27.02.2006, 18:52
Wie hatte er diese nur vermisstâ¦wie hatte er Rory vermisst. Erst jetzt fiel ihm auf, wie er sie die ganze Zeit über vermisst hatte. Jede Faser, ja jede Pore seines Körpers sehnte sich nach Nähe. Nach IHRER Nähe und Geborgenheit. Doch etwas hatte sich verändert. Der Glanz ihrer Augen war nicht mehr da. Sie waren wie ein Funken in der Nacht erloschenâ¦doch warum? Lag es an ihm? Hatte sie das so sehr mitgenommen? Er hoffte inständig nicht der Grund dafür zu sein, denn das würde er nicht aushalten. Jess musterte sie schon die ganze Zeit und musste Lächeln. Sie war wirklich hübschâ¦nein wunderschön. Sie hatte sich in der Zwischenzeit ein Pony schneiden lassen und der Rest fiel ihr gelockt über die Schulter. Doch nicht nur Jess sah sie genau an, nein auch Rory musterte ihn. Er hatte sich verändert. Nicht zu sehr äuÃerlich, doch sein Auftreten und seine Erscheinung hatten sich verändertâ¦positiv verändert. Sie wusste nicht genau, was es war, doch es fühlte sich gut an. Sie betrachtete seine kurzen Haare, die er scheinbar immer noch nicht in den Griff bekam. Er sah irgendwie etwas älter ausâ¦nein reifer. Rory bemerkte genau, wie sich wieder Gefühle einschlichen, die sie nicht zulassen wollte. Gefühle, die sie in den letzten Fleck ihres Herzens verbannt hatte. Sie bahnten sich ihren weg nach oben. Rory bemerkte dieses leichte Flattern und dieses flaue Gefühl in der Magengegend, doch wie wollte es nicht. Sie wollte das alles nicht mehr. Sie hatte mit Jess abgeschlossenâ¦mit ihrer Vergangenheit. Rory wollte nicht mehr als Freundschaftâ¦jetzt nicht mehr. Es war zu viel passiert. Es gab nun einen anderen Mann an ihrer Seite, den sie wirklich liebte. Ja sie liebte Logan und hätte das nicht für möglich gehalten. Beide wollten etwas sagen, doch etwas hinderte sie daran. Irgendwas schnürte ihnen die Kehle zu und es fiel ihnen schwer zu atmen. Warum musste es auch nur soweit kommen? Warum musste es soweit kommen, dass sie hier standen und nicht weiter wussten? Rory und Jess hatten sich alles anders vorgestellt. Die Zeit jedoch konnte man nicht zurückdrehen und man wird es wahrscheinlich auch niemals könnenâ¦Rory überwand sich und fand ihre Stimme wieder.
âHeyâ war jedoch das einzigste, das sie aus ihrem trockenen Hals heraus bekam.
âHiâ erwiderte er leise und sah sie an.
âSchönâ¦schön, dass du gekommen bistâ¦das bedeutet Luke sehr vielâ
âIch weis und ich wollteâ¦ich wollte nicht schon wieder so eine Dummheit begehenâ sagte er und senkte den Kopf. Was sollte das schon wieder heiÃen? Hatte er das etwa auf sich bezogen? Bereute er es, weggegangen zu sein? Es trat wieder eine Stille ein, in der keiner sich getraute etwas zu sagen. Jess wollte gerade ansetzten, als ihn eine Stimme zurückholte.
âWo bleibt ihr denn? Wir warten schon auf euchâ sagte Luke und streckte den Hals aus dem Wohnzimmer.
âWiâ¦wir kommen schonâ stammelte Rory verwirrt vor sich hin und ging mit schnellen Schritten ins Zimmer zu ihrer Mum. Jess schüttelte geknickt den Kopf und folgte ihr. Er wollte sie das fragen, was ihm die ganze Zeit den Kopf zerbrach. Ihm lag die Frage auf der Zunge und doch schaffte er es nicht es auszusprechenâ¦
Die fünf unterhielten sich noch eine Weile und klärten alles für Den morgigen Tag. Es durfte nichts schief laufenâ¦nicht an ihrer Hochzeit. Lore hatte schon als kleines Mädchen von ihrer Hochzeit geträumt. Wenn sie sich daran erinnerte, wusste sie nur noch, dass es perfekt war. Alles sollte perfekt sein.
âHey Luke ich denke wir sollten langsam aufbrechen, wenn wir morgen nicht verschlafen wollenâ Luke schaute auf die Uhr und nickte. Sie standen auf und gingen zur Tür. Shirley ging auf Jess zu und umarmte ihn.
âHey das wird schon, ich versuch wasâ¦â flüsterte sie ihm ins Ohr und grinste verschmitzt. Er wollte gerade etwas erwidern, doch Luke wurde nachgeschoben.
âBye Lieblingâ sagte Lore traurig, schlang ihre Hände um seinen Hals und küsste ihn leidenschaftlich. Sie wollten sich gar nicht voneinander lösen, doch sie wurden regelrecht auseinander gezogen.
âIch will nicht, dass du gehstâ jammerte seine Verlobte und zog einen Schmollmund.
âIhr werdet es doch wohl eine Nacht ohne einander aushalten. Ihr habt es schlieÃlich Jahre lang geschafftâ grinste Jess und schüttelte den Kopf.
