12.12.2005, 22:22
[B]Kapitel einundsiebzig
[/B]Am nächsten Morgen machten Jess und Rory sich gemeinsam auf den Weg zum Frühstücken. Unten trafen sie auf Lane und Dave, die schon am Essen waren, und setzten sich zu ihnen.
"Was wollt ihr heute machen?", fragte Rory. Die anderen zuckten mit den Schultern.
"Wie wäre es mit etwas Sight- Seeing?", schlug Lane schlieÃlich vor. "Ihr wisst schon, Freiheitsstatue und so weiter. Oder wisst ihr was besseres?"
Rory kam eine Idee. "Hey Jess, warum zeigst du uns nicht die Stadt, du bist doch hier aufgewachsen!"
"Ich spiel doch nicht Stadtführer", muffelte er, doch Rory stieà ihm ihren Ellbogen in die Seite.
"Au!" Beleidigt rieb er sich die Rippen. "Was denn?"
"Komm schon mein Sonnenschein, hab doch mal etwas gute Laune!" Bittend sah Rory ihn an.
"Hab ich doch" Er seufzte und verdrehte die Augen. "Na gut. " Rory küsste ihn zum Dank und lächelte zu den anderen beiden, die ihr Spiel grinsend mitverfolgt hatten.
Und so machten sie sich auf den Weg. Jess führte sie von ihrem Hotel aus, das im Greenwich Village lag, durch Soho, Little Italy und China Town bis zu Financial District wo sie die riesige Börse in der Wall Street bewunderten. Dann brauchte Rory eine Pause und sie setzten sich in den Washington Square Park.
"Da sieht man mal, aus was für einem Dörfchen wir kommen", stellte Lane fest, als die Leute beobachteten. Gerade kamen zwei Frauen an ihnen vorbei, die von Kopf bis Fuà tätowiert waren, und in China Town hatten sie die verrücktesten Haarfarben und -frisuren bewundert.
Rory fuhr Jess durchs Haar. "Ja, kaum zu glauben, dass Jess so normal ist" Grimmig machte Jess sich los, aber die anderen lachten. Plötzlich
leuchteten Rorys Augen auf.
"Lane!", rief sie. "Ich weià den perfekten Platz für dich und Dave. Kommt mit!" Sie stand auf und führte die beiden mit Jess zu dem Musikladen, den er ihr damals gezeigt hatte. Strahlend stürzte Lane sich auf die CD´s und war ab dem Zeitpunkt nicht mehr ansprechbar.
Nachdem Jess und Rory auch ein wenig gestöbert hatten, gingen sie nach drauÃen um sich die Beine zu vertreten, während Lane und Dave noch immer ihr Geld ausgaben.
"Da haben wir uns ja was eingebrockt" Stirnrunzelnd sah Jess auf seine Uhr und vergub die Hände in den Hosentaschen. Schon seit einer dreiviertel Stunde waren die beiden dadrinnen und es sah danach aus, dass sie in den nächsten Stunden auch dort bleiben würden. Rory legte ihm einen Arm um die Hüfte und schmiegte sich an ihn.
"Na komm schon, die beiden sind halt Musik Freaks. Dagegen gibt es nunmal keine Heilung."
"Wie wäre es mit Elektroschock- Therapie?" Jess zog sie näher an sich und drückte ihr einen Kuss auf die Schläfe.
Als Rorys Handy etwas später klingelte, waren die beiden immer noch drinnen und Jess hatte ihnen beiden inzwischen Hot Dogs gekauft, die sie längst gegessen hatten.
"Hallo?" Sie presste das Handy fest gegen ihr Ohr, da ein LKW an ihnen vorbebrauste.
"Hey Rory, ich bin´s."
"Oh hi Mum", sagte Rory erfreut. "Wie gehts dir?"
"Gut, euch hoffe ich auch. Was machen Lane und Dave?" Lorelai ignorierte Luke, der gestikulierend auf sein Schild verwieà und wandte sich ihren Pancakes zu.
"Oh, sie plündern gerade einen Musikladen. Ruft du aus einem besonderen Grund an?"
"Eigentlich.... ja. Oder ist es gerade unpassend?" Lorelai warf Luke eine Kusshand zu und ignorierte ihn dann weiter.
"Nein, du unterbricht nur unsere Warterei."
Lorelai lachte. "Na dann. Hör mal, wie stehst du im Moment zu Dean?" Unsicher wartete sie Rorys Antwort ab.
Diese runzelte die Stirn. "Ich hab ihn seit der Hochzeit nicht mehr gesehen oder gesprochen. Wieso fragst du?" Jess warf ihr einen fragenden Blick zu, aber Rory winkte ab.
Lorelai holte Luft. "Weil Tom ihn einstellen will."
"Und?"
"Und ihr euch dann irgendwann über den Weg lauft, oder Lindsay, und ich weià nicht, wie ihr nach der Hochzeit weitergemacht habt oder wollt, und ich nicht wieder eine Schlägerei haben will."
Rory verdrehte die Augen. "Mum, auf der Hochzeit hat Dean Jess einen Grund gegeben, und Jess schlägt ihm keine rein, nur weil er für dich arbeitet."
"Ok, ok.", sagte Lorelai erleichtert. "Ich wollte dich nur fragen, um sowas von vornerein auszuschlagen. Ich hab mir nur Sorgen gemacht."
"Das ist lieb von dir, aber völlig unnötig. Wirklich.", sagte Rory mit Nachdruck.
"Ok, na dann ist ja gut. Habt noch Spass und geniesst den Rest eures Urlaubs."
"Jaah, wenn Lane und Dave jemals wieder aus diesem Laden herauszubekommen sind."
"Gebt ihnen noch zehn Minuten, dann könnt ihr Gewalt anwenden" Lorelai beobachtete Luke, der weiterhin versuchte sie auf sein Schild aufmerksam zu machen. Stirnrunzeln sah sie ihn an und tat ganz unwissend.
"Ich glaub, dass machen wir wirklich. Machs gut." Rory legte auf und sah seufzend auf ihr Uhr. "Also, langsam ist es wirklich gut. Noch zehn Minuten, dann holst du sie raus, ok?" Sie lächelte Jess an, der sie jedoch stirnrunzelnd ansah. "Was?"
