15.01.2006, 22:34
Teil 30
Piep Piep. Piep Piep. Alexis wird von ihrem Wecker aus dem Schlaf gerissen. Langsam öffnet sie ihre Augen. Erste Sonnenstrahlen kämpfen sich durch den Rollladen und erhellen den Raum nur leicht.
âOh nein!â, raunt sie mit verschlafener Stimme. âNur noch 5 Minuten!â
Sie tastet mit ihrer Hand den Nachttisch neben ihrem Bett ab. Endlich erwischt sie den schlafraubenden Wecker. Am Liebsten würde sie ihn gegen die Wand werfen. Da sie aber noch zu müde ist, entscheidet sie sich ihn nur auszuschalten. Wenigstens für den Moment. Es herrscht wieder Stille. Sie dreht sich zur Seite und kuschelt sich in die warme Decke. Gerade als sie wieder droht in ihre Traumwelt zurückzukehren klingelt der Wecker erneut. Sie streckt abermals ihre Hand nach dem Wecker aus und nimmt ihn in die Hand. Mit einem geschickten Handgriff bringt sie ihn nun endlich zum Schweigen.
âHa! Jetzt hat es sich ausgeklingelt.... Ja, ja. Ich muss aufstehen. Ich weiÃ. Du hast wohl gar kein Erbarmen mit mirâ, redet sie mit dem Wecker, als könnte er sie verstehen.
Nach einem kurzen Blick auf die Uhrzeit, um sicher zu gehen das sie wirklich aufstehen muss, stellt sie ihn wieder zurück. Sie streckt sich noch einmal. Nur widerwillig steht sie auf. Langsam und vorsichtig geht sie durch ihr Zimmer. Schritt für Schritt. Immer darauf bedacht nicht auf irgendwelche Hindernisse auf dem Boden zu stoÃen. Am Fenster angekommen zieht sie den Rolllanden hoch. Sie kneift ihre Augen zu, da die Sonnenstrahlen sie blenden. Nun ist der Raum ganz hell. Noch verschlafen geht sie ins Bad. Sie dreht den Wasserhahn auf und schaut in den Spiegel, der ihr verschlafenes Gesicht wiedergibt. Sie hält ihre beiden Hände unter das Wasser und spritzt sich das kühle Nass ins Gesicht. Als ob es Wunder bewirken würde, fühlt sie sich fit. Ein weiter Blick in den Spiegel bestätigte dies. Das verschlafene Gesicht ist verschwunden. âAh... Schon viel besserâ, denkt sie. Nach schnellem Zähne putzen und Make-up auflegen ist sie auch schon so gut wie fertig. Mit ein paar Handgriffen steckt sie ihr Haar frech zusammen. Kurz drauf verlässt sie wieder das Bad und stellt sich vor ihren geöffneten Schrank. Da nicht mehr so viele Kleidungsstücke im Schrank zu finden sind, weil die meisten Sachen schon im Koffer verstaut sind, fällt ihr die Wahl was sie heute anziehen soll leichter. Zielsicher greift sie sich eine Jeans und ein T-Shirt aus dem Schrank und zieht sich um. Sie mustert sich noch einmal im Spiegel und trägt dann ihre Koffer ins Wohnzimmer. Ein Blick auf die Uhr verrät ihr, dass sie noch ein wenig Zeit hat. Sie macht sich noch schnell ein Brot und setzt sich an den Tisch. Während sie genüsslich in das Brot beiÃt, such sie nach der Taxinummer. Mit dem Zeigefinger geht sie alle Nummern vor ihr durch. Noch ein Bissen und das Brot ist ganz verschwunden. Sie bleibt mit dem Finger unter einer Nummer stehen.
âHa! Da ist sie jaâ, ruft sie erfreut.
Sie geht ins Wohnzimmer und nimmt das Telefon von der Ladestation. Gerade als sie die Nummer eintippt und das Freizeichen ertönt, klingelt es an der Tür.
âWer mag das jetzt sein?â, denkt sie sich, während sie die Tür aufsperrt. Doch als sie diese öffnet, kann sie nicht fassen wer vor ihr steht.
âTaxiserviceâ, erklingt es aus dem Telefonhörer. Doch Alexis bekommt davon nichts mit, da sie von den braunen Augen ihres Gegenüber gefesselt ist.
âHallo?â, ertönt er von der anderen Leitung. Alexis reagiert jedoch nicht darauf, sondern nimmt den Hörer von ihrem Ohr, legt einfach auf und legt das Telefon neben sich auf einen kleinen Schrank.
âHiâ, sagt sie ganz leise.
âHiâ, sagt er lächelt zurück.
âWas machst du hier?â, fragt sie ihn verwundert.
âNa dich zum Flughafen fahren. Was sonst?â, antwortet er ihr.
