27.02.2006, 19:00
Nach einer sehr langen Fahrt, kam sie endlich in New York an. Ihr tat alles weg. Ihre Augen schmerzten und sie war furchtbar müde. Jetzt musste sie nur noch die richtige Adresse finden. Rory suchte lange, bis sie endlich die StraÃe gefunden hatte. New York war kein Stars Hollow. Das sie die StraÃe überhaupt gefunden hatte, grenzte an ein Wunder. Sie hielt vor dem Haus und machte den Motor aus. Jetzt war sie hier. Sie war wirklich nach New York gefahren. Wegen Jess. Rory konnte es immer noch nicht fassen. Sie saà Minuten lang im Auto und überlegte. Was sollte sie denn überhaupt sagen? Sie konnte doch nicht einfach hier aufkreuzen und so tun, als wäre nichts gewesen? Am Ende entschied sie sich dafür, alles auf sich zukommen zu lassen. Ja genau Rory Gilmore musste mal spontan sein. Hier half auch keine Pro-Contra Liste. Sie hatte sich wirklich verändert. Doch hatte sie sich zum Guten gewendet? Sie wollte gerade aussteigen, als sie in der Dunkelheit zwei Gestalten entdeckte. Die zwei stiegen genau die Treppe zu Dem Haus hoch. Sie schaute genauer hin und ihr stockte der Atem. Das konnte nicht sein. Das durfte nicht wahr sein. Rory sah Jess mit einer anderen. Die beiden konnten es wohl kaum erwarten, endlich ins Haus zu kommen. Das der junge Mann noch das Schloss fand, war unglaublich, denn die zwei fielen auf offener StraÃe über einander her. Naja es war New York.
Rory schossen Tränen in die Augen und sie drehte ihren Kopf weg. Sie konnte es nicht sehen. Warum? Warum machte er das? Eine andere Frage war aber auch, warum nicht? Sie waren nicht mehr zusammen und werden es wahrscheinlich auch nie wieder sein. Doch es tat ihr so weh. Es versetzte ihr einen Stich ins Herz. Und wieder einmal brach ihre heile Welt zusammenâ¦wieder mal war alles egal. Sie startete den Motor und fuhr los. Wenn sie gewusst hätte das es gar nicht Jess gewesen war. Es war das falsche Haus. Durch die Dunkelheit und die Müdigkeit erschien es ihr aber so. Nun war es zu spät. Endgültig?
Rory wollte nichts mehr spüren. Sie wollte all das Leid und den Kummer einfach für wenige Augenblicke vergessen. Wie könnte das besser, als mit Alkohol gehen. Sie fuhr ein Stück, bis sie an einem Club vorbeifuhr. Ohne weiter nachzudenken, stieg sie aus und ging zügig rein. Sie kämpfte sich durch die Menge und setzte sich an den Tresen.
âDas stärkste was es gibtâ rief sie dem Mann hinter der Theke zu. Es war sehr laut und verraucht. Rory war eigentlich noch nie in irgendwelchen Clubs. Zum Glück waren die Türsteher gerade mit etwas anderem beschäftigt und sie konnte sich unbemerkt vorbei schmuggeln. Der Mann stellte ihr was vor die Nase und lehnte sich über die Theke. Diese Frau interessierte ihn. Was konnte sie so schweres auf dem Herzen haben, dass sie den Kummer wegtrinken wollte?
Rory nahm das Glas und roch daran. Das Zeug war eindeutig starkâ¦vielleicht zu stark. Sie nahm all ihren Mut zusammen und trank es aus. Nach einem heftigen Schütteln und Gänsehaut, bestellte sie ein zweites. So ging es weiter und Rory ging es gar nicht gut.
âWwas guckst ddu so?â stotterte sie und blickte den jungen Mann hinter der Theke an.
âIch frage mich nur, was du auf dem Herzen hast. Du siehst ja nicht gerade so aus, als wenn du von hier kommen würdestâ
âHa. Nein bbestimmt nicht. Ich komm eigentlich aus einer ziemlich klleinen Stadt. Ich bin extra hier her gefahren, um mit meinem Ex zu reden. Der haatte scheinbar was besser zu tunâ¦â Und so erzählte oder besser gesagt lallte Rory ihre gesamte Geschichte mit Jess. Warum sie das überhaupt tat, konnte sie sich selbst nicht erklären. Es tat aber gut einfach alles Mal los zu werden. Mit jedem Satz mehr, hörte der Mann genauer hin. Das kam ihm so bekannt vor. Zu bekannt. Das konnte doch gar nicht sein oder? So einen Zufall konnte es gar nicht geben. Er musste er wissen.
