23.01.2006, 17:52
:hi:
Da bin ich wieder... ist zwar schon wieder bisschen her *auf datum schau* Obwohl... drei Wochen sind für meine Verhältnisse ja gar nicht so lang :lach:
@ajnevs04: Danke, dass du wirklich immer FB gibst :knuddel:
@***jojo***: Auch dir danke ich natürlich für dein FB.
@Coco: Ohne Worte... du weiÃt ja, wie sehr ich mich immer über dein FB freue. Und auch wenn es dir nicht bewusst ist: Du hast mich zum Weiterschreiben bewegt :lach: Durch die "Gespräche" mit dir ist mir erstmal wieder bewusst geworden, wie lang der letzte Teil her ist *g*
@dine: Oh mein Gott! Du weiÃt gar nicht, wie sehr ich mich über dein FB gefreut habe :freu: Du weiÃt ja, wie sehr ich dich immer für deine FFs bewundert habe und, dass ausgerechnet dir meine FF gefällt... ah, ich bin baff :knuddel:
,,Rory? Was ist los mit dir?"
Rory blickte von ihrer Eisschüssel auf. ,,Was soll mit mir sein?"
,,Du warst so still. Die ganze Autofahrt hast du kein Wort gesagt."
Das stimmte wirklcih. Die ganze Heimfahrt hatte sie nicht mehr als das Nötigste gesprochen und auch jetzt "zuhause" hatte sie sich ohne viel Worte die Eispackung geschnappt und vorgegeben vor Hunger fast zu sterben. ,,Ich bin müde," log Rory und gähnte zur Bestätigung. ,,Willst du Eis?"
,,Nein, danke." Immer noch misstrauisch beäugte James Rory. ,,Komm schon, was ist los? Ist irgendetwas beim Essen passiert?"
Seufzend stand Rory auf, ging zum Kühlschrank, stellte das Eis zurück und studierte den Inhalt des Kühlschranks genauer. Ohne sich zu James umzudrehen, berichtete sie dann zögernd: ,,Linda und ich haben über Euch geredet..."
,,Ihr habt was?"
,,Ja, ich weiÃ, vielleicht war es falsch von mir sie über dich und sie auszufragen. Vielleicht hätte ich einfach akzeptieren sollen, dass du nicht darüber sprechen willst, aber das konnte ich nicht." Sie setzte sich wieder an den Tisch, verschränkte ihre Arme und wagte es nicht James, der an der Arbeitsplatte gelehnt stand, richtig anzusehen.
,,Was hat sie gesagt?" James' Augen fingen an nervös zu flackern und Rory bemerkte, wie er versuchte seine Stimme beherrscht klingen zu lassen, als er sich hastig neben sie an den Tisch setzte.
,,Sie hat etwas gesagt, das ich für ziemlich unglaubwürdig halte," meinte Rory zögernd und nahm dann schnell einen Schluck aus ihrem Wasserglas.
,,Was hat sie dir erzählt?" wollte James noch einmal wissen und in seiner Stimme klang ein wütender Unterton mit. Rory konnte allerdings nicht sagen, ob die Wut an sie oder an Linda gerichtet war.
,,Sie hat unter anderem gesagt, dass du nie heiraten wolltest... dass du immer gesagt hast, dass dieser ganze Ehekram nichts für dich wäre." ... und das wäre auch eine Erklärung, wieso wir jetzt in dieser Situation sind, fügte Rory in Gedanken hinzu.
,,Mein Gott! Sie redet von dem Jungen, den sie damals kennen gelernt hat. Wer denkt schon mit achtzehn daran zu heiraten? Da will man doch cool sein und Heiraten gehört nicht gerade zu den Dingen, die für Achtzehnjährige cool sind, oder?"
,,Nicht unbedingt," meinte Rory kopfschüttelnd und schwieg einen Moment, bevor sie fortfuhr: ,,Und was war mit festen Beziehungen? Wolltest du wirklich keine, bis vor drei Jahren?"
,,War ja klar, dass Linda sowas sagen würde." Ungläubig schüttelte James den Kopf.
,,Also ist es nicht wahr?"
,,Linda hat mir immer vorgeworfen, dass ich derjenige war, der keine feste Beziehung wollte... doch ich kam nur nicht damit zurecht, was sie unter eine `festen Beziehung´ verstand. Für mich gehörte es eben nicht dazu, dass sie, während ich daneben stand mit fremden Männern flirtete und so weiter. Deshalb habe ich gesagt, dass ich keine Beziehung mit ihr haben will."
Wollte er sie anlügen? Glaubte er, dass Linda ihm nicht erzählt hatte, dass sie immer wieder zusammen waren? Und auch wenn sie Linda nicht alles glaubte, war daran sicher etwas Wahres dran... schlieÃlich hatte Cameron genau dasselbe erzählt. ,,Und trotzdem seid ihr immer wieder zusammen gekommen?!"
James blickte sie einen Moment überrascht an, bevor er antwortete: ,,Wir waren nicht zusammen... zumindest nicht richtig. Unsere Beziehung war mehr... körperlich, verstehst du? Als das nicht mehr möglich war, haben wir es als Freunde versucht, weil wir die Anwesenheit des jeweils Anderen schon so gewohnt waren."
,,Oh!" Geschockt von dieser Antwort trank Rory hastig aus ihrem Glas. Wie konnte er nur so ungeniert und ohne Schuldgefühle davon reden? Das war wirklich ein Thema, das sie nicht weiter vertiefen wollte. ,,Und da ist noch etwas... etwas, das sie gesagt hat."
,,Ja?"
Als James' sie mit festem Blick abwartend ansah, wurde ihr komisch zumute und sie wandte ihren Blick auf ihre Hände. Ihr wäre es lieber gewesen, er hätte sich gewunden, hätte versucht mit irgendwelchen Ausreden das Thema zu wechseln,... Aber, dass er sie jetzt mit so aufrichtiger Miene ansah und nur auf die nächste Frage zu warten schien, verunsicherte sie. Aber wieso? War es nicht toll, wenn er endlich mal ehrlich war? Vielleicht lag es daran, dass sie die Wahrheit gar nicht wirklich wissen wollte. Vielleicht würde James jetzt etwas sagen, was Linda's Bemerkungen nur noch glaubhaftiger machen würde. ,,Sie meinte, dass du total geschockt warst, als ich... als du erfahren hast, dass ich schwanger war," sagte sie schlieÃlich unsicher und kam sich langsam vor wie bei einem Verhör.