âAber ich hab dir doch gesagt, dass ich mir ein Taxi bestelleâ, meint sie.
Doch er antwortet ihr nicht, sondern schenkt ihr ein unschuldiges Lächeln.
âHör auf. So kann ich nicht böse auf dich sein. Das hab ich dir auch schon gestern gesagt.â
Aber Milo denkt gar nicht dran mit dem Grinsen aufzuhören. Alexis verdreht die Augen und tritt ein Stück zur Seite.
âKomm reinâ, sagt sie.
Milo tritt ein, schaut sich im Wohnzimmer um und erblickt den Koffer.
âDu bist ja schon startklarâ, erkennt er.
âMein Flug geht ja auch baldâ, meint Alexis.
âIch weiÃâ, erwidert er etwas traurig und lässt sich aufs Sofa sinken. Alexis sitzt sich neben ihn. Milo legt einen Arm um ihre Schulter.
âEs sind doch nur 3 Wochenâ, redet sie ihm ein.
â3 lange Wochenâ, fügt er hinzu.
Sie schweigt und schaut ihn nur an. Er beugt sich langsam zu ihr und gibt ihr einen langen Kuss.
âBleibst du jetzt hier?â, fragt er mit einem kleinen Lächeln.
Alexis schüttelt ihren Kopf.
âNein. Keine Chanceâ, meint sie.
âAch komm schon. Ich hab mich hier gerade voll ins Zeug gelegen.â
âNeinâ, sagt sie abermals.
âDann nimm doch einen anderen Flug und sag deinen Eltern das du ihnen leider die falsche Ankunftszeit mitgeteilt hast.â
Bleib,
Nur ein bisschen länger,
Bitte, bitte, bitte, bitte,
Sag mir wohin du gehst.
Jetzt, merkt es dein Daddy nicht,
Und deine Mommy merkt es nicht,
Wenn wir einen anderen Tanz haben,
Nur einen mehr, noch einmal.
Oh, willst du nicht bleiben,
Nur ein bisschen länger,
Bitte lass mich hören
Dass du sagst, dass du willst.
âDas geht nichtâ, erklärt sie.
âWieso nicht?â, fragt er.
Alexis schaut in nur skeptisch an.
âAlles klarâ, meint er.
Sie schaut auf die Uhr.
âWir sollten jetzt losâ, meint sie etwas betrübt.
âOkay.â
Alexis erhebt sich als erster vom Sofa und nimmt ihren Koffer.
âIch mach das schonâ, meint Milo und nimmt ihn ihr wieder aus der Hand.
âDankeâ, lächelt sie ihn an und schenkt ihm einen kleinen Kuss auf die Wange.
Milo lächelt ihr zurück.
âDankeâ, kommt es von ihm.
Sie machen sich auf den Weg zum Flughafen. Während der Fahrt wechseln sie kein Wort. Obwohl es noch früh ist, herrscht auf dem Flughafen schon Trubel. Kurz vorm Schalter bleiben sie stehen. Milo stellt den Koffer neben sich ab.
âSo da wären wirâ, meint er.
âJa, da wären wir.â
âJetzt heiÃt es wohl wirklich Abschied nehmenâ, äuÃert er.
â Leider.â
Sie stehen sich unsicher gegenüber.
Willst du nicht deine süÃen Lippen
Auf meine pressen,
Willst du nicht sagen, du liebst mich
Die ganze Zeit.
Milo geht vorsichtig einen Schritt auf sie zu und nimmt sie ihn den Arm.
âIch würde dich ja zum Abschied ein letzten mal küssen, aber hier sind zu viele Zuschauerâ, flüstert er ihr ins Ohr.
âFür mich gilt das Gleicheâ, flüstert sie zurück.
Er löst sich wieder von ihr. Alexis nimmt ihren Koffer in die Hand. Sie stehen sich noch einen kurzen Moment gegenüber.
âIch ruf dich anâ, sind ihre letzt Worte bevor sie sich auf den Weg macht. Sie dreht sich jedoch noch ein mal um und winkt ihm zu. Milo lächelt ihr zu und hebt seine Hand. Alexis dreht sich wieder um und verschwindet hinter der Ecke.
Milo nimmt seine Hand runter und steckt sie in seine Hosentaschen.
âDas werden die schwersten und längsten 3 Wochen die ich je erleben werde.â
Mit diesem Gedanken macht er sich auf den Weg zu seinem Auto, ohne zu Ahnen das ihm noch schwere Zeiten bevorstehen.
Bleib,
Nur ein bisschen länger,
Bitte, bitte, bitte, bitte,
Sag mir wohin du gehst.
Komm schon, komm schon,
Komm schon und bleib.
Komm schon, komm schon,
Komm schon und bleib.