âSag mal wie heiÃt dein Freund eigentlich?â fragte er vorsichtig.
âHmâ¦Jâ¦Jessâ brachte Rory heraus
âUnd du bist Rory?â fragte der junge Mann geschockt.
âHeyy ja. Woher wâ¦weist du das?â
âTja ich weis allesâ
Rory nahm sich ihr Glas und leerte es auf einmal runter.
âIch glaube es reicht langsamâ
Die junge Frau konnte nicht mehr klar denken. Der Alkohol wirkte von Sekunde zu Sekunde stärker. Alles um sie herum verschwamm.
âHey Brad, ich bin kurz weg. Pass gut aufâ rief der junge Mann einem anderen hinter der Theke zu.
âAlles klar Dannyâ kam es zurück.
Danny ging um die Theke herum und auf Rory zu.
âKomm wir gehenâ kam es knapp von ihm.
âAaber wwohin? Ich will noch nichh gehenâ lallte die junge Frau vor sich hin. Danny zog sie einfach vom Stuhl runter und ging mit ihr richtung Ausgang. Er musste sie stützten, denn zum Laufen war sie schon längst nicht mehr im Standeâ¦
âHey Jessâ
âDanny? Was ist denn?â fragte der junge Mann und presste sein Handy näher ans Ohr.
âKomm schnell nach Hauseâ
âWarum? Ich kann doch nicht. Meine Schicht fängt gleich anâ
âKeine Sorge ich habe mich um alles gekümmert. Guck das du deinen Arsch so schnell wie möglich hier her bewegstâ
âJa ja ist schon gut. Bin unterwegsâ Jess legte auf und machte sich verwirrt auf den Weg. Was konnte denn nur so wichtig sein? Wenn er gewusst hätte, dass das alles sein gesamtes Leben verändern würdeâ¦
âSo was ist denn jetzt sooo dringendâ fragte Jess, während er seine Jacke in die Ecke schmiss.
âKomm mit ich zeig es dir lieberâ
Danny führte ihn ins Wohnzimmer. Er zeigte auf das Sofa und wartete eine Reaktion ab. Doch von Jess kam keine Regung. Er stand einfach nur da und starrte die leblose Person auf dem Sofa an. Rory? Sollte das Rory sein? Warum war sie hier?
âDeinem Blick nach zu urteilen ist sie Die Roryâ
Danny bekam keine Antwort, sondern nur ein leichtes Nicken.
âEgal was sie hier wollte, es muss sie ganz schön fertig gemacht haben. Sie hat sich total betrunkenâ
Jess ging ohne weiter darauf einzugehen auf Rory zu und hob sie hoch. Er verzog kurz das Gesicht, als er die Alkohol Fahne roch.
âWas hast du vor?â
âSie in mein Zimmer bringenâ
Danny schaute ihm nur hinter her und sagte kein Wort mehr. So hatte er seinen Freund noch nie gesehen. Diese Frau musste wirklich etwas ganz besonderes sein.
Jess legte Rory auf sein Bett und betrachtete sie eingehend. Sie sah gar nicht gut aus und er war sich sicher, dass sie morgen einen furchtbaren Kater davontragen würde. Er musterte sie genau und ihm fiel ihre Kleidung auf. So konnte sie unmöglich schlafen. Er ging zu seinem Schrank und zog ein schwarzes Shirt mit der Aufschrift Destillers und eine Jogginghose raus. Fest entschlossen ging er auf Rory zu und setzte sich neben sie. Sein Herz schlug wie verrückt und er traute sich kaum laut zu atmen. Immer in der Angst ihr wieder wehtun zu können. Jess zog ihr sachte das Shirt über den Kopf. All ihre Schönheit kam zum Vorschein. Wie sehr er diesen Anblick vermisst hatte. Er musste sich zusammen reiÃen, also zog er ihr schnell das Shirt und die neue Hose an. Jede Berührung mit ihrer seidigen Haut versetzte ihm einen kalten Schauer durch den ganzen Körper. Er musste wieder dran denken, was Luke ihm gesagt hatte und er musste mit Schrecken feststellen, dass er wie immer Recht hatteâ¦
- Flashback -
âVergiss esâ sagte Luke bestimmt und umklammerte den Hörer fester.
âWas soll ich vergessenâ kam es von der anderen Leitung.
âDu wirst nie völlig über sie hinwegkommenâ¦leiderâ
âOnkel Luke ich weis mal wieder nicht, wovon du redestâ Jess versuchte durch seine lässige Art das Thema zu wechseln, doch es gelang nicht.