âTja da waren wir auch nicht ganz wir selbst. Ein wenig geistig umnachtet undâ¦â
âJA ja schon gut. Macht, dass ihr weg kommtâ sagte Rory und hielt ihre Mutter fest. Luke ging zum letzten Mal auf sie zu, gab ihr einen kurzen Kuss und wurde auch schon von Jess zum Auto gezehrt.
âDie Welt ist so ungerechtâ jammerte Lore und machte die Tür zu.
âDa muss dir ausnahmsweise mal Recht gebenâ
âKönntest du Shirley vielleicht das Zimmer zeigen? Ich muss nochmal kurz was nachguckenâ
âIst gutâ Rory machte eine Handbewegung und beide setzten sich in Bewegung. Sie stiegen die Treppe nach oben und gingen in Lorelais Schlafzimmer. Shirley sollte ihn dem Zimmer schlafen, da Lore unbedingt die Nacht bei ihrer Tochter verbringen wollte.
âSo da wären wir, wenn du etwas brauchst, sag einfach Bescheidâ sagte Rory knapp und wollte schon wieder gehen, als Shirley sie zurückzog.
âKönnte ich dich vielleicht mal was fragen?â
Na wenn es unbedingt sein mussâ¦
âKlar warum nichtâ
âLiebst du Jess noch?â
âBiâ¦Bitte was?â fragte Rory geschockt, da sie auf diese direkte Frage nicht gefasst war. Sie schaute Shirley verdutzt an und überlegte, was sie antworten sollte. Und warum interessierte sie das überhaupt? Da kam ihr plötzlich ein Geistesblitz und sie fing an zu lächeln.
âAha ich verstehe. Keine Sorge Shirley, ich werde ihn dir garantiert nicht ausspannenâ
âAusspannen? Wieso das denn?â fragte Shirley ein wenig verwirrt und guckte ihr Gegenüber dementsprechend an.
âJetzt tu doch nicht so. Du hast bestimmt Angst, dass ich dir deine Beziehung kaputt mache, weil wir mal zusammen waren aberâ¦â
âStopp! Welche Beziehung denn? Ich und Jess sind doch gar nicht zusammenâ
Diese Aussage traf Rory, wie eine kräftige Ohrfeige.
Sie sind überhaupt nicht zusammen? Lügt sie mich auch nicht? So ein Schwachsinnâ¦sie hätte ja gar keinen Grund dafür. Wieso hatte sie das denn auch angenommen? Rory war im Gedanken versunken und ihr war die ganze Situation sichtlich peinlich und unangenehm. Shirley sah das und handelte einfach. Sie packte sich Rorys Arm und zog sie zu sich aufs Bett.
âHey Rory, ich weis wir kennen uns noch nicht lange aber was Jess betrifft, kannst du mir alles erzählenâ
âTut mir Leid aber ich dachte ihr wärtâ¦naja ihr saht so vertraut ausâ
âIch weis. Viele Leute denken das Gleiche wie du, nur weil wir uns so gut verstehen und kennen. Soll ich dir vielleicht die Geschichte von uns erzählen?â
Rory war irgendwie erleichtert, dass sie kein Paar waren. Sie konnte sich das nicht erklären, aber auf einmal kam Shirley ihr gar nicht mehr so unfreundlich rüberâ¦sie interessierte sich für ihre Geschichte, also nickte sie leicht und sah sie gespannt an.
âUnsere Vertrautheit kommt daher, dass wir uns sehr gut kennen. Wir waren mal zusammen, ja, aber das ist schon eine ganze Weile her. Wir hatten uns auseinander gelebt und eigentlich bin ich froh, dass wir wieder so gut befreundet sind. Jess ist es wirklich wertâ¦er ist ein wahrer Freund und ich könnte mir kaum vorstellen, dass es wieder mehr werden könnte. Aber am Besten fang ich mal von ganz vorne anâ¦â
So saÃen die beiden Frauen auf dem Bett, einander zugewandt. Shirley erzählte aufgeregt alles und Rory saà gespannt gegenüber und hörte zu. Sie kannten sich erst seit wenigen Stunden, doch es kam ihnen alles so vertraut vor. Sie konnte endlich mit jemanden reden, der Jess wirklich kannte. Rory wollte mehr wissen, von seinem neuen Lebenâ¦ohne sie. So verweilten sie eine gute viertel Stunde, bis Shirley gerade das letzte Wort beendet hatte und nach Luft schnappte.
âWowâ entgegnete Rory erstaunt âdann weis ich, warum ihr so miteinander umgeht. Ihr müsst euch sehr vertrauenâ
âJa das tun wir wirklichâ lächelte Shirley und dachte an all die Dinge, die sie mit Jess gemacht und durch gestanden hatte.
