12.12.2005, 22:27
[B]Kapitel fünfundsiebzig
[/B]Die Sonne schien ins Zimmer und warf ihre Strahlen auf Rory und Jess. Er wachte langsam auf, öffnete verschlafen die Augen und sah sich desorientiert um. Dann bemerkte er Rory, die auf ihm lag und es ihm unmöglich machte, aufzustehen. Seufzend fuhr er ihr sachte und langsam mit den Fingerspitzen über den Rücken. Als er an die voherige Nacht dachte, schüttelte er den Kopf. Er hatte Rory noch nie so weinen gesehen. Und er wusste noch nicht mal, woran es lag.
"Hey, Kleine", flüsterte er und strich ihr etwas fester über den Rücken. "Aufwachen." Langsam rührte sich Rory, hielt aber die Augen geschlossen.
"Hey", versuchte Jess es wieder. "Rory... Frühstück?" Sie brummte nur. Sanft strich er ihr das Haar aus dem Gesicht und hielt inne. Sie fühlte sich wärmer an als normal. Verwundert legte er seine Hand auf ihre Stirn und fühlte, dass sie Fieber hatte. Vorsichtig rutschte er unter ihr weg und kniete sich vor das Bett.
"Rory", sagte er. Langsam öffnete sie die Augen und sah ihn mit gerunzelter Stirn an.
"Mein Kopf", stöhnte sie und hob die Hand zur Stirn, lieà sie auf dem Weg dorthin jedoch mit schmerzverzerrtem Gesicht sinken.
"Bewegt dich nicht", sagte Jess etwas hilflos, stand auf und drehte sich im Zimmer. "Ich...." Sein Blick fiel auf den kleinen Tisch, auf dem Gläser standen. "Ich hol dir ein Glas Wasser." Es klopfte an der Tür und er stellte das Glas auf dem Nachttisch ab. Vor der Tür standen Lane und Dave.
"Hey ihr Schlafmützen, wir warten schon seit Ewigkeiten auf euch!" Dave hielt inne, als er sah, dass Rory im Bett lag und Jess nur Boxershorts und T- Shirt anhatte. "Habt ihr echt noch geschlafen?"
Jess wiegte den Kopf. "War ein bisschen spät gestern. Kommt rein."
"Hast du ein blaues Auge?", fragte Lane, als sie und Dave hinter ihm herkamen.
"Nee, ich steh auf Make - Up", erwiederte Jess und hockte sich wieder vor das Bett. "Wie geht´s dir?", fragte er Rory und gab ihr das Wasser. Vorsichtig trank sie einen Schluck und gab es ihm dann zurück.
Lane setzte sich zu ihr aufs Bett. "Was hast du?", fragte sie besorgt. Rory setze sich halb auf.
"Mein Kopf fühlt sich an, als ob er platzt", stöhnte sie. "Und ich glaub, ich hab Fieber."
Lane fühlte ihr die Stirn und nickte. "Habt ihr hier Aspirin?", fragte sie.
Jess nickte und stand auf, um es zu holen.
"Geht das denn bei - Schwangerschaften?", fragte Lane vorsichtig. Sie war immer noch nicht so recht an das Wort in Zusammenhang mit Rory gewöhnt. Ihr zuliebe zeigte sie es natürlich nicht, aber sie war besorgt um Rory. Nicht nur jetzt, wo sie krank war, sondern einfach im Allgemeinem. Sie hatte zwar generell nichts gegen Jess, aber warscheinlich war das normal für eine beste Freundin, sich zu sorgen.
Jess las den Beipackzettel. "Also, da steht: Bla, bla, bla, wirkt bei Fieber und Schmerzen, nicht anzuwenden bei bla, bla, bla, ... hier: in den letzen drei Monaten der Schwangerschaft. Soweit bist du ja wohl noch nicht." Er gab ihr eine der weiÃen Tabletten.
"Versuch, wieder zu schlafen", schlug Jess vor. "Ich muss kurz weg" Langsam lieà Rory sich wieder in die Kissen sinken.
"Wohin denn?", fragte sie und schloss die Augen.
Jess zögerte. Er wollte es ihr nicht sagen, weil sie sonst mitkommen wollen würde oder ihn hindern würde. "Weg", startete er deswegen einen lächerlichen Versuch, in der Hoffnung, sie würde nicht weiterfragen.
"Wohin?", fragte sie wieder.
"Ich muss noch was mit Josh klären", sagte er langsam und wartete auf die Reaktion seiner Freundin. Prompt richtete sich Rory auf und sah ihn an.
"Ich komm mit!", sagte sie bestimmt. "Sonst schlagt ihr euch doch die Köpfe ein!"