âDu wirst schon sehenâ
âUnd warum sollte das so sein?â
âGanz einfach. Ich bin mit einer Gilmore zusammen und eins kann ich dir sagen. Eine Gilmore kann man nicht vergessen. Niemalsâ¦â
- zurück -
Erst jetzt wurde ihm die Bedeutung seiner Worte klar. Eine Gilmore konnte man wirklich nicht vergessen. Es war einfach unmöglich. Jess rüttelte sich aus den Gedanken, stellte sich einen Stuhl neben das Bett und setzt sich hin. Er wollte hier die Nacht verbringen, denn das erste was Rory morgen früh erblicken sollte, war er. Jess musste unbedingt wissen, warum sie hier war und warum sie versuchte ihre Probleme durch Alkohol zu betäuben. Das war nicht Rory. Nicht seine Roryâ¦
Rory bewegte sich unruhig hin und her. Langsam aber sicher schlug sie ihre Augen auf und machte sie sogleich wieder zu. Das Licht versetzte ihr einen pochenden Schmerz im Kopf. Sowieso dröhnte ihr Kopf wie verrückt. Sie versuchte sich langsam an das Licht zu gewöhnen und als sie es endlich geschafft hatte, wurde ihr bewusst, dass sie gar nicht wusste, wo sie hier war. Vorsichtig schob sie sich nach oben und lies sich gegen die Wand fallen. Wo war sie nur? Und was war gestern passiert? Ihr dämmerten Erinnerungen und am Besten würde sie sie gleich wieder vergessen. Rory kam es wieder in den Sinn, warum sie in New York war. Das sie Jess mit einer anderen gesehen hatte und dann in einen Club gefahren ist. Dort hatte sie der Kerl hinter der Bar angeredet undâ¦oh nein! Sie wird doch wohl nicht mit ihm?! Diesen Gedanken schüttelte sie schnell wieder ab und drehte ihren Kopf. Was sie dort sah, konnte sie nicht glauben.
Istâ¦ist das Jess? Ist er es wirklich? Warum ist er hier und warum bin ich hier bei ihm?
Fragen über Fragen rotierten in ihrem Kopf. Tief im Innern war sie verletzt. So verletztâ¦weil sie Jess mit einer anderen gesehen hatte. Das durfte ihr doch nichts ausmachen, nicht mehr. Langsam regte sie der junge Mann neben ihr. Rory bemerkte, dass ihr die Tränen in die Augen schossen. Jess blickte langsam auf und sah sie an. Minuten lang blickten die beiden sich nur an, ohne ein Wort zu sagen. Rory konnte nicht mehr und lies ihren Tränen freien Lauf. Zu tief saà der Schmerz und die Enttäuschung.
âRoryâ mit diesem kleinen aber bedeutenden Wort, brach Jess die Stille. Er stand auf und stellte sich genau vor das Bett. Die junge Frau tat es ihm gleich. Die beiden standen sich gegenüber und wieder herrschte für einen kurzen Moment Stille.
âWaâ¦warum bist du hier?â
Rory lachte leicht auf, nach dieser Frage. Die Antwort darauf, hatte sich auch nicht mehr.
âDas frage ich mich auch Jess. Eigentlich bin ich nach New York gekommen, um alles mit dir zu klären. Dann steh ich vor deiner Tür und was sehe ich? Dich. Dich mit einer anderen. Wie bescheuert kann man eigentlich sein? Hier steht das beste Beispiel Jess Marianoâ Jedes Wort fiel ich schwerer. Der Klos in ihrem Hals, machte es Rory fast unmöglich zu sprechen.
âWarte mal einen Moment. Du hast mich und eine andere gesehen?â
âJaâ¦gestern Nachtâ
âDas kann gar nicht sein. Ich war gestern noch mit Shirley was trinken. Kann es sein, dass du das falsche Haus erwischt hast?â
âSag mal hälst du mich eigentlich für so naiv, dass ich dir das glaube?â schrie Rory und eine einzelne Träne kullerte ihre Wange hinunter. Jess ging kopfschüttelnd zu seiner Tasche, holte sein Handy raus und wählte eine Nummer.
âShirley? Könntest du mir sagen, was wir gestern Nacht gemacht haben?â kaum hatte er den Satz beendet, hielt er Roy das Handy ans Ohr.
âJess? Was soll das denn? Du weist doch, dass wir gestern was trinken waren. Mal wiedeâ¦â
Er nahm das Handy wieder an sein Ohr.