Komm schon, komm schon,
Komm schon und bleib.
Teil 31
Alexis schaut sich in der groÃe Halle des Flughafens um, doch sie kann kein bekanntes Gesicht entdecken. Sie geht langsam weiter. Schritt für Schritt. Ab und zu streckt sie sich um einen besseren Ãberblick zu erhalten. Immer wieder schaut sie nach links und rechts. Endlich erblickt sie die langersehnten Gesichter ihrer Familie. Sie winkt ihnen zu und bahnt sich einen Weg durch die Menschenmenge. Mit jedem Schritt, den sie geht, wird ihr Lächeln gröÃer. SchlieÃlich fällt sie ihrer Mutter um den Hals.
âIch hab dich so vermisstâ, sagt Alexis ohne sich aus der Umarmung zu lösen.
âIch dich auch, Kleinesâ, antwortet ihre Mutter und streichelt sanft über Alexisâ Haar.
Alexis spürt wie sich leicht eine Hand auf ihren Rücken legt. Sie löst sich aus der Umarmung und lächelt ihren Vater an. Dieser nimmt sie in die Arme und hält sie ganz fest.
âDich hab ich natürlich auch vermisstâ, meint Alexis.
âIch habe auch nicht anderes erwartetâ, erwidert ihr Vater lächelnd.
Danach stürzt sie sich auf ihren kleinen Bruder Eric. Erst jetzt bemerkt sie das Schild, das er in den Händen hält. Sie nimmt es ihm aus der Hand und muss lächeln. âWelcome home, Kimberlyâ, steht drauf. So wurde sie schon lange nicht mehr genannt. Aber ihr zweiter Name gefällt ihr besser. Die meisten Freunde nennen sie so. Und nach ihrem Durchbruch als Schauspielerin hat sich dieser Name richtig eingebürgert. Nur noch ihre Familie nennt sie manchmal Kimberly.
I see trees of green, red roses too
I see them bloom for me and you
And I say to myself
What wonderful World
Auf der Fahrt nach Hause schaut sie unentwegt aus dem Fenster. Sie schwelgt alten Erinnerungen nach. Sie fahren an dem Supermarkt vorbei, in dem die Verkäuferin ihr als kleines Kind immer SüÃigkeiten zugesteckt hat. Das kleine Cafe, in dem sie mal eine Zeit lang gekellnert hat, sieht immer noch gleich aus. Ihre alte High School, in der die Schüler die Lehrer bestimmt immer noch zur Weisglut bringen. Die Mall, in der sie als Model entdeckt wurde. Es war zwar nicht immer die schönste Zeit als Model, doch sie kam viel in der Welt rum. Sie bekam Aufträge in Mailand und Tokio. AuÃerdem spielt sie jetzt leichter vor der Kamera, da sie es von früher gewohnt ist. Zum Schluss fahren sie noch an ihrer alten Schauspielschule vorbei. Alexis huscht ein Lächeln auf Gesicht. Dort hat alles seinen Anfang genommen. Ihre erste Ehrfahrung als Schauspielerin. Sie kann sich noch genau an ihr erstes Theaterstück erinnern, âAladinâ. Wie sie am Bühnenrand stand und in die groÃe Zuschauermenge blickte. Am Liebsten wäre sie weggelaufen, doch dann nahm sie all ihren Mut zusammen und betrat die Bühne. Von da an wusste sie das die Schauspielerei eine ganz besondere Rolle in ihrem Leben spielen würde.
I see skies of blue and clouds of white
Bright sunny days, dark sacred nights
And I think to myself
What a wonderful world
Nun steht sie vor dem Haus in dem sie ihre Kindheit und Jugend verbrachte. Als sie in das Haus geht und die Türschwelle übertretet atmet sie einmal tief ein und aus. Alles riecht so vertraut. Es hat sich in der Zwischenzeit nicht so viel verändert. Hier und da fehlt etwas oder es ist etwas Neues hinzugekommen, doch die Grundeinrichtung ist noch immer vorhanden. Wie von selbst führen ihre FüÃe sie in die Richtung ihres Zimmers. Als sie die Treppen hinaufgeht muss sie ein weiteres mal grinsen. Die vorletzte Stufe knarrt immer noch wie früher. Als sie vor der Tür ihres Zimmer steht beginnt ihr Herz ein wenig schneller zu schlagen. Sie hat so lange auf diesen Moment gewartet. Langsam öffnet sie die Tür. Sie lässt ihren Blick einmal quer durchs Zimmer schweifen. Alles liegt noch an seinem Platz. Es sieht alles noch genau so wie früher aus, als ob sie nur schnell den Müll weggebracht hätte. Sie lässt sich einfach rücklings aufs Bett fallen. Doch dann fällt ihr plötzlich was ein. Sie richtet sich wieder auf und greift nach ihre Tasche. Sie wühlt kurze Zeit darin bis sie ein kleines metallfarbenes Ding herausnimmt und eine ihr nur zu bekannte Nummer wählt.