"Was habt ihr von Hochzeit und mir geredet?"
"Es ging um Dean. Mum hat nur gefragt, ob es für mich oder uns ok wäre, wenn er für Tom arbeitet. Nichts wichtiges also."
"Aha." Jess sah nicht besonders begeistert aus, doch Rory stupste ihn in die Seite.
"Hey, du musst ihn ja nicht sehen. Wann werden wir schon im Inn sein, während es umgebaut wird?"
"Hm."
"Ach komm schon. Wir sind im Urlaub, jetzt blas keinen Trübsal. AuÃerdem -" Sie wurde von lauten Rufen unterbrochen und im nächsten Moment kam eine Gruppe von sechs Leuten auf sie zu und begrüÃte Jess stürmisch.
"Hey Alter, was machst du denn hier?" "Man, dass man dich hier mal wieder sieht!" "Wir dachten schon, dass du deinen Arsch hier nie wieder hinbewegst" Und so weiter.
Etwas verwirrt musterte sie die Leute. Es waren vier Typen und zwei Mädchen, und obwohl sie nett aussahen, waren sie nicht unbedingt die Art von Leuten, die Rory sich als Freunde aussuchen würde. Etwas verwirrt sah sie zu Jess, der überrascht bei seinen Kumpels einschlug. Er fing ihren Blick auf und zog sie an sich.
"Hey, das sind Josh, Marc, Dan, Steve, Mary und Sandy" Er deutete immer auf die jeweilige Person. "Meine Freunde von früher. Leute, das ist meine Freundin Rory." Die beiden Mädchen hoben grüÃend die Hand, und die Jungs taxierten Rory von oben bis unten. Josh pfiff durch die Zähne. "Freundin, ja? Seit wann denn?"
"Seit fast sieben Monaten", erwiederte Jess und sah Josh an. "Und du lässt die Finger von ihr, klar?"
Josh hob abwehrend die Hände. "Reg dich ab, man! Man darf ja wohl noch fragen....."
Die anderen lachten. "Josh tendiert dazu, ein äuÃeres Interesse für die Freundinnen seiner Kumpels zu entwickeln", erklärte Sandy und lächelte Rory an. "Deswegen wird er auch am meisten verdroschen."
"Hey, ist es meine Schuld wenn die Ladys sich mit mir einlassen?", Josh grinste. "Ihre Typen sollten eher froh sein, dass sie mich haben, sonst wüssten die doch nie dass sie mit den gröÃten Schlampen New Yorks herum laufen. Ich bin sozusagen ein Treuetester." Er zwinkerte Rory zu, doch Dan schlug ihn auf den Hinterkopf.
"Jetzt halt endlich die Klappe, du Vollidiot!", zischte er.
"Ja, so läuft das bei uns", lachte Mary. "Lass dich von den Idioten nicht beeindrucken, die haben nur groÃe Sprüche drauf, sonst nichts." Rory lächelte. Eigentlich waren sie ja doch nicht so schlecht. Gut, Josh war ein Idiot, aber der Rest schien wirklich nett zu sein.
"Hey Rory, tausend Dank dass ihr uns diesen Laden gezeigt habt!" Dave kam haraus mit einer prallen Tüte, gefolgt von Lane.
"Ja, der Laden ist eine echte Goldgrube. Ich glaube, wir haben eure Zeit ein kleines bisschen beansprucht...." Sie stoppte, als sie die anderen bemerkte.
Jess stellte sie den anderen vor und auch Lane wurde von Josh unter die Lupe genommen, gefolgt von einem weiterem Schlag von Dan.
"Was habt ihr heute Abend vor?", fragte er und ignorierte Josh, der sich den Kopf rieb.
"Nichts besonders", sagte Jess. "Wisst ihr irgendwas?"
"Wir wollten ein bisschen durch die Clubs ziehen, du weiÃt schon, die übliche Tour.", sagte Steve und sah sie an. "Wollt ihr mitkommen?"
Fragend drehte sich Jess zu den anderen um. "Wollt ihr?"
"Was spielen die denn so für Musik hier?" Lane zog die Nase kraus, doch als die anderen ihr diverse Band nannten, hellte sich ihr Gesicht auf. "Aber klar kommen wir mit, oder?" Auch Dave nickte, nur Rory zögerte noch. Doch als sie Lanes Gesicht sah, nickte sie auch.
"Cool. Wir treffen uns um neun vor eurem Hotel, klar?" Marc schlug Jess auf die Schulter und sie verschwanden.
[B]Kapitel zweiundsiebzig
[/B]
In ihrem Zimmer angekommen, ging Rory unter die Dusche. Während das warme Wasser auf sie herunterprasselte, legte sie ihre Hände auf den Bauch. Sie war jetzt in der 14. Woche; ihr Baby war ungefähr 7 cm groÃ, das war so in etwa die GröÃe ihres Ringfingers. Sie konnte es immer noch nicht richtig glauben, dass in ihr ein neues Leben wuchs. Und das bloÃ, weil sie und Jess miteinander geschlafen hatten. Sie war schon gespannt darauf, wann ihr Bauch runder werden würde. Wann sie ihr Baby das erste Mal spüren würde. Was es werden würde. Jess freute sich bestimmt über einen Jungen, dachte sie. Für einen kurzen Moment schoss ihr ein Bild von einem Miniatur - Jess in den Kopf, und sie musste lächeln.
SchlieÃlich drehte sie das Wasser ab, wickelte sich ein Handtuch um und ging aus dem Badezimmer. Jess lag auf dem Bett und laÃ. Lächelnd setzte sie sich zu ihm und zog ihm das Buch aus der Hand.
"Hey" Er setzte sich auf. "Das war aber echt unhöflich." Er strich ihr das feuchte Haar zurück. "Alles ok? Ich weiÃ, die Jungs müssen dir etwas hirnlos vorkommen, aber sie sind echt gute Kumpels."
Rory nickte. "Das hab ich auch bemerkt." Jess beugte sich zu ihr vor und küsste sie sanft. Sie verschränkte ihre Hände in seinem Nacken und sah ihn herausfordernd an.
"Wir haben noch drei Stunden, bevor die anderen uns abholen" Sie legte den Kopf schief. "Was sollen wir solange noch machen?" Grinsend bahnte sich Jess´ Hand unter ihr Handtuch.
