03.04.2006, 01:58
So hier ist meine Story. Ich weis nicht, ob das Thema 100 Prozentig getroffen ist, mal sehen
Die hellen Sonnenstrahlen fielen auf das Meer und lieÃen die unergründliche blaue Weite noch tiefer wirken. Die Möwen zogen ihre Bahnen und die Kinder bauten unbekümmert ihre Sandburgen. Alles war perfekt. Alles an diesem einen Tag in Venice Beach. Mitten in diesem vollkommenen Bild saÃen die beiden. Eng umschlungen auf einer Decke. Keiner der beiden brachte auch nur ein Wort über die Lippen. Nein…sie genossen einfach die Zeit zusammen und schauten in die unendliche Weite des Meeres. Dieser Moment zählte zu den wenigen in Rorys Leben, den sie nie enden lassen wollte. Diesen Moment, in dem alles perfekt schien. Vielleicht zu perfekt. Sie legte ihren Kopf zur Seite, bis er an seiner Schulter stoppte. Jess drehte seinen Kopf, lächelte sie an und zog sie näher an sich. Jeder hier könnte denken, dass die beiden ein Paar wären. Ein glückliches junges Paar. Doch das waren sie nicht. Schon lange nicht mehr. Wie sehr sich die beiden das auch wünschten, es würde immer ein Traum bleiben. Ein vergeblicher Wunsch, der immer vergebens sein würde. Sie liebten sich und doch gab es keine gemeinsame Zukunft. Vielleicht wäre alles anders gekommen, wenn Rory ihn damals nicht weggeschickt hätte. Vielleicht wäre alles anders gekommen, wenn er sich ihr anvertraut hätte. Vielleicht wäre alles anders gekommen, wenn Rory anders gehandelt hätte. Vielleicht. Keiner der beiden konnte eine Antwort darauf geben. Es war sowieso egal. Sie mussten die Vergangenheit vergessen, denn sie lebten in der Gegenwart. In der harten Realität. Jedes Mal wenn sie hier am Strand saÃen, konnten sie ihre Sorgen vergessen. Ihre Ãngste für einen kurzen Moment vergessen. Hier war alles wie weggeblasen.
„Wollen wir langsam gehen? Ich hab Hunger“ Rory unterbrach die Stille und hob ihren Kopf an. Jess sah in ihre wunderschönen blauen Augen und nickte. Zusammen packten sie ein und gingen Hand in Hand den Strand entlang. Die junge Frau musste immer wieder an ihr „zu Hause“ denken. Es war schon längst nicht mehr ihr zu Hause. Sie hatte zwar ihre Mutter Lorelai, doch selbst sie konnte ihr nicht geben, was sie brauchte. Ja Lorelai. Sie war ihr Vorbild, ihre Mutter und zugleich beste Freundin. Wenn Rory daran dachte, dass sie von all dem hier keine Ahnung hatte. Sie wusste nur, dass ihre Tochter in Urlaub nach Venice Beach gefahren war. Das stimmte nicht ganz, doch machte das noch einen groÃen Unterschied in ihrem Leben? Es stimmte sowieso nichts mehr. Ihr Leben war längst aus den Fugen geraten. Sie arbeitete bei der New York Times und an fast jedem freien Tag den sie bekommen konnte, machte sie hier Urlaub. Rory wunderte sich allmählich, warum ihrer Mutter das noch nicht aufgefallen war. Sie belog Lorelai immer und immer wieder von neuem und es machte sie fertig. Rory lebte in einer einzigen groÃen Lüge und sie schaffte es einfach nicht aus diesem Verdammnis auszubrechen. Zu oft hatte sie es schon versucht und jedes Mal hatte sie von neuem der Mut verlassen. Langsam hatte sie keine Kraft mehr. Keine Energie für das zu kämpfen, was sie eigentlich wollte. Was wollte sie eigentlich? Alles was sie jemals gewollt hatte, war ein unbeschwertes glückliches Leben. Und was hatte sie jetzt? Nichts von all dem. Jess hatte Rory die ganze Zeit über beobachtet und ihm waren die schmerzhaften Blicke nicht ergangen. Ihm zerriss es fast das Herz sie so zu sehen. Zu sehen wie sie litt und nichts machen zu können. Diese Gewissheit fraà ihn langsam aber sicher auf.