Aber Jess schüttelte den Kopf. "Nope. Du bleibst hier." Als er Rorys Gesichtsausdruck sah, fügte er noch hinzu: "Mach dir keine Sorgen, ich schlag ihn schon nicht. Solange er mir keinen Grund dafür gibt...."
"Jess!"
Jess lachte. "Reg dich ab. Sowas nennt man einen Scherz."
"Ich lach mich tot." Schmollend zog Rory die Bettdecke bis zum Kinn hoch und sah Lane fragend an. "Was macht ihr heute noch?"
"Also, ich lass dich nicht krank alleine!", sagte Lane und verschränkte bestimmend die Arme.
"Dann geh ich mit Jess mit", bot Dave an.
Erstaunt warf Jess ihm einen Blick zu. "Als Wachhund?"
"Als Freund, ... wenn du willst", antwortete Dave und sah amüsiert den leicht perplexen Jess an.
"Oh... Na dann." Er küsste Rory zum Abschied auf die Wange und machte sich dann mit Dave auf den Weg.
"Ist das nicht cool?", quitschte Lane, sobald die beiden draussen waren. "Jetzt haben wir mal unsere Ruhe, und können in Ruhe reden, oder was auch immer du machen willst." Sie schmiss sich neben Rory auf Bett und sah sie an.
"Mir ist es auch egal. Lass uns einfach quatschen, ich kann sowieso nicht schlafen, wenn ich nicht weiÃ, was Jess jetzt mit Josh anstellt." Sie konnte den besorgten Ausdruck nicht von ihrem Gesicht verbannen.
"Hey", sie legte ihr eine Hand auf den Arm. "Dave ist doch dabei. Und es war doch süÃ, dass er dich nur beschützen wollte. Ich meine, an seiner Stelle hätte ich Josh auch geschlagen." Rory lächelte sie an.
"Ist dir klar, dass du gerade Jess verteidigst?"
"Ja, aber ich meine,... so schlimm ist er ja auch nicht. Das sieht man schon, wenn er mit dir redet, dich ansieht. Auch wenn er es nicht zeigen will, ... er ist total verliebt in dich."
Nach einer Viertelstunde ging es Rory etwas besser. Die Aspirin hatte gewirkt und sie und Lane saÃen im Bett und lachten und redeten über alles, was ihnen einfiel.
"Und mit Dave und dir läuft es noch immer so gut?", fragte Rory nach einiger Zeit.
Lane nickte. "Wir geniessen die Zeit, die uns noch bleibt." Sofort stellte sich wieder der traurige Ausdruck auf ihr Gesicht, den Rory noch nie bei ihr gesehen hatte, bis jetzt, wo Dave davor stand, am anderem Ende des Landes zu studieren.
"Hey, es gibt Leute, bei denen eine Fernbeziehung funktioniert hat", versuchte Rory, sie aufzumuntern.
"Aber du glaubst nicht dran, oder?"
"Nun ja, ... " Rory kam in Bedrängnis. "Ich hatte noch nie eine Fernbeziehung, deswegen weià ich es nicht. Ich war mit Dean kurz davor wegen Harvard, und dann mit Jess wegen Yale, bis ..." Beim Gedanken an die Uni und das Leben, was sie hätte leben können, stockte sie.
"Hast du eigentlich noch Kontakt zu Dean?", fragte Lane, um Rory abzulenken.
Diese wiegte den Kopf. "Es geht. Seit der Hochzeit nicht mehr so richtig. Was ich eigentlich schade finde, immerhin war er mein erster fester Freund, und ich habe mit ihm so viel erlebt, bis auf ..." Sie unterbrach sich und dachte nach. Mit Dean hatte sie nie geschlafen. Sie hatten auch nicht darüber gesprochen, es war einfach nie passiert. Warum eigentlich?, fragte sie sich. Vielleicht war sie ja nicht dafür bereit gewesen. Aber bei Jess, da war sie es gewesen. Für ihn hatte sie schon immer stärkere Gefühle gehabt als für Dean. Was auch gut so war. Sie war glücklich mit Jess, selbst wenn es manchmal kompliziert war. Aber warum hatte sie dann gestern so plötzlich geweint?
Lane holte sie aus ihren Gedanken zurück. "Hey, worüber denkst du nach?"
"Ich dachte nur gerade, ... ich weià auch nicht, Lane. Ich verändere mich. Ich denke über Dinge nach, die ... Ich dachte nur gerade, dass ich mit Jess glücklicher bin als mit Dean. Ich mein, ich habe ihn geliebt, aber für Jess empfinde ich mehr."