"Ich wüsste da schon etwas" Langsam öffnete er das Handtuch und schob sich über sie.
Um neun holten die anderen sie ab und sie machten sich auf den Weg. Rory beobachtete Jess, während sie gingen. Sie hatte ein ungutes Gefühl bei der ganzen Sache. Zum einen wollte sie nicht, dass Jess Freunde erfuhren dass sie schwanger war. Dann hatte sie Angst, dass die Club- Luft schädlich für das Baby war. Dann bemerkte sie, dass Jess sich anders benahm als sonst. Wieder hundertprozent Bad Boy. Und einfach... anders. Sie war froh, dass Lane auch da war.
"Wo wollt ihr zuerst hin?", fragte Jess und legte seinen Arm um Rorys Schultern.
"Ins I- Max", antwortete Dan. "Da geht um diese Zeit zwar noch nichts ab, aber das ist gut für den Start."
"Man, es kommt mir wie Ewigkeiten vor, dass wir diese Tour gemacht haben", stellte Jess fest, als sie durch die Dämmerung gingen.
"Alter, werd mal nicht nostalgisch." Marc schlug ihm auf die Schulter, doch man konnte erkennen, dass auch er die alten Zeiten vermisste.
"Na komm", erwiederte Mary. "Es war schon lustiger, wo Jess noch dabei war" Sie strubbelte Jess durch die Haare.
"Hey", er schlug ihre Hand weg. "Zerstöre nicht das Kunstwerk!" Er besah sich Rory von der Seite. "Hey", sagte er leiser. "Alles ok?"
Rory sah ihn kurz an, bevor sie nickte. Was hätte sie in diesem Moment auch, vor den anderen, sagen sollen? Jess musterte sie noch kurz und küsste sie dann auf die Wange.
"Uuuuh", flötete Josh. "Jetzt wird´s versaut"
Von beiden Seiten, Dan und Sandy, bekam er wieder Schläge auf den Hinterkopf.
"Was denn?" Er rieb sich den Kopf. "Ich sag doch nur! Seid mal ehrlich, wann hatte Jess jemals ne feste Freundin? Das einzige, was er immer mit den Girls gemacht hat, war fic.... AU!" Diesmal hatte Jess ihn getroffen, aber härter als all die anderen.
"Jetzt halt doch mal die Schnauze". sagte Dan genervt. Und wandte sich an Rory. "Sorry wegen dem Idioten, der redet nur ScheiÃe. Ignorier ihn einfach." Rory nickte, sah Jess jedoch von der Seite an. Doch er wich ihrem Blick aus.
"Also, dass du noch keine Gehirnerschütterung hast verwundert mich jeden Tag aufs neue", stellte Mary verwundert fest.
"Bei welchem Gehirn denn?", knurrte Jess.
Nachdem sie im I- Max waren, zogen sie weiter ins Plasma, das schon mehr gefüllt war. Danach ging es ins Sonic. Inzwischen hatten die anderen schon einiges an Alkohol intus, auch Jess. Rory wurde immer besorgter und zog ihn nach einiger Zeit schlieÃlich zur Seite.
"Was is´ los?" Er war noch nicht betrunken, aber viel fehlte nicht mehr, das merkte sie.
"Ich weià nicht...." Sie biss sich auf die Lippen. "Ihr habt schon so viel getrunken, reicht es nicht jetzt mal?" Besorgt sah sie ihn an, aber er legte ihr nur die Hände auf die Schultern.
"Ich hab alles im Griff, entspann dich", sagte er und zog sie auf die Tanzfläche.
Doch das konnte Rory einfach nicht. Sie sah Josh, der eine nach der anderen angrub, und die anderen, die einen Drink nach dem anderen kippten, inklusive Jess. Die Zigaretten machten ebenfalls mehrmals die Runde, aber sie konnte mit Jess nicht reden. Deswegen suchte sie Lane und deute auf die Toiletten.
Als sie in den Kloräumen waren, sah Lane sie besorgt an.
"Hey, was ist denn los?"
Rory lehnte den Kopf gegen die Wand. "Ich seh´s schon kommen, irgendwas passiert noch. Die saufen sich doch das Hirn weg. Hast du gesehen, wie anders Jess sich verhält? Total anders."
Lane legte ihre Hand auf Rorys Arm. "Hey, rede mit ihm."
"Hab ich doch versucht. Er will nicht zuhören." Sie schüttelte den Kopf.
"Willst du gehen? Wir könnten einfach zurück ins Hotel, irgendwas anderes machen, was du willst."
"Nein", wiedersprach Rory. "Ich will nicht gehen, wer weiÃ, was dann passiert?"
"Na dann komm. Wenn es allzu schlimm wird, zerren wir ihn mit unseren Kräften raus!"
Das brachte Rory zum Lachen. Zufrieden hakte Lane sich bei hr ein und sie gingen wieder raus.
[B]Kapitel dreiundziebzig
[/B]
Später gingen Lane und Dave kurz vor die Tür, um "ein wenig frische Luft zu schnappen". Rory konnte sich denken, was die beiden taten und sah sich nach Jess um. Doch er war nirgends zu sehen.
"Hey, du" Sie drehte sich um und sah Josh auf sich zukommen.
"Hey" Sie wandte sich etwas von ihm ab, da seine Fahne weit ausschweifte. Doch er kam noch näher auf sie zu. Langsam wich sie Stück für Stück von ihm zurück, doch er kam immer näher. SchlieÃlich stieà sie mit dem Rücken gegen die Wand. Es gab keinen Ausweg mehr.
"WeiÃt du, ich muss dir was gestehen...... Ich steh total auf dich" Er strich ihr über die Wange, doch sie drehte den Kopf weg.
"Ach ja? Ich bin mit Jess zusammen", sagte sie deutlich und wollte an ihm vorbei, doch er hielt sie an den Schultern fest. Er drückte sie gegen die Wand.
"Josh, was willst du von mir?", fragte Rory genervt und mit leichtem Anflug von Panik. Wo war denn nur Jess?