,,Erstaunt trifft es wohl eher."
,,Also positiv überrascht?" hakte Rory nach.
Ein unsicherer, fast schon verlegender Ausdruck machte sich auf James' Gesicht breit, während er sich durch die Haare fuhr. ,,Es war schon irgendwie verrückt."
,,Verrückt?!" wiederholte Rory und wusste nicht, was sie davon halten sollte.
,,Ja! Ich meine, ich habe wirklich nicht mit sowas gerechnet. Wir waren erst seit einem halben Jahr verheiratet, als du es mir gesagt hast," versuchte James sich zu rechtfertigen.
,,Und?" Rory sah ihn abwartend an und dieses Mal war er es, der den Blick anwandte.
,,Du warst gerade Mal 23, ich 26, das ist doch relativ jung und... Versteh doch!" Er trommelte mit seinen Fingern auf der Tischplatte herum, lächelte wieder etwas verlegen und stand dann auf, um ihm Zimmer auf und ab zu gehen. ,,Du hattest vor zu arbeiten, hattest sogar schon eine tolle Stelle bei der Boston Times und ich dachte... Ich dachte einfach, wir könnten noch ein paar Jahre als junges verheiratetes Paar zusammen leben, bevor wir Eltern werden."
Rory schluckte. Dann war also alles wahr was Linda gesagt hatte? Aber James hatte sich doch gefreut, dachte Rory und erinnerte sich daran, wie er sich jedes Mal, wenn er nach Hause gekommen war, glücklich erkundigt hatte, wie es ihr und seinem Sohn oder seiner Tochter ging. ,,Und trotzdem hast du vorgegeben dich zu freuen?!"
,,Ich habe mich später ja auch gefreut. Aber anfangs war der Gedanke schon etwas seltsam."
Später... wieso konnte er jetzt nicht lügen? Sonst hatte er doch auch nicht unbedingt Probleme damit und jetzt, wenn sie es ihm verziehen hätte, weil er sie nicht verletzten wollte, sagte er die Wahrheit? ,,Und wieso hast du mir die ganz Zeit vorgemacht, dass du überglücklich bist?"
,,Ich wollte dich nicht beunruhigen, hatte Angst um dich und Lara. Verstehst du das?"
Rory nickte zwar, doch eigentlich hätte sie jetzt am liebsten geweint. Sie erfuhr von der Exfreundin ihres Mannes Dinge, die ihr eigentlich damals selbst auffallen hätten müssen.
,,Aber bevor du irgendwas falsch verstehst. Ich habe nie, wirklich niemals bereut, dass es Lara gibt oder so... Ich... sie... Sie ist mir wichtig und..."
,,Lass es gut sein, James!" sagte Rory mit müder Stimme. ,,Ich weiÃ, was du meinst."
,,Gut." Ein schwaches Lächeln zeigte sich auf James' Gesicht, als er ihr seine rechte Hand entgegenstreckte. ,,Kommst du mit nach oben? Wir können nochmal nach Lara sehen."
Rory zögerte. Wieso bemühte er sich jetzt, als sie eigentlich total wütend auf ihn sein wollte? ,,Wieso warst du heute so ehrlich?" Ehe sie wusste, was sie tat, hatte sie die Frage laut ausgesprochen.
,,Was?" fragte James verständnislos.
,,Du hast heute all' meine Fragen ehrlich beantwortet, hast nicht irgendwelche Ausreden erfunden, hast nicht das Thema gewechselt,... Auch, wenn ich dir das nicht vorwerfen will, aber ich muss schon sagen, dass das nicht unbedingt deine Art ist."
,,Du bist heute Abend mitgekommen, obwohl du nicht wolltest... ich war dir etwas schuldig."
Ungläubig musterte Rory ihn. ,,Du warst mir etwas schuldig?"
,,Das war ein Scherz. Du weiÃt, wieso ich ehrlich war."
,,Weià ich das?"
,,Ich war ehrlich, weil ich dich nicht anlügen wollte. Also komm!"
Er war ehrlich, weil er sie nicht anlügen wollte? Verstand nur sie diese Logik nicht? Rory zögerte kurz, doch dann griff sie nach seiner Hand und erhob sich. ,,Was auch immer der Grund war... Danke!"
,,Kein Problem."
,,Glaubst du..." Sie legte ihre rechte Hand auf seine Schulter und trat noch einen Schritt auf ihn zu. ,,Glaubst du, dass es möglich wäre, dass du öfters so ehrlich zu mir bist?"
,,Ich denke schon," meinte James und hob die Hand, um ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht zu streichen.
,,Das fände ich schön," gab Rory nur zurück, bevor sie ihre Arme um seinen Hals legte und ihn küsste.
,,Und Sie arbeiten tatsächlich nur Teilzeit?" fragte Rory und musterte Cameron ungläubig. Sie waren wieder im Park spazieren, was sie in den vergangenen Tagen öfters gemacht hatten. James hatte nach seinem langen Wochenende nun doppelt so viel zu tun und da auch Paris arbeiten musste, genoss sie es jemanden zu haben, mit dem sie sich unterhalten konnte. Und Cameron war wirklich ein guter Gesprächspartner, sie redeten über Gott und die Welt.
,,Ja. Sonst hätte ich wohl kaum soviel Zeit, oder?"
,,Aber Sie sind doch noch so jung?! Wieso arbeitet ein 28-Jähriger nur Teilzeit?" Rory verstand ihn nicht. Er hatte ja nicht einmal eine Familie, weswegen er oft zuhause sein wollte.
,,Die Arbeit macht mir nicht viel Spaà und da für mich alleine das Geld reicht, das ich mit meinem Teilzeitjob verdiene, weià ich nicht, wieso ich mehr arbeiten würde... ich habe ja keine Familie, die ich versorgen muss."
,,Denken Sie nicht an die Zukunft? Zum Beispiel an eine Zukunft mit Linda?!" Sie wollte den letzten Satz nicht sarkastisch aussprechen, doch so sehr sie sich auch bemühte... ein leichter Unterton in ihrer Stimme war nicht zu überhören. Je öfter sie sich mit Cameron unterhielt, desto schleierhafter wurde ihr, wieso ein Mann wie er mit einer Frau wie Linda ausging.