âRoryâ¦empfindest du noch etwas für ihn? Ich glaube nämlich, dass er noch sehr viel für dich übrig hat. Versteh mich bitte nicht falsch aber Jess ist sehr beliebt in der Frauenwelt. Ich würde sagen, dass er fast jede rum bekommen würde, die er will. Das bemerkt man auch, denn an Angeboten fehlt es ihm nicht geradeâ¦im Gegenteil. Manchmal muss ich ihn sogar ârettenâ weil er diese Flittchen nicht los wird. Aber eins musst du wissen, er geht nicht darauf ein. Früher hätte er es vielleicht getan, doch als er vor ein paar Monaten wieder nach New York kam, war er verändert. Ja wirklich positiv verändert und ich glaube der Grund dafür bist duâ
âIch?â
âJa. Du bist bei ihm durchgedrungen und das hat wirklich noch niemand geschafftâ¦noch nicht mal ich. Jetzt hast du einen neuen Freund, aber irgendwas sagt mir, dass für Jess trotz allem noch Gefühle vorhanden sind. Ich habe vorhin genau die Blicke von euch beiden gesehen Roryâ
Rory saà da und überlegte. Das waren sehr viele Dinge auf einmal. Sie war total durcheinander und wusste beim besten Willen nicht, was sie empfinden sollte oder was sie lieber lassen sollte. Er hatte also noch Gefühle für sie? Und was war mir ihr? War sie wirklich bereit, dass alles hinter sich zu lassen und wieder neu anzufangen? Logan einfach zu verlassen, um einem Hirngespinnst hinterher zu rennen?
âIcâ¦ich weis es nichtâ sagte Rory endlich und erschrak selbst über ihre Antwort. Bis vor ein paar Minuten war sie sich noch so sicher, dass sie Jess nicht mehr liebte, doch nun? Jetzt, wo Shirley so auf sie eingeredet hatte, wusste sie gar nichts mehr.
âDu musst dich entscheiden Rory. Stell dir einfach vor, mit wem du dein Leben verbringen möchtest. Was denkst du, wer würde dich glücklicher machen? Mit wem könntest du eine Familie gründen? Geh in dich und sucheâ¦suche nach Antworten. Für wen sind die Gefühle stärker und an wen denkst du die ganze Zeit über? Werde dir über all das klarâ¦und dann wirst du wissen, wer der Richtige istâ
Rory hatte die Worte genau verstanden. Ihre neue Welt, die sie aufgebaut hatte, war in weniger als zwei Stunden eingestürzt. Sie wollte von vorne anfangen und jetzt? Jetzt stand sie wieder am Anfang und wusste nicht weiter.
âDu hast recht. Ich habe die ganze Zeit die Gedanken an Jess verdrängt. Ich wollte mich nicht erinnernâ¦und das war ein Fehler. Ich muss mir über so einiges klar werden. Aber selbst wenn da noch etwas sein sollte, glaube ich nicht, dass es genug wäre, um über den Schmerz den er mir zugefügt hat hinwegzusehen. Ich könnte mir nicht sicher sein, dass er sowas nicht mehr tut. In ein paar Wochen wird er sowieso wieder aus meinem Leben verschwindenâ¦und das wahrscheinlich für immer. Er hat sich ein neues Leben, jenseits von mir aufgebautâ¦genauso wie ich. Er lebt in New York und ich hier. Das wars. Ich bin bei Logan sicher gut aufgehoben und bei ihm bin ich mir über meine Gefühle wenigstens sicherâ
Shirley sah sie traurig an. Sie hatte ja nicht geahnt, dass es alles so schwer war. Sie wollte versuchen, die beiden wieder zusammen zu bringen, doch als sie jetzt sah, wie sich Rory fühlte war sie sich da nicht mehr sicher. Vielleicht sollte sie das lieber ihr überlassen. Rory musste selbst entscheiden und da wollte sie sich nicht einmischenâ¦
âDanke, dass ich mit dir über all das reden konnte. Ich hab das in mich rein gefressen und endlich konnte ich mich jemanden anvertrauen. Normal rede ich mit meiner Mum über allesâ¦aber darüber kann und will ich nicht mit ihr redenâ
âGern geschehen und ich wiederhole es nochmals, wenn du reden willst komm zu mir oder ruf an. Ich höre dir immer zuâ lächelte Shirley
âWarum tust du das? Wir kennen uns doch gar nichtâ
âGute Frage. Ich weis es selbst nicht genauâ¦aber vielleicht weil uns etwas wichtiges verbindetâ
âUnd was?â
âJessâ
Beide Frauen sahen sich an und begannen zu grinsen.
âHey ihr zwei, da seid ihr ja!â strahlte Lore und streckte den Kopf duch die Tür âich habe gedacht wir bestellen Pizza, stopfen noch mal richtig alles ungesunde in uns rein, gucken einen Film und feiern den letzten Abend in Freiheitâ
âKlingt gut. Was sagst du?â fragte Rory und drehte sich zu Shirley, die anfing zu lächeln und nickte âWorauf warten wir noch?!â
âAber Mum denk dran, du musst morgen noch in dein Kleid passenâ lachte Rory und umarmte ihre Mutter herzlich. Shirley hatte sie schon die ganze Zeit beobachtet. Einerseits war sie glücklich, dass die beiden sich so gut verstanden, andererseits war sie aber auch ein wenig neidisch. Sie verstand sich auch sehr gut mir ihrer Mum, aber irgendwas war anders. Ja stimmtâ¦Rory und Lorelai waren viel mehr beste Freundinnen, als Mutter und Tochter.