„Wollen wir nach Hause gehen und dort essen?“ Er musste etwas tun, um sie aufzumuntern. Egal was es kostete.
„Ja gerne“
„Wir könnten eigentlich auch Filme gucken und alles bestellen, was du möchtest“ Von dem einen auf den anderen Moment erhellte sich das Gemüt der jungen Frau. Jess schaffte es doch immer wieder sie aufzuheitern…genau das liebte sie so sehr an ihm.
„Tolle Idee“
„Dann beeilen wir uns mal“
Die zwei gingen in Jess Wohnung und lieÃen sich gleich auf das Sofa nieder.
„Hier such schon mal was aus“ Der junge Mann zeigte auf einen Stapel Filme, während er in die Küche verschwand. Rory kniete sich nieder und begann die Filme durchzuwühlen. Sie kannte jeden einzelnen, doch einer stach ihr ganz besonders ins Auge. Langsam hob sie die Hülle hoch und betrachtete schweren Herzens das Cover.
„Welchen hast du ausgesucht?“ fragte Jess, der mit zwei Tassen am Sofa angekommen war.
„Almost Famous“
„Oh“
Die zwei setzten sich hin und starteten den Film. Jedem der beiden war bewusst, dass es nicht nur irgendein Film war. Nein es war ihr Film. Der Streifen, bei dem alte Erinnerungen hoch kamen. Schöne Erinnerungen. Wie oft hatten sie damals Almost Famous geguckt? Sie wussten es schon gar nicht mehr. Die einzige Gewissheit, die wohl die verblassen würde, war, dass sie glücklich waren. Das sie noch zusammen waren und eine unbeschwerte Zeit hatten. Rory kuschelte sich dicht an Jess und legte ihren Kopf auf seine Brust. Er legte einen Arm um sie und zog sie näher an sich. Er genoss die Zeit mit ihr. Die wenigen Augenblicke, die sie miteinander hatten kosteten sie voll und ganz aus.
So verging die Zeit und die letzte Szene des Filmes war ausgelaufen. Rory hob ihren Kopf und legte eine Hand an seine Wange. Sachte strich sie über seine weiche Haut und entlockte ihm dadurch ein zufriedenes Seufzen. Jess hob ebenfalls seine Hand und legte sie auf Rorys. Die zwei schauten sich tief in die Augen. Jeder der beiden spürte dieses Kribbeln im Bauch. Diese angenehme Gänsehaut, die sich durch jede Faser des Körpers schlich. Selbst jetzt, nach all den Jahren schlugen ihre Herzen rasend schnell, wenn sie sich so nahe kamen. Ihre Gesichter näherten sich und sie konnten es kaum erwarten, die Lippen des andern zu spüren. Und wenn es dann soweit war, dass sich ihre Lippen verweinten und zu einem leidenschaftlichen Kuss verschmolzen durchströmte dieses Feuer ihren Körper. Alles um sie herum schien vergessen…denn nur sie zählten. Sie und dieser einzigartige Augenblick.
Jess hob Rory sachte vom Sofa und trug sie zum Bett. Die junge Frau unternahm nichts, als er sich über sie schob. Sie unternahm nichts, als er sie von neuem küsste. Sie unternahm nichts, als er ihr das Shirt über den Kop zog und auch nicht, als seine Hand an ihrer Hose angekommen war. Sie unternahm nichts dagegen, denn sie wollte es. Sie wollte ihn spüren, ihm so nahe sein wie möglich. Sie wollte sich dieses Gefühl und diesen Anblick in ihre Erinnerung brennen, damit sie morgen Nacht daran zurück denken konnte. Morgen Nacht, wenn sie wieder zu Hause in Hartford sein würde. Erinnerungen und Fotos würden dann wieder das einzige sein, das ihr von ihm blieb. Das von ihrer groÃen Liebe übrig war.