Eilig stürmt er ans Telefon. Innerlich hofft er das sie es ist und nicht wieder irgendeine Lottegesellschaft die anruft und meint: â Sie haben gewonnen! Sie hatten das Glück unter 1000 Menschen ausgewählt worden zu sein ...â Doch bevor die Bandansage zuende sprach, hatte er schon längst aufgelegt. Jeder Mensch auf Erden wusste, dass dies wieder irgendeine Masche ist. Denn so oft wie die anrufen kann kein Mensch Glück haben.
âSie muss jetzt dran seinâ, hofft er und nimmt ab.
âHi Miloâ, begrüÃt ihn die Stimme an der anderen Leitung.
âHi Alexisâ, grüÃt er zurück â , Bist du gut angekommen?â
âJa. Nachdem ich meine Familie endlich am Flughafen gefunden habe, war der Rest kein Problem mehrâ, erwidert sie.
âUnd wie gefällt es dir?â, fragt er.
â Wundervoll. Alles erinnert mich an Früher. Erst jetzt wird mir richtig bewusst, wie sehr ich das hier alles vermisst habeâ, antwortet sie.
âUnd was machst du heute noch so?â, erkundigt er sich.
â Wir gehen gleich essen. Ich muss deswegen jetzt auch wieder auflegen und mich fertig machen. Wollte nur noch schnell deine Stimme hören und dir Bescheid sagen, dass ich gut angekommen bin. Ich will ja nicht das du den ganzen Tag direkt ans Telefon stürmst und hoffst das ich dran binâ, lacht sie.
âSo etwas würde ich doch niemals machenâ, verteidigt er sich. Hört sich dabei aber nicht wirklich überzeugend an.
âAlles klarâ, meint sie nur â, ich muss jetzt wirklich los. Ich meld mich bald wieder. Bye.â
âByeâ, verabschiedet er sich und legt auf.
The colors of the rainbow are so pretty in the skies
Are also on the faces of people walking by
I see friends shaking hands saying
How do you do?
They´re really saying
I love you
âBist du endlich fertigâ, ruft ihre Mutter in den 2. Stock.
âJa gleichâ, ruft Alexis zurück und wechselt noch schnell ihr Oberteil. Dann begibt sie sich zur Tür und schaut noch einmal in ihr Zimmer. âAlles wie Früher â, denkt sie sich ehe sie die Tür schlieÃt und zu ihrer Familie geht.
Schon seit 2 Stunden sitzen sie an dem kleinen Tisch ihres Stammrestaurants. Noch immer in reger Unterhaltung über alte Zeiten. Doch plötzlich werden sie durch ein gekreischtes âAlexis! Ich glaub es nicht! Sie ist es wirklich! Alexis!â unterbrochen. Ihm nächsten Moment steht auch schon ein Mädchen an ihrem Tisch.
âKannst du mir vielleicht ein Autogramm gebenâ, fragt das Mädchen nun etwas schüchterner.
âEhm... Ja klarâ, meint Alexis lächelnd.
Das Mädchen hält ihr ein Stift und Blatt hin.
âUnd wie heiÃt du?â, fragt Alexis sie.
âAshleyâ, antwortet diese.
Alexis nimmt das Blatt und den Stift und schreibt â Für Ashley Alexisâ und gibt es ihr wieder zurück.
âDanke! Danke! Dankeâ, ruft das Mädchen überglücklich und geht wieder.
âWas war denn das?â, fragt ihre Mutter ungläubig.
âTja Nanette, unsere Tochter ist jetzt berühmt. Sie gehört nun zu den ganz GroÃenâ, antwortet Martin (ihr Vater).
âJetzt übertreib mal nichtâ, meint Alexis und wird dabei ganz rot.
â Immerhin wirst du auf der StraÃe erkannt. Das hat doch was zu sagen. Am besten gehen wir jetzt, bevor es hier einen Ansturm wegen Alexis gibtâ, lacht ihr Vater.
Er ruft den Kellner und bezahlt.
Zu Hause angekommen will Alexis nur noch ins Bett. Der Flug und der heutige Tag ist wohl doch nicht ganz Spurlos an ihr vorübergezogen. Voller Müdigkeit lässt sie sich in ihr Bett fallen. Sie kuschelt sich in ihre Decke und fällt kurz drauf in einen tiefen Schlaf..