,,Wenn ich Linda jemals bitten sollte mich zu heiraten, dürfen Sie mich erschieÃen."
,,Ok." Verständnislos hob Rory die Augenbrauen, nickte aber. ,,Wieso gehen Sie wirklich mit Linda aus? Nur, weil sie hübsch ist?" Dieser Kommentar von ihm, den er an jenem Abend von sich gegeben hatte, konnte sie nicht vergessen. Besonders nicht, seit dem sie festgestellt hatte, dass es so gar nicht zu Cameron's sonstiger Art passte.
,,Nein, nicht nur."
Rory sah ihn abwartend an und als er das sah, winkte er nur ab. ,,Lange Geschichte."
,,James arbeitet heute länger... wir haben Zeit. Ich meine, nur wenn Sie wollen... aber es würde mich wirklich interessieren, wieso Sie mit Linda ausgehen, wenn Sie sich lieber umbringen würden, als sie zu heiraten."
,,Eigentlich habe ich Sie gebeten mich umzubringen..." meinte Cameron scherzend. ,,Wollen Sie die Geschichte wirklich hören?"
,,Wenn Sie sie erzählen wollen?!"
,,Ich habe auf der High School ein Mädchen kennengelernt, wir waren über vier Jahre zusammen. Tja, irgendwann beschloss Andrea für ein halbes Jahr nach Amerika zu gehen. Ich glaube es ist überflüssig zu sagen, dass sie nicht mehr wieder kam. Sie hatte einen Amerikaner kennengelernt und wollte deshalb in Amerika bleiben. Sie können sich ja vielleicht vorstellen, wie geschockt ich war. Ich konnte es gar nicht erwarten, dass sie wiederkam und dann verkündigt sie plötzlich, dass sie sich in einen Anderen verliebt hatte. Ich war so fertig, dass ich sogar anfing zu trinken... jetzt wissen Sie auch den Grund für mein `kleines Alkoholproblem´," meinte er mit einem entschuldigenden Lächeln. ,,Zwei Jahre später erfuhr ich von ihrer Verlobung... sie wollten ihre Hochzeit in der Stadt, in der ich wohnte, feiern. Meine Mutter hat mir damals gesagt, ich sollte zu ihrer Hochzeit gehen und versuchen sie zurückgewinnen. Sie vertritt die Meinung, dass man seine erste Liebe nie vergessen könnte," erzählte Cameron und ein wehmütiges Lächeln lag auf seinem Gesicht.
,,Und? Sind Sie hingegangen?" erkundigte sich Rory neugierig.
,,Nein! Ich dachte, es wäre demütigend, wenn sie gemerkt hätte, dass ich ihr immer noch hinterhertrauere. SchlieÃlich hatte ich in den ganzen zwei Jahren keine Beziehung, die länger als ein paar Wochen gehaltet hatte. Ich habe jede Frau mit verglichen und keine war so wie sie."
,,Und deswegen gehen Sie jetzt mit Linda aus?"
,,Ich weiÃ, das klingt verrückt, aber irgendwann habe ich beschlossen nicht mehr mit Frauen auszugehen, die Ãhnlichket mit Andrea hatten. Und tja, da ist Linda und sie hat wirklich keine Ãhnlichkeit mit Andrea und somit kann ich sie auch nicht mit ihr vergleichen." Als er Rory's ungläubigen Gesichtsausdruck bemerkte, fuhr er lächelnd fort: ,,Für Sie muss das ja jetzt Alles total krank klingen. Bestimmt halten Sie mich jetzt für verrückt, weil ich immer noch an meiner ersten Liebe hänge."
,,Nein, ganz und gar nicht."
,,Halten Sie mich auch nicht verrückt, wenn ich sage, dass ich Andrea immer noch liebe und vermutlich sofort zu ihr zurückkehren würde, wenn sie mit dem kleinen Finger winken würde?"
,,Nein, das tue ich nicht." Sie schwieg einen kurzen Augenblick. ,,Ich habe so etwas Ãhnliches erlebt."
,,Wirklich? Aber nicht mit James, oder? Sonst hätte ich Sie vermutlich schon früher kennengelernt."
,,Nein, es war nicht James - es war jemand anderes."
Er warf ihr lächelnd einen Seitenblick zu. ,,Und? Wollen Sie mir die Geschichte erzählen?"
,,Sie interessieren sich für meine Geschichte?"
,,Ja, denken Sie einfach so: Sie können mir dadurch Mut machen, weil sie anscheinend alles überwunden haben und doch noch geheiratet haben." Er zwinkerte ihr zu.
,,Na gut, wenn Sie es wirklich hören wollen," gab Rory seufzend zurück und schloss kurz die Augen, bevor sie zu erzählen begann. ,,Da war Dean... er war mein erster fester Freund, wir waren zwei Jahre zusammen, eigentlich war er wirklich der beste Freund, den man sich wünschen konnte. Zuverlässig, immer da, wenn ich ihn brauchte... ich glaube ich kann ihn nicht anders als den "perfekten Freund" beschreiben."
,,Aber?"
,,Tja, der Neffe meines Stiefvaters kam in die Stadt."
,,Wow! Ihre Mutter und Ihr Stiefvater hatten natürlich was dagegen?!"
,,Nein!" Rory musste bei dem Gedanken lachen. ,,Die beiden waren damals noch nicht verheiratet, noch nicht einmal zusammen. Also- da war Jess und er war so anders als Dean. Ich wusste nicht, was er als nächstes sagen oder tun würde. Auf der anderen Seite interessierte er sich für die gleichen Bücher wie ich, wir konnten stundenlang über ein Buch sprechen... etwas, was ich mit Dean nie konnte. Dean hat sich bemüht, doch ich habe genau gemerkt, dass er die Bücher nur las, um mir eine Freude zu machen. Dean bemerkte mein Interesse für Jess und wir trennten uns. Das Problem war nur, dass Jess eben..." Rory suchte nach einem passenden Wort. ,,... Jess war und ich ihn immer mit Dean verglichen habe. Und dabei hat er leider nie gut abgeschnitten. Jess redete nicht über Probleme, zog sich ohne Grund in sein Schneckenhaus zurück und das, was ich anfangs noch aufregend und geheimnisvoll fand, hat mich schlieÃlich an das Ende meiner Nerven und meines Verständnis geführt. Und plötzlich war Jess ohne ein Wort verschwunden. Tja, ich habe wirklich gemerkt, was ich an Dean hatte, aber er war zu diesem Zeitpunkt verheiratet."