Am nächsten Morgen wurde Rory von den hellen Strahlen der Sonne geweckt. Sie hob behutsam den Arm des schlafenden Jess hoch und entwand sich vorsichtig aus seiner Umarmung. Leise tapste sie auf dem kalten Boden in Richtung Badezimmer. Sie öffnete die Tür, trat ein und blieb vor dem Spiegel stehen. Wer war diese Frau? Das war nicht die süÃe, unschuldige Rory von früher. Das war sie schon lange nicht mehr. Sie erkannte sich kaum wieder. Erneut bemerkte sie diesen Klos im Hals, der ihr fast den Atem nahm und das Brennen in ihrer Kehle. Anders als die letzten Male gab sie ihren Gefühlen nach und lies ihren Tränen freien Lauf. Heute war der Traum also zu Ende. Sie hatte leider nur eine Woche Urlaub, die sie von Anfang an hier verbracht hatte. Ihre Arme hatten sich mittlerweile wärmend um ihren zierlichen Körper geschlungen und ihre Beine gaben langsam nach. Sie glitt zu Boden und schluchzte vor sich hin, bis es an der Tür klopfte.
„Rory, ist alles ok bei dir?“ Doch noch bevor sie ihm antworten konnte, hatte er die Tür aufgemacht. Jess versuchte den Schrecken und den Schmerz, den er bei ihrem Anblick erlitt so gut wie möglich zu verbergen. Er ging sachte auf sie zu, setzte sich neben sie und nahm sie, ohne auch nur ein weiteres Wort zu verlieren, in den Arm. Rory krallte sich an ihm fest und fing hemmungslos an zu weinen.
„Wieso ist das alles nur so kompliziert Jess? Warum? Warum können wir nicht einfach glücklich sein?“ Sie sah ihn mit ihrem Tränen über strömten Gesicht an.
„Du weist genau, dass das nicht geht und niemals gehen wird. So gerne ich es auch hätte…es geht nicht“
„Ich würde der ganzen Welt zeigen, wie glücklich ich bin. Glücklich mit dir“
„Ich doch auch und das weist du. Für mich gäbe es nichts Schöneres“
Die beiden verharrten noch eine Weile in dieser Position, bis sich Rory beruhigt hatte. Dann standen sie auf und gingen in die Küche, um zu frühstücken. Keiner der beiden hatte wirklichen Hunger. Jedem war bewusst, was nach diesem Frühstück folgen würde und so machten sie mit Absicht langsamer. Doch egal, wie viel Zeit die beiden schändeten, der Augenblick kam trotzdem. Der Moment, in dem sie aus ihrer Traumwelt entrissen und in die wahre Welt hineingeworfen wurden. Der Moment, an dem es wieder hieà Abschied zu nehmen. So standen die beiden vor Rorys Auto und blickten sich schweigend an.
„Es heiÃt wohl wieder Abschied nehmen“ Ein gequältes Lächeln zog sich über Jess Lippen, während er Rory sanft über die Wange strich. Die junge Frau machte die Augen zu und wiegte ihren Kopf leicht zur Seite. Es löste sich eine einzelne Träne aus ihren Augen, die Jess sofort wegwischte.
„Shhh komm her“ Er zog Rory an sich und umarmte sie fest.
„Bitte weine nicht…ich kann es nicht ertragen, dich so zu sehen“ Kaum merklich nickte die junge Frau und schluckte ihren Trauer, ihren Schmerz zusammen mit ihren stummen Tränen runter. Sie hob ihren Kopf und berührte seine Lippen ein letztes Mal. Er erwiderte den Kuss und versuchte sich dieses Gefühl so gut wie möglich einzuprägen. Diesen sanften und zugleich leidenschaftlichen Kuss. Als sie sich von ihm löste und ihre Stirn gegen seine presste blickte sie ihm ein letztes Mal in seine braunen Augen. Die Augen, die sie Nacht für Nacht verfolgten.
„Geh jetzt“ Es war nicht mehr als ein Flüstern und doch hatte Rory die Worte genau verstanden. Sie löste sich schweren Herzens von ihm und machte einen Schritt zurück. Ihre Beine fühlten sich plötzlich so schwer an. Sie wollten sich nicht von der Stellte bewegen. Ihr Herz schrie förmlich und wand sich vor Schmerz, doch all das half nichts. Sie musste gehen, das wussten sie beide zu gut. Nach mehreren Augenblicken konnte sie sich schlieÃlich doch überwinden und ging zu ihrem Auto. Ein letztes Mal drehte sie sich um.