I see babies cry, I watch them grow
They´ll learn much more than I´ll ever know
And I think to myself
What a wonderful world
Yes, I think to myself
What a wonderful world
And I say to myself
What a wonderful world
Piep Piep. Piep Piep. Alexis wird von ihrem Wecker aus dem Schlaf gerissen. Langsam öffnet sie ihre Augen. Erste Sonnenstrahlen kämpfen sich durch den Rollladen und erhellen den Raum nur leicht.
âOh nein!â, raunt sie mit verschlafener Stimme. âNur noch 5 Minuten!â
Sie tastet mit ihrer Hand den Nachttisch neben ihrem Bett ab. Endlich erwischt sie den schlafraubenden Wecker. Am Liebsten würde sie ihn gegen die Wand werfen. Da sie aber noch zu müde ist, entscheidet sie sich ihn nur auszuschalten. Wenigstens für den Moment. Es herrscht wieder Stille. Sie dreht sich zur Seite und kuschelt sich in die warme Decke. Gerade als sie wieder droht in ihre Traumwelt zurückzukehren klingelt der Wecker erneut. Sie streckt abermals ihre Hand nach dem Wecker aus und nimmt ihn in die Hand. Mit einem geschickten Handgriff bringt sie ihn nun endlich zum Schweigen.
âHa! Jetzt hat es sich ausgeklingelt.... Ja, ja. Ich muss aufstehen. Ich weiÃ. Du hast wohl gar kein Erbarmen mit mirâ, redet sie mit dem Wecker, als könnte er sie verstehen.
Nach einem kurzen Blick auf die Uhrzeit, um sicher zu gehen das sie wirklich aufstehen muss, stellt sie ihn wieder zurück. Sie streckt sich noch einmal. Nur widerwillig steht sie auf. Langsam und vorsichtig geht sie durch ihr Zimmer. Schritt für Schritt. Immer darauf bedacht nicht auf irgendwelche Hindernisse auf dem Boden zu stoÃen. Am Fenster angekommen zieht sie den Rolllanden hoch. Sie kneift ihre Augen zu, da die Sonnenstrahlen sie blenden. Nun ist der Raum ganz hell. Noch verschlafen geht sie ins Bad. Sie dreht den Wasserhahn auf und schaut in den Spiegel, der ihr verschlafenes Gesicht wiedergibt. Sie hält ihre beiden Hände unter das Wasser und spritzt sich das kühle Nass ins Gesicht. Als ob es Wunder bewirken würde, fühlt sie sich fit. Ein weiter Blick in den Spiegel bestätigte dies. Das verschlafene Gesicht ist verschwunden. âAh... Schon viel besserâ, denkt sie. Nach schnellem Zähne putzen und Make-up auflegen ist sie auch schon so gut wie fertig. Mit ein paar Handgriffen steckt sie ihr Haar frech zusammen. Kurz drauf verlässt sie wieder das Bad und stellt sich vor ihren geöffneten Schrank. Da nicht mehr so viele Kleidungsstücke im Schrank zu finden sind, weil die meisten Sachen schon im Koffer verstaut sind, fällt ihr die Wahl was sie heute anziehen soll leichter. Zielsicher greift sie sich eine Jeans und ein T-Shirt aus dem Schrank und zieht sich um. Sie mustert sich noch einmal im Spiegel und trägt dann ihre Koffer ins Wohnzimmer. Ein Blick auf die Uhr verrät ihr, dass sie noch ein wenig Zeit hat. Sie macht sich noch schnell ein Brot und setzt sich an den Tisch. Während sie genüsslich in das Brot beiÃt, such sie nach der Taxinummer. Mit dem Zeigefinger geht sie alle Nummern vor ihr durch. Noch ein Bissen und das Brot ist ganz verschwunden. Sie bleibt mit dem Finger unter einer Nummer stehen.
âHa! Da ist sie jaâ, ruft sie erfreut.
Sie geht ins Wohnzimmer und nimmt das Telefon von der Ladestation. Gerade als sie die Nummer eintippt und das Freizeichen ertönt, klingelt es an der Tür.
âWer mag das jetzt sein?â, denkt sie sich, während sie die Tür aufsperrt. Doch als sie diese öffnet, kann sie nicht fassen wer vor ihr steht.
âTaxiserviceâ, erklingt es aus dem Telefonhörer. Doch Alexis bekommt davon nichts mit, da sie von den braunen Augen ihres Gegenüber gefesselt ist.
âHallo?â, ertönt er von der anderen Leitung. Alexis reagiert jedoch nicht darauf, sondern nimmt den Hörer von ihrem Ohr, legt einfach auf und legt das Telefon neben sich auf einen kleinen Schrank.
âHiâ, sagt sie ganz leise.
âHiâ, sagt er lächelt zurück.
âWas machst du hier?â, fragt sie ihn verwundert.
âNa dich zum Flughafen fahren. Was sonst?â, antwortet er ihr.