âDanke. Ich erklär dir später allesâ Er legte auf und sah Rory an.
âGlaubst du mir jetzt?â
Das ganze war wie ein schlechter Alptraum. Das war gar nicht Jess? Es traf die junge Frau, wie ein Schlag ins Gesicht. Damit hätte sie jetzt nicht gerechnet.
âOhâ¦oh nein. Es tut mir Leidâ Jetzt fing sie hemmunglos an zu weinen. Rory vergrub ihr Gesicht in ihren Händen und schluchzte vor sich hin. Jess ging auf sie zu und wollte sie in den Arm nehmen, doch sie wehrte sich. Sie schlug mit aller Kraft auf ihn ein, doch er lies nicht los.
âWas machst du nur? Was machst du nur mit mir? Immer wenn du auftauchst, spielen meine Gefühle verrückt. Wegen dir ist immer alles kompliziert. Wegen dir gerät mein Leben aus der Bahn. Wegen dir, leide ich immerâ¦und dochâ¦doch kann ich dich nicht vergessenâ Ihre Schläge waren längst schwächer geworden. Die Tränen flossen ihre Wange herunter und sie verlor die Kraft. Rory warf sich in Jess Arme und krallte sich fest.
âLass micht nicht losâ wimmerte sie und vergrub ihr Gesicht tiefer in seinem Shirt.
Jess konnte das nicht begreifen. Was hatte das denn alles zu bedeuten? Sie konnte ihn nicht vergessen? Er strich ihr beruhigend über den Rücken. Er schob sie langsam auf das Bett zu un setzte sich hin.
âShhh. Es wird alles wieder gutâ flüsterte Jess ihr ins Ohr. Er hob ihr Kinn an, damit sie ihm in die Augen blicken musste. Ihr Schluchzen wurde weniger und leiser. Rory war viel zu gefesselt von diesen Augen. Ohne weiter darüber nachzudenken, tat sie endlich das, was ihr Herz sagte. Viel zu lange hatte sie ihr Herz ignoriert und auf ihren Verstand gehört. Sie näherte sich langsam seinem Kopf und schloss die Augen. Ihr Körper war leer. Sie fühlte im Moment rein gar nichts, bis sie die weichen Lippen von Jess auf ihren spürte. Ein Kribbeln und ein wohliges Gefühl durchfluteten ihren gesamten Körper. Ihr lief ein warmer Schauer den Rücken hinab. Genau das hatte ihr gefehlt. Er hatte ihr gefehlt. Im diesem Augenblick fühlte sich Rory wieder wie ein ganzes. Ihre leere Hülle füllte sich wieder mit Leben. War es das, was sie gebraucht hatte? Wäre die Antwort auf all ihre Fragen so einfach gewesen? Wäre die Antwort einfach nur âJessâ gewesen?
Jess wusste nicht wie ihm geschah. Er war zu überrascht von ihrer Handlung. Das hatte er sich so herbei gesehnt. Langsam und zaghaft erwiderte er ihre Küsse.
âRory willst du wiâ¦â doch weiter kam Jess gar nicht, denn Rory hatte ihn wieder an sich gezogen. Sie schlang ihre Arme um ihn und rückte so nah wie möglich. Jetzt war sie sich sicher. Sie liebte Logan. Jaâ¦auf eine gewisse Weise. Doch das, was sie zum Leben brauchte, konnte ihr nur eine bestimmte Person geben. Er vermittelte ihr als einziger so ein Gefühl. Sie spürte die Anziehung zu Logan, doch keiner schaffte es sie so aus der Bahn zu werfen wie er. Bei keinem anderen, würde sie jedes Mal auf ein neues nervös werden. Keiner konnte sie so küssen, dass es ihr jedes Mal Gänsehaut über den Körper jagte. Und was das wichtigste wahr, keiner drang so tief in ihr vor wie er. Jess Mariano war bis in ihr tiefstes Inneres vorgedrungen. Bis in ihr Herz und ihre Seele. Erst jetzt wurde Rory bewusst, wie sehr sie ihn liebte. Wie konnte sie solch starke Gefühlte nur unterdrücken und verdrängen? Sie fand keine Antwort, doch das war auch nicht nötig. In diesem Augeblick zählten nur sie. Wieder einmal schien die Welt stehen geblieben zu sein. Die Küsse der beiden wurden leidenschaftlicher und fordernder. Und ehe man sich versah, sanken sie auf das Bett. Es dauerte nicht lange, bis das erste Kleidungsstück auf dem Boden landeteâ¦
Es waren bereits mehrere Stunden vergangen. Keiner der beiden hatte bis her etwas gesagt. Rory lag auf Jess Brust und starrte die Decke an. Jess wiederum blickte die junge Frau an und strich ihr sanft durch die Haare. Er konnte sich einfach von ihrer Schönheit nicht losreiÃen. Wie konnte ein Mensch nur so vollkommen sein? Warum hatte er gerade das Glück so einen Menschen zu haben? Oder hatte er Rory gar nicht? War das nur ein einmaliges Erlebnis und vielleicht sogar nur ein dummer Ausrutscher? Angst stieg in ihm hoch. Ein seltenes Gefühl bei Jess Mariano. Angst und Zweifel waren eigentlich Fremdwörter für ihn. Sobald es um Rory ging, war alles anders. Sie war etwas besonderes.