Eine Stunde später saÃen alle drei auf dem Sofa und guckten gespannt auf den Fernseher. Vor ihnen türmte sich das Essen massenhaft auf. Sie hatten alles da und nichts ausgelassen. Zwei rieÃen Kartons Pizza, Chinesisch, Schokolade, Popkorn, Chipsâ¦Shirley war wirklich erstaunt von den zwei Gilmores. Noch nie in ihrem Leben hatte sie jemand so viel essen sehen und dann hatten die beide auch noch den perfekten Körper. Lore und Rory saÃen da, griffen nach sämtlichen Sachen auf den Tisch und steckten sich das Essen, ohne einmal den Blick vom Fernseher zu richten in den Mund. Von Minuten zu Minute konnte Shirley Jess besser verstehen. Rory war wirklich anders und etwas ganz besonderesâ¦
Der letzte Takt des Films war eben ausgelaufen. Lore schaltete den Fernseher aus und drehte sich zu den anderen beiden.
âSo das wars. Wie hat es dir gefallen?â
âSehr gut. Das könnt man mal wieder holenâ lächelte Shirley und streckte sich.
âWas machen wir jetzt?â meldete sich Lorelai zu Wort und schaute erwartungsvoll.
âVielleicht wärs nicht schlecht langsam aber sicher ins Bett zu gehen. Es ist wirklich spät geworden und morgen müssen wir alle fit und ausgeschlafen seinâ
âIch kann bestimmt nicht schlafenâ murmelte Lore vor sich hin.
âLos kommt. Wir räumen das noch schnell zusammen und machen uns fertigâ
Alle drei räumten den Tisch auf und machten noch ein wenig sauber, bis sie die Treppe nach oben stiegen.
âGute Nach Shirley, bis morgen frühâ gab Rory fröhlich von sich
âNacht ihr beidenâ kam es auch von ihr, bis sie ins Zimmer verschwand und die Tür schloss.
âSo Mum. Du machst dich erst mal fertig und dann kommst du ins Zimmer, klar?â
âKlar Sirâ salutierte Lorelai vor ihrer Tochter und machte sich mit einem Lächeln auf ins Badezimmerâ¦
âUnd bist du aufgeregt?â fragte Jess interessiert und trank einen Schluck seines Biers.
âSoll das ein Witz sein? Ich könnte die glatten Wände hoch gehenâ kam es von Luke, der schon seit geraumer Zeit im Zimmer auf und ab ging.
âAlso wirst du den Schritt auch endlich wagenâ lächelte sein Neffe und beobachtete gleichzeitig belustigt seinen Onkel.
âJaâ¦Sie ist es wirklich wert. Lorelai ist die Frau meines Lebensâ grinste Luke und blieb plötzlich stehen. âIch geb dir einen Tipp Jess. Lass die Frau, die du liebst nicht einfach los. Egal was passiert kämpfe um sieâ
Jess wusste genau, dass das eine Anspielung war und antwortete nicht. Er senkte nur den Blick und trank einen zweiten kräftigen Schluckâ¦
âSüÃe?â
âHm?â
âIch seh nichtsâ jammerte Lore und drehte sich zur Seite.
Rory und ihre Mutter lagen eng aneinander gekuschelt in Rorys Bett.
âÃhmâ¦könnte es vielleicht daher kommen, dass das Licht aus ist?â fragte Rory und begann zu lächeln. Manchmal war ihre Mum wirklich sehr verrückt.
âIch will Licht haben. Können wir nicht die Lampe einschalten?â
âKönnen wir schlafen? Hast du mal auf die Uhr geguckt?â
âJa schon aberâ¦â
âSchon gut schon gutâ Rory lehnte sich zur Seite und machte das Licht an. Lore drehte sich blitzartig um und starrte zum Schrank. Erleichtert lies sie sich wieder zurück in die Kissen sinken.
âSo kann ich es wieder ausschalten?â
âJappâ kam es von Lorelai, die gerade damit beschäftig war sich wieder einzumummeln.
âWas war das denn eben?â
âIch hab mich nur versichert, dass unsere Kleider noch da sindâ
âWo sollen sie denn auch hin sein?â
âWer weis. Bei uns passieren doch ständig ungewöhnliche Dinge. Vielleicht war es ja mal wieder Casperâ
âCasper?â
âNa unser Hausgeistâ
âWirklich origineller Nameâ
âDanke ich weis. Jedes Haus hat einen Hausgeistâ
âSicher. Entweder brauchst du dringend Schlaf, hast du Fieber oder Koffein Entzug. Was ist es diesmal?â
âGar nichts von allem. Ich sag die Wahrheitâ
âKlarâ
âDu glaubst mir nichtâ sagte Lorelai beleidigt und obwohl Rory sie nicht sehen konnte, wusste sie genau, dass ihre Mum gerade einen Schmollmund zog.
âNa gut ich glaube dir aber könnten wir jetzt schlafen?â
âOk ok. Ich bin ja schon ruhigâ
Beide legten sich in eine bequeme Stellung hin und machten die Augen zu. Keine 10 Minuten später meldete sich Lorelai wieder zu Wort.
âKönnten wir vielleicht noch einâ¦â
âNeinâ kam es bestimmend von Rory, noch bevor ihre Mutter den Satz beendet hatte.