âAber ich hab dir doch gesagt, dass ich mir ein Taxi bestelleâ, meint sie.
Doch er antwortet ihr nicht, sondern schenkt ihr ein unschuldiges Lächeln.
âHör auf. So kann ich nicht böse auf dich sein. Das hab ich dir auch schon gestern gesagt.â
Aber Milo denkt gar nicht dran mit dem Grinsen aufzuhören. Alexis verdreht die Augen und tritt ein Stück zur Seite.
âKomm reinâ, sagt sie.
Milo tritt ein, schaut sich im Wohnzimmer um und erblickt den Koffer.
âDu bist ja schon startklarâ, erkennt er.
âMein Flug geht ja auch baldâ, meint Alexis.
âIch weiÃâ, erwidert er etwas traurig und lässt sich aufs Sofa sinken. Alexis sitzt sich neben ihn. Milo legt einen Arm um ihre Schulter.
âEs sind doch nur 3 Wochenâ, redet sie ihm ein.
â3 lange Wochenâ, fügt er hinzu.
Sie schweigt und schaut ihn nur an. Er beugt sich langsam zu ihr und gibt ihr einen langen Kuss.
âBleibst du jetzt hier?â, fragt er mit einem kleinen Lächeln.
Alexis schüttelt ihren Kopf.
âNein. Keine Chanceâ, meint sie.
âAch komm schon. Ich hab mich hier gerade voll ins Zeug gelegen.â
âNeinâ, sagt sie abermals.
âDann nimm doch einen anderen Flug und sag deinen Eltern das du ihnen leider die falsche Ankunftszeit mitgeteilt hast.â
Bleib,
Nur ein bisschen länger,
Bitte, bitte, bitte, bitte,
Sag mir wohin du gehst.
Jetzt, merkt es dein Daddy nicht,
Und deine Mommy merkt es nicht,
Wenn wir einen anderen Tanz haben,
Nur einen mehr, noch einmal.
Oh, willst du nicht bleiben,
Nur ein bisschen länger,
Bitte lass mich hören
Dass du sagst, dass du willst.
âDas geht nichtâ, erklärt sie.
âWieso nicht?â, fragt er.
Alexis schaut in nur skeptisch an.
âAlles klarâ, meint er.
Sie schaut auf die Uhr.
âWir sollten jetzt losâ, meint sie etwas betrübt.
âOkay.â
Alexis erhebt sich als erster vom Sofa und nimmt ihren Koffer.
âIch mach das schonâ, meint Milo und nimmt ihn ihr wieder aus der Hand.
âDankeâ, lächelt sie ihn an und schenkt ihm einen kleinen Kuss auf die Wange.
Milo lächelt ihr zurück.
âDankeâ, kommt es von ihm.
Sie machen sich auf den Weg zum Flughafen. Während der Fahrt wechseln sie kein Wort. Obwohl es noch früh ist, herrscht auf dem Flughafen schon Trubel. Kurz vorm Schalter bleiben sie stehen. Milo stellt den Koffer neben sich ab.
âSo da wären wirâ, meint er.
âJa, da wären wir.â
âJetzt heiÃt es wohl wirklich Abschied nehmenâ, äuÃert er.
â Leider.â
Sie stehen sich unsicher gegenüber.
Willst du nicht deine süÃen Lippen
Auf meine pressen,
Willst du nicht sagen, du liebst mich
Die ganze Zeit.
Milo geht vorsichtig einen Schritt auf sie zu und nimmt sie ihn den Arm.
âIch würde dich ja zum Abschied ein letzten mal küssen, aber hier sind zu viele Zuschauerâ, flüstert er ihr ins Ohr.
âFür mich gilt das Gleicheâ, flüstert sie zurück.
Er löst sich wieder von ihr. Alexis nimmt ihren Koffer in die Hand. Sie stehen sich noch einen kurzen Moment gegenüber.
âIch ruf dich anâ, sind ihre letzt Worte bevor sie sich auf den Weg macht. Sie dreht sich jedoch noch ein mal um und winkt ihm zu. Milo lächelt ihr zu und hebt seine Hand. Alexis dreht sich wieder um und verschwindet hinter der Ecke.
Milo nimmt seine Hand runter und steckt sie in seine Hosentaschen.
âDas werden die schwersten und längsten 3 Wochen die ich je erleben werde.â
Mit diesem Gedanken macht er sich auf den Weg zu seinem Auto, ohne zu Ahnen das ihm noch schwere Zeiten bevorstehen.
Bleib,
Nur ein bisschen länger,
Bitte, bitte, bitte, bitte,
Sag mir wohin du gehst.
Komm schon, komm schon,
Komm schon und bleib.
Komm schon, komm schon,
Komm schon und bleib.