Rory schossen Tränen in die Augen und sie drehte ihren Kopf weg. Sie konnte es nicht sehen. Warum? Warum machte er das? Eine andere Frage war aber auch, warum nicht? Sie waren nicht mehr zusammen und werden es wahrscheinlich auch nie wieder sein. Doch es tat ihr so weh. Es versetzte ihr einen Stich ins Herz. Und wieder einmal brach ihre heile Welt zusammenâ¦wieder mal war alles egal. Sie startete den Motor und fuhr los. Wenn sie gewusst hätte das es gar nicht Jess gewesen war. Es war das falsche Haus. Durch die Dunkelheit und die Müdigkeit erschien es ihr aber so. Nun war es zu spät. Endgültig?
Rory wollte nichts mehr spüren. Sie wollte all das Leid und den Kummer einfach für wenige Augenblicke vergessen. Wie könnte das besser, als mit Alkohol gehen. Sie fuhr ein Stück, bis sie an einem Club vorbeifuhr. Ohne weiter nachzudenken, stieg sie aus und ging zügig rein. Sie kämpfte sich durch die Menge und setzte sich an den Tresen.
âDas stärkste was es gibtâ rief sie dem Mann hinter der Theke zu. Es war sehr laut und verraucht. Rory war eigentlich noch nie in irgendwelchen Clubs. Zum Glück waren die Türsteher gerade mit etwas anderem beschäftigt und sie konnte sich unbemerkt vorbei schmuggeln. Der Mann stellte ihr was vor die Nase und lehnte sich über die Theke. Diese Frau interessierte ihn. Was konnte sie so schweres auf dem Herzen haben, dass sie den Kummer wegtrinken wollte?
Rory nahm das Glas und roch daran. Das Zeug war eindeutig starkâ¦vielleicht zu stark. Sie nahm all ihren Mut zusammen und trank es aus. Nach einem heftigen Schütteln und Gänsehaut, bestellte sie ein zweites. So ging es weiter und Rory ging es gar nicht gut.
âWwas guckst ddu so?â stotterte sie und blickte den jungen Mann hinter der Theke an.
âIch frage mich nur, was du auf dem Herzen hast. Du siehst ja nicht gerade so aus, als wenn du von hier kommen würdestâ
âHa. Nein bbestimmt nicht. Ich komm eigentlich aus einer ziemlich klleinen Stadt. Ich bin extra hier her gefahren, um mit meinem Ex zu reden. Der haatte scheinbar was besser zu tunâ¦â Und so erzählte oder besser gesagt lallte Rory ihre gesamte Geschichte mit Jess. Warum sie das überhaupt tat, konnte sie sich selbst nicht erklären. Es tat aber gut einfach alles Mal los zu werden. Mit jedem Satz mehr, hörte der Mann genauer hin. Das kam ihm so bekannt vor. Zu bekannt. Das konnte doch gar nicht sein oder? So einen Zufall konnte es gar nicht geben. Er musste er wissen.
âSag mal wie heiÃt dein Freund eigentlich?â fragte er vorsichtig.
âHmâ¦Jâ¦Jessâ brachte Rory heraus
âUnd du bist Rory?â fragte der junge Mann geschockt.
âHeyy ja. Woher wâ¦weist du das?â
âTja ich weis allesâ
Rory nahm sich ihr Glas und leerte es auf einmal runter.
âIch glaube es reicht langsamâ
Die junge Frau konnte nicht mehr klar denken. Der Alkohol wirkte von Sekunde zu Sekunde stärker. Alles um sie herum verschwamm.
âHey Brad, ich bin kurz weg. Pass gut aufâ rief der junge Mann einem anderen hinter der Theke zu.
âAlles klar Dannyâ kam es zurück.