,,Autsch!" Cameron verzog das Gesicht. ,,Man merkt immer erst, was man hatte, wenn man es verloren hat, nicht wahr?"
,,Ja, leider. Aber ich hatte Glück: Dean lieà sich scheiden und wir kamen wieder zusammen - anderthalb Jahre. Dann... dann habe ich einen Fehler gemacht und er verlies die Stadt." Sie verzog schmerzhaft das Gesicht, als sie an diesen Tag dachte. Dann versuchte sie dich wieder unter Kontrolle zu bekommen und setzte ein Lächeln auf. ,,Tja, das war's. Sie sehen, Sie sind nicht der Einzige, der Probleme mit seiner ersten Liebe hatte."
,,Wow! Gegen Ihre Geschichte wirkt meine richtig langweilig. Hochzeit, Scheidung,..." Als Cameron bewusst wurde, was er soeben gesagt hatte, entschuldigte er sich sofort: ,,Tut mir leid, das sollte nicht so klingen, als würde ich mich darüber lustig machen."
,,Schon gut. Haben Sie eigentlich irgendwann noch einmal etwas von Andrea gehört?" fragte Rory neugierig, um von sich abzulenken.
,,Ja, sie wurde stolze Mutter von Zwillingen. Und Sie? Hat er sich noch einmal gemeldet?"
,,Vor einiger Zeit hat er mir einen Brief geschrieben, in dem er schrieb, dass er heiraten wollte. Und vor ein paar Tagen habe ich eine Einladung zu seiner Hochzeit bekommen."
,,Oh!"
,,Ja, ich meine, wie kommt er darauf mich einzuladen?"
,,Werden Sie hingehen?"
,,Was?" Rory lachte ungläubig auf. ,,Das ist doch keine ernstgemeinte Frage, oder?"
,,Wieso nicht?"
,,Er ist mein Exfreund und wir haben uns über vier Jahre nicht mehr gesehen."
,,Geben Sie zu, das ist nur eine Ausrede, um sich nicht mit den Tatsachen auseinander setzen zu müssen. Also sagen Sie ehrlich: Warum gehen Sie nicht hin?"
,,Das liegt doch auf der Hand. Er ist mein Exfreund und..." Sie brach ab und wusste nicht, wie sie den Satz beenden sollte.
,,Und? Hat er irgendwas getan, weswegen Sie ihm nicht mehr begegnen wollen?"
,,Gott! Nein!" Rory blieb stehen und zupfte die Decke im Kinderwagen, in dem Lara fridlich schlief, zurecht. Es war eigentlich nicht nötig, doch ihr war das Gespräch so unangenehm, dass sie unbedingt etwas tun musste. Wie war sie überhaupt in diese Situation geraten? Natürlich! Sie war so neugierig gewesen, was es mit der Linda-Sache auf sich hatte. Also war sie ja auf gewisse Weise selber schuld.
,,Wenn Sie nur nicht hingehen wollen, weil er Ihr Exfreund ist, denken Sie noch einmal darüber nach. Ich bereue es immer noch, nicht auf die Hochzeit von Andrea gegangen zu sein. Wer weiÃ? Vielleicht wäre dann Alles anders gekommen."
,,Bei Ihnen war das etwas anderes," widersprach Rory und zupfte ohne ihn anzusehen weiter an der Decke herum.
,,Und wieso?"
,,Sie sind nicht verheiratet."
,,Das heiÃt? Sie gehen nur nicht hin, weil Sie noch etwas für ihn empfinden?!"
,,Was?" Rory richtete sich auf und sah ihm ungläubig ins Gesicht.
,,Habe ich Recht?"
,,Hallo? Ich bin verheiratet." Wie zur Bestätigung hob sie ihre linke Hand, an dem ihr Ehering steckte.
,,Das habe ich nicht gefragt."
,,Ich habe ihn seit Jahren nicht gesehen."
,,Wieder keine Antwort auf meine Frage."
,,Ich..." Sie brach ab. Was fiel ihm eigentlich ein, solche persönlichen Fragen zu stellen? Hatte er denn überhaupt kein Benehmen?
Das wurde Cameron offenbar im selben Moment klar und er setzte zu einer Entschuldigung an: ,,Es tut mir leid. Ich weià nicht, was in mich gefahren ist. Ich habe ja nun wirklich kein Recht so mit Ihnen zu sprechen und-"
,,Schon ok," winkte Rory ab.
,,Nein, das ist es nicht. Ich habe immer schon den Fehler gemacht mich zu sehr in die Sachen von anderen einzumischen. Tut mir leid."
Rory lächelte. ,,Vielleicht hätten Sie dieses Talent zu Ihrem Beruf machen müssen... wenn Ihnen die Arbeit mit Zahlen so gar keinen Spaà macht."
,,Sie werden lachen, aber ich wollte tatsächlich Psychologie studieren. Mein Dad war leider nicht sehr davon begeistert und ich habe den Fehler gemacht auf ihn zu hören." Er lächelte noch einmal entschuldigend, dann beschloss er das Thema zu wechseln. ,,Wielange bleiben Sie eigentlich noch in England?"
,,Ich weià nicht genau," antwortete Rory und hob die Schultern. ,,Ich denke, wenn eine gewisse Sache erledigt ist."
,,Das mit Ihnen und James tut mir leid."
,,Was? Woher wissen Sie davon?"
,,Linda."
,,Natürlich," murmelte Rory nur. Wieso hatte sie überhaupt gefragt? Jedes Mal, wenn sie diesen Namen auch nur hörte, würde sie am liebsten losziehen und dieser... Frau einmal richtig die Meinung sagen. Oder James... denn der hatte ihr ja davon erzählt. Doch sie würde James nicht sagen, dass sie davon wusste. Denn das würde wieder einen Streit heraufbeschwören und wegen Linda hatten sie wirklich schon oft genug gestritten. AuÃerdem würde sich Linda vermutlich ins Fäustchen lachen und Cameron dann brühwarm erzählen, dass es noch schlimmer in ihrer Ehe kriselte. Und darauf konnte sie wirklich verzichten.