"Aber das ist doch gut, oder? Ich meine, dass du Jess liebst. Aber warum veränderst du dich? Ich meine, wie?"
Rory dachte nach. "Gestern, nachdem Josh mich geküsst und Jess sich mit ihm geprügelt hat, ist mir aufgefallen, wie wenig ich ja von Jess weiÃ. Ich mein, von seiner Vergangenheit. Das ist immer ein Problem für mich, oder besser gesagt, ein Punkt zwischen uns beiden. Er redet einfach nicht darüber. Ich meine, er sagt immer, wie schreklich es damals war, und dass das ja Vergangeheit ist, aber ich will ihm helfen, darüber hinwegzukommen, aber wie kann ich dass, wenn er mir nichts erzählt? Und dann ist das gestern irgendwie aus mir herausgebrochen, und ich hab wahnsinnig angefangen zu weinen. Und da war er dann ganz süÃ, weiÃt du, er hat mich in den Arm genommen und getröstet, so lange, bis ich eingeschlafen bin. Die Schwangerschaft verändert mich. Ich werde irgendwie ... emotianaler. Kleine Dinge machen mich schneller fertig. Ich meine, ich weiÃ, dass das an den Hormonen liegt, aber nur aus der Therorie, und es in Praxis zu erfahren, ist dann doch irgendwie erschreckend. Es macht mir bewusst, wie wenig ich auf so etwas vorbereitet bin, und wie sehr ich Jess jetzt brauche."
"Hey ... Er ist doch da für dich. Er hat es dir versprochen, er bleibt bei dir. Ich mein, ein Baby ist etwas anderes als wenn er dein Auto verschrottet. Er kann vor seinem Kind nicht wegrennen." Lane war etwas überfordert mit der Situation und nahm Rory deswegen einfach kurzerhand in den Arm. Als sie sich voneinander lösten, lächelte Rory.
"Danke, dass du da bist", sagte sie einfach nur.
Kapitel sechsundsiebzig
"Hey, Alter!", wurden Jess und Dave begrüÃt, als sie die anderen am Strand, ihrem alten Stammplatz, gefunden hatten. "Haste dich wieder abgeregt?"
Jess nickte. "Das kann sich aber wieder ganz schnell wieder ändern, also reizt mich nicht. Ich will nur kurz mit Josh reden." Sandy zeigte ihm, wo Josh war und er machte sich auf den Weg, während Dave wartete.
"Na, du hast ja ein schönes Veilchen", sagte Jess zur BegrüÃung. Josh sah ihn an.
"Du ja auch!" Er musterte ihn. "Hey, wegen gestern, es tut mir leid. Du weiÃt, Alkohol und schöne Frauen ..."
"Keine gute Mischung bei dir", beendete Jess den Satz. Er kannte Josh einfach zu gut. "Ist ok. AuÃerdem wollt ich dir schon immer mal eine reinhauen." Er grinste, Josh ebenfalls.
Gegen Abend kamen die beiden wieder und fanden Rory und Lane schlafend vor. Grinsend blieben sie vor dem Bett stehen.
"Jetzt sieh dir das an", sagte Dave kopfschüttelnd. "Wie können die so früh schon schlafen?"
"Ich habe keine Ahnung", lachte Jess. "Sollen wir sie wecken?"
Dave wiegte den Kopf. "Ich weià nicht. Wie wäre es, wenn wir was zu essen holen, meinetwegen ein paar Filme, und wenn wir wieder da sind und sie immer noch schlafen, dann wecken wir sie, ok?"
Als sie wieder kamen, war Lane inzwischen wach.
"Hey ihr beiden", murmelte sie verschlafen und richtete sich auf. Dave kam zu ihr und küsste sie.
"Habt ihr die ganze Zeit nur geschlafen?", fragte er und verkniff sich das Lachen.
"Nein!", kam auch prompt die entrüstete Antwort. "Wir haben nur ein kleines Nickerchen zwischendurch gehalten."
"Ja, das haben wir gesehen!" Jess hockte sich vor die schlafende Rory und strich ihr über die Nase. "Hey, du." Langsam öffnete Rory die Augen und sah direkt in Jess´ grinsendes Gesicht. "Naah, ausgeschlafen?"
Brummend richtete sie sich auf und sah Lane an, die etwas zerzaust aussah. "Hast du auch geschlafen?", fragte sie erstaunt. Lane nickte und fing an zu lachen. "Na, das ist ja sehr Rock ´n Roll" Neugierig sah sie die Tüten, die beide trugen. "Was habt ihr denn da?"
"Wie dachten, da wir ja hier einen DVD Player haben, könnten wir ein paar DVDs ausleihen und haben auch noch was zu essen geholt."