Danny ging um die Theke herum und auf Rory zu.
âKomm wir gehenâ kam es knapp von ihm.
âAaber wwohin? Ich will noch nichh gehenâ lallte die junge Frau vor sich hin. Danny zog sie einfach vom Stuhl runter und ging mit ihr richtung Ausgang. Er musste sie stützten, denn zum Laufen war sie schon längst nicht mehr im Standeâ¦
âHey Jessâ
âDanny? Was ist denn?â fragte der junge Mann und presste sein Handy näher ans Ohr.
âKomm schnell nach Hauseâ
âWarum? Ich kann doch nicht. Meine Schicht fängt gleich anâ
âKeine Sorge ich habe mich um alles gekümmert. Guck das du deinen Arsch so schnell wie möglich hier her bewegstâ
âJa ja ist schon gut. Bin unterwegsâ Jess legte auf und machte sich verwirrt auf den Weg. Was konnte denn nur so wichtig sein? Wenn er gewusst hätte, dass das alles sein gesamtes Leben verändern würdeâ¦
âSo was ist denn jetzt sooo dringendâ fragte Jess, während er seine Jacke in die Ecke schmiss.
âKomm mit ich zeig es dir lieberâ
Danny führte ihn ins Wohnzimmer. Er zeigte auf das Sofa und wartete eine Reaktion ab. Doch von Jess kam keine Regung. Er stand einfach nur da und starrte die leblose Person auf dem Sofa an. Rory? Sollte das Rory sein? Warum war sie hier?
âDeinem Blick nach zu urteilen ist sie Die Roryâ
Danny bekam keine Antwort, sondern nur ein leichtes Nicken.
âEgal was sie hier wollte, es muss sie ganz schön fertig gemacht haben. Sie hat sich total betrunkenâ
Jess ging ohne weiter darauf einzugehen auf Rory zu und hob sie hoch. Er verzog kurz das Gesicht, als er die Alkohol Fahne roch.
âWas hast du vor?â
âSie in mein Zimmer bringenâ
Danny schaute ihm nur hinter her und sagte kein Wort mehr. So hatte er seinen Freund noch nie gesehen. Diese Frau musste wirklich etwas ganz besonderes sein.
Jess legte Rory auf sein Bett und betrachtete sie eingehend. Sie sah gar nicht gut aus und er war sich sicher, dass sie morgen einen furchtbaren Kater davontragen würde. Er musterte sie genau und ihm fiel ihre Kleidung auf. So konnte sie unmöglich schlafen. Er ging zu seinem Schrank und zog ein schwarzes Shirt mit der Aufschrift Destillers und eine Jogginghose raus. Fest entschlossen ging er auf Rory zu und setzte sich neben sie. Sein Herz schlug wie verrückt und er traute sich kaum laut zu atmen. Immer in der Angst ihr wieder wehtun zu können. Jess zog ihr sachte das Shirt über den Kopf. All ihre Schönheit kam zum Vorschein. Wie sehr er diesen Anblick vermisst hatte. Er musste sich zusammen reiÃen, also zog er ihr schnell das Shirt und die neue Hose an. Jede Berührung mit ihrer seidigen Haut versetzte ihm einen kalten Schauer durch den ganzen Körper. Er musste wieder dran denken, was Luke ihm gesagt hatte und er musste mit Schrecken feststellen, dass er wie immer Recht hatteâ¦
- Flashback -
âVergiss esâ sagte Luke bestimmt und umklammerte den Hörer fester.
âWas soll ich vergessenâ kam es von der anderen Leitung.
âDu wirst nie völlig über sie hinwegkommenâ¦leiderâ
âOnkel Luke ich weis mal wieder nicht, wovon du redestâ Jess versuchte durch seine lässige Art das Thema zu wechseln, doch es gelang nicht.