Da bin ich wieder... ist zwar schon wieder bisschen her *auf datum schau* Obwohl... drei Wochen sind für meine Verhältnisse ja gar nicht so lang :lach:
@ajnevs04: Danke, dass du wirklich immer FB gibst :knuddel:
@***jojo***: Auch dir danke ich natürlich für dein FB.
@Coco: Ohne Worte... du weiÃt ja, wie sehr ich mich immer über dein FB freue. Und auch wenn es dir nicht bewusst ist: Du hast mich zum Weiterschreiben bewegt :lach: Durch die "Gespräche" mit dir ist mir erstmal wieder bewusst geworden, wie lang der letzte Teil her ist *g*
@dine: Oh mein Gott! Du weiÃt gar nicht, wie sehr ich mich über dein FB gefreut habe :freu: Du weiÃt ja, wie sehr ich dich immer für deine FFs bewundert habe und, dass ausgerechnet dir meine FF gefällt... ah, ich bin baff :knuddel:
,,Rory? Was ist los mit dir?"
Rory blickte von ihrer Eisschüssel auf. ,,Was soll mit mir sein?"
,,Du warst so still. Die ganze Autofahrt hast du kein Wort gesagt."
Das stimmte wirklcih. Die ganze Heimfahrt hatte sie nicht mehr als das Nötigste gesprochen und auch jetzt "zuhause" hatte sie sich ohne viel Worte die Eispackung geschnappt und vorgegeben vor Hunger fast zu sterben. ,,Ich bin müde," log Rory und gähnte zur Bestätigung. ,,Willst du Eis?"
,,Nein, danke." Immer noch misstrauisch beäugte James Rory. ,,Komm schon, was ist los? Ist irgendetwas beim Essen passiert?"
Seufzend stand Rory auf, ging zum Kühlschrank, stellte das Eis zurück und studierte den Inhalt des Kühlschranks genauer. Ohne sich zu James umzudrehen, berichtete sie dann zögernd: ,,Linda und ich haben über Euch geredet..."
,,Ihr habt was?"
,,Ja, ich weiÃ, vielleicht war es falsch von mir sie über dich und sie auszufragen. Vielleicht hätte ich einfach akzeptieren sollen, dass du nicht darüber sprechen willst, aber das konnte ich nicht." Sie setzte sich wieder an den Tisch, verschränkte ihre Arme und wagte es nicht James, der an der Arbeitsplatte gelehnt stand, richtig anzusehen.
,,Was hat sie gesagt?" James' Augen fingen an nervös zu flackern und Rory bemerkte, wie er versuchte seine Stimme beherrscht klingen zu lassen, als er sich hastig neben sie an den Tisch setzte.
,,Sie hat etwas gesagt, das ich für ziemlich unglaubwürdig halte," meinte Rory zögernd und nahm dann schnell einen Schluck aus ihrem Wasserglas.
,,Was hat sie dir erzählt?" wollte James noch einmal wissen und in seiner Stimme klang ein wütender Unterton mit. Rory konnte allerdings nicht sagen, ob die Wut an sie oder an Linda gerichtet war.
,,Sie hat unter anderem gesagt, dass du nie heiraten wolltest... dass du immer gesagt hast, dass dieser ganze Ehekram nichts für dich wäre." ... und das wäre auch eine Erklärung, wieso wir jetzt in dieser Situation sind, fügte Rory in Gedanken hinzu.
,,Mein Gott! Sie redet von dem Jungen, den sie damals kennen gelernt hat. Wer denkt schon mit achtzehn daran zu heiraten? Da will man doch cool sein und Heiraten gehört nicht gerade zu den Dingen, die für Achtzehnjährige cool sind, oder?"
,,Nicht unbedingt," meinte Rory kopfschüttelnd und schwieg einen Moment, bevor sie fortfuhr: ,,Und was war mit festen Beziehungen? Wolltest du wirklich keine, bis vor drei Jahren?"
,,War ja klar, dass Linda sowas sagen würde." Ungläubig schüttelte James den Kopf.
,,Also ist es nicht wahr?"
,,Linda hat mir immer vorgeworfen, dass ich derjenige war, der keine feste Beziehung wollte... doch ich kam nur nicht damit zurecht, was sie unter eine `festen Beziehung´ verstand. Für mich gehörte es eben nicht dazu, dass sie, während ich daneben stand mit fremden Männern flirtete und so weiter. Deshalb habe ich gesagt, dass ich keine Beziehung mit ihr haben will."
Wollte er sie anlügen? Glaubte er, dass Linda ihm nicht erzählt hatte, dass sie immer wieder zusammen waren? Und auch wenn sie Linda nicht alles glaubte, war daran sicher etwas Wahres dran... schlieÃlich hatte Cameron genau dasselbe erzählt. ,,Und trotzdem seid ihr immer wieder zusammen gekommen?!"
James blickte sie einen Moment überrascht an, bevor er antwortete: ,,Wir waren nicht zusammen... zumindest nicht richtig. Unsere Beziehung war mehr... körperlich, verstehst du? Als das nicht mehr möglich war, haben wir es als Freunde versucht, weil wir die Anwesenheit des jeweils Anderen schon so gewohnt waren."
,,Oh!" Geschockt von dieser Antwort trank Rory hastig aus ihrem Glas. Wie konnte er nur so ungeniert und ohne Schuldgefühle davon reden? Das war wirklich ein Thema, das sie nicht weiter vertiefen wollte. ,,Und da ist noch etwas... etwas, das sie gesagt hat."
,,Ja?"
Als James' sie mit festem Blick abwartend ansah, wurde ihr komisch zumute und sie wandte ihren Blick auf ihre Hände. Ihr wäre es lieber gewesen, er hätte sich gewunden, hätte versucht mit irgendwelchen Ausreden das Thema zu wechseln,... Aber, dass er sie jetzt mit so aufrichtiger Miene ansah und nur auf die nächste Frage zu warten schien, verunsicherte sie. Aber wieso? War es nicht toll, wenn er endlich mal ehrlich war? Vielleicht lag es daran, dass sie die Wahrheit gar nicht wirklich wissen wollte. Vielleicht würde James jetzt etwas sagen, was Linda's Bemerkungen nur noch glaubhaftiger machen würde. ,,Sie meinte, dass du total geschockt warst, als ich... als du erfahren hast, dass ich schwanger war," sagte sie schlieÃlich unsicher und kam sich langsam vor wie bei einem Verhör.