âAberâ¦â
âNeinâ
âNa gut. Wenn du morgen kein Kleid hast, dann gehst du halt nackt. Ich werde jetzt ruhig seinâ
âDankeâ
âBitteâ
Rory machte wieder lächelnd die Augen zu und ertastete Lorelais Hand. Sie nahm sie behutsam in ihre und drückte sie leicht.
âEs wird alles gut werden. Du wist sehen, morgen wird der schönste Tag deines Lebens und jetzt versuch zu schlafenâ sagte sie, obwohl es mehr ein Flüstern war. Ihre Mum hatte jedoch jedes Wort verstanden.
âDankeâ flüsterte sie und umschloss Rorys Hand.
Morgen ist es also so weit. Endlich kann ich Luke meine ewige Liebe und Treue schwören. Was würde ich nur ohne ihn machen? Ich kann und will es mir gar nicht vorstellen. Ich bin so aufgeregt, wie alles verlaufen wird. Auch wenn ich mir in so vielen Dingen unsicher bin, weis ich eines gewissâ¦Luke ist der perfekte Mann. Der einzig Richtige in meinem Lebenâ¦
So verstrichen die Stunden. Und es war kaum zu glauben, doch Lorelai hatte es tatsächlich geschafft in den Schlaf zu finden. Letztendlich war sie also doch eingeschlafenâ¦obwohl die Aufregung von Minute zu Minute stieg.
âHeyâ war jedoch das einzigste, das sie aus ihrem trockenen Hals heraus bekam.
âHiâ erwiderte er leise und sah sie an.
âSchönâ¦schön, dass du gekommen bistâ¦das bedeutet Luke sehr vielâ
âIch weis und ich wollteâ¦ich wollte nicht schon wieder so eine Dummheit begehenâ sagte er und senkte den Kopf. Was sollte das schon wieder heiÃen? Hatte er das etwa auf sich bezogen? Bereute er es, weggegangen zu sein? Es trat wieder eine Stille ein, in der keiner sich getraute etwas zu sagen. Jess wollte gerade ansetzten, als ihn eine Stimme zurückholte.
âWo bleibt ihr denn? Wir warten schon auf euchâ sagte Luke und streckte den Hals aus dem Wohnzimmer.
âWiâ¦wir kommen schonâ stammelte Rory verwirrt vor sich hin und ging mit schnellen Schritten ins Zimmer zu ihrer Mum. Jess schüttelte geknickt den Kopf und folgte ihr. Er wollte sie das fragen, was ihm die ganze Zeit den Kopf zerbrach. Ihm lag die Frage auf der Zunge und doch schaffte er es nicht es auszusprechenâ¦
Die fünf unterhielten sich noch eine Weile und klärten alles für Den morgigen Tag. Es durfte nichts schief laufenâ¦nicht an ihrer Hochzeit. Lore hatte schon als kleines Mädchen von ihrer Hochzeit geträumt. Wenn sie sich daran erinnerte, wusste sie nur noch, dass es perfekt war. Alles sollte perfekt sein.
âHey Luke ich denke wir sollten langsam aufbrechen, wenn wir morgen nicht verschlafen wollenâ Luke schaute auf die Uhr und nickte. Sie standen auf und gingen zur Tür. Shirley ging auf Jess zu und umarmte ihn.
âHey das wird schon, ich versuch wasâ¦â flüsterte sie ihm ins Ohr und grinste verschmitzt. Er wollte gerade etwas erwidern, doch Luke wurde nachgeschoben.
âBye Lieblingâ sagte Lore traurig, schlang ihre Hände um seinen Hals und küsste ihn leidenschaftlich. Sie wollten sich gar nicht voneinander lösen, doch sie wurden regelrecht auseinander gezogen.
âIch will nicht, dass du gehstâ jammerte seine Verlobte und zog einen Schmollmund.
âIhr werdet es doch wohl eine Nacht ohne einander aushalten. Ihr habt es schlieÃlich Jahre lang geschafftâ grinste Jess und schüttelte den Kopf.
âTja da waren wir auch nicht ganz wir selbst. Ein wenig geistig umnachtet undâ¦â
âJA ja schon gut. Macht, dass ihr weg kommtâ sagte Rory und hielt ihre Mutter fest. Luke ging zum letzten Mal auf sie zu, gab ihr einen kurzen Kuss und wurde auch schon von Jess zum Auto gezehrt.
âDie Welt ist so ungerechtâ jammerte Lore und machte die Tür zu.
âDa muss dir ausnahmsweise mal Recht gebenâ
âKönntest du Shirley vielleicht das Zimmer zeigen? Ich muss nochmal kurz was nachguckenâ
âIst gutâ Rory machte eine Handbewegung und beide setzten sich in Bewegung. Sie stiegen die Treppe nach oben und gingen in Lorelais Schlafzimmer. Shirley sollte ihn dem Zimmer schlafen, da Lore unbedingt die Nacht bei ihrer Tochter verbringen wollte.
âSo da wären wir, wenn du etwas brauchst, sag einfach Bescheidâ sagte Rory knapp und wollte schon wieder gehen, als Shirley sie zurückzog.