„Bis bald Jess“ Mit diesen Worten machte sie die Tür auf und wollte schon einsteigen, als sie sich nochmals umdrehen und „ich liebe dich“ flüsterte. Er waren nicht mehr als drei Worte und doch war es mehr, als Jess hören wollte. Diese drei Worte machten es ihm noch schwerer, als es ohne hin schon war.
„Ich auch“ gab er zurück, bevor er sich umdrehte und ging. Er verschwand im Hausgang und machte die Augen zu. Langsam glitt er die Wand nach unten und vergrub seinen Kopf in den Händen. Genau dieses Bild versuchte er Rory zu ersparen. Dieses Bild, das sie niemals zu Gesicht bekommen würde. Sie würde auch niemals von ihm erfahren, wie schlecht es ihm danach ging und wie sehr sich sein Herz vor Schmerzen wand. Der Bad Boy, der keine Gefühle an sich ran lies war verschwunden. Die Fassade eingestürzt. Manchmal fragte sich Jess, ob es nicht besser wäre, wieder so zu sein wie früher. Dann wäre ihm all das Leid mit Sicherheit erspart.
Rory war mittlerweile eingestiegen. Regungslos saà sie da und starrte das Lenkrad an. Sie bewegte ihre Hand automatisch in Richtung Handschuhfach, öffnete es und zog eine kleine Schachtel raus. Als sie die Schachtel öffnete und einen glitzernden Ring herauszog, veränderte sich ihre Miene keineswegs. Geradezu mechanisch steckte sie ihren Ehering an den Finger und startete den Motor. Als sie Venice Beach hinter sich gelassen hatte, konnte sie ihren Gefühlen nicht mehr standhalten und lies die Tränen auf ihre Hände tropfen. Sie fuhr dem Leben entgegen, in das sie nicht hineinwollte. Dem Leben, in das sie nicht hineingehörte. Viel zu spät hatte sie das gemerkt und als sie es dann doch eingesehen hatte, war es zu spät gewesen. Sie wollte Logan an diesem einen Abend verlassen, als dieser schreckliche Autounfall passierte und ihr Leben total veränderte. Sie wollte die Beziehung beenden, als er den Anruf entgegen genommen hatte. Danach war nichts mehr wie vorher. An diesem Abend waren seine Eltern und seine Schwester bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Logan war am Boden zerstört und Rory blieb nichts anderes übrig als bei ihm zu bleiben und ihm durch diese schwere Zeit zu helfen. Sie hatte ihn ja furchtbar gerne, doch war es keine Liebe. Als sie dann auch noch ungewollt schwanger wurde, war ihr Schicksal besiegelt. Sie hatten einen gemeinsamen Sohn, hatten geheiratet und waren in eine schicke Villa gezogen. Seit dem hatte Rory nie mehr über eine Trennung oder gar Scheidung nachgedacht. Ein Schicksalsschlag hatte den nächsten ergeben. Und nun war sie in ein Leben gedrängt, das sie nicht wollte. Nicht brauchte. Sie liebte ihren kleinen Sohn und auch er war ein Grund, Logan nicht zu verlassen. SchlieÃlich wusste sie, wie es war ohne Vater aufzuwachsen. Jess hatte sie zufällig wieder getroffen, als sie mit Lane Urlaub gemacht hatte und so hatte das eine zum andern geführt. Seidem verbrachte sie fast jeden Urlaub bei ihm und lieà dafür ihre Familie in einer falschen Gewissheit. In einer Lüge. Sie lieà sie im Stich. Doch sie konnte nicht anders…sie hörte auf ihr Herz, das eindeutig nur einen Namen verlangte…Jess.
Sie wusste genau, was ihre Mutter sagen würde, wenn sie in ein paar Stunden in Stars Hollow halt machen würde. Sie würde das fragen, was sie immer wissen wollte. Wie war dein Urlaub? Hast du dich gut erholt? Hast du uns vermisst? Und wie immer würde sie alles bejahen und eine gute Miene aufsetzen. Jetzt war sie bereit die Maske auf zu setzten. Wieder einmal. Alles war wie immer. Das würde es immer sein…immer….