Komm schon, komm schon,
Komm schon und bleib.
Teil 31
Alexis schaut sich in der groÃe Halle des Flughafens um, doch sie kann kein bekanntes Gesicht entdecken. Sie geht langsam weiter. Schritt für Schritt. Ab und zu streckt sie sich um einen besseren Ãberblick zu erhalten. Immer wieder schaut sie nach links und rechts. Endlich erblickt sie die langersehnten Gesichter ihrer Familie. Sie winkt ihnen zu und bahnt sich einen Weg durch die Menschenmenge. Mit jedem Schritt, den sie geht, wird ihr Lächeln gröÃer. SchlieÃlich fällt sie ihrer Mutter um den Hals.
âIch hab dich so vermisstâ, sagt Alexis ohne sich aus der Umarmung zu lösen.
âIch dich auch, Kleinesâ, antwortet ihre Mutter und streichelt sanft über Alexisâ Haar.
Alexis spürt wie sich leicht eine Hand auf ihren Rücken legt. Sie löst sich aus der Umarmung und lächelt ihren Vater an. Dieser nimmt sie in die Arme und hält sie ganz fest.
âDich hab ich natürlich auch vermisstâ, meint Alexis.
âIch habe auch nicht anderes erwartetâ, erwidert ihr Vater lächelnd.
Danach stürzt sie sich auf ihren kleinen Bruder Eric. Erst jetzt bemerkt sie das Schild, das er in den Händen hält. Sie nimmt es ihm aus der Hand und muss lächeln. âWelcome home, Kimberlyâ, steht drauf. So wurde sie schon lange nicht mehr genannt. Aber ihr zweiter Name gefällt ihr besser. Die meisten Freunde nennen sie so. Und nach ihrem Durchbruch als Schauspielerin hat sich dieser Name richtig eingebürgert. Nur noch ihre Familie nennt sie manchmal Kimberly.
I see trees of green, red roses too
I see them bloom for me and you
And I say to myself
What wonderful World
Auf der Fahrt nach Hause schaut sie unentwegt aus dem Fenster. Sie schwelgt alten Erinnerungen nach. Sie fahren an dem Supermarkt vorbei, in dem die Verkäuferin ihr als kleines Kind immer SüÃigkeiten zugesteckt hat. Das kleine Cafe, in dem sie mal eine Zeit lang gekellnert hat, sieht immer noch gleich aus. Ihre alte High School, in der die Schüler die Lehrer bestimmt immer noch zur Weisglut bringen. Die Mall, in der sie als Model entdeckt wurde. Es war zwar nicht immer die schönste Zeit als Model, doch sie kam viel in der Welt rum. Sie bekam Aufträge in Mailand und Tokio. AuÃerdem spielt sie jetzt leichter vor der Kamera, da sie es von früher gewohnt ist. Zum Schluss fahren sie noch an ihrer alten Schauspielschule vorbei. Alexis huscht ein Lächeln auf Gesicht. Dort hat alles seinen Anfang genommen. Ihre erste Ehrfahrung als Schauspielerin. Sie kann sich noch genau an ihr erstes Theaterstück erinnern, âAladinâ. Wie sie am Bühnenrand stand und in die groÃe Zuschauermenge blickte. Am Liebsten wäre sie weggelaufen, doch dann nahm sie all ihren Mut zusammen und betrat die Bühne. Von da an wusste sie das die Schauspielerei eine ganz besondere Rolle in ihrem Leben spielen würde.
I see skies of blue and clouds of white
Bright sunny days, dark sacred nights
And I think to myself
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Nun steht sie vor dem Haus in dem sie ihre Kindheit und Jugend verbrachte. Als sie in das Haus geht und die Türschwelle übertretet atmet sie einmal tief ein und aus. Alles riecht so vertraut. Es hat sich in der Zwischenzeit nicht so viel verändert. Hier und da fehlt etwas oder es ist etwas Neues hinzugekommen, doch die Grundeinrichtung ist noch immer vorhanden. Wie von selbst führen ihre FüÃe sie in die Richtung ihres Zimmers. Als sie die Treppen hinaufgeht muss sie ein weiteres mal grinsen. Die vorletzte Stufe knarrt immer noch wie früher. Als sie vor der Tür ihres Zimmer steht beginnt ihr Herz ein wenig schneller zu schlagen. Sie hat so lange auf diesen Moment gewartet. Langsam öffnet sie die Tür. Sie lässt ihren Blick einmal quer durchs Zimmer schweifen. Alles liegt noch an seinem Platz. Es sieht alles noch genau so wie früher aus, als ob sie nur schnell den Müll weggebracht hätte. Sie lässt sich einfach rücklings aufs Bett fallen. Doch dann fällt ihr plötzlich was ein. Sie richtet sich wieder auf und greift nach ihre Tasche. Sie wühlt kurze Zeit darin bis sie ein kleines metallfarbenes Ding herausnimmt und eine ihr nur zu bekannte Nummer wählt.