,,Erstaunt trifft es wohl eher."
,,Also positiv überrascht?" hakte Rory nach.
Ein unsicherer, fast schon verlegender Ausdruck machte sich auf James' Gesicht breit, während er sich durch die Haare fuhr. ,,Es war schon irgendwie verrückt."
,,Verrückt?!" wiederholte Rory und wusste nicht, was sie davon halten sollte.
,,Ja! Ich meine, ich habe wirklich nicht mit sowas gerechnet. Wir waren erst seit einem halben Jahr verheiratet, als du es mir gesagt hast," versuchte James sich zu rechtfertigen.
,,Und?" Rory sah ihn abwartend an und dieses Mal war er es, der den Blick anwandte.
,,Du warst gerade Mal 23, ich 26, das ist doch relativ jung und... Versteh doch!" Er trommelte mit seinen Fingern auf der Tischplatte herum, lächelte wieder etwas verlegen und stand dann auf, um ihm Zimmer auf und ab zu gehen. ,,Du hattest vor zu arbeiten, hattest sogar schon eine tolle Stelle bei der Boston Times und ich dachte... Ich dachte einfach, wir könnten noch ein paar Jahre als junges verheiratetes Paar zusammen leben, bevor wir Eltern werden."
Rory schluckte. Dann war also alles wahr was Linda gesagt hatte? Aber James hatte sich doch gefreut, dachte Rory und erinnerte sich daran, wie er sich jedes Mal, wenn er nach Hause gekommen war, glücklich erkundigt hatte, wie es ihr und seinem Sohn oder seiner Tochter ging. ,,Und trotzdem hast du vorgegeben dich zu freuen?!"
,,Ich habe mich später ja auch gefreut. Aber anfangs war der Gedanke schon etwas seltsam."
Später... wieso konnte er jetzt nicht lügen? Sonst hatte er doch auch nicht unbedingt Probleme damit und jetzt, wenn sie es ihm verziehen hätte, weil er sie nicht verletzten wollte, sagte er die Wahrheit? ,,Und wieso hast du mir die ganz Zeit vorgemacht, dass du überglücklich bist?"
,,Ich wollte dich nicht beunruhigen, hatte Angst um dich und Lara. Verstehst du das?"
Rory nickte zwar, doch eigentlich hätte sie jetzt am liebsten geweint. Sie erfuhr von der Exfreundin ihres Mannes Dinge, die ihr eigentlich damals selbst auffallen hätten müssen.
,,Aber bevor du irgendwas falsch verstehst. Ich habe nie, wirklich niemals bereut, dass es Lara gibt oder so... Ich... sie... Sie ist mir wichtig und..."
,,Lass es gut sein, James!" sagte Rory mit müder Stimme. ,,Ich weiÃ, was du meinst."
,,Gut." Ein schwaches Lächeln zeigte sich auf James' Gesicht, als er ihr seine rechte Hand entgegenstreckte. ,,Kommst du mit nach oben? Wir können nochmal nach Lara sehen."
Rory zögerte. Wieso bemühte er sich jetzt, als sie eigentlich total wütend auf ihn sein wollte? ,,Wieso warst du heute so ehrlich?" Ehe sie wusste, was sie tat, hatte sie die Frage laut ausgesprochen.
,,Was?" fragte James verständnislos.
,,Du hast heute all' meine Fragen ehrlich beantwortet, hast nicht irgendwelche Ausreden erfunden, hast nicht das Thema gewechselt,... Auch, wenn ich dir das nicht vorwerfen will, aber ich muss schon sagen, dass das nicht unbedingt deine Art ist."
,,Du bist heute Abend mitgekommen, obwohl du nicht wolltest... ich war dir etwas schuldig."
Ungläubig musterte Rory ihn. ,,Du warst mir etwas schuldig?"
,,Das war ein Scherz. Du weiÃt, wieso ich ehrlich war."
,,Weià ich das?"
,,Ich war ehrlich, weil ich dich nicht anlügen wollte. Also komm!"
Er war ehrlich, weil er sie nicht anlügen wollte? Verstand nur sie diese Logik nicht? Rory zögerte kurz, doch dann griff sie nach seiner Hand und erhob sich. ,,Was auch immer der Grund war... Danke!"
,,Kein Problem."
,,Glaubst du..." Sie legte ihre rechte Hand auf seine Schulter und trat noch einen Schritt auf ihn zu. ,,Glaubst du, dass es möglich wäre, dass du öfters so ehrlich zu mir bist?"
,,Ich denke schon," meinte James und hob die Hand, um ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht zu streichen.
,,Das fände ich schön," gab Rory nur zurück, bevor sie ihre Arme um seinen Hals legte und ihn küsste.
,,Und Sie arbeiten tatsächlich nur Teilzeit?" fragte Rory und musterte Cameron ungläubig. Sie waren wieder im Park spazieren, was sie in den vergangenen Tagen öfters gemacht hatten. James hatte nach seinem langen Wochenende nun doppelt so viel zu tun und da auch Paris arbeiten musste, genoss sie es jemanden zu haben, mit dem sie sich unterhalten konnte. Und Cameron war wirklich ein guter Gesprächspartner, sie redeten über Gott und die Welt.
,,Ja. Sonst hätte ich wohl kaum soviel Zeit, oder?"
,,Aber Sie sind doch noch so jung?! Wieso arbeitet ein 28-Jähriger nur Teilzeit?" Rory verstand ihn nicht. Er hatte ja nicht einmal eine Familie, weswegen er oft zuhause sein wollte.
,,Die Arbeit macht mir nicht viel Spaà und da für mich alleine das Geld reicht, das ich mit meinem Teilzeitjob verdiene, weià ich nicht, wieso ich mehr arbeiten würde... ich habe ja keine Familie, die ich versorgen muss."
,,Denken Sie nicht an die Zukunft? Zum Beispiel an eine Zukunft mit Linda?!" Sie wollte den letzten Satz nicht sarkastisch aussprechen, doch so sehr sie sich auch bemühte... ein leichter Unterton in ihrer Stimme war nicht zu überhören. Je öfter sie sich mit Cameron unterhielt, desto schleierhafter wurde ihr, wieso ein Mann wie er mit einer Frau wie Linda ausging.