Addicted to you…
Die hellen Sonnenstrahlen fielen auf das Meer und lieÃen die unergründliche blaue Weite noch tiefer wirken. Die Möwen zogen ihre Bahnen und die Kinder bauten unbekümmert ihre Sandburgen. Alles war perfekt. Alles an diesem einen Tag in Venice Beach. Mitten in diesem vollkommenen Bild saÃen die beiden. Eng umschlungen auf einer Decke. Keiner der beiden brachte auch nur ein Wort über die Lippen. Nein…sie genossen einfach die Zeit zusammen und schauten in die unendliche Weite des Meeres. Dieser Moment zählte zu den wenigen in Rorys Leben, den sie nie enden lassen wollte. Diesen Moment, in dem alles perfekt schien. Vielleicht zu perfekt. Sie legte ihren Kopf zur Seite, bis er an seiner Schulter stoppte. Jess drehte seinen Kopf, lächelte sie an und zog sie näher an sich. Jeder hier könnte denken, dass die beiden ein Paar wären. Ein glückliches junges Paar. Doch das waren sie nicht. Schon lange nicht mehr. Wie sehr sich die beiden das auch wünschten, es würde immer ein Traum bleiben. Ein vergeblicher Wunsch, der immer vergebens sein würde. Sie liebten sich und doch gab es keine gemeinsame Zukunft. Vielleicht wäre alles anders gekommen, wenn Rory ihn damals nicht weggeschickt hätte. Vielleicht wäre alles anders gekommen, wenn er sich ihr anvertraut hätte. Vielleicht wäre alles anders gekommen, wenn Rory anders gehandelt hätte. Vielleicht. Keiner der beiden konnte eine Antwort darauf geben. Es war sowieso egal. Sie mussten die Vergangenheit vergessen, denn sie lebten in der Gegenwart. In der harten Realität. Jedes Mal wenn sie hier am Strand saÃen, konnten sie ihre Sorgen vergessen. Ihre Ãngste für einen kurzen Moment vergessen. Hier war alles wie weggeblasen.
„Wollen wir langsam gehen? Ich hab Hunger“ Rory unterbrach die Stille und hob ihren Kopf an. Jess sah in ihre wunderschönen blauen Augen und nickte. Zusammen packten sie ein und gingen Hand in Hand den Strand entlang. Die junge Frau musste immer wieder an ihr „zu Hause“ denken. Es war schon längst nicht mehr ihr zu Hause. Sie hatte zwar ihre Mutter Lorelai, doch selbst sie konnte ihr nicht geben, was sie brauchte. Ja Lorelai. Sie war ihr Vorbild, ihre Mutter und zugleich beste Freundin. Wenn Rory daran dachte, dass sie von all dem hier keine Ahnung hatte. Sie wusste nur, dass ihre Tochter in Urlaub nach Venice Beach gefahren war. Das stimmte nicht ganz, doch machte das noch einen groÃen Unterschied in ihrem Leben? Es stimmte sowieso nichts mehr. Ihr Leben war längst aus den Fugen geraten. Sie arbeitete bei der New York Times und an fast jedem freien Tag den sie bekommen konnte, machte sie hier Urlaub. Rory wunderte sich allmählich, warum ihrer Mutter das noch nicht aufgefallen war. Sie belog Lorelai immer und immer wieder von neuem und es machte sie fertig. Rory lebte in einer einzigen groÃen Lüge und sie schaffte es einfach nicht aus diesem Verdammnis auszubrechen. Zu oft hatte sie es schon versucht und jedes Mal hatte sie von neuem der Mut verlassen. Langsam hatte sie keine Kraft mehr. Keine Energie für das zu kämpfen, was sie eigentlich wollte. Was wollte sie eigentlich? Alles was sie jemals gewollt hatte, war ein unbeschwertes glückliches Leben. Und was hatte sie jetzt? Nichts von all dem. Jess hatte Rory die ganze Zeit über beobachtet und ihm waren die schmerzhaften Blicke nicht ergangen. Ihm zerriss es fast das Herz sie so zu sehen. Zu sehen wie sie litt und nichts machen zu können. Diese Gewissheit fraà ihn langsam aber sicher auf.