âDu wirst schon sehenâ
âUnd warum sollte das so sein?â
âGanz einfach. Ich bin mit einer Gilmore zusammen und eins kann ich dir sagen. Eine Gilmore kann man nicht vergessen. Niemalsâ¦â
- zurück -
Erst jetzt wurde ihm die Bedeutung seiner Worte klar. Eine Gilmore konnte man wirklich nicht vergessen. Es war einfach unmöglich. Jess rüttelte sich aus den Gedanken, stellte sich einen Stuhl neben das Bett und setzt sich hin. Er wollte hier die Nacht verbringen, denn das erste was Rory morgen früh erblicken sollte, war er. Jess musste unbedingt wissen, warum sie hier war und warum sie versuchte ihre Probleme durch Alkohol zu betäuben. Das war nicht Rory. Nicht seine Roryâ¦
Rory bewegte sich unruhig hin und her. Langsam aber sicher schlug sie ihre Augen auf und machte sie sogleich wieder zu. Das Licht versetzte ihr einen pochenden Schmerz im Kopf. Sowieso dröhnte ihr Kopf wie verrückt. Sie versuchte sich langsam an das Licht zu gewöhnen und als sie es endlich geschafft hatte, wurde ihr bewusst, dass sie gar nicht wusste, wo sie hier war. Vorsichtig schob sie sich nach oben und lies sich gegen die Wand fallen. Wo war sie nur? Und was war gestern passiert? Ihr dämmerten Erinnerungen und am Besten würde sie sie gleich wieder vergessen. Rory kam es wieder in den Sinn, warum sie in New York war. Das sie Jess mit einer anderen gesehen hatte und dann in einen Club gefahren ist. Dort hatte sie der Kerl hinter der Bar angeredet undâ¦oh nein! Sie wird doch wohl nicht mit ihm?! Diesen Gedanken schüttelte sie schnell wieder ab und drehte ihren Kopf. Was sie dort sah, konnte sie nicht glauben.
Istâ¦ist das Jess? Ist er es wirklich? Warum ist er hier und warum bin ich hier bei ihm?
Fragen über Fragen rotierten in ihrem Kopf. Tief im Innern war sie verletzt. So verletztâ¦weil sie Jess mit einer anderen gesehen hatte. Das durfte ihr doch nichts ausmachen, nicht mehr. Langsam regte sie der junge Mann neben ihr. Rory bemerkte, dass ihr die Tränen in die Augen schossen. Jess blickte langsam auf und sah sie an. Minuten lang blickten die beiden sich nur an, ohne ein Wort zu sagen. Rory konnte nicht mehr und lies ihren Tränen freien Lauf. Zu tief saà der Schmerz und die Enttäuschung.
âRoryâ mit diesem kleinen aber bedeutenden Wort, brach Jess die Stille. Er stand auf und stellte sich genau vor das Bett. Die junge Frau tat es ihm gleich. Die beiden standen sich gegenüber und wieder herrschte für einen kurzen Moment Stille.
âWaâ¦warum bist du hier?â
Rory lachte leicht auf, nach dieser Frage. Die Antwort darauf, hatte sich auch nicht mehr.
âDas frage ich mich auch Jess. Eigentlich bin ich nach New York gekommen, um alles mit dir zu klären. Dann steh ich vor deiner Tür und was sehe ich? Dich. Dich mit einer anderen. Wie bescheuert kann man eigentlich sein? Hier steht das beste Beispiel Jess Marianoâ Jedes Wort fiel ich schwerer. Der Klos in ihrem Hals, machte es Rory fast unmöglich zu sprechen.
âWarte mal einen Moment. Du hast mich und eine andere gesehen?â
âJaâ¦gestern Nachtâ
âDas kann gar nicht sein. Ich war gestern noch mit Shirley was trinken. Kann es sein, dass du das falsche Haus erwischt hast?â
âSag mal hälst du mich eigentlich für so naiv, dass ich dir das glaube?â schrie Rory und eine einzelne Träne kullerte ihre Wange hinunter. Jess ging kopfschüttelnd zu seiner Tasche, holte sein Handy raus und wählte eine Nummer.
âShirley? Könntest du mir sagen, was wir gestern Nacht gemacht haben?â kaum hatte er den Satz beendet, hielt er Roy das Handy ans Ohr.
âJess? Was soll das denn? Du weist doch, dass wir gestern was trinken waren. Mal wiedeâ¦â
Er nahm das Handy wieder an sein Ohr.
âDanke. Ich erklär dir später allesâ Er legte auf und sah Rory an.
âGlaubst du mir jetzt?â
Das ganze war wie ein schlechter Alptraum. Das war gar nicht Jess? Es traf die junge Frau, wie ein Schlag ins Gesicht. Damit hätte sie jetzt nicht gerechnet.
âOhâ¦oh nein. Es tut mir Leidâ Jetzt fing sie hemmunglos an zu weinen. Rory vergrub ihr Gesicht in ihren Händen und schluchzte vor sich hin. Jess ging auf sie zu und wollte sie in den Arm nehmen, doch sie wehrte sich. Sie schlug mit aller Kraft auf ihn ein, doch er lies nicht los.