âKönnte ich dich vielleicht mal was fragen?â
Na wenn es unbedingt sein mussâ¦
âKlar warum nichtâ
âLiebst du Jess noch?â
âBiâ¦Bitte was?â fragte Rory geschockt, da sie auf diese direkte Frage nicht gefasst war. Sie schaute Shirley verdutzt an und überlegte, was sie antworten sollte. Und warum interessierte sie das überhaupt? Da kam ihr plötzlich ein Geistesblitz und sie fing an zu lächeln.
âAha ich verstehe. Keine Sorge Shirley, ich werde ihn dir garantiert nicht ausspannenâ
âAusspannen? Wieso das denn?â fragte Shirley ein wenig verwirrt und guckte ihr Gegenüber dementsprechend an.
âJetzt tu doch nicht so. Du hast bestimmt Angst, dass ich dir deine Beziehung kaputt mache, weil wir mal zusammen waren aberâ¦â
âStopp! Welche Beziehung denn? Ich und Jess sind doch gar nicht zusammenâ
Diese Aussage traf Rory, wie eine kräftige Ohrfeige.
Sie sind überhaupt nicht zusammen? Lügt sie mich auch nicht? So ein Schwachsinnâ¦sie hätte ja gar keinen Grund dafür. Wieso hatte sie das denn auch angenommen? Rory war im Gedanken versunken und ihr war die ganze Situation sichtlich peinlich und unangenehm. Shirley sah das und handelte einfach. Sie packte sich Rorys Arm und zog sie zu sich aufs Bett.
âHey Rory, ich weis wir kennen uns noch nicht lange aber was Jess betrifft, kannst du mir alles erzählenâ
âTut mir Leid aber ich dachte ihr wärtâ¦naja ihr saht so vertraut ausâ
âIch weis. Viele Leute denken das Gleiche wie du, nur weil wir uns so gut verstehen und kennen. Soll ich dir vielleicht die Geschichte von uns erzählen?â
Rory war irgendwie erleichtert, dass sie kein Paar waren. Sie konnte sich das nicht erklären, aber auf einmal kam Shirley ihr gar nicht mehr so unfreundlich rüberâ¦sie interessierte sich für ihre Geschichte, also nickte sie leicht und sah sie gespannt an.
âUnsere Vertrautheit kommt daher, dass wir uns sehr gut kennen. Wir waren mal zusammen, ja, aber das ist schon eine ganze Weile her. Wir hatten uns auseinander gelebt und eigentlich bin ich froh, dass wir wieder so gut befreundet sind. Jess ist es wirklich wertâ¦er ist ein wahrer Freund und ich könnte mir kaum vorstellen, dass es wieder mehr werden könnte. Aber am Besten fang ich mal von ganz vorne anâ¦â
So saÃen die beiden Frauen auf dem Bett, einander zugewandt. Shirley erzählte aufgeregt alles und Rory saà gespannt gegenüber und hörte zu. Sie kannten sich erst seit wenigen Stunden, doch es kam ihnen alles so vertraut vor. Sie konnte endlich mit jemanden reden, der Jess wirklich kannte. Rory wollte mehr wissen, von seinem neuen Lebenâ¦ohne sie. So verweilten sie eine gute viertel Stunde, bis Shirley gerade das letzte Wort beendet hatte und nach Luft schnappte.
âWowâ entgegnete Rory erstaunt âdann weis ich, warum ihr so miteinander umgeht. Ihr müsst euch sehr vertrauenâ
âJa das tun wir wirklichâ lächelte Shirley und dachte an all die Dinge, die sie mit Jess gemacht und durch gestanden hatte.
âRoryâ¦empfindest du noch etwas für ihn? Ich glaube nämlich, dass er noch sehr viel für dich übrig hat. Versteh mich bitte nicht falsch aber Jess ist sehr beliebt in der Frauenwelt. Ich würde sagen, dass er fast jede rum bekommen würde, die er will. Das bemerkt man auch, denn an Angeboten fehlt es ihm nicht geradeâ¦im Gegenteil. Manchmal muss ich ihn sogar ârettenâ weil er diese Flittchen nicht los wird. Aber eins musst du wissen, er geht nicht darauf ein. Früher hätte er es vielleicht getan, doch als er vor ein paar Monaten wieder nach New York kam, war er verändert. Ja wirklich positiv verändert und ich glaube der Grund dafür bist duâ
âIch?â
âJa. Du bist bei ihm durchgedrungen und das hat wirklich noch niemand geschafftâ¦noch nicht mal ich. Jetzt hast du einen neuen Freund, aber irgendwas sagt mir, dass für Jess trotz allem noch Gefühle vorhanden sind. Ich habe vorhin genau die Blicke von euch beiden gesehen Roryâ
Rory saà da und überlegte. Das waren sehr viele Dinge auf einmal. Sie war total durcheinander und wusste beim besten Willen nicht, was sie empfinden sollte oder was sie lieber lassen sollte. Er hatte also noch Gefühle für sie? Und was war mir ihr? War sie wirklich bereit, dass alles hinter sich zu lassen und wieder neu anzufangen? Logan einfach zu verlassen, um einem Hirngespinnst hinterher zu rennen?
âIcâ¦ich weis es nichtâ sagte Rory endlich und erschrak selbst über ihre Antwort. Bis vor ein paar Minuten war sie sich noch so sicher, dass sie Jess nicht mehr liebte, doch nun? Jetzt, wo Shirley so auf sie eingeredet hatte, wusste sie gar nichts mehr.
