20.03.2006, 13:27
...
Vor dem Stiegenabgang blieb Jenny schlieÃlich stehen. Sie atmete tief durch. âIch muss dir etwas sagenâ¦â
âJa?â Ich blickte sie aufmunternd an. Meine Jüngste hatte mir niemals Sorgen bereitet. Sie war stets selbstbewusst ihren Weg gegangen und hatte mit ihrer gutherzigen Art aller verzaubert.
âDas Studiumâ¦â Sie zögerte.
âJa, mein Schatz?â Ich lächelte. Jenny würde an meiner Stelle Auslandskorrespondentin bei CNN werden, dessen war ich mir sicher. Und zugegebenermaÃen erfüllte es mich mit ungeheurem Stolz.
âMummy, ich habe ehrlich gesagt schon nach dem ersten Semester erkanntâ¦â Sie senkte den Blick. ââ¦dass es nicht das Richtige für mich istâ¦â
Ich runzelte irritiert die Stirn.
âIchâ¦ich habe dann gewechselt. Ich studiere Psychologie und mache mein erstes Praktikum bei Dr. Roberts im kommenden Sommer. Aber für den Stanford Flyer schreibe ich trotzdem noch, weil es mir so Spaà macht und Geld einbringtâ¦â Sie hob vorsichtig den Kopf.
âWarum hast du mir nie von deinem Wechsel erzählt? Wir können doch über alles sprechen, oder nicht?â
Sie biss sich auf die Unterlippe. âIch wollte dich nicht enttäuschen, dir keinen Kummer bereiten. Du warst so glücklich als ich begonnen hatte Journalismus zu studieren.â
âSüÃe, ich bin glücklich, wenn du es bistâ¦â Trotz meiner Enttäuschung über ihre Unehrlichkeit, fühlte ich auch eine Erleichterung in meinem Herzen. Wie lächerlich schien diese kleine Lüge im Vergleich zu all den anderen Problemen und Geheimnissen, welche diese Familie umgaben. âIch könnte doch nicht böse sein, nur weil du deinen Weg gehstâ¦â
Sie nickte leicht. âEs tut mir leid.â
âMach dir keine Sorgen, meine Kleine.â Ich schloss sie in meine Arme. âDr. Roberts ist ein sehr angesehener Psychotherapeut. Du kannst verdammt stolz auf dich sein.â Ich strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Ihre Augen tränten. âWas hast du denn, mein Schätzchen?â
âDu hast mich immer für so perfekt gehaltenâ¦dabei bin ich alles andere als dasâ¦â Sie presste ihren Kopf an meine Brust und schluchzte.
Eine schmerzhafte Unruhe erfasste mich mit einem Mal. âGibt es noch etwas, dass du mir erzählen möchtest?â
Sie hob langsam den Kopf. âJaâ¦da ist so vielâ¦aber ich kann das jetzt nichtâ¦â Sie wischte sich die Tränen von den Wangen. âEntschuldige bitte, aber ich möchte mich jetzt hinlegenâ¦â
Ich nickte leicht. âGute Nacht, mein kleiner Engel.â
Sie wandte sich schluchzend ab und ging in ihr Gästezimmer.
âEs war für uns alle ein harter Tag.â
Ich drehte mich langsam um und erblickte meine Ãlteste am Treppenabsatz.
âDu weiÃt es, nicht? Du weiÃt, was sie mir sagen möchte?â
Carol biss sich auf die Unterlippe und nickte leicht. âJa. Ich denke schon.â
âWarum weiÃt du es, aber nicht ich? Ich dachte zumindest Jenny und ich hätten ein inniges Verhältnisâ¦â
Sie trat seufzend auf mich zu. âDas musst du sie selbst fragen. Sie hatte gewiss ihre Gründe. Du kennst doch Jenny. Sie würde niemals jemanden absichtlich verletzen. Am wenigsten ihre eigene Familie. Du weiÃt doch, sie war es immer, die uns alle retten wollte.â Carol lächelte.