,,Wenn ich Linda jemals bitten sollte mich zu heiraten, dürfen Sie mich erschieÃen."
,,Ok." Verständnislos hob Rory die Augenbrauen, nickte aber. ,,Wieso gehen Sie wirklich mit Linda aus? Nur, weil sie hübsch ist?" Dieser Kommentar von ihm, den er an jenem Abend von sich gegeben hatte, konnte sie nicht vergessen. Besonders nicht, seit dem sie festgestellt hatte, dass es so gar nicht zu Cameron's sonstiger Art passte.
,,Nein, nicht nur."
Rory sah ihn abwartend an und als er das sah, winkte er nur ab. ,,Lange Geschichte."
,,James arbeitet heute länger... wir haben Zeit. Ich meine, nur wenn Sie wollen... aber es würde mich wirklich interessieren, wieso Sie mit Linda ausgehen, wenn Sie sich lieber umbringen würden, als sie zu heiraten."
,,Eigentlich habe ich Sie gebeten mich umzubringen..." meinte Cameron scherzend. ,,Wollen Sie die Geschichte wirklich hören?"
,,Wenn Sie sie erzählen wollen?!"
,,Ich habe auf der High School ein Mädchen kennengelernt, wir waren über vier Jahre zusammen. Tja, irgendwann beschloss Andrea für ein halbes Jahr nach Amerika zu gehen. Ich glaube es ist überflüssig zu sagen, dass sie nicht mehr wieder kam. Sie hatte einen Amerikaner kennengelernt und wollte deshalb in Amerika bleiben. Sie können sich ja vielleicht vorstellen, wie geschockt ich war. Ich konnte es gar nicht erwarten, dass sie wiederkam und dann verkündigt sie plötzlich, dass sie sich in einen Anderen verliebt hatte. Ich war so fertig, dass ich sogar anfing zu trinken... jetzt wissen Sie auch den Grund für mein `kleines Alkoholproblem´," meinte er mit einem entschuldigenden Lächeln. ,,Zwei Jahre später erfuhr ich von ihrer Verlobung... sie wollten ihre Hochzeit in der Stadt, in der ich wohnte, feiern. Meine Mutter hat mir damals gesagt, ich sollte zu ihrer Hochzeit gehen und versuchen sie zurückgewinnen. Sie vertritt die Meinung, dass man seine erste Liebe nie vergessen könnte," erzählte Cameron und ein wehmütiges Lächeln lag auf seinem Gesicht.
,,Und? Sind Sie hingegangen?" erkundigte sich Rory neugierig.
,,Nein! Ich dachte, es wäre demütigend, wenn sie gemerkt hätte, dass ich ihr immer noch hinterhertrauere. SchlieÃlich hatte ich in den ganzen zwei Jahren keine Beziehung, die länger als ein paar Wochen gehaltet hatte. Ich habe jede Frau mit verglichen und keine war so wie sie."
,,Und deswegen gehen Sie jetzt mit Linda aus?"
,,Ich weiÃ, das klingt verrückt, aber irgendwann habe ich beschlossen nicht mehr mit Frauen auszugehen, die Ãhnlichket mit Andrea hatten. Und tja, da ist Linda und sie hat wirklich keine Ãhnlichkeit mit Andrea und somit kann ich sie auch nicht mit ihr vergleichen." Als er Rory's ungläubigen Gesichtsausdruck bemerkte, fuhr er lächelnd fort: ,,Für Sie muss das ja jetzt Alles total krank klingen. Bestimmt halten Sie mich jetzt für verrückt, weil ich immer noch an meiner ersten Liebe hänge."
,,Nein, ganz und gar nicht."
,,Halten Sie mich auch nicht verrückt, wenn ich sage, dass ich Andrea immer noch liebe und vermutlich sofort zu ihr zurückkehren würde, wenn sie mit dem kleinen Finger winken würde?"
,,Nein, das tue ich nicht." Sie schwieg einen kurzen Augenblick. ,,Ich habe so etwas Ãhnliches erlebt."
,,Wirklich? Aber nicht mit James, oder? Sonst hätte ich Sie vermutlich schon früher kennengelernt."
,,Nein, es war nicht James - es war jemand anderes."
Er warf ihr lächelnd einen Seitenblick zu. ,,Und? Wollen Sie mir die Geschichte erzählen?"
,,Sie interessieren sich für meine Geschichte?"
,,Ja, denken Sie einfach so: Sie können mir dadurch Mut machen, weil sie anscheinend alles überwunden haben und doch noch geheiratet haben." Er zwinkerte ihr zu.
,,Na gut, wenn Sie es wirklich hören wollen," gab Rory seufzend zurück und schloss kurz die Augen, bevor sie zu erzählen begann. ,,Da war Dean... er war mein erster fester Freund, wir waren zwei Jahre zusammen, eigentlich war er wirklich der beste Freund, den man sich wünschen konnte. Zuverlässig, immer da, wenn ich ihn brauchte... ich glaube ich kann ihn nicht anders als den "perfekten Freund" beschreiben."
,,Aber?"
,,Tja, der Neffe meines Stiefvaters kam in die Stadt."
,,Wow! Ihre Mutter und Ihr Stiefvater hatten natürlich was dagegen?!"
,,Nein!" Rory musste bei dem Gedanken lachen. ,,Die beiden waren damals noch nicht verheiratet, noch nicht einmal zusammen. Also- da war Jess und er war so anders als Dean. Ich wusste nicht, was er als nächstes sagen oder tun würde. Auf der anderen Seite interessierte er sich für die gleichen Bücher wie ich, wir konnten stundenlang über ein Buch sprechen... etwas, was ich mit Dean nie konnte. Dean hat sich bemüht, doch ich habe genau gemerkt, dass er die Bücher nur las, um mir eine Freude zu machen. Dean bemerkte mein Interesse für Jess und wir trennten uns. Das Problem war nur, dass Jess eben..." Rory suchte nach einem passenden Wort. ,,... Jess war und ich ihn immer mit Dean verglichen habe. Und dabei hat er leider nie gut abgeschnitten. Jess redete nicht über Probleme, zog sich ohne Grund in sein Schneckenhaus zurück und das, was ich anfangs noch aufregend und geheimnisvoll fand, hat mich schlieÃlich an das Ende meiner Nerven und meines Verständnis geführt. Und plötzlich war Jess ohne ein Wort verschwunden. Tja, ich habe wirklich gemerkt, was ich an Dean hatte, aber er war zu diesem Zeitpunkt verheiratet."