âDu musst dich entscheiden Rory. Stell dir einfach vor, mit wem du dein Leben verbringen möchtest. Was denkst du, wer würde dich glücklicher machen? Mit wem könntest du eine Familie gründen? Geh in dich und sucheâ¦suche nach Antworten. Für wen sind die Gefühle stärker und an wen denkst du die ganze Zeit über? Werde dir über all das klarâ¦und dann wirst du wissen, wer der Richtige istâ
Rory hatte die Worte genau verstanden. Ihre neue Welt, die sie aufgebaut hatte, war in weniger als zwei Stunden eingestürzt. Sie wollte von vorne anfangen und jetzt? Jetzt stand sie wieder am Anfang und wusste nicht weiter.
âDu hast recht. Ich habe die ganze Zeit die Gedanken an Jess verdrängt. Ich wollte mich nicht erinnernâ¦und das war ein Fehler. Ich muss mir über so einiges klar werden. Aber selbst wenn da noch etwas sein sollte, glaube ich nicht, dass es genug wäre, um über den Schmerz den er mir zugefügt hat hinwegzusehen. Ich könnte mir nicht sicher sein, dass er sowas nicht mehr tut. In ein paar Wochen wird er sowieso wieder aus meinem Leben verschwindenâ¦und das wahrscheinlich für immer. Er hat sich ein neues Leben, jenseits von mir aufgebautâ¦genauso wie ich. Er lebt in New York und ich hier. Das wars. Ich bin bei Logan sicher gut aufgehoben und bei ihm bin ich mir über meine Gefühle wenigstens sicherâ
Shirley sah sie traurig an. Sie hatte ja nicht geahnt, dass es alles so schwer war. Sie wollte versuchen, die beiden wieder zusammen zu bringen, doch als sie jetzt sah, wie sich Rory fühlte war sie sich da nicht mehr sicher. Vielleicht sollte sie das lieber ihr überlassen. Rory musste selbst entscheiden und da wollte sie sich nicht einmischenâ¦
âDanke, dass ich mit dir über all das reden konnte. Ich hab das in mich rein gefressen und endlich konnte ich mich jemanden anvertrauen. Normal rede ich mit meiner Mum über allesâ¦aber darüber kann und will ich nicht mit ihr redenâ
âGern geschehen und ich wiederhole es nochmals, wenn du reden willst komm zu mir oder ruf an. Ich höre dir immer zuâ lächelte Shirley
âWarum tust du das? Wir kennen uns doch gar nichtâ
âGute Frage. Ich weis es selbst nicht genauâ¦aber vielleicht weil uns etwas wichtiges verbindetâ
âUnd was?â
âJessâ
Beide Frauen sahen sich an und begannen zu grinsen.
âHey ihr zwei, da seid ihr ja!â strahlte Lore und streckte den Kopf duch die Tür âich habe gedacht wir bestellen Pizza, stopfen noch mal richtig alles ungesunde in uns rein, gucken einen Film und feiern den letzten Abend in Freiheitâ
âKlingt gut. Was sagst du?â fragte Rory und drehte sich zu Shirley, die anfing zu lächeln und nickte âWorauf warten wir noch?!â
âAber Mum denk dran, du musst morgen noch in dein Kleid passenâ lachte Rory und umarmte ihre Mutter herzlich. Shirley hatte sie schon die ganze Zeit beobachtet. Einerseits war sie glücklich, dass die beiden sich so gut verstanden, andererseits war sie aber auch ein wenig neidisch. Sie verstand sich auch sehr gut mir ihrer Mum, aber irgendwas war anders. Ja stimmtâ¦Rory und Lorelai waren viel mehr beste Freundinnen, als Mutter und Tochter.
Eine Stunde später saÃen alle drei auf dem Sofa und guckten gespannt auf den Fernseher. Vor ihnen türmte sich das Essen massenhaft auf. Sie hatten alles da und nichts ausgelassen. Zwei rieÃen Kartons Pizza, Chinesisch, Schokolade, Popkorn, Chipsâ¦Shirley war wirklich erstaunt von den zwei Gilmores. Noch nie in ihrem Leben hatte sie jemand so viel essen sehen und dann hatten die beide auch noch den perfekten Körper. Lore und Rory saÃen da, griffen nach sämtlichen Sachen auf den Tisch und steckten sich das Essen, ohne einmal den Blick vom Fernseher zu richten in den Mund. Von Minuten zu Minute konnte Shirley Jess besser verstehen. Rory war wirklich anders und etwas ganz besonderesâ¦
Der letzte Takt des Films war eben ausgelaufen. Lore schaltete den Fernseher aus und drehte sich zu den anderen beiden.
âSo das wars. Wie hat es dir gefallen?â
âSehr gut. Das könnt man mal wieder holenâ lächelte Shirley und streckte sich.
âWas machen wir jetzt?â meldete sich Lorelai zu Wort und schaute erwartungsvoll.
âVielleicht wärs nicht schlecht langsam aber sicher ins Bett zu gehen. Es ist wirklich spät geworden und morgen müssen wir alle fit und ausgeschlafen seinâ
âIch kann bestimmt nicht schlafenâ murmelte Lore vor sich hin.