Rorys Gesicht hellte sich auf. "Essen? Klingt gut, ich bin am verhungern. Was denn? Hoffentlich nichts gesundes, das würde ich jetzt nicht vertragen. Ich brauch was ungesundes!" Die anderen sahen sie verwundert an. "Hey, ich bin schwanger, da darf ich das!", verteidigte sie sich.
"Ist der Dame Chinesich recht?", fragte Dave und legte die Schachteln aufs Bett.
"Ja, vorzüglich!" Rory grinste. "Welche DVDs habt ihr mitgebracht?"
Jess ging zum Fernseher und legte die DVDs daneben. "Also, wir wussten ja nicht, was ihr wollt, deswegen haben wir eine kleine Auswahl. Hier ist Sid & Nancy, The Ring 1 und 2, Pulp Fiction, Blue Crush, Billie Jack und zuguterletzt Almost Famous."
"War ja klar.", sagte Rory nur, als der Vorspann von Almost Famous zuerst lief. Sie quetschen sich zu viert auf das Bett und fingen an, zu essen und zu gucken.
Kapitel siebenundsiebzig
"Na, noch wach ihr beiden?", fragte Jess am Ende des Films.
"Haha", antworteten Rory und Lane. "Leg mal lieber den nächsten Film ein!", sagte Rory. Seufzend stand Jess auf und legte den nächsten ein. "Ich hoffe, ihr seid keine Weicheier", sagte er, als er sich wieder neben Rory setzte und der Film anfing.
"Wieso, welcher ist es denn?", fragte Rory, als ein Efeu bewachsenes Haus gezeigt wurde und Amber Tamblyn sich über das Verschwinden ihrer Gehirnzellen beim Fernsehen beklagte. "Oh, nicht The Ring!", quitschte Rory erschrocken. "Ich hasse den!"
"Wieso, hast du den schonmal gesehen?", fragte Dave.
"Nur die ersten zehn Minuten, dann hab ich ausgemacht. Ich sag euch, Mum hat sich eine Woche lang über mich lustig gemacht."
"Ich muss sagen, ich hasse Horrorfilme auch!" Lane rutschte näher an Dave.
Während der ersten Viertelstunde hielten sich Rory und Lane einigermaÃen tapfer. Doch als sie das Video, nachdem man nur noch sieben Tage zu Leben hatte, zum ersten Mal sahen, klingelte exakt danach das Telefon. Erschrocken schrien Lane und Rory auf.
Belustigt ging Jess ran und erstarrte. Erschrocken reichte er Rory den Hörer, den sie mit angstvollem Gesicht entgegen nahm.
"Hallo?", wimmerte sie leise.
"Hey SüÃe, ich bin´s. Was ist? Du klingst so ängstlich, hast du was gemacht, was ich nicht machen würde?", lachte Lorelai am anderen Ende. Wütend schlug Rory Jess auf den Arm, der sie breit angrinste.
"Nein, alles Ok. Jess ist nur gerade ein Idiot."
"Also nichts neues. Ich wollte nur mal hören, wie es euch geht."
"Ganz gut, aber kann ich dich morgen anrufen? Wir gucken uns gerade Filme an und ich will die anderen nicht langweilen."
Nachdem sie aufgelegt hatte, schlug sie Jess wieder. "Du Idiot! WeiÃt du, was ich für Angst hatt?" Jess grinste nur weiter und lieà den Film weiter laufen.
Bei der nächsten gruseligen Stelle schrien Lane und Rory wieder auf und Rory vergrub den Kopf in Jess´ Hemd.
"Hey", lachend strich er ihr über den Kopf. "So gruselig ist das nun auch nicht."
"Doch!", wimmerte Rory verängstigt.
"Seit wann bist du so ängstlich?", fragte Jess jetzt verwundert. Er konnte verstehen, dass manche Szenen gruselig waren, aber so sehr?
"Ich bin halt im Moment empfindlich", murmelte sie in sein Hemd. Jess tauschte Blicke mit den anderen beiden, die die Schultern zuckten und ihm auffordernd ansahen. SchlieÃlich zog er Rory etwas auf sich und legte einen Arm um ihre Schultern.
"Na komm, es wartet noch Teil zwei auf uns, also halte durch." Er strich ihr über den Arm und gab ihr einen Kuss auf die Wange. "Aber der ist wirklich mies, da hast du nicht viel zu befürchten."
Nachdem auch The Ring zwei absolviert war, sahen sie Sid & Nancy. Da Lane und Rory danach zu müde waren, um weiter zu sehen, verschoben sie die anderen Filme auf den nächsten Abend.