„Wollen wir nach Hause gehen und dort essen?“ Er musste etwas tun, um sie aufzumuntern. Egal was es kostete.
„Ja gerne“
„Wir könnten eigentlich auch Filme gucken und alles bestellen, was du möchtest“ Von dem einen auf den anderen Moment erhellte sich das Gemüt der jungen Frau. Jess schaffte es doch immer wieder sie aufzuheitern…genau das liebte sie so sehr an ihm.
„Tolle Idee“
„Dann beeilen wir uns mal“
Die zwei gingen in Jess Wohnung und lieÃen sich gleich auf das Sofa nieder.
„Hier such schon mal was aus“ Der junge Mann zeigte auf einen Stapel Filme, während er in die Küche verschwand. Rory kniete sich nieder und begann die Filme durchzuwühlen. Sie kannte jeden einzelnen, doch einer stach ihr ganz besonders ins Auge. Langsam hob sie die Hülle hoch und betrachtete schweren Herzens das Cover.
„Welchen hast du ausgesucht?“ fragte Jess, der mit zwei Tassen am Sofa angekommen war.
„Almost Famous“
„Oh“
Die zwei setzten sich hin und starteten den Film. Jedem der beiden war bewusst, dass es nicht nur irgendein Film war. Nein es war ihr Film. Der Streifen, bei dem alte Erinnerungen hoch kamen. Schöne Erinnerungen. Wie oft hatten sie damals Almost Famous geguckt? Sie wussten es schon gar nicht mehr. Die einzige Gewissheit, die wohl die verblassen würde, war, dass sie glücklich waren. Das sie noch zusammen waren und eine unbeschwerte Zeit hatten. Rory kuschelte sich dicht an Jess und legte ihren Kopf auf seine Brust. Er legte einen Arm um sie und zog sie näher an sich. Er genoss die Zeit mit ihr. Die wenigen Augenblicke, die sie miteinander hatten kosteten sie voll und ganz aus.
So verging die Zeit und die letzte Szene des Filmes war ausgelaufen. Rory hob ihren Kopf und legte eine Hand an seine Wange. Sachte strich sie über seine weiche Haut und entlockte ihm dadurch ein zufriedenes Seufzen. Jess hob ebenfalls seine Hand und legte sie auf Rorys. Die zwei schauten sich tief in die Augen. Jeder der beiden spürte dieses Kribbeln im Bauch. Diese angenehme Gänsehaut, die sich durch jede Faser des Körpers schlich. Selbst jetzt, nach all den Jahren schlugen ihre Herzen rasend schnell, wenn sie sich so nahe kamen. Ihre Gesichter näherten sich und sie konnten es kaum erwarten, die Lippen des andern zu spüren. Und wenn es dann soweit war, dass sich ihre Lippen verweinten und zu einem leidenschaftlichen Kuss verschmolzen durchströmte dieses Feuer ihren Körper. Alles um sie herum schien vergessen…denn nur sie zählten. Sie und dieser einzigartige Augenblick.
Jess hob Rory sachte vom Sofa und trug sie zum Bett. Die junge Frau unternahm nichts, als er sich über sie schob. Sie unternahm nichts, als er sie von neuem küsste. Sie unternahm nichts, als er ihr das Shirt über den Kop zog und auch nicht, als seine Hand an ihrer Hose angekommen war. Sie unternahm nichts dagegen, denn sie wollte es. Sie wollte ihn spüren, ihm so nahe sein wie möglich. Sie wollte sich dieses Gefühl und diesen Anblick in ihre Erinnerung brennen, damit sie morgen Nacht daran zurück denken konnte. Morgen Nacht, wenn sie wieder zu Hause in Hartford sein würde. Erinnerungen und Fotos würden dann wieder das einzige sein, das ihr von ihm blieb. Das von ihrer groÃen Liebe übrig war.