"Nur das" Er beugte sich vor, und noch ehe Rory reagieren konnte, küsste er sie. Sie versuchte sich zu wehren, doch er war viel stärker als sie und presste sie fester gegen die Wand, während er ihre Hände festhielt. Verzweifelt versuchte Rory sich zu wehren, aber erfolglos. Sie spürte, wie seine Zunge nach Einlass suchte und tat alles, um ihn abzuwehren.
Plötzlich wurde er von ihr weggerissen. Jess stand hinter Josh und zerrte ihn von seiner Freundin weg. Bevor er noch irgendwas sagen konnte, schlug Jess ihm auch schon mit der Faust ins Gesicht.
"Reg dich ab, Alter!", versuchte Josh ihn abzuwehren, aber Jess zog ihn mit vor die Tür. Beunruhigt folgte Rory ihnen, und auch die anderen hatten die Schlägerei mitbekommen und kamen hinterher.
Als sie drauÃen ankamen, schlug Jess Josh wieder eine rein. Sie konnten das Blut aus seiner Nase strömen sehen.
"Alter, krieg dich wieder ein!" Marc und Dan versuchten, ihn Jess von Josh wegzuziehen, doch sie steckten selbst ein paar Schläge ein.
"Jess, komm runter!", versuchte Josh wieder. "Es war ja wohl nicht nur ich, was ist denn mit deiner feinen Freundin? Die ging ja wohl auch ganz schön ab!"
Ungläubig sah Rory von ihm zu Jess. "Jess, du weiÃt dass das nicht wahr ist!"
Er drehte sich wieder zu Josh, schlug ihm noch eine rein und ging dann zu Rory.
"Wir müssen reden, jetzt!" Er zog sie in eine dunkere Ecke, weg von den anderen.
"Was sollte das?", fragte Rory stirnrunzelnd.
"Was?"
"Dass du ihn direkt schlagen musstest! Hättet ihr das nicht anders klären können?"
"Rory, das hier ist New York, da redet man nicht, hier lässt du Taten sprechen, ok?" Jess verschränkte die Arme vor der Brust. Sie wusste, worum es ging.
"Jess.... Du weiÃt, dass Josh Mist erzählt hat. Du kennst mich, ich würde sowas nie tun." Er sah sie einfach nur lange an.
Doch in diesem Moment erkannte Rory etwas. Sie realisierte, wie wenig sie doch von Jess wusste. Sie wusste nichts von seiner Vergangenheit, seiner Kindheit, wie er aufgewachsen war. Wer seine Freunde gewesen waren. Seine erste Liebe. All die Dinge, die er von ihr wusste, waren für sie ein Geheimnis. Ja, er kannte sie, aber kannte sie ihn? Sie wusste nicht, wieso sie das gerade jetzt erkannte, aber es traf sie wie ein Schlag.
"Ich weiÃ, dass du nichts damit zu tun hattest. Ich... tut mir leid, dass ich gezweifelt habe", sagte Jess schlieÃlich.
[B]Kapitel vierundsiebzig
[/B]
Als sie wieder im Hotelzimmer angekommen waren, ging Jess unter die Dusche und Rory stellte sich auf den Balkon und betrachtete die Stadt. Nachdenklich sah sie den fahrenden Autos nach, beobachtete vorbeiziehende Leute. Gedankenverloren strich sie über das Geländer des Balkons.
SchlieÃlich wurde ihr kalt und sie ging wieder ins Zimmer. Dort legte sie sich ins Bett.
Nach ein paar Minuten kam Jess aus der Dusche und sah verwundert, dass sie schon im Bett lag.
"Schläfst du schon?"
Rory drehte sich auf den Rücken. "Nein."
Er legte sich zu ihr. "Alles ok?"
Sie nickte langsam. Jess beugte sich über sie und küsste sie. Zögernd lieà sie sich darauf ein. Jess schob sich mehr auf sie und öffnete den ersten Knopf ihres Oberteils, doch sie hielt seine Hand fest.
"Jess... Nicht jetzt", wehrte sie ihn ab. Verwunderd sah er sie an. "Ich... Einfach nicht jetzt, ok?" Bevor er etwas sagen konnte, drehte sie ihm den Rücken zu und legte sich auf die Seite. Vorsichtig berührte er sie an der Schulter.
"Bist du sicher, dass alles in Ordnung ist?", fragte er und strich ihr sachte über die Haare.
"Jaah", sagte sie gedehnt.
Doch Jess glaubte ihr nicht. "Ich glaub dir nicht", sagte er deswegen ohne Umschweife.
"Oh, Jess, akzeptier doch einfach, dass ich jetzt nicht mit dir schlafen will!", sagte sie gereizt. Genervt drehte er sich auf den Rücken.
"Darum geht es doch gar nicht", sagte er schlieÃlich.
"Ach ja, und worum dann? "
"Das will ich ja von dir wissen, Rory." Er drehte den Kopf zu ihr. "Warum zum Teufel bist du so angepisst?"
Sie zog sich die Decke bis zur Nase hoch. "Darum."
"Hey, komm schon. Rede mit mir."
"So wie du es immer tust?", fragte Rory leise. Jess sah sie erstaunt an. Durch den Mond und die StraÃenlaternen war ihr Zimmer zum Teil beleuchtet, und so konnte Jess das verdächtige Glitzern in Rorys Augen sehen.
"Was meinst du damit?", sagte er halb sauer, halb besorgt.
Rory setzte sich halb auf und lehnte den Kopf gegen das Kopfteil des Bettes. "Ich meine, was weià ich denn schon über dich und deine Vergangenheit? Gar nichts. Oder nur das nötigste. Warum erzählst du mir nichts? Ich bin deine Freundin, verdammt! Das gehört dazu, dafür bin ich doch da, man erzählt seiner Freundin was los ist!" Ihre Tränen flossen über ihre Wangen, obwohl sie es gar nicht so recht wollte.
Jess sah sie mit groÃen Augen an. "Hey, was ist denn plötzlich mit dir los? Du weiÃt doch dass ich nicht gerne über meine Vergangenheit rede, denn wie der Name schon sagt, sie ist Vergangenheit."
Rorys Tränen strömten weiter über ihr Wangen. Vorsichtig streckte Jess seinen Arm aus und strich Rory über den Kopf. Schluchzend sank sie auf seine Brust. Unsicher, was er tun sollte, schlang Jess die Arme um seine Freundin und hielt sie einfach nur fest, während sie sich heulend an ihn krallte.