[/B]Die Sonne schien ins Zimmer und warf ihre Strahlen auf Rory und Jess. Er wachte langsam auf, öffnete verschlafen die Augen und sah sich desorientiert um. Dann bemerkte er Rory, die auf ihm lag und es ihm unmöglich machte, aufzustehen. Seufzend fuhr er ihr sachte und langsam mit den Fingerspitzen über den Rücken. Als er an die voherige Nacht dachte, schüttelte er den Kopf. Er hatte Rory noch nie so weinen gesehen. Und er wusste noch nicht mal, woran es lag.
"Hey, Kleine", flüsterte er und strich ihr etwas fester über den Rücken. "Aufwachen." Langsam rührte sich Rory, hielt aber die Augen geschlossen.
"Hey", versuchte Jess es wieder. "Rory... Frühstück?" Sie brummte nur. Sanft strich er ihr das Haar aus dem Gesicht und hielt inne. Sie fühlte sich wärmer an als normal. Verwundert legte er seine Hand auf ihre Stirn und fühlte, dass sie Fieber hatte. Vorsichtig rutschte er unter ihr weg und kniete sich vor das Bett.
"Rory", sagte er. Langsam öffnete sie die Augen und sah ihn mit gerunzelter Stirn an.
"Mein Kopf", stöhnte sie und hob die Hand zur Stirn, lieà sie auf dem Weg dorthin jedoch mit schmerzverzerrtem Gesicht sinken.
"Bewegt dich nicht", sagte Jess etwas hilflos, stand auf und drehte sich im Zimmer. "Ich...." Sein Blick fiel auf den kleinen Tisch, auf dem Gläser standen. "Ich hol dir ein Glas Wasser." Es klopfte an der Tür und er stellte das Glas auf dem Nachttisch ab. Vor der Tür standen Lane und Dave.
"Hey ihr Schlafmützen, wir warten schon seit Ewigkeiten auf euch!" Dave hielt inne, als er sah, dass Rory im Bett lag und Jess nur Boxershorts und T- Shirt anhatte. "Habt ihr echt noch geschlafen?"
Jess wiegte den Kopf. "War ein bisschen spät gestern. Kommt rein."
"Hast du ein blaues Auge?", fragte Lane, als sie und Dave hinter ihm herkamen.
"Nee, ich steh auf Make - Up", erwiederte Jess und hockte sich wieder vor das Bett. "Wie geht´s dir?", fragte er Rory und gab ihr das Wasser. Vorsichtig trank sie einen Schluck und gab es ihm dann zurück.
Lane setzte sich zu ihr aufs Bett. "Was hast du?", fragte sie besorgt. Rory setze sich halb auf.
"Mein Kopf fühlt sich an, als ob er platzt", stöhnte sie. "Und ich glaub, ich hab Fieber."
Lane fühlte ihr die Stirn und nickte. "Habt ihr hier Aspirin?", fragte sie.
Jess nickte und stand auf, um es zu holen.
"Geht das denn bei - Schwangerschaften?", fragte Lane vorsichtig. Sie war immer noch nicht so recht an das Wort in Zusammenhang mit Rory gewöhnt. Ihr zuliebe zeigte sie es natürlich nicht, aber sie war besorgt um Rory. Nicht nur jetzt, wo sie krank war, sondern einfach im Allgemeinem. Sie hatte zwar generell nichts gegen Jess, aber warscheinlich war das normal für eine beste Freundin, sich zu sorgen.
Jess las den Beipackzettel. "Also, da steht: Bla, bla, bla, wirkt bei Fieber und Schmerzen, nicht anzuwenden bei bla, bla, bla, ... hier: in den letzen drei Monaten der Schwangerschaft. Soweit bist du ja wohl noch nicht." Er gab ihr eine der weiÃen Tabletten.
"Versuch, wieder zu schlafen", schlug Jess vor. "Ich muss kurz weg" Langsam lieà Rory sich wieder in die Kissen sinken.
"Wohin denn?", fragte sie und schloss die Augen.
Jess zögerte. Er wollte es ihr nicht sagen, weil sie sonst mitkommen wollen würde oder ihn hindern würde. "Weg", startete er deswegen einen lächerlichen Versuch, in der Hoffnung, sie würde nicht weiterfragen.
"Wohin?", fragte sie wieder.
"Ich muss noch was mit Josh klären", sagte er langsam und wartete auf die Reaktion seiner Freundin. Prompt richtete sich Rory auf und sah ihn an.
"Ich komm mit!", sagte sie bestimmt. "Sonst schlagt ihr euch doch die Köpfe ein!"