Ich senkte den Kopf. âDiesen Part scheint nun Mum zu übernehmen.â
âGrandmas Wunsch ist, dass die Familie wieder eine Einheit ist, bevor sie uns verlässt. Aberâ¦â Sie schüttelte den Kopf. ââ¦das ist innerhalb weniger Wochen unmöglich. Wahrscheinlich werden wir alle niemals wieder eine Einheit sein. Aber vielleicht sollten wir einander zumindest eine Chance geben. Das, zumindest das, müssen wir einander wert sein.â
Ihre Augen begannen zu tränen. Ich ging noch einen Schritt auf sie zu und schloss sie in die Arme.
âEs war für uns alle nicht leichtâ¦â Flüsterte sie unter Tränen.
Die Stadt war in kühlem Nebel eingehüllt. Carol fröstelte als sie auf der ausgetrockneten Wiese ging. Sie war diese Wetterbedingungen nicht mehr gewöhnt. Ihr Herzschlag wurde schneller als sie an ihrem Ziel angekommen war. Zitternd strich sie sich eine Strähne aus dem Haar. Die Zeit verging, es wurde Nacht, ehe ihre Lippen ein Wort formen konnten. Ihre Stimme zitterte, als sie leise begann: â Ich verzeihe dir. Ich verzeihe dir alles, alles, was du mir angetan hast. Ich verzeihe dir jedoch nicht um deiner Willen, denn das hast du nicht verdient. Aber ich verzeihe dir um meiner Willen, denn ich habe es verdient. Ich habe es verdient, meinen inneren Frieden wieder zu bekommen. Die Gewissheit, dass wir beide uns nie wieder sehen werden, erfüllt mich mit einer unglaublichen Ruhe.â Diese Sätze, die sie laut ausgesprochen hatte, erfüllten sie mit einer inneren Wärme. Es war der zweite Schritt. Alles würde sich nun zum Guten wenden, daran wagte sie endlich zu glauben. Als sie den Friedhof verlieÃ, lieà sie nicht nur das Grab ihres Onkels sondern auch ein altes Selbst für immer zurück.
Vor dem Stiegenabgang blieb Jenny schlieÃlich stehen. Sie atmete tief durch. âIch muss dir etwas sagenâ¦â
âJa?â Ich blickte sie aufmunternd an. Meine Jüngste hatte mir niemals Sorgen bereitet. Sie war stets selbstbewusst ihren Weg gegangen und hatte mit ihrer gutherzigen Art aller verzaubert.
âDas Studiumâ¦â Sie zögerte.
âJa, mein Schatz?â Ich lächelte. Jenny würde an meiner Stelle Auslandskorrespondentin bei CNN werden, dessen war ich mir sicher. Und zugegebenermaÃen erfüllte es mich mit ungeheurem Stolz.
âMummy, ich habe ehrlich gesagt schon nach dem ersten Semester erkanntâ¦â Sie senkte den Blick. ââ¦dass es nicht das Richtige für mich istâ¦â
Ich runzelte irritiert die Stirn.
âIchâ¦ich habe dann gewechselt. Ich studiere Psychologie und mache mein erstes Praktikum bei Dr. Roberts im kommenden Sommer. Aber für den Stanford Flyer schreibe ich trotzdem noch, weil es mir so Spaà macht und Geld einbringtâ¦â Sie hob vorsichtig den Kopf.
âWarum hast du mir nie von deinem Wechsel erzählt? Wir können doch über alles sprechen, oder nicht?â
Sie biss sich auf die Unterlippe. âIch wollte dich nicht enttäuschen, dir keinen Kummer bereiten. Du warst so glücklich als ich begonnen hatte Journalismus zu studieren.â
âSüÃe, ich bin glücklich, wenn du es bistâ¦â Trotz meiner Enttäuschung über ihre Unehrlichkeit, fühlte ich auch eine Erleichterung in meinem Herzen. Wie lächerlich schien diese kleine Lüge im Vergleich zu all den anderen Problemen und Geheimnissen, welche diese Familie umgaben. âIch könnte doch nicht böse sein, nur weil du deinen Weg gehstâ¦â
Sie nickte leicht. âEs tut mir leid.â
âMach dir keine Sorgen, meine Kleine.â Ich schloss sie in meine Arme. âDr. Roberts ist ein sehr angesehener Psychotherapeut. Du kannst verdammt stolz auf dich sein.â Ich strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Ihre Augen tränten. âWas hast du denn, mein Schätzchen?â
âDu hast mich immer für so perfekt gehaltenâ¦dabei bin ich alles andere als dasâ¦â Sie presste ihren Kopf an meine Brust und schluchzte.