âWas machst du nur? Was machst du nur mit mir? Immer wenn du auftauchst, spielen meine Gefühle verrückt. Wegen dir ist immer alles kompliziert. Wegen dir gerät mein Leben aus der Bahn. Wegen dir, leide ich immerâ¦und dochâ¦doch kann ich dich nicht vergessenâ Ihre Schläge waren längst schwächer geworden. Die Tränen flossen ihre Wange herunter und sie verlor die Kraft. Rory warf sich in Jess Arme und krallte sich fest.
âLass micht nicht losâ wimmerte sie und vergrub ihr Gesicht tiefer in seinem Shirt.
Jess konnte das nicht begreifen. Was hatte das denn alles zu bedeuten? Sie konnte ihn nicht vergessen? Er strich ihr beruhigend über den Rücken. Er schob sie langsam auf das Bett zu un setzte sich hin.
âShhh. Es wird alles wieder gutâ flüsterte Jess ihr ins Ohr. Er hob ihr Kinn an, damit sie ihm in die Augen blicken musste. Ihr Schluchzen wurde weniger und leiser. Rory war viel zu gefesselt von diesen Augen. Ohne weiter darüber nachzudenken, tat sie endlich das, was ihr Herz sagte. Viel zu lange hatte sie ihr Herz ignoriert und auf ihren Verstand gehört. Sie näherte sich langsam seinem Kopf und schloss die Augen. Ihr Körper war leer. Sie fühlte im Moment rein gar nichts, bis sie die weichen Lippen von Jess auf ihren spürte. Ein Kribbeln und ein wohliges Gefühl durchfluteten ihren gesamten Körper. Ihr lief ein warmer Schauer den Rücken hinab. Genau das hatte ihr gefehlt. Er hatte ihr gefehlt. Im diesem Augenblick fühlte sich Rory wieder wie ein ganzes. Ihre leere Hülle füllte sich wieder mit Leben. War es das, was sie gebraucht hatte? Wäre die Antwort auf all ihre Fragen so einfach gewesen? Wäre die Antwort einfach nur âJessâ gewesen?
Jess wusste nicht wie ihm geschah. Er war zu überrascht von ihrer Handlung. Das hatte er sich so herbei gesehnt. Langsam und zaghaft erwiderte er ihre Küsse.
âRory willst du wiâ¦â doch weiter kam Jess gar nicht, denn Rory hatte ihn wieder an sich gezogen. Sie schlang ihre Arme um ihn und rückte so nah wie möglich. Jetzt war sie sich sicher. Sie liebte Logan. Jaâ¦auf eine gewisse Weise. Doch das, was sie zum Leben brauchte, konnte ihr nur eine bestimmte Person geben. Er vermittelte ihr als einziger so ein Gefühl. Sie spürte die Anziehung zu Logan, doch keiner schaffte es sie so aus der Bahn zu werfen wie er. Bei keinem anderen, würde sie jedes Mal auf ein neues nervös werden. Keiner konnte sie so küssen, dass es ihr jedes Mal Gänsehaut über den Körper jagte. Und was das wichtigste wahr, keiner drang so tief in ihr vor wie er. Jess Mariano war bis in ihr tiefstes Inneres vorgedrungen. Bis in ihr Herz und ihre Seele. Erst jetzt wurde Rory bewusst, wie sehr sie ihn liebte. Wie konnte sie solch starke Gefühlte nur unterdrücken und verdrängen? Sie fand keine Antwort, doch das war auch nicht nötig. In diesem Augeblick zählten nur sie. Wieder einmal schien die Welt stehen geblieben zu sein. Die Küsse der beiden wurden leidenschaftlicher und fordernder. Und ehe man sich versah, sanken sie auf das Bett. Es dauerte nicht lange, bis das erste Kleidungsstück auf dem Boden landeteâ¦
Es waren bereits mehrere Stunden vergangen. Keiner der beiden hatte bis her etwas gesagt. Rory lag auf Jess Brust und starrte die Decke an. Jess wiederum blickte die junge Frau an und strich ihr sanft durch die Haare. Er konnte sich einfach von ihrer Schönheit nicht losreiÃen. Wie konnte ein Mensch nur so vollkommen sein? Warum hatte er gerade das Glück so einen Menschen zu haben? Oder hatte er Rory gar nicht? War das nur ein einmaliges Erlebnis und vielleicht sogar nur ein dummer Ausrutscher? Angst stieg in ihm hoch. Ein seltenes Gefühl bei Jess Mariano. Angst und Zweifel waren eigentlich Fremdwörter für ihn. Sobald es um Rory ging, war alles anders. Sie war etwas besonderes.