[/B]Am nächsten Morgen machten Jess und Rory sich gemeinsam auf den Weg zum Frühstücken. Unten trafen sie auf Lane und Dave, die schon am Essen waren, und setzten sich zu ihnen.
"Was wollt ihr heute machen?", fragte Rory. Die anderen zuckten mit den Schultern.
"Wie wäre es mit etwas Sight- Seeing?", schlug Lane schlieÃlich vor. "Ihr wisst schon, Freiheitsstatue und so weiter. Oder wisst ihr was besseres?"
Rory kam eine Idee. "Hey Jess, warum zeigst du uns nicht die Stadt, du bist doch hier aufgewachsen!"
"Ich spiel doch nicht Stadtführer", muffelte er, doch Rory stieà ihm ihren Ellbogen in die Seite.
"Au!" Beleidigt rieb er sich die Rippen. "Was denn?"
"Komm schon mein Sonnenschein, hab doch mal etwas gute Laune!" Bittend sah Rory ihn an.
"Hab ich doch" Er seufzte und verdrehte die Augen. "Na gut. " Rory küsste ihn zum Dank und lächelte zu den anderen beiden, die ihr Spiel grinsend mitverfolgt hatten.
Und so machten sie sich auf den Weg. Jess führte sie von ihrem Hotel aus, das im Greenwich Village lag, durch Soho, Little Italy und China Town bis zu Financial District wo sie die riesige Börse in der Wall Street bewunderten. Dann brauchte Rory eine Pause und sie setzten sich in den Washington Square Park.
"Da sieht man mal, aus was für einem Dörfchen wir kommen", stellte Lane fest, als die Leute beobachteten. Gerade kamen zwei Frauen an ihnen vorbei, die von Kopf bis Fuà tätowiert waren, und in China Town hatten sie die verrücktesten Haarfarben und -frisuren bewundert.
Rory fuhr Jess durchs Haar. "Ja, kaum zu glauben, dass Jess so normal ist" Grimmig machte Jess sich los, aber die anderen lachten. Plötzlich
leuchteten Rorys Augen auf.
"Lane!", rief sie. "Ich weià den perfekten Platz für dich und Dave. Kommt mit!" Sie stand auf und führte die beiden mit Jess zu dem Musikladen, den er ihr damals gezeigt hatte. Strahlend stürzte Lane sich auf die CD´s und war ab dem Zeitpunkt nicht mehr ansprechbar.
Nachdem Jess und Rory auch ein wenig gestöbert hatten, gingen sie nach drauÃen um sich die Beine zu vertreten, während Lane und Dave noch immer ihr Geld ausgaben.
"Da haben wir uns ja was eingebrockt" Stirnrunzelnd sah Jess auf seine Uhr und vergub die Hände in den Hosentaschen. Schon seit einer dreiviertel Stunde waren die beiden dadrinnen und es sah danach aus, dass sie in den nächsten Stunden auch dort bleiben würden. Rory legte ihm einen Arm um die Hüfte und schmiegte sich an ihn.
"Na komm schon, die beiden sind halt Musik Freaks. Dagegen gibt es nunmal keine Heilung."
"Wie wäre es mit Elektroschock- Therapie?" Jess zog sie näher an sich und drückte ihr einen Kuss auf die Schläfe.
Als Rorys Handy etwas später klingelte, waren die beiden immer noch drinnen und Jess hatte ihnen beiden inzwischen Hot Dogs gekauft, die sie längst gegessen hatten.
"Hallo?" Sie presste das Handy fest gegen ihr Ohr, da ein LKW an ihnen vorbebrauste.
"Hey Rory, ich bin´s."
"Oh hi Mum", sagte Rory erfreut. "Wie gehts dir?"
"Gut, euch hoffe ich auch. Was machen Lane und Dave?" Lorelai ignorierte Luke, der gestikulierend auf sein Schild verwieà und wandte sich ihren Pancakes zu.
"Oh, sie plündern gerade einen Musikladen. Ruft du aus einem besonderen Grund an?"
"Eigentlich.... ja. Oder ist es gerade unpassend?" Lorelai warf Luke eine Kusshand zu und ignorierte ihn dann weiter.
"Nein, du unterbricht nur unsere Warterei."
Lorelai lachte. "Na dann. Hör mal, wie stehst du im Moment zu Dean?" Unsicher wartete sie Rorys Antwort ab.
Diese runzelte die Stirn. "Ich hab ihn seit der Hochzeit nicht mehr gesehen oder gesprochen. Wieso fragst du?" Jess warf ihr einen fragenden Blick zu, aber Rory winkte ab.
Lorelai holte Luft. "Weil Tom ihn einstellen will."
"Und?"
"Und ihr euch dann irgendwann über den Weg lauft, oder Lindsay, und ich weià nicht, wie ihr nach der Hochzeit weitergemacht habt oder wollt, und ich nicht wieder eine Schlägerei haben will."
Rory verdrehte die Augen. "Mum, auf der Hochzeit hat Dean Jess einen Grund gegeben, und Jess schlägt ihm keine rein, nur weil er für dich arbeitet."
"Ok, ok.", sagte Lorelai erleichtert. "Ich wollte dich nur fragen, um sowas von vornerein auszuschlagen. Ich hab mir nur Sorgen gemacht."
"Das ist lieb von dir, aber völlig unnötig. Wirklich.", sagte Rory mit Nachdruck.
"Ok, na dann ist ja gut. Habt noch Spass und geniesst den Rest eures Urlaubs."
"Jaah, wenn Lane und Dave jemals wieder aus diesem Laden herauszubekommen sind."
"Gebt ihnen noch zehn Minuten, dann könnt ihr Gewalt anwenden" Lorelai beobachtete Luke, der weiterhin versuchte sie auf sein Schild aufmerksam zu machen. Stirnrunzeln sah sie ihn an und tat ganz unwissend.
"Ich glaub, dass machen wir wirklich. Machs gut." Rory legte auf und sah seufzend auf ihr Uhr. "Also, langsam ist es wirklich gut. Noch zehn Minuten, dann holst du sie raus, ok?" Sie lächelte Jess an, der sie jedoch stirnrunzelnd ansah. "Was?"