,,Autsch!" Cameron verzog das Gesicht. ,,Man merkt immer erst, was man hatte, wenn man es verloren hat, nicht wahr?"
,,Ja, leider. Aber ich hatte Glück: Dean lieà sich scheiden und wir kamen wieder zusammen - anderthalb Jahre. Dann... dann habe ich einen Fehler gemacht und er verlies die Stadt." Sie verzog schmerzhaft das Gesicht, als sie an diesen Tag dachte. Dann versuchte sie dich wieder unter Kontrolle zu bekommen und setzte ein Lächeln auf. ,,Tja, das war's. Sie sehen, Sie sind nicht der Einzige, der Probleme mit seiner ersten Liebe hatte."
,,Wow! Gegen Ihre Geschichte wirkt meine richtig langweilig. Hochzeit, Scheidung,..." Als Cameron bewusst wurde, was er soeben gesagt hatte, entschuldigte er sich sofort: ,,Tut mir leid, das sollte nicht so klingen, als würde ich mich darüber lustig machen."
,,Schon gut. Haben Sie eigentlich irgendwann noch einmal etwas von Andrea gehört?" fragte Rory neugierig, um von sich abzulenken.
,,Ja, sie wurde stolze Mutter von Zwillingen. Und Sie? Hat er sich noch einmal gemeldet?"
,,Vor einiger Zeit hat er mir einen Brief geschrieben, in dem er schrieb, dass er heiraten wollte. Und vor ein paar Tagen habe ich eine Einladung zu seiner Hochzeit bekommen."
,,Oh!"
,,Ja, ich meine, wie kommt er darauf mich einzuladen?"
,,Werden Sie hingehen?"
,,Was?" Rory lachte ungläubig auf. ,,Das ist doch keine ernstgemeinte Frage, oder?"
,,Wieso nicht?"
,,Er ist mein Exfreund und wir haben uns über vier Jahre nicht mehr gesehen."
,,Geben Sie zu, das ist nur eine Ausrede, um sich nicht mit den Tatsachen auseinander setzen zu müssen. Also sagen Sie ehrlich: Warum gehen Sie nicht hin?"
,,Das liegt doch auf der Hand. Er ist mein Exfreund und..." Sie brach ab und wusste nicht, wie sie den Satz beenden sollte.
,,Und? Hat er irgendwas getan, weswegen Sie ihm nicht mehr begegnen wollen?"
,,Gott! Nein!" Rory blieb stehen und zupfte die Decke im Kinderwagen, in dem Lara fridlich schlief, zurecht. Es war eigentlich nicht nötig, doch ihr war das Gespräch so unangenehm, dass sie unbedingt etwas tun musste. Wie war sie überhaupt in diese Situation geraten? Natürlich! Sie war so neugierig gewesen, was es mit der Linda-Sache auf sich hatte. Also war sie ja auf gewisse Weise selber schuld.
,,Wenn Sie nur nicht hingehen wollen, weil er Ihr Exfreund ist, denken Sie noch einmal darüber nach. Ich bereue es immer noch, nicht auf die Hochzeit von Andrea gegangen zu sein. Wer weiÃ? Vielleicht wäre dann Alles anders gekommen."
,,Bei Ihnen war das etwas anderes," widersprach Rory und zupfte ohne ihn anzusehen weiter an der Decke herum.
,,Und wieso?"
,,Sie sind nicht verheiratet."
,,Das heiÃt? Sie gehen nur nicht hin, weil Sie noch etwas für ihn empfinden?!"
,,Was?" Rory richtete sich auf und sah ihm ungläubig ins Gesicht.
,,Habe ich Recht?"
,,Hallo? Ich bin verheiratet." Wie zur Bestätigung hob sie ihre linke Hand, an dem ihr Ehering steckte.
,,Das habe ich nicht gefragt."
,,Ich habe ihn seit Jahren nicht gesehen."
,,Wieder keine Antwort auf meine Frage."
,,Ich..." Sie brach ab. Was fiel ihm eigentlich ein, solche persönlichen Fragen zu stellen? Hatte er denn überhaupt kein Benehmen?
Das wurde Cameron offenbar im selben Moment klar und er setzte zu einer Entschuldigung an: ,,Es tut mir leid. Ich weià nicht, was in mich gefahren ist. Ich habe ja nun wirklich kein Recht so mit Ihnen zu sprechen und-"
,,Schon ok," winkte Rory ab.
,,Nein, das ist es nicht. Ich habe immer schon den Fehler gemacht mich zu sehr in die Sachen von anderen einzumischen. Tut mir leid."
Rory lächelte. ,,Vielleicht hätten Sie dieses Talent zu Ihrem Beruf machen müssen... wenn Ihnen die Arbeit mit Zahlen so gar keinen Spaà macht."
,,Sie werden lachen, aber ich wollte tatsächlich Psychologie studieren. Mein Dad war leider nicht sehr davon begeistert und ich habe den Fehler gemacht auf ihn zu hören." Er lächelte noch einmal entschuldigend, dann beschloss er das Thema zu wechseln. ,,Wielange bleiben Sie eigentlich noch in England?"
,,Ich weià nicht genau," antwortete Rory und hob die Schultern. ,,Ich denke, wenn eine gewisse Sache erledigt ist."
,,Das mit Ihnen und James tut mir leid."
,,Was? Woher wissen Sie davon?"
,,Linda."
,,Natürlich," murmelte Rory nur. Wieso hatte sie überhaupt gefragt? Jedes Mal, wenn sie diesen Namen auch nur hörte, würde sie am liebsten losziehen und dieser... Frau einmal richtig die Meinung sagen. Oder James... denn der hatte ihr ja davon erzählt. Doch sie würde James nicht sagen, dass sie davon wusste. Denn das würde wieder einen Streit heraufbeschwören und wegen Linda hatten sie wirklich schon oft genug gestritten. AuÃerdem würde sich Linda vermutlich ins Fäustchen lachen und Cameron dann brühwarm erzählen, dass es noch schlimmer in ihrer Ehe kriselte. Und darauf konnte sie wirklich verzichten.
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