âLos kommt. Wir räumen das noch schnell zusammen und machen uns fertigâ
Alle drei räumten den Tisch auf und machten noch ein wenig sauber, bis sie die Treppe nach oben stiegen.
âGute Nach Shirley, bis morgen frühâ gab Rory fröhlich von sich
âNacht ihr beidenâ kam es auch von ihr, bis sie ins Zimmer verschwand und die Tür schloss.
âSo Mum. Du machst dich erst mal fertig und dann kommst du ins Zimmer, klar?â
âKlar Sirâ salutierte Lorelai vor ihrer Tochter und machte sich mit einem Lächeln auf ins Badezimmerâ¦
âUnd bist du aufgeregt?â fragte Jess interessiert und trank einen Schluck seines Biers.
âSoll das ein Witz sein? Ich könnte die glatten Wände hoch gehenâ kam es von Luke, der schon seit geraumer Zeit im Zimmer auf und ab ging.
âAlso wirst du den Schritt auch endlich wagenâ lächelte sein Neffe und beobachtete gleichzeitig belustigt seinen Onkel.
âJaâ¦Sie ist es wirklich wert. Lorelai ist die Frau meines Lebensâ grinste Luke und blieb plötzlich stehen. âIch geb dir einen Tipp Jess. Lass die Frau, die du liebst nicht einfach los. Egal was passiert kämpfe um sieâ
Jess wusste genau, dass das eine Anspielung war und antwortete nicht. Er senkte nur den Blick und trank einen zweiten kräftigen Schluckâ¦
âSüÃe?â
âHm?â
âIch seh nichtsâ jammerte Lore und drehte sich zur Seite.
Rory und ihre Mutter lagen eng aneinander gekuschelt in Rorys Bett.
âÃhmâ¦könnte es vielleicht daher kommen, dass das Licht aus ist?â fragte Rory und begann zu lächeln. Manchmal war ihre Mum wirklich sehr verrückt.
âIch will Licht haben. Können wir nicht die Lampe einschalten?â
âKönnen wir schlafen? Hast du mal auf die Uhr geguckt?â
âJa schon aberâ¦â
âSchon gut schon gutâ Rory lehnte sich zur Seite und machte das Licht an. Lore drehte sich blitzartig um und starrte zum Schrank. Erleichtert lies sie sich wieder zurück in die Kissen sinken.
âSo kann ich es wieder ausschalten?â
âJappâ kam es von Lorelai, die gerade damit beschäftig war sich wieder einzumummeln.
âWas war das denn eben?â
âIch hab mich nur versichert, dass unsere Kleider noch da sindâ
âWo sollen sie denn auch hin sein?â
âWer weis. Bei uns passieren doch ständig ungewöhnliche Dinge. Vielleicht war es ja mal wieder Casperâ
âCasper?â
âNa unser Hausgeistâ
âWirklich origineller Nameâ
âDanke ich weis. Jedes Haus hat einen Hausgeistâ
âSicher. Entweder brauchst du dringend Schlaf, hast du Fieber oder Koffein Entzug. Was ist es diesmal?â
âGar nichts von allem. Ich sag die Wahrheitâ
âKlarâ
âDu glaubst mir nichtâ sagte Lorelai beleidigt und obwohl Rory sie nicht sehen konnte, wusste sie genau, dass ihre Mum gerade einen Schmollmund zog.
âNa gut ich glaube dir aber könnten wir jetzt schlafen?â
âOk ok. Ich bin ja schon ruhigâ
Beide legten sich in eine bequeme Stellung hin und machten die Augen zu. Keine 10 Minuten später meldete sich Lorelai wieder zu Wort.
âKönnten wir vielleicht noch einâ¦â
âNeinâ kam es bestimmend von Rory, noch bevor ihre Mutter den Satz beendet hatte.
âAberâ¦â
âNeinâ
âNa gut. Wenn du morgen kein Kleid hast, dann gehst du halt nackt. Ich werde jetzt ruhig seinâ
âDankeâ
âBitteâ
Rory machte wieder lächelnd die Augen zu und ertastete Lorelais Hand. Sie nahm sie behutsam in ihre und drückte sie leicht.
âEs wird alles gut werden. Du wist sehen, morgen wird der schönste Tag deines Lebens und jetzt versuch zu schlafenâ sagte sie, obwohl es mehr ein Flüstern war. Ihre Mum hatte jedoch jedes Wort verstanden.
âDankeâ flüsterte sie und umschloss Rorys Hand.
Morgen ist es also so weit. Endlich kann ich Luke meine ewige Liebe und Treue schwören. Was würde ich nur ohne ihn machen? Ich kann und will es mir gar nicht vorstellen. Ich bin so aufgeregt, wie alles verlaufen wird. Auch wenn ich mir in so vielen Dingen unsicher bin, weis ich eines gewissâ¦Luke ist der perfekte Mann. Der einzig Richtige in meinem Lebenâ¦
So verstrichen die Stunden. Und es war kaum zu glauben, doch Lorelai hatte es tatsächlich geschafft in den Schlaf zu finden. Letztendlich war sie also doch eingeschlafenâ¦obwohl die Aufregung von Minute zu Minute stieg.