"Was habt ihr von Hochzeit und mir geredet?"
"Es ging um Dean. Mum hat nur gefragt, ob es für mich oder uns ok wäre, wenn er für Tom arbeitet. Nichts wichtiges also."
"Aha." Jess sah nicht besonders begeistert aus, doch Rory stupste ihn in die Seite.
"Hey, du musst ihn ja nicht sehen. Wann werden wir schon im Inn sein, während es umgebaut wird?"
"Hm."
"Ach komm schon. Wir sind im Urlaub, jetzt blas keinen Trübsal. AuÃerdem -" Sie wurde von lauten Rufen unterbrochen und im nächsten Moment kam eine Gruppe von sechs Leuten auf sie zu und begrüÃte Jess stürmisch.
"Hey Alter, was machst du denn hier?" "Man, dass man dich hier mal wieder sieht!" "Wir dachten schon, dass du deinen Arsch hier nie wieder hinbewegst" Und so weiter.
Etwas verwirrt musterte sie die Leute. Es waren vier Typen und zwei Mädchen, und obwohl sie nett aussahen, waren sie nicht unbedingt die Art von Leuten, die Rory sich als Freunde aussuchen würde. Etwas verwirrt sah sie zu Jess, der überrascht bei seinen Kumpels einschlug. Er fing ihren Blick auf und zog sie an sich.
"Hey, das sind Josh, Marc, Dan, Steve, Mary und Sandy" Er deutete immer auf die jeweilige Person. "Meine Freunde von früher. Leute, das ist meine Freundin Rory." Die beiden Mädchen hoben grüÃend die Hand, und die Jungs taxierten Rory von oben bis unten. Josh pfiff durch die Zähne. "Freundin, ja? Seit wann denn?"
"Seit fast sieben Monaten", erwiederte Jess und sah Josh an. "Und du lässt die Finger von ihr, klar?"
Josh hob abwehrend die Hände. "Reg dich ab, man! Man darf ja wohl noch fragen....."
Die anderen lachten. "Josh tendiert dazu, ein äuÃeres Interesse für die Freundinnen seiner Kumpels zu entwickeln", erklärte Sandy und lächelte Rory an. "Deswegen wird er auch am meisten verdroschen."
"Hey, ist es meine Schuld wenn die Ladys sich mit mir einlassen?", Josh grinste. "Ihre Typen sollten eher froh sein, dass sie mich haben, sonst wüssten die doch nie dass sie mit den gröÃten Schlampen New Yorks herum laufen. Ich bin sozusagen ein Treuetester." Er zwinkerte Rory zu, doch Dan schlug ihn auf den Hinterkopf.
"Jetzt halt endlich die Klappe, du Vollidiot!", zischte er.
"Ja, so läuft das bei uns", lachte Mary. "Lass dich von den Idioten nicht beeindrucken, die haben nur groÃe Sprüche drauf, sonst nichts." Rory lächelte. Eigentlich waren sie ja doch nicht so schlecht. Gut, Josh war ein Idiot, aber der Rest schien wirklich nett zu sein.
"Hey Rory, tausend Dank dass ihr uns diesen Laden gezeigt habt!" Dave kam haraus mit einer prallen Tüte, gefolgt von Lane.
"Ja, der Laden ist eine echte Goldgrube. Ich glaube, wir haben eure Zeit ein kleines bisschen beansprucht...." Sie stoppte, als sie die anderen bemerkte.
Jess stellte sie den anderen vor und auch Lane wurde von Josh unter die Lupe genommen, gefolgt von einem weiterem Schlag von Dan.
"Was habt ihr heute Abend vor?", fragte er und ignorierte Josh, der sich den Kopf rieb.
"Nichts besonders", sagte Jess. "Wisst ihr irgendwas?"
"Wir wollten ein bisschen durch die Clubs ziehen, du weiÃt schon, die übliche Tour.", sagte Steve und sah sie an. "Wollt ihr mitkommen?"
Fragend drehte sich Jess zu den anderen um. "Wollt ihr?"
"Was spielen die denn so für Musik hier?" Lane zog die Nase kraus, doch als die anderen ihr diverse Band nannten, hellte sich ihr Gesicht auf. "Aber klar kommen wir mit, oder?" Auch Dave nickte, nur Rory zögerte noch. Doch als sie Lanes Gesicht sah, nickte sie auch.
"Cool. Wir treffen uns um neun vor eurem Hotel, klar?" Marc schlug Jess auf die Schulter und sie verschwanden.
[B]Kapitel zweiundsiebzig
[/B]
In ihrem Zimmer angekommen, ging Rory unter die Dusche. Während das warme Wasser auf sie herunterprasselte, legte sie ihre Hände auf den Bauch. Sie war jetzt in der 14. Woche; ihr Baby war ungefähr 7 cm groÃ, das war so in etwa die GröÃe ihres Ringfingers. Sie konnte es immer noch nicht richtig glauben, dass in ihr ein neues Leben wuchs. Und das bloÃ, weil sie und Jess miteinander geschlafen hatten. Sie war schon gespannt darauf, wann ihr Bauch runder werden würde. Wann sie ihr Baby das erste Mal spüren würde. Was es werden würde. Jess freute sich bestimmt über einen Jungen, dachte sie. Für einen kurzen Moment schoss ihr ein Bild von einem Miniatur - Jess in den Kopf, und sie musste lächeln.
SchlieÃlich drehte sie das Wasser ab, wickelte sich ein Handtuch um und ging aus dem Badezimmer. Jess lag auf dem Bett und laÃ. Lächelnd setzte sie sich zu ihm und zog ihm das Buch aus der Hand.
"Hey" Er setzte sich auf. "Das war aber echt unhöflich." Er strich ihr das feuchte Haar zurück. "Alles ok? Ich weiÃ, die Jungs müssen dir etwas hirnlos vorkommen, aber sie sind echt gute Kumpels."
Rory nickte. "Das hab ich auch bemerkt." Jess beugte sich zu ihr vor und küsste sie sanft. Sie verschränkte ihre Hände in seinem Nacken und sah ihn herausfordernd an.
"Wir haben noch drei Stunden, bevor die anderen uns abholen" Sie legte den Kopf schief. "Was sollen wir solange noch machen?" Grinsend bahnte sich Jess´ Hand unter ihr Handtuch.