Am nächsten Morgen wurde Rory von den hellen Strahlen der Sonne geweckt. Sie hob behutsam den Arm des schlafenden Jess hoch und entwand sich vorsichtig aus seiner Umarmung. Leise tapste sie auf dem kalten Boden in Richtung Badezimmer. Sie öffnete die Tür, trat ein und blieb vor dem Spiegel stehen. Wer war diese Frau? Das war nicht die süÃe, unschuldige Rory von früher. Das war sie schon lange nicht mehr. Sie erkannte sich kaum wieder. Erneut bemerkte sie diesen Klos im Hals, der ihr fast den Atem nahm und das Brennen in ihrer Kehle. Anders als die letzten Male gab sie ihren Gefühlen nach und lies ihren Tränen freien Lauf. Heute war der Traum also zu Ende. Sie hatte leider nur eine Woche Urlaub, die sie von Anfang an hier verbracht hatte. Ihre Arme hatten sich mittlerweile wärmend um ihren zierlichen Körper geschlungen und ihre Beine gaben langsam nach. Sie glitt zu Boden und schluchzte vor sich hin, bis es an der Tür klopfte.
„Rory, ist alles ok bei dir?“ Doch noch bevor sie ihm antworten konnte, hatte er die Tür aufgemacht. Jess versuchte den Schrecken und den Schmerz, den er bei ihrem Anblick erlitt so gut wie möglich zu verbergen. Er ging sachte auf sie zu, setzte sich neben sie und nahm sie, ohne auch nur ein weiteres Wort zu verlieren, in den Arm. Rory krallte sich an ihm fest und fing hemmungslos an zu weinen.
„Wieso ist das alles nur so kompliziert Jess? Warum? Warum können wir nicht einfach glücklich sein?“ Sie sah ihn mit ihrem Tränen über strömten Gesicht an.
„Du weist genau, dass das nicht geht und niemals gehen wird. So gerne ich es auch hätte…es geht nicht“
„Ich würde der ganzen Welt zeigen, wie glücklich ich bin. Glücklich mit dir“
„Ich doch auch und das weist du. Für mich gäbe es nichts Schöneres“
Die beiden verharrten noch eine Weile in dieser Position, bis sich Rory beruhigt hatte. Dann standen sie auf und gingen in die Küche, um zu frühstücken. Keiner der beiden hatte wirklichen Hunger. Jedem war bewusst, was nach diesem Frühstück folgen würde und so machten sie mit Absicht langsamer. Doch egal, wie viel Zeit die beiden schändeten, der Augenblick kam trotzdem. Der Moment, in dem sie aus ihrer Traumwelt entrissen und in die wahre Welt hineingeworfen wurden. Der Moment, an dem es wieder hieà Abschied zu nehmen. So standen die beiden vor Rorys Auto und blickten sich schweigend an.
„Es heiÃt wohl wieder Abschied nehmen“ Ein gequältes Lächeln zog sich über Jess Lippen, während er Rory sanft über die Wange strich. Die junge Frau machte die Augen zu und wiegte ihren Kopf leicht zur Seite. Es löste sich eine einzelne Träne aus ihren Augen, die Jess sofort wegwischte.
„Shhh komm her“ Er zog Rory an sich und umarmte sie fest.
„Bitte weine nicht…ich kann es nicht ertragen, dich so zu sehen“ Kaum merklich nickte die junge Frau und schluckte ihren Trauer, ihren Schmerz zusammen mit ihren stummen Tränen runter. Sie hob ihren Kopf und berührte seine Lippen ein letztes Mal. Er erwiderte den Kuss und versuchte sich dieses Gefühl so gut wie möglich einzuprägen. Diesen sanften und zugleich leidenschaftlichen Kuss. Als sie sich von ihm löste und ihre Stirn gegen seine presste blickte sie ihm ein letztes Mal in seine braunen Augen. Die Augen, die sie Nacht für Nacht verfolgten.
„Geh jetzt“ Es war nicht mehr als ein Flüstern und doch hatte Rory die Worte genau verstanden. Sie löste sich schweren Herzens von ihm und machte einen Schritt zurück. Ihre Beine fühlten sich plötzlich so schwer an. Sie wollten sich nicht von der Stellte bewegen. Ihr Herz schrie förmlich und wand sich vor Schmerz, doch all das half nichts. Sie musste gehen, das wussten sie beide zu gut. Nach mehreren Augenblicken konnte sie sich schlieÃlich doch überwinden und ging zu ihrem Auto. Ein letztes Mal drehte sie sich um.