Eine schmerzhafte Unruhe erfasste mich mit einem Mal. âGibt es noch etwas, dass du mir erzählen möchtest?â
Sie hob langsam den Kopf. âJaâ¦da ist so vielâ¦aber ich kann das jetzt nichtâ¦â Sie wischte sich die Tränen von den Wangen. âEntschuldige bitte, aber ich möchte mich jetzt hinlegenâ¦â
Ich nickte leicht. âGute Nacht, mein kleiner Engel.â
Sie wandte sich schluchzend ab und ging in ihr Gästezimmer.
âEs war für uns alle ein harter Tag.â
Ich drehte mich langsam um und erblickte meine Ãlteste am Treppenabsatz.
âDu weiÃt es, nicht? Du weiÃt, was sie mir sagen möchte?â
Carol biss sich auf die Unterlippe und nickte leicht. âJa. Ich denke schon.â
âWarum weiÃt du es, aber nicht ich? Ich dachte zumindest Jenny und ich hätten ein inniges Verhältnisâ¦â
Sie trat seufzend auf mich zu. âDas musst du sie selbst fragen. Sie hatte gewiss ihre Gründe. Du kennst doch Jenny. Sie würde niemals jemanden absichtlich verletzen. Am wenigsten ihre eigene Familie. Du weiÃt doch, sie war es immer, die uns alle retten wollte.â Carol lächelte.
Ich senkte den Kopf. âDiesen Part scheint nun Mum zu übernehmen.â
âGrandmas Wunsch ist, dass die Familie wieder eine Einheit ist, bevor sie uns verlässt. Aberâ¦â Sie schüttelte den Kopf. ââ¦das ist innerhalb weniger Wochen unmöglich. Wahrscheinlich werden wir alle niemals wieder eine Einheit sein. Aber vielleicht sollten wir einander zumindest eine Chance geben. Das, zumindest das, müssen wir einander wert sein.â
Ihre Augen begannen zu tränen. Ich ging noch einen Schritt auf sie zu und schloss sie in die Arme.
âEs war für uns alle nicht leichtâ¦â Flüsterte sie unter Tränen.
--------- Flashback Carol---------
Die Stadt war in kühlem Nebel eingehüllt. Carol fröstelte als sie auf der ausgetrockneten Wiese ging. Sie war diese Wetterbedingungen nicht mehr gewöhnt. Ihr Herzschlag wurde schneller als sie an ihrem Ziel angekommen war. Zitternd strich sie sich eine Strähne aus dem Haar. Die Zeit verging, es wurde Nacht, ehe ihre Lippen ein Wort formen konnten. Ihre Stimme zitterte, als sie leise begann: â Ich verzeihe dir. Ich verzeihe dir alles, alles, was du mir angetan hast. Ich verzeihe dir jedoch nicht um deiner Willen, denn das hast du nicht verdient. Aber ich verzeihe dir um meiner Willen, denn ich habe es verdient. Ich habe es verdient, meinen inneren Frieden wieder zu bekommen. Die Gewissheit, dass wir beide uns nie wieder sehen werden, erfüllt mich mit einer unglaublichen Ruhe.â Diese Sätze, die sie laut ausgesprochen hatte, erfüllten sie mit einer inneren Wärme. Es war der zweite Schritt. Alles würde sich nun zum Guten wenden, daran wagte sie endlich zu glauben. Als sie den Friedhof verlieÃ, lieà sie nicht nur das Grab ihres Onkels sondern auch ein altes Selbst für immer zurück.
--------- Flashback Carol Ende ---------