"Ich wüsste da schon etwas" Langsam öffnete er das Handtuch und schob sich über sie.
Um neun holten die anderen sie ab und sie machten sich auf den Weg. Rory beobachtete Jess, während sie gingen. Sie hatte ein ungutes Gefühl bei der ganzen Sache. Zum einen wollte sie nicht, dass Jess Freunde erfuhren dass sie schwanger war. Dann hatte sie Angst, dass die Club- Luft schädlich für das Baby war. Dann bemerkte sie, dass Jess sich anders benahm als sonst. Wieder hundertprozent Bad Boy. Und einfach... anders. Sie war froh, dass Lane auch da war.
"Wo wollt ihr zuerst hin?", fragte Jess und legte seinen Arm um Rorys Schultern.
"Ins I- Max", antwortete Dan. "Da geht um diese Zeit zwar noch nichts ab, aber das ist gut für den Start."
"Man, es kommt mir wie Ewigkeiten vor, dass wir diese Tour gemacht haben", stellte Jess fest, als sie durch die Dämmerung gingen.
"Alter, werd mal nicht nostalgisch." Marc schlug ihm auf die Schulter, doch man konnte erkennen, dass auch er die alten Zeiten vermisste.
"Na komm", erwiederte Mary. "Es war schon lustiger, wo Jess noch dabei war" Sie strubbelte Jess durch die Haare.
"Hey", er schlug ihre Hand weg. "Zerstöre nicht das Kunstwerk!" Er besah sich Rory von der Seite. "Hey", sagte er leiser. "Alles ok?"
Rory sah ihn kurz an, bevor sie nickte. Was hätte sie in diesem Moment auch, vor den anderen, sagen sollen? Jess musterte sie noch kurz und küsste sie dann auf die Wange.
"Uuuuh", flötete Josh. "Jetzt wird´s versaut"
Von beiden Seiten, Dan und Sandy, bekam er wieder Schläge auf den Hinterkopf.
"Was denn?" Er rieb sich den Kopf. "Ich sag doch nur! Seid mal ehrlich, wann hatte Jess jemals ne feste Freundin? Das einzige, was er immer mit den Girls gemacht hat, war fic.... AU!" Diesmal hatte Jess ihn getroffen, aber härter als all die anderen.
"Jetzt halt doch mal die Schnauze". sagte Dan genervt. Und wandte sich an Rory. "Sorry wegen dem Idioten, der redet nur ScheiÃe. Ignorier ihn einfach." Rory nickte, sah Jess jedoch von der Seite an. Doch er wich ihrem Blick aus.
"Also, dass du noch keine Gehirnerschütterung hast verwundert mich jeden Tag aufs neue", stellte Mary verwundert fest.
"Bei welchem Gehirn denn?", knurrte Jess.
Nachdem sie im I- Max waren, zogen sie weiter ins Plasma, das schon mehr gefüllt war. Danach ging es ins Sonic. Inzwischen hatten die anderen schon einiges an Alkohol intus, auch Jess. Rory wurde immer besorgter und zog ihn nach einiger Zeit schlieÃlich zur Seite.
"Was is´ los?" Er war noch nicht betrunken, aber viel fehlte nicht mehr, das merkte sie.
"Ich weià nicht...." Sie biss sich auf die Lippen. "Ihr habt schon so viel getrunken, reicht es nicht jetzt mal?" Besorgt sah sie ihn an, aber er legte ihr nur die Hände auf die Schultern.
"Ich hab alles im Griff, entspann dich", sagte er und zog sie auf die Tanzfläche.
Doch das konnte Rory einfach nicht. Sie sah Josh, der eine nach der anderen angrub, und die anderen, die einen Drink nach dem anderen kippten, inklusive Jess. Die Zigaretten machten ebenfalls mehrmals die Runde, aber sie konnte mit Jess nicht reden. Deswegen suchte sie Lane und deute auf die Toiletten.
Als sie in den Kloräumen waren, sah Lane sie besorgt an.
"Hey, was ist denn los?"
Rory lehnte den Kopf gegen die Wand. "Ich seh´s schon kommen, irgendwas passiert noch. Die saufen sich doch das Hirn weg. Hast du gesehen, wie anders Jess sich verhält? Total anders."
Lane legte ihre Hand auf Rorys Arm. "Hey, rede mit ihm."
"Hab ich doch versucht. Er will nicht zuhören." Sie schüttelte den Kopf.
"Willst du gehen? Wir könnten einfach zurück ins Hotel, irgendwas anderes machen, was du willst."
"Nein", wiedersprach Rory. "Ich will nicht gehen, wer weiÃ, was dann passiert?"
"Na dann komm. Wenn es allzu schlimm wird, zerren wir ihn mit unseren Kräften raus!"
Das brachte Rory zum Lachen. Zufrieden hakte Lane sich bei hr ein und sie gingen wieder raus.
[B]Kapitel dreiundziebzig
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Später gingen Lane und Dave kurz vor die Tür, um "ein wenig frische Luft zu schnappen". Rory konnte sich denken, was die beiden taten und sah sich nach Jess um. Doch er war nirgends zu sehen.
"Hey, du" Sie drehte sich um und sah Josh auf sich zukommen.
"Hey" Sie wandte sich etwas von ihm ab, da seine Fahne weit ausschweifte. Doch er kam noch näher auf sie zu. Langsam wich sie Stück für Stück von ihm zurück, doch er kam immer näher. SchlieÃlich stieà sie mit dem Rücken gegen die Wand. Es gab keinen Ausweg mehr.
"WeiÃt du, ich muss dir was gestehen...... Ich steh total auf dich" Er strich ihr über die Wange, doch sie drehte den Kopf weg.
"Ach ja? Ich bin mit Jess zusammen", sagte sie deutlich und wollte an ihm vorbei, doch er hielt sie an den Schultern fest. Er drückte sie gegen die Wand.
"Josh, was willst du von mir?", fragte Rory genervt und mit leichtem Anflug von Panik. Wo war denn nur Jess?
"Nur das" Er beugte sich vor, und noch ehe Rory reagieren konnte, küsste er sie. Sie versuchte sich zu wehren, doch er war viel stärker als sie und presste sie fester gegen die Wand, während er ihre Hände festhielt. Verzweifelt versuchte Rory sich zu wehren, aber erfolglos. Sie spürte, wie seine Zunge nach Einlass suchte und tat alles, um ihn abzuwehren.
