläft er noch, dachte sie und wandte sich ihrem Frühstück zu.
Kapitel vierundvierzig
Nach dem Frühstück hatte sich Jess immer noch nicht blicken lassen, also stieg Rory die Treppen zur Wohnung hoch. Vorsichtig öffnete sie die Tür.
Jess stand am offenen Fenster und rauchte. Rory sutzte. Wieso rauchte Jess wieder? Er hatte es sich doch ihr und dem Baby zuliebe abgewöhnt. Was war mit ihm los? Er wirkte ganz abwesend. Langsam trat sie herein und stolperte fast gegen den Seesack, der neben der Tür lag. Jess´ Seesack? Rory seufzte. Wollte Jess weg? Weg von ihr? Bei ihrem Seufzen hatte Jess sich umgedreht.
If I should stay
I would only be in your way
So I´ll go but I know
I´ll think of you
Every step of the way
"Hey!", sagte er, doch es war nicht wie sonst das liebevolle 'Hey', kein Leuchten in seinen Augen, wenn er sie sah. Es klang eher unsicher, oder abweisend? Es fiel Rory sehr schwer, Jess im Moment richtig zu deuten.
"Hi", sagte sie unsicher und trat einen Schritt auf ihn zu.. Jess warf seine Zigarette aus dem Fenster und fuhr sich durch die Haare.
"Hör zu....ich weiÃ, das klingt wie abhauen, aber ich verschwinde von hier für ein paar Tage. Ich muss einfach raus, einen klaren Kopf kriegen...." Er seufzte und sah Rory in die Augen.
"Glaub mir, es hat nichts mit dir zu tun und wird auch nichts an meiner Entscheidung ändern, ich werde für dich und das Baby da sein!", sagte er mit Nachdruck. "Aber ich muss einfach raus hier, aber ich werde wiederkommen!" Er legte Rory die Arme auf die Schultern.
"Vergiss nicht, dass ich dich liebe.",sagte er leise. "Ruf mich nicht an. Ich werde mich melden, ok?" Rory nickte, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Tausend Fragen schwirrten ihr im Kopf herum, warum ging er, wie lange blieb er, wohin ging er? Jess küsste sie ein letztes Mal, bevor er seinen Sack nahm und die Treppe runterging.
And I will always love you
I will always love you, you
My darling you
Bittersweet memories
That is all I´m taking with me
So goodbye, please don´t cry
We both know, I know that you hear me
Mit offenem Mund sah Rory ihm nach, dann rannte sie ihm hinterher. Er konnte doch nicht so einfach gehen? Er hatte Verantowrtung zu übernahmen, verdammt nochmal! Für sie und das Baby! Unten angekommen stand ihre Mum vom Tresen auf und nahm sie in den Arm.
"Ich wär dann soweit Luke.", sagte Jess. Luke nickte und umarmte Jess.
"Fahr vorsichtig. Und melde dich, wenn du angekommen bist!", sagte Luke. Rory blieb der Mund offen. Luke wusste davon? Und allem Anschein nach ihre Mum doch auch! Was zum Teufel ging hier vor? Sie verstand gar nichts mehr.
"Jess, rede mit mir! Was geht hier vor, warum weià jeder, warum du abhaust, nur ich nicht?", rief sie verzweifelt. Jess drehte sich zu ihr.
"Ich erkläre es dir!"
"Wann?"
"Bald. Ich liebe dich." Ein letztes Mal küsste er sie noch, dann öffnete er die Dinertür, stieg in sein Auto und fuhr los, ohne sich umzudrehen.
And I will always love you
I will always love you,you
I hope, life treat you kind
And I hope you have all you dreamt of
And I´m wishing you joy and happiness
But above all this I´m wishing you love
Verzweifelt sah Rory ihre Mum an, Tränen liefen ihr über die Wangen.
"Warum geht er?" Lorelai nahm mit nahezu demselben Gesichtsausdruck wie Rory ihre Tochter in den Arm. Es zerriss ihr das Herz, die so verzweifelt zu sehen.
"Rory...." Luke legte ihr eine Hand auf den Arm. "Er muss einfach mal raus. Wir haben gestern noch lange geredet, es ist zuviel in den letzten Tagen passiert!" Rory löste sich aus den Armen ihrer Mum und drehte sich zu Luke.
"Du hast es also gewusst! Und mir nichts gesagt! Wie konntest du nur!", schrie sie und lief aus den Diner. Lorelai wollte ihr hinterher, doch Luke hielt sie zurück.
"Lass sie, sie muss sich erstmal abregen!" Lorelai seufzte und vergrub ihr Gesicht in seinem Kragen.
And I will always love you
I will always love you
I will always love you
I will always love you
I will always love you
I, I will always love you