Herbstzeitlose
#9

Okay... Dank dir seh ich jetzt wirklich so aus :o :laugh: Vielen, vielen Dank für dieses wunderbare FB, Zwergin Heart

5. Sich verliern' heißt sich befrein'

„Kleines, ich glaub ich hab eine Überraschung für dich...“ Lächelnd öffnete Mark die Tür zu ihrem Zimmer, trat zu ihr ans Bett. Er vermisste die Zeiten, in denen er nur klopfen musste, und sie ihm schon entgegen gelaufen kam, stets mit einem Lächeln auf den Lippen. Und nun? Nun lag sie einfach nur da, ohne eine Reaktion zu zeigen. Zwei Jahre war sie nun schon hier, und vor elf Monaten war alles anders geworden. Sie hatte sich so sehr verändert... Es tat unglaublich weh, sie zu sehen, nichts tun zu können... Es war, als wäre sie in einer Art Trance gefangen. Er strich ihr vorsichtig eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Draußen wartet jemand auf dich... Soll ich sie holen?“
Stille. Mark seufzte leise. „Ich... ich bring sie rein...“, meinte er und wandte sich um. Wenige Minuten später brachte er langsam eine junge Frau in den Raum. Vorsichtig hatte er einen Arm um ihre Hüften geschlungen, um sie zu stützen, denn sie zitterte so sehr, dass sie drohte, jeden Moment zu fallen.
Schlagartig sprang Katja auf, lief ihr entgegen und fiel ihr um den Hals. Tränen liefen unaufhörlich ihre Wangen hinab, leise schluchzend brachte sie ihre beste Freundin zu ihrem Bett, half ihr behutsam, sich zu setzen. „Hey, Kleine...“, flüsterte Sandra mit bebender Stimme. „Ich... ich freu mich so, dich wiederzusehen...“

„Frau Nitka, können Sie uns sagen, was geschehen ist?“ Beinahe flehentlich sah Dr. Jung Katjas bester Freundin in die Augen. Diese nickte nur. „Natürlich...“, erwiderte sie. „Aber... Ich halte es für das Beste, Sie zu warnen... Unser Schicksal ist... Ach, was soll’s... Sie werden es niemals verstehen...“

„Was... was ist geschehen?“ Schwach versuchte sie, sich aufzurichten, doch sie schaffte es nicht, konnte sich nur erschöpft an ihr Kissen lehnen. Verschwommen nahm sie wahr, dass eine Gestalt an ihrem Bett saß, sich Notizen machte. „Frau Nitka?“, fragte eine sanfte Stimme, die dem Mann zu gehören schien. „Sie... Sie sind wach?“
Nicken.
„Wie fühlen Sie sich?“, fuhr der Arzt fort, während er vorsichtig begann, sie zu untersuchen. Sandra zuckte kaum merklich mit den Schultern. „Ich... ich spür so ein Stechen in der Brust...“, flüsterte sie.
„Keine Sorge, das ist völlig normal...“ Seufzend ließ sich Dr. Braun zurück auf seinen Stuhl sinken. „Können... Sie sich an irgendetwas erinnern?“
Wieder brachte sie nur ein Nicken zu Stande.
Der Arzt lächelte. „Ruhen Sie sich erst mal aus... Ich werde in ein paar Stunden noch mal nach Ihnen sehen.“
„Nein... Warten Sie...“
„Brauchen Sie etwas?“, erkundigte sich Dr. Braun, mit einem besorgten Stirnrunzeln.
„Wie... wie lange war ich weg?“


„Es ist ein Rätsel, warum er Katja nicht auch etwas angetan hat...“, schloss sie ihre Erzählung. „Aber... was heißt das schon... eine solche Nacht zu überleben... Mit ansehen zu müssen, wie die besten Freunde sterben... und zu leben... Ich schwöre Ihnen, so etwas ist weitaus schlimmer als der Tod. Es wundert mich nicht, dass sie kein Wort mehr sagt, weiß Gott nicht. Aber ich bewundere sie für ihre Stärke. Wäre ich an ihrer Stelle... Ich hätte mich längst umgebracht.“
Es herrschte langes, bedrücktes Schweigen, Sandra blickte geistesabwesend aus dem Fenster. Sie hatte es überlebt... Am Anfang... Am Anfang war es ihr so irreal vorgekommen... Niemals hatte sie daran geglaubt, sie zu finden... Katja lebte, auch wenn sie nicht mehr dieselbe war. Nur noch ein Schatten ihrer selbst, die einst so lebenslustige Frau war verschwunden. Gebrochen innerhalb einer einzige Nacht.

Auch Mark war unfähig etwas zu sagen, heimlich kämpfte er mit den Tränen. Natürlich hatte er gewusst, geahnt, dass etwas Schreckliches geschehen war, doch das... Nein... Niemals. Noch immer völlig verstört erhob er sich, wandte sich Dr. Jung zu. „Ich... ich muss zu ihr...“, flüsterte er. Und lief.
„Frau Nitka...“ Der Arzt stieß einen langen, tiefen Seufzer aus. „Gestatten Sie mir eine letzte Frage... Warum sind Sie nicht viel früher hier her gekommen?“
Auch sie konnte ein Seufzen nicht unterdrücken. „Nach fast zwei Jahren Koma hab ich Zeit gebraucht, um mich wieder... wieder zu fangen... So bald ich aufstehen konnte, hab ich mich auf die Suche nach Katja gemacht... Und sie gefunden. Hier.“
Dr. Jung lächelte. „Wir werden versuchen, ihr zu helfen...“, sagte er leise. „Ich versprech’ es Ihnen.“

„Katja... Kleine, hey...“ Behutsam schloss er sie in seine Arme. „Es tut mir so Leid...“, flüsterte er. „Es tut mir so unglaublich Leid...“
Leises Schluchzen war zu vernehmen. „Schhh...“ Zärtlich strich er ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Ich pass auf dich auf, mein Schatz... Das versprech’ ich dir... ich pass auf dich auf...“
Langsam, ganz langsam beugte er sich zu ihr vor, noch ehe er sich versah trafen seine Lippen auf die ihren, nur wenige Sekunden verharrten beide in dieser Stellung bevor sie, sichtlich erschrocken, zurückwichen.
„Katja!“, rief Mark, lauter als gewollt. „Ich... du... das... das tut mir so Leid!“
Doch ein Lächeln zeichnete sich auf ihren Lippen ab, sie zog ihn zurück zu sich auf ihr Bett. Die beiden sahen einander tief in die Augen, bevor Katja ihm in die Arme fiel und sich vollends dem schönsten, innigsten aller Küsse hingab.

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Herbstzeitlose - von XxPruexX - 28.01.2009, 22:53
Herbstzeitlose - von XxPruexX - 30.01.2009, 16:16
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