Plötzlich wurde er von ihr weggerissen. Jess stand hinter Josh und zerrte ihn von seiner Freundin weg. Bevor er noch irgendwas sagen konnte, schlug Jess ihm auch schon mit der Faust ins Gesicht.
"Reg dich ab, Alter!", versuchte Josh ihn abzuwehren, aber Jess zog ihn mit vor die Tür. Beunruhigt folgte Rory ihnen, und auch die anderen hatten die Schlägerei mitbekommen und kamen hinterher.
Als sie drauÃen ankamen, schlug Jess Josh wieder eine rein. Sie konnten das Blut aus seiner Nase strömen sehen.
"Alter, krieg dich wieder ein!" Marc und Dan versuchten, ihn Jess von Josh wegzuziehen, doch sie steckten selbst ein paar Schläge ein.
"Jess, komm runter!", versuchte Josh wieder. "Es war ja wohl nicht nur ich, was ist denn mit deiner feinen Freundin? Die ging ja wohl auch ganz schön ab!"
Ungläubig sah Rory von ihm zu Jess. "Jess, du weiÃt dass das nicht wahr ist!"
Er drehte sich wieder zu Josh, schlug ihm noch eine rein und ging dann zu Rory.
"Wir müssen reden, jetzt!" Er zog sie in eine dunkere Ecke, weg von den anderen.
"Was sollte das?", fragte Rory stirnrunzelnd.
"Was?"
"Dass du ihn direkt schlagen musstest! Hättet ihr das nicht anders klären können?"
"Rory, das hier ist New York, da redet man nicht, hier lässt du Taten sprechen, ok?" Jess verschränkte die Arme vor der Brust. Sie wusste, worum es ging.
"Jess.... Du weiÃt, dass Josh Mist erzählt hat. Du kennst mich, ich würde sowas nie tun." Er sah sie einfach nur lange an.
Doch in diesem Moment erkannte Rory etwas. Sie realisierte, wie wenig sie doch von Jess wusste. Sie wusste nichts von seiner Vergangenheit, seiner Kindheit, wie er aufgewachsen war. Wer seine Freunde gewesen waren. Seine erste Liebe. All die Dinge, die er von ihr wusste, waren für sie ein Geheimnis. Ja, er kannte sie, aber kannte sie ihn? Sie wusste nicht, wieso sie das gerade jetzt erkannte, aber es traf sie wie ein Schlag.
"Ich weiÃ, dass du nichts damit zu tun hattest. Ich... tut mir leid, dass ich gezweifelt habe", sagte Jess schlieÃlich.
[B]Kapitel vierundsiebzig
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Als sie wieder im Hotelzimmer angekommen waren, ging Jess unter die Dusche und Rory stellte sich auf den Balkon und betrachtete die Stadt. Nachdenklich sah sie den fahrenden Autos nach, beobachtete vorbeiziehende Leute. Gedankenverloren strich sie über das Geländer des Balkons.
SchlieÃlich wurde ihr kalt und sie ging wieder ins Zimmer. Dort legte sie sich ins Bett.
Nach ein paar Minuten kam Jess aus der Dusche und sah verwundert, dass sie schon im Bett lag.
"Schläfst du schon?"
Rory drehte sich auf den Rücken. "Nein."
Er legte sich zu ihr. "Alles ok?"
Sie nickte langsam. Jess beugte sich über sie und küsste sie. Zögernd lieà sie sich darauf ein. Jess schob sich mehr auf sie und öffnete den ersten Knopf ihres Oberteils, doch sie hielt seine Hand fest.
"Jess... Nicht jetzt", wehrte sie ihn ab. Verwunderd sah er sie an. "Ich... Einfach nicht jetzt, ok?" Bevor er etwas sagen konnte, drehte sie ihm den Rücken zu und legte sich auf die Seite. Vorsichtig berührte er sie an der Schulter.
"Bist du sicher, dass alles in Ordnung ist?", fragte er und strich ihr sachte über die Haare.
"Jaah", sagte sie gedehnt.
Doch Jess glaubte ihr nicht. "Ich glaub dir nicht", sagte er deswegen ohne Umschweife.
"Oh, Jess, akzeptier doch einfach, dass ich jetzt nicht mit dir schlafen will!", sagte sie gereizt. Genervt drehte er sich auf den Rücken.
"Darum geht es doch gar nicht", sagte er schlieÃlich.
"Ach ja, und worum dann? "
"Das will ich ja von dir wissen, Rory." Er drehte den Kopf zu ihr. "Warum zum Teufel bist du so angepisst?"
Sie zog sich die Decke bis zur Nase hoch. "Darum."
"Hey, komm schon. Rede mit mir."
"So wie du es immer tust?", fragte Rory leise. Jess sah sie erstaunt an. Durch den Mond und die StraÃenlaternen war ihr Zimmer zum Teil beleuchtet, und so konnte Jess das verdächtige Glitzern in Rorys Augen sehen.
"Was meinst du damit?", sagte er halb sauer, halb besorgt.
Rory setzte sich halb auf und lehnte den Kopf gegen das Kopfteil des Bettes. "Ich meine, was weià ich denn schon über dich und deine Vergangenheit? Gar nichts. Oder nur das nötigste. Warum erzählst du mir nichts? Ich bin deine Freundin, verdammt! Das gehört dazu, dafür bin ich doch da, man erzählt seiner Freundin was los ist!" Ihre Tränen flossen über ihre Wangen, obwohl sie es gar nicht so recht wollte.
Jess sah sie mit groÃen Augen an. "Hey, was ist denn plötzlich mit dir los? Du weiÃt doch dass ich nicht gerne über meine Vergangenheit rede, denn wie der Name schon sagt, sie ist Vergangenheit."
Rorys Tränen strömten weiter über ihr Wangen. Vorsichtig streckte Jess seinen Arm aus und strich Rory über den Kopf. Schluchzend sank sie auf seine Brust. Unsicher, was er tun sollte, schlang Jess die Arme um seine Freundin und hielt sie einfach nur fest, während sie sich heulend an ihn krallte.