Aber Jess schüttelte den Kopf. "Nope. Du bleibst hier." Als er Rorys Gesichtsausdruck sah, fügte er noch hinzu: "Mach dir keine Sorgen, ich schlag ihn schon nicht. Solange er mir keinen Grund dafür gibt...."
"Jess!"
Jess lachte. "Reg dich ab. Sowas nennt man einen Scherz."
"Ich lach mich tot." Schmollend zog Rory die Bettdecke bis zum Kinn hoch und sah Lane fragend an. "Was macht ihr heute noch?"
"Also, ich lass dich nicht krank alleine!", sagte Lane und verschränkte bestimmend die Arme.
"Dann geh ich mit Jess mit", bot Dave an.
Erstaunt warf Jess ihm einen Blick zu. "Als Wachhund?"
"Als Freund, ... wenn du willst", antwortete Dave und sah amüsiert den leicht perplexen Jess an.
"Oh... Na dann." Er küsste Rory zum Abschied auf die Wange und machte sich dann mit Dave auf den Weg.
"Ist das nicht cool?", quitschte Lane, sobald die beiden draussen waren. "Jetzt haben wir mal unsere Ruhe, und können in Ruhe reden, oder was auch immer du machen willst." Sie schmiss sich neben Rory auf Bett und sah sie an.
"Mir ist es auch egal. Lass uns einfach quatschen, ich kann sowieso nicht schlafen, wenn ich nicht weiÃ, was Jess jetzt mit Josh anstellt." Sie konnte den besorgten Ausdruck nicht von ihrem Gesicht verbannen.
"Hey", sie legte ihr eine Hand auf den Arm. "Dave ist doch dabei. Und es war doch süÃ, dass er dich nur beschützen wollte. Ich meine, an seiner Stelle hätte ich Josh auch geschlagen." Rory lächelte sie an.
"Ist dir klar, dass du gerade Jess verteidigst?"
"Ja, aber ich meine,... so schlimm ist er ja auch nicht. Das sieht man schon, wenn er mit dir redet, dich ansieht. Auch wenn er es nicht zeigen will, ... er ist total verliebt in dich."
Nach einer Viertelstunde ging es Rory etwas besser. Die Aspirin hatte gewirkt und sie und Lane saÃen im Bett und lachten und redeten über alles, was ihnen einfiel.
"Und mit Dave und dir läuft es noch immer so gut?", fragte Rory nach einiger Zeit.
Lane nickte. "Wir geniessen die Zeit, die uns noch bleibt." Sofort stellte sich wieder der traurige Ausdruck auf ihr Gesicht, den Rory noch nie bei ihr gesehen hatte, bis jetzt, wo Dave davor stand, am anderem Ende des Landes zu studieren.
"Hey, es gibt Leute, bei denen eine Fernbeziehung funktioniert hat", versuchte Rory, sie aufzumuntern.
"Aber du glaubst nicht dran, oder?"
"Nun ja, ... " Rory kam in Bedrängnis. "Ich hatte noch nie eine Fernbeziehung, deswegen weià ich es nicht. Ich war mit Dean kurz davor wegen Harvard, und dann mit Jess wegen Yale, bis ..." Beim Gedanken an die Uni und das Leben, was sie hätte leben können, stockte sie.
"Hast du eigentlich noch Kontakt zu Dean?", fragte Lane, um Rory abzulenken.
Diese wiegte den Kopf. "Es geht. Seit der Hochzeit nicht mehr so richtig. Was ich eigentlich schade finde, immerhin war er mein erster fester Freund, und ich habe mit ihm so viel erlebt, bis auf ..." Sie unterbrach sich und dachte nach. Mit Dean hatte sie nie geschlafen. Sie hatten auch nicht darüber gesprochen, es war einfach nie passiert. Warum eigentlich?, fragte sie sich. Vielleicht war sie ja nicht dafür bereit gewesen. Aber bei Jess, da war sie es gewesen. Für ihn hatte sie schon immer stärkere Gefühle gehabt als für Dean. Was auch gut so war. Sie war glücklich mit Jess, selbst wenn es manchmal kompliziert war. Aber warum hatte sie dann gestern so plötzlich geweint?
Lane holte sie aus ihren Gedanken zurück. "Hey, worüber denkst du nach?"
"Ich dachte nur gerade, ... ich weià auch nicht, Lane. Ich verändere mich. Ich denke über Dinge nach, die ... Ich dachte nur gerade, dass ich mit Jess glücklicher bin als mit Dean. Ich mein, ich habe ihn geliebt, aber für Jess empfinde ich mehr."