„Bis bald Jess“ Mit diesen Worten machte sie die Tür auf und wollte schon einsteigen, als sie sich nochmals umdrehen und „ich liebe dich“ flüsterte. Er waren nicht mehr als drei Worte und doch war es mehr, als Jess hören wollte. Diese drei Worte machten es ihm noch schwerer, als es ohne hin schon war.
„Ich auch“ gab er zurück, bevor er sich umdrehte und ging. Er verschwand im Hausgang und machte die Augen zu. Langsam glitt er die Wand nach unten und vergrub seinen Kopf in den Händen. Genau dieses Bild versuchte er Rory zu ersparen. Dieses Bild, das sie niemals zu Gesicht bekommen würde. Sie würde auch niemals von ihm erfahren, wie schlecht es ihm danach ging und wie sehr sich sein Herz vor Schmerzen wand. Der Bad Boy, der keine Gefühle an sich ran lies war verschwunden. Die Fassade eingestürzt. Manchmal fragte sich Jess, ob es nicht besser wäre, wieder so zu sein wie früher. Dann wäre ihm all das Leid mit Sicherheit erspart.
Rory war mittlerweile eingestiegen. Regungslos saà sie da und starrte das Lenkrad an. Sie bewegte ihre Hand automatisch in Richtung Handschuhfach, öffnete es und zog eine kleine Schachtel raus. Als sie die Schachtel öffnete und einen glitzernden Ring herauszog, veränderte sich ihre Miene keineswegs. Geradezu mechanisch steckte sie ihren Ehering an den Finger und startete den Motor. Als sie Venice Beach hinter sich gelassen hatte, konnte sie ihren Gefühlen nicht mehr standhalten und lies die Tränen auf ihre Hände tropfen. Sie fuhr dem Leben entgegen, in das sie nicht hineinwollte. Dem Leben, in das sie nicht hineingehörte. Viel zu spät hatte sie das gemerkt und als sie es dann doch eingesehen hatte, war es zu spät gewesen. Sie wollte Logan an diesem einen Abend verlassen, als dieser schreckliche Autounfall passierte und ihr Leben total veränderte. Sie wollte die Beziehung beenden, als er den Anruf entgegen genommen hatte. Danach war nichts mehr wie vorher. An diesem Abend waren seine Eltern und seine Schwester bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Logan war am Boden zerstört und Rory blieb nichts anderes übrig als bei ihm zu bleiben und ihm durch diese schwere Zeit zu helfen. Sie hatte ihn ja furchtbar gerne, doch war es keine Liebe. Als sie dann auch noch ungewollt schwanger wurde, war ihr Schicksal besiegelt. Sie hatten einen gemeinsamen Sohn, hatten geheiratet und waren in eine schicke Villa gezogen. Seit dem hatte Rory nie mehr über eine Trennung oder gar Scheidung nachgedacht. Ein Schicksalsschlag hatte den nächsten ergeben. Und nun war sie in ein Leben gedrängt, das sie nicht wollte. Nicht brauchte. Sie liebte ihren kleinen Sohn und auch er war ein Grund, Logan nicht zu verlassen. SchlieÃlich wusste sie, wie es war ohne Vater aufzuwachsen. Jess hatte sie zufällig wieder getroffen, als sie mit Lane Urlaub gemacht hatte und so hatte das eine zum andern geführt. Seidem verbrachte sie fast jeden Urlaub bei ihm und lieà dafür ihre Familie in einer falschen Gewissheit. In einer Lüge. Sie lieà sie im Stich. Doch sie konnte nicht anders…sie hörte auf ihr Herz, das eindeutig nur einen Namen verlangte…Jess.
Sie wusste genau, was ihre Mutter sagen würde, wenn sie in ein paar Stunden in Stars Hollow halt machen würde. Sie würde das fragen, was sie immer wissen wollte. Wie war dein Urlaub? Hast du dich gut erholt? Hast du uns vermisst? Und wie immer würde sie alles bejahen und eine gute Miene aufsetzen. Jetzt war sie bereit die Maske auf zu setzten. Wieder einmal. Alles war wie immer. Das würde es immer sein…immer….