Eilig stürmt er ans Telefon. Innerlich hofft er das sie es ist und nicht wieder irgendeine Lottegesellschaft die anruft und meint: â Sie haben gewonnen! Sie hatten das Glück unter 1000 Menschen ausgewählt worden zu sein ...â Doch bevor die Bandansage zuende sprach, hatte er schon längst aufgelegt. Jeder Mensch auf Erden wusste, dass dies wieder irgendeine Masche ist. Denn so oft wie die anrufen kann kein Mensch Glück haben.
âSie muss jetzt dran seinâ, hofft er und nimmt ab.
âHi Miloâ, begrüÃt ihn die Stimme an der anderen Leitung.
âHi Alexisâ, grüÃt er zurück â , Bist du gut angekommen?â
âJa. Nachdem ich meine Familie endlich am Flughafen gefunden habe, war der Rest kein Problem mehrâ, erwidert sie.
âUnd wie gefällt es dir?â, fragt er.
â Wundervoll. Alles erinnert mich an Früher. Erst jetzt wird mir richtig bewusst, wie sehr ich das hier alles vermisst habeâ, antwortet sie.
âUnd was machst du heute noch so?â, erkundigt er sich.
â Wir gehen gleich essen. Ich muss deswegen jetzt auch wieder auflegen und mich fertig machen. Wollte nur noch schnell deine Stimme hören und dir Bescheid sagen, dass ich gut angekommen bin. Ich will ja nicht das du den ganzen Tag direkt ans Telefon stürmst und hoffst das ich dran binâ, lacht sie.
âSo etwas würde ich doch niemals machenâ, verteidigt er sich. Hört sich dabei aber nicht wirklich überzeugend an.
âAlles klarâ, meint sie nur â, ich muss jetzt wirklich los. Ich meld mich bald wieder. Bye.â
âByeâ, verabschiedet er sich und legt auf.
The colors of the rainbow are so pretty in the skies
Are also on the faces of people walking by
I see friends shaking hands saying
How do you do?
They´re really saying
I love you
âBist du endlich fertigâ, ruft ihre Mutter in den 2. Stock.
âJa gleichâ, ruft Alexis zurück und wechselt noch schnell ihr Oberteil. Dann begibt sie sich zur Tür und schaut noch einmal in ihr Zimmer. âAlles wie Früher â, denkt sie sich ehe sie die Tür schlieÃt und zu ihrer Familie geht.
Schon seit 2 Stunden sitzen sie an dem kleinen Tisch ihres Stammrestaurants. Noch immer in reger Unterhaltung über alte Zeiten. Doch plötzlich werden sie durch ein gekreischtes âAlexis! Ich glaub es nicht! Sie ist es wirklich! Alexis!â unterbrochen. Ihm nächsten Moment steht auch schon ein Mädchen an ihrem Tisch.
âKannst du mir vielleicht ein Autogramm gebenâ, fragt das Mädchen nun etwas schüchterner.
âEhm... Ja klarâ, meint Alexis lächelnd.
Das Mädchen hält ihr ein Stift und Blatt hin.
âUnd wie heiÃt du?â, fragt Alexis sie.
âAshleyâ, antwortet diese.
Alexis nimmt das Blatt und den Stift und schreibt â Für Ashley Alexisâ und gibt es ihr wieder zurück.
âDanke! Danke! Dankeâ, ruft das Mädchen überglücklich und geht wieder.
âWas war denn das?â, fragt ihre Mutter ungläubig.
âTja Nanette, unsere Tochter ist jetzt berühmt. Sie gehört nun zu den ganz GroÃenâ, antwortet Martin (ihr Vater).
âJetzt übertreib mal nichtâ, meint Alexis und wird dabei ganz rot.
â Immerhin wirst du auf der StraÃe erkannt. Das hat doch was zu sagen. Am besten gehen wir jetzt, bevor es hier einen Ansturm wegen Alexis gibtâ, lacht ihr Vater.
Er ruft den Kellner und bezahlt.
Zu Hause angekommen will Alexis nur noch ins Bett. Der Flug und der heutige Tag ist wohl doch nicht ganz Spurlos an ihr vorübergezogen. Voller Müdigkeit lässt sie sich in ihr Bett fallen. Sie kuschelt sich in ihre Decke und fällt kurz drauf in einen tiefen Schlaf..
I see babies cry, I watch them grow
They´ll learn much more than I´ll ever know
And I think to myself
What a wonderful world
Yes, I think to myself
What a wonderful world
And I say to myself
What a wonderful world