"Aber das ist doch gut, oder? Ich meine, dass du Jess liebst. Aber warum veränderst du dich? Ich meine, wie?"
Rory dachte nach. "Gestern, nachdem Josh mich geküsst und Jess sich mit ihm geprügelt hat, ist mir aufgefallen, wie wenig ich ja von Jess weiÃ. Ich mein, von seiner Vergangenheit. Das ist immer ein Problem für mich, oder besser gesagt, ein Punkt zwischen uns beiden. Er redet einfach nicht darüber. Ich meine, er sagt immer, wie schreklich es damals war, und dass das ja Vergangeheit ist, aber ich will ihm helfen, darüber hinwegzukommen, aber wie kann ich dass, wenn er mir nichts erzählt? Und dann ist das gestern irgendwie aus mir herausgebrochen, und ich hab wahnsinnig angefangen zu weinen. Und da war er dann ganz süÃ, weiÃt du, er hat mich in den Arm genommen und getröstet, so lange, bis ich eingeschlafen bin. Die Schwangerschaft verändert mich. Ich werde irgendwie ... emotianaler. Kleine Dinge machen mich schneller fertig. Ich meine, ich weiÃ, dass das an den Hormonen liegt, aber nur aus der Therorie, und es in Praxis zu erfahren, ist dann doch irgendwie erschreckend. Es macht mir bewusst, wie wenig ich auf so etwas vorbereitet bin, und wie sehr ich Jess jetzt brauche."
"Hey ... Er ist doch da für dich. Er hat es dir versprochen, er bleibt bei dir. Ich mein, ein Baby ist etwas anderes als wenn er dein Auto verschrottet. Er kann vor seinem Kind nicht wegrennen." Lane war etwas überfordert mit der Situation und nahm Rory deswegen einfach kurzerhand in den Arm. Als sie sich voneinander lösten, lächelte Rory.
"Danke, dass du da bist", sagte sie einfach nur.
Kapitel sechsundsiebzig
"Hey, Alter!", wurden Jess und Dave begrüÃt, als sie die anderen am Strand, ihrem alten Stammplatz, gefunden hatten. "Haste dich wieder abgeregt?"
Jess nickte. "Das kann sich aber wieder ganz schnell wieder ändern, also reizt mich nicht. Ich will nur kurz mit Josh reden." Sandy zeigte ihm, wo Josh war und er machte sich auf den Weg, während Dave wartete.
"Na, du hast ja ein schönes Veilchen", sagte Jess zur BegrüÃung. Josh sah ihn an.
"Du ja auch!" Er musterte ihn. "Hey, wegen gestern, es tut mir leid. Du weiÃt, Alkohol und schöne Frauen ..."
"Keine gute Mischung bei dir", beendete Jess den Satz. Er kannte Josh einfach zu gut. "Ist ok. AuÃerdem wollt ich dir schon immer mal eine reinhauen." Er grinste, Josh ebenfalls.
Gegen Abend kamen die beiden wieder und fanden Rory und Lane schlafend vor. Grinsend blieben sie vor dem Bett stehen.
"Jetzt sieh dir das an", sagte Dave kopfschüttelnd. "Wie können die so früh schon schlafen?"
"Ich habe keine Ahnung", lachte Jess. "Sollen wir sie wecken?"
Dave wiegte den Kopf. "Ich weià nicht. Wie wäre es, wenn wir was zu essen holen, meinetwegen ein paar Filme, und wenn wir wieder da sind und sie immer noch schlafen, dann wecken wir sie, ok?"
Als sie wieder kamen, war Lane inzwischen wach.
"Hey ihr beiden", murmelte sie verschlafen und richtete sich auf. Dave kam zu ihr und küsste sie.
"Habt ihr die ganze Zeit nur geschlafen?", fragte er und verkniff sich das Lachen.
"Nein!", kam auch prompt die entrüstete Antwort. "Wir haben nur ein kleines Nickerchen zwischendurch gehalten."
"Ja, das haben wir gesehen!" Jess hockte sich vor die schlafende Rory und strich ihr über die Nase. "Hey, du." Langsam öffnete Rory die Augen und sah direkt in Jess´ grinsendes Gesicht. "Naah, ausgeschlafen?"
Brummend richtete sie sich auf und sah Lane an, die etwas zerzaust aussah. "Hast du auch geschlafen?", fragte sie erstaunt. Lane nickte und fing an zu lachen. "Na, das ist ja sehr Rock ´n Roll" Neugierig sah sie die Tüten, die beide trugen. "Was habt ihr denn da?"
"Wie dachten, da wir ja hier einen DVD Player haben, könnten wir ein paar DVDs ausleihen und haben auch noch was zu essen geholt."
