06.06.2006, 22:39
Chapter Three ~ The Astonishment
Er wusste nicht wieso er sich bereit erklärt hatte das zu tun. Er wusste nicht wieso er in seinen Wagen gestiegen und diese gottverdammten 300 Kilometer gefahren war. Aber vielleicht gab es ja doch einen kleinen Grund. Oder vielleicht mehrere. Sein Onkel hatte ihn gebeten, ihn und seine vor kurzem frisch angetraute Frau zu besuchen und weil er seinen Onkel still und heimlich mochte, hatte er sofort seine Sachen gepackt und war in die verhasste Kleinstadt zurück gefahren. Luke hatte sanft gelächelt und ihm von Zeit zu Zeit stolz auf die Schulter geklopft. Beeindruckt von seinem Neffen war er, denn dieser hatte in den letzten drei Jahren eine Menge erreicht. Etwas wovon sich andere nur erträumen lassen konnten. Trotz mangelnden Schulabschlusses, hatte er einen gut bezahlten Job bei einem Verlag bekommen und sogar ein eigenes Buch veröffentlicht. Luke platzte fast vor Stolz. Einer jedoch, beobachtete seine Erfolge mit Missbehagen und Trauer. Lorelai, hatte sich doch immer all dies für Rory gewünscht. Sie wollte doch so stolz auf ihre Tochter sein wie Luke es mit Jess war. Sie wollte die Erfolge ihrer Tochter feiern. Aber sie war nicht hier. Und sie hatte nur per Zufall durch ihre Mutter erfahren, dass Rory verlobt war.
Eine Woche hatte es gedauert, bis Luke sie aus deren gemeinsamen Zimmer locken konnte. Lorelai war am Boden zerstört. Sie hatte sich das alles ganz anders vorgestellt.
Luke hatte sie versucht zu trösten, ihr immer wieder versichert das alles gut werden würde, aber als sich Rory dann nach Wochen nicht gemeldet hatte, noch nicht einmal um ihre Verlobung bekannt zu geben, hatte er fast schon selbst aufgegeben daran zu glauben. Aber dann, plötzlich, war ihm jemand eingefallen, der Lorelai helfen konnte. Nun, er hoffte es. Eine Person, die in der Vergangenheit von ihr fast schon verabscheut wurde, von der sie hoffte sie nie wieder zu sehen, könnte vielleicht wieder alles in Lot bringen. Luke rief noch in derselben Nacht Jess an, bat ihn zu kommen und Jess tat es.
Nun saà er in seinem roten Wagen, grelles Licht leuchtete aus dem Domizil, aber er stieg nicht aus, nervös wie ein kleiner Schuljunge, wartete er, versuchte sich noch mal alles durch den Kopf gehen zu lassen. War dies tatsächlich die einzige und beste Lösung? Würde er mit seinem Besuch überhaupt etwas erreichen? Würde sie ihn sehen wollen, oder gar mit ihm reden? Er wusste es nicht und mit jeder Sekunde die er in seinem Wagen verbrachte, sanken seine Hoffnungen. Aber er würde es tun. Für Luke. Für Lorelai. Für Rory. Und für sich selbst.
Noch einmal fuhr er sich durch die Haare, seufzte und mit einem Schwung war er aus dem Auto gestiegen.
Seine Augen musterten angewidert dieses Schloss von einem Haus und wieder fragte er sich, was er hier überhaupt tat. Und er dachte das Haus ihrer GroÃeltern wäre riesig.
âRoryâ, hörte sie eine Stimme und sie hatte Angst sich umzudrehen, denn sie wollte nicht dass er sie so sah, verheult und hässlich, ihr Schminke verschmiert, die Augen rot geschwollen. Er durfte sie nicht so sehen, denn er würde ihr wieder Fragen stellen auf die sie keine Antwort wusste. Stattdessen, rief sie über ihre Schulter, versuchte auch ihre Frisur aufzufrischen.
âIch komme, einen Moment, Loganâ, Er schien begriffen zu haben, dass sie Zeit für sich brauchte, oder es war ihm gleichgültig, auf jeden Fall lieà er sie in Ruhe und rief nicht mehr nach ihr.
Aber sie machte sich nichts draus. Sie machte sich nicht fertig, sie hatte nicht vor zu wieder zurück zu seinen Gästen zu gehen. Der Balkon schien für sie der einzige Ausweg zu sein, um ihm nicht zu begegnen.
Ja, sie ging lieber auf einen Balkon anstatt sich mir ihrem Verlobten zu amüsieren. Sie wusste was sie ihm damit antat, sie wusste es war schrecklich von ihr so von ihm zu denken, aber ein Blick in seine Augen und sie wusste sie würde für immer in Schuldgefühlen baden. Und das tat se jetzt schon.
Sie dachte darüber nach, wie sie am besten von hier wegkommen würde, plötzlich schien der Sprung von dem 5 Meter hohen Balkon ansprechend und sie beugte sich vor, nur um die Fallweite zu messen, als sie ihn erblickte. Er, den sie seit fast 4 Jahren nicht mehr gesehen hatte, an den sie seit vielen Jahren nicht mehr gedacht hatte. Er stand da, mit den Händen in der Tasche, ein unschlüssiger Blick auf seinem ansehnlichen Gesicht. Er sah gut aus. Erwachsen. Aber was tat er hier? Woher wusste er von der Feier? Wusste er, dass sie verlobt war?
Plötzlich fing Rory wieder an zu zittern. Der Gedanke, dass er wusste sie war für immer vergeben machte sie traurig. Sie wusste selbst nicht warum. Sie empfand doch nichts für Jess.
Hastig verlieà sie ihren Fluchtplatz, ignorierte die Blicke der Gäste, das Rufen ihres Freundes, vergaà alles um sie herum, nur wollte sie unbedingt hinaus zu ihm.
Und als sie dann endlich die Tür aufriss und in seine groÃen Karamellfarbenen Augen blickte, erstarrte sie und wartete, dass er sich regte. Von der Nähe betrachtet sah er noch besser aus. Seine Augen durchbohrten ihre und er lächelte sie traurig an.
âJessâ, war alles was sie herausbrachte. Er nickte ihr kurz zu, lieà seinen Blick an ihr schweifen. Es war doch immer wieder bedrückend wie hinreiÃend sie doch aussah, wenn er sie nicht haben konnte. Das Kleid schien ihren Körper genau an den richtigen Stellen zu betonen, ihren Körper, der in den letzten Jahren noch weiblicher geworden war. Seine Rory war nun definitiv erwachsen. Ihre Hochsteckfrisur zerfiel, die Locken fielen ihr in Gesicht und er musste sich zurückhalten ihr die Strähne nicht hinters Ohr zu schieben. So wie damals, als sie noch zusammen waren. Ihre Haut war blass und weich, wie eine Porzellanpuppe sah sie aus, zerbrechlich. Aber ihre Augen. Blau hatte er sie in Erinnerung. Blau wie den Himmel bei strahlendem Sonnenschein, so tief wie den Ozean. Und nun waren sie matt und farblos. Grau, wie die Welt die sie umgab. Und das hatte er doch immer zu verhindern versucht. Sie sollte unnahbar sein und hier stand sie, erdrückt von der Realität. Seine Prinzessin war nicht mehr dieselbe.
~*~