Rorys Gesicht hellte sich auf. "Essen? Klingt gut, ich bin am verhungern. Was denn? Hoffentlich nichts gesundes, das würde ich jetzt nicht vertragen. Ich brauch was ungesundes!" Die anderen sahen sie verwundert an. "Hey, ich bin schwanger, da darf ich das!", verteidigte sie sich.
"Ist der Dame Chinesich recht?", fragte Dave und legte die Schachteln aufs Bett.
"Ja, vorzüglich!" Rory grinste. "Welche DVDs habt ihr mitgebracht?"
Jess ging zum Fernseher und legte die DVDs daneben. "Also, wir wussten ja nicht, was ihr wollt, deswegen haben wir eine kleine Auswahl. Hier ist Sid & Nancy, The Ring 1 und 2, Pulp Fiction, Blue Crush, Billie Jack und zuguterletzt Almost Famous."
"War ja klar.", sagte Rory nur, als der Vorspann von Almost Famous zuerst lief. Sie quetschen sich zu viert auf das Bett und fingen an, zu essen und zu gucken.
Kapitel siebenundsiebzig
"Na, noch wach ihr beiden?", fragte Jess am Ende des Films.
"Haha", antworteten Rory und Lane. "Leg mal lieber den nächsten Film ein!", sagte Rory. Seufzend stand Jess auf und legte den nächsten ein. "Ich hoffe, ihr seid keine Weicheier", sagte er, als er sich wieder neben Rory setzte und der Film anfing.
"Wieso, welcher ist es denn?", fragte Rory, als ein Efeu bewachsenes Haus gezeigt wurde und Amber Tamblyn sich über das Verschwinden ihrer Gehirnzellen beim Fernsehen beklagte. "Oh, nicht The Ring!", quitschte Rory erschrocken. "Ich hasse den!"
"Wieso, hast du den schonmal gesehen?", fragte Dave.
"Nur die ersten zehn Minuten, dann hab ich ausgemacht. Ich sag euch, Mum hat sich eine Woche lang über mich lustig gemacht."
"Ich muss sagen, ich hasse Horrorfilme auch!" Lane rutschte näher an Dave.
Während der ersten Viertelstunde hielten sich Rory und Lane einigermaÃen tapfer. Doch als sie das Video, nachdem man nur noch sieben Tage zu Leben hatte, zum ersten Mal sahen, klingelte exakt danach das Telefon. Erschrocken schrien Lane und Rory auf.
Belustigt ging Jess ran und erstarrte. Erschrocken reichte er Rory den Hörer, den sie mit angstvollem Gesicht entgegen nahm.
"Hallo?", wimmerte sie leise.
"Hey SüÃe, ich bin´s. Was ist? Du klingst so ängstlich, hast du was gemacht, was ich nicht machen würde?", lachte Lorelai am anderen Ende. Wütend schlug Rory Jess auf den Arm, der sie breit angrinste.
"Nein, alles Ok. Jess ist nur gerade ein Idiot."
"Also nichts neues. Ich wollte nur mal hören, wie es euch geht."
"Ganz gut, aber kann ich dich morgen anrufen? Wir gucken uns gerade Filme an und ich will die anderen nicht langweilen."
Nachdem sie aufgelegt hatte, schlug sie Jess wieder. "Du Idiot! WeiÃt du, was ich für Angst hatt?" Jess grinste nur weiter und lieà den Film weiter laufen.
Bei der nächsten gruseligen Stelle schrien Lane und Rory wieder auf und Rory vergrub den Kopf in Jess´ Hemd.
"Hey", lachend strich er ihr über den Kopf. "So gruselig ist das nun auch nicht."
"Doch!", wimmerte Rory verängstigt.
"Seit wann bist du so ängstlich?", fragte Jess jetzt verwundert. Er konnte verstehen, dass manche Szenen gruselig waren, aber so sehr?
"Ich bin halt im Moment empfindlich", murmelte sie in sein Hemd. Jess tauschte Blicke mit den anderen beiden, die die Schultern zuckten und ihm auffordernd ansahen. SchlieÃlich zog er Rory etwas auf sich und legte einen Arm um ihre Schultern.
"Na komm, es wartet noch Teil zwei auf uns, also halte durch." Er strich ihr über den Arm und gab ihr einen Kuss auf die Wange. "Aber der ist wirklich mies, da hast du nicht viel zu befürchten."
Nachdem auch The Ring zwei absolviert war, sahen sie Sid & Nancy. Da Lane und Rory danach zu müde waren, um weiter zu sehen, verschoben sie die anderen Filme auf